(19)
(11) EP 0 392 533 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.10.1990  Patentblatt  1990/42

(21) Anmeldenummer: 90107028.4

(22) Anmeldetag:  12.04.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42C 19/08, F42B 5/145
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 13.04.1989 DE 3912183

(71) Anmelder: Buck Werke GmbH & Co
D-73337 Bad Überkingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Stang, Guido
    D-7845 Buggingen (DE)

(74) Vertreter: Spott, Gottfried, Dr. et al
Patentanwälte Spott, Weinmiller & Partner Sendlinger-Tor-Platz 11
D-80336 München
D-80336 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Anzündzerlegervorrichtung


    (57) Beschrieben wird eine Anzündzerlegervorrichtung (1) für Ge­schosse, Granaten, Patronen, Wurfkörper und dergleichen, bestehend aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse (3), einer darin angeordneten Anzündzerlegerladung (5), gegebenenfalls einer in dieser Ladung angeordneten Anzündhilfe (11), und einem am Kopfende der Aluminiumhülse angeordneten und eine axiale Bohrung aufweisenden Flanschstück (7), wobei die Aluminiumhülse mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel (9) überzogen ist, der vorzugsweise aus einem Schrumpfschlauch hergestellt ist. Ferner ist vorzugsweise auch eine besonders gestaltete An­zündhilfe vorhanden, welche aus in der Anzündzerlegerladung statistisch verteilten Anzündpartikeln (11) besteht. Eine solche Anzündzerlegervorrichtung zeichnet sich durch eine beson­ders saubere und zuverlässige Funktion aus, da sich ihr Funktionsbild selbst unter den Einwirkungen einer hohen Belastung, wie sie bei der Anwendung von Geräten auftritt, in die solche Anzündzerlegervorrichtungen eingebaut sind, praktisch unverändert beibehält.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Anzündzerlegervorrichtung für Geschosse, Granaten, Patronen, Wurfkörper und dergleichen, bestehend aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, einer darin angeordneten Anzündzerlegerladung, gegebenenfalls einer in dieser Ladung angeordneten Anzündhilfe, und einem am Kopf­ende der Aluminiumhülse angeordneten und eine axiale Bohrung aufweisenden Flanschstück.

    [0002] Eine solche Anzündzerlegervorrichtung ist gewöhnlich axial in Geschossen, Granaten, Patronen, Wurfkörpern und derglei­chen angeordnet und durchsetzt diese normalerweise mehr oder weniger insgesamt in dem Bereich, der die Wirkladungen solcher Vorrichtungen enthält, so daß die Anzündzerlegervor­richtung in der Regel vollständig in die jeweilige Wirkla­dung eingebettet ist. Die Wirkladung ist normalerweise eine anzündbare und brennbare Ladung, wie ein anzündbares und brennbares Wurfmittel bekannter Art, welche nach mehr oder weniger vollständiger Durchreaktion der in der Anzündzerle­gervorrichtung enthaltenen Anzündzerlegerladung, die über ein in der axialen Bohrung des Flanschstücks angeordnetes Zündverzögerungsstück initiiert wird, und Aufreißen der Aluminiumhülse für eine spontane und umfassende Anzündung der Wirkladung und eine anschließende Zerlegung des diese Ladung enthaltenden Behälters sorgt. Bei den bekannten Wurfkörpern kann die Wirkladung beispielsweise aus üblichen Sätzen auf Basis von rotem Phosphor oder auch aus brennbaren dünnen Blättchen bestehen, die über die Anzündzerlegerladung der Anzündzerlegervorrichtung angezündet und nach Zerlegung der Wandung des jeweiligen Behälters in der gewünschten Weise in der Umgebung verteilt werden.

