[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Nachregulierung des
Polabstandes bei Elektrolysezellen, insbesondere für die Aluminiumschmelzflußelektrolyse,
bestehend aus beweglichen Anodenbalken, an denen einzelne Anodenblöcke über Anodenstangen
elektrisch leitend befestigt sind.
[0002] Aus Winnacker/Küchler, Chemische Technologie, Band 4, 4. Auflage 1986, Seite 273,
ist es bekannt, die Anodenbalken entsprechend dem Verbrauch der Kohlenstoffanode abzusenken.
Wird die Tiefstellung der Anodenbalken erreicht, müssen alle Anodenstangen einzeln
an einer Hilfstraverse, die auf die endseitigen Stützrahmen der Anodenkonstruktion
aufgesetzt wird, befestigt werden. Nach Lösen der Schlösser für Anodenstangen wird
der Anodenbalken unter schleifendem Kontakt in seine Hochstellung zurückgefahren.
[0003] Bei diesem Verfahren weist der Anodenbalken große Positionsunterschiede in der oberen
und unteren Stellung auf. Dadurch wird der Stromweg und der Leistungsverlust groß.
Ferner ergeben sich erhebliche Schwankungen im Magnetfeld und andere verfahrenstechnische
Nachteile. Das bei der Beseitigung des Anodeneffektes erforderliche Absenken der
Anoden führt zu einem Anstieg des Badspiegels, wodurch es zum Überfluten der Anodenkohlen
und ggf. sogar zum Auslaufen von Schmelze kommen kann.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die erwähnten Nachteile bei dem bekannten
Verfahren zur Nachregulierung des Polabstandes und Beseitigung des Anodeneffektes
zu vermeiden und eine genaue Anpassung der Einzelanoden an den jeweiligen Anodenabbrand
zu ermöglichen.
[0005] Erfindungsgemäß wird dies durch die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale
erreicht. Es hat sich gezeigt, daß durch alternierendes Umklemmen der Anodenstangen
an die gegenläufigsynchron bewegten Anodenbalken eine kontinuierliche Abwärtsbewegung
zum Ausgleich des Anodenabbrandes möglich ist. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist es auch möglich eine Einzelregelung der Anodenkohlen durchzuführen, wenn die
betreffende Anodenstange in geeigneter Weise von dem einen auf den anderen Anodenbalken
umgeschaltet wird, der in vertikaler Richtung gegenläufig-synchron eine Hub- bzw.
Senkbewegung ausführt.
[0006] Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann der Anstieg des Badspiegels bei der Beseitigung
des Anodeneffektes vermieden werden. Dies geschieht durch gleichzeitiges Absenken
und Abheben jeweils eines Teils der Anoden in der Weise, daß das zusätzlich verdrängte
Volumen der Badschmelze durch das Volumen der herausgezogenen Anodenkohlen kompensiert
wird.
[0007] Durch die geringe Hub- bzw. Senkbewegung der Anodenbalken wird es erstmalig möglich,
eine weitgehend starre Steigleitung zum Nachbarofen beim Anschluß Anode/Kathode zu
verwenden und auf eine Hilfstraverse zu verzichten, die bisher zu erheblichem Arbeitsaufwand
bei der Bedienung der einzelnen Elektrolysezellen führte. Ferner kann die Anodenstange
im Vergleich zur bisherigen Technik sehr viel kürzer gehalten werden, was zu erheblicher
Material- und Gewichtsersparnis führt.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher beschrieben.
Die Figuren 1 und 2 zeigen eine schematische Darstellung der Elektrolysezelle im Querschnitt.
[0009] Die Anodenbalken 1, 2 sind über die Anodenstangen 3 mit den Anodenkohlen 4 verbunden.
Das ganze wird in einer Tragkonstruktion 5 gehalten, an der auch ein Spindelgetriebe
6 zum Antrieb der Spindel 7 angeordnet ist. Die Spindel 7 weist in der oberen und
unteren Hälfte je eine gegenläufige Steigung auf.
[0010] Im unteren Bereich der Fig. 1 u. 2 ist eine Elektrolysezelle im Teilquerschnitt dargestellt.
Man erkennt die Ofenwanne 8, die feuerfeste Bodenisolierung 9 und den Kohlenstoffboden
(Kathode)10. Im seitlichen Bereich ist die Randzustellung (Kohlenstoff) 11 sowie
die kathodische Stahlschiene 12 zu erkennen. Das flüssige Metall ist mit 13 und das
Elektrolysebad mit 14 bezeichnet.
[0011] Man unterscheidet folgende Betriebsweisen:
1. Nachregulierung zum Ausgleich des Anodenabbrandes
[0012] In Fig. 1 ist die Position des Anodenbalkens 1 kurz vor Erreichen der unteren Endstellung
dargestellt. Um eine weitere Absenkung der abgebrannten Anodenkohle 4 zu ermöglichen,
muß jetzt eine Umschaltung der Anodenstange 3 von dem unteren Anodenbalken 1 auf den
oberen Anodenbalken 2 erfolgen.
[0013] Hierzu wird zunächst das Spindelgetriebe 6 stillgesetzt. Dann wird die Anodenstange
3 über das Schloß 15 mit dem oberen Anodenbalken 2 verbunden. Dann wird das Schloß
16 am unteren Anodenbalken 1 gelöst.
[0014] Nun erfolgt die Abwärtsbewegung der Anodenkohlen über den oberen Anodenbalken 2 bis
dieser seine untere Endstellung erreicht hat (s. Fig. 2). Dann wird das Spindelgetriebe
6 wiederum stillgesetzt und der untere Anodenbalken 1 mit der Anodenstange 3 über
das Schloß 17 verbunden. Nach dem Lösen des oberen Anodenbalkens 2 von der Anodenstange
3 mittels Schloß 18 kann die Absenkbewegung der Anodenkohle 4 fortgesetzt werden.
