[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Passivierung von pyrophoren
Metallen, insbesondere Magnesium.
[0002] Es ist bekannt, daß pyrophore Metalle wie Magnesium, Calcium oder die Legierungen
dieser Metalle besondere Probleme bei der Handhabung vor allem dann aufwerfen, wenn
diese pyrophoren Stoffe in feinteiliger Form eingesetzt werden.
[0003] So kann beispielsweise Magnesiumpulver, welches allein oder in Kombination mit Calciumcarbid
oder Kalk zum Zwecke der Entschwefelung mit Hilfe einer feuerfesten Tauchlanze in
flüssiges Roheisen pneumatisch eingeblasen wird, aufgrund der leichten Entzündbarkeit
und der Heftigkeit des Brandverhaltens nicht ohne weiteres verwendet werden. Es muß
vielmehr erst durch geeignete Mittel bzw. Methoden passiviert werden.
[0004] Es sind bereits verschiedene Vorschläge zur Lösung dieses Problems bekannt geworden,
die aber bisher alle nicht voll befriedigen können.
[0005] So wird gemäß der US-PS 42 09 325 bzw. der US-PS 39 98 625 empfohlen, Magnesiumpulver
mit inerten oxidischen Pulvern wie Kalk, Aluminiumoxid, SiO₂-Stäuben oder metallurgischen
Schlacken zu verdünnen. Diese Metalloxide, die üblicherweise in Mengen von 10 bis
50 Gew.-% dem Magnesiummetallpulver zugemischt werden, nehmen nicht an der Entschwefelungsreaktion
teil und verursachen deshalb nur einen schlechen Wirkungsgrad des Entschwefelungsmittels.
Probleme ergeben sich auch aus dem Entmischungsverhalten der verschiedenen Gemischkomponenten.
[0006] Anstelle des Mischens mit einem inerten Metalloxid wurde deshalb auch schon die Beschichtung
mit einem Metalloxid (ZrO₂, TiO₂ oder Al₂O₃) beschrieben. Das Problem der leichten
Entzündbarkeit wird damit aber nur unzureichend gelöst.
[0007] Ferner ist es bekannt, pyrophores Magnesiumpulver mit einer Salzschicht zu beschichten,
wobei als Salze vorwiegend Alkali- und/oder Erdalkalichloride beschrieben sind (US-Patentschriften
38 81 913, 41 86 000 sowie 42 79 641). Nachteilig bei diesen Lösungsvorschlägen sind
die aufwendigen Herstellungsmethoden dieser Salzbeschichtungen (EP-A 58 322 oder
EP-A 108 464) sowie der hygroskopische Charakter dieser Salze. Außerdem können beim
metallurgischen Einsatz dieser beschichteten Magnesiumteilchen sehr leicht chlorhaltige
Abgase entstehen, die besondere Maßnahmen für die Schonung der Umwelt erforderlich
machen.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Passivieren von
pyrophoren Metallen, insbesondere Magnesium, durch Beschichtung mit einem Passivierungsmittel
zu entwickeln, welches die genannten Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist,
sondern ohne großen technischen Aufwand die pyrophoren Metalle mit einer Beschichtung
versieht, welche die leichte Entzundbarkeit dieser Metalle wirkungsvoll unterdrückt
und gleichzeitig keine Umweltprobleme aufwirft.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man als Passivierungsmittel
0,5 bis 5 Gew.-% eines s-Triazin- oder/und Guanidin-Derivates, bezogen auf das Gewicht
des zu passivierenden Metalles, einsetzt.
[0010] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß man erfindungsgemäß mit vergleichsweise
geringen Mengen an Passivierungsmittel eine sehr starke Unterdrückung der Entzündbarkeit
sowie eine positive Beeinflussung des Abbrandverhaltens erreichen kann.
[0011] Beim Verfahren der Erfindung wird das pyrophore Metall, welches insbesondere Magnesium,
Calcium bzw. eine Legierung dieser Metalle sein kann, mit einem Passivierungsmittel
auf Basis von s-Triazin- oder/und Guanidin-Derivaten beschichtet. Für den erfindungsgemäßen
Zweck ist es völlig ausreichend, wenn das Passivierungsmittel in Mengen von 0,5 bis
5 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Metalls, eingesetzt
wird. Es ist grundsätzlich möglich, auch größere Mengen zu verwenden, doch wird dieser
Überschuß sehr schnell unwirtschaftlich, weil damit kein zusätzlicher Effekt verbunden
ist.
