[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von dispersionsverfestigten
Kupferformteilen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Dispersionsverfestigte Werkstoffe auf der Basis von Kupfer sind von großem technischen
Interesse für Anwendungen, bei denen die Kombination der Eigenschaften einer hohen
Warmfestigkeit und hoher elektrischer Leitfähigkeit bzw. Wärmeleitfähigkeit erforderlich
ist, wie z.B. im Bereich der Elektrotechnik und der Schweiß- und Kfz.-Motortechnik.
Dennoch haben diese Werkstoffe in der Praxis bis heute keine nennenswerte Bedeutung
erlangt. Die Gründe hierfür liegen hauptsächlich darin, daß die für diese Werkstoffe
üblicherweise angewandten pulvermetallurgischen Fertigungsverfahren nicht rationell
genug sind. So führt beispielsweise die Herstellung des oxiddispersionsverfestigten
Werkstoffs Cu-Al₂O₃ nach der Methode der inneren Oxidation zu einem Halbzeug, das
aufgrund seiner geringen Duktilität nur spanabhebend zu Formteilen weiterverarbeitet
werden kann. Bei dieser Arbeitsweise geht jedoch der eigentliche wirtschaftliche
Vorteil der pulvermetallurgischen Fertigung der endformnahen Produktion ohne infolgedessen
größeren Materialverlust verloren.
[0003] Rationellere Fertigungsverfahren wie z.B. der Formguß sind bis jetzt im Zusammenhang
mit dispersionsverfestigten Kupferwerkstoffen nicht bekannt geworden. Dies ist darauf
zurückzuführen, daß es nicht gelingt, die Dispersoide wie Al₂O₃ und BeO in einer
Kupferschmelze unter Vermeidung von Schwereseigerung gleichmäßig zu suspendieren.
Auch Versuche, die Schwereseigerung in der Kupferschmelze durch eine Ultraschalleinwirkung
zu begrenzen, blieben stets ohne greifbares Ergebnis.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein rationelles Verfahren
zum Herstellen von dispersionsverfestigten Kupferformteilen auf dem Schmelzweg sowie
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der Patentansprüche 1 und 13 gelöst.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet die rationelle Fertigung von Formteilen
oder endformnahen Teilen mit folglich geringem Materialverlust auf dem Schmelzweg.
Die hergestellten Teile weisen ferner gute Materialeigenschaften auf, denn das Problem
der Schwereseigerung kann zufriedenstellend bewältigt werden.
[0007] Die Erfinder gingen von der Überlegung aus, daß sich eine gleichmäßige Verteilung
feiner Dispersoide in einer schmelzflüssigen Metallmatrix am einfachsten realisieren
läßt, wenn die disperse Phase über Fällungsreaktionen in-situ in der Schmelze erzeugt
werden kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch, daß die Dispersoidkeimbildung homogen
abläuft und der kritische Keimradius gering bleibt. Es wurde gefunden, daß dies für
die im Anspruch 1 angegebenen übersättigten Stoffsysteme der Fall ist, wobei Untersuchungen
an Cu-Al-B, Cu-Ti-B, Cu-Zr-B, Cu-Hf-B, Cu-V-B, Cu-Nb-B und Cu-Cr-B - Schmelzen zeigten,
daß die genannten Voraussetzungen in den Systemen Cu-AlB₂, Cu-TiB₂, Cu-ZrB₂, Cu-HfB₂,
Cu-VB₂, Cu-NbB₂ und Cu-CrB₂ in besonders hohem Maße erfüllt werden. Aufgrund ihres
sehr kleinen Löslichkeitsprodukts im schmelzflüssigen Kupfer und ihrer sehr hohen
Schmelztemperatur scheiden sich die intermediären Verbindungen AlB₂, TiB₂, ZrB₂,
HfB₂, VB₂, NbB₂ und CrB₂ aus einer Kupferschmelze stets mit homogener Keimbildung
und sehr geringen kritischen Keimradien aus, wobei vielfältige Dispersoidformen wie
stäbchen-, faserförmige und eckige Dispersoide entstehen können.
