[0001] Die Erfindung betrifft einen Pumpenschlauch für eine peristaltische Pumpe.
[0002] Im medizinischen Bereich werden Peristaltikpumpen oder Schlauchpumpen als Infusionspumpen
verwendet. Solche Pumpen ermöglichen den sterilen Transport von größeren Mengen Infusionsflüssigkeit.
Der auswechselbare Pumpenschlauch stellt ein preiswertes Einmalerzeugnis dar, welches
in steriler Form geliefert wird, vom Benutzer in das Infusionsgerät eingesetzt werden
kann und nach Gebrauch fortgeworfen wird. Allerdings werden an den Pumpenschlauch
hohe Anforderungen bezüglich Walkfähigkeit, Elastizität, Abriebfestigkeit und Maßhaltigkeit
gestellt. Das Fördervolumen hängt von den Querschnittsabmessungen des Pumpenschlauchs
ab und von dessen Rückstellfähigkeit. Weiterhin muß das verwendete Material physiologisch
unbedenklich, d.h. gegenüber den verwendeten Medien inert sein. Umgebungseinflüsse
wie Temperatur, Luftfeuchte, Licht und Desinfektionsmittel dürfen das Material nicht
beeinflussen.
[0003] Üblicherweise werden Pumpenschläuche für peristaltische Pumpen aus hochelastischem
Material, z.B. Silikon, mit hoher Maßhaltigkeit hergestellt. Der Pumpenschlauch wird
mit Hilfe spezieller Verbindungsstücke, die zugleich als Fixierhilfen dienen können,
in die Infusions leitung eingesetzt. Die bekannten Pumpenschläuche haben runden Querschnitt.
Wenn ein Schlauch mit rundem Querschnitt durch äußere Krafteinwirkung gequetscht
wird, ergibt sich eine ungleichmäßige Materialbeanspruchung, wobei insbesondere die
Knickstellen des Schlauchquerschnitts stark belastet werden. Verstärkt wird diese
Materialbelastung noch dadurch, daß die Abquetschung des Schlauches nicht nur in einem
Maße erfolgt, daß die beiden Schlauchwandteile gegeneinandergelegt werden, sondern
daß darüber hinaus zur sicheren Abquetschung eine zusätzliche Kraft aufgebracht wird,
bei der eine Kompression der flach gegeneinanderliegenden Schlauchhälften erfolgt.
Da eine derartige Abquetschung bei peristaltischen Pumpen mit großer Häufigkeit erfolgt,
treten Ermüdungserscheinungen des Schlauchmaterials auf. Außerdem besteht die Gefahr
des Abriebs von Schlauchmaterial im Schlauchinnern, wodurch Fremdpartikel in die
Infusionslösung gelangen können. An den beim Abquetschen entstehenden Knickstellen
des Schlauch ergibt sich an der Schlauchinnenseite eine sehr starke Materialquetschung,
während an der Außenseite starke Dehnungen entstehen. Außerdem sind die peristaltischen
Pumpen Toleranzen unterworfen, durch die das Maß der Schlauchabquetschung variiert.
Alle diese Umstände führen dazu, daß das Schlauchvolumen sich während des Betriebs
verändert, mit der Folge, daß sich auch die Förderrate bzw. Infusionsrate verändert.
[0004] Ein weiterer Nachteil der bekannten Pumpenschläuche besteht darin, daß die Schlauchwand
infolge der geforderten hohen Rückstellkraft wenig nachgiebig ist und die Messung
des Fluiddrucks mit Hilfe von Drucksensoren, die elastisch von außen her gegen die
Schlauchwand drücken, erschwert. Nachteilig ist schließlich auch die Notwendigkeit,
zusätzliche Fixierhilfen am Pumpenschlauch anbringen zu müssen.
[0005] Aus DE 31 12 837 A1 ist ein Pumpenschlauch bekannt, bei dem zwei bogenförmige Abschnitte
das Schlauchlumen umschließen, so daß das Schlauchlumen die Form einer Ellipse hat.