[0012] Als Passivierungsmittel kommen im Rahmen der Erfindung alle s-Triazin- oder/und Guanidin-Derivate
in Frage.
[0013] Unter den s-Triazin-Derivaten wird das Melamin aufgrund seiner kostengünstigen Verfügbarkeit
besonders bevorzugt. Ebenfalls leicht verfügbar sowie problemlos einsetzbar und daher
bevorzugt sind die s-Triazin-Derivate Ammelin und Ammelid und die Guanamine Benzoguanamin
oder Acetoguanamin. Für den erfindungsgemäßen Zweck können auch Verbindungen verwendet
werden, die mehrere s-Triazin-Struktureinheiten aufweisen. Hierzu gehören polymere
s-Triazine und höher kondensierte s-Triazinverbindungen wie z.B. Melam, Melem oder
Melon. Schließlich ist es auch möglich, Kondensationsprodukte von s-Triazinen beispielsweise
des Melamins oder/und des Benzoguanamins einzusetzen, wobei Kondensationsprodukte
mit Formaldehyd bevorzugt sind.
[0014] Aus der Gruppe der Guanidine sind ebenfalls grundsätzlich eine Vielzahl von Verbindungen
einsetzbar, wobei als Guanidine sowohl das unsubstituierte freie Guanidin selbst
als auch substituierte Guanidine ggf. in Form von Salzen geeignet sind. In der Regel
wird man auf Guanidine zurückgreifen, die relativ einfach herstellbar und somit kostengünstig
erhält lich sind. Bei den substituierten Guanidinen ist dies vor allem beim Cyanoguanidin
(Dicyandiamid) sowie beim Guanylharnstoff bzw. beim Guanylharnstoffphosphat der Fall,
weshalb diese Verbindungen bevorzugt Verwendung finden.
[0015] Daneben können auch einfache Guanidinsalze verwendet werden, deren Anionen keine
störenden Bestandteile wie z.B. Chloride enthalten. Bevorzugt sind Guanidinphosphate,
Guanidinsulfamate und Guanidincyanurate, die auch leicht verfügbar sind.
[0016] Um eine gute Haftung des Passivierungsmittels auf dem pyrophoren Metall zu erzielen,
setzt man zweckmäßig ein Benetzungsmittel zu, welches vorzugsweise wasserfrei ist
und in einer Menge von 0,1 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Metalls, verwendet
wird. Als wasserfreie Benetzungsmittel können die üblichen Produkte eingesetzt werden,
wobei sich die Verwendung von hochviskosen Ölen, insbesondere Silicon- und/oder Mineralöle,
als besonders vorteilhaft erwiesen hat.
[0017] Die Herstellung der Überzüge auf den pyrophoren Metallen kann problemlos und in technisch
einfacher Weise durchgeführt werden. Beispielsweise werden die feinteiligen Passivierungsmittel,
z.B. in Form von Pulvern, zuerst ggf. in einer Inertgasatmosphäre mit dem Benetzungsmittel
besprüht und anschließend wird mit üblichen Methoden, wie z.B. Mischen, das Passivierungsmittel
auf die Oberfläche der pyrophoren Metalle aufgebracht.
[0018] Die Passivierungsmittel müssen in möglichst feinteiliger Form vorliegen, um eine
vollständige Beschichtung und befriedigende Haftung zu gewährleisten. Die Passivierungsmittel
werden deshalb vorzugsweise mit einer Teilchengröße von < 50 µm, vorzugsweise < 10
µm verwendet.
[0019] Auf diese Weise lassen sich guthaftende Überzüge herstellen, die auch über einen
längeren Zeitraum ohne Probleme gelagert werden können.
[0020] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten passivierten Metalle zeichnen
sich außerdem durch schwere Entzündbarkeit sowie durch günstiges Brandverhalten aus.