[0008] Die Bildung der stabilen Dispersoiddispersion konnte in einem weiten Sättigungsbereich
der angegebenen Elementzusätze festgestellt werden. Durch die niedrige Schmelztemperatur
und eine verhältnismäßig hohe gewählte Übersättigung kann die Schwereseigerung über
längere Zeit hinausgezögert werden. Die Neigung zur Schwereseigerung ist bei den
im Anspruch 4 angegebenen Elementen aufgrund des geringen Dichteunterschiedes der
gebildeten Boride zu Kupfer (im Fall des HfB₂ liegt kein wesentlicher Unterschied
vor) bereits gering, da die Boride mehr oder weniger in der Schmelze schweben.
[0009] Da die Dispersoide in der Schmelze nicht agglomerieren und sich kaum vergröbern,
bietet sich prinzipiell die Weiterverarbeitung der Schmelzen durch Vergießen zu Formteilen
an. Dies kann aber aufgrund des geringen Fließvermögens der Schmelzen, das mit der
durch die starke Übersättigung und geringe Überhitzung bedingten hohen Viskosität
zusammenhängt, nicht nach einem der üblichen Gießverfahren erfolgen.
[0010] Erfindungsgemäß wird dies durch das Formen der Schmelzen zwischen einem Stempel und
einer Preßmatrize gelöst, wobei eine guter Formfüllungsgrad erzielt wird. Die benötigte
Vorrichtung ist einfach ausführbar und mit dem Formen durch den Stempel kann die Schmelze
gleichzeitig zur Erstarrung gebracht werden. Die erstarrten Teile haben zumindest
bereits die endformnahe Gestalt und können in beliebiger Weise nachbearbeitet werden
oder als Vormaterial für Halbzeugprodukte genutzt werden.
[0011] Die erfindungsgemäße Verarbeitung der Schmelze ist leicht steuerbar und kann ohne
weiteres automatisiert werden, wozu sich die im Anspruch 14 angegebene Anordnung eignet.
[0012] Faßt man die Vorteile der verwendeten Schmelzenzusammensetzung mit denen der Verarbeitung
der Schmelze zu Formteilen zusammen, so ergeben sich die Vorteile einer hohen Produktivität,
einer hohen Gefügequalität, Formgenauigkeit und Oberflächengüte bei optimaler Materialausnutzung
und flexibler Fertigung.
[0013] Qualitativ hochwertige Kupferformteile ergaben sich bei Verwendung von Werkstoffen
wie Warmarbeitsstählen und Werkstoffen auf der Basis von Molybdän, Wolfram oder aus
Hartmetall für die Preßmatrize und den Stempel.
[0014] Mit einem Preßdruck zwischen 5 bar und 7O bar kann eine besonders feinkörnige Erstarrung
der Kupfermatrix gewährleistet werden. Ein geringer stöchiometrischer Überschuß an
boridbildenden Elementen erbringt einen zusätzlichen Aushärtungseffekt.
[0015] Bei vielen Anwendungen empfehlen sich die Dosierung der Schmelze bzw. die Vorgabe
des Schmelzguts in der Preßform in Form eines Pulverpreßlings entsprechender Zusammensetzung.
So können insbesondere Formteile geringer Abmessungen hergestellt werden oder auch
auf eine zusätzliche Schmelzvorrichtung verzichtet werden, wobei das Schmelzen, Formen
und Erstarren in einem Formblock ausführbar sind.