2. Einzelregulierung der Anodenkohlen
[0015] Im folgenden soll eine Vergrößerung des Polabstandes anhand von Fig. 2 näher beschrieben
werden, eine Verkleinerung erfolgt in entsprechender Weise in umgekehrter Reihenfolge.
[0016] Die zu hebende Anodenkohle 4 wird beim Stillstand des Spindelgetriebes 6 am oberen
Anodenbalken 2 über Schloß 18 angeklemmt. Während alle übrigen Anodenkohlen am unteren
Anodenbalken 1 befestigt bleiben.
[0017] Nach Einschalten des Spindelgetriebes 6 vergrößert sich der Polabstand der einzustellenden
Anodenkohle, da sich oberer und unterer Anodenbalken 1, 2 gegenläufig bewegen. Sobald
die gewünschte Polabstandsänderung erreicht ist, wird der obere Anodenbalken über
das Schloß 18 wieder von der Anodenstange 3 getrennt, die dann über Schloß 17 mit
dem unteren Anodenbalken 1 verbunden wird.
[0018] Da der Anodenabbrand ca. 1,5 bis 2 cm pro Tag beträgt reicht ein Hub der Anodenbalken
von weniger/gleich 5 cm aus um alle denkbaren Hub-Senkbewegungen auszuführen. Die
Anodenstangen können deshalb sehr kurz ausgeführt werden und ebenso kann der Abstand
des Gerüstes von dem Elektrolysebad sehr klein gehalten werden, was zu einer Verringerung
der gesamten Bauhöhe der Elektrolysezelle führt.
[0019] In den beschriebenen Ausführungsbeispiel wird die Hub-Senkbewegung der Anodenbalken
1, 2 über eine Spindel 7 mit gegenläufiger Steigung eingeleitet. Dazu müssen in den
Anodenbalken 1, 2 entsprechend ausgebildete Spindelmuttern angeordnet sein.
[0020] Es ist aber auch möglich, die Hub-Senkbewegung durch andere mechanische, pneumatische,
hydraulische oder elektromechanische Antriebsmittel auszuführen. Beispielsweise kann
jeder Anodenbalken 1, 2 mit einem getrennten Antrieb über einen Elektromotor oder
einen Hydraulikzylinder angesteuert werden.
1. Vorrichtung zum Verstellen von Anoden zur Einstellung des Polabstandes bei Elektrolysezellen,
insbesondere für die Aluminiumschmelzflußelektrolyse, bestehend aus beweglichen Anodenbalken,
an denen einzelne Anodenblöcke über Anodenstangen elektrisch leitend befestigt sind,
dadurch gekennzeichnet, daß parallel zu und in einem veränderlichen Abstand von
den ersten Anodenbalken (1) mindestens ein weiterer Anodenbalken (2) beweglich angeordnet
ist, wobei die Anodenstangen (3) entweder am ersten oder zweiten Anodenbalken befestigt
sind und die Anodenbalken (1, 2) jeweils mit einem gegenläufigen Antrieb verbunden
sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Anodenstangen (3)
an den Anodenbalken (1, 2) mechanisch, hydraulisch oder pneumatisch und elektrisch
leitend befestigt sind und über eine Steuereinheit von dem ersten auf den zweiten
Anodenbalken (1, 2) umschaltbar sind.
3. Verfahren zum Einstellen des Polabstandes, insbesondere zum Ausgleich des Anodenabbrandes
bei Elektrolysezellen, vorzugsweise für die Aluminiumschmelzflußelektroyse, wobei
die Anodenstangen (3) nach Erreichen einer Endstellung von dem Anodenbalken gelöst
und vorübergehend in dieser Position gehalten werden, der Anodenbalken hochgefahren
und danach die Anodenstange (3) erneut an dem Anodenbalken befestigt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß die Anodenstangen (3) an in vertikaler Richtung untereinander
angeordneten Anodenbalken (1, 2) befestigt sind, die kontinuierliche und gegenläufige
Hub-Senkbewegungen ausführen, und die Anodenstangen wechselweise entweder an dem einen
oder anderen Anodenbalken (1, 2) angeklemmt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anodenstangen (3) in der oberen oder unteren Stellung der Anodenbalken (1, 2)
umgeklemmt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anodenstange (3) nachdem einer der Anodenbalken (1, 2) seine untere Endstellung
erreicht hat, an den anderen Anodenbalken (1, 2) umgeklemmt wird, wenn dieser seine
obere Endstellung erreicht hat.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bewegung der übereinander angeordneten Anodenbalken (1, 2) gegenläufig-synchron
ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Vergrößerung oder Verkleinerung des Polabstandes einzelner Anodenkohlen (4) die
zugehörigen Anodenstangen (3) auf den gegenläufig bewegten Anodenbalken umgeklemmt
wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Beseitigung von Anodeneffekten gleichzeitig mit der Absenkbewegung eines Teils
der Anodenkohlen der andere Teil der Anodenkohlen angehoben wird, wobei die anzuhebenden
Anodenkohlen mit ihren zugehörigen Anodenstangen an den zur Absenkbewegung gegenläufigen
Anodenbalken angeschlossen werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
beim Umschalten der Anodenstangen (3) von dem einen Anodenbalken auf den anderen Anodenbalken
der Antrieb für die Hub-Senkbewegung kurzzeitig angehalten wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Hubstrecken der Anodenbalken auf kleiner/gleich 5 cm begrenzt werden.