[0001] Die Erfindung betrifft eine Anzündzerlegervorrichtung für Geschosse, Granaten, Patronen,
Wurfkörper und dergleichen, bestehend aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, einer
darin angeordneten Anzündzerlegerladung, gegebenenfalls einer in dieser Ladung angeordneten
Anzündhilfe, und einem am Kopfende der Aluminiumhülse angeordneten und eine axiale
Bohrung aufweisenden Flanschstück.
[0002] Eine solche Anzündzerlegervorrichtung ist gewöhnlich axial in Geschossen, Granaten,
Patronen, Wurfkörpern und dergleichen angeordnet und durchsetzt diese normalerweise
mehr oder weniger insgesamt in dem Bereich, der die Wirkladungen solcher Vorrichtungen
enthält, so daß die Anzündzerlegervorrichtung in der Regel vollständig in die jeweilige
Wirkladung eingebettet ist. Die Wirkladung ist normalerweise eine anzündbare und
brennbare Ladung, wie ein anzündbares und brennbares Wurfmittel bekannter Art, welche
nach mehr oder weniger vollständiger Durchreaktion der in der Anzündzerlegervorrichtung
enthaltenen Anzündzerlegerladung, die über ein in der axialen Bohrung des Flanschstücks
angeordnetes Zündverzögerungsstück initiiert wird, und Aufreißen der Aluminiumhülse
für eine spontane und umfassende Anzündung der Wirkladung und eine anschließende Zerlegung
des diese Ladung enthaltenden Behälters sorgt. Bei den bekannten Wurfkörpern kann
die Wirkladung beispielsweise aus üblichen Sätzen auf Basis von rotem Phosphor oder
auch aus brennbaren dünnen Blättchen bestehen, die über die Anzündzerlegerladung der
Anzündzerlegervorrichtung angezündet und nach Zerlegung der Wandung des jeweiligen
Behälters in der gewünschten Weise in der Umgebung verteilt werden.
[0003] Aus DE-B 35 15 166 ist ein Wurfkörper zur Darstellung eines Infrarot-Flächenstrahlers
bekannt, dessen als Wurfmittel vorhandene brennbare dünne Blättchen mit einer aus
einer Brandpaste bestehenden Brennschicht über eine Anzündzerlegervorrichtung der
obigen Gattung angezündet und nach Zerlegung des Wurfmittelbehälters zum gewünschten
Infrarot-Flächenstrahler verteilt werden Diese Anzündzerlegervorrichtung besteht
demnach ebenfalls aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, an deren Kopfende ein eine
axiale Bohrung zur Aufnahme eines Zündverzögerungsstücks aufweisendes Flanschstück
angeordnet ist, wobei die in der Hülse befindliche Anzündzerlegerladung axial von
einer Anzündseele als Anzündhilfe durchsetzt wird. Ein entsprechender Wurfkörper ist
auch aus DE-B 28 11 016 bekannt, doch enthält dessen Anzündzerlegervorrichtung keine
Anzündseele.
[0004] Die bekannten Anzündzerlegervorrichtungen, und insbesondere auch die mit einer Anzündseele
als Anzündhilfe, erfüllen zwar prinzipiell ihren Zweck, haben jedoch den Nachteil
einer zu geringen mechanischen Festigkeit. Beim Verschießen mit einer hohen Abschußbeschleunigung,
wie dies vor allem bei Geschossen und Granaten der Fall sein kann, wo mit Beschleunigungen
von 15 000 bis 20 000 g und darüber zu rechnen ist, kommt es daher zu einer starken
Verformung und zu einem frühzeitigen Aufreißen der dünnwandigen Aluminiumhülse, was
verschiedene unerwünschte und sogar stark störende Folgeerscheinungen mit sich bringt.
