[0001] Die Erfindung betrifft einen elektrischen Kondensator mit selbsttragenden Elektrodenfolien,
insbesondere Wickel-Elektrolytkondensator für hohe Wechselstrombelastbarkeit, der
in ein metallisches Gehäuse eingebaut ist und eine metallische Wärmebrücke zwischen
Kondensator und Gehäuse besitzt, die durch eine einseitig eine Stirnseite überragende
Elektrodenfolie gebildet wird, die in thermischem Kontakt zum Boden des Gehäuses steht.
[0002] Wickel-Elektrolytkondensatoren bestehen im allgemeinen aus einer Anodenfolie aus
Aluminium, die mit einer dielektrisch wirksamen Oxidschicht versehen ist. Die Kathode
des Kondensators wird durch den Betriebselektrolyt gebildet, der meistens in saugfähigen
Isolierfolien, z.B. aus Papier, gespeichert ist. Als Kathodenzuführung dient eine
weitere Aluminiumfolie, die Kathodenfolie.
[0003] Bei Belastung eines derartigen Kondensators mit Wechselstrom entsteht im Kondensatorwickel
Verlustwärme, die über das Gehäuse an die Umgebung abgegeben wird. Die Wärme führt
zu einer Überhitzung des Kondensatorwickels und damit zu einer starken Verringerung
der Brauchbarkeitsdauer.
[0004] Um den thermischen Widerstand zwischen dem erwärmten Wickel und dem Gehäuse zu verringern,
besitzen Wickel-Elektrolytkondensatoren für hohe Wechselstrombelastungen eine zusätzliche
metallische Wärmebrücke vom Kondensatorwickel zum Boden des Gehäuses. Diese Wärmebrücke
wird dadurch gebildet, daß die Kathodenfolie einseitig zum Becherboden übersteht
und somit thermischen Kontakt zum Gehäuse besitzt. Zur besseren Wärmeableitung kann
am Boden des Gehäuses ein Kühlblech befestigt werden, sowie eine Zwangskühlung durch
Wasser, Öl bzw. bewegte Luft vorgenommen werden. Die geschilderten Zusammenhänge sind
ausführlich im Siemens- Datenbuch 1989/90 "Aluminium- und Tantal-Elektrolyt-Kondensatoren"
auf den S. 31 bis 36 im Kapitel 5.5 "Wechselstrombelastung" dargestellt.
[0005] Durch die geschilderte einseitige thermische Kontaktierung des Wickels mit dem Becher
müssen große Wärmeströme über lange Wege abgeleitet werden, so daß die Wechselstrombelastbarkeit
bei vorgegebener Brauchbarkeitsdauer begrenzt ist.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, den thermischen Widerstand zwischen Kondensatorwickel
und Gehäuse zu verringern, damit der Kondensator höheren Wechselstrombelastungen
ohne unzulässige Temperaturüberhöhungen ausgesetzt werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß im Kondensator eine zweite
Wärmebrücke angeordnet ist, die durch eine die zweite Stirnseite überragende Elektrodenfolie
gebildet wird, die in thermischem Kontakt mit einem weiteren Gehäuseteil steht.
[0008] Weiterbildungen des Erfindungsgegenstandes sind in den Unteransprüchen angeführt.
[0009] Die Vorteile werden anhand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0010] In der dazugehörenden Zeichnung zeigen
FIG 1 den thermischen Widerstand bei einem herkömmlichen Kondensator,
FIG 2 den thermischen Widerstand bei einem Kondensator nach der Erfindung,
FIG 3 ein Wickelschema mit überstehenden Kathoden,
FIG 4 ein Wickelschema mit überstehender Kathode und Anode,
FIG 5 einen Kondensator mit zusätzlicher Wärmeableitplatte,
FIG 6 einen Kondensator mit integrierter Wärmeableitplatte,
FIG 7 einen Kondensator mit zwei voneinander isolierten Gehäusebechern,
FIG 8 die Verteilung des Wärmestroms bei unterschiedlichen Kühlmethoden und
FIG 9 die Temperaturverteilung in der Kondensatorwickel-Achse.
[0011] In der FIG 1 ist schematisch der Wärmeableitungsweg für einen herkömmlichen Wickelelektrolytkondensator
dargestellt, bei dem die Kathodenfolien einseitig zum Becherboden überstehen, so daß
die Wärmeableitung über den Becherboden erfolgt. T
h ist die "Hot-Spot-Temperatur", die im Kondensatorwickel durch Verlustwärme entsteht.
T
w ist die äußere Wickel-Temperatur und T
c die Gehäuse-Temperatur. Mit R
hw ist der thermische Widerstand im Wickel zur "Hot-Spot-Region" und mit R
wc der thermische Widerstand zwischen Wickel und Gehäuse bezeichnet. Hiermit ergibt
sich ein thermischer Widerstand zwischen "Hot-Spot-Region" und Gehäuse R
hc = R
wc + R
hw.
[0012] In der FIG 2 ist schematisch der Wärmeübergangsweg für einen Kondensator dargestellt,
der eine zweite Wärmebrücke besitzt. In diesem Fall ergibt sich für den thermischen
Widerstand zwischen "Hot-Spot-Region" und Gehäuse R′
hc = 1/2 R
wc + 1/4 R
hw. Durch die zweite Wärmebrücke im Kondensator wird somit der thermische Widerstand
im Wickel um 75 % und der thermische Widerstand zwischen Wickel und Gehäuse um 50
% verringert.
[0013] In der FIG 3 ist ein Wickelschema dargestellt, daß einen Kondensator zeigt, der
aus einer Anodenfolie 3 und zwei überstehenden Kathodenfolien 1 aufgebaut ist. Zwischen
Anodenfolie 3 und Kathodenfolie 1 sind Abstandshalter 2 angeordnet, die beispielsweise
aus Papier bestehen und in denen der Elektrolyt gespeichert ist. Die überstehenden
Enden der Kathodenfolien 1 stehen in thermischen Kontakt mit einerseits dem Becherboden
und andererseits einem weiteren Gehäuseteil, so daß zwei Wärmebrücken entstehen.
[0014] In der FIG 4 ist ein weiteres Wickelschema dargestellt, bei dem die Kathodenfolien
1 nur an einer Seite überstehen und dort die erste Wärmebrücke bilden, während die
zweite Wärmebrücke durch die überstehende Anodenfolie 3 gebildet wird.
[0015] Der Überstand der jeweiligen Folien über die Stirnseiten beträgt beispielsweise 6
mm, wobei Wickelschemata dargestellt sind, die nur eine Anodenfolie und zwei Kathodenfolien
aufweisen. Dies ist für einen besseren Wärmeübergang erforderlich, da die Anodenfolien
in einem Wickel-Elektrolytkondensator im allgemeinen zwei- bis viermal dicker als
die Kathodenfolien sind. Bei anderen Verhältnissen kann es auch ausreichend sein,
jeweils nur eine Kathoden- mit einer Anodenfolie zu verwickeln.
[0016] In der FIG 5 ist ein Elektrolytkondensator dargestellt, der aus einem in ein metallisches
Gehäuse 5 eingebauten Kondensatorwickel 4 besteht. Der Wickel 4 besitzt überstehende
Kathodenfolien 7, die mit dem Boden 6 des Gehäuses 5 in thermischem Kontakt stehen.
Am Boden 6 ist ferner ein Anschlußzapfen 8, vorzugsweise mit Gewinde, angeordnet,
an dem beispielsweise ein Kühlblech befestigt werden kann.
[0017] An der anderen Stirnseite besitzt der Wickel 4 überstehende Elektrodenfolien 9, die
entweder die gleiche Polarität wie die überstehenden Folien 7 oder die entgegengesetzte
Polarität aufweisen. Somit sind die überstehenden Folien 9 entweder ebenfalls die
Kathodenfolien oder die Anodenfolie. Die überstehenden Folien 9 stehen in thermischen
Kontakt mit einer metallischen Platte 10, z.B. einer Aluminiumscheibe, die die zweite
Wärmebrücke bildet. Die Platte 10 steht an der Stelle 11 in thermischen Kontakt
mit dem Gehäuse 5, wobei diese Verbindung beispielsweise durch eine Passung, eine
Pressung oder durch das Ansicken von außen erfolgen kann. Falls die überstehenden
Elektrodenfolien 7 und 9 unterschiedliche Polarität aufweisen, ist dafür Sorge zu
tragen, daß die metallische Platte 10 elektrisch vom Gehäuse 5 isoliert ist.
