[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Lagerung von aus keramischem
Material bestehenden Rollen in Rollenöfen zum Brennen von Brenngut gemäß Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Ein wesentliches Problem bei Rollenöfen der hier interessierenden Art, ist die Vergrößerung
seiner nutzbaren Breite, also der Besatzbreite für das zu brennende Keramikgut bei
gleichzeitiger Verringerung der Durchmesser der Keramikrollen des Rollenförderers
durch den Ofen hindurch. Da diese Problematik in sich wi-dersprüchlich ist, sind
nur Kompromißlösungen denkbar, für die die Beachtung einer Mehrzahl von Parametern
wesentlich ist. Hierzu gehören neben der Lieferlänge der Keramikrollen insbesondere
auch ihre freie, also verfügbare Länge, die durch den Abstand der Rollenauflagen außerhalb
und beidseitig des Rollenofens definiert ist, sowie die Temperaturlänge der Rollen,
die der lichten Ofenbreite entspricht und ihre Besatzbreite, die letztlich die Ofenkapazität
für das Brenngut bestimmt. Daneben sind von erheblicher Bedeutung der Elastizitätsmodul
der einzelnen Rollen, ihr Flächenmoment und das Biegemoment, die auf die Spannung
der Rollen und deren Grenzen unmittelbaren Einfluß haben.
[0003] Ein noch weiterer für die hier anzustellende Betrachtungsweise wichtiger Parameter
ist die Ofentemperatur.
[0004] Bei den bisher bekannten Rollenöfen werden die Rollen an einem Ende entlang einer
äußeren Ofenseite in Halterungen mit relativ großem freien Spiel aufgenommen. Die
Gesamtheit der Halterungen des Ofens, die je nach Ofenlänge viele hundert Rollen aufnehmen,
werden über einen Antrieb gemeinsam mit gleicher Winkelgeschwindigkeit gedreht. Da
die Rollen untereinander gleiche Außendurchmesser aufweisen, ergibt sich durch den
Ofen hindurch ein Rollenförderer mit gleicher Geschwindigkeit an der Oberfläche der
Rollen.
[0005] Die Rollenenden sind frei geführt in dem Sinne, daß sie in ihren Lagern dem Neigungswinkel
entsprechend der Rollenbelastung bzw. Durchbiegung, der bei maximal einigen Grad liegen
kann, folgen können. Das gilt für das der Antriebsseite gegenüberliegende Rollenende
ohnehin, da die Rollen dort nur lose auf den Lagern aufliegen.
[0006] Innerhalb des Rollenofens ist seine maximale Temperaturbelastbarkeit begrenzt durch
die Temperaturstabilität des verwendeten Rollenmaterials. Bei niedrigen Temperaturen
werden aus Kostengründen Stahlrollen verwendet, beim Sinterbrand von Keramikgut müssen
die Rollen aus keramischem Material bestehen. Das keramische Material der Rollen
muß deutlich temperaturstabiler sein als dasjenige der zu sinternden, die Rolle zusätzlich
belastenden Keramik. Mit steigender Temperaturbelastbarkeit steigen die Herstellkosten
der keramischen Rollen stark an.
[0007] In der Praxis haben sich bisher zwei Materialgruppen durchgesetzt. Eine Materialgruppe
baut sich auf der Basis eines Gemisches von Al₂O₃ und SiO₂ auf und ist für nicht so
hohe Temperatur-Anforderungen geeignet. Bei der anderen, auf der Basis von SiC sind
die Herstellkosten sehr viel höher. Aber auch innerhalb der Gruppe der preiswerteren
Rollen gibt es erhebliche Unterschiede in der Material-Zusammensetzung und dem Herstellungsaufwand
mit der Folge erheblicher Unterschiede bezüglich Belastbarkeit und Preis.
[0008] Rollenöfen werden insbesondere für den Brand von Fliesen, Geschirr und von Sanitär-Porzellan
eingesetzt, wobei die Belastung der Rollen sehr unterschiedlich sein kann. Die Last
pro Rolle kann bei Sanitär-Öfen größenordnungsmäßig das zwanzigfache eines Fliesen-Ofens
ausmachen, weswegen - gleiche Dimensionen bei Länge sowie Außen- und Innendurch
messer vorausgesetzt - eine Keramik für einen Sanitär-Ofen viel eher an die Grenzen
ihrer Belastbarkeit stößt als für einen Fliesen-Ofen.
[0009] Auch ist es Bestreben der Ofen-Betriebe, den Außendurchmesser der eingesetzten Rollen
möglichst klein und damit die Förderoberfläche möglichst homogen zu halten. Dadurch
erhält der Rollenförderer zugleich in stärkerem Maße den Charakter eines quasi kontinuierlichen
Bandes, so daß ein gleichmäßig abgestützter Durchlauf des Brennguts durch den Ofen
möglich wird. Der geringere Durchmesser der Rollen wirkt sich jedoch wiederum ungünstig
auf die Belastbarkeit der Rolle aus und begrenzt ihre Einsetzbarkeit erheblich.
[0010] Für den Ofenbetreiber gibt es den oben genannten weiteren sehr wichtigen Parameter
für die Auswahl eines bestimmten Ofens, nämlich dessen nutzbare lichte Innenbreite.
Deren Vergrößerung erhöht bei gleichen Betriebsbedingungen den Energiebedarf des Ofens
keineswegs proportional, sondern bleibt deutlich darunter. Für das Investitionsvolumen
gilt entsprechendes.
[0011] Aus Wirtschaftlichkeitsgründen sind daher die Ofenbetreiber daran interessiert, möglichst
breite Öfen einzusetzen, wozu möglichst lange Rollen benötigt werden. Waren etwa vor
10 Jahren Rollenlängen von 2.000 mm noch die Ausnahme, so hat sich diese Grenze inzwischen
auf etwa 3.000 mm erhöht und noch breitere Öfen werden gefordert. Auch hier läuft
eine sehr wesentliche Forderung der Ofenbetreiber nach Erhöhung der Wirtschaftlichtkeit
den Möglichkeiten, die durch die Keramik-Rollen und deren Einbau in die bekannten
Rollenöfen gegeben sind, entgegen.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, für aus keramischem Material bestehende
Rollen von Rollenöfen der gattungsgemäßen Art eine Anordnung und Ausgestaltung der
Rollenlagerung zu finden, bei der eine universelle Anwendungsmöglichkeit durch Erhöhung
sowohl der Temperatur als auch der statischen Belastbarkeit und der kapazitiven Länge
bei möglichst gleichzeitiger Durchmesserreduzierung unter Einsatz von nicht zu teueren
Keramik-Endmaterialien möglich ist.
[0013] Die Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs
1 angegebenen Merkmale erreicht.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen dieser Aufgabenlösung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0015] Bei einem vorgegebenen keramischen Material lassen sich die Einsatzgrenzen so gegenüber
dem bekannten Stand der Technik erheblich herausschieben, was sowohl für die Anwendung
bei
- höheren Temperaturen im Ofeninneren, als auch für
- kleinere Rollendurchmesser,
- größere Ofenbreiten und damit geringere Betriebskosten gilt.
[0016] Erfindungsgemäß werden vorteilhafte Maßnahmen aufgezeigt, die in jedem einzelnen
Anwendungsfall die Spannungen im Inneren der Rollen weitestmöglich reduzieren. Die
Rollen werden an ihren Enden fest eingespannt und erhalten wahlweise bestimmte Winkelstellungen,
wie auch einen Höhenversatz zueinander.
[0017] Diese Maßnahmen können abhängig oder unabhängig voneinander abgestimmt werden. Diese
Abstimmung muß unter Berücksichtigung bestimmter Beziehungen zwischen den einzelnen
Parametern erfolgen, wenn ein Optimum an Verbesserung erzielt werden soll. Diese Beziehungen
können durch mathematische Gleichungen angegeben werden.
[0018] Jedes Material, das für Rollen Verwendung finden soll, findet seine Einsatzgrenze
in erster Linie dadurch, daß die Belastungen, denen die Rollen ausgesetzt werden,
zu inneren Spannungen σ führen, die einen materialtypischen kritischen Wert σ
krit nicht überschreiten dürfen. Gemäß der erfindungsgemäßen Lehre zum technischen Handeln
gelingt es in besonders vorteilhafter Weise, durch definierte Maßnahmen die im Ofen
resultierenden Spannungen im Inneren der Rolle zu reduzieren und damit die Einsetzbarkeit
eines vorgegebenen Rollenmaterials zu verbessern. Da weiterhin der kritische Wert
