[0001] Die Erfindung betrifft einen Zentrifugenrotor mit Einsatzröhrchen, die in dem Rotor
geschleudert werden, wobei beim Zentrifugieren eine Abstützung am Innenumfang des
umlaufenden Rotors vorgesehen ist.
[0002] Ein derartiger Zentrifugenrotor ist bereits aus der DE 17 82 602 B2 bekannt geworden,
wobei dort ein ausschwingendes Gehänge vorgesehen ist und jedes Gehänge aus einem
Metallbecher besteht, welcher mit einer Schenkelfeder drehbar bzw. schwenkbar im Zentrifugenrotor
gelagert ist. Bei der Einwirkung einer Zentrifugalkraft verlagern sich die Schenkelfedern
so, daß sich das Gehänge mit seinem Bodenbereich am Innenumfang eines äußeren umlaufenden
Abstützrings des Rotors abstützt.
[0003] Nachteil dieses bekannten Zentrifugenrotors ist es jedoch, daß ein separates, als
Metallbecher ausgebildetes, Gehänge verwendet werden muß, in welches erst die Zentrifugenröhrchen
eingesetzt werden.
[0004] Ein weiterer Nachteil ist in der Verwendung von Schenkelfedern zu sehen, die auf
die Dauer zu Ermüdungen neigen.
[0005] In einer anderen bekannten Anordnung eines Zentrifugenrotors ist die Aufhängung,
die sonst mit biegbaren Schenkelfedern ausgebildet ist, mit einer gummielastischen
Aufhängung gelöst, die aber nachteilig ebenfalls zum Bruch und vor allem zum Verspröden
über eine längere Lebensdauer neigt.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Zentrifugenrotor
der eingangs genannten Art so weiterzubilden, daß er wesentlich einfacher ist, kostengünstiger
hergestellt werden kann und daß er betriebssicherer bedienbar ist.
[0007] Zur Lösung der gestellten Aufgabe ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß der
Rotor im wesentlichen eine horizontale Scheibe aufweist, die an ihrem radialen Außenumfang
eine umlaufende Abkröpfung aufweist, daß als ausschwingendes Gehänge Röhrchen schwenkbar
an der Scheibe gelagert sind, die beim Ausschwingen sich mit ihrem Bodenbereich in
axialer Richtung des Röhrchens und in radialer Richtung der Scheibe nach innen verschieben
und so das Schwenklager von Zentrifugalkraft freihalten bzw. entlasten.
[0008] Wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist also, daß die Schwenklagerung
so ausgebildet ist, daß die Röhrchen direkt als Ausschwinggehänge selbst dienen und
derart schwenkgelagert an der Scheibe ansetzen, so daß beim Ausschwingen dieser Röhrchen
diese sich axial einwärts verschieben und hierdurch das Schwenklager entlastet wird
und nicht mehr an der Kraftübertragung teilnimmt.
[0009] Die gesamte Zentrifugalkraft wird also über die Röhrchen und den Bodenbereich dieser
Röhrchen auf die umlaufende Abkröpfung der Scheibe übertragen und von der Scheibe
unmittelbar auf die Nabe des Rotors.
[0010] Damit entfallen lastübertragende Verbindungen von der Scheibe beispielsweise über
den Windkessel oder über den Deckel.
[0011] Die Scheibe ist also selbsttragend, und damit ist es nun erstmals möglich, einen
diskusartig flachen Rotorkessel zu entwerfen, der auch vollkommen ohne Windkessel
und ohne Deckel funktionieren könnte.
[0012] Daraus ergibt sich, daß der Windkessel selbst nicht mehr an der Lastübertragung teilnimmt
und daß das einzige lastübertragende Teil die Scheibe mit der daran ansetzenden Abkröpfung
ist, die bevorzugt werkstoffeinstückig mit der Nabe selbst verbunden ist.
[0013] Selbstverständlich ist es auch möglich, die Nabe und die Scheibe in ihrem nabennahen
Berührungsbereich voneinander zu trennen und über entsprechende Befestigungsmittel
miteinander zu verbinden. Eine derartige Verbindung erfolgt beispielsweise über eine
Verklebung, Verschweißung, Verpressung oder dgl.
[0014] Wesentlicher Vorteil gegenüber der bekannten Anordnung ist also, daß die relativ
aufwendige Schwenklagerung mit den dort beschriebenen Schenkelfedern entfällt und
daß die Untersuchungsgefäße (Röhrchen) selbst direkt als Ausschwinggehänge dienen,
was somit nicht der Fall war.