[0018] Wenn die überstehenden Elektrodenfolien 9 die gleiche Polarität wie die überstehenden
Folien 7 aufweisen, müssen die Anschlußstreifen 12 für die Folien der anderen Polarität
isoliert durch die Metallplatte 10 geführt werden. Die Anschlußstreifen 12 sind mit
einer elektrischen Durchführung 13 verbunden, die in einer Deckscheibe 14 angeordnet
ist. Die Deckscheibe 14 wird durch eine Umbördelung des Gehäuses 5 befestigt, wobei
zwischen Gehäuse 5 und Deckscheibe 14 ein Gummiring 15 zur Abdichtung angeordnet ist.
[0019] In der FIG 6 ist eine Ausführungsform dargestellt, bei der das Gehäuse 5 mit einer
metallischen Platte 16 verschlossen ist, die gleichzeitig als Wärmeübertragungsteil
für die überstehenden Elektrodenfolien 9 dient. In der Platte 16, z.B. einer Aluminium-Deckscheibe
ist eine elektrische Durchführung 13 angeordnet, die durch die Isolation 17 elektrisch
von der Platte 16 getrennt ist. An der Durchführung 13 sind Anschlußstreifen 12 angebracht.
[0020] Es sind zwar aus dem Stand der Technik Abschlußscheiben aus Aluminium bekannt, die
jedoch nur einer hochtemperaturbeständigen Abdichtung des Gehäuses dienen. Eine Ableitung
der Verlustwärme kommt bei diesem Stand der Technik nicht zustande, da der thermische
Kontakt zum Wickel fehlt.
[0021] In der FIG 7 ist eine Ausführungsform mit zwei Gehäusebechern 18, 19 dargestellt.
Der Kondensatorwickel 4 besitzt auf einer Seite überstehende Kathodenfolien 7 und
auf der anderen Seite überstehende Anodenfolien 9. Jede Seite ist elektrisch und thermisch
mit einem eigenen Metallbecher 18, 19 (z.B. aus Aluminium) verbunden. Die Becher 18,
19 werden durch ein radiales elektrisch isolierendes Teil 20 mittels Sicken 22 und
Bördelungen 23 verbunden. Gegebenenfalls genügt auch zur Verbindung eine dieser angeführten
Maßnahmen. Bei der Umbördelung 23 sind Gummiringe 21 zur Abdichtung vorgesehen.
[0022] Bei dieser Ausführungsform ist eine Isolierung der anodischen Zuleitung nicht erforderlich.
Der Anodenbecher 19 sollte zur elektrischen Formierbarkeit zweckmäßigerweise eine
entsprechen de Reinheit besitzen. Zum elektrischen Anschuß können die Becher Gewindezapfen
24, 25 besitzen.
[0023] Wegen der hohen Symmetrie besitzt diese Ausführungsform eine hohe Schüttelfestigkeit,
insbesondere wenn der Wickel 4 dem Innendurchmesser des Isolierteils 20 angepaßt
ist.
[0024] Es sind auch Ausführungsformen möglich, die zwei kathodisch geschaltete Gehäusebecher
besitzen. In diesem Fall sind elektrische Durchführungen im Isolationsteil angeordnet,
wobei allerdings der Anodenanschluß isoliert aus dem Becher herausgeführt werden muß.
[0025] In der FIG 8 sind die Wärmeströme durch unterschiedlich starke Pfeile für die in
FIG 5 dargestellte Ausführungsform gezeigt. Im linken Teil der FIG 8 sind die Wärmeströme
bei der Vollkühlung und im rechten Teil die Wärmeströme bei der Bodenkühlung gezeigt.