[0016] Erfindungsgemäß können unterschiedlichste Formteile, wie sie im Anspruch 11 angegeben
sind, rationell hergestellt werden, wobei auch die Möglichkeit des Einsatzes von Gold
oder Silber anstelle von Kupfer besteht.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
Fig.1 ein erstes Ausführungsbeispiel zur Erläuterung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
und des erfindungsgemäßen Verfahrens mit dessen einzelnen Verfahrensschritten,
Fig.2 eine vorteilhafte Weiterbildung der anhand Fig. 1 erläuterten Vorrichtung zur
Automatisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 3 drei Ausführungsbeispiele für eine in Fig.2 gezeigte Chargiervorrichtung,
Fig.4 ein zweites Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung bzw. des
erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem die Schmelze in der Preßmatrize erzeugt wird,
und
Fig.5A ein weiteres Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung
von Rohren und Fig.5B ein gemäß Fig.5A hergestelltes Rohrstück.
[0018] In sämtlichen anhand der Figuren 1 bis 5 im folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen
des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. der Vorrichtung zu dessen Durchführung werden
als Schmelzen Kupferschmelzen, die mit Bor oder boridbildenden Elemente der Gruppen
IVA, VA und VIA des Periodensystems und/oder Aluminium übersättigt sind, verwendet.
Als Schmelzensysteme werden z.B. ein oder mehrere Systeme der Zusammensetzungen Cu-AlB₂,
Cu-TiB₂, Cu-ZrB₂, Cu-HfB₂, Cu-VB₂, Cu-NbB₂ oder Cu-CrB₂ verwendet. Die Übersättigung
der Schmelzen, d.h. des zu schmelzenden Guts an Bor bzw. den boridbildenden Elementen
oder Aluminium wird so angesetzt, daß sich in der mit maximal 3oo °C überhitzten Schmelze
schlagartig eine homogene Boriddispersion bildet.
[0019] Eine stabile, homogene Boriddispersion vielfältiger Dispersoidformen mit stäbchen-,
faserförmigen oder auch eckigen Dispersoiden,die mit homogener Keimbildung und sehr
geringen kritischen Keimradien entstehen, kann sich in weiten Übersättigungsgrenzen
ausbilden. So kann die Übersättigung an stöchiometrischen Zusätzen der genannten Art
so gewählt werden, daß sich zwischen 1Vol.% bis zu 35Vol.% an in der Kupfermatrix
eingelagerter Boriddispersion ergibt.
[0020] Ferner wird zur weiteren Steigerung der Festigkeit der Formteile vorzugsweise mit
einem geringen Überschußanteil an boridbildenden Elementen über die für die Bildung
der Boride erforderliche stöchiometrische Zusammensetzung hinaus gearbeitet, wobei
dieser Überschußanteil bis zu 1,5 Gew.% betragen kann.
[0021] Vorzugsweise werden die oben aufgeführten boridbildenden Elemente und/oder Aluminium
so zugesetzt, daß sich Boride von 2 Vol.% bis 14 Vol.% in der Schmelze bilden.
[0022] Die Kupferschmelzen mit den aufgeführten boridbildenden Elementen werden ferner vorzugsweise
bei Überhitzung der Schmelze zwischen 5o °C und 15o °C geschmolzen.
[0023] Neben Schmelzen mit Kupfer können auch solche mit den Metallen Silber und Gold verwendet
werden, wobei sich im Verhalten von Gold und Silber in diesen Schmelzen gegenüber
Boriden insbesondere des Titans und Zirkoniums überraschende Übereinstimmungen von
Gold und Silber mit Kupfer ergeben.
[0024] Im in der Fig.1 gezeigten Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in Fig.1a der Schmelzvorgang
zur Erzeugung der oben erläuterten Schmelzen schematisch skizziert. Hierbei befindet
sich das Schmelzgut in einem mit einer Induktionsspule umgebenen Tiegel mit Lochstein
2, dessen untere Austrittsöffnung mit einer Stopfenstange 1 verschlossen ist. Beim
Schmelzvorgang im oben angegebenen Temperaturbereich reagiert das Bor mit den boridbildenden
Elementen in der Schmelze, die an Bor und diesen Elementen übersättigt ist, zu intermediären
Verbindungen und es kommt zur gewünschten schlagartigen Dispersoidbildung in der
Schmelze.
[0025] Im in Fig.1b angedeuteten Gießarbeitsschritt ist die Stopfenstange 1 nach oben angehoben
worden, wobei bis zum Absenken der Stopfenstange in die Austrittsöffnung hinein eine
dosierte Menge an Schmelze in eine als Preßmatrize 3 vorgesehene und unterhalb des
Lochsteins angeordnete Gießform einläuft. Die Preßmatrize weist in ihrem Boden einen
im Ausführungsbeispiel in Form eines Ausstoßstempels ausgebildeten, in vertikaler
Richtung bewegbaren Auswerfer 6 auf, der beim Gießen den Boden der Preßmatrize 3 verschließt.
Im Ausführungsbeispiel ist die Preßmatrize hohlzylindrisch ausgebildet. Daneben sind
jedoch je nach herzustellendem Formteil die unterschiedlichsten Hohlformen denkbar.
[0026] Im in Fig.1c skizzierten Schritt des Schmelzpressens wird ein Stempel 4 von oben
in die mit der Schmelze befüllte Preßmatrize 3 abgesenkt und hierzu mit einem Druck
von etwa 5 bar bis 7o bar beaufschlagt, so daß die dispersoidhaltige Schmelze unter
Preßdruck zu einem Formteil 5 geformt wird. Das Formteil 5 wird mit in der Schmelztechnik
üblichen Maßnahmen, z.B. mit Unterstützung der an sich raschen Erstarrung durch
Wasserkühlung, zur Erstarrung gebracht und im in Fig.1d angedeuteten Arbeitsschritt
nach Abheben des Stempels 4 durch Aufwärtsbewegung des Auswerfers 6 aus der Preßmatrize
3 ausgeworfen.
[0027] Als Material für den Stempel und die Preßmatrize sollten Warmarbeitsstähle und vorzugsweise
pulvermetallurgisch hergestellte Werkstoffe auf der Basis von Molybdän oder Wolfram
oder Werkstoffe aus Hartmetall verwendet werden.
[0028] Zur Automatisierung des in Fig.1 skizzierten Fertigungsvorgangs können die Formen
oder Matrizen auch in einem Karussell angeordnet werden, das die Formen aufnimmt,
um diese schrittweise unter einer vorzugsweise feststehenden Dosiereinrichtung mit
Schmelze zu füllen und anschließend unter einer vorzugsweise ebenfalls feststehenden
Anordnung mit Stempel zu Formteilen zu verpressen. Die Fig. 2 zeigt in schematischer
Weise eine entsprechende Karussellanordnung, die eine feststehende, über dem Karussell
angeordnete Chargiervorrichtung 8 aufweist und auf einer rotierenden Achse 9 drehbar
gehaltert ist. Im Karussel sind Formblöcke 1O aufgenommen, in die mit Hilfe der Chargiervorrichtung
8 eine exakt dosierte Schmelzmenge 11 eingefüllt wird, wenn zuvor ein leerer Formblock
über die Drehung des Karussells herangeführt worden ist und sich unterhalb der Chargiervorrichtung
8 befindet. Diese kann z.B. der in Fig.1 gezeigten Vorrichtung mit Lochstein und Stopfenstange
entsprechen.
[0029] Sobald die genau bemessene Schmelzmenge eingefüllt worden ist, wird der gefüllte
Formblock 1O über eine entsprechende Drehung des Karussells unter die ebenfalls feststehende
Anordnung mit Stempel 4 geführt. Der Stempel wird daraufhin wie bei Fig.1c in die
Schmelze 11 eingepreßt, wobei diese in den Zwischenraum von Form und Stempel unter
Ausbildung eines rasch erstarrenden Hohlkörpers aufsteigt, der nach dem Erstarren
und Herausziehen des Stempels 4 als Formteil 5 entnommen wird. Als feststehende, unterhalb
des Karussells und der Anordnung mit Stempel vorgesehene Ausstoßvorrichtung dienen
ein Ausstoßstempel 6 und ein darunter angeordneter Ausstoßnocken 7. Nach Ausstoßen
des Formteils wird der nun leere Formblock 1o wieder unter die Chargiervorrichtung
geführt und der Fertigungszyklus beginnt erneut. Durch Aufnahme mehrerer Formblöcke
im Karussell können somit gleichzeitig zwei Arbeitgänge erfolgen. Es können wahlweise
auch mehrere Chargiervorrichtungen, Stempelanordnungen und Ausstoßvorrichtungen jeweils
feststehend unter bestimmten Winkelabständen bezüglich des Karussells vorgesehen werden.
