[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Bohrwerkzeug in einer Ausbildung nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Bei einem bekannten Bohrwerkzeug dieser Art (DE-C-37 01 914), wie es zum Pilotkernen
Anwendung findet, ist der Tieflochmotor für den Antrieb des Kernrohrs der Kernbohreinheit
als Moineau-Motor ausgebildet und mitaufziehbarer Bestandteil der Kernbohreinheit.
Dabei ist der Stator des Tieflochmotors in Längsführungen des Außengehäuses unverdrehbar,
jedoch axial verschiebbar abgestützt, und das Kernrohr der Kernbohreinheit ist im
unteren Endbereich des Stators des Tieflochmotors drehbar gelagert und mit der Abtriebswelle
des Tieflochmotors verbunden. Ein ähnliches Bohrwerkzeug veranschaulicht die US-A-4
518 050, bei der als Tieflochmotor eine Bestandteil der aufziehbaren Kernbohreinheit
bildende Turbine vorgesehen ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bohrwerkzeug zu schaffen, dessen Pilotbohreinheit
mit besonders hoher Leistung antreibbar ist. Diese Aufgabe löst die Erfindung durch
ein Bohrwerkzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Hinsichtlich weiterer Ausgestaltungen
wird auf die Ansprüche 2 bis 5 verwiesen.
[0004] Die erfindungsgemäße Gestaltung des Bohrwerkzeugs schafft eine außenordentlich einfache
Pilotbohreinheit, die praktisch nur aus einem Rohrkörper mit direkt an dessen oberen
Ende angebrachter Fangvorrichtung und dem gegebenenfalls im unteren Teil des frei
drehbar gelagerten Innenrohrs besteht. Die dem Außengehäuse des Bohrwerkzeugs zugeordnete
Turbine kann infolge dieser Zuordnung mit wesentlich größerem Durchmesser ausgeführt
und für wesentlich höhere Leistungen und Drehzahlen ausgelegt werden, so daß das Pilotbohrwerkzeug
erfindungsgemäßer Ausbildung besonders für Kernbohrarbeiten in Hartgestein geeignet
ist.
[0005] Hinsichtlich weiterer Einzelheiten wird auf die nachfolgende Beschreibung und die
Zeichnung verwiesen, in der in einem abgebrochenen, schematischen Querschnitt ein
Ausführungsbeispiel des Gegenstands der Erfindung näher veranschaulicht ist.
[0006] Das dargestellte Bohrwerkzeug umfaßt im einzelnen ein rohrförmiges Außengehäuse
1, das über Anschlußmittel, insbesondere ein Schraubgewinde, an seinem oberen Ende
mit einem Bohrrohrstrang verbindbar ist, der in bekannter Weise mittels eines oberirdischen
Antriebs, z.B. des Drehtisches eines Bohrturms, antreibbar, statt dessen aber auch
stillsetz- und in einer vorbestimmten Ausrichtstellung gegen Umdrehungen feststellbar
ist.
[0007] An seinem unteren Ende kann das Außengehäuse 1 eine Bohrkrone 2 tragen, die jede
bekannte bzw. geeignete Ausbildung haben kann. Diese Bohrkrone 2 kann in besonderen
Fällen auch entfallen, nämlich dann, wenn - zum Nachbohren des Bohrlochs von dem Durchmesser
einer vorausgebohrten Pilotbohrung auf Hauptbohrungsdurchmesser - ein besonderes,
im Austausch zum Einsatz gelangendes Bohrwerkzeug, z.B. ein Vollbohrwerkzeug, ein
Vollbohrwerkzeug mit Vertikalbohrcharakteristik od.dgl., zum Einsatz gelangt, oder
Aufbohrarbeiten entfallen, wie dies z.B. bei Meeresbodenerkundungen der Fall sein
kann.
[0008] Das dargestellte Bohrwerkzeug umfaßt ferner als Pilotbohreinheit eine Kernbohreinheit
3, die Mittels einer an ihrem oberen Ende angeordneten Fangvorrichtung 4 aus dem Außengehäuse
1 aufziehbar und in dieses absetzbar sowie in diesem während des Kernbohrbetriebs
axial verschiebbar ist.
