[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine mechanische Stützeinrichtung an Schienenfahrzeugen
zur Aenderung der Lage des Wagenkastens bezüglich Wanken relative zu mindestens einem
der Radsätze unter besonderer Berücksichtigung der auftretenden Radentlastungen.
[0002] Bei der gezeigten Ausführungsform handelt es sich um eine Ausscheidungs-Anmeldung
zum Hauptpatent, Anmelde-Nr. 87'904 228.1 - 2306 / CH 87'00084, "Mechanische Steuereinrichtung".
[0003] Es sind Wankstütz-Einrichtungen bei Schienenfahrzeugen bekannt, welche über einen
in der Sekundärfederstufe quer zur Fahrtrichtung gelagerten Torsionsstab verfügen,
an dessen Enden je ein Schwingarm annähernd in Fahrzeuglängsrichtung angeordnet ist
und bei denen schräggestellte Stangen, deren Wirklinien nach oben hin konvergent geneigt
sind und sich oberhalb des Wagenkasten-Schwerpunktes schneiden, die Verbindung zwischen
dem Drehgestell und dem Wagenkasten darstellen. Mit einer solchen, in der DE-OS 28
39 904 gezeigten Lösung wird das Wankverhalten eines Schienenfahrzeuges verbessert,
so dass seine zulässige Fahrgeschwindigkeit erhöht werden kann.
[0004] Eine weitere Form für die Führung eines Wagenkastens gegenüber den Drehgestellen
in bezug auf das Wanken ist in der DE-OS 24 22 825 gezeigt.
[0005] Alle genannten Lösungen zielen darauf ab, die Kurvengeschwindigkeit eines Schienenfahrzeuges
zu erhöhen, wobei auf rein mechanischem Wege versucht wird, über eine entsprechende,
in der Sekundärstufe eines Schienenfahrzeuges angeordnete Vorrichtung, einzig das
Wankverhalten eines Schienenfahrzeuges zu verbessern. Hierbei blieb der Einfluss
der gewählten Mittel auf die systembedingt auftretenden Radlaständerungen infolge
Kurvenfahrt im überhöhten Gleis unberücksichtigt. In diesem Zusamenhang sind den aufgezeigten
Lösungsformen konkrete Grenzen gesetzt, welche sich insbesondere durch die in der
jüngsten Zeit, infolge von Fahrzeugen mit sehr hoher Schwerpunkstlage und grosser
Verwindungssteifigkeit des Wagenkastens bedingten Anforderungen an eine Stützeinrichtung
für den Wagenkasten eines Schienenfahrzeuges am deutlichsten zeigen.
[0006] Die Aufgabe, die sich hieraus stellt, ist die Schaffung einer Stützeinrichtung für
den Wagenkasten eines Schienenfahrzeuges, mit der einerseits eine Erhöhung der Kurvengeschwindigkeiten
ermöglicht wird und die andererseits die infolge Kurvenfahrt im überhöhten Gleis auftretende
Schienenrichtkraft am jeweils führenden, bogenäusseren Rad des vorlaufenden Drehgestelles
verringert, sowie den Anteil der dort gleichzeitig auftretenden Radentlastung zugunsten
der Sicherheit gegen Entgleisung auf das nachlaufende, bogenäussere Rad desselben
Drehgestelles verlagert.
[0007] Diese Stützeinrichtung zeichnet sich aus durch den Wortlaut eines der Ansprüche.
[0008] Durch diese Gesamtheit aller Massnahmen ergeben sich für die mit den Mitteln der
beschriebenen Stützeinrichtung ausgerüsteten Schienenfahrzeuge wesentliche Vorteile,
insbesondere bei der Erhöhung der Fahrgeschwindigkeiten auf kurvenreichen Strecken,
aber auch bezüglich Fahrkomfort und Verschleissverhalten.
[0009] Die Stützeinrichtung ist in Form eines einfachen Gestänges derart konzipiert, dass
sie sich auch zu einer nur teilweisen Anwendung der gezeigten Mittel eignet und damit
bestimmte Effekte zu erzeugen in der Lage ist.
[0010] Die Erfindung wird anschliessend anhand einer Zeichnung erläutert und die jeweilige
Funktionsweise beschrieben.