für die innere Spannung der Rollen für jedes keramische Material mit steigender Temperatur
absinkt, ergibt sich hieraus, daß die erhöhte Einsetzbarkeit auch höhere Einsatztemperaturen
ermöglicht. Bei Rollen aus einem Sintergemisch auf der Basis von Al₂O₃-SiO₂ können
je nach den spezifischen Gegebenheiten des einzelnen Anwendungsfalles Temperaturerhöhungen
von 200° C und mehr erzielt werden.
[0019] Sowohl das Eigengewicht der Rolle als auch die durch das Brenngut aufgelegte äußere
Last führen dazu, daß sich die einzelne Rolle zwangsläufig durchbiegt, also Krümmungen
erfährt. Die auftretenden inneren Spannungen sind ein direktes Maß für diese Krümmungen.
Die Lösung der gestellten Aufgabe nach der vorliegenden Erfindung liegt in der überraschenden
Erkenntnis, die Durchbiegung der Rolle und damit die in den Rollen im Ofen auftretenden
Spannungen durch Veränderung der an den Rollenenden bzw. den Rollen lagern auftretenden
Randwinkel und/oder der Lagerkoordinaten zu reduzieren.
[0020] Hierfür werden die bisherigen freien Rollenlager in bestimmter Weise verändert. Die
Rollenenden sind beim Stand der Technik frei geführt, in dem Sinne, daß sie in ihren
Lagern dem Neigungswinkel entsprechend der Rollenbelastung bzw. Durchbiegung, der
bei maximal 2° liegen kann, folgen können. Das gilt für das der Antriebsseite gegenüberliegende
Rollenende ohnehin, da die Rollen dort nur lose auf den Lagern aufliegen.
[0021] Um die sich aus den Durchbiegungen der Rollen, soweit sie unkritisch belastbar sind,
ergebenden kleinen Randwinkel wirkungsvoll und definiert zu ändern, bedarf es der
erfindungsgemäßen Einspannung in der Halterung, die größenordnungsmäßig nur einen
Bruchteil dieser Werte zulassen, also in der Größenordnung von 0,005 Grad. Hierfür
ist es wesentlich, die üblichen Halterungen, in die die Rollen etwa 30 mm bis 40 mm
tief eingesetzt sind, zu verlängern, um ein- oder beidseitig noch ohne erheblichen
technischen Mehraufwand realisierbare Toleranzen vorgeben zu können.
[0022] Ein erheblicher Anteil der heute vermarkteten Keramik-Rollen bleibt an den Rollenenden
ungeschliffen, so daß mit Toleranzen von größenordnungsmäßig ± 0,3 mm - total also
600 µm - und mehr gerechnet werden muß. Aber auch die Toleranzen von geschliffenen
Rollen liegen beim heutigen Stand der Technik noch bei ± 0,1 mm - total also 200 µm
- oder mehr.
[0023] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabenlösung umfaßt zwei Möglichkeiten, nämlich
einseitig und beidseitig eingespannte Rollen. Es werden entweder einseitige oder
beidseitige Rollenlager für die Rollenenden vorgesehen, die diese auf möglichst kleine
Winkeltoleranzen fest einspannen, bevorzugt mit einer Genauigkeit von etwa 0,055°,
oder es werden Rollenlager vorgesehen, die die zusätzliche Möglichkeit haben, die
Rolle unter einem bestimmten, wohl definierten Winkel α
v austreten zu lassen. Dabei können bei beidseitiger Einspannung die Winkel links und
rechts durchaus unterschiedlich sein.
[0024] Neben diesen wahlweisen oder aber auch kombinierten Möglichkeiten ist zueinander
noch ein Höhenversatz Δ H zwischen den Rollenlagern zu beiden Seiten des Rollenofens
möglich.
[0025] Es können dann exakte Verfahren und Abhängigkeiten ermittelt werden, welche Winkel
und/oder welcher Höhenversatz in jedem Anwendungsfall die vorteilhafteste Lösung
bringt.
[0026] Der Aufwand, einen möglichst genauen Schliff an einem Rollenende anzubringen, steigt
mit zunehmender Anforderung an die Toleranz. Daher wird bevorzugt vorgeschlagen,
die Länge der Einspannung des Rollenendes in der Halterung bzw. dem Rollenlager auf
etwa 200 bis 250 mm auszudehnen. Die benötigte Genauigkeit im Winkel wird dann bei
einer Schliffgenauigkeit von etwa ± 5 µ, total also 0,01 mm Schlupf erreicht. Der
technische Mehraufwand für eine solche Genauigkeit ist vergleichsweise gering, eine
Massenfertigung ist durchaus realisierbar, die Mehrkosten pro Schliff liegen in der
Größenordnung von einem Prozent der gesamten Rollenkosten und sind daher von untergeordneter
Bedeutung.
[0027] Für die Vorgabe der Toleranzgrenzen ist des weiteren sowohl der keramische Ausdehnungskoeffizient
des Rollenlagers wie auch der Keramikrollen bedeutend.
[0028] Obwohl die Rollenlager außerhalb der Öfen liegen, nehmen sie doch nicht die Raumtemperatur
an, sondern eine oberhalb liegende Temperatur von teilweise bis zu 70° C.
[0029] Deshalb wird für die Halterung ein Material gewählt, dessen thermischer Ausdehnungskoeffizient
möglichst nahe bei demjenigen der Rolle liegt, (Δα≃0). Da bei kann auch daran gedacht
werden, die Halterung selbst aus Keramik herzustellen.
[0030] Auch kann der äußere Durchmesser D des Rollenschliffs bei der Herstellung bereits
um die bei höherer Temperatur vergrößerte Spaltverbreiterung größer ausgelegt werden.
[0031] Die Rollenhalterung selbst wird so ausgeführt, daß sie wärmebedingte Spaltverbreiterungen
sowie eventuell auch weitere nachträgliche Materialtoleranzen ausgleichen kann (siehe
Fig. 1).
[0032] Bei einer Rollenlänge von größenordnungsmäßig 3500 mm ergibt sich bei einer Betriebstemperatur
von ca. 1200° C eine Längenausdehnung ΔL der Rolle von ca. 15 mm bis 20 mm gegenüber
der Länge bei Zimmertemperatur. Das ist für den Fall der einseitig eingespannten Rolle
bedeutungslos, bei der beidseitigen Einspannung dagegen muß, vorzugsweise auf der
dem Antrieb gegenüberliegenden Seite, diese thermische Expansion ΔL von einer der
beiden Rollenlager aufgefangen werden.
[0033] Grundlage für die nachfolgenden Betrachtungen soll sein, daß eine Winkelvorgabe α
v und ein Höhenversatz der Rollenlager möglich ist. Die Vorgaben für Winkel α
v und Höhenversatz ΔH an den Rollenenden für die Rollenlager sind dabei so zu gestalten,
daß der Verlauf des Biegemomentes M(x) innerhalb des temperaturkritischen Bereichs
der Länge 1
T, d.h. letztlich der lichten Breite des Rollenofens möglichst geringe Absolutwerte
annimmt. Außerhalb der Temperaturlänge 1
T dürfen die Biegemomente durchaus stärker zunehmen, da mit sinkender Temperatur die
für das Rollenmaterial zulässigen Biegemomente bzw. Spannungen rasch ansteigen. Außerhalb
des Ofens - also insbesondere an den Einspannstellen, die hier mit A (bei X = 0)
und mit B (bei X = 1) bezeichnet werden sollen, dürfen sogar vergleichsweise sehr
hohe Werte in Kauf genommen werden, da die zulässigen Spannungen bei Raumtemperatur
um ein Vielfaches höher liegen als im Innenbereich des Ofens.
[0034] Da das Biegemoment vom Maximum in etwa der Rollenmitte nach außen hin abnimmt, (mit
einem positiven Maximum in der Nähe der Ofenmitte und nach Durchlaufen des Wertes
Null im Wendepunkt der neutralen Faser, mit zunehmend negativen Werten, die an den
Einspannpunkten schließlich ihr negatives Maximum erreichen) wird deutlich, daß die
Möglichkeit zur Optimierung darin besteht, den Verlauf des Biegemomentes im Ofen
so zu steuern, daß an den Grenzen des heißen Ofeninneren (von 1
T) das Biegemoment gerade entgegengesetzt gleich groß ist dem Maximalwert in der Nähe
der oder unmittelbar in der Rollenmitte.
[0035] Für einseitig bzw. beidseitig eingespannte Rollen ist der Verlauf aller relevanten
Größen unterschiedlich, weshalb beide Fälle unterschiedlich behandelt werden müssen.
[0036] Berechnung einer einseitig eingespannten Rolle:
Es sei die Seite B bei x = 1 die eingespannte Seite und die Seite A bei x = 0 die
freie Seite
[0037] Es werden definiert:
1) Zur Berücksichtigung des Einflusses des Eigengewichts q1 mit q als Längenlast,
d.h. Gewicht pro Länge und 1 al s die freie verfügbare Länge
Vorgabewinkel bei B:

αv,q bzw. χα sind positiv, wenn der Winkel bei B nach oben, also in negative y-Richtung zeigt.
Höhenversatz

ΔH und damit χH ist demnach positiv, wenn A niedriger liegt als B (also in Richtung positiver y-Werte),
und negativ, wenn A höher liegt als B.
2) Zur Berücksichtigung des Einflusses der äußeren Last F, Gewichtes des Brenngutes,
auf die Rolle:
Vorgabewinkel bei

Höhenversatz

Die Vorzeichen von αv,F und ΔHF bzw. die von φα bzw. φH sind analog denjenigen unter Ziff. 1).
[0038] Weiterhin werden eingeführt:
λ
α = χ
α +

V·φ
α λ
H = χ
H +

·φ
H
χ = χ
α + χ
H; φ = 3φ
α + φ
H; λ = χ +

·φ
[0039] Dann bestehen in jedem Anwendungsfall bzgl. der Reduzierung der inneren Spannungen
genau dann optimale Voraussetzungen, wenn der Wert von λ (genannt λ
opt) folgender Beziehung genügt:
λ
opt = U - √U² + Z mit
U = 5(1+V) + W(9 + 8T) und
Z = -25(1+V)² + W(1+V) · {- 90+176 T}
+ 16 W²·{

- 9T +4T²}
[0040] Da sich λ
opt = (χ +

·φ)
opt aus den beiden Größen χ und φ zusammensetzt, wird deutlich, daß es eine ganze Schar
"optimaler" Lösungen gibt, daß also eine Winkelvorgabe α
v bei B jeweils mit einem Höhenversatz ΔH der beiden Rolleneinspannungen geeignet
kombiniert werden kann, so daß eine aus der Schar der optimalen Lösungen entsteht.
Die Umsetzung des Erfindungsgedankens besteht also darin, den Ofen für die Produktion
so einzustellen, daß die oben genannte Bedingung für λ erfüllt ist oder wenigstens
so weit wie für den technischen Einzelfall wünschenswert.
[0041] Innerhalb der Schar optimaler Lösungen gibt es nun einzelne, deren Wahl in der Praxis
ganz besonders vorteilhaft sein können, darunter etwa
(1) λH = λopt⇒ λα = 0, bei der also die Optimierung der Einspannung vollständig durch einen Höhenversatz
von Seite A gegenüber Seite B realisiert wird, die Rolle bei B aber genau horizontal
eingespannt wird. In der Praxis wird es vorkommen, daß in einem Ofen das Brenngut
und damit auch das Gewicht pro Rolle geändert wird. Je nach dem wie groß dieser Gewichtsunterschied
ausfällt, wird es sinnvoll sein, dem dadurch veränderten Wert von λopt dadurch gerecht zu werden, daß die Einspannbedingungen entsprechend modifiziert
werden, um den neuen Wert von λopt zu erfüllen. Dabei kann es einfacher sein, nur eine von zwei auf einander abzustimmenden
Größen nachstellen zu müssen, hier also den Höhenunterschied ΔH, und den Vorgabewinkel
αv bei null zu belassen. Überdies kann eine Höhenverstellung u.U. besonders einfach
dadurch durchgeführt werden, daß Rollen bei B zu einer Mehrzahl oder sogar zu einer
Vielzahl in Gruppen oder Modulen zusammengefaßt eingebaut werden. Es kann dann genügen,
die neue optimale Einstellung für 30 oder sogar 50 Rollen eines Moduls simultan dadurch
vorzunehmen, daß lediglich zwei Stellschrauben für die Höhenregulierung nachgestellt
werden (siehe Fig. 2).
(2) λα = λopt ⇒ λH = 0
Der Vorteil bei dieser Lösung besteht darin, daß die Möglichkeit einer Höhenverstellbarkeit
von A gegenüber B bei der Ofen-Konstruktion nicht einmal vorgesehen werden müßte,
sondern lediglich eine Winkelverstellbarkeit. Also braucht bei Änderung des Besatzes
auch nur ein Parameter (hier der Vorgabewinkel αv) nachgestellt zu werden. Diese Lösung hat gegenüber (1) den Vorteil höherer Symmetrie
zwischen linker und rechter Seite, die maximale Durchbiegung der Rolle etwa liegt
der Rollenmitte näher.
(3) Die symmetrische Lösung, für die

und
λα = λopt - λH ist.
[0042] Diese Lösung zeichnet sich dadurch aus, daß z.B. bei einem Fliesen-Ofen der Fliesenteppich
beim Verlassen des Ofens am wenigsten verschoben wäre.
[0043] Zur Illustration der Vorteile des Einspannens mit simultanem Höhenversatz zwischen
links und rechts werden nachfolgend zwei Beispiele angeführt.
[0044] Die Lieferlänge bzw. Einbaulänge L der Rolle sei L = 3.500 mm, die Einspannlänge
rechts (bei B) soll 190 mm und die Auflagelänge links (bei A) soll 25 mm bei Raumtemperatur
betragen. Daher beträgt die freie Rollenlänge 1 = L - (190 + 25 mm) = 3.285 mm.
[0045] Die sogenannte Temperaturlänge 1
T (=Breite der Maximaltemperatur im Ofen) sei 2.300 mm = 0,7 1.
[0046] Die Besatzbreite 1 soll ebenfalls 2.300 mm = 0,7 · 1 sein.
[0047] Für T, d.h. das Verhältnis von Temperaturlänge 1
T zur freien Rollenlänge 1, ergibt sich T = 0,7, ebenfalls ist Q = 0,7, wobei Q = 1
b/1 das Verhältnis von Besatzbreite zur freien Rollenlänge ist.
Beispiel 1:
[0048] Fliesenofen mit dem Rollenaußendurchmesser D
a und dem Innendurchmesser D
i (für die üblichen keramischen Hohlrollen)
D
a/D
i = 27 mm/17 mm, so daß
q · 1 = 2,611 kp
Die Fliesenlast pro Rolle sei 1,5 kp = F = 0,5745 · q1, also V = 0,5745.
[0049] Die Berechnung ergibt: λ
opt = 0,5846
[0050] Würde die Rollenlagerung wie bisher vorgnommen, so würde ein keramisches Material
auf der Basis Al₂O₃-SiO₂ von der kostengünstigsten Materialgruppe nur bis etwa 900°
C einsetzbar sein, was für einen Fliesenbrand eine deutlich zu niedrige Temperatur
bedeutet, d.h. diese kostengünstigste Materialgruppe wäre nicht verwendbar, es müßte
eine deutlich teurere Materialgruppe gewählt werden.
[0051] Wird dagegen gemäß der vorliegenden Erfindung vorgegangen, also z.B. auf Seite B
definiert eingespannt und gemäß λ
opt optimiert, so ist dasselbe Material der kostengünstigsten Materialgruppe auf Al₂O₃-SiO₂-Basis
noch einsetzbar bis 1.135° C.
[0052] Diese oder etwa niedrigere Temperaturen werden beim Brand von Fliesen häufig angewendet.
[0053] Wie erläutert, kann λ
opt in vielfacher Form in der Praxis umgesetzt werden, z.B.
(i) auschließlich durch Höhenversatz ΔH, also αv = 0
wodurch sich fürΔH ergibt:

(ii) bei einer ausschließlichen Winkelvorgabe αv ⇒ ΔH = 0 ergibt sich hingegen:

Bei B muß also ein Vorgabewinkel αv von 0,128 Grad gegen die Horizontale nach oben eingestellt werden.
(iii) die bestmöglich symmetrische Lösung liegt vor bei
λH = 0,2490 ⇒ ΔH = 3,1197 mm und
λα = λopt - λH = 0,8336, womit sich ergibt:
αv = 0,1822 Grad.
[0054] Die Auflageseite A muß also um ca. 3.12 mm höher liegen als die Einspannseite B,
außerdem muß bei B ein Vorgabewinkel α
v von 0,182 Grad gegen die Horizontale nach oben eingestellt werden.
Beispiel 2:
[0055] Ofen für Sanitärporzellan mit D
α/D
i = 40 mm/30 mm daraus ergibt sich q·1 = 4,154 kp
[0056] Die Last des Brenngutes sei F = 24,924 kp ≈25 kp. Daraus folgt für das Verhältnis
der äußeren Last (d.h. des Brenngutes) zu dem Produkt aus Längenlast und freier Rollenlänge
V = 6 und W = 1 + V· Q = 5,2
[0057] Die Berechnung ergibt: λ
opt = 2,846
[0058] Die sich damit ergebenden Werte für die Spannungen in der Rolle führen zu dem Ergebnis,
daß die kostengünstigste Materialgruppe auf der Basis Al₂O₃-SiO₂ überhaupt keinerlei
Anwendungschance hat. Es gibt allerdings andere Materialien auf der Basis Al₂O₃-SiO₂,
die deutlich höhere Festigkeitswerte aufweisen, allerdings deutlich höhere Kosten
bei der Herstellung verursachen, jedoch wesentlich niedriger im Preis liegen als
Rollen auf Basis SiC, die ihrerseits deutlich höhere Festigkeitswerte aufweisen.
[0059] Aber auch die teuersten Werkstoffe auf der Basis von Al₂O₃-SiO₂ würden nach dem heutigen
Stand der Technik nur bis ca. 1.020°C einsetzbar sein.
[0060] Das reicht für eine Anwendung in aller Regel nicht aus. Bei Rollenlagern ohne definierte
Höhen- und/oder Winkelverstellbarkeit müßten also die erheblich teureren Rollen
auf der Basis SiC eingesetzt werden.
[0061] Dagegen können bei Anwendung der erfindungsgemäßen höhen- und/oder winkelverstellbaren
einseitig eingespannten Rollenlagerung die Spannungen soweit herabgedrückt werden,
daß Materialien aus der teureren Gruppe auf der Basis Al₂O₃/SiO₂ bis 1.140°C einsetzbar
bleiben, was für viele Anwendungen bereits ausreicht, so daß der Einsatz des nochmals
wesentlich teureren SiC vermieden werden kann.
[0062] Die Umsetzung in der Praxis kann neben vielfachen anderen Möglichkeiten etwa folgendermaßen
erfolgen:
(i) nur Höhenversatz ΔH, also αv = 0 daraus folgt:

A muß dann also um 14,52 mm niedriger liegen als B.
(ii) nur Winkelvorgabe αv, also ΔH = 0 daraus folgt:

Bei B muß also ein Vorgabewinkel αv von 0,25 Grad gegen die Horizontale nach oben eingestellt werden.
(iii) bestmöglich symmetrische Lösung
es ergibt sich für λH = 1,188 und für ΔH =-6,06 mm
sowie
λα= λopt - λH = 4,035 und
αv =0,359 Grad.
[0063] Die Auflageseite A muß also um ca. 6,06 mm höher liegen als die Einspannseite B,
außerdem muß bei B ein Vorgabewinkel α
v von ca. 0,359 Grad gegen die Horizontale nach oben eingestellt werden.
[0064] Wie die Beispiele im Fall der einseitig eingespannten Rolle gezeigt haben, kann unter
Umständen durch das definierte einseitige Einspannen der Rolle ein sehr deutlicher
Anwendungs- bzw. Kostenvorteil erzielt werden. Es ist daher ohne weiteres plausibel,
daß sich durch beidseitiges Einspannen der Rolle noch größere Kostenvorteile erzielen
lassen.
[0065] Bei der einseitigen Einspannung gibt es zwei Parameter, die unabhängig voneinander
verstellt werden können, nämlich den Verstellwinkel α
v und die Verstellhöhe ΔH, bei der beidseitig eingespannten Rolle sind es sogar drei.
Neben dem Höhenunterschied ΔH zwischen linker und rechter Einspannstelle können nämlich
getrennte Vorgabewinkel rechts und links α
v,li bzw. α
v,re für die linke und rechte Einspannseite vorgesehen werden. Für die quantitative Behandlung
erweist sich die Einführung zweier anderer Winkel als vorteilhafter, nämlich des
symmetrischen Vorgabewinkels α

der am linken und rechten Rollenende gleichermaßen angelegt werden soll und in Analogie
zur einseitigen Einspannung auf der Seite B (d.h. bei x = 1) dann positiv sein soll,
wenn er gegen die Horizontale nach oben geneigt ist, was bei A entsprechend umgekehrt
ist, sowie des asymmetrischen Vorgabewinkel Δα
v, der hier nur bei B angewendet werden soll, so daß
α
v,li = α

und α
v,re = α

+ Δα
v ist.
[0066] Zusätzlich zu den schon bei der einseitig eingespannten Rolle verwendeten Größen
werden hier somit eingeführt:

Δα
v = Δα
v,q + Δα
v,F
Dann besteht die Optimierung der Einspannung darin, die ingesamt 6 Parameter χ
α,Δχ
α, χ
H, φ
α, Δφ
α und φ
H unter den folgenden Bedingungen auszuwählen:

Δχ
α Daraus bildet man

und stellt die Vorgaben an den Rollenenden folgendermaßen ein:
auf Seite A, also links [bei x = 0]: Vorgabewinkel α
v,links = α

Höhenunterschied zu B: ΔH
links = ΔH
auf Seite B, also rechts [bei x = 1]:
Vorgabewinkel α
v,rechts = α

+ Δα
v sowie ΔH
rechts = 0.
[0067] Für die beiden Parametersätze χ
α;Δχ
α, χ
H bzw. φ
α; Δφ
α; φ
H, die jeweils aus drei Parametern bestehen, gibt es also jeweils zwei Bedingungsgleichungen,
die für eine Optimierung zu erfüllen sind. Dies zeigt, daß es auch hier wieder, wie
schon bei der einseitigen Einspannung,eine eindimensionale Schar von Lösungen gibt.
Diese unterscheiden sich nicht bezüglich der Belastbarkeit im Ofen, sondern lediglich
bezüglich des Gesamtverlaufs innerhalb und außerhalb des Ofens.
[0068] Innerhalb der möglichen Lösungsschar haben die folgenden Lösungen spezielle Bedeutung
(i) α

= 0
Auf Seite A wird die Rolle horizontal eingespannt und die Höhenverstellung vorgenommen,
bei B der Winkel αv,rechts =Δαv eingestellt. Bei Änderung des Besatzes kann die horizontale Einspannung bei A beibehalten
werden, lediglich der Einspannwinkel αv,rechts sowie die Höhendifferenz ΔH werden nachgestellt. Bei der Auslegung des Ofens braucht
daher bei A eine Winkelverstellbarkeit der Rollenenden überhaupt nicht vorgesehen
zu werden.
(ii) Δαv = 0 (symmetrische Lösung) d.h. ΔH = 0
[0069] Hier braucht also keine Höhenverstellbarkeit bei der Auslegung der Rollenhalterungen
vorgesehen zu werden, sondern lediglich Winkeleinstellbarkeit an den beiden Rollenenden.
[0070] Zur Verdeutlichung der Vorteile des beidseitigen Einspannens werden die analogen
Beispiele wie beim einseitigen Einspannen behandelt, d.h. zwei Beispiele mit:
L= 3.665 mm, der Einspannlänge links und rechts mit je 190 mm, also einer freien Rollenlänge
von 1 = L - 380 mm = 3.285 mm, einer Temperaturlänge von:
2.300 mm (T = 0,7) und mit einer Besatzbreite von 1
b = 2.300 mm (Q = 0,7).
Beispiel 3:
[0071] Fliesenofen mit D
a/D
i/F = 27 mm/17 mm/1,5 kp (analog zu Beispiel 1)
[0072] Die Berechnung ergibt:
2χ
α + Δχ
α = 0,53
2φ
α + Δφ
α = 0,607
[0073] Das maximale in der Temperaturzone 1
T des Ofens auftretende Biegemoment M
max
[0074] Diese Belastung verträgt bei den gewählten Abmessungen dasselbe Material aus der
kostengünstigsten Gruppe auf Al₂O₃-SiO₂-Basis, das bereits in Beispiel 1 betrachtet
wurde, bis 1235°C, also genau 100°C mehr als im Fall der einseitigen Einspannung.
Damit sind auch die höchsten Brandbebingungen, die für Fliesen bekannt sind, abgedeckt.
[0075] Was die Details der Einspannung betrifft, würden sich ergeben bei:
(i) α