[0015] Die Schwenklager zwischen der Scheibe und den zugeordneten Probengefäßen (Röhrchen)
dienen also nur im ganz extremen niedrigen Drehzahlbereich der Lastübertragung, bis
nämlich die Röhrchen ausgeschwungen sind und mit ihrem Bodenbereich an der Innenwand
der Abkröpfung der Scheibe anliegen und hierbei gleichzeitig in radialer Richtung
einwärts sich verschieben und so die Schwenklager von jeglicher Kraftübertragung befreien.
[0016] Statt also teurer Zentrifugengehänge, die in der Regel als Metallbecher ausgebildet
sind, können hier einfache Kunststoffröhrchen verwendet werden mit einem relativ schwachdimensionierten
Henkel, und dadurch werden die Herstellungskosten einer derartigen Anordnung wesentlich
vermindert.
[0017] Weiteres wesentliches Merkmal der Erfindung ist, daß die Schwenklagerung exzentrisch,
d.h. also außerhalb des Gewichtsschwerpunktes des Röhrchens und oberhalb des Röhrchens
ansetzt.
[0018] Bekannt ist beispielsweise somit nur eine genau zentrische Lagerung der ausschwingenden
Gehänge. Diese zentrische Lagerung hat jedoch gezeigt, daß beim Ausschwingen niemals
eine genau horizontale Stellung erreicht wird, sondern diese Stellung bleibt aufgrund
der noch wirkenden Erdanziehungskraft vielleicht um einige wenige Winkelminuten hinter
der horizontalen Stellung zurück.
[0019] Wenn man nun erfindungsgemäß eine exzentrische Lagerung verwendet, d.h. ein Schwenklager,
welches oberhalb des Röhrchens möglichst an der Außenseite des Röhrchens ansetzt,
dann erreicht man, daß die ausschwingenden Röhrchen (soweit kein Anschlag vorhanden
wäre) sogar über ihre horizontale Lage nach oben schwingen würden.
[0020] Erfindungsgemäß ist jedoch die Scheibe vorgesehen, welche damit radial äußere und
horizontale Anschläge für das Röhrchen bildet, so daß die Röhrchen durch die Scheibe
genau beim Ausschwingen in eine horizontale Lage ausschwingend begrenzt werden.
[0021] Die Scheibe dient also nicht nur als kraftübertragendes Element für die Zentrifugalkraft,
sondern gleichzeitig auch als Schwenkanschlag für die horizontal ausschwingenden Röhrchen.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht das Schwenklager
aus einzelnen Stegen, die im Zwischenraum zwischen radial auswärts gerichteten Ausnehmungen
vorhanden sind. Durch die eine radial einwärts gerichtete Ausnehmung kann damit das
Röhrchen mit seinem Öffnungsbereich einschwingen bzw. hochschwingen wenn es im Ruhebereich
ist und die andere Öffnung dient dann dazu, daß der henkelartige Ansatz am Röhrchen
durch diese Öffnung nach unten durch die Scheibe hindurchgreifen kann.
[0023] Die Formgebung der Ausnehmungen der radial hintereinander liegenden Ausnehmungen
ist relativ gleichgültig; es muß nur dafür gesorgt werden, daß durch die eine Ausnehmung
die Öffnung des Röhrchens ausschwingen kann und durch die andere Öffnung der Henkel
in die Scheibe hineintauchen kann. Diese Ausnehmungen können also als runde oder ovale
Ausnehmungen oder auch als Schlitze ausgebildet sein.
[0024] Der Zwischenbereich zwischen diesen Ausnehmungen, der durch das Material der Scheibe
definiert wird, ist hierbei als Steg ausgebildet, über den der Henkel greift und über
den der Henkel schwenkbar gelagert ist.
[0025] Statt der Ausbildung der Stege durch das Material der Scheibe gibt es noch andere
Möglichkeiten, nämlich die Stege aus einem anderen Material als dem der Scheibe zu
bilden. Beispielsweise kann man einen umlaufenden Metallring (Drahtring verwenden),
der in die Scheibe eingelassen ist oder mit der Scheibe verbunden ist, oder es sind
auch punktuell vorhandene Schwenklager möglich, wie z. B. Schraubenaufhängungen oder
Bolzenaufhängungen oder dgl.
[0026] Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispieles näher beschrieben.
[0027] Es zeigen:
Figur 1: schematisiert einen Querschnitt durch einen Rotorkessel nach der Erfindung;
Figur 2: die Draufsicht auf die Anordnung nach Figur 1 bei abgenommenem
Deckel.