    [0003] Aus DE-B 35 15 166 ist ein Wurfkörper zur Darstellung eines Infrarot-Flächenstrahlers bekannt, dessen als Wurfmittel vorhandene brennbare dünne Blättchen mit einer aus einer Brandpaste bestehenden Brennschicht über eine Anzündzer­legervorrichtung der obigen Gattung angezündet und nach Zerlegung des Wurfmittelbehälters zum gewünschten Infrarot-­Flächenstrahler verteilt werden Diese Anzündzerlegervor­richtung besteht demnach ebenfalls aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, an deren Kopfende ein eine axiale Bohrung zur Aufnahme eines Zündverzögerungsstücks aufweisendes Flanschstück angeordnet ist, wobei die in der Hülse befind­liche Anzündzerlegerladung axial von einer Anzündseele als Anzündhilfe durchsetzt wird. Ein entsprechender Wurfkörper ist auch aus DE-B 28 11 016 bekannt, doch enthält dessen Anzündzerlegervorrichtung keine Anzündseele.

    [0004] Die bekannten Anzündzerlegervorrichtungen, und insbesondere auch die mit einer Anzündseele als Anzündhilfe, erfüllen zwar prinzipiell ihren Zweck, haben jedoch den Nachteil einer zu geringen mechanischen Festigkeit. Beim Verschießen mit einer hohen Abschußbeschleunigung, wie dies vor allem bei Geschossen und Granaten der Fall sein kann, wo mit Beschleunigungen von 15 000 bis 20 000 g und darüber zu rechnen ist, kommt es daher zu einer starken Verformung und zu einem frühzeitigen Aufreißen der dünnwandigen Aluminium­hülse, was verschiedene unerwünschte und sogar stark stören­de Folgeerscheinungen mit sich bringt. Das verformungsbe­dingte gelegentliche Aufreißen der Aluminiumhülse führt bei­spielsweise zu einem Ausrieseln der Anzündzerlegerladung. Ist die die Anzündzerlegervorrichtung umgebende Wirkladung (Nutzlast) reibempfindlich und/oder schlagempfindlich, wie beispielsweise bei einer roten Phosphor enthaltenden Nutz­last, dann kann es durch die Reibung an der Aluminiumhülse zu einer vorzeitigen Anzündung der Wirkladung und damit auch zu einer Entzündung der ausgerieselten Anzündzerlegerladung kommen. Die Folge davon ist eine vorzeitige Durchzündung der Anzündzerlegerladung und damit auch eine Zerlegung der Nutz­last und des die Nutzlast beherbergenden Körpers. All dies kann auch durch den Einfluß der Schlagwirkung auf die even­tuell vorhandene Anzündhilfe, insbesondere eine Anzündseele, initiiert werden, wodurch es schließlich wiederum zu einer unerwünschten vorzeitigen oder jedenfalls unregelmäßigen Zerlegung kommt. Eine starke Verformung oder sogar ein Auf­reißen der Aluminiumhülse hat natürlich auch insgesamt den Nachteil einer Schwächung dieser Hülse an bestimmten Stellen mit der Folge, daß die Aluminiumhülse nicht in der optimal gewünschten Weise praktisch zur gleichen Zeit und über ihren ganzen Umfang verteilt gleichmäßig zerlegt wird, wenn die Anzündzerlegerladung durchreagiert.

    [0005] Das Problem einer zu geringen mechanischen Festigkeit der Aluminiumhülse der Anzündzerlegervorrichtung ließe sich im Prinzip zwar mit einer dickwandigeren Aluminiumhülse besei­tigen, doch würde sich durch eine solche höher verdämmte Aluminiumhülse keine funktionsgerechte Lösung des anstehen­den Problems ergeben. Für die gewünschte Anzündung, Zerle­gung und Verteilung der Nutzlast ist nämlich eine Anzündzer­legervorrichtung mit verhältnismäßig geringer mechanischer Festigkeit unerläßlich, da beispielsweise bei zu hoher Festigkeit der die Anzündzerlegerladung enthaltenden Alumi­niumhülse eine Verteilung der Nutzlast in zu kleine Partikel oder auch eine andere Beschädigung der Nutzlast erfolgen würde.