[0011] Bei den, zum besseren Verständnis perspektivisch ausgeführten Darstellungen, ist
der Erfindungsgegenstand jeweils in ein zweiachsiges Drehgestell appliziert. Hierbei
ist die entsprechende Stützeinrichtung bezüglich der Längsmittelebene symmetrisch
im Drehgestell angeordnet und einfachheitshalber mit sichtbaren Linien gezeichnet,
wobei nur die von aussen her am Drehgestell sichtbaren Anschlusspunkte dargestellt
sind.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung einer Stützeinrichtung mit Wirkung in bezug
auf das Wagenkasten-Wanken, angewendet auf ein herkömmliches zweiachsiges Drehgestell
Fig. 2 ein Seitenansicht der Stützeinrichtung gemäss Fig. 1
Fig. 3 einen Schnitt der Stützeinrichtung gemäss Fig. 1 nach Schnittlinie II-II der
Fig. 2
Fig. 4 eine perspektivische Darstellung einer Stützeinrichtung nach Fig. 1 bei einseitiger
Anwendung auf einen Radsatz eines herkömmlichen zweiachsigen Drehgestells mit Wirkung
in Bezug auf das Wagenkasten-Wanken,
Fig. 5 eine Seitenansicht der Stützeinrichtung gemäss Fig. 4.
[0013] In den Fig. 1 bis 3 ist eine Stützeinrichtung 21 dargestellt, welche direkt zwischen
einem Wagenkasten 12 und den beiden Radsätzen 9, 9′ eines Drehgestells 13 angeordnet
ist. Hierbei sind je zwei Stützhebel 23, 23′ und 24, 24′ mit ihren oberen Gelenkpunkten
25, 25′ und 26, 26′ senkrecht am Wagenkasten 12 aufgehängt.
[0014] An deren unteren Gelenkpunkten 27, 27′ und 28, 28′ ist je ein c-förmiger Torsionsrahmen
10, 10′ im Wesentlichen in einer Horizontalebene liegend, gelenkig gelagert, der den
entsprechenden Radsatz 9, 9′ umgreift und mit den Achslagerstellen 8, 8′ verbunden
ist. Sämtliche gelenkigen Verbindungspunkte der Stützeinrichtung 21 sind vorzugsweise
mit wartungsfreien elastischen Lagern 5 ausgeführt. Diese können beispielsweise als
sphärische Gummielemente ausgeführt sein.
[0015] Die Wirkung einer derartigen Stützeinrichtung 21 gemäss den Fig. 1 bis 3 kommt durch
die vertikale Anordnung der Stützhebel 23, 23′ und 24, 24′ einer direkten Wankstütze
zwischen Wagenkasten 12 und den Radsätzen 9, 9′ gleich. Hierbei werden sowohl die
Sekundärstufe 18, als auch die Primärstufe 14 überbrückt.
[0016] In den Fig. 4 und 5 ist eine einfachere und kostengünstigere Stützeinrichtung 31
bei einseitiger Anwendung auf einen Radsatz gezeigt, welche direkt zwischen einem
Wagenkasten 12 und dem, bei einem Zweirichtungsfahrzeug jeweils gegen die Wagenmitte
hin innenliegenden Radsatz 9′ eines Drehgestells 13 wirkt und sowohl die Sekundärfederstufe
18, als auch die Primärstufe 14 überbrückt.
[0017] Hierbei sind zwei Stützhebel 23, 23′ mit ihren oberen Gelenkpunkten 25, 25′ senkrecht
am Wagenkasten 12 aufgehängt. In deren unteren Gelenkpunkten 27, 27′ ist ein c-förmiger
Torsionsrahmen 10′ im Wesentlichen in einer in der Horizontalebene liegend gelenkig
gelagert, der den Radsatz 9′umgreift und mit den beiden Achslagerstellen 8′ verbunden
ist. Sämtliche gelenkigen Verbindungspunkte der Steuereinrichtung 31 sind mit vorzugsweise
wartungsfreien elastischen Lagern 5 ausgeführt. Diese können beispielsweise als sphärische
Gummielemente ausgeführt sein.
[0018] Die Wirkung dieser einseitig angeordneten Stützeinrichtung 31 gemäss den Fig. 4 und
5 mit vertikaler Anordnung der Stützhebel 23, 23′ bezieht sich bewusst auf den gegen
die Wagenmitte hin innenliegenden Radsatz 9′ eines Drehgestells 13. Die sich bei Kurvenfahrt
im überhöhten Gleis ergebende Radentlastung wird zugunsten der Sicherheit gegen Entgleisung
auf das bogenäussere Rad des nachlaufenden Radsatzes 9′ verlagert. Hierdurch wird
bei Kurvenfahrt im überhöhten Gleis die Verteilung der Radlaständerungen positiv beeinflusst
und es ergibt sich mit einer derartigen Einzelmassnahme durch Verwendung der Stützeinrichtung
31 bereits ein Beitrag zur Verbesserung der Entgleisungssicherheit.