[0028] Der Rotorkessel 1 besteht hierbei aus einem Windkessel 3, der bevorzugt aus einem
tiefgezogenen Blechmaterial besteht. Der Windkessel 3 könnte jedoch auch aus Kunststoff
sein.
[0029] An der Innenseite ist eine horizontale Scheibe 2 aus einem Kunststoffmaterial oder
einem Metallmaterial angeordnet, welche eine nach unten weisende Abkröpfung 4 aufweist.
[0030] Die Scheibe 2 mit der Abkröpfung 4 bildet hierbei einen Berührungsbereich 5 mit der
Innenwand des Windkessels 3.
[0031] In diesem Berührungsbereich liegt lediglich eine Berührung vor, ohne Kraftübertragung;
es braucht hier auch keine Verbindung wie z. B. eine Klebe- oder Nietverbindung vorgesehen
zu sein, es muß nur dafür gesorgt sein, daß die Scheibe etwa passend in den Windkessel
3 eingesetzt wird.
[0032] Damit ist die Scheibe 2 leicht abnehmbar an dem Windkessel 3 befestigt, sofern die
sonstige Verbindung gelöst wird.
[0033] Die Scheibe 2 ist nämlich in ihrem radial inneren Bereich bevorzugt werkstoffeinstückig
mit einer Nabe 6 verbunden, die einen unteren Befestigungsring 25 aufweist, an dem
ein Montagering 26 angeordnet ist und Befestigungsschrauben 7 vorhanden sind, welche
den Bodenbereich des Windkessels 3 mit der Nabe 6 verbinden.
[0034] Sofern eine solche Befestigung verwendet wird ist die Scheibe 2 nicht von dem Windkessel
3 abnehmbar.
[0035] Die Nabe 6 weist an ihrer Oberseite eingelassen ein Aufnahmeteil 10 in der Mitte
auf, welches ein Innengewinde aufweist. Dieses Innengewinde wird an den zugeordnete
Gewindeansatz 13 eingeschraubt, der drehfest mit einem Deckelknopf 12 verbunden ist.
Damit wird ein Deckel 11 auf die Scheibe 2 aufgesetzt, wobei der Deckel 11 einen äußeren
umlaufenden Flansch 14 aufweist, an dessen Unterseite eine umlaufende Dichtung 15
angeordnet ist, die auf einem gleichfalls umlaufenden Flansch 27 des Windkessels aufliegt.
Damit wird ein hermetisch dichter Abschluß des Rotorkessels 1 gewährleistet.
[0036] Es wird noch hinzugefügt, daß der Windkessel 3 an seinem nabennahen Teil einen inneren
Flansch 8 aufweist, mit dem er über die Schrauben 7 mit dem umlaufenden Befestigungsring
25 der Nabe verbunden ist.
[0037] Die Nabe 6 weist im übrigen an der Unterseite eine zentrale Ausnehmung 9 auf, in
welche die Motorantriebswelle der Zentrifuge eingreift.
[0038] Wichtig ist nun, daß in der Scheibe 2 mehrere gleichmäßig am Umfang verteilte und
jeweils hintereinander liegend in radialer Richtung fluchtende Ausnehmungen 16,19
vorgesehen sind, welche der Schwenklagerung von Röhrchen 17 dienen.
[0039] Jedes Röhrchen 17 weist hierbei gemäß Figur 1 einen henkelartigen Ansatz 20 auf,
der das eine Teil des Schwenklagers ist, wobei dieser henkelartige Ansatz über Stege
18 greift, die Teil der Scheibe 2 sind. Die Stege 18 sind hierbei die Zwischenräume
zwischen den Ausnehmungen 16,19 der Scheibe.
[0040] In der Ruhestellung greift damit das Röhrchen 17 mit seinem oberen Öffnungsbereich
durch die radial innenliegende Ausnehmung 16 in der Scheibe hindurch und der Henkel
20 taucht durch die Ausnehmung 19 unter die Unterkante der Scheibe 2.
[0041] Sobald die Zentrifuge in Betrieb gesetzt wird schwenkt das Röhrchen 17 in Pfeilrichtung
21 aus und der Boden 22 bewegt sich hierbei auf dem Schwenkradius 21. Hierbei schwenkt
das Röhrchen mit seinem oberen Bereich durch die Ausnehmung 16 hindurch, der Henkel
20 taucht in die Ausnehmung 19 ein und der Boden 22 legt sich damit an die Innenwand
23 der Abkröpfung 4 an.