[0030] Als Chargiervorrichtungen eignen sich beispielsweise die in den Fig.3a bis 3c gezeigten
Chargiervorrichtungen 8a, 8b, 8c. In Fig.3a ist die einfachste Lösung mit einer in
einem Schmelztiegel 2′ geführten und dessen Auslauföffnung während des Schmelzvorgangs
verschließenden Stopfenstange 1 skizziert. Eine den Tiegel umgebende Induktionsspule
12 erzeugt die Schmelztemperatur zum Schmelzen des in den Tiegel eingebrachten Schmelzguts.
[0031] Besser bewährt insbesondere zur Herstellung von Formteilen geringer Abmessungen hat
sich das Aufschmelzen genau vorgebbarer Schmelzgutportionen, wie es in den Fig.3b
und 3c skizziert ist. Zur Gewinnung der Schmelzgutportionen werden z.B. durch getrenntes
Verdüsen von Kupfer-Titan-Schmelzen bzw. Kupfer-Zirkonium-Schmelzen und Kupfer-Bor-Schmelzen
Pulver hergestellt, die anschließend gemischt und zu Preßlingen des geforderten Gewichts
verpreßt werden. Gemäß Fig.3b wird ein solcher Pulverpreßling 13 wie in Fig.3a in
einem von einer Induktionsspule 12 umgebenen Tiegel 2′ aufgeschmolzen, wobei die
Boranteile mit den Anteilen an Titan und/oder Zirkonium zu der gewünschten Menge an
Boriden reagieren. Nach dem Aufschmelzen fließt die Schmelze mit der homogenen Boriddispersion
durch das Tiegelloch in einen darunter angeordneten Formblock 1O (Fig.2) ab.
[0032] Beim in Fig.3c skizzierten Schwebeschmelzverfahren mit einer die aus dem Pulverpreßling
resultierende Schwebeschmelze 13′umgebenden Schwebeschmelzspule 12′ fließt die Schwebeschmelze
mit den entsprechenden homogenen Boriddispersionen nach dem Abschalten des Spulenstroms
in den Formblock.
[0033] Fig. 4 zeigt ein zweites erfindungsgemäßes Ausführungsbeispiel, bei dem die Schmelze
direkt im Formblock 1O bzw. der Preßmatrize erzeugt wird. Dies ermöglicht eine schnelle
Herstellung von Formteilen durch direkten Stromdurchgang. Der Formblock 1O aus einem
Material mit geringer elektrischer Leitfähigkeit wird, wie in Fig.4a angedeutet ist,
mit einem Pulverpreßling 13, der so hergestellt werden kann wie oben erläutert, chargiert.
[0034] Ein Ausstoßstempel 6, der im Boden des Formblocks 1O beweglich angeordnet ist, dient
gleichzeitig als positiver Stromkontakt und ein am verlängerten Ende des Preßstempels
4 angebrachter Stromkontakt 14 ist entsprechend negativ gepolt. Durch den direkten
Stromdurchgang über die Stromkontakte 6 und 14 und den Stempel 4 wird der Pulverpreßling
13′ aufgeschmolzen und nach Abschalten des Stroms durch Druck auf den in die Schmelze
hineingepreßten Stempel 4 zum schnell erstarrenden Formteil 5 verarbeitet, das mit
Hilfe des Ausstoßstempels 6 entnommen werden kann. Es ist hierbei wichtig, daß der
Stempel 4 aus einem Material wie z.B. Molybdän oder Wolfram mit einer guten Wärmeleitfähigkeit
hergestellt wird. Um den Wärmeabfluß der erstarrenden Schmelze noch weiter zu verbessern,
sollte mit Wasser gekühlt werden.