[0009] Die Kernbohreinheit 3 weist von der Bohrspülung während des Kernbohrbetriebs beaufschlagbare
Reaktionsflächen 5 zur Erzeugung einer auf die Kernbohreinheit in Sohlenrichtung
der Bohrung wirkenden axialen Vorschubkraft auf und umfaßt ein Kernrohr 6 sowie ein
in einer unteren Erweiterung des Kernrohrs 6 mittels einer Lagervorrichtung 8 um die
Längsmittelachse 9 des Bohrwerkzeugs frei drehbar gelagertes Innenrohr 7 für die Aufnahme
eines erbohrten Kerns. Das Kernrohr 6 weist an seinem unteren Ende eine eigene Bohrkrone
10 auf und hat einen axialen Strömungskanal 11, der oberhalb der Lagervorrichtung
8 in Verzweigungen 12 übergeht und in einen Strömungsspalt 13 zwischen dem Kernrohr
6 und dem Innenrohr 7 mündet. Am oberen Ende des Kernaufnahmeraums 14 im Innenrohr
7 ist dieses mit einem Rückschlagventil 15 versehen, das beim Einfahren der Kernbohreinheit
3 in ein Bohrloch öffnet und eine aufwärts gerichtete Durchströmung von im Bohrrohrstrang
und im Bohrwerkzeug enthaltener Bohrspülung erlaubt.
[0010] Stattdessen kann die Pilotbohreinheit 3 auch einen als Träger eines Volldrehbohrwerkzeugs
ausgebildeten, mit der Fangvorrichtung 4 versehenen Rohrkörper aufweisen, der wahlweise
zu einer Kernrohrausführung zum Einsatz kommen kann, z.B. zu abwechselnden Voll- und
Kernbohrarbeiten.
[0011] Das Bohrwerkzeug umfaßt ferner einen bohrspülungsbetriebenen Tieflochmotor, der als
bohrspülungsbetriebene Turbine 16 ausgebildet ist. Dabei bildet das Außengehäuse 1
den Stator und ein rohrförmiges Innengehäuse 17, das im Außengehäuse 1 drehbar gelagert
und dabei axial ortsfest abgestützt ist, den Rotor der Turbine 16. Das den Rotor der
Turbine 16 bildende Innengehäuse 17 ist an seiner Innenseite mit axial ausgerichteten
Längsführungen 18 versehen, durch die die Kernbohreinheit im Betrieb axial verschiebbar
abgestützt ist. Die Längsführungen 18, die vorzugsweise von einem Vielnutprofil gebildet
sind, stehen in Umfangsrichtung in Mitnahmeeingriff mit Keilbereichen 19 am oberen
Ende des Kernrohrs 6, so daß bei Betrieb der Turbine 16 diese unmittelbar das Kernrohr
6 antreibt.
[0012] Sowohl bei Ausbildung des Rohrkörpers als Kernrohr, als auch bei Ausbildung als Volldrehbohrmeißel-Träger
können in den Rohrkörper unterhalb dessen Eingriffsbereichs 19 mit dem Innengehäuse
17 Verlängerungsrohrkörper eingesetzt werden, um die Pilotbohrstrecke zu vergrößern.
[0013] Infolge der Zuordnung der Turbine 16 zum Außengehäuse 1 kann die Turbine 16 mit relativ
großem Durchmesser ausgeführt und dementsprechend für besonders hohe Leistungen und
Drehzahlen ausgelegt werden. Während des Betriebs der Turbine 16 für das Pilotbohren
mit Hilfe der sich dabei fortschreitend abwärts im Außengehäuse 1 verlagernden Pilotbohreinheit
3 kann das Außengehäuse 1 stillgesetzt werden oder gleichzeitig eine Eigenumdrehung
vermittels des oberirdischen Antriebs über den Bohrrohrstrang ausführen. Auf diese
Weise ist es in dafür geeigneten Formationen möglich, schon kurz nach Beginn eines
Pilotkernbohrens und vor dessen Abschluß bereits mit dem Aufbohren des Bohrlochs zu
beginnen.
