[0001] Die Erfindung betrifft eine Weichenzungenrollvorrichtung, insbesondere den Transportteil
besagter Rollvorrichtung, die zugleich schmierfreundlich oder gar schmierfrei ist
und das Schmieren von Gleitstühlen fast vollständig beseitigt.
[0002] Bei den üblicherweise zur Anwendung kommenden Weichenzungen gleiten die Zungen über
Gleitstühle, wobei zur Erzielung vertretbarer Lenk-, bzw. Steuerkräfte sowie für
einen geringeren Verschleiss der Gleitflächen die Gleitstühle zu schmieren sind. Damit
sind Material- und Lohnkosten verbunden, darüber hinaus versickert der Gebrauchtschmierstoff
teilweise in den Boden und bewirkt ökologische Schäden. Ferner besteht auch eine gewisse
Gefahr für das Schmier- und Wartungspersonal, da sich die Mitarbeiter in der Gleisanlage
bei Normalbetrieb bewegen müssen. Bekannt sind auch Weichenzungenausführungen mit
verringertem oder gar wegfallendem Schmieraufwand. Es ist jedoch nicht bekannt, dass
derartige Lösungen in der Praxis breite Anwendung fänden, weil ihre Bauart einige
Nachteile aufweist. Entweder wird der Schmieraufwand durch Abdeckung, bzw. durch Schutz
der Gleitflächen vor Verunreinigung - siehe Patentschrift DE pat. 2729692 - verringert
oder fällt infolge Wälzlagerung fast vollständig weg. Bei Gleitlagerung der oben
genannten Ausführung bleibt der Nachteil des Schmierzwangs und ausserdem noch die
Gefahr des Festfressens beim Versagen der Gleitflächendichtungen bestehen. Die Wälzlagerung
erfolgt manchmal auf Kugelflächen /z.B. DE - OS 3420505/, was bei hohen Belastungen
die Bildung von Nuten zur Folge hat, die infolge Punktkontakt in die Stützfläche eingeprägt
werden. Als vorteilhafter erweist sich die Lösung mit verschiedenartig eingehängten
Rollen. So z.B. rollt in der Schrift DD - 65091 die Weichenzunge in der Grenzlage
von der nicht abgefederten Stützwalze hinab und sitzt dann mit voller Last auf den
Gleitstuhl auf. Mit Rücksicht auf die notwendigen bauart- und betriebsbedingten Spielräume
erfolgt bei Vollast infolge Zungenmasse ein wenigstens geringes Rutschen der Weichenzunge
über den Gleitstuhl. Deshalb muss die Weichenzunge geschmiert werden, oder aber dürfte
dann in den Randstellung eine extreme Lenk-, bzw. Steuerkraft erforderlich sein. In
einigen Darstellungen in der Schrift DD - 65901 ist auch eine Bewegung der Weichen
zunge in der ganzen Bahn der Wälzlagerung wahrnehmbar, diese Ausführung wird jedoch
in der Beschreibung nicht erläutert. Jedenfalls würde die Lagerung auf einem auch
bei Vollbelastung tragfähigen Wälzelement bei einer Zugdurchfahrt bleibende Verformungen
der Aufsitzflächen bewirken. Ferner sind Lagerungen der Weichenzungen auf flexibel
eingehängten Rollen bekannt. Eine derartige Ein-, bzw. Aufhängung erfüllt die Anforderung
der Wälzlagerung mit geringer Reibung und mit minimalem Schmieraufwand, bei der die
Gesamtlast auf den Gleitstühlen liegt. Es bleibt noch das Problem eines periodischen
Aufliegens der angehobenen Weichenzunge /z.B. gemäss Schrift FR 2 423 584/ bei der
Überfahrt jedes Radsatzes. Bei einer beständigen Kraft der Weichenzungenanhebung scheint
dieses Problem am grössten zu sein. Auch in der Grenzstellung der an die Zungenstütze
seitlich gestützten Weichenzunge wird diese über die Gleitstühle angehoben, und bei
der Überfahrt des Zuges erfolgt ein wiederholtes Anschlagen der Zunge an die Gleitstühle;
besonders gefährlich können die Anschläge beim Anfahren der Radsätze auf, bzw. gegen
die Zungenspitzen sein. Es ist also wünschenswert, die Anhebung während der Bewegung
der Weichenzunge in Richtung Zungenstütze variabel zu gestalten. Bei geeigneter Einstellung
der Flexibilität sitzt zwar die Zunge auf den Gleitstuhl auf, jedoch mit weit geringerer
Kraft und mit sehr kurzem Vorschub. Eine variable Anhebungskraft der Weichenzunge
weisen auch einige bekannte Lösungen auf, z.B. DD - 56536, 61558, 66638 u.a. In diesen
Fällen erscheint jedoch der Wechsel der Anhebungskraft als stetig und relativ gering.