= 0

Aus der linken Seite bei A muß also horizontal eingespannt werden, wobei A um 6,6
mm höher liegen muß als B. Bei B muß der Winkel αv,rechts =Δαv = 0,23 Grad eingestellt werden.
(ii) Δαv = 0 ⇒ α

= 0,115 Grad
ΔH = 0
Hier muß der Höhenversatz zwischen beiden Einspannseiten null sein, beide Enden werden
unter einem Winkel von 0,115 Grad gegen die Horizontal nach oben eingespannt.
Beispiel 4:
[0076] Ofen für Sanitärware mit D
a/D
i/F = 40 mm/30 mm/24,924 kp (analog zu Beispiel 2)
[0077] Die Berechnung ergibt wieder
2χ
α + Δχ
α = 0,53
2φ
α + Δφ
α = 0,6073

es ergibt sich:
M
max = 432,23 kp cm
[0078] Diese Belastung vertragen Materialien auf Basis Al₂O₃-SiO₂ bei kostengünstiger Ausführung
bis 1.000°C teurer Ausführung bis 1.240°C
[0079] Zwar werden die 1.000°C beim kostengünstigsten Material in aller Regel für einen
Brand nicht ausreichen, aber bei der teureren Ausführung auf der Basis von Al₂O₃-SiO₂
kann durch das beidseitige Einspannen die Anwendungstemperatur bis auf 1.240°C ausgedehnt
werden, also noch genau 100°C höher als bei einseitiger Einspannung. Dies reicht
für alle in der Praxis auftretenden Anwendungsfälle, so daß die wesentlich teureren
Keramiken auf der Basis von SiC generell vermieden werden können.
[0080] Die Kostenersparnis ist daher erheblich.
[0081] Was die Details der Einspannung angeht, gibt es eine ganze Schar von Möglichkeiten,
bevorzugt sind:
(i) α

= 0

Auf der linken Seite bei A muß also horizontal eingespannt werden, wobei A um ca.
15,30 mm höher liegen muß als B. Bei B muß der Winkel αv,rechts = Δαv ≃ 0,534 Grad eingestellt werden.
(ii) Δαv = 0 ⇒ α

≃ 0,267 Grad ΔH = 0
Hier muß also ohne Höhenversatz eingespannt werden, und zwar an beiden Enden mit
einem Vorgabewinkel von αv ≃ 0,267 Grad nach oben gegen die Horizontale.

[0082] In den bisherigen Ausführungen spielte der Höhenunterschied ΔH = H
A - H
B eine wesentliche Rolle, d.h. der absolute Höhenunterschied des linken gegenüber dem
rechten Rollenende in bezug auf die Horizontale. Dies könnte den Schluß nahelegen,
daß in der Praxis höhere Anforderungen bezüglich der horizontalen Ausrichtung gestellt
werden, als dies beim bisherigen Stand der Technik der Fall ist. Dies trifft jedoch
nicht zu. Dort, wo bisher ein Niveauunterschied zwischen linkem und rechtem Rollenende
in Kauf genommen werden konnte, ohne daß z.B. bei einem Fliesenofen der Fliesenteppich
beim Austritt aus dem Ofen zu stark außermittig ausläuft, ist das bei eingespannten
Rollen erst recht der Fall, weil der Neigungsverlauf längs der gesamten Rolle geringer
wird als bei den freigelagerten Rollen.
[0083] Wesentlich ist allerdings, daß der Wert
h = ΔH - H
eingehalten wird (s. Fig. 3). H ergibt sich als Abstand zur Horizontalen auf der Ofenseite
A der unter dem Winkel α
v auf der Ofenseite B eingespannten Rolle, wenn diese sich nicht durchbiegen würde,
zu:
H =-1 · tanα
v = - 1α
v
[0084] Da sowohl H als auch ΔH zur Horizontalen definiert sind, gilt dies für h = ΔH - H
nicht. Solange also eine absolute Abweichung von der Horizontalen für die Praxis
nicht nennenswert von Bedeutung ist, reduziert sich die Einstellung des Vorgabewinkels
α
v und des Höhenversatzes A auf die Einstellung des Wertes
h = ΔH + 1 · α
v
[0085] Für die richtige Ermittlung ist die Beachtung der Vorzeichenfestlegung bei α
v und ΔH wichtig:
a) ein bei B nach oben angelegter Winkel αv hat positives Vorzeichen, ein nach unten ausgelegter entsprechend negatives
b) dagegen haben ΔH und H für Werte oberhalb der Horizontalen negatives Vorzeichen.
[0086] Für h
opt gilt:

[0087] In der Praxis treten nur Fälle mit Q ε 0,8 auf, so daß gilt:
h
opt > 0
Da in den Fällen einseitiger bzw. beidseitiger Einspannung die Einspann-Vorrichtungen
sich unterscheiden, werden diese nachfolgend getrennt behandelt.
[0088] Wie bereits ausgeführt, bieten sich unter den optimalen Lösungen besonders diejenigen
mit
(i) λα = 0 bzw. αv = 0 oder
(ii) λH = 0 bzw. ΔH = 0
an, weil bei ihnen nur ein Parameter nachgestellt werden muß, wenn infolge von Besatzänderung
eine erneute Optimierung vorgenommen werden soll. Dagegen ergibt sich die Symmetrische
Lösung mit
(iii) λα ≠ 0 und λH ≠ 0
so daß bei Besatzänderung zur Optimierung grundsätzlich α
v und ΔH nachgestellt werden müssen. In der Praxis werden jedoch die Lasten pro Rolle
nicht sehr unterschiedlich sein, da in aller Regel dünnwandige Fliesen mit ihrem
geringen Gewicht pro Rolle nicht abwechselnd mit Sanitär-Keramiken mit ihren hohen
Lasten pro Rolle in demselben Ofen gebrannt werden. Sondern es werden Fliesen in dafür
optimal ausgelegten Fliesenöfen und Sanitär-Keramiken in anders ausgelegten Rollenöfen
gebrannt.
[0089] Speziell bei den Fliesen-Öfen kommt hinzu, daß das Gewicht der Fliesen pro Rolle
in aller Regel geringer ist als das Eigengewicht der Rolle, daß also der Einfluß
des Fliesenbesatzes im Vergleich zum Rollen-Eigengewicht ohnehin geringer ist. Daher
wird eine Änderung der Fliesen-Last ohnehin nur relativ geringe Auswirkungen auf die
optimalen Einstellparameter α
v und ΔH haben.
[0090] Es wird in vielen Fällen folgendes Vorgehen der Praxis bereits vollständig gerecht:
a) Fixierte Einstellung des "mittleren optimalen" Vorgabewinkels αv auf Seite B (rechts), die vorzugsweise auch die Antriebsseite sein wird. αv wird vorzugsweise gemäß (iii) bestimmt, also gemäß der bestmöglichen Symmetrie im
Ofen. Der Begriff "mittlerer optimaler αv" wird anhand folgenden Beispiels erläutert:
ergibt sich etwa bei geringster zu erwartender Belastung ein optimales αv von 0,17 Grad und bei größter zu erwartender Belastung pro Rolle ein optimales αv von 0,19 Grad, so wird als mittlerer optimaler Vorgabewinkel ein Wert von αv = 0,18 Grad verwendet. "Fixierte" Einstellung dieses Winkels soll dabei bedeuten,
daß auf eine Nachjustierungsmöglichkeit verzichtet werden kann, was aus Kostengesichtspunkten
vorteilhaft ist.
b) Höhenverstellung auf Seite A, also links. Da es zu jedem αv (also λα) einen zugehörigen Wert λH = λopt - λα gibt, so daß das Wertepaar (αv, ΔH) eine optimale Lösung darstellt, kann bei wechselndem Besatz die neue Optimierung
- sofern überhaupt sinnvoll - durch einfache Höhenverstellung des freien Rollenendes
auf Seite A erfolgen.
[0091] Die thermische Expansion des Rollen-Werkstoffes in Längsrichtung erfordert bei einseitiger
Rollen-Einspannung keine spezielle konstruktive Berücksichtigung, da sich die Rolle
auf der freien Seite frei ausdehnen kann. In radialer Richtung kann die thermische
Expansion der Rolle besonders einfach konstruktiv durch eine Vorrichtung gemäß Fig.
1 berücksichtigt werden, nämlich die Halterung durch Fugen, Schlitze o.ä. an geeigneten
Stellen lokal so zu schwächen, daß dort durch Anziehen von Schrauben der Radius des
Rollenlagers geringfügig (d.h. in der Größenordnung von einigen hundertstel Millimetern)
elastisch reduziert und so die Rolle in der Halterung festgeklemmt werden kann.
[0092] Von einigen solchen lokalen Schwächungen abgesehen (vorzugsweise 2 Stück, also je
eine am hinteren und am vorderen Ende der Rollenlagerung), muß das Rollenlager jedoch
so stabil ausgelegt sein, daß sie das Biegemoment am Rollenende verzugsfrei aufnehmen
kann. Naturgemäß sind die Biegemomente bei Öfen für Sanitär-Porzellan mit ihren hohen
Lasten pro Rolle am größten, sie können Werte in der Größenordnung von 2 · 10³ kp
cm = 200 N.m erreichen oder sogar mehr. Solche Werte können mit einem Stahllager sicher
aufgenommen werden, dabei zeigt sich jedoch zugleich
a) daß es auch aus der Sicht des von der Rolle in die Lagerung eingeleiteten Biegemomentes
vorteilhaft ist, die Rolle nicht nur ca. 30 - 40 mm in dem Rollenlager zu führen,
sondern möglichts deutlich länger.
b) daß die zur oben erwähnten Verklemmung der Rolle in der Aufnahme vorteilhafte Schwächung
der Aufnahmewandung nur (wie vorgeschlagen) lokal sein, aber keinesfalls die gesamte
Lagerung betreffen darf. Ein vom Anfang bis zum Ende durchgehender Schlitz in der
Aufnahme etwa würde diese i.a. viel zu deutlich schwächen, als daß ein verzugsfreier
Sitz gewährleistet wäre.
[0093] Was die Genauigkeit der Einstellbarkeit des Winkels α
v auf Seite B (rechts) bzw. von ΔH bei A (links) betrifft, ist ΔH auf der freien Rollenseite
ohne Schwierigkeiten genau einstellbar, während es technisch aufwendiger ist, α
v präzise einzustellen. Eine Verstellbarkeit von ΔH mit einer Genauigkeit von etwa
0,1 mm wird für die Praxis i.a. bereits ausreichen und ist technisch mit einfachen
Mitteln zu verwirklichen. Die Umsetzung dieser Genauigkeit in einen Winkel führt bei
einer angenommenen Aufnahmelänge von sogar 250 mm aber nur zu einer Genauigkeit von
ca. 0,023 Grad, die aber um etwa den Faktor 5 übertroffen werden sollte. Dies ist
zwar durch eine feinere Justierbarkeit auf 0,02 mm durchaus machbar. Die Genauigkeitsanforderungen
der Praxis legen aber der folgenden einfacheren und damit auch kostengünstigeren Weg
nahe
1) Einstellung von αv mit einer Genauigkeit von ca. 0,02 Grad (=̂ Höhengenauigkeit von 0,1 mm), etwa
gemäß dem i.f. angefügten Vorschlag. Bei einer in den Beispielen 1 bis 4 verwendeten
freien Rollenlänge von ℓ = 3.285 mm ergibt dies eine Ungenauigkeit von |H| = |- 1
. αv| von ca. 1,2 mm.
2) Der Wert h - ΔH - H ist für alle optimalen Einstellungen identisch, wird also
bei Ungenauigkeit von ΔH beibehalten. Das bedeutet, daß die Ungenauigkeit von αv bzw. von H übertragen wird auf ΔH. Im Beispiel 1 (iii) etwa wird der Wert h = ΔH
- H≈7,32 mm dadurch aufrecht erhalten, daß ΔH - sollte H tatsächlich um die vollen
1,2 mm abweichend ausfallen, also statt der errechneten -10,44 mm entweder -11,64
mm oder -9,24 mm betragen - statt auf -3,12 mm dann auf -4,32 mm bzw. -1,92 mm eingestellt
wird.
[0094] Da dies wiederum mit einer Genauigkeit von 0,1 mm ohne technischen Mehraufwand erfolgen
kann, läßt sich indirekt mit technisch einfachen Mitteln eine Winkelgenauigkeit bei
α
v von ca. 0,0017 Grad erzielen, die für die Praxis mehr als ausreicht.
[0095] Der wesentliche Punkt bei der Einstellung des Parameter-Paares (α
v, ΔH) besteht daher in der auf 0,1 mm genauen Einstellung von h. Diese kann auf mehreren
Wegen erfolgen. Beispielsweise kann der Punkt P (s. Fig. 3), also der Verlängerungspunkt
der unter α
v eingespannten, (hypothetisch) als ungekrümmt gedachten Rolle, mit Hilfe eines gebündelten
Lichtstrahls ermittelt und von dort aus h eingestellt werden. Diese Lichtquelle kann
vorzugsweise ein kleiner Laser sein, der in das Rollenlager auf Seite B (rechts)
spielfrei eingepaßt werden kann und dessen Lichtstrahl auf Seite A auf einer mm-Skala
registriert wird.
[0096] Zwar wird die fixierte Winkeleinstellung von α
v bereits ausreichen, es soll hier jedoch ein prinzipieller konstruktiver Vorschlag
für ein Rollenlager vorgegeben werden, bei dem der Winkel α
v auch verstellbar ist.
[0097] Dazu zeigt die Fig. 2 einen Rahmen R, in den das Rollenlager RL mit geeigneten Mitteln
eingebaut ist. Die Winkelverstellbarkeit erfolgt dadurch, daß das hintere Ende des
Rollenlagers über ein Scharnier S schwenkbar ist und daß das vordere Ende über eine
Justierschraube Sch in der Höhe verstellt werden kann.
[0098] Die Fig. 2 zeigt außerdem in Draufsicht die beiden Klemmschrauben "5" und die zugehörigen
Schlitze "4". Bei geeigneter Dimensionierung erlauben sie die spielfreie elastische
Klemmung der Rolle in dem Rollenlager, das zugleich auch einen unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizient
von Rolle und Lagerung überbrückt.
[0099] Statt je eines Rollenlagers für jede einzelne Rolle wird es in der Praxis vorteilhafter
sein, ein gemeinsames Gehäuse für ein Bündel von Rollen, beispielsweise jeweils 10
Stück pro Bündel, vorzusehen und die Einstellung des Winkels α
v am gesamten Gehäuse vorzunehmen. Dadurch sind alle Rollen eines Bündels synchron
einstellbar, so daß es untereinander keine Abweichungen gibt. Auch kann es entsprechend
sinnvoll sein, die gegenüberliegenden freien Rollenenden ebenfalls zu gleichen Bündeln
zusammenzufassen und ihre Höhenverstellung gemeinsam vorzunehmen.
Beidseitige Einspannung
[0100] Bei der Konstruktion hierfür geeigneter Rollenlager sind die folgenden Anforderungen
zu berücksichtigen:
Seite A:
[0101] Sie nimmt die thermische Längsdehnung der Rolle bis zu maximal 20 mm auf, weswegen
eine Verschraubung nicht möglich ist.
[0102] Damit die Rolle in das Rollenlager bei thermischer Längenänderung störungsfrei gleiten
kann, erhält das Rollenlager eine Fase und es wird der Spalt zum Rollenschliff gefettet.
Der Sitz S
RA der Rolle in der Rollenlagerung sollte möglichst lang die Paßgenauigkeit zwischen
Rollenschliff D
a,R und Lagerung D
i,H klein sein. Folgende Wertekombination reicht für die Praxis zur Erzielung einer
Winkelgenauigkeit von 0,005 Grad aus:
S
R,A = 300 mm
D
i,H = D
i,H + 0,009 mm / -0
D
a,R = D
i,H + 0 / -0,009
Dabei ist bereits eine thermische Dehnung von Δt = 50°C und Stahl als Material für
das Rollenlager berücksichtigt. Ein geringeres Δt bzw. eine bessere Übereinstimmung
der Ausdehnungskoeffizienten von Keramik und Rollenlager erhöhen die Genauigkeit der
Winkeleinstellung weiter.
Beidseitige Einspannung
Seite B:
[0103] Damit die Rolle nach dem Einschieben in ihre Lagerung auf Seite A auch auf Seite
B in dem Rollenlager montiert werden kann, muß
- entweder das Rollenlager von Seite A eine zusätzliche Verschiebbarkeit der Rolle
um den Sitz S
R,B der Rolle in der Lagerung B von größenordnungsmäßig 200 mm zulassen
- oder das Rollenlager B zum Einlegen der Rolle geöffnet werden. Dazu kann das Rollenlager
beispielsweise aus zwei Halbzylindern bestehen, die etwa mit einem Scharnier in Längsrichtung
verbunden sind. Der genaue Sitz der Rolle in der Lagerung B wird dann vorzugsweise
durch Verschrauben erzielt, wie bereits bei der einseitigen Einspannung beschrieben.
[0104] Was die Justierung der Einstellwerte auf Seite A und Seite B angeht, wird in Analogie
zum Fall der einseitigen Einspannung folgendermaßen vorgegangen:
1) In aller Regel wird in der Praxis die symmetrische Lösung gewählt werden, also
mit Δαv = 0 und ΔH = 0 sowie αli = αre = αv. Daher wird bei A (links) und bei B (rechts) jeweils αv angelegt. Zur Erzielung einer optimalen Einstellung muß die Summe des linken und
rechten Winkels möglichst genau dem Doppelten von αv entsprechen, also
αli + αre = 2 . αv
Im Beispiel 4 (ii) etwa soll der Wert
αli + αre = 0,53 Grad
möglichst genau erreicht werden. Auch aus dieser Sicht ist es vorteilhaft, das Rollenlager
auf Seite A ca. 500 - 600 mm lang auszulegen, so daß sowohl eine hohe Einstellgenauigkeit
von αli als auch eine Verschiebbarkeit der Rolle um SR,B von ca. 200 mm (s.o.) möglich wird.
2) Wenn sich bei der Einstellung von αli bzw. αre eine Asymmetrie
Δαv = αre - αli
ergeben haben sollte oder bewußt eingestellt wurde, wird zur Erzielung der optimalen
Einstellung der Höhenunterschied

auf Seite A (links) eingestellt. Hierbei ist die Bedeutung des Vorzeichens zu beachten,
wozu zwei Fälle vorkommen können
a) αre>αli d.h.Δαv> 0 und ΔH < 0 d.h. auf Seite A (links) muß das Rollenlager nach oben verschoben werden
und damit höher liegen als auf Seite B (rechts).
b) αre<αli d.h. Δαv< 0 und ΔH > 0, d.h. auf Seite A (links) muß die Halterung nach unten verschoben
werden, so daß sie tiefer liegen wird als diejenige auf Seite B.
Zur Umsetzung der Vorgaben bezüglich Vorgabewinkeln und Höhenversatz muß daher das
Rollenlager auf Seite A verstellbar sein bezüglich des Winkels und bzgl. der Höhe.
[0105] Ein Vorrichtungsbeispiel hierzu zeigt Fig. 4. Es lehnt sich an dasjenige für das
Rollenlager bei einseitiger Einspannung von Fig. 2 an, weist aber folgende Unterschiede
auf:
[0106] Da die Rolle auf Seite A nicht fixiert wird, ist auf die entsprechende Schrauben
und Schlitze verzichtet.
[0107] Das Rollenlager RL ist am hinteren Ende in die Aufnahme A aufgenommen, die am Rahmen
R befestigt und an diesem mit geeigneten Mitteln mit einer Genauigkeit von 0,1 mm
höhenverstellbar ist.
[0108] Die Rollenlagerung RL hat die Länge von S
R,A + S
R,B. Das erlaubt es, die Rolle bei der Montage um diesen Betrag S
R,A + S
R,B tief in die Lagerung A hineinzuschieben, dann das Rollenende auf Seite B in die
Lagerung B einzuführen und um die Länge S
R,B zurückzuschieben. Auf diese Weise kann darauf verzichtet werden, das Rollenlager
B zum Öffnen auslegen zu müssen. Außerdem ist in der Lagerung A bei dieser Auslegung
genügend Platz für die thermische Längenausdehnung der Rolle vorhanden.
[0109] Fig. 4 zeigt die Phase Fa am vorderen Ende des Rollenlagers R, um ein widerstandsfreies
Gleiten der Rolle KR sicherzustellen.
[0110] Die Winkelverstellung wird mit Hilfe der Schraube Sch vorgenommen, die Höhenverstellung
ΔH durch gleich große Verstellung von Sch und von A.
[0111] Aus den vorstehenden Ausführungen läßt sich zusammenfassend entnehmen:
[0112] Durch das einseitige oder beidseitige definiert ausrichtbare Einspannen der Rollenenden
in geeigneten Rollenlagern kann eine erhebliche Ausweitung der heutigen Anwendungsgrenzen
beim Einsatz keramischer Rollen vorgegeben werden. Definiert ausrichtbar bedeutet
dabei, daß zu jeder Winkel- und Höheneinstellung der Halterung die zugehörigen Anwendungsgrenzen
quantitativ angegeben werden können, und zwar sowohl im Fall der einseitig eingespannten
Rolle als auch im Fall der beidseitig eingespannten Rolle.
[0113] Die optimale Einstellung der Rollenlager ist gegeben, wenn der Verlauf des Biegemoments
in der Rolle (λ
opt) im Bereich der Temperaturzone des Ofens so klein wie möglich gehalten wird, und
zwar sowohl bei einseitig eingespannten Rollen als auch bei beidseitig eingespannten
Rollen.
[0114] Sämtliche Kriterien dazu können quantitativ ermittelt werden.
[0115] Die Festlegung der wesentlichen Elemente der benötigten Einspann-Vorrichtungen erfolgt
über deren Länge, die Winkel-Einstellung dieser Vorrichtungen und Höhenversatz ΔH
und zwar sowohl bei einseitig als auch bei beidseitig eingespannten Rollen.
[0116] Der Schliff am Rollenende muß bezüglich der Toleranz abgestimmt sein auf den Innendurchmesser
des Rollenlagers und die gelagerte Rollenlänge in der Halterung bzw. dem Rollenlager,
damit eine hinreichende Winkelgenauigkeit erzielt werden kann.
Bei beidseitiger Einspannung muß die eine Rollenlagerung die thermische Längenausdehnung
der Rolle auffangen können. Zur Berücksichtigung der thermischen Durchmesser-Expansion
des Rollenlagers einerseits und der Rolle andererseits wird ein möglichst identischer
Ausdehnungskoeffizient der beiden Materialien (Lager, Rolle) und/oder Preßsitz bei
t = 20°C und/oder Verklemmen durch elastische Verschraubung vorgeschlagen.
[0117] Als bevorzugte Einstellungen haben sich die folgenden ergeben:
- Winkel (auf Seite B) α
v = 0; d.h. es ist nur ein Parameter lastabhängig, nämlich ΔH (auf Seite A)
- oder ΔH = 0; lastabhängig ist nur ein Parameter, nämlich α
v (auf Seite B)
- die symmetrische Lösung, bei der allerdings bei Laständerung beide Parameter, also
α
v und ΔH in Abstimmung zueinander verstellt werden müssen.
[0118] Allen drei Einstellungen ist der Wert
h = ΔH - H
gemeinsam. Und auch alle sonstigen Einstellungen mit demselben Wert für h, bieten
dasselbe Ausmaß an Verbesserung gegenüber dem heutigen Stand der Technik. Allen optimalen
Einstellungen z.B. ist der Wert h
opt gemeinsam mit

