[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Schloß für Waffen mit wenigstens zwei Läufen,
insbesondere Kipplaufwaffen, mit nur einem durch eine Schlagfeder betätigbaren Schlagstück
und zwei Abzügen, von denen jeder einem Lauf zugeordnet ist, wobei je nach Betätigung
des einen oder anderen Abzugs das Schlagstück auf den Schlagbolzen des einen oder
anderen Laufes ausgerichtet wird.
[0002] Es sind bisher verschiedene Schlösser für mehrläufige Waffen mit nur einem Schlagstück
und nur einer Schlagfeder als sog. Einschloßwaffen bekannt. Der wesentliche Vorteil
der Einschloßwaffenliegt zum einen in der kostengünstigeren Fertigung, da weniger
Einzelteile benötigt werden, zum anderen sind sie sicherer als mehrschlossige Waffen,
da durch die Verwendung von nur einem Schlagstück ein "Doppeln" der Waffen bei der
Abgabe eines Schusses ausgeschlossen ist. Ein großer Nachteil dieser Einschloßwaffen
besteht jedoch darin, daß vor Abgabe eines Schusses das Schlagstück dem Lauf zugeordnet
werden muß, aus dem der Schuß abgefeuert werden soll.
[0003] Für die jeweilige Zuordnung des Schlagstücks zu dem gewünschten Lauf ist es bekannt,
eine an der Waffe außen über einen Schieber zu betätigende Umschaltvorrichtung vorzusehen,
die entsprechend ihrer Einstellung das Schlagstück gegen den jeweiligen Schlagbolzen
lenkt (DE-OS 2 315 951). Der wesentliche Nachteil dieser Konstruktion besteht darin,
daß vor Betätigung des Abzugs die Auswahl des jeweiligen Laufes über den vom Schützen
einzustellenden Umschaltschieber erfolgen muß. Es kommt jedoch häufig vor, daß in
der Eile diese Umschaltung nicht erfolgt oder vergessen wird und somit ein Schuß aus
einem Lauf abgefeuert wird, der nicht beabsichtigt war.
[0004] Es ist auch bereits bekannt (DE-PS 1 128 787), die Zuordnung des Schlagstücks zu
dem gewünschten Lauf einer mehrläufigen Waffe mittels einer Umschaltvorrichtung zu
bewirken, die von einem der beiden Abzüge betätigt wird. Beim Ziehen des Abzugs wird
in einer ersten Phase die Umschaltvorrichtung vom Abzug auf den dazugehörigen Schlagbolzen
bewegt und dann erst der Schuß ausgelöst. Dies hat den Nachteil, daß ein hoher Abzugswiderstand
zu überwinden ist und weiterhin der Abzug einen relativ großen Weg aufweist, denn
es muß erst die Umschaltvorrichtung betätigt werden, bevor der Schuß ausgelöst wird.
[0005] Schließlich ist es auch bekannt (DE-PS 36 40 606), die Zuordnung des Schlagstücks
zu einem Lauf einer mehrläufigen Waffe unmittelbar durch die Abzüge zu steuern und
zu diesem Zweck federbelastete, schwenkbare Stützklappen seitlich des Schlagstückes
vorzusehen, dessen vorderer Teil zu beiden Seiten der Stützklappen hin ausweichfähig
gelagert ist. Dabei ist jede Stützklappe einem Abzug zugeordnet. Diese Lösung ist
jedoch baulich aufwendig.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein baulich einfaches Schloß für Waffen
mit wenigsten zwei Läufen zu schaffen, bei dem die Zuordnung des Schlagstücks zum
Schlagbolzen des jeweils gewünschten Laufes auf einfache Weise unmittelbar über den
jeweiligen Abzug erfolgt.
[0007] Gemäß der Erfindung wird obige Aufgabe dadurch gelöst, daß
a) das Schlagstück derart an einem Gelenkstück drehbeweglich gelagert ist, daß Schlagstück
und Gelenkstück ein Kniegelenk bilden,
b) bei geknickter Lage von Schlagstück und Gelenkstück das Schlagstück auf den Schlagbolzen
des einen Laufes und bei gestreckter Lage von Schlagstück und Gelenkstück das Schlagstück
auf den Schlagbolzen des anderen Laufes ausgerichtet ist und
c) dem Schlagstück und Gelenkstück eine Rastvorrichtung zugeordnet ist, die bei Betätigung
des einen Abzugs das Schlagstück und Gelenkstück gemeinsam in gestreckter Lage und
bei Betätigung des anderen Abzugs nur das Schlagstück in geknickter Lage zum verrasteten
Gelenkstück auslöst.