    [0006] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde eine Anzünd­zerlegervorrichtung bereitzustellen, die auch bei hohen Schußbelastungen, wie sie beispielsweise bei Beschleunigun­gen von 15 000 bis 20 000 g oder noch höher auftreten, voll funktionsfähig bleibt, so daß ihr Funktionsbild einer An­zündzerlegervorrichtung mit im wesentlichen intakter Alumi­niumhülse entspricht.

    [0007] Diese Aufgabe wird bei einer Anzündzerlegervorrichtung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Aluminiumhülse mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel überzogen ist.

    [0008] Der auf der Aluminiumhülse befindliche Kunststoffmantel ist vorzugsweise aus einem Schrumpfschlauch hergestellt, welcher vorteilhafterweise noch eine innere Klebstoffbeschichtung aufweist. Zweckmäßigerweise hat ein solcher Schrumpfschlauch eine Schrumpftemperatur von 100 bis 200 °C, vorzugsweise 125 bis 175 °C. Er läßt sich daher ohne weiteres als Schlauch­stück mit der benötigten Länge auf die Aluminiumhülse der fertig laborierten Anzündzerlegervorrichtung aufstecken und darauf dann durch Erwärmen auf die jeweilige Schrumpftem­peratur, beispielsweise auf 125 °C, fixieren, wobei die am Schrumpfschlauch vorzugsweise vorhandene innere Klebstoffbe­schichtung zu einer weiteren Verbesserung eines solchen Verbunds aus der Aluminiumhülse und dem durch Schrumpfung des Schrumpfschlauchs darauf erzeugten Kunststoffmantel beiträgt.

    [0009] Bei Schrumpfschläuchen handelt es sich um dem Fachmann ge­läufige Produkte, die auf den verschiedensten kalt gereckten thermoplastischen Kunststoffen beruhen, welche bei Wärmebe­handlung wieder zu ihrer ursprünglichen spannungsfreien Anordnung zurückgehen. Dies ist eine Folge des sogenannten Rückerinnerungsvermögens oder elastischen Formgedächtnisses der Kunststoffmoleküle, aus denen solche Schrumpfschläu­che aufgebaut sind. Außer den die Basis bildenden verschie­denen Kunststoffen können solche Schrumpfschläuche genauso wie andere Kunststoffmassen, welche ebenfalls zur Herstel­lung eines dünnwandigen Kunststoffmantels auf der Alumini­umhülse der vorliegenden Anzündzerlegervorrichtung verwendet werden können, gegebenenfalls übliche Zusätze enthalten, wie Füllstoffe, Streckmittel und insbesondere Verstärkungsmittel der verschiedensten Art, oder auch Pigmente.

    [0010] Schrumpfschläuche, wie sie auch vorliegend anwendbar sind, werden beispielsweise bereits in der Elektrotechnik einge­setzt, um hierdurch Kabelverbände zu isolieren und zu schützen. Schrumpfschläuche auf Basis von Polyethylen sind beispielsweise von der Firma T & B, Thomas & Betts GmbH, D-6073 Egelsbach, unter den verschiedenen Typenbezeichnungen PLG (Shrink-Kon) erhältlich.

    [0011] Der als wesentliches Element bei der erfindungsgemäßen An­zündzerlegervorrichtung als Überzug auf deren Aluminiumhülse vorhandene dünnwandige Kunststoffmantel kann in der bevor­zugten Weise entweder aus einem Schrumpfschlauch hergestellt werden oder er läßt sich, wenn unter Umständen auch mit größerem Aufwand, aus flüssigen Zubereitungen der jeweiligen Kunststoffe beispielsweise durch Tauchen, Aufbürsten, Auf­sprühen oder Aufwalzen und anschließendes übliches Härten der aufgebrachten flüssigen Kunststoffzubereitung bilden. Selbstverständlich können auch die hierbei anzuwendenden flüssigen Kunststoffzubereitungen gegebenenfalls wieder übliche Füllstoffe, Streckmittel und Verstärkungsmittel oder sonstige Hilfsstoffe unter Einschluß von Vernetzungsmitteln und Polymerisationskatalysatoren enthalten. Die Bildung dünnwandiger Kunststoffmäntel auf den jeweiligen Aluminium­hülsen ausgehend von flüssigen Kunststoffzusammensetzungen liegt demnach im Rahmen des üblichen fachmännischen Könnens.