Das verformungsbedingte gelegentliche Aufreißen der Aluminiumhülse führt beispielsweise
zu einem Ausrieseln der Anzündzerlegerladung. Ist die die Anzündzerlegervorrichtung
umgebende Wirkladung (Nutzlast) reibempfindlich und/oder schlagempfindlich, wie beispielsweise
bei einer roten Phosphor enthaltenden Nutzlast, dann kann es durch die Reibung an
der Aluminiumhülse zu einer vorzeitigen Anzündung der Wirkladung und damit auch zu
einer Entzündung der ausgerieselten Anzündzerlegerladung kommen. Die Folge davon ist
eine vorzeitige Durchzündung der Anzündzerlegerladung und damit auch eine Zerlegung
der Nutzlast und des die Nutzlast beherbergenden Körpers. All dies kann auch durch
den Einfluß der Schlagwirkung auf die eventuell vorhandene Anzündhilfe, insbesondere
eine Anzündseele, initiiert werden, wodurch es schließlich wiederum zu einer unerwünschten
vorzeitigen oder jedenfalls unregelmäßigen Zerlegung kommt. Eine starke Verformung
oder sogar ein Aufreißen der Aluminiumhülse hat natürlich auch insgesamt den Nachteil
einer Schwächung dieser Hülse an bestimmten Stellen mit der Folge, daß die Aluminiumhülse
nicht in der optimal gewünschten Weise praktisch zur gleichen Zeit und über ihren
ganzen Umfang verteilt gleichmäßig zerlegt wird, wenn die Anzündzerlegerladung durchreagiert.
[0005] Das Problem einer zu geringen mechanischen Festigkeit der Aluminiumhülse der Anzündzerlegervorrichtung
ließe sich im Prinzip zwar mit einer dickwandigeren Aluminiumhülse beseitigen, doch
würde sich durch eine solche höher verdämmte Aluminiumhülse keine funktionsgerechte
Lösung des anstehenden Problems ergeben. Für die gewünschte Anzündung, Zerlegung
und Verteilung der Nutzlast ist nämlich eine Anzündzerlegervorrichtung mit verhältnismäßig
geringer mechanischer Festigkeit unerläßlich, da beispielsweise bei zu hoher Festigkeit
der die Anzündzerlegerladung enthaltenden Aluminiumhülse eine Verteilung der Nutzlast
in zu kleine Partikel oder auch eine andere Beschädigung der Nutzlast erfolgen würde.
[0006] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde eine Anzündzerlegervorrichtung bereitzustellen,
die auch bei hohen Schußbelastungen, wie sie beispielsweise bei Beschleunigungen
von 15 000 bis 20 000 g oder noch höher auftreten, voll funktionsfähig bleibt, so
daß ihr Funktionsbild einer Anzündzerlegervorrichtung mit im wesentlichen intakter
Aluminiumhülse entspricht.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einer Anzündzerlegervorrichtung der eingangs genannten Art
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Aluminiumhülse mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel
überzogen ist.
[0008] Der auf der Aluminiumhülse befindliche Kunststoffmantel ist vorzugsweise aus einem
Schrumpfschlauch hergestellt, welcher vorteilhafterweise noch eine innere Klebstoffbeschichtung
aufweist. Zweckmäßigerweise hat ein solcher Schrumpfschlauch eine Schrumpftemperatur
von 100 bis 200 °C, vorzugsweise 125 bis 175 °C. Er läßt sich daher ohne weiteres
als Schlauchstück mit der benötigten Länge auf die Aluminiumhülse der fertig laborierten
Anzündzerlegervorrichtung aufstecken und darauf dann durch Erwärmen auf die jeweilige
Schrumpftemperatur, beispielsweise auf 125 °C, fixieren, wobei die am Schrumpfschlauch
vorzugsweise vorhandene innere Klebstoffbeschichtung zu einer weiteren Verbesserung
eines solchen Verbunds aus der Aluminiumhülse und dem durch Schrumpfung des Schrumpfschlauchs
darauf erzeugten Kunststoffmantel beiträgt.
[0009] Bei Schrumpfschläuchen handelt es sich um dem Fachmann geläufige Produkte, die auf
den verschiedensten kalt gereckten thermoplastischen Kunststoffen beruhen, welche
bei Wärmebehandlung wieder zu ihrer ursprünglichen spannungsfreien Anordnung zurückgehen.