[0008] Dadurch kann sich das Schlagstück, je nach dem betätigten Abzug, um einen von zwei
verschiedenen Drehpunkten bewegen. Diese beiden Drehpunkte sind so angeordnet, daß
bei der Bewegung um den einen Drehpunkt das Schlagstück auf den Schlagbolzen des unteren
Laufs, bei der Bewegung um den anderen Drehpunkt aber auf den Schlagbolzen des oberen
Laufs der betreffenden Waffe trifft. Die Auslösung der Bewegung des Schlagstücks um
den jeweiligen Drehpunkt erfolgt zwangsläufig und direkt über den jeweils ausgewählten
Abzug. Die erfindungsgemäße Lösung ist baulich einfach und robust.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0010] Die Erfindung wird anschließend anhand der Zeichnungen eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigt:
Figur 1 eine Seitenansicht eines Schlossen von einer Waffe mit zwei Läufen im gespannten
Zustand;
Figur 2 eine Seitenansicht des in Fig. 1 gezeigten Schlosses nach erfolgter Betätigung
des vorderen Abzugs und Auftreffen des Schlagstücks auf den Schlagbolzen des unteren
Laufes;
Figur 3 eine weitere Seitenansicht des in Fig. 1 gezeigten Schlosses nach erfolgter
Betätigung des hinteren Abzugs und Auftreffen des Schlagstücks auf den Schlagbolzen
des oberen Laufs und
Figur 4 eine Teil-Draufsicht des Schlosses im Bereich X der beiden Abzüge.
[0011] Die Figur 1 zeigt das Schloß einer doppelläufigen Waffe im gespannten Zustand. Ein
auf einer Kastenscheibe 11 des Schlosses gelagerter Spannschieber 12 greift in einen
im Schloßblech 13 drehbeweglich gelagerten Spannheben 14 ein und spannt in der in
Fig. 1 gezeigten, vorgedrückten Stellung eine Schlagfeder 15 vor. Die Schlagfeder
15 umschlingt mit etwas radialem Spiel eine Führungsstange 16, die an einem Ende mit
einem Schlagstück 1 drehbeweglich verbunden und am anderen Ende im Spannhebel 14 verschieblich
gelagert ist. Ein Gelenkstück 2 ist mittels eines Lagerbolzens 7 im Schloßblech 13
drehbar gelagert und es weist quer zu seiner Drehachse eine mittige Aussparung (nicht
gezeigt) zur Aufnahme eines Teils des Schlagstücks 1 auf. Das Schlagstück 1 ist mittels
eines Lagerbolzens 4 in der erwähnten Aussparung im Gelenkstück 2 drehbar gelagert.
Schlagstück 1 und Gelenkstück 2 bilden ein Kniegelenk, das sich in Fig. 1 in gestreckter
Lage befindet. Dabei nehmen das Schlagstück 1 und Gelenkstück 2 eine zurückgezogene,
von den Schlagbolzen 5 und 8 der Waffe distanzierte Position ein.
[0012] Zwei Rastklinken 9, 10 sind in seitlichem Abstand voneinander auf eine Achse 17 drehbar
gelagert, die am Schloßblech 13 befestigt ist. In Figur 1 greift die Rastklinke 10
über eine an dem Gelenkstück 2 angeordnete Rast 2 a. Die Rastklinke 10 hat die Funktion
einer Abzugsstange und übergreift mit ihrem seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung
10 a ein Abzugsblatt 6 a des hinteren Abzugs 6 der Waffe (Fig. 4).
[0013] Zugleich greift die Rastklinke 9 in Fig. 1 über eine am Schlagstück 1 angeordnete
Rast 1 a. Auch die Rastklinke 9 hat die Funktion einer Abzugsstange und sie übergreift
mit ihrem seitlich abstehenden, relativ längeren Betätigungsvorsprung 9 a ein Abzugsblatt
3 a des vorderen Abzugs 3 und das Abzugsblatt 6 a des hinteren Abzugs 6 der Waffe.