[0014] Bei Pilotkernbohrungen wird nach Erbohren eines Kerns die Kernbohreinheit 3 samt
im Aufnahmeraum 14 des Innenrohrs 7 befindlichem Kern aufgezogen und nach oberirdischer
Entnahme des Kerns wieder eingefahren und in das den Innenrotor der Turbine 16 bildende
Innengehäuse 17 des Bohrwerkzeugs abgesetzt. Während des Aufzieh- und des Absetzvorganges
der Kernbohreinheit 3 kann das Aufbohren der Pilotkernbohrung bis hin zur Sohle der
Pilotkernbohrung vorgenommen werden.
[0015] Aber auch in Fällen, in denen ein Aufbohren von Pilotbohrungen nicht erforderlich
ist, z.B. bei Untersuchungen von Meeresböden, bei denen das Außengehäuse 1 ohne eigene
Bohrkrone Verwendung finden und mit seinem unteren Ende auf den Meeresboden aufgesetzt
werden kann, ist die Zuordnung der Turbine zum Außengehäuse 1 aus Leistungsgründen,
aber auch aus Gründen eines tiefgelegten Antriebs für die Pilotbohreinheit, gewissermaßen
im Sinne eines nahe an die Bohrsohle heranversetzten Drehtisches, von Bedeutung, insbesondere
bei größeren Wassertiefen und durch Verlängerungen gebildete Pilotbohrstränge von
erheblicher Länge.
1. Bohrwerkzeug, mit einem rohrförmigen Außengehäuse (1), das über Anschlußmittel
an seinem oberen Ende mit einem Bohrrohrstrang und an seinem unteren Ende mit einer
Bohrkrone (2) verbindbar ist, einer Pilotbohreinheit (3), die mittels einer Fangvorrichtung
(4) aus dem Außengehäuse (1) aufziehbar und in dieses absetzbar sowie in diesem während
des Bohrbetriebs axial verschiebbar ist, und einem bohrspülungsbetriebenen Tieflochmotor
(16), wobei die Pilotbohreinheit (3) in Längsführungen (18) relativ zu diesen unverdrehbar,
jedoch axial verschiebbar innerhalb des Außengehäuses (1) abgestützt ist, vom Druck
der Bohrspülung beaufschlagbare Reaktionsflächen (5) zur Erzeugung einer auf die Pilotbohreinheit
(3) in Sohlenrichtung wirkenden axialen Vorschubkraft aufweist und einen drehbar vom
Tieflochmotor (16) antreibbaren, seinerseits einen Drehbohrmeißel (10) tragenden
Drehkörper umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß das Außengehäuse (1) den Stator des als Turbine (16) ausgebildeten Tieflochmotors
und ein rohrförmiges, im Außengehäuse (1) drehbar abgestütztes Innengehäuse (17)
den Rotor der Turbine (16) bildet und im Innengehäuse (17) die die Pilotbohreinheit
im Betrieb abstützenden Längsführungen (18) vorgesehen sind.
2. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrkörper (6) eine über die Höhe der Pilotbohreinheit (3) durchgehende,
starre, am oberen Ende direkt mit der Fangvorrichtung (4) versehene Ausbildung aufweist.
3. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Pilotbohreinheit (3) als Kernbohreinheit ausgeführt ist, bei der der Rohrkörper
ein Kernrohr (6) bildet, in dem ein darin frei drehbar gelagertes Innenrohr (7) für
die Aufnahme eines erbohrten Kerns vorgesehen ist, und an seinem unteren Ende eine
Bohrkrone trägt.
4. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrkörper (6) an seinem unteren Ende einen Volldrehbohrmeißel trägt.
5. Bohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in den Rohrkörper (6) unterhalb dessen Eingriffsbereichs mit den Längsführungen
(18) im Innengehäuse (17) Verlängerungsrohrkörper einsetzbar sind.