Nach den Seiten hin erstrecken sich Stege nach entgegengesetzten Richtungen. Diese
Stege dienen der Positionierung des Pumpenschlauchs im Inneren der Schlauchpumpe.
Ihre Stärke ist nicht wesentlich größer als die Wandstärke der bogenförmigen Abschnitte.
Beim Zusammendrücken des Pumpenschlauchs wirken die Andrückrollen ausschließlich
auf die bogenförmigen Abschnitte ein, die gegeneinandergepreßt werden. Eine Pressung
oder Abstützung findet im Bereich der Stege nicht statt.
[0006] In US 4 540 350 ist neben verschiedenen Schlauchformen ein Pumpenschlauch beschrieben,
der aus zwei flach aufeinandergelegten und entlang ihrer Ränder miteinander verbundenen
Bahnen besteht. Dabei entstehen seitliche Stege, deren Stärke doppelt so groß ist
wie die Stärke eines bogenförmigen Abschnitts, jedoch ist dieser Schlauch auf den
zusammengepreßten Zustand vorgeformt. Ein solcher Schlauch hat praktisch kein Rückstellvermögen
für das Ansaugen von Flüssigkeit. Außerdem besteht die Gefahr, daß im Bereich der
miteinander verbundenen Bahnränder Undichtigkeiten auftreten, insbesondere nach
häufiger Verformung des Schlauchs.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Pumpenschlauch der im Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 angegebenen Art zu schaffen, bei dem die örtliche Materialbelastung
während des Abquetschens verringert ist, so daß Materialschädigungen vermieden werden
und ein besseres Rückstellverhalten erreicht wird.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmalen.
[0009] Der erfindungsgemäße Pumpenschlauch hat ein Lumen, das aus zwei gegeneinanderstoßenden
bogenförmigen Abschnitten begrenzt wird, wobei an den Verbindungsstellen im Schlauchinnern
Knicklinien gebildet sind. Das Schlauchlumen hat somit den Querschnitt einer konvexen
Linse. Durch diese Ausgestaltung der Schlauchwände wird die Kraft, welche zum okklusiven
Verschluß des Schlauches durch die Peristaltikpumpe aufzuwenden ist, verringert.
[0010] Die Materialstauchung verringert sich durch Verkleinerung des Knickwinkels, der
dem Tangentenwinkel entspricht, und ferner dadurch, daß entlang der Knicklinien
weniger Schlauchmaterial gequetscht werden muß. Der Pumpenschlauch ist somit in Richtung
auf die beabsichtigte Zusammendrückung vorgeformt, mit der Folge, daß die beim Abquetschen
entstehenden Materialbeanspruchungen verringert sind. Dadurch wird auch der Schlauchabrieb,
insbesondere im Bereich der beiden Quetschlinien, verringert oder beseitigt.
[0011] Eine wesentliche Verminderung der Materialbelastung wird dadurch erreicht, daß von
den Verbindungsstellen der bogenförmigen Abschnitte Stege nach außen abstehen, deren
Stärke etwa der Summe der Stärken der beiden bogenförmigen Abschnitte entspricht.
Dadurch wird ein Teil der von außen her auf den Schlauch einwirkenden Okklusionskraft,
mit der die gegeneinanderliegenden bogenförmigen Schlauchabschnitte noch zusätzlich
gequetscht werden, von den Stegen aufgenommen. Auf diese Weise können Toleranzen
des Infusionsgerätes bei der Bemessung der auf den Schlauch einwirkenden Kraft eliminiert
werden.
[0012] Durch die Erfindung wird infolge der Materialentlastung des Pumpenschlauches eine
Reduzierung des Partikelabriebs erreicht. Ferner wird die Standzeit des Pumpenschlauchs
verlängert und die Konstanz des Fördervolumens über die Infusionszeit erhöht. Die
Stege bewirken auch eine Verbesserung der Seitenstabilität des Pumpenschlauchs.