Bei der in Figur 1 dargestellten gespannten Stellung des Schlosses wird somit das
unter dem Druck der Schlagfeder 15 stehende Schlagstück 1 über seine Rast 1 a von
der Rastklinke 9 gehalten und gleichzeitig wird auch das unter dem Druck der Schlagfeder
15 stehende Gelenkstück 2 über seine Rast 2 a von der Rastklinke 10 arretiert.
[0014] Die Figur 2 zeigt das Schloß beim Auftreffen des Schlagstücks 1 auf den Schlagbolzen
5 für den unteren Lauf, ausgelöst durch Betätigung des vorderen Abzugs 3. Durch Ziehen
des vorderen Abzugs 3 wird dessen Abzugsblatt 3 a angehoben und diese Bewegung überträgt
sich über den seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung 9 a der Rastklinke 9 auf die
Rastklinke 9, wodurch diese die Rast 1 a des Schlagstücks 1 freigibt. Das Schlagstück
1 wird durch den Druck der gespannten Schlagfeder 15 um den Lagerbolzen 4 gemäß Fig.
2 entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht, wobei es auf den unteren Schlagbolzen 5 auftrifft.
Hierbei verbleibt das Gelenkstück 2 in seiner in Fig. 2 gezeigten arretierten Lage,
in der es über seine Rast 2 a durch die Rastklinke 10 gehalten wird. Das Schlagstück
1 und das Gelenkstück 2 weisen in diesem Zustand eine geknickte Stellung auf (sie
bilden ein abgeknicktes Kniegelenk). Es wird betont, daß dabei sichergestellt ist,
daß der Schlagbolzen 8 für den oberen Lauf vom Schlagstück 1 nicht berührt wird.
[0015] Die Fig. 3 zeigt das Schloß beim Auftreffen des Schlagstücks 1 auf den oberen Schlagbolzen
8, ausgelöst durch Betätigung des hinteren Abzugs 6, um einen Schuß aus dem oberen
Lauf der Waffe abzufeuern. Durch Ziehen des hinteren Abzugs 6 wird dessen Abzugsblatt
6 a angehoben und diese Bewegung wird gleichzeitig über den seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung
9 a auf die Rastklinke 9 und weiter über den seitlich abstehenden kürzeren Betätigungsvorsprung
10 a auf die Rastklinke 10 übertragen. Die Rastklinken 9, 10 geben dadurch gleichzeitig
die Rast 1 a des Schlagstücks 1 sowie die Rast 2 a des Gelenkstücks 2 frei. Durch
den Druck der gespannten Schlagfeder 15 werden dann das Schlagstück 1 und das Gelenkstück
2 gemeinsam um den Lagerbolzen 7 gemäß Fig. 3 entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht.
Dabei trifft das Schlagstück 1 auf den Schlagbolzen 8 für den oberen Lauf, wobei eine
Berührung des Schlagbolzens 5 für den unteren Lauf zuverlässig ausgeschlossen ist.
Während der Drehung des Schlagstücks 1 und des Gelenkstücks 2 um den Lagerbolzen 7
unter dem Druck der Schlagfeder 15 weisen das Schlagstück 1 und das Gelenkstück 2,
die zusammen das Kniegelenk bilden, eine gestreckte Stellung auf. Das Schlagstück
1 stellt einen zweiarmigen Hebel dar, wobei der untere Hebelarm in einem fingerartigen
Fortsatz 18 ausläuft, der während der gemeinsamen Drehung von Schlagstück 1 und Gelenkstück
2 entgegen dem Uhrzeigersinn am Lagerbolzen 7 anliegt. Eine Drehung des Schlagstücks
1 um den Lagerbolzen 4 unter Einwirkung der Kraft der Schlagfeder 15 wird während
dieser Phase dadurch vermieden, daß das Trägheitsmoment des oberen Hebelarmes des
Schlagstücks 1 wesentlich größer ist als dasjenige des unteren Hebelarms. Als Folge
hiervon verbleiben Gelenkstück 2 und Schlagstück 1 während dieser Drehung in gestreckter
Lage.