Dies ist eine Folge des sogenannten Rückerinnerungsvermögens oder elastischen Formgedächtnisses
der Kunststoffmoleküle, aus denen solche Schrumpfschläuche aufgebaut sind. Außer
den die Basis bildenden verschiedenen Kunststoffen können solche Schrumpfschläuche
genauso wie andere Kunststoffmassen, welche ebenfalls zur Herstellung eines dünnwandigen
Kunststoffmantels auf der Aluminiumhülse der vorliegenden Anzündzerlegervorrichtung
verwendet werden können, gegebenenfalls übliche Zusätze enthalten, wie Füllstoffe,
Streckmittel und insbesondere Verstärkungsmittel der verschiedensten Art, oder auch
Pigmente.
[0010] Schrumpfschläuche, wie sie auch vorliegend anwendbar sind, werden beispielsweise
bereits in der Elektrotechnik eingesetzt, um hierdurch Kabelverbände zu isolieren
und zu schützen. Schrumpfschläuche auf Basis von Polyethylen sind beispielsweise von
der Firma T & B, Thomas & Betts GmbH, D-6073 Egelsbach, unter den verschiedenen Typenbezeichnungen
PLG (Shrink-Kon) erhältlich.
[0011] Der als wesentliches Element bei der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung
als Überzug auf deren Aluminiumhülse vorhandene dünnwandige Kunststoffmantel kann
in der bevorzugten Weise entweder aus einem Schrumpfschlauch hergestellt werden oder
er läßt sich, wenn unter Umständen auch mit größerem Aufwand, aus flüssigen Zubereitungen
der jeweiligen Kunststoffe beispielsweise durch Tauchen, Aufbürsten, Aufsprühen oder
Aufwalzen und anschließendes übliches Härten der aufgebrachten flüssigen Kunststoffzubereitung
bilden. Selbstverständlich können auch die hierbei anzuwendenden flüssigen Kunststoffzubereitungen
gegebenenfalls wieder übliche Füllstoffe, Streckmittel und Verstärkungsmittel oder
sonstige Hilfsstoffe unter Einschluß von Vernetzungsmitteln und Polymerisationskatalysatoren
enthalten. Die Bildung dünnwandiger Kunststoffmäntel auf den jeweiligen Aluminiumhülsen
ausgehend von flüssigen Kunststoffzusammensetzungen liegt demnach im Rahmen des üblichen
fachmännischen Könnens.
[0012] Der auf der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung vorhandene
dünnwandige Kunststoffmantel, sei er aus einem Schrumpfschlauch oder einer flüssigen
Kunststoffzubereitung hergestellt, beruht vorzugsweise auf irgendeinem thermoplastischen
Kunststoff, wobei Polyolefine oder Copolymere hiervon bevorzugt sind. Beispiele für
geeignete Kunststoffe sind Polyethylen, welches besonders bevorzugt ist, Polypropylen,
Polyisobutylen, Polybuten oder Copolymere hiervon oder auch Polyethylenterephthalat
oder Polyvinylchlorid. Statt dessen können natürlich auch irgendwelche andere Kunststoffe,
wie Silicone, angewandt werden, die für eine solche Ausrüstung der Aluminiumhülse
sorgen, daß das Funktionsbild der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung durch
den jeweiligen dünnwandigen Kunststoffmantel bei der Zerlegung nahezu unverändert
erhalten bleibt. Die Zersetzungstemperatur eines solchen Kunststoffmantels muß natürlich
weit unter der Temperatur liegen, die bei der Funktion der Anzündzerlegerladung und
der Zerlegung der Aluminiumhülse auftritt, was bedeutet, daß die thermische und meachanische
Einwirkung über die Anzündzerlegervorrichtung auf die Nutzlast durch den dünnwandigen
Kunststoffmantel nicht wesentlich verändert werden darf. Beim Abschuß des jeweiligen
Körpers soll der Kunstoffmantel jedoch eine solche Verbesserung der Festigkeit der
Aluminiumhülse ergeben, daß diese Hülse vorzugsweise gar nicht mehr aufreißt oder
daß eventuelle Schwachstellen oder Risse kein Ausrieseln der Anzündzerlegerladung
in die umgebende Nutzlast erlauben. Der auf der Aluminiumhülse als Überzug vorhandene
Kunststoffmantel soll daher auf jeden Fall auch einen Kontakt zwischen der in der
Anzündzerlegervorrichtung befindlichen Anzündzerlegerladung und der umgebenden Nutzlast
unterbinden, falls die Aluminiumhülse überhaupt schadhaft werden sollte. Durch den
gegenüber dem Aluminium der Aluminiumhülse wesentlich weicheren Kunststoffmantel soll
zudem auch die Gefahr einer Entzündung der Nutzlast durch Reibung oder Schlag erheblich
verringert werden, wie sie bei relativ hohen Abschußbelastungen auftreten und dann
zu einer vorzeitigen Anzündung und Durchreaktion führen kann. Weiter soll der Kunstoffmantel
die Aluminiumhülse auch vor einer Korrosion durch Einwirkung der Komponenten der Nutzlast
schützen.
