(19)
(11) EP 0 393 455 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.10.1990  Patentblatt  1990/43

(21) Anmeldenummer: 90106724.9

(22) Anmeldetag:  07.04.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F42B 10/56
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 21.04.1989 DE 3913171

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Thurner, Günther, Dr.
    D-8501 Schwaig (DE)
  • Hammer, Helmut
    D-8501 Heroldsberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Submunition


    (57) Es wird eine aus einem Fluggerät ausstossbare Submunition (14) beschrieben, die mittels einer Verbindungseinrichtung mit einem Fallschirm (42) verbunden ist. Zur Eliminierung einer unerwünschten Relativdrehung zwischen der Submunition (14) und dem Fallschirm (42) während einer Anfangsphase der Sinkbewegung weist die Verbindungseinrichtung ein Verbindungsorgan (16) auf. Um nicht permanent das durch eine Verdrillung der Dralleine (48) gegebene Dralleinendrehmoment (MDL) auf das Verbindungsorgan (16) zu übertragen, ist zwischen dem Verbindungsorgan (16) und dem zum Verbindungsorgan (16) benachbarten Endabschnitt der Dralleine (18) eine Kopplungseinrichtung (84) vorgesehen, die am Verbindungsorgan (16) reibschlüssig anliegt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Submunition im Fallschirm-Verbund gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.

    [0002] Ein derartige System ist aus der DE-OS 23 53 566 für die Verbringung einer rotierend ins Zielgebiet absteigenden Suchzünder-Submunition bekannt. Diese wird durch Anströmung von Leitflächen relativ zur praktisch punktförmigen Zusammenführung der Fallschirm-Fangleinen in Drehbewegung versetzt. Damit die Fangleinen dadurch nicht eindre­hen (und damit den Fallschirm zusammenziehen, so daß er seine Brems­wirkung verliert und die Submunition zum Absturz bringt), ist zwi­schen den Fangleinen und der Last ein Drehteller angeordnet. In der Praxis ist eine momentenfreie Drehbewegung aufgrund unvermeidba­rer Reibungseinflüsse aber nicht realisierbar; zumal die Systemab­messungen nur einen beschränkten Drehteller-Durchmesser zulassen und insbesondere nach längerer Lagerzeit die Reibbeiwerte einer solchen Kupplung ungünstiger werden. Es ist deshalb unvermeidbar, daß von der rotierenden Last ein Drehmoment auf die Zusammenführung der Fangleinen übertragen wird, so daß diese relativ zur rotations­trägen Bremsschirmkappe eingedreht werden.

    [0003] Um eine Drehteller-Konstruktion erübrigen zu können, ist es bei einem Fallschirm-Last-Verbund gattungsgemäßer Art bereits bekannt, zwischen der praktisch punktförmigen Zusammenführung der Bremsschirm-­Fangleinen und der eigentlichen Last einen langen Verbindungsgurt als Drall-Entkopplungsleine vorzusehen. Eine derartige Dralleine wird vor der System-Verbringung entgegen der späteren Drehrichtung der Last aufgedrillt, so daß dann, nach der Freigabe der Drehbewegung der Last relativ zum Bremsfallschirm, zunächst dieser Gurt-Drall ohne Momenten-Übertragung in den Fangleinen-Anschluß abgebaut werden kann. Es hängt von der Länge dieses Gurtes ab, wieviel Drall in Drehrichtung der Last er danach noch aufnehmen kann, ehe es zu einer spürbaren Momentenbeanspruchung des Fangleinen-Anschlusses kommt. Eine lange Dralleine ist aber aus systemtechnisch-kinematischen Gründen unerwünscht, denn sie würde die Zeitspanne und das Strecken und Aufspannen des Bremsschirmes nach seiner Freigabe aus der Ver­packung verlängern, so daß die aus dem drallstabilisierten Verbrin­gungsträger in großer Höhe ausgestoßene Last eine unerwünscht lange Fallbewegung durchführen würde. Die Folge wäre eine entsprechend höhere Stoßbeanspruchung, wenn dann der Bremsfallschirm sich schließ­lich öffnet. Andererseits erlaubt eine zu kurze Dralleine keine hinreichend große Anzahl von Verdrehungen bis zum Aufbau desjenigen Drehmomentes, das zum Eindrehen der Fangleinen - und damit zum Absturz des Systems - führen kann. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß mit abnehmender Fallschirmkraft, also mit sich verringernder Sinkge­schwindigkeit, das über die Fangleinen-Anlenkung sich ergebende Gegenmoment (nachstehend als Fangleinen-Drehmoment bezeichnet) sich verringert, wodurch die Gefahr des Eindrehens der Fangleinen infolge des von der Dralleine ausgeübten Momentes vergrößert wird. Wenn dann noch die Last getrennt wird, etwa in dem Sinne, daß eine Fall­schirm-Kassette mit dem Bremsschirm von der Submunition abgesprengt und dadurch ein Rotationsschirm an der Submunition freigegeben wird, stellt das eine sprungartige weitere Verringerung der Bremsschirmkraft dar. Das Eindrehen der Bremsschirm-Fangleinen hat dann eine größere Sinkgeschwindigkeit des abgesprengten Last-Teiles zur Folge, so daß dieser rückwärts in den Rotationsfallschirm der Submunition einstürzen und dieses System außer Funktion setzen kann.