Sie eignen sich deshalb im besonderen Maße als Behandlungsmittel für metallurgische
Schmelzen, vorzugsweise für die Entschwefelung von Roheisen, zumal bei der thermischen
Zersetzung der Passivierungsmittel keine unerwünschten bzw. störenden Zersetzungsprodukte
entstehen.
[0021] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Beispiel 1
[0022] 97 Gew.-Teile metallisches Magnesiumpulver (Magnesiumgehalt 99,8 %) der Körnung 0,2
- 0,8 mm wurden zunächst mit 0,3 Gew.-Teilen Silikonöl (Wacker AK 100) versetzt. Die
Komponenten wurden solange miteinander intensiv vermischt, bis eine vollständige
Benetzung der Magnesiumpartikel eingetreten war. Anschließend wurden 3 Gew.-Teile
feinteiliges Cyanoguanidin (Teilchengröße 98 % < 10 µm) zugegeben und durch intensives
Mischen mit dem Magnesiumpulver die Passivierungsschicht gebildet.
Beispiel 2
[0023] Entsprechend Beispiel 1 wurden 99 Gew.-Teile metallisches Magnesiumpulver (Magnesiumgehalt
99,8 %) der Körnung 0,2 - 0,8 mm mit 1 Gew.-Teil feinteiligem Cyanoguanidin (Teilchengröße
98 % < 10 µm) beschichtet.
Beispiel 3
[0024] Entsprechend Beispiel 1 wurden 97 Gew.-Teile metallisches Magnesiumpulver (Magnesiumgehalt
99,8 %) der Körnung 0,2 - 0,8 mm mit 3 Gew.-Teilen feinteiligem Melamin (Teilchengröße
99 % < 60 µm) passiviert.
Beispiel 4
Untersuchung des Brenn- und Zündverhaltens.
[0025] Zur Beurteilung des Passivierungseffektes wurde ein von der BAM (Bundesanstalt für
Materialprüfung) empfohlener Brenntest zur Einstufung leicht brennbarer fester Stoffe
in die Gefahrengutklassen durchgeführt.
[0026] Bei diesem Test wird die Prüfsubstanz in einer handelsüblichen Form zu einer ungefähr
250 mm langen, 20 mm breiten und 10 mm hohen durchgehenden Schüttung geformt und auf
eine kalte undurchlässige Unterlage mit geringer Wärmeleitfähigkeit gebracht. Mit
Hilfe eines Bunsenbrenners wird die Schüttung an einem Ende gezündet. Die beobachtete
Abbrandzeit ist ein Maß für den pyrophoren Charakter der Prüfsubstanz.
[0027] In der nachfolgenden Tabelle sind Ergebnisse der Brenn- und Zündversuche zusammengefaßt.
Getestet wurden sowohl reines unpassiviertes Mg-Pulver (1), Beschichtungen mit dem
Stand der Technik entsprechenden oxidischen Substanzen (2) - (4) und erfindungsgemäß
passiviertes Mg (5) - (7).
[0028] Während oxidische Passivierungsmittel gegenüber dem reinen Magnesiumpulver nur leichte
Verbesserungen bewirken (2), (4), zeigen die erfindungsgemäßen Produkte eine überraschend
starke Passivierungswirkung.
[0029] Eine Zugabe von nur 3 Gew.-% Cyanoguanidin zum Mg-Pulver ist ausreichend, um das
Produkt unbrennbar zu machen. Nur mit Mühe konnte es mit der Bunsenbrennflamme entzündet
werden und verlosch anschließend von selbst. Eine geringere Zugabemenge von 1 Gew.-%
Cyanoguanidin ist immer noch ausreichend, die Brenngeschwindigkeit von reinem Mg-Pulver
um den Faktor 4 zu verzögern.