[0013] Der auf der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung vorhandene
dünnwandige Kunststoffmantel verfügt zweckmäßigerweise über eine Zugfestigkeit von
700 bis 1 300 N/cm², und vorzugsweise von 1 000 bis 1 100 N/cm², und weist zweckmäßigerweise
eine Bruchdehnung von 200 bis 400 %, vorzugsweise von 250 bis 350 %, auf. Er hat im
allgemeinen eine Wandstärke von 0,2 bis 1,5 mm, vorzugsweise von 0,3 bis 0,8 mm.
Ferner soll dieser Kunststoffmantel nicht schmelzen, gut beständig gegen die Chemikalien
der jeweiligen Nutzlast sein und über eine Temperaturbeständigkeit von im allgemeinen
-40 °C bis +120 °C, vorzugsweise von -30 °C bis +70 °C, verfügen.
[0014] Die Wandstärke der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung
ist natürlich abhängig von der jeweiligen Vorrichtung, in welche sie eingesetzt wird,
liegt im allgemeinen jedoch bei 0,1 bis 1,5 mm, und vorzugsweise bei 0,2 bis 0,8 mm.
Die Herstellung solcher Aluminiumhülsen erfolgt gewöhnlich durch übliches Fließpressen
aus einem Aluminiumformkörper.
[0015] Die in der Aluminiumhülse vorhandene Anzündzerlegerladung kann auf irgendeinem hierzu
üblichen Pulversatz basieren und beruht vorzugsweise auf einem Pulversatz aus Magnesium
und Bariumnitrat, in dem diese beiden Komponenten insbesondere in einem Gewichtsverhältnis
von etwa 30 : 70 % vorhanden sind, wobei dieser Satz zweckmäßigerweise auch noch etwa
1 % Aluminiumoxid enthält. Es handelt sich hierbei somit um einen verhältnismäßig
unempfindlichen Pulversatz.
[0016] Das wesentliche Element der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung ist, wie
bereits erwähnt, der auf der Aluminiumhülse angeordnete Überzug aus einem dünnwandigen
Kunststoffmantel. Zusätzlich dazu ist für die besondere Funktion dieser Anzündzerlegervorrichtung
jedoch auch wesentlich, daß die vorhandene Anzündzerlegerladung zuverlässig in der
für eine Zerlegung erforderlichen Geschwindigkeit durchreagiert.
[0017] Es ist daher vorteilhaft, wenn in der Anzündzerlegerladung der erfindungsgemäßen
Anzündzerlegervorrichtung auch eine Anzündhilfe angeordnet ist, welche das Reaktionsmuster
der Anzündzerlegerladung in der gewünschten Weise verbessert. Die Anzündhilfe muß
naturgemäß wesentlich empfindlicher als die Anzündzerlegerladung sein, da die Anzündhilfe
ja für eine möglichst rasche Anzündung und Durchreaktion der Anzündzerlegerladung
sorgen soll. Nitrocellulosepulver wird hierfür bevorzugt verwendet.
[0018] Es hat sich nun gezeigt, daß die erfindungsgemäße Anzündzerlegervorrichtung besonders
dann über ein praktisch optimales Wirkungsspektrum verfügt, wenn ihre Aluminiumhülse
nicht nur mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel überzogen ist, sondern wenn in ihrer
Anzündzerlegerladung auch noch eine Anzündhilfe angeordnet ist, welche verschiedenartig
ausgestaltet sein kann. Eine solche besondere Ausgestaltung wird erfindungsgemäß dadurch
erreicht, daß in der Anzündzerlegerladung statistisch verteilt Anzündpartikel auf
Basis des jeweiligen Anzündsatzes angeordnet sind, vorzugsweise auf Basis von Nitrocellulosepulver.
Diese Anzündpartikel sind vorzugsweise Granulate oder geschnittene Extrudate auf Basis
des jeweiligen Anzündsatzes, welche eine Korngröße von etwa 0,5 bis 2,5 mm, vorzugsweise
von etwa 1 bis 2 mm, haben. Solche in der Anzündzerlegerladung statistisch verteilte
Anzündpartikel sorgen für eine rasche und zuverlässige Durchreaktion der Anzündzerlegerladung
und ergeben, insbesondere im Vergleich zu einer ebenfalls möglichen Anzündseele
auf Basis des jeweiligen Anzündsatzes, welche die Anzündzerlegerladung axial durchsetzt,
den weiteren Vorteil, daß die Einbettung der leicht entzündlichen Partikel in den
Anzündzerlegersatz diesen gegenüber einem Satz mit durchlaufender Anzündseele weniger
schlagempfindlich macht. Die ohnehin relativ geringe Gefahr einer Entzündung durch
den Abschußschock wird dadurch noch weiter vermindert. Die kom binierte Anwendung
eines Kunststoffmantels und von Anzündpartikeln, welche in der Anzündzerlegerladung
statistisch verteilt sind, stellt somit eine besonders bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung dar.
[0019] Wie bereits erwähnt, kann die Anzündhilfe jedoch auch aus einer die Anzündzerlegerladung
axial durchsetzenden Anzündseele bestehen, wie sie beispielsweise schon in der Anzündzerlegervorrichtung
des in DE-B 35 15 166 beschriebenen Wurfkörpers vorgesehen ist.
[0020] Die Menge der Anzündhilfe, bezogen auf die Gewichtsmenge der Anzündzerlegerladung,
macht im allgemeinen 2 bis 7 Gewichtsprozent und vorzugsweise 3 bis 5 Gewichtsprozent
aus.
[0021] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, daß sich
durch den auf der Aluminiumhülse vorhandenen dünnwandigen Kunststoffmantel die Festigkeit
und Belastbarkeit der Aluminiumhülse der vorliegenden Anzündzerlegervorrichtung wohl
dosiert erhöhen läßt, ohne daß es hierdurch zu einer wesentlichen Erhöhung der Verdämmung
dieser Hülse mit der Folge einer unkontrollierten und zu heftigen Zerlegung der Hülse
und somit des mit einer solchen Anzündzerlegervorrichtung versehenen Wurfkörpers kommt.
Die im Prinzip zwar mögliche reine Erhöhung der Wanddicke der Aluminiumhülse würde
daher nicht zum gewünschten Ziel führen. Bei Belastung der Anzündzerlegervorrichtung
und somit der Aluminiumhülse, beispielsweise durch Schlag oder Schock, bilden sich
keine scharfen Falten oder Knicke in der Aluminiumhülse, und Blindabschüsse haben
daher auch nur runde und weich gezeichnete Verwerfungen daran gezeigt. Eventuelle
Schadstellen an der Aluminiumhülse werden durch den Kunststoffmantel abgedeckt und
unterstützt. Selbst bei einer Verletzung der Hülse würde keine Anzündzerlegerladung
ausrieseln. Die Gefahr einer Entzündung der Nutzlast durch die beim Abschuß auftretende
Reibung an der Aluminiumhülse wird durch den Kunststoffmantel deutlich verringert.
Außerdem bildet der Kunststoffmantel einen Korrosionsschutz gegenüber der Wirkmasse,
was insbesondere bei chemisch aggressiven Wirkmassensätzen von Vorteil ist. Eine Korrosion
der Aluminiumhülse durch die Bestandteile des sie umgebenden Wirksatzes ist somit
weitgehend ausgeschlossen. Die sich durch den an der Aluminiumhülse vorhandenen dünnwandigen
Kunststoffmantel ergebenden und oben erwähnten besonderen Vorteile werden durch
die erfindungsgemäße Anordnung statistisch verteilter Anzündpartikel in der Anzündzerlegerladung
noch weiter gefördert, da gegenüber der ebenfalls möglichen Anordnung einer die Anzündzerlegerladung
axial durchsetzenden Zündseele als Anzündhilfe hierdurch die Schlagempfindlichkeit
der Anzündzerlegerladung zusätzlich vermindert wird.
