[0001] In zunehmendem Maße ist es erforderlich, optimale Lacksysteme für die Aussenlackierung
beispielsweise von Flugzeugen einzusetzen, die neben anderen wichtigen Eigenschaften
eine sehr große Haftfestigkeit zu den Basiswerkstoffen aufweisen. Diese Forderung
liegt begründet in der Zunahme der Korrosionsschäden an Metallen im Flugbetrieb
und der Tatsache, daß das Haftungsverhalten der Lacke und das Korrosionsschutzvermögen
in engem Zusammenhang stehen. Die Anwendung dieser Lackaufbauten wirft bei jeglicher
Wartungs- und Reparaturarbeit Probleme bei der Entlackung auf, da die Wirksamkeit
von herkömmlichen Beizmitteln nicht mehr ausreicht. Die Entwicklung neuer Entlackungsverfahren
ist deshalb mit ein wichtiger Bestandteil bei der Bearbeitung der Korrosionsproblematik.
[0002] Für eine zweite Werkstoffgruppe, die faserverstärkten Kunststoffe, nimmt die Entlackungsthematik
in anderer Weise eine bedeutende Rolle ein. Für diese Werkstoffe sind herkömmliche
Abbeizmethoden mit Beizmitteln nicht anwendbar. Aufwendige Schleifarbeiten sind somit
notwendig. Die Akzeptanz dieses Aufwnds bei den Flugzeugeignern nimmt jedoch mit
zunehmender Größe des Faserverbundanteils im Flugzeug ab. Somit kommt der Entlackbarkeit
von Faserverbundwerkstoffteilen mit fortschreitendem Einsatz dieser Werkstoffgruppe
eine zunehmende Bedeutung zu. Hinzu kommt das Verbot von Phenol, einhergehend mit
dem Einsatz von verstärkt chemisch resistenten Lacksystemen. Dies führt zustätzlich
auch zu gravierenden Entlakkungsproblemen bei Aluminium-Strukturen.
[0003] Bekannte Verfahren zur Entlackung von Werkstücken sind derzeit die chemische Entlackung,
die aber auf grund der verwendeten Stoffe sehr umweltschädigend ist und bei Werkstücken
aus Faserverbundwerkstoff nicht anwendbar ist. Auch mechanische Verfahren, wie die
Granulatentlackung oder das aus der DE-PS 36 22 329 bekannte Entfernen von Farbschichten
durch mechanische Einwirkung mit einer Nadelpistole sind bekannt, aber insbesondere
bei dünnen Strukturen nicht anwendbar, sondern führen zu deren Zerstörung.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren insbesonders zur Entlackung von Faserverbundwerkstoffteilen
und von mit sehr resistenten Lacken versehenen Aluminium-Legierungen anzugeben.
[0005] Die Aufgabe wird durch das Verfahren nach Anspruch 1 gelöst. Ausgestaltungen sind
Bestandteile von Unteransprüchen.
[0006] Im erfindungsgemäßen Verfahren kommt ein Excimer-Laser zur Anwendung, insbesondere
ein gepulster Edelgashalogenid-Laser mit kurzwelliger Strahlungsemmision im Ultraviolett-Bereich.
Im Gegensatz zu CO₂- und YAG-Hochleistungslasern, deren infrarote Strahlung bei der
Wechselwirkung mit Materie in thermische Energie umgesetzt wird, kann der Excimer-Laser
mit seiner wesentlich kurzwelligeren Strahlung und der diesem Lasertyp eigenen photochemischen
Reaktionen, zur drastischen Reduzierung der Erwärmung des den Lack tragenden Basiswerkstoffes
beitragen. Der Einsatz zur Bearbeitung von Leichtmetall und von Faserverbundwerkstoffen
wird hierdurch grundsätzlich ermöglicht, ohne die Gefahr einer unerwünschten Werkstoffschädigung
in Kauf nehmen zu müssen.
[0007] Bei erfindungsgemäßen Verfahren wird kein Einfluß auf das Grundmaterial ausgeübt.
Pro auf das Lacksystem ausgeübten Impuls wird etwa 1 µm abgetragen, so daß jede einzelne
Lackschicht, ohne das darunterliegende Material zu schädigen, entfernt werden kann.