    [0012] Der auf der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzer­legervorrichtung vorhandene dünnwandige Kunststoffmantel, sei er aus einem Schrumpfschlauch oder einer flüssigen Kunststoffzubereitung hergestellt, beruht vorzugsweise auf irgendeinem thermoplastischen Kunststoff, wobei Polyolefine oder Copolymere hiervon bevorzugt sind. Beispiele für ge­eignete Kunststoffe sind Polyethylen, welches besonders be­vorzugt ist, Polypropylen, Polyisobutylen, Polybuten oder Copolymere hiervon oder auch Polyethylenterephthalat oder Polyvinylchlorid. Statt dessen können natürlich auch irgend­welche andere Kunststoffe, wie Silicone, angewandt werden, die für eine solche Ausrüstung der Aluminiumhülse sorgen, daß das Funktionsbild der erfindungsgemäßen Anzündzerleger­vorrichtung durch den jeweiligen dünnwandigen Kunststoff­mantel bei der Zerlegung nahezu unverändert erhalten bleibt. Die Zersetzungstemperatur eines solchen Kunststoffmantels muß natürlich weit unter der Temperatur liegen, die bei der Funktion der Anzündzerlegerladung und der Zerlegung der Aluminiumhülse auftritt, was bedeutet, daß die thermische und meachanische Einwirkung über die Anzündzerlegervorrich­tung auf die Nutzlast durch den dünnwandigen Kunststoffman­tel nicht wesentlich verändert werden darf. Beim Abschuß des jeweiligen Körpers soll der Kunstoffmantel jedoch eine sol­che Verbesserung der Festigkeit der Aluminiumhülse ergeben, daß diese Hülse vorzugsweise gar nicht mehr aufreißt oder daß eventuelle Schwachstellen oder Risse kein Ausrieseln der Anzündzerlegerladung in die umgebende Nutzlast erlauben. Der auf der Aluminiumhülse als Überzug vorhandene Kunststoff­mantel soll daher auf jeden Fall auch einen Kontakt zwischen der in der Anzündzerlegervorrichtung befindlichen Anzündzer­legerladung und der umgebenden Nutzlast unterbinden, falls die Aluminiumhülse überhaupt schadhaft werden sollte. Durch den gegenüber dem Aluminium der Aluminiumhülse wesentlich weicheren Kunststoffmantel soll zudem auch die Gefahr einer Entzündung der Nutzlast durch Reibung oder Schlag erheblich verringert werden, wie sie bei relativ hohen Abschußbe­lastungen auftreten und dann zu einer vorzeitigen Anzündung und Durchreaktion führen kann. Weiter soll der Kunstoff­mantel die Aluminiumhülse auch vor einer Korrosion durch Einwirkung der Komponenten der Nutzlast schützen.

    [0013] Der auf der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzer­legervorrichtung vorhandene dünnwandige Kunststoffmantel verfügt zweckmäßigerweise über eine Zugfestigkeit von 700 bis 1 300 N/cm², und vorzugsweise von 1 000 bis 1 100 N/cm², und weist zweckmäßigerweise eine Bruchdehnung von 200 bis 400 %, vorzugsweise von 250 bis 350 %, auf. Er hat im allge­meinen eine Wandstärke von 0,2 bis 1,5 mm, vorzugsweise von 0,3 bis 0,8 mm. Ferner soll dieser Kunststoffmantel nicht schmelzen, gut beständig gegen die Chemikalien der jeweili­gen Nutzlast sein und über eine Temperaturbeständigkeit von im allgemeinen -40 °C bis +120 °C, vorzugsweise von -30 °C bis +70 °C, verfügen.