Auch in der Beschreibung genannter Patente spricht man nicht von einer besonderen
Bedeutung der zur Anhebung /zum Schweben/ erforderlichen Kraft oder von einer progressiven
Änderung dieser Kraft während der Vorschubbewegung der Weichenzunge. Auch hier wird
ein Vorschub in angehobener Lage und das Aufliegen erst bei der Durchfahrt des Zuges
angenommen. Die Vorrichtung weist also auch hier den Nachteil eines wechselnden Aufliegens
der Weichenzunge auf. Ausserdem verwenden alle genannten Lösungen eine entweder indirekte
Verbindung der Anhebeelemente mit der Zungenstütze - über die Schwellen, oder zumindest
im Zusammenhang mit der Gleisverankerung - Zungenstütze in der Schwelle. Bekannt
ist auch eine direkte Befestigung am Gleis /US Pat. Nr. 1599733/, dies jedoch bedeutet
gleichzeitig einen Eingriff sowohl im Gleis als auch in der Weichenzunge. Eine indirekte
Verbindung der Zusatzvorrichtung - der Rollvorrichtung mit Zungenstütze - bewirkt
eine verschlechterte Geometrie der Verbindung der Weichunzunge mit der Zungenstütze.
Eine direkte Verbindung in Form von Bohrungen in beanspruchten Gleisteilen erscheint
auch nicht als wünschenswert.
[0003] Genannte Nachteile können in einem hohen Masse durch die hier beschriebene Weichenzungenrollvorrichtung
gemäss Erfindung aufgehoben werden. Besagte Vorrichtung besteht aus einem Halter
derselben, der an der Zungenstützenunterseite durch Haken und Klemme mit Schraube
befestigt wird, ferner aus einem Arm der Rollvorrichtung, verbunden durch Bolzen mit
dem vorhin genannten Halter, wobei der Vorrichtungsarm sich auf der Gegenseite der
Zungenstütze ohne Verbindungsbolzen befindet und mittels Federbolzen mit der Federschraube
verbunden ist, die auf eine auf den Halter der Rollvorrichtung abgestützte Feder aufliegt.
Das Roll- oder Gleitelement weist mindestens zwei zwischen dem Armbolzen und der Zungenstütze
liegende Stosstellen auf, wobei die erste, dem Armbolzen näher liegende Stosstelle
den Abstand zwischen dem Armbolzen und der anderen Stosstelle in einem Verhältnis
40:60 bis 80:20 teilt; beim Aufliegen der Weichenzunge auf die Zungenstütze liegt
die Weichenzunge nur auf der anderen Stosstelle, und der Zungenfuss von der ersten
Stossstelle höchstens 5 mm entfernt ist. Die Stosstellen sind vorzungsweise Wälzlagerungen,
können jedoch auch in gleitender selbstschmierender Ausführung vorliegen.
[0004] Dadurch wird eine günstige Verschiebung der Weichenzunge, ein praktisch einwandfreies
Aufliegen der Weichenzunge auf die Gleitstühle in ihrer Funktionslage erreicht, und
zwar mit Nullschlupf oder mit einem "schwebenden" Mindestschlupf über die Gleitstühle,
die infolgedessen keiner Schmierung bedürfen. Ein daraus resultierender Vorteil ist
auch eine geringere Gefahr für das Wartungspersonal sowie die Vermeidung von infolge
Schmierstoffbelastung verursachten ökologischen Schäden.
[0005] Als Beispiel die Ausführung besagter Vorrichtung auf den beiliegenden Zeichnungen.
Im
Bild 1 sieht man einen vertikalen Querschnitt durch eine Vorrichtung mit Wälzlagerung,
Bild 2 zeigt einen vertikalen Querschnitt durch eine Variante mit selbstschmierender Schicht
und
Bild 3 einen Grundriss der Form mit Wälzlagerung.
[0006] Bild 1 zeigt die Befestigung des Vorrichtungshalters
3 an die Zungenstütze
1 durch den Haken
15 und die Klemme
5 mit Schraube
6. Mittels Armbolzen
10 wird der Arm der Vorrichtung
4 angeschlossen und gleichzeitig werden der Block mit Wälzlagerung, gebildet von Lagern
12 auf Bolzen
11, sowie die von Lagern
12 getragene Weichenzunge
2 angeschlossen. Der Arm der Rollvorrichtung
4 ist auf der anderen Seite durch den Federbolzen
9 mit der Federschraube
8 verbunden und diese über eine Unterlegescheibe auf die auf den Arm der Rollvorrichtung
4 aufliegende Feder
7 abgestützt.
[0007] Im
Bild 2 ist anstatt Wälzlagerung an den Arm der Vorrichtung
4 eine Gleitstütze
13 angeschlossen, deren Stosstellen
16 und
17 der Reihe nach auf ein Gehäuse mit harter selbstschmierender Oberfläche
14 abgestützt werden, das im Fuss der Weichenzunge
18 befestigt ist.
[0008] Bild 3 zeigt die Anordnung des Vorrichtungsarms
4 im Vorrichtungshalter
3 mit Armbolzen
10 und Rollen
12 auf Bolzen
11.