    [0004] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Fallschirm-Submunitions-Verbund gattungsgemäßer Art derart auszulegen, daß die Gefahr des Eindrehens der Bremsschirm-­Fangleinen unterbunden wird.

    [0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die Kennzeichnungsmerkmale des Anspruches 1 gelöst.

    [0006] Nach dieser Lösung wird von der bisher üblichen, praktisch punktför­migen Zusammenführung der Bremsschirm-Fangleinen Abstand genommen und statt dessen der Anbinde-Radius der unteren Fangleinen-Enden durch ein entsprechend radial ausladendes Verbindungsorgan ver­größert. Dadurch tritt gegenüber den Fangleinen ein größeres aufneh­mendes Drehmoment ein. Dieses soll allerdings aufgehoben werden, wenn das lastseitig eingebrachte Drehmoment in Hinblick auf die momentan noch gegebene Fallschirmkraft zu stark ansteigt. Dafür ist das Verbindungsorgan mit einer Rutschkupplung ausgestattet, die eine Drehmomenten-Übertragung von der Dralleine zu den Brems­schirm-Fangleinen abbricht, wenn das Drall-Moment zu groß wird im Verhältnis zur Fallschirmkraft, also zur axialen Belastung des Ver­bindungsorgans. Dadurch ist sichergestellt, daß die Fangleinen kein Moment von der Dralleine mehr aufnehmen müssen, wenn dieses aufgrund reduzierter Bremsschirmkraft zum Eindrehen der Fangleinen führen würde. Denn das Übertragungsdrehmoment zwischen der Kopplungseinrich­tung für den Anschluß der Dralleine und dem Verbindungsorgan für den Anschluß der Fangleinen ist abhängig von der Fallschirmkraft, so daß bei sich verringernder Fallschirmkraft schließlich das ver­drillungsabhängige Moment der Dralleine nicht mehr von den Fangleinen aufgenommen werden muß, wenn diese dadurch eindrehen würden.

    [0007] Die Kupplungseinrichtung stellt also folgenden Funktionsablauf sicher:

    [0008] Während der ersten Bewegungsphase, d.h. unmittelbar nach dem Ausstoßen der Submunition aus einem Fluggerät und nach dem Aufspannen des Fallschirms,weist die am Fallschirm hängende Submunition eine ver­gleichsweise große Sinkgeschwindigkeit auf. Der aufgespannte Fall­schirm wird hierbei mit einer großen Fallschirmkraft beaufschlagt. Die Dralleine ist während dieser ersten Bewegungsphase relativ gering­fügig verdrillt, d.h. sie weist eine geringe Anzahl von Verdrehungen bzw. Verdrillungen auf. In diesem Zustand ist das Dralleinendrehmoment MDL kleiner als das Übertragungsdrehmoment, so daß das Dralleinen­drehmoment MDL vollständig auf das Verbindungsorgan übertragen wird. Dieses Drehmoment wird durch die Fangleinen auf den Fallschirm über­tragen, wodurch eine unerwünschte Eindrehung der Fangleinen vermieden wird.

    [0009] Mit abnehmender Fallschirmkraft, die aus einer Reduzierung der Sink­geschwindigkeit des Fallschirms resultiert, werden während einer an die erste Bewegungsphase anschließenden zweiten Bewegungsphase die Drehmomente MFL (= Fangleinendrehmoment) und MÜ (= Übertragungs­drehmoment) mindestens näherungsweise proportional zum Quadrat der Sinkgeschwindigkeit geringer.

    [0010] Das Übertragungsdrehmoment MÜ der Kopplungseinrichtung ist so weit reduziert, daß es jederzeit kleiner ist als das bei einer gegebenen Fallschirmkraft durch die Fangleinen übertragene Fangleinendrehmoment MFL, bzw. als das maximale Fangleinendrehmoment MFL.

    [0011] Durch die Zunahme der Verdrehungen, d.h. der Verdrillung der Drall­leine erhöht sich das Dralleinendrehmoment MDL entsprechend. Sobald der Zustand erreicht ist, bei welchem das Dralleinendrehmoment MDL größer wird als das Übertragungsdrehmoment MÜ zwischen der Kopplungs­einrichtung und dem Verbindungsorgan, beginnt die Kopplungseinrich­tung sich relativ zum Verbindungsorgan zu drehen, wobei in diesem Betriebszustand dann nur das Übertragungsdrehmoment MÜ übertragen wird. Da - wie ausgeführt wurde - das Übertragungsdrehmoment MÜ der Kopplungseinrichtung kleiner ist als das Fangleinendrehmoment MFL, kann das Übertragungsdrehmoment MÜ vollständig auf den Fallschirm übertragen werden, gleichzeitig wird die nicht erwünschte Eindrehung der Fangleinen vermieden. Der Fallschirm behält also seine volle Wirksamkeit, und eine Kollisionsgefahr zwischen der am Fallschirm hängenden Submunitions-Kassette und der Submunition bzw. dem Rota­tionsfallschirm, an welchem die Submunition hängt, ist eliminiert.

    [0012] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines in der Zeichnung schematisch darge­stellten Ausführungsbeispieles der erfindungsgemäßen, aus einem Fluggeräüt ausstoßbaren Submunition. Es zeigt:

    Fig. 1 eine räumliche Darstellung der an einem aufgespannten Fall­schirm hängenden Submunition, und

    Fig. 2 den Abschnitt des Systemes gemäß Fig. 1 zwischen den abschnitts­weise gezeichneten Fangleinen und der abschnittsweise darge­stellten Dralleine.



    [0013] Fig. 1 zeigt einen aufgespannten Fallschirm 42, mit dem mittels Fangleinen 43 ein Verbindungsorgan 16 verbunden ist. Mit dem Verbin­dungsorgan 16 ist eine Dralleine 48 verbunden, an der an dem vom Verbindungsorgan 16 entfernten Endabschnitt eine Submunitions-Kas­sette 80 befestigt ist. Mit der Submunitions-Kassette 80 ist eine Submunition 82 loslösbar verbunden.

    [0014] Fig. 2 zeigt in einer Schnittdarstellung das Verbindungsorgan 16, an dem die Fangleinen 43 mit ihrem einen Endabschnitt befestigt sind. Am Verbindungsorgan 16 liegt eine Kopplungseinrichtung 84 reibschlüssig an, wobei zwischen dem Verbindungsorgan 16 und der Kopplungseinrichtung 84 eine Reibfläche 86 gegeben ist. Die Kopplungs­einrichtung 84 weist ein Tellerelement 88 und ein mit dem Teller­element 88 verbundenes Befestigungselement 90 auf, an dem die Drall­leine 48 mit ihrem von der Submunitions-Kassette 80 entfernten End­abschnitt befestigt ist. Das Befestigungselement 90 ist bei dem in dieser Figur gezeichneten Ausführungsbeispiel als sog. Augbolzen ausgebildet.


    Ansprüche

    1. Submunition (14), die als rotierende Last über ein Verbindungs­organ (16) an die Fangleinen (43) eines Fallschirmes (42) ange­koppelt ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Verbindungsorgan (16) als eine, Drehmomente übertragende, Spreizeinrichtung für radiale Beabstandung der Anlenkung der Fangleinen (43) an eine die Last tragende Dralleine (48) ausge­legt ist, wobei zwischen dem Verbindungsorgan (16) und der Drall­leine (48) eine Kopplungseinrichtung (84) vorgesehen ist, die als belastungsabhängige Rutschkupplung zum Reduzieren des von der Dralleine (48) auf das Verbindungsorgan (16) übertragenen Drehmomentes ausgelegt ist.
     
    2. Submunition nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Übertragungsdrehmoment (MÜ) der Kopplungseinrichtung (84) kleiner ist als das maximale Fangleinendrehmoment (MFL).
     
    3. Submunition nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kopplungseinrichtung (84) am Verbindungsorgan (16) reib­schlüssig anliegt.
     
    4. Submunition nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kopplungseinrichtung (84) ein am Verbindungsorgan (16) reibschlüssig anliegendes Tellerelement (88) und ein mit dem Tellerelement (88) verbundenes Befestigungselement (90) für die Dralleine (48) aufweist.
     




    Zeichnung