    [0014] Die Wandstärke der Aluminiumhülse der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung ist natürlich abhängig von der jeweiligen Vorrichtung, in welche sie eingesetzt wird, liegt im allgemeinen jedoch bei 0,1 bis 1,5 mm, und vorzugsweise bei 0,2 bis 0,8 mm. Die Herstellung solcher Aluminiumhülsen erfolgt gewöhnlich durch übliches Fließpressen aus einem Aluminiumformkörper.

    [0015] Die in der Aluminiumhülse vorhandene Anzündzerlegerladung kann auf irgendeinem hierzu üblichen Pulversatz basieren und beruht vorzugsweise auf einem Pulversatz aus Magnesium und Bariumnitrat, in dem diese beiden Komponenten insbesondere in einem Gewichtsverhältnis von etwa 30 : 70 % vorhanden sind, wobei dieser Satz zweckmäßigerweise auch noch etwa 1 % Aluminiumoxid enthält. Es handelt sich hierbei somit um einen verhältnismäßig unempfindlichen Pulversatz.

    [0016] Das wesentliche Element der erfindungsgemäßen Anzündzerle­gervorrichtung ist, wie bereits erwähnt, der auf der Alumi­niumhülse angeordnete Überzug aus einem dünnwandigen Kunst­stoffmantel. Zusätzlich dazu ist für die besondere Funktion dieser Anzündzerlegervorrichtung jedoch auch wesentlich, daß die vorhandene Anzündzerlegerladung zuverlässig in der für eine Zerlegung erforderlichen Geschwindigkeit durchreagiert.

    [0017] Es ist daher vorteilhaft, wenn in der Anzündzerlegerladung der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung auch eine Anzündhilfe angeordnet ist, welche das Reaktionsmuster der Anzündzerlegerladung in der gewünschten Weise verbessert. Die Anzündhilfe muß naturgemäß wesentlich empfindlicher als die Anzündzerlegerladung sein, da die Anzündhilfe ja für eine möglichst rasche Anzündung und Durchreaktion der An­zündzerlegerladung sorgen soll. Nitrocellulosepulver wird hierfür bevorzugt verwendet.

    [0018] Es hat sich nun gezeigt, daß die erfindungsgemäße Anzünd­zerlegervorrichtung besonders dann über ein praktisch opti­males Wirkungsspektrum verfügt, wenn ihre Aluminiumhülse nicht nur mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel überzogen ist, sondern wenn in ihrer Anzündzerlegerladung auch noch eine Anzündhilfe angeordnet ist, welche verschiedenartig ausgestaltet sein kann. Eine solche besondere Ausgestaltung wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß in der Anzündzer­legerladung statistisch verteilt Anzündpartikel auf Basis des jeweiligen Anzündsatzes angeordnet sind, vorzugsweise auf Basis von Nitrocellulosepulver. Diese Anzündpartikel sind vorzugsweise Granulate oder geschnittene Extrudate auf Basis des jeweiligen Anzündsatzes, welche eine Korngröße von etwa 0,5 bis 2,5 mm, vorzugsweise von etwa 1 bis 2 mm, haben. Solche in der Anzündzerlegerladung statistisch ver­teilte Anzündpartikel sorgen für eine rasche und zuverlässi­ge Durchreaktion der Anzündzerlegerladung und ergeben, ins­besondere im Vergleich zu einer ebenfalls möglichen Anzünd­seele auf Basis des jeweiligen Anzündsatzes, welche die Anzündzerlegerladung axial durchsetzt, den weiteren Vorteil, daß die Einbettung der leicht entzündlichen Partikel in den Anzündzerlegersatz diesen gegenüber einem Satz mit durch­laufender Anzündseele weniger schlagempfindlich macht. Die ohnehin relativ geringe Gefahr einer Entzündung durch den Abschußschock wird dadurch noch weiter vermindert. Die kom­ binierte Anwendung eines Kunststoffmantels und von Anzünd­partikeln, welche in der Anzündzerlegerladung statistisch verteilt sind, stellt somit eine besonders bevorzugte Aus­führungsform der erfindungsgemäßen Anzündzerlegervorrichtung dar.

    [0019] Wie bereits erwähnt, kann die Anzündhilfe jedoch auch aus einer die Anzündzerlegerladung axial durchsetzenden Anzünd­seele bestehen, wie sie beispielsweise schon in der Anzünd­zerlegervorrichtung des in DE-B 35 15 166 beschriebenen Wurfkörpers vorgesehen ist.

    [0020] Die Menge der Anzündhilfe, bezogen auf die Gewichtsmenge der Anzündzerlegerladung, macht im allgemeinen 2 bis 7 Gewichts­prozent und vorzugsweise 3 bis 5 Gewichtsprozent aus.

    [0021] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbe­sondere darin, daß sich durch den auf der Aluminiumhülse vorhandenen dünnwandigen Kunststoffmantel die Festigkeit und Belastbarkeit der Aluminiumhülse der vorliegenden An­zündzerlegervorrichtung wohl dosiert erhöhen läßt, ohne daß es hierdurch zu einer wesentlichen Erhöhung der Verdämmung dieser Hülse mit der Folge einer unkontrollierten und zu heftigen Zerlegung der Hülse und somit des mit einer solchen Anzündzerlegervorrichtung versehenen Wurfkörpers kommt. Die im Prinzip zwar mögliche reine Erhöhung der Wanddicke der Aluminiumhülse würde daher nicht zum gewünschten Ziel füh­ren. Bei Belastung der Anzündzerlegervorrichtung und somit der Aluminiumhülse, beispielsweise durch Schlag oder Schock, bilden sich keine scharfen Falten oder Knicke in der Alumi­niumhülse, und Blindabschüsse haben daher auch nur runde und weich gezeichnete Verwerfungen daran gezeigt. Eventuelle Schadstellen an der Aluminiumhülse werden durch den Kunst­stoffmantel abgedeckt und unterstützt. Selbst bei einer Verletzung der Hülse würde keine Anzündzerlegerladung aus­rieseln. Die Gefahr einer Entzündung der Nutzlast durch die beim Abschuß auftretende Reibung an der Aluminiumhülse wird durch den Kunststoffmantel deutlich verringert. Außerdem bildet der Kunststoffmantel einen Korrosionsschutz gegenüber der Wirkmasse, was insbesondere bei chemisch aggressiven Wirkmassensätzen von Vorteil ist. Eine Korrosion der Alumi­niumhülse durch die Bestandteile des sie umgebenden Wirk­satzes ist somit weitgehend ausgeschlossen. Die sich durch den an der Aluminiumhülse vorhandenen dünnwandigen Kunst­stoffmantel ergebenden und oben erwähnten besonderen Vortei­le werden durch die erfindungsgemäße Anordnung statistisch verteilter Anzündpartikel in der Anzündzerlegerladung noch weiter gefördert, da gegenüber der ebenfalls möglichen An­ordnung einer die Anzündzerlegerladung axial durchsetzenden Zündseele als Anzündhilfe hierdurch die Schlagempfindlich­keit der Anzündzerlegerladung zusätzlich vermindert wird.

    [0022] Von der Erfindung kann im Prinzip bei allen Geschossen, Granaten, Patronen, Wurfkörpern und dergleichen Gebrauch gemacht werden, und die erfindungsgemäße Anzündzerlegervor­richtung kann daher beispielsweise auch lediglich auf einer Glühladung, einer Anzündladung oder einer Zerlegerladung be­ruhen, wobei als Geräte, in denen diese Anzündzerlegervor­richtung eingesetzt werden kann, beispielsweise 60 mm Mörse­granten, 81 mm Mörsegranten, 120 mm Mörserpatronen, 105 mm Geschosse, 155 mm Geschosse oder auch entsprechende Klein­geräte, wie Handflammpatronen und insbesondere Wurfkörper, in Frage kommen. Die Anwendung der erfindungsgemäßen Vor­richtung ergibt sich daher für den Fachmann von selbst.