[0016] Die Teil-Draufsicht der Fig. 4 im Bereich der Abzüge 3, 6 bzw. deren Abzugsblätter
3 a und 6 a läßt das Zusammenwirken der Abzüge mit den Rastklinken 9 und 10 deutlich
erkennen. Wird der vordere Abzug 3 gezogen, so überträgt dessen Abzugsblatt 3 a die
Bewegung über den seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung 9 a der Rastklinke 9 auf
diese Rastklinke, welche dadurch die Rast 1 a des Schlagstücks 1 freigibt. Wird dagegen
der hintere Abzug 6 gezogen, so überträgt dessen Abzugsblatt 6 a diese Bewegung auf
den seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung 9 a der Rastklinke 9 und gleichzeitig
auf den seitlich abstehenden Betätigungsvorsprung 10 a der Rastklinke 10. Dadurch
geben gleichzeitig die Rastklinke 9 die Rast 1 a und die Rastklinke 10 die Rast 2
a frei.
[0017] Als Ausfürungsbeispiel wurde ein Handspannerschloß mit dem Spannschieber 12 auf der
Kastenscheibe 11 gewählt. Die Erfindung läßt sich jedoch mit den gleichen Vorteilen
auch bei anderen Spannarten, wie z.B. Selbstspannern, verwenden. Dies gilt auch für
Waffen mit z.B. drei Läufen, wobei in diesem Fall eine zusätzliche, von außen zu betätigende
Umschaltvorrichtung vorzusehen ist.
1. Schloß für Waffen mit wenigstens zwei Läufen, insbesondere Kipplaufwaffen, mit
nur einem durch eine Schlagfeder betätigbaren Schlagstück und zwei Abzügen, von denen
jeder einem Lauf zugeordnet ist, wobei je nach Betätigung des einen oder anderen Abzugs
das Schlagstück auf den Schlagbolzen des einen oder anderen Laufs ausgerichtet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) das Schlagstück (1) derart an einem Gelenkstück (2) drehbeweglich gelagert ist,
daß Schlagstück (1) und Gelenkstück (2) ein Kniegelenk bilden,
b) bei geknickter Lage von Schlagstück (1) und Gelenkstück (2) das Schlagstück (1)
auf den Schlagbolzen (5) des einen Laufs und bei gestreckter Lage von Schlagstück
(1) und Gelenkstück (2) das Schlagstück (1) auf den Schlagbolzen (8) des anderen Laufs
ausgerichtet ist und
c) dem Schlagstück (1) und Gelenkstück (2) eine Rastvorrichtung (1 a, 2 a, 9, 10)
zugeordnet ist, die bei Betätigung des einen Abzugs (6) das Schlagstück (1) und Gelenkstück
(2) gemeinsam in gestreckter Lage und bei Betätigung des anderen Abzugs (3) nur das
Schlagstück (1) in geknickter Lage zum verrasteten Gelenkstück (2) auslöst.
2. Schloß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gelenkstück (2) quer zu
seiner Drehachse (Lagerbolzen 7) eine Aussparung aufweist, in der das Schlagstück
(1) drehbeweglich gelagert ist.
3. Schloß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schlagstück (1) in der
Art eines zweiarmigen Hebels ausgebildet und an einem Hebelarm mit einem fingerartigen
Fortsatz (18) versehen ist, der in gestreckter Lage von Schlagstück (1) und Gelenkstück
(2) mit einem Anschlag am Gelenkstück (2), z.B. mit dessen Lagerbolzen (7) zusammenarbeitet.
4. Schloß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rastvorrichtung je eine
Rast (1 a bzw. 2 a) am Schlagstück (1) und am Gelenkstück (2) sowie zwei diesen Rasten
(1 a, 2 a) zugeordnete Rastklinken (9, 10) aufweist, wobei durch den vorderen Abzug
(3) über die eine Rastklinke (9) die Rast (1 a) am Schlagstück (1) und durch den hinteren
Abzug (6) über beide Rastklinken (9, 10) die Rast (1a) am Schlagstück (1) und gleichzeitig
die Rast (2 a) am Gelenkstück (2) auslösbar ist.
5. Schloß nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rastklinken (9, 10) mit
seitlich abstehenden Betätigungsvorsprüngen (9 a, 10 a) unterschiedlicher Länge versehen
sind, von welchen der kürzere (10 a) nur mit dem hinteren Abzug (6) und der längere
(9a)mit beiden Abzügen (3, 6) zusammenarbeitet.