[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Borieren von Teilen aus Eisenwerkstoffen
durch Bedecken der zu borierenden Oberflächen mit einem Pulver, einem Granulat oder
einer Paste eines Borierungsmittels und Erhitzen der Charge unter Schutzgas auf Temperaturen
von 850
o C und höher in einem Durchlaufofen.
[0002] Das Borieren zum Verschleißschutz von Teilen aus Eisen und Stahl ist ein schon lange
bekanntes Verfahren. Durch Eindiffusion des Elementes Bor in die Oberfläche des behandelten
Werkstückes und Reaktion mit dem Grundwerkstoff entstehen dichte, gleichmäßige Schichten
des jeweiligen Borides, auf Eisen z.B. die Boride FeB und Fe₂B. Die Boride besitzen
gegenüber den reinen Metallen erheblich veränderte Eigenschaften, insbesondere sind
die meisten Boride sehr hart, korrosionsbeständig und damit überaus verschleißfest.
Durch Diffusion sind die Boridschichten mit dem Grundwerkstoff fest verbunden.
[0003] Die Borierungstemperaturen liegen bei Eisenwerkstoffen normalerweise zwischen 850
und 950
o C, die üblichen Schichtdicken bei 30 bis 150 µm. Da die beiden Boride Fe₂B und FeB
unterschiedliche Eigenschaften besitzen und mehrphasige Schichten meist schlechtere
Eigenschaften aufweisen als monophasige, ist man bemüht, beim Borieren monophasige
Schichten zu erzeugen.
[0004] In der Praxis wird fast ausschließlich das Borieren in festen Boriermitteln angewendet.
Dabei werden die zu behandelnden Teile in eiserne Kästen in ein borabgebendes Pulver,
meist Mischungen aus Borcarbid, Aluminiumoxid, Siliziumoxid und dgl. , mit aktivierenden
Zusätzen, wie Ammoniumfluorid oder Kaliumborfluorid, eingepackt (z. B. DE-PS 1 .796.216).
Die Kästen werden dicht verschlossen und eine zeitlang geglüht, wobei in direkten
Festkörper-Feststoff-Reaktionen oder durch Transport des Bors über die Gasphase die
erwünschten Boridschichten gebildet werden.
[0005] Bekannt ist auch das Borieren mit einer Paste, wobei das Boriermittel in Pastenform
auf die Teile aufgebracht wird. Ein solches Verfahren ist beispielsweise in der DE-PS
26 33 137 beschrieben. Das Pastenborieren erfolgt unter Schutzgas vorzugsweise in
einem Durchlaufofen, wobei die Teile Temperaturen bis 900
o C ausgesetzt werden.
[0006] Die bekannten Borierverfahren haben den Nachteil, daß es verfahrenstechnisch sehr
schwierig ist, mit ihnen monophasige Eisenboridschichten zu erhalten.
[0007] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Borieren von Teilen
aus Eisenwerkstoffen zu entwickeln, durch Bedecken der zu borierenden Oberflächen
mit einem Pulver, einem Granulat oder einer Paste eines Borierungsmittels und Erhitzen
der Charge unter Schutzgas auf Temperaturen von 850
o C und höher in einem Durchlaufofen, bei dem die Teile mit einer gleichmäßig dicken
monophasigen Schicht aus Eisenborid (Fe₂B) bedeckt werden.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Teile zuerst nur auf eine
Temperatur von 550 bis 600
o C aufgeheizt werden, dann ohne weitere Temperaturerhöhung ein Temperaturausgleich
innerhalb der Charge abgewartet wird und anschließend möglichst schnell auf die Boriertemperatur
von 850
o C und höher erhitzt wird.
[0009] Vorzugsweise wird die Charge 8 bis 20 Minuten bei einer Temperatur von 550 bis 600
o C gehalten und das anschließende Aufheizen der Charge auf die Boriertemperatur von
850
o C und höher erfolgt vorteilhafterweise in einem Zeitraum von höchstens 15 Minuten.
[0010] Eine Fe₂B-Schicht mit nur sehr geringen Beimengungen an FeB kann man erreichen, wenn
der Temperaturbereich zwischen 600 und 850
o C möglichst rasch durchschritten wird. Dabei muß man aber darauf achten, daß die
Temperaturdifferenzen innerhalb der Charge möglichst gering sind. Es ist daher wichtig,
die Chargen gleichmäßig von allen Seiten zu beheizen und vor dem Überschreiten einer
Temperatur von 600
o C einen Temperaturausgleich innerhalb der Charge stattfinden zu lassen. Dieser Temperaturausgleich
kann beispielsweise mittels einer Temperaturmeßeinrichtung innerhalb der Charge kontrolliert
werden. Die anschließende Aufheizgeschwindigkeit ist von dem zur Verfügung stehenden
Ofen abhängig, sollte jedoch möglichst groß sein.