    [0023] Zwei bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden im folgenden näher be­schrieben. Darin zeigen

    Figur 1 einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Anzündzerlegervorrichtung mit in der Anzündzer­legerladung statistisch verteilten Anzündpartikeln und

    Figur 2 einen teilweisen Längsschnitt durch eine erfindungs­gemäße Anzündzerlegervorrichtung (Figur 1) mit einer die Anzündzerlegerladung axial durchsetzenden An­zündseele.



    [0024] Im einzelnen zeigt Figur 1 eine Anzündzerlegervorrichtung 1 (für ein Geschoß) aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse 3, welche eine durch Fließpressen hergestellte Hülse mit einer Wandstärke von etwa 0,35 mm, einer Bodenstärke von etwa 1,5 mm, einem Außendurchmesser von etwa 12 mm und einer Länge von etwa 180 mm ist, und aus einem am Kopfende der Aluminiumhülse 3 angeordneten Flanschstück 7, das ebenfalls aus Aluminium besteht und das an seinem Halsstück eine Ring­nut 15 aufweist, über welche es durch eine Kröpfung mit der Aluminiumhülse 3 verbunden ist. Das Flanschstück 7 weist eine mit einem Gewinde versehene axiale Bohrung 17 auf, in welche ein nicht gezeigtes Zündverzögerungsstück einge­schraubt werden kann. Ein am Halsstück des Flanschstücks 7 vorhandenes Außengewinde 19 dient zur Fixierung im Bodenteil eines ebenfalls nicht dargestellten Geschosses.

    [0025] Die Aluminiumhülse 3 der Anzündzerlegervorrichtung 1 ist mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel 9 überzogen, der eine Wandstärke von etwa 0,35 mm aufweist und aus einem Schrumpf­schlauch mit einer inneren Klebstoffbeschichtung hergestellt ist. Der hierzu verwendete Schrumpfschlauch ist ein durch Extrusion hergestellter und durch Bestrahlung vernetzter und modifizierter Kunststoffschlauch auf Basis von Polyethylen, dessen Schrumpftemperatur bei etwa 125 °C beginnt und der eine Zugfestigkeit von minimal 1 000 N/cm² und eine Bruch­dehnung von minimal 250 % aufweist. Dieser Schrumpfschlauch ist in einem Temperaturbereich von -55 °C bis +115 °C ein­setzbar und schmilzt nicht. Er hat ein spezifisches Gewicht von maximal 1,25 und zeigt unter Einwirkung von Wärme (125 °C bis 200 °C) eine Radialschrumpfung von etwa 50 % und eine Längsschrumpfung von maximal 10 %. Schrumpfschläuche dieser Art sind beispielsweise von der Firma T & B, Thomas & Betts GmbH, D-6073 Egelsbach, unter den Typenbezeichnungen PLG (Shrink-Kon) erhältlich, wobei im vorliegenden Fall ein Schrumpfschlauch mit der Produkt-Nummer PLG 500-X-Y verwen­det worden ist.

    [0026] Das Innere der Aluminiumhülse 3 ist mit einer Anzündzerle­gerladung 5 gefüllt, bei der es sich um einen üblichen und relativ unempfindlichen Pulversatz auf Basis von Magnesium und Bariumnitrat in einem Mischungsverhältnis von 30 : 70 Gewichtsteilen handelt, welcher noch etwa 1 Gewichtsprozent Aluminiumoxid enthält. In dieser Anzündzerlegerladung 5 sind als Anzündhilfe in statistischer Verteilung Anzündpartikel 11 auf Basis von Nitrocellulosepulver angeordnet, welche aus einem geschnittenen Extrudat der Masse der Anzündhilfe be­stehen. Statt dessen können die Anzündpartikel 11 natürlich auch in jeder anderen geeigneten Weise hergestellt sein und beispielsweise auch ein mehr oder weniger grobkörniges Granulat darstellen. Die Anzündzerlegerladung 5 macht etwa 18 g aus, während die Menge der Anzündpartikel 11 etwa 0,6 g besträgt und somit etwa 3,3 Gewichtsprozent der Anzündzer­legerladung 5 ausmacht.