[0022] Von der Erfindung kann im Prinzip bei allen Geschossen, Granaten, Patronen, Wurfkörpern
und dergleichen Gebrauch gemacht werden, und die erfindungsgemäße Anzündzerlegervorrichtung
kann daher beispielsweise auch lediglich auf einer Glühladung, einer Anzündladung
oder einer Zerlegerladung beruhen, wobei als Geräte, in denen diese Anzündzerlegervorrichtung
eingesetzt werden kann, beispielsweise 60 mm Mörsegranten, 81 mm Mörsegranten, 120
mm Mörserpatronen, 105 mm Geschosse, 155 mm Geschosse oder auch entsprechende Kleingeräte,
wie Handflammpatronen und insbesondere Wurfkörper, in Frage kommen. Die Anwendung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergibt sich daher für den Fachmann von selbst.
[0023] Zwei bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt
und werden im folgenden näher beschrieben. Darin zeigen
Figur 1 einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Anzündzerlegervorrichtung mit
in der Anzündzerlegerladung statistisch verteilten Anzündpartikeln und
Figur 2 einen teilweisen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Anzündzerlegervorrichtung
(Figur 1) mit einer die Anzündzerlegerladung axial durchsetzenden Anzündseele.
[0024] Im einzelnen zeigt Figur 1 eine Anzündzerlegervorrichtung 1 (für ein Geschoß) aus
einer dünnwandigen Aluminiumhülse 3, welche eine durch Fließpressen hergestellte Hülse
mit einer Wandstärke von etwa 0,35 mm, einer Bodenstärke von etwa 1,5 mm, einem Außendurchmesser
von etwa 12 mm und einer Länge von etwa 180 mm ist, und aus einem am Kopfende der
Aluminiumhülse 3 angeordneten Flanschstück 7, das ebenfalls aus Aluminium besteht
und das an seinem Halsstück eine Ringnut 15 aufweist, über welche es durch eine Kröpfung
mit der Aluminiumhülse 3 verbunden ist. Das Flanschstück 7 weist eine mit einem Gewinde
versehene axiale Bohrung 17 auf, in welche ein nicht gezeigtes Zündverzögerungsstück
eingeschraubt werden kann. Ein am Halsstück des Flanschstücks 7 vorhandenes Außengewinde
19 dient zur Fixierung im Bodenteil eines ebenfalls nicht dargestellten Geschosses.
[0025] Die Aluminiumhülse 3 der Anzündzerlegervorrichtung 1 ist mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel
9 überzogen, der eine Wandstärke von etwa 0,35 mm aufweist und aus einem Schrumpfschlauch
mit einer inneren Klebstoffbeschichtung hergestellt ist. Der hierzu verwendete Schrumpfschlauch
ist ein durch Extrusion hergestellter und durch Bestrahlung vernetzter und modifizierter
Kunststoffschlauch auf Basis von Polyethylen, dessen Schrumpftemperatur bei etwa 125
°C beginnt und der eine Zugfestigkeit von minimal 1 000 N/cm² und eine Bruchdehnung
von minimal 250 % aufweist. Dieser Schrumpfschlauch ist in einem Temperaturbereich
von -55 °C bis +115 °C einsetzbar und schmilzt nicht. Er hat ein spezifisches Gewicht
von maximal 1,25 und zeigt unter Einwirkung von Wärme (125 °C bis 200 °C) eine Radialschrumpfung
von etwa 50 % und eine Längsschrumpfung von maximal 10 %. Schrumpfschläuche dieser
Art sind beispielsweise von der Firma T & B, Thomas & Betts GmbH, D-6073 Egelsbach,
unter den Typenbezeichnungen PLG (Shrink-Kon) erhältlich, wobei im vorliegenden Fall
ein Schrumpfschlauch mit der Produkt-Nummer PLG 500-X-Y verwendet worden ist.
[0026] Das Innere der Aluminiumhülse 3 ist mit einer Anzündzerlegerladung 5 gefüllt, bei
der es sich um einen üblichen und relativ unempfindlichen Pulversatz auf Basis von
Magnesium und Bariumnitrat in einem Mischungsverhältnis von 30 : 70 Gewichtsteilen
handelt, welcher noch etwa 1 Gewichtsprozent Aluminiumoxid enthält. In dieser Anzündzerlegerladung
5 sind als Anzündhilfe in statistischer Verteilung Anzündpartikel 11 auf Basis von
Nitrocellulosepulver angeordnet, welche aus einem geschnittenen Extrudat der Masse
der Anzündhilfe bestehen. Statt dessen können die Anzündpartikel 11 natürlich auch
in jeder anderen geeigneten Weise hergestellt sein und beispielsweise auch ein mehr
oder weniger grobkörniges Granulat darstellen. Die Anzündzerlegerladung 5 macht etwa
18 g aus, während die Menge der Anzündpartikel 11 etwa 0,6 g besträgt und somit etwa
3,3 Gewichtsprozent der Anzündzerlegerladung 5 ausmacht.
[0027] Die Figur 2 zeigt eine Anzündzerlegervorrichtung 1 (für einen Wurfkörper), welche
sich von der in Figur 1 dargestellten Anzündzerlegervorrichtung lediglich dadurch
unterscheidet, daß hier an Stelle der Anzündpartikel 11 als Anzündhilfe eine die
Anzündzerlegerladung 5 axial durchsetzende Anzündseele 13 wiederum auf Basis von
Nitrocellulosepulver vorhanden ist. Diese Anzündseele besteht aus einem Extrudat
der Masse der Anzündhilfe, welches im Gegensatz zu den Anzündpartikeln 11 bei Figur
1 somit nicht geschnitten ist. Statt dessen kann die Anzündseele 13 natürlich auch
in jeder anderen geeigneten Weise hergestellt sein.
1. Anzündzerlegervorrichtung für Geschosse, Granaten, Patronen, Wurfkörper und dergleichen,
bestehend aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, einer darin angeordneten Anzündzerlegerladung,
gegebenenfalls einer in dieser Ladung angeordneten Anzündhilfe, und einem am Kopfende
der Aluminiumhülse angeordneten und eine axiale Bohrung aufweisenden Flanschstück,
dadurch gekennzeichnet, daß die Aluminiumhülse (3) mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel
(9) überzogen ist.
2. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoffmantel
(9) aus einem Schrumpfschlauch hergestellt ist.
3. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kunststoffmantel (9) aus einem Schrumpfschlauch mit einer inneren Klebstoffbeschichtung
hergestellt ist.
4. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
verwendete Schrumpfschlauch eine Schrumpftemperatur von 100 bis 200 °C, vorzugsweise
125 bis 175 °C, aufweist.
5. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) aus einem thermoplastischen Kunststoff besteht.
6. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) aus einem Polyolefin oder einem Copolymeren hiervon
besteht.
7. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) aus einem Polyethylen, Polypropylen, Polyisobutylen,
Polybuten oder einem Copolymeren hiervon besteht.
8. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) aus einem Polyethylenterephthalat oder einem Polyvinylchlorid
besteht.
9. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) eine Zugfestigkeit von 700 bis 1 300 N/cm² und eine
Bruchdehnung von 200 bis 400 % aufweist.
10. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffmantel (9) eine Wandstärke von 0,2 bis 1,5 mm, vorzugsweise von
0,3 bis 0,8 mm, aufweist.
11. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Aluminiumhülse (3) eine Wandstärke von 0,1 bis 1,5 mm, vorzugsweise von
0,2 bis 0,8 mm, aufweist.
12. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Anzündzerlegerladung (5) auf einem Pulversatz auf Basis von Magnesium und
Bariumnitrat beruht.
13. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Anzündhilfe auf einem Satz auf Basis von Nitrocellulosepulver beruht.
14. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündhilfe
aus in der Anzündzerlegerladung (5) statistisch verteilten Anzündpartikeln (11)
auf Basis von Nitrocellulosepulver besteht.
15. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündhilfe
aus einer die Anzündzerlegerladung (5) axial durchsetzenden Anzündseele (13) auf
Basis von Nitrocellulosepulver besteht.
16. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Menge der Anzündhilfe 2 bis 7 Gewichtsprozent, bezogen auf die Gewichtsmenge
der Anzündzerlegerladung (5), ausmacht.