[0013] Die Rückstellkraft des Pumpenschlauchs schafft die Möglichkeit Flüssigkeit anzusaugen.
Hierzu ist eine hohe Rückstellkraft des Pumpenschlauchs notwendig. Wenn mittels eines
Drucksensors der hydraulische Druck im Schlauchinnern gemessen werden soll, indem
ein Druckfühler gegen die Außenwand des Pumpenschlauchs drückt, verfälscht die Rückstellkraft
des Pumpenschlauchs die Meßgröße. Ist diese Rückstellkraft konstant und nicht zu groß,
so kann man sie rechnerisch berücksichtigen und ein brauchbares Meßergebnis erhalten.
Um die Rückstellkraft im Bereich des Meßwertaufnehmers möglichst gering zu halten,
ist gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung auf einem Längenabschnitt des
Schlauches die Wandstärke gegenüber den angrenzenden Bereichen verringert.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung sind an dem Pumpenschlauch einstückig
angeformte Fixierstücke vorgesehen. Der Pumpenschlauch einschließlich der Fixierstücke
ist als Formteil her gestellt. Eine solche Gestaltung als Formteil erlaubt eine optimale
Formgebung des Pumpbereichs und der Druckmeßzone. Querschnittsübergänge und Oberflächenbeschaffenheit
können den gewünschten Strömungsbedingungen angepaßt werden, d.h. Querschnittsübergänge
werden fließend ausgeführt und die Rauhheit der Innenfläche wird so gewählt, daß
eine Gasblasenhaftung minimiert wird.
[0015] Der erfindungsgemäße Pumpenschlauch eignet sich insbesondere für den Einsatz in
einer Fingerpumpe, bei der der Schlauch linear angeordnet und an einer Seite abgestützt
wird, während von der gegenüberliegenden Seite her mehrere Finger nacheinander auf
den Schlauch einwirken und diesen fortlaufend abquetschen. Der Pumpenschlauch ist
aber auch bei anderen peristaltischen Pumpen einsetzbar, z.B. bei Rollenpumpen oder
Taumelscheibenpumpen. Der Schlauch muß daher nicht notwendigerweise geradlinig sein,
sondern er kann über seine Länge einen gekrümmten Verlauf haben.
[0016] Im folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der
Erfindung näher erläutert.
[0017] Es zeigen:
Fig. 1 eine Darstellung des noch unkomprimierten Schlauchquerschnitts zwischen einem
Widerlager und einem Pumpenfinger,
Fig. 2 die Einrichtung von Fig. 1 bei zusammengequetschtem Schlauch,
Fig. 3 einen Längsschnitt durch einen Pumpenschlauch,
Fig. 4 einen Schnitt entlang der Linie IV-IV von Fig. 3, und
Fig. 5 in vergrößertem Maßstab eine Einzelheit V aus Fig. 3.
[0018] Der Pumpenschlauch 10 von Fig. 1 weist im Querschnitt zwei bogenförmige Abschnitte
11,12 auf, die das Schlauchlumen 20 derart umschließen, daß das Schlauchlumen die
Querschnittsform einer konvexen Linse hat. Entlang der Verbindungsstellen 13 der bogenförmigen
Abschnitte 11 und 12 sind längslaufende konkave Knicklinien 14 gebildet. In diesen
Knicklinien schließen die Tangenten an die Innenseiten der Schlauchabschnitte 11 und
12 einen Winkel a ein, der kleiner ist als 180° und bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
etwa 120° beträgt.
[0019] Die bogenförmigen Abschnitte 11 und 12 sind kreisförmig, wobei die Mittelpunkte
beider Kreise gegeneinander versetzt sind.
[0020] An die Verbindungsstellen 13 der Schlauchabschnitte 11 und 12 schließen sich nach
außen weisende Stege 15 an. Die Stärke eines jeden Steges 15 entspricht etwa der Summe
der Wandstärken der beiden bogenförmigen Abschnitte 11 und 12.