[0035] Die Fig.5 zeigt in schematischer Weise ein weiteres Ausführungsbeispiel in Form
einer Schmelzpressvorrichtung, die speziell zur Herstellung von Rohren ausgelegt ist.
Ein Formblock 1O enthält eine zylindrische Ausnehmung zur Aufnahme von Schmelze 11.
Bis zum Boden dieser Ausnehmung erstreckt sich ein durch den Boden des Formblocks
1O geführter beweglicher Ausstoßstift 6′, der über eine angedeutete Feder an seinem
aus dem Formblock herausragenden Ende vorspannbar ist und die Ausnehmung für die
Schmelze im Block 1O nach unten abdichtet. Der Stempel umfaßt den in die Schmelze
11 zu pressenden Rundstab 4a, der den Innendurch messer des herzustellenden Rohrstücks
vorgibt, sowie ein oberes Stempelteil 4b. Dieses weist einen Hohlraum mit einer darin
aufgenommenen Spiralfeder und eine unterhalb der Feder vorgesehene Führungsöffnung
für den Rundstab 4a auf. Beim Absenken des Stempels in die Schmelze stößt die Unterseite
des Rundstabs 4a gegen den Ausstoßstift 6′, dessen Durchmesser ungefähr gleich dem
des Rundstabs 4a ist, und drückt den Stift 6′ gegen die Wirkung dessen Feder etwas
nach unten. Die Feder im Stempelteil 4b wird ebenfalls durch den Rundstab 4a zusammengedrückt
und die Unterseite des Stempelteils 4b, das den gleichen Durchmesser wie die Blockausnehmung
aufweist, legt sich hierbei auf die Oberfläche der aufsteigenden Schmelze, die somit
zwischen den Stempelteilen 4a und 4b und der Formblockausnehmung eingeschlossen ist.
Nach Erstarren der Schmelze wird der Stempel nach oben bewegt, wobei der durch seine
zusammengedrückte Feder vorgespannte Auswurfstift 6′ sich nach oben bewegt und das
in Fig.5B gezeigte fertige Rohrstück 15 auswirft. Die Vorrichtung der Fig.5 eignet
sich für die anhand Fig.2 erläuterte automatisierte Fertigung und liefert auf schnelle
und einfache Weise einwandfreie Rohrstücke.
[0036] Neben den erläuterten Vorrichtungen zum Schmelzen und zur Formgebung sind auch jegliche
andersartige Ausführungen möglich, sofern diese eine Dosierung der Schmelze bzw. des
Schmelzguts sowie die Formgebung unter Preßdruck gewährleisten.