Dabei ist die Entlackung einer jeden Schicht mit einer charakteristischen Flammenerscheinung
verbunden. Durch eine spektroskopische Analyse des entstehenden Plasmas wird die
Steuerung der örtlichen Entlackungstiefen vorgenommen. Die zu entlackende Oberfläche
wird so schnell erhitzt, daß die bestrahlte Fläche schneller abdampft als absorbierende
Energie in tiefere Schichten diffundiert und die damit verbundenen Lichtemissionen
des abströmenden Plasmas werden zur Regulierung der Entlackungstiefe, insbesondere
bei Mehrschichtsystemen, mit einer Genauigkeit von besser 1 µm ausgenutzt. Eine exakte
Steuerung der Abtragstiefe und eine schichtweise Entlackung wird so ermöglicht. Die
Entlakkungsrate (µm/Impuls) in Abhängigkeit von der Laserenergiedichte zeigt eine
deutliche Schwelle, unterhalb der keine Entlackung möglich ist.
[0008] Bei der flächigen Entlackung ist ein wesentliches Problem die genaue Definition
der Energiedichte. Daher ist eine möglichst gleichförmige, homogene Energiedichteverteilung
im fokussierten Laserbündel anzustreben. Dazu können optische Mittel, beispielsweise
Linsen, vorteilhaft verwendet werden.
[0009] Die Erfindung wird mit Hilfe von Figuren näher erläutert.
[0010] Es zeigen:
Fig. 1 Werte einer XeCl-Laserentlackung
Fig. 2 einen schematischen Versuchsaufbau
[0011] In der Fig. 1 ist die Entlackungsrate für einen XeCl-Laser aufgetragen. Das Diagramm
und die Tabelle zeigt die Abhängigkeit von Entlackungsrate und Energiedichte. Ebenfalls
sind die drei Bereiche Schwelle, Arbeitspunkt und Sättigung zu erkennen. Die Schwelle
liegt bei 0.26J/cm² der Arbeitspunkt bei 0.5J/cm² (dazugehörige Abtragungsrate: 0.36
µm/Impuls).
[0012] Vorzugsweise liegt der Arbeitspunkt zwischen 0.5 und 0.75 J/cm² mit einer Entlackungsrate
zwischen 0.36 und 0.35 µm/Impuls. Daraus ergibt sich ein abgetragenes Volumen von
etwa 0,47m*cm² pro Watt Laserdurchschnittsleistung multipliziert mit der Zeiteinheit.
Bei derzeitig verwendeten Excimer-Lasern mit einer Leistung von 45 Watt beträgt die
Flächenrate 0.06 cm²/s. Zu erwartende Laserleistungen von 500 - 1000 Watt lassen eine
Flächenrate von ca. 7,8cm²/s möglich erscheinen. Diese Werte skalieren mit der Schichtdicke
und beziehen sich auf eine sehr widerstandsfähige, hochelastische PUR-Lackschicht
(60 µm).
[0013] XeCl-Laser und KrF-Laser besitzen eine deutlich höhere Sättigungsrate als vergleichbare
ArF-Lasere, deren Einsatzschwelle geringfügig unter der von KrF- und XeCl-Lasern
liegt. Daher sind KrFund XeCl-Laser für das beschriebene Entlackungsverfahren günstiger.
Die Entlackungsrate zeigt eine deutliche Schwelle, unterhalb der keine Entlackung
möglich ist. Selbst bei einer Impulswiederholfrequenz von 30 Hz findet keine deutliche
Erwärmung der zu entlackenden Teile statt. Geschwindigkeitsbestimmend bei der Entlackung
ist die Decklackschicht wegen ihrer geringeren Abtragungsrate gegenüber dem Primer.
[0014] Die Fig.2 zeigt den schematisierten Aufbau einer Versuchsanordnung zur Entlackung.
Da die Radbereiche der Laseremmission inhomogen sind, werden sie mit einer Rechteckblende
ausgeblendet. Ein Teil der Laserstrahlung, ca. 8 % , wird mit einer Quarzplatte auf
einen Energiemeßkopf gelenkt. Während einer Entlackung wird die relative Energie fortlaufend
gemessen. Die Impulsfrequenz beträgt üblicherweise 20 Hz. Als Lasertypen kommen ArF,
KrF und XeCl-Laser zur Anwendung.
1. Verfahren zur berührungslosen großflächigen Entlackung von Lackschichten, insbesondere
an Faserverbundwerkstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß optische Energie, vorzugsweise von einem gepulsten Laser, die zu entlackende
Oberfläche so schnell erhitzt, daß der bestrahlte Lack schneller abdampft als absorbierte
Energie in tiefere Schichten diffundiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lichtemissionen des
abströmenden Plasmas oder das erzeugte Geräusch zur Regulierung der Entlackungstiefe
insbesondere bei Mehrschichtsystemen ausgenutzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein in seiner Energie
einstellbarer Excimer-Laser verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein ArF-Excimer-Laser verwendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein KrF-Excimer Laser verwendet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein XeCl-Excimer-Laser verwendet
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lichtemissionen einer
spektroskopischen Analyse unterworfen werden.