    [0027] Die Figur 2 zeigt eine Anzündzerlegervorrichtung 1 (für einen Wurfkörper), welche sich von der in Figur 1 darge­stellten Anzündzerlegervorrichtung lediglich dadurch unter­scheidet, daß hier an Stelle der Anzündpartikel 11 als Anzündhilfe eine die Anzündzerlegerladung 5 axial durch­setzende Anzündseele 13 wiederum auf Basis von Nitrocellu­losepulver vorhanden ist. Diese Anzündseele besteht aus einem Extrudat der Masse der Anzündhilfe, welches im Gegen­satz zu den Anzündpartikeln 11 bei Figur 1 somit nicht ge­schnitten ist. Statt dessen kann die Anzündseele 13 natür­lich auch in jeder anderen geeigneten Weise hergestellt sein.


    Ansprüche

    1. Anzündzerlegervorrichtung für Geschosse, Granaten, Patronen, Wurfkörper und dergleichen, bestehend aus einer dünnwandigen Aluminiumhülse, einer darin angeordneten Anzündzerlegerladung, gegebenenfalls einer in dieser Ladung angeordneten Anzündhilfe, und einem am Kopfende der Aluminiumhülse angeordneten und eine axiale Bohrung aufweisenden Flanschstück,
    dadurch gekennzeichnet, daß die Aluminiumhülse (3) mit einem dünnwandigen Kunststoffmantel (9) überzogen ist.
     
    2. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoffmantel (9) aus einem Schrumpfschlauch hergestellt ist.
     
    3. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoffmantel (9) aus einem Schrumpfschlauch mit einer inneren Klebstoffbe­schichtung hergestellt ist.
     
    4. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der verwendete Schrumpf­schlauch eine Schrumpftemperatur von 100 bis 200 °C, vorzugsweise 125 bis 175 °C, aufweist.
     
    5. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) aus einem thermoplastischen Kunststoff be­steht.
     
    6. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) aus einem Polyolefin oder einem Copolymeren hiervon besteht.
     
    7. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) aus einem Polyethylen, Polypropylen, Polyiso­butylen, Polybuten oder einem Copolymeren hiervon be­steht.
     
    8. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) aus einem Polyethylenterephthalat oder einem Polyvinylchlorid besteht.
     
    9. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) eine Zugfestigkeit von 700 bis 1 300 N/cm² und eine Bruchdehnung von 200 bis 400 % aufweist.
     
    10. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff­mantel (9) eine Wandstärke von 0,2 bis 1,5 mm, vorzugs­weise von 0,3 bis 0,8 mm, aufweist.
     
    11. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Aluminium­hülse (3) eine Wandstärke von 0,1 bis 1,5 mm, vorzugs­weise von 0,2 bis 0,8 mm, aufweist.
     
    12. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündzer­legerladung (5) auf einem Pulversatz auf Basis von Magnesium und Bariumnitrat beruht.
     
    13. Anzündzerlegervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündhilfe auf einem Satz auf Basis von Nitrocellulosepulver be­ruht.
     
    14. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündhilfe aus in der Anzünd­zerlegerladung (5) statistisch verteilten Anzündparti­keln (11) auf Basis von Nitrocellulosepulver besteht.
     
    15. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündhilfe aus einer die An­zündzerlegerladung (5) axial durchsetzenden Anzündseele (13) auf Basis von Nitrocellulosepulver besteht.
     
    16. Anzündzerlegervorrichtung nach Anspruch 13, 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge der Anzündhilfe 2 bis 7 Gewichtsprozent, bezogen auf die Gewichtsmenge der Anzündzerlegerladung (5), ausmacht.
     




    Zeichnung