[0021] In Fig. 1 ist der Schlauchquerschnitt im unkomprimierten Zustand dargestellt, also
in dem Fall, daß keine äußeren oder inneren Kräfte auf den Schlauch einwirken. Der
Schlauch 10 besteht aus einem physiologisch unbedenklichen Elastomermaterial von hoher
Rückstellfähigkeit.
[0022] In der peristaltischen Pumpen, die im übrigen nicht dargestellt ist, befindet sich
ein Widerlager 16 und ein Druckfinger 17. Der Schlauch liegt mit dem einen bogenförmigen
Abschnitt 12 zunächst lose am Widerlager 16 an und der Druckfinger 17 ist auf der
gegenüberliegenden Seite angeordnet. Die Stege 15 verlaufen parallel zu den Stirnseiten
von Widerlager 16 und Druckfinger 17.
[0023] Fig. 2 zeigt den Okklusionszustand des Schlauches 10, der zwischen dem Druckfinger
17 und dem Widerlager 16 zusammengequetscht ist. Dabei ist die Fläche des Schlauchlumens
20 auf Null reduziert. Im Bereich der Verbindungsstellen 13 der ursprünglich bogenförmigen
Abschnitte 11 und 12 ergeben sich keine wesentlich höheren Materialquetschungen als
in den übrigen Bereichen. Die Stege verhindern, daß der abgequetschte Schlauch 10
von dem Druckfinger 17 noch zusätzlich zusammengequetscht wird und sie verhindern
eine übermäßige Deformierung des Schlauches durch eine eventuell fehlerhaft eingestellte
Infusionspumpe, weil sie innerhalb der Breite von Widerlager 16 und Druckfinger 17
liegen.
[0024] Die Fign. 3 bis 5 zeigen einen Pumpenschlauch 10 mit dem anhand von Fig. 1 erläuterten
Querschnitt. Auf einem Längenabschnitt 18, der nicht der Einwirkung von Druckfingern
ausgesetzt ist, ist die Wandstärke reduziert, so daß der Längenabschnitt 18 als Druckmeßzone
benutzt werden kann, an die ein den Innendruck messender Drucksensor von außen angesetzt
werden kann.
[0025] An den Schlauchenden sind einstückig angeformte Fixierstücke 19 nach Art von Muffen
vorgesehen. Diese Fixierstücke 19 dienen der Anbringung und lagegerechten Fixierung
des Schlauches in einer peristaltischen Pumpe. Die Fixierstücke 19 dienen zugleich
als Anschlußstücke für den Anschluß von Infusionsleitungen.
[0026] Wie Fig. 5 zeigt, sind die Übergänge, in denen sich der Querschnitt des Schlauchlumens
20 in Längsrichtung verändert, stetig bzw. knickfrei ausgeführt, um eine möglichst
laminare Fluidströmung zu erreichen.
1. Pumpenschlauch für eine peristaltische Pumpe, wobei die das Schlauchlumen (20)
des unverformten Schlauches umschließenden einstückige Schlauchwand aus zwei vorzugsweise
symmetrischen bogenförmigen Abschnitten (11,12) besteht, die an ihren Verbindungsstellen
(13) Tangenten haben, welche einen Öffnungswinkel (a) des Schlauches von weniger als
180° einschließen, und wobei von den Verbindungsstellen (13) Stege (15) nach außen
abstehen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stärke der Stege (15) etwa der Summe der Stärken der beiden bogenförmigen
Abschnitte (11,12) entspricht.
2. Pumpenschlauch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Öffnungswinkel
(a) weniger als 150° und vorzugsweise etwa 120° beträgt.
3. Pumpenschlauch nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf einem Längenabschnitt
(18) des Schlauches die Wandstärke gegenüber den angrenzenden Bereichen verringert
ist.
4. Pumpenschlauch nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch einstückig
angeformte Fixierstücke (19).
5. Pumpenschlauch nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Querschnittsveränderungen
des Schlauchlumens (20) in Längsrichtung stetig und knickfrei ausgeführt sind.