[0019] Die beschriebene, mechanische Stützeinrichtung 21, 31 ist in Form eines einfachen
Gestänges so konzipiert, dass sie entweder in ihrer Gesamtheit oder aber auch bei
einer nur teilweisen Anwendung die jeweils erwähnten Effekte bzw. Teileffekte zu erzeugen
in der Lage ist.
[0020] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der gezeigten Stützeinrichtung 21, 31 besteht
darin, dass sie jederzeit mit vergleichsweise geringem Aufwand be Motor-, Trieb-
oder Laufdrehgestellen der gezeigten Bauart nachgerüstet werden kann. Hierbei ist
es im Sinne der vorliegenden Erfindung unerheblich, ob diese Drehgestelle mit herkömmlichen
Radsätzen ausgerüstet sind, oder Einzelräder bzw. Losräder besitzen.
[0021] Eine Anwendung der offenbarten Stützeinrichtung 21 bei zweiachsigen Schienenfahrzeugen
konventioneller Bauart ist ebenfalls denkbar. Weiter können auch Schienenfahrzeuge,
die mit sogenannten Einachslaufwerken ausgerüstet sind, vorteilhaft mit einer gezeigten
Stützeinrichtung 31 versehen werden.
[0022] Bei Einrichtungsfahrzeugen bezieht sich die Anwendung einer Stützeinrichtung 31 sinngemäss
auf den, jeweils vom Führerstandsende aus gesehen, nachlaufenden Radsatz eines jeden
Drehgestells 13.
[0023] Die erfindungsgemässe Stützeinrichtung 21, 31 versteht sich also als ein Gestänge,
mit dem mindestens ein Räderpaar direkt mit dem Wagenkasten verbunden ist, zum Zwecke
der Aenderung seiner Lage relatiav zu mindestens einem der Radsätze, insbesondere
bezogen auf sein Wankverhalten und unter Berücksichtigung der auftretenden Radentlastungen.
Hierzu bedient sich die erfindungsgemäss Stützeinrichtung im wesentlichen mindestens
zweier paarweise angeordneter Stützhebel, über die sich der Wagenkasten direkt auf
die c-förmigen Torsionsrahmen abstützt und mit diesen in bezug auf Wanken wirkverbunden
ist.
1. Mechanische Stützeinrichtung an Schienenfahrzeugen zur Aenderung der Lage des Wagenkastens
bezüglich Wanken relativ zu mindestens einem der Radsätze, dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein Räderpaar (9, 9′) über je ein federloses Gestänge (21, 31) mit
ausschliesslich mindestens annähernd horizontalen Schwenkachsen (25, 27) direkt mit
dem Wagenkasten verbunden ist, wobei die zwei Stützhebel (23, 23′, 24, 24′) eines
Räderpaares in bezug auf Wanken jeweils torsionsstabartig mit einem c-förmigen Torsionsrahmen
(10, 10′) wirkverbunden sind.
2. Stützeinrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Gestänge (31) bei Zweirichtungsfahrzeugen mit den beiden Achslagerstellen
(8′), vorzugsweise des gegen Wagenmitte hin innenliegenden Radsatzes oder Räderpaares
(9′) eines Drehgestells (13) oder eines Einachslaufwerks, verbunden ist.
3. Stützeinrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Stützeinrichtung (21) zum Zwecke einer direkten Wankstütze zwischen einem
Wagenkasten (12) und den beiden Radsätzen (9, 9′) mit je zwei Stützhebeln (23, 23′,
24, 24′) in ihren oberen Gelenkpunkten (25, 25′, 26, 26′) senkrecht am Wagenkasten
(12) aufgehängt sind und an deren unteren Gelenkpunkten (27, 27′, 28, 28′) je ein
c-förmiger, im Wesentlichen in einer Horizontalebene liegender Torsionsrahmen (10,
10′) gelagert ist, der je einen Radsatz (9, 9′) umgreift und mit den Achslagerstellen
(8, 8′) verbunden ist.
4. Stützeinrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine als direkte Wankstütze wirkende Stützeinrichtung (31) zwischen einem Wagenkasten
(12) und dem bei einem Zweirichtungsfahrzeug gegen die Wagenmitte hin innenliegenden
Radsatz (9′) eines Drehgestells mit den beiden Stützhebeln (23, 23′) in ihrem oberen
Gelenkpunkt (25, 25′) senkrecht am Wagenkasten (12) aufgehängt ist und an deren unterem
Gelenkpunkt (27, 27′) ein c-förmiger, im Wesentlichen in einer Horizontalebene liegender
Torsionsrahmen (10′) gelagert ist, der einen Radsatz (9′) umgreift und mit den beiden
Achslagerstellen 8′ verbunden ist.