1. Verfahren zum Herstellen von dispersionsverfestigten Kupferformteilen auf dem Schmelzweg,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine mit maximal 3OO °C überhitzte Kupferschmelze hergestellt wird, die mit Bor
und einem oder mehreren boridbildenden Elementen der Gruppen IVA, VA und VIA des
periodischen Systems der Elemente und/oder Aluminium derart übersättigt wird, daß
sich in der überhitzten Schmelze schlagartig eine homogene, weitgehend stabile Boriddispersion
bildet, und daß eine vorgegebene Menge dieser boridhaltigen Kupferschmelze entweder
in einer Preßmatrize hergestellt wird oder dosiert in diese eingebracht wird und
unmittelbar nach ihrer Herstellung bzw. Einbringung mit Hilfe eines Stempels geformt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupferschmelze an stöchiometrischen Zusätzen von Bor und den boridbildenden
Elementen zur Bildung von mehr als 1 Vol.% und bis zu 35 Vol.% in der Kupfermatrix
eingelagerter Boriddispersion übersättigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die boridbildenden Elemente mit einem über die stöchiometrische Zusammensetzung
der in der Schmelze entstehenden Boride hinausgehenden Überschußanteil von bis zu
1,5 Gew.% zugesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als boridbildende Elemente eines oder mehrere der Elemente Aluminium, Titan,
Zirkonium, Hafnium, Vanadium, Niob und Chrom in der Schmelze verwendet wird bzw. werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupferschmelze mit 5O °C bis zu 15O °C überhitzt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmelze Bor und eines oder mehrere der Elemente Aluminium, Titan, Zirkonium,
Hafnium, Vanadium, Niob und Chrom zur Bildung von 2 Vol.% bis zu 17 Vol.% an eingelagerter
Boriddispersion zugesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Formen der dispersoidhaltigen Schmelze ein Preßdruck von 5 bar bis zu 7O
bar ausgeübt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum dosierten Einbringen vorgegebener Mengen der boridhaltigen Schmelze Pulverpreßlinge
der angegebenen Zusammensetzungen und der entsprechenden Masse entweder in einem
gelochten Tiegel über der Preßmatrize oder in einer Schwebeschmelzspule, aus der
die Schmelze nach Abschalten des Spulenstroms nach unten in die Preßmatrize fällt,
aufgeschmolzen werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Preßmatrize mit einem abgewogenen Pulverpreßling der angegebenen Zusammensetzungen
chargiert wird, der durch direkten Stromdurchgang aufgeschmolzen und anschließend
durch den Druck des Stempels geformt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 und 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Pulverpreßling hergestellt wird, indem verdüste Kupfer-Zirkonium- und/oder
Kupfer-Titan-Legierungen mit Kupfer-Bor-Legierungen im zur Übersättigung erforderlichen
Verhältnis gemischt werden und die vermischten Pulver verpreßt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 1o,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die folgenden fertigen Formteile oder zumindest
entsprechende endformnahe Bauteile hergestellt werden: Punktschweißelektrodenkappen,
Ventilführungen und Ventilsitzringe für Verbrennungsmotoren, elektrische Kontakte,
Verschluß- und Bauteile für chemische Apparaturen, Elemente für Raketen- und Düsenantriebe,
Stranggießkokillen, Vormaterial zur Herstellung von Rohren, Drähte und Profile, Getriebeteile
wie Synchronringe sowie Schraubenrohlinge.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Schmelze anstelle von Kupfer Silber oder Gold verwendet werden.
13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine mit der boridhaltigen Schmelze dosiert füllbare oder eine
das Schmelzgut zur Herstellung der boridhaltigen Schmelze aufnehmende Preßmatrize
(2; 2′; 1O) und einen Stempel (4; 4a ,4b) zum Formen der Schmelze in der Preßmatrize,
wobei die Preßmatrize und der Stempel aus Warmarbeitsstahl oder aus vorzugsweise pulvermetallurgisch
hergestellten Werkstoffen auf der Basis von Molybdän oder Wolfram oder aus Hartmetall
hergestellt sind.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere jeweils eine Preßmatrize aufweisende Formblöcke (1O) in einem Karussel
angeordnet sind und daß ein oder mehrere feststehende Chargiervorrichtungen (8a; 8b;
8c) zum Einbringen dosierter Schmelzmengen in die Formblöcke oberhalb und ein oder
mehrere feststehende Ausstoßvorrichtungen (6, 7) zum Ausstoßen der erstarrten Formteile
(5) aus den Formblöcken unterhalb des Karussels an Positionen angeordnet sind, in
die die leeren bzw. mit dosierter Schmelzmenge gefüllten Formblöcke (1O) durch Drehung
des Karussels aufeinanderfolgend bewegt werden, wobei der oder die Stempel (4) zum
Formen der gerade eingebrachten Schmelzmengen vorzugsweise an der oder den Ausstoßvorrichtungen
(6, 7) entsprechenden Positionen oberhalb der herangeführten Formblöcke vorgesehen
sind.