[0042] Wichtig ist nun, daß nach Figur 1 der Abstand 28 zwischen dem Steg 18 und der Innenwand
23 der Abkröpfung 4 kleiner ist als der Abstand 29 zwischen dem Henkel 20 und dem
Boden 22 des Röhrchens 17. Nur dadurch wird gewährleistet, daß sich der Boden 22 bei
der Anlage an der Innenwand 23 in axialer Richtung 24 nach innen verschiebt und hierdurch
der Henkel 20 nicht mehr lastübertragend an dem Steg 18 anliegt. Der Steg 18 ist damit
von der Lastübertragung befreit, und die Übertragung der Zentrifugalkraft vom Röhrchen
17 erfolgt nur noch über das Röhrchen 17 selbst über den Boden 22 auf die Abkröpfung
4 und von dort auf die Scheibe 2 und von der Scheibe unmittelbar auf die Nabe 6 des
Rotors.
[0043] Daraus ergibt sich, daß der Windkessel 3 auch bei gewißen Anwendungsfällen vollständig
entfallen kann, so daß nur noch ein scheibenförmiger Rotor vorhanden ist, welcher
die Formgebung der Scheibe 2 aufweist. Ebenso könnte dann der Deckel 11 entfallen.
ZEICHNUNGS-LEGENDE
[0044]
1 Rotorkessel
2 Scheibe
3 Windkessel
4 Abkröpfung
5 Berührungsbereich
6 Nabe
7 Schraube
8 Flansch
9 Ausnehmung
10 Aufnahmeteil
11 Deckel
12 Deckelknopf
13 Gewindeansatz
14 Flansch
15 Dichtung
16 Ausnehmung
17 Röhrchen
18 Steg
19 Ausnehmung
20 Henkel
21 Schwenkradius
22 Boden
23 Innenwand
24 Pfeilrichtung
25 Befestigungsring
26 Montagering
27 Flansch
28 Abstand
29 Abstand
1. Zentrifugenrotor mit Einsatzröhrchen, die in dem Rotor geschleudert werden, wobei
beim Zentrifugieren eine Abstützung am Innenumfang des umlaufenden Rotors vorgesehen
ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Rotor im wesentlichen als horizontale Scheibe (2) ausgebildet ist, die an
ihrem radialen Außenumfang eine umlaufende Abkröpfung (4) aufweist und daß die Einsatzröhrchen
(17) schwenkbar an der Scheibe (2) gelagert sind, derart, daß die Einsatzröhrchen
(17) beim Ausschwingen sich mit Abstützung an der Abkröpfung (4) mit ihrem Bodenbereich
(22) in axialer Richtung und in radialer Richtung der Scheibe (2) einwärts verschieben
und so das Schwenklager von Zentrifugalkraft freihalten bzw. entlasten.
2. Zentrifugenrotor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einsatzröhrchen (17) exzentrisch an der Scheibe (2) schwenkbar gelagert
sind.
3. Zentrifugenrotor nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenklagerung am Rotor so ausgebildet ist, daß die Einsatzröhrchen (17)
selbst das Ausschwinggehänge darstellen, wobei einzelne Stege (18) am Rotor vorgesehen
sind, die von jeweils einem Henkel (20) der Einsatzröhrchen (17) übergriffen werden
und der Abstand (28) zwischen den Stegen (18) und der Abkröpfung (4) kleiner ist als
der Abstand (29) zwischen einem Henkel (20) und dem Boden (22) eines Einsatzröhrchens
(17).
4. Zentrifugenrotor nach den Ansprüchen 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Scheibe in radialer Richtung vor und nach den Stegen (18) in fluchtender
Anordnung hintereinander Ausnehmungen (16,19) vorgesehen sind, wobei in der Ausnehmung
(16) das Einsatzröhrchen (17) mit seinem Öffnungsbereich im Ruhebereich ein- bzw.
hochschwingt, während durch die Ausnehmung (19) der Henkel (20) hindurchgreift.
5. Zentrifugenrotor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheibe (2) in der Abkröpfung (4) selbsttragend ausgebildet ist.
6. Zentrifugenrotor nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheibe (2) von der Nabe (6) voneinander getrennt vorgesehen und über entsprechende
Befestigungsmittel miteinander verbunden sind.
7. Zentrifugenrotor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheibe (2) außer der Abkröpfung (4) als radialen Anschlag zusätzlich noch
einen horizontalen Schwenkanschlag als Begrenzung beim Ausschwenken der Einsatzröhrchen
(17) ausbildet.
8. Zentrifugenrotor nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Schwenklagerung ein umlaufender Metall- bzw. Drahtring vorgesehen ist, der
in die Scheibe (2) eingelassen bzw. mit ihr verbunden ist.