[0119] Daher reicht es in der Praxis in aller Regel aus, daß bei B der "mittlere optimale"
Winkel α
v eingestellt wird und bei Lastwechsel (wenn überhaupt) zur Beibehaltung von h nur
ΔH auf Seite A nachgestellt wird. Die dabei mit einfachen Mitteln erzielbare Genauigkeit
von 0,1 mm reicht für die Anforderungen der Praxis vollständig aus.
[0120] Es braucht nicht jede Rolle einzeln verstellbar gehaltert zu werden, sondern ein
ganzes Bündel von Rollen kann in einer gemeinsamen Rollenlagerung eingespannt werden,
und nur diese muß verstellbar sein.
[0121] Wenn auch mit einem gewissen Nachteil gegenüber der optimalen Einstellung verbunden,
kann es in der Praxis vorteilhaft sein, auf die Verstellbarkeit von α
v und/oder ΔH zu verzichten, (z.B. bei Fliesen-Öfen oder bei wenig differierenden
Lasten), also die Halterungen mit fest vorgegebenen Einstellungen auszurüsten. Dies
gilt sowohl für einseitig als auch für beidseitig eingespannte Rollen.
[0122] Zur Montierbarkeit der Rolle erhält
a) entweder das Rollenlager A am Ort die Länge SR,A + SR,B
b) oder das Rollenlager A nur die Länge SR,A + SW
(SW = Wärmeausdehnung der Rolle ≈ 20 mm), und die Rollenlagerung auf Seite B wird zum
Öffnen ausgelegt.
[0123] In einer beispielsweisen Ausführungsform wird das Rollenlager mit einer Fase ausgebildet,
wobei ein Längs-Spalt zwischen Rollenschliff und Rollenlager gefettet wird. Nur die
Rollenlagerung auf einer Seite B erhält eine elastische Rollenklemmung mittels Verschraubung.
[0124] Die Schar bestmöglicher Lösungen für die Einspannung der Rollenenden ergibt sich
a) bei einseitig eingespannten Rollen aus

Mit

ergibt sich das maximale in der Temperaturzone des Ofens in der Rolle auftretende
Biegemoment, das den Einsatz begrenzt zu

b) bei beidseitig eingespannten Rollen aus

ergibt sich hier das maximale Biegemoment zu

[0125] Darüber hinaus kann im Fall einseitig eingespannter Rollen mit anderen als den optimalen
Einspannvorgaben die Ermittlung des maximalen Biegemomentes in der Rolle im Bereich
der Temperaturzone des Ofens und damit der zugehörigen Anwendungsgrenzen vorgenommen
werden.
[0126] Analog kann auch im Fall der beidseitig eingespannten Rolle mit anderen als den
optimalen Einspannvorgaben die Ermittlung des maximalen Biegemomentes in der Rolle
im Bereich der Temperaturzone des Ofens und damit der Anwendungsgrenzen vorgenommen
werden.
[0127] Die beiliegenden Figuren 1 bis 5 dienen in ihrer beispielsweisen Darstellung der
weiteren Erläuterung der vorliegenden Erfindung. Es stellen dar:
Fig. 1 einen Querschnitt durch eine Rollenhalterung mit definiert einstellbarer Lagertoleranz,
Fig. 2 einen Längsschnitt durch eine winkelverstellbare Rollenlagerung,
Fig. 3 eine graphische Darstellung der Einflüsse der Höhen- und/oder Winkelverstellbarkeit
der Rollenlager,
Fig. 4 einen Längsschnitt entsprechend Fig. 2 für die linke Einspannung, und
Fig. 5 einen Querschnitt durch einen Rollenofen in vereinfachter Wiedergabe.
[0128] In Fig. 1 ist geschnitten in Teilwiedergabe ein Führungselement 1 gezeigt, das im
wesentlichen eine Lagerhülse darstellt, in die das eine Ende einer Keramikrolle 2
eingeschoben ist. Das das Rollenlager darstellende Führungselement 1 besitzt, wie
dargestellt, mehrere Längsschlitze 3, deren mittiger Bereich entlang der äußeren
Umfangsfläche des Rollenlagers flanschartig verdickt ausgebildet ist, mit Spannschrauben
4, die in zugehörige Gewindebohrungen 6 eingeschraubt über Stellköpfe 5 so angeordnet
sind, daß die Längsschlitze 3 eine mehr oder weniger starke Vorspannung des Rollenlagers
und damit eine genau vorgebbare Toleranzgröße zwischen der vorzugsweise geschliffenen
äußeren Umfangsfläche des gelagerten Endes der Keramikrolle und der inneren Umfangsfläche
des in diesem Bereich wulstartig nach innen eingezogenen Rollenlagers vorgebbar ist.
Über Fettnippel 7 kann das Rollenlager bzw. entsprechende gelagerte Ende der Keramikrolle
innerhalb dieses Führungselementes eine Minimierung der Lagertoleranz begünstigend
geschmiert werden.
[0129] Wie vorstehend ausgeführt, ist es vorteilhaft für das Führungselement 1 bzw. das
Rollenlager einerseits und die Keramikrollen 2 Materialien bzw. Sinterprodukte einsetzen,
die zumindest vergleichbare Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweisen, so daß unabhängig
vom Temperaturgradienten die definiert eingestellten Toleranzwerte annähernd konstant
gehalten werden können.
[0130] Fig. 2 zeigt eine Darstellung entsprechend Fig. 1 in einem um 90° versetzten Längsschnitt,
wobei in diesem Ausführungsbeispiel die Stellköpfe 5 der Spannschrauben senkrecht
auf der Zeichnungsebene stehen. Ein Gehäuse 11 bildet einen Rahmen R für die Aufnahme
eines oder mehrerer Führungselemente 1, in die die gelagerten Enden der Keramikrollen
2 eingefügt sind. Auch hier sind somit die Keramikrollen 2 in Führungselemente 1
eingeschoben, die ein Rollenlager RL bilden, welches einseitig, und zwar benachbart
zur Wandung des Rollenofens, mittels einer Höhenstellschraube ScH in seiner Winkellage
zur Horizontalen verstellbar ist, wobei es an dem der Schraube ScH entgegengesetzten
Ende mittels eines Scharniers S oder dergleichen fixiert schwenkbar ist. Die Schraube
ScH stellt somit eine Justierschraube für die Winkelverstellung der Lagerung der Keramikrolle
dar.
[0131] Fig. 3 zeigt in einer graphischen Darstellung sowohl die Änderung des Lagewinkels
α
v als auch die damit verbundene Höhenveränderung, wie das in der vorstehenden allgemeinen
Beschreibung ausgeführt wurde. Es zeigt sich, daß die Einhaltung des Wertes h = ΔH
- H wesentlich ist, wobei sich der Wert H als der Abstand zur Horizontalen auf der
Ofenseite A ergibt, der unter dem Winkel α
v durch die Gleichung H = -1 · tanα
v ist. Da es sich bei der Verstellung des Rollenlagers um sehr kleine Winkel handelt,
kann auch von der vereinfachten Gleichung A = -1α
v ausgegangen werden. Die Einstellung für h genügt somit der Gleichung H ΔH + 1 ·
α
v.
[0132] Das Rollenlager RL auf der linken Seite des Rollenofens, in die die gegenüberliegenden
gelagerten Enden der Keramikrollen 2 mit definierter Toleranz eingefügt sind, besteht
aus dem Führungselement 1′, das wiederum innerhalb eines Rahmens R′ angeordent ist
und an der der Ofenwand abgewandten Seite mittels einer Schwenklagerung fixieret ist,
während es unmittelbar angrenzend an die Ofenwandung von einer Justierschraube ScH′
getragen wird, mittels der die Höhendifferenz und damit der Lagerwinkel α
v vorgegeben werden kann. Der Unterschied dieses Rollenlagers RL bzw. des Führungselementes
1′ auf der Seite A des Ofens gegenüber demjenigen auf der Seite B des Ofens ist lediglich
der, daß es in seiner Länge so ausgebildet ist, daß bei weiterer als der in Fig.
4 dargestellten teleskopartigen Ineinanderfügung von Keramikrolle und Führungselement
ein Herausziehen des Führungsendes der Keramikrolle auf der gegenüberliegenden Seite
möglich wird.
[0133] Schließlich zeigt Fig. 5 einen Querschnitt durch einen Rollenofen mit den Seitenwandungen
8 entlang derer die Rahmen R für die Rollenlager RL angebracht sind, wobei die Keramikrollen
durch die Ofenwandungen in an sich bekannter Weise hindurchgeführt sind und innerhalb
des Rollenofens die Besatzbreite 1
b definieren. Die Decke 9 des Rollenofens wie auch der Boden 10 sind zusammen mit
den Seitenwänden 8 in üblicher Form aufgebaut. Der Rollenofen selbst ist nicht Gegenstand
der vorliegenden Anmeldung, die sich ausschließlich auf die Lagerung der Rollen innerhalb
der außerhalb des Ofens angeordneten Führungselemente bezieht.