[0011] Mit diesem Verfahren erhält man sehr gleichmäßige monophasige Fe₂B-Schichten, die
sehr gute Verschleißeigenschaften zeigen . Folgende Beispiele sollen das erfindungsgemäße
Verfahren näher erläutern:
Beispiel 1
[0012] Blechteile (Messer für landwirtschaftliche Geräte) aus dem Stahl C 45 wurden in Kästen
aus hitzebeständigem Material in ein Boriermittel eingepackt, das aus Borcarbid, Siliciumcarbid
und Kaliumborfluorid bestand. Die mit dem Boriermittel und den darin befindlichen
Teilen gefüllten und mit einem Deckel verschlossenen Kästen wurden auf das Transportband
eines Durchlaufofens gesetzt und folgendermaßen erwärmt: Von Raumtemperatur auf 580
o C innerhalb von 30 Minuten. Halten bei dieser Temperatur bis zum Temperaturausgleich
im Kasteninneren (9 Minuten) Erwärmen auf 880
o C innerhalb von 8 Minuten, Halten oberhalb dieser Temperatur 32 Minuten, dann Abkühlung
auf Raumtemperatur innerhalb von 68 Minuten. Im Durchlaufofen wurde als Schutzgas
ein Gemisch von Stickstoff und Wasserstoff verwendet. Die auf die beschriebene Weise
erzielte Schicht hatte eine Dicke von im Mittel 33 µm mit Streuungen von ±3 µm. Die
Schicht wies lediglich an den Kanten einzelne FeB-Zähne auf und war ansonsten FeB-frei.
Beispiel
[0013] Werkzeuge zum Lochen von Stahlblech, gefertigt aus dem Stahl X 21oCrw 12, Länge 220
mm, Durchmesser 16 mm, wurden bis zur Hälfte der Länge mit einer Borierpaste eingestrichen,
die aus Borcarbid, Siliciumcarbid, Kaliumborfluorid, hochdisperser Kieselsäure und
Wasser bestand. Ohne einen Trocknungsvorgang wurden die eingestrichenen Werkzeuge
auf das Transportband eines Durchlaufofens gelegt. Behandlungsbedingungen:
Erwärmung Raumtemperatur auf 595o C: |
35 Minuten |
Haltedauer bei dieser Temperatur: |
11 Minuten |
Erwärmen auf 920o C: |
6 Minuten |
Haltedauer bei dieser Temperatur: |
40 Minuten |
Abkühlen auf Raumtemperatur: |
76 Minuten |
Schutzgas: Stickstoff + Wasserstoff |
[0014] Resultat: Schichtdicke 10 µm, Streuung ±1 µm
[0015] Schichtzusammensetzung: FeB und Fe₂B
ca. 50:50 (bedingt durch die Stahlzusammensetzung) , nur schwach mit dem Grundmaterial
verzahnt. Dieses Resultat entspricht hinsichtlich der Schichtzusammensetzung den Erwartungen,
die Gleichmäßigkeit ist mit den bisher bekannten Verfahren nicht zu erreichen.
Beispiel 3
[0016] Schraubenräder aus dem Stahl 42 CrMo4 wurden wie bei Beispiel 1 in einem Kasten in
das Boriermaterial eingepackt und die Kästen auf das Transportband des Durchlaufofens
gesetzt. Behandlungsbedingungen:
Erwärmung Raumtemperatur auf 580o C: |
43 Minuten |
Halten bei dieser Temperatur: |
12 Minuten |
Erwärmung von 580 auf 900o C: |
14 Minuten |
Halten bei dieser Temperatur: |
38 Minuten |
Abkühlen auf Raumtemperatur: |
85 Minuten |
Schutzgas. Stickstoff+Wasserstoff |
[0017] Resultate: Schichtdicke an Zahngrund, Zahnflanke und Zahnkopf im Mittel 32 µm, Streuungen
± 2 µm, die Schichten waren völlig frei von FeB.
1. Verfahren zum Borieren von Teilen aus Eisenwerkstoffen durch Bedecken der zu borierenden
Oberflächen mit einem Pulver, einem Granulat oder einer Paste eines Borierungsmittels
und Erhitzen der Charge unter Schutzgas auf Temperaturen von 850o C höher in einem Durchlaufofen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Teile zuerst nur auf eine Temperatur von 550 bis 600o C aufgeheizt werden, dann ohne weitere Temperaturerhöhung ein Temperaturausgleich
innerhalb der Charge abgewartet wird und anschließend möglichst schnell auf die Boriertemperatur
erhitzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Charge 8 bis 20 Minuten bei einer Temperatur von 550 bis 600o C gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Aufheizen der Charge von 600 auf 850o C in einem Zeitraum von höchstens 15 Minuten erfolgt.