Tabelle:
| Brenn- und Zündversuche |
| Versuch |
Zusammensetzung |
Abbrandzeit für 200 mm Meßstrecke |
| 1 Vergleich |
100 Gew.-% Mg |
99,8 %ig |
8 Minuten |
| 2 Vergleich |
88 Gew.-% Mg-Legierung |
90 %ig |
10 Minuten |
| 12 Gew.-% Beschichtung |
10 Gew.-% Al₂O₃ |
| |
2 Gew.-% SiO₂ |
| 3 Vergleich |
73 Gew.-% Mg-Legierung |
90 %ig |
7 Minuten |
| 15 Gew.-% Al-Pulver |
|
| 12 Gew.-% Beschichtung |
10 Gew.-% Al₂O₃ |
| |
2 Gew.-% SiO₂ |
| 4 Vergleich |
50 Gew.-% Mg 99,8 %ig |
|
11 Minuten |
| 50 Gew.-% Kugelmühlenstaub |
35 Gew.-% Al₂O₃ |
| |
13,5 Gew.-% Al |
| |
1,5 Gew.-% NaCl + KCl |
| 5 |
97 Gew.-% Mg 99,8 %ig |
|
verlischt nach dem Zünden |
| 3 Gew.-% Cyanoguanidin |
|
| 6 |
99 Gew.-% Mg 99,8 %ig |
|
27 Minuten |
| 1 Gew.-% Cyanoguanidin |
|
| 7 |
97 Gew.-% Mg 99,8 %ig |
|
32 Minuten |
| 3 Gew.-% Melamin |
|
1. Verfahren zur Passivierung von pyrophoren Metallen, insbesondere Magnesium, durch
Beschichten mit einem Passivierungsmittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Passivierungsmittel 0,5 bis 5 Gew.-% eines s-Triazin-Derivates oder/und
Guanidins, bezogen auf das Gewicht des Metalls, verwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Passivierungsmittel in Mengen von 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht
des Metalls, verwendet.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als s-Triazin-Derivat Melamin verwendet.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als s-Triazin-Derivat Benzoguanamin oder/und Acetoguanamin verwendet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als s-Triazin-Derivat Melam, Melem oder/und Melon verwendet.
6. Verfahren nach den Anspruchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als s-Triazin-Derivat ein Melamin oder/und Benzoguanamin-Formaldehyd-Kondensationsprodukt
verwendet.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Guanidin ein oder mehrere substituierte Guanidine verwendet.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als substituiertes Guanidin Cyanoguanidin oder/und Guanylharnstoff verwendet.
9. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Guanidin-Derivat wenigstens ein Guanidinsalz, ausgewählt aus der Gruppe
Guanidinphosphat, Guanidinsulfamat und Guanidincyanurat, einsetzt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Beschichtung des Metalles mit dem Passivierungsmittel mit Hilfe eines
wasserfreien Benetzungsmittels durchführt.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Benetzungsmittel in einer Menge von 0,1 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das
Gewicht des Metalles, einsetzt.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Benetzungsmittel Siliconöl verwendet.
13. Passiviertes pyrophores Metall,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Metallteilchen mit 0,5 bis 5 Gew.-% s-Triazin-Derivat oder/und Guanidin oder
Guanidin-Derivat, bezogen auf das Metallgewicht, überzogen sind.
14. Passiviertes pyrophores Magnesium nach Anspruch 13.
15. Passiviertes pyrophores Metall nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet,
daß es 1 bis 3 Gew.-% des Überzugsmittels enthält.
16. Passiviertes pyrophores Metall nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Überzugsmittel eine oder mehrere Substanzen aus der Gruppe Melamin, Benzoguanamin,
Acetoguanamin, Melam, Melem, Melon, Melamin-Formaldehyd-Kondensat, Benzoguanamin-Kondensat,
Guanidin, Cyanoguanidin, Guanylharnstoff, Guanidinphosphat, Guanidinsulfamat und
Guanidincyanurat enthält.
17. Passiviertes pyrophores Metall nach einem der Ansprüche 13 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zusätzlich 0,1 bis 0,5 Gew.-% Benetzungsmittel enthält.
18. Passiviertes pyrophores Metall nach einem der Ansprüche 13 bis 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Überzug aus s-Triazin-Derivat oder/und Guanidin bzw. -Derivat aus Teilchen
von < 50µm besteht.
19. Verwendung eines passivierten pyrophoren Metalls nach einem der Ansprüche 13 bis
18 als Behandlungsmittel für metallurgische Schmelzen.