Der Wickel 4 eines Elektrolytkondensators besteht zu 30 bis 40 % aus Aluminium und
besitzt an und für sich einen hohen Wärmeleitwert. Dieser besteht jedoch aufgrund
des Wickelschemas nur in der Wickelachsen-Richtung, weshalb der Wärmestrom trotz
des längeren Weges über die überstehenden Elektrodenfolien 7 bzw. 9 zum Boden 6 bzw.
zur Platte 10 läuft.
[0026] Elektrolytkondensatoren der Nenndaten 4700 µF/350 V wurden in einen Becher der Abmessungen
⌀ 75 mm x 145 mm eingebaut. In der FIG 9 ist die Temperaturverteilung in der Wickelachse
bei einer Belastung von 100 A/20 kHz/55°C Kühlwassertemperatur dargestellt. Die Kurve
A bezieht sich auf Gehäuse, die nur am Boden und die Kurve B auf solche Gehäuse, die
vollständig gekühlt sind. Die Kurven der FIG 9 wurden bei der in der FIG 6 dargestellten
Ausführungsform gemessen, wobei die Temperaturverteilung in der Wickelachse in Abhängigkeit
des Abstandes x vom Boden 6 des Gehäuses 5 dargestellt ist.
[0027] Die maximale Übertemperatur T - T
c in der Wickelachse betrug 9°C bei Vollkühlung (Kurve B), während bei einem herkömmlichen
Elektrolytkondensator je nach Kathodendicke 27 bis 33°C Übertemperatur resultierten.
[0028] Bei Beschränkung der Gehäusekühlung auf den Becherboden (Kurve A) erhöhte sich die
Übertemperatur auf 16°C, da hier ein Wärmestrom entlang der Becherwand wieder ein
zusätzliches Temperaturgefälle schafft (siehe FIG 8, rechter Teil), das jedoch immer
noch kleiner als beim herkömmlichen Elektrolytkondensator ist. Bei einseitiger Gehäusekühlung
ist deshalb eine dickere Becherwandung sinnvoll.
[0029] Neben den in der Zeichnung dargestellten Ausführungsformen von Wickel-Elektrolytkondensatoren
kann der Gegenstand der Erfindung auch bei anderen Kondensatoren mit selbsttragenden
Elektrodenfolien zur besseren Wärmeableitung angewandt werden.
1. Elektrischer Kondensator mit selbsttragenden Elektrodenfolien, insbesondere Wickel-Elektrolytkondensator
für hohe Wechselstrombelastbarkeit, der in ein metallisches Gehäuse eingebaut ist
und eine metallische Wärmebrücke zwischen Kondensator und Gehäuse besitzt, die durch
eine einseitig die Stirnseite überragende Elektrodenfolie gebildet wird, die in thermischem
Kontakt mit dem Boden des Gehäuses steht, dadurch gekennzeichnet, daß im Kondensator eine zweite Wärmebrücke angeordnet ist, die durch eine die zweite
Stirnseite überragende Elektrodenfolie gebildet wird, die in thermischem Kontakt
mit einem weiteren Gehäuseteil steht.
2. Elektrischer Kondensator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die die beiden Stirnseiten überragenden Elektrodenfolien dieselbe Polarität aufweisen.
3. Elektrischer Kondensator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die die beiden Stirnseiten überragenden Elektrodenfolien unterschiedliche Polarität
aufweisen.
4. Elektrischer Kondensator nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das weitere Gehäuseteil aus einer metallischen Platte (10, 16) besteht.
5. Elektrischer Kondensator nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die metallische Platte (16) als Gehäuseabschluß ausgebildet ist.
6. Elektrischer Kondensator nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das metallische Gehäuse zweiteilig ausgebildet ist (FIG 7).
7. Elektrischer Kondensator nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß bei Herausführung von Elektrodenfolien (7, 9) unterschiedlicher Polarität die
beiden Gehäuseteile (18, 19) durch ein radiales elektrisch isolierendes Teil (20)
miteinander verbunden sind.
8. Elektrischer Kondensator nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß er mehrere Elektrodenfolien gleicher Polarität besitzt.