[0009] Die Vorrichtung funktioniert wie folgt: Von Hand oder mittels Servomotor wird die
Weichenzunge aus freier in die Arbeitslage über die vorzugsweise Wälzlagerung umgestellt.
Der Fuss der Weichenzunge rollt über die erste oder über beide Stossstellen und am
Ende des Arbeitsvorschubs wird er nur über die zweite Stosstelle abgestützt. Damit
steigt progressiv das Moment der auf den Vorrichtungsarm wirkenden Belastungskraft;
dieser wird bei geeigneter Federeinstellung gesenkt, und die Weichenzunge liegt leicht
auf die Gleitstühle auf, ggf. wird ein wenig zur Zungenstütze hin geschoben und durch
den Vorschubmechanismus verriegelt. Die andere Weichenzunge bewegt sich dabei in
genau umgekehrter Reihenfolge. Eine Gleit- anstatt Wälzlagerung ist z.B. für Heissbetriebe
geeignet, wo die Innenschmierung der Lager versagen könnte.
[0010] Die gemäss Erfindung beschriebene Vorrichtung kommt bei allen Typen der Weichenzungen
sowie bei allen Spurweiten zur Anwendung. Sie kann mit Vorteil als Zusatzvorrichtung
in bestehende Weichenzungen eingebaut werden. Mit ihrer Anordnung behindert sie
keinesfalls die Originalbauart und kann in sehr kurzer Zeit und ohne Ausbau der übrigen
Bauteile der Weichenzunge angeschlossen werden. Im Falle langer Weichenzungen kann
man in Reihenschaltung mehrere Rollvorrichtungen verwenden. Die Weichenzungenrollvorrichtung
wurde bei Schwerbetrieb u. bei niedrigen Geschwindigkeiten getestet und sich als zuverlässig
erwiesen.
BEZUGSZIFFERN FÜR BEILIEGENDE BILDER
[0011]
1 - Zungenstütze
2 - Weichenzunge
3 - Halter der Rollvorrichtung
4 - Arm der Rollvorrichtung / ggf. Schenkel/
5 - Klemme
6 - Schraube mit Mutter
7 - Feder
8 - Federschraube
9 - Federbolzen
10 - Armbolzen
11 - Bolzen
12 - Lager oder Rolle
13 - Gleitstütze
14 - Gehäuse mit harter selbstschmierender Oberfläche
15 - Haken
16 - erste Stosstelle
17 - zweite /andere/ Stosstelle
18 - Fuss der Weichenzunge
1. Die Weichenzungenrollvorrichtung mit Halter und abgefedertem Arm mit rollender
oder gleitender Oberfläche, auf der die Weichenzunge aufliegt, ist dadurch gekennzeichnet,
dass sie aus einem auf der Zungenstützenunterseite /1/ mittels Haken /15/ und Klemme
mit Schraube /5,6/ befestigten Halter /3/ besteht, ferner aus einem Vorrichtungsarm
/4/, der mit dem Halter /3/ mittels Armbolzen /10/ verbunden ist, wobei sich der
Arm /4/ der Vorrichtung auf der Gegenseite der Zungenstütze /1/ befindet als der Armbolzen
/10/ und mittels Federbolzen /9/ mit der Federschraube /8/ verbunden ist, die auf
die auf den Halter /3/ der Vorrichtung aufliegende Feder /7/ abgestützt ist.
2. Die Weichenzungenrollvorrichtung gemäss Punkt 1 ist dadurch gekennzeichnet, dass
das betreffende Rollelement oder Gleitelement oder die Elemente /12/ oder aber die
Gleitstütze /13/ mindestens zwei zwischen dem Armbolzen /10/ und der Zungenstütze
liegende Stosstellen /16, 17/ aufweisen, und zwar so, dass die erste Stosstelle /16/,
die dem Armbolzen /10/ näher liegt, den Abstand des Armbolzens /10/ von der anderen
Stossstelle /17/ in einem Verhältnis 40:60 bis 80:20 teilt, wobei die Weichenzunge
/2/ beim Aufliegen auf die Zungenstütze /1/ über den Fuss der Weichenzunge /18/ nur
auf der zweiten /anderen/ Stosstelle /17/ liegt und die erste Stosstelle /16/ gleichzeitig
vom Fuss der Weichenzunge /18/ höchstens 5 mm entfernt ist.
3. Die Weichenzungenrollvorrichtung gemäss Punkt 1 und 2, gekennzeichnet dadurch,
dass die Stosstellen /16,17/ von geschlossenen Lagern oder Rollen /12/ auf Bolzen
/11/ gebildet werden.
4. Die Weichenzungenrollvorrichtung gemäss Punkt 1 und 2, gekennzeichnet dadurch,
dass die Stosstellen /16, 17/ von Gipfeln an der Gleitstütze /13/ gebildet werden,
wobei am Fuss der Weichenzunge /18/ auf der Unterseite ein Gehäuse mit harter selbstschmierender
Oberfläche /14/ befestigt ist.