Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein quasi-optisches Gyrotron zur Erzeugung von elektromagnetischer
Strahlung in Form von mm-Wellen, bei welchem auf einer Elektronenstrahlachse laufende
Elektronen durch ein statisches, parallel zur Elektronenstrahlachse ausgerichtetes
Magnetfeld zur Gyration gezwungen werden und in einem Resonator hoher Leistung, welcher
zwei, auf einer senkrecht zur Elektronenstrahlachse ausgerichteten, ersten Resonatorlängsachse
liegende Spiegel umfasst, ein elektromagnetisches Wechselfeld hoher Leistung anregen,
sodass bei den Spiegeln elektromagnetische Strahlung in Form von mm-Wellen ausgekoppelt
wird.
Stand der Technik
[0002] Ein quasi-optisches Gyrotron der eingangs genannten Art ist z.B. aus dem Patent CH-664045
oder aus dem Artikel "Das Gyrotron, Schlüsselkomponente für Hochleistungs-Mikrowellensender",
H.G. Mathews, Minh Quang Tran, Brown Boveri Review 6-1987, pp. 303-307, bekannt. Dieses
Gyrotron hat gegenüber einem konventionellen, zylindrischen Gyrotron den Vorteil,
dass es ein Mehrfaches an Leistung erzeugen kann. Der Grund dafür liegt unter anderem
in folgenden Tatsachen:
1. Da der Resonator nicht koaxial sondern senkrecht zur Elektronenstrahlachse liegt,
kann er unabhängig vom "Klystronteil" dimensioniert werden. Insbesondere kann die
Strahlungsbelastung von Resonatorspiegel und HF-Fenster durch Vergrössern des Durchmessers
herabgesetzt werden.
2. Die im Resonator vorhandene Energie kann über zwei Ausgänge ausgekoppelt werden.
[0003] Grundsätzlich ist es wünschenswert, dass das Gyrotron einen möglichst grossen Wirkungsgrad
hat. In den oben zitierten Schriften wird deshalb vorgeschlagen, vor dem Leistungsresonator
einen Steuerresonator anzuordnen. Der Steuerresonator paketiert ("Prebunching") die
Elektronen so, dass diese im nachfolgenden Leistungsresonator mit geeigneter Phasenlage
ankommen.
[0004] Neben der Verbesserung des Wirkungsgrades interessiert aber vorallem die effektive
Leistung der abgegebenen Strahlung. Es zeigt sich, dass die Entwicklung von Gyrotrons
höchster Leistung (P > 500 kW Dauerstrich) ihre Grenzen an der Belastbarkeit der Fenster
findet, durch welche die im Resonator erzeugte Strahlung aus der evakuierten Röhre
ausgekoppelt wird. Auch bei optimaler Transparenz müssten sich diese Fenster im angestrebten
Leistungsbereich so stark erhitzen, dass sie innert kürzester Zeit brechen würden.
[0005] Es ist zwar bekannt, dass sich die Belastungsgrenze hinausschieben lässt, wenn das
Fenster aus zwei beabstandeten Scheiben aufgebaut wird, zwischen welchen eine Flüssigkeit
zirkuliert und so eine flächenhafte Kühlung schafft. Eine solche Massnahme reicht
jedoch bei weitem nicht aus, wenn es darum geht, Strahlungsleistungen im MW-Bereich
zu erreichen.
[0006] Ein wichtiger Aspekt bei Gyrotrons ist der grosse, aber unvermeidliche Aufwand an
Hilfsanlagen (Supraleitende Spulen, Vakuumanlage, Energieversorgung). Dieser sollte
natürlich möglichst klein gehalten und gleichzeitig gut genutzt werden können. Dies
ist z.B. der Fall, wenn eine Anlage für verschiedene Zwecke genutzt werden kann.
Darstellung der Erfindung
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Gyrotron der eingangs genannten Art so auszubilden,
dass einerseits höchste Strahlungsleistungen erzeugt werden können, dass andererseits
der apparative Aufwand aber minimal gehalten werden kann.
[0008] Erfindungsgemäss besteht die Lösung darin, dass mindestens ein weiterer Resonator
hoher Leistung vorgesehen ist, welcher mindestens eine weitere Resonator ebenfalls
zwei, auf einer weiteren Resonatorlängsachse liegende weitere Spiegel umfasst, wobei
die weitere Resonatorlängsachse ebenfalls senkrecht zur Elektronenstrahlachse liegt
und dabei so ausgerichtet ist, dass erste und weitere Resonatorlängsachse um einen
gegebenen Winkel grösser null gegeneinander verdreht sind.
[0009] Der Kern der Erfindung liegt darin, dass bei einer gegebenen, maximalen Belastung
eines Fensters die auskoppelbare Gesamtleistung vergrössert wird, indem die zum Auskoppeln
verfügbare Fensterfläche auf raffinierte Weise vervielfacht wird. Da die Energie des
Elektronenstrahls ohne grosse technische Probleme vervielfacht werden kann, kann auch
in jedem der weitgehend unabhängigen Leistungsresonatoren ein weiteres Wechselfeld
gleicher Stärke aufgebaut werden. Entsprechend der Anzahl der Leistungsresonatoren
vervielfacht sich damit die total aufgespeicherte Energie und die zum Auskoppeln zur
Verfügung stehende Zahl von HF-Fenstern.
[0010] Die erfindungsgemässe Verbesserung wird dabei mit der bisher bekannten Fenstertechnologie
erreicht und beruht wesentlich auf der speziellen Konstruktion des quasi-optischen
Gyrotrons.
[0011] Ein Vorteil der Erfindung liegt auch darin, dass die gesamte Anlage besser genutzt
werden kann, da das quasi-optische Gyrotron mit seinem modularen Aufbau durch den
Einbau von Resonatoren mit unterschiedlichen Frequenzen in seinem Anwendungsbereich
erweitert werden kann. Dies ist beispielsweise von Bedeutung bei produktionstechnischen
Anwendungen.
[0012] Es ist zu beachten, dass die erfindungsgemässen Resonatoren eine völlig andere Aufgabe
erfüllen, als die bekannten, für das Prebunching der Elektronen zuständigen Steuerresonatoren.
Im Gegensatz zu den sogenannten Prebunching-Resonatoren erhöhen nämlich die erfindungsgemässen
Leistungsresonatoren nicht den Wirkungsgrad des Gyrotrons, sondern dessen gesamte
Strahlungsleistung und Flexibilität
[0013] Für die Erfindung gibt es eine Vielzahl vorteilhafter Ausführungsformen. Die wichtigsten
sind folgende:
- Gyrotron mit zwei, mit ihren Achsen leicht gegeneinander verdrehten Spiegelresonatoren,
welche mit gleicher oder eng benachbarter Frequenz arbeiten;
- Gyrotron mit Resonatoren, welche wahlweise oder gleichzeitig auf verschiedenen harmonischen
Frequenzen schwingen;
- Gyrotron, bei welchem die Resonatoren im wesentlichen in derselben Ebene liegen;
Vorzugsweise haben die Resonatoren mindestens einen verkippbaren Spiegel, sodass jeder
Resonator durch leichtes Verkippen des Resonatorspiegels desaktiviert werden kann,
um den Wirkungsgrad der verbleibenden aktiven Resonatoren zu erhöhen.
[0014] Weitere Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0015] Nachfolgend soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit
der Zeichnung näher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch ein erfindungsgemässes quasi-optisches Gyrotron; und
Fig. 2 einen Querschnitt durch den Resonatorteil des Gyrotrons.
[0016] Die in der Zeichnung verwendeten Bezugszeichen und deren Bedeutung sind in der Bezeichnungsliste
zusammenfassend tabelliert. Grundsätzlich sind gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen
versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0017] Fig. 1 zeigt den wesentlichen Teil eines erfindungsgemässen quasi-optischen Gyrotrons
im Längsschnitt. Entlang einer Elektronenstrahlachse 1 laufen Elektronen e⁻ (in Fig.
1 von links nach rechts) auf einer schraubenlinienförmigen Bahn zuerst durch einen
Steuerresonator (Prebuncher) 2 - dargestellt durch zwei Spiegel 3a, 3b - und eine
Driftzone 4 - abgedeckt durch einen magnetischen Abschirmkörper 5 - bevor sie in einen
ersten und einen zweiten Resonator 6 resp. 7 eintreten. Die Elektronen e⁻ werden von
einer (in Fig. 1 nicht gezeigten) Elektronenkanone erzeugt und beschleunigt.
[0018] Zwei supraleitende Spulen 8a, 8b, welche jeweils in einem Behälter 9a resp. 9b untergebracht
sind, erzeugen ein statisches, parallel zur Elektronenstrahlachse 1 ausgerichtetes
Magnetfeld, durch welches die Elektronen e⁻ zur Gyration mit einer entsprechenden
Zyklotronfrequenz gezwungen werden. Die Spulen 8a und 8b sind auf der Elektronenstrahlachse
in einem ihrem Radius entsprechenden Abstand (sog. Helmholtz-Anordnung) angeordnet.
Das Ganze ist in einem (in Fig. 1 nicht gezeigten) evakuierten Gefäss untergebracht.
[0019] In der Praxis werden die beiden Spulen 8a, 8b durch eine Tragkonstruktion gegeneinander
abgestützt, welche im Spalt zwischen den Spulen 8a, 8b mit Bohrungen für die Resonatoren
6, 7 versehen ist.
[0020] Mit Ausnahme der Resonatoren unterscheiden sich die bis anhin beschriebenen Teile
im wesentlichen nicht vom Stand der Technik wie er z.B. aus dem oben zitierten Patent
CH-664045 hervorgeht. Insofern kann also auf eine ausführliche Erläuterung verzichtet
werden. Neu ist hingegen die im folgenden beschriebene Anordnung von Leistungsresonatoren.
[0021] Zwischen den beiden Spulen 8a und 8b sind gemäss einer bevorzugten Ausführungsform
zwei Resonatoren 6 und 7 hoher Leistung angeordnet. Jeder der beiden Resonatoren 6,
7 umfasst zwei Spiegel 12a, 12b resp. 12c, 12d, welche jeweils auf einer Resonatorlängsachse
10, 11 des jeweiligen Resonators 6, 7 einander gegenüber liegen. Beide Resonatorlängsachsen
10, 11 stehen senkrecht zur Elektronenstrahlachse 1. Ausserdem liegen sie im wesentlichen
in einer gemeinsamen Ebene.
[0022] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch den Resonatorblock entlang der in Fig. 1 gezeigten
Linie. In der Darstellung von Fig. 2 steht also die Elektronenstrahlachse senkrecht
zur Zeichenebene, sodass die Elektronen e⁻ auf den Betrachter zu laufen.
[0023] Die Resonatorlängsachsen 10 und 11 schneiden sich mit der Elektronenstrahlachse 1
und sind gegeneinander um einen Winkel α grösser null verdreht. Der Winkel α ist also
der Winkel zwischen einer ersten Ebene, aufgespannt durch erste Resonatorlängsachse
10 und Elektronenstrahlachse 1, und einer zweiten Ebene, aufgespannt durch zweite
Resonatorlängsachse 11 und Elektronenstrahlachse 1.
[0024] Die Resonatoren 6, 7 sind in einem evakuierten Gefäss 13 untergebracht, welches mit
vier, für mm-Wellen transparenten Fenstern 14a, 14b, 14c, 14d versehen ist. Durch
jedes dieser Fenster 14a, 14b, 14c, 14d kann die gewünschte elektromagnetische Strahlung
austreten.
[0025] Die mit genau definierter Zyklotronfrequenz und Phasenlage in die Resonatoren 6,
7 eintretenden Elektronen regen in beiden Resonatoren gleichzeitig je ein elektromagnetisches
Wechselfeld an. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform schwingen die Wechselfelder
mit der gleichen Frequenz, welche typischerweise grösser als 100 GHz ist. Dies bedeutet,
dass die Spiegel 12a, 12b, 12c, 12d im wesentlichen alle gleich sind und paarweise
den selben Abstand zueinander haben.
[0026] Jeder Spiegel wird durch eine geeignet am Gefäss 13 angebrachte Halterung fixiert.
Da das im Resonator schwingende Wechselfeld jeweils am Rand der Spiegel ausgekoppelt
wird, müssen ausserdem Halterung und Hinterseite des Spiegels so ausgebildet sein,
dass die elektromagnetische Strahlung möglichst ungehindert durch das jeweils hinter
dem Spiegel liegende Fenster austreten kann.
[0027] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform ist mindestens einer der beiden Spiegel
12a und 12b resp. 12c und 12d der Resonatoren 6 und 7 gegenüber der entsprechenden
Resonatorlängsachse beweglich.
[0028] Im Beispiel gemäss Fig. 2 sind dies alle Spiegel. Durch eine geeignet ausgeführte
Halterung zum Beispiel lassen sich die Spiegel 12a und 12b resp. 12c und 12d (und
damit insbesondere auch ihre Spiegelflächen) gegenüber der jeweiligen Resonatorlängsachse
10 resp. 11 kippen und verschieben. Auf diese Weise können die Spiegel eines Resonators
aufeinander und auf die Resonanzfrequenz einjustiert werden. Des weitern kann die
Güte Q₁ des Resonators 6 herabgesetzt resp. angepasst werden.
[0029] Wenn nämlich in beiden Resonatoren 6, 7 gleichzeitig ein Wechselfeld angeregt wird,
so kann nicht a priori erwartet werden, dass die beiden Wechselfelder auch gleich
stark schwingen. Es ist deshalb in der Praxis notwendig, dass z.B. durch ganz leichtes
Verkippen der Spiegel 12a und 12b die beiden Güten Q₁ und Q₂ der beiden Resonatoren
6 und 7 aneinander angepasst werden, sodass über alle vier Fenster 14a, 14b, 14c,
14d eine gleichstarke, maximale Strahlung abgegeben werden kann. In diesem Fall ist
die total abgegebene Strahlung bei vorgegebener maximaler Belastung eines Fensters
ebenfalls maximal.
[0030] Ein wichtiger Aspekt der Erfindung stellt der Winkel α dar, unter welchem sich die
beiden Resonatorlängsachsen 10 und 11 schneiden. Seine Grösse hat einen wesentlichen
Einfluss auf den Wirkungsgrad des Gyrotrons. Dies soll nun näher erläutert werden.
[0031] Bei einem quasi-optischen Gyrotron mit nur einem Resonator hoher Leistung müssen
Zyklotronfrequenz der Elektronen, Resonanzfrequenz des Resonators und Phasenlage der
in den Resonator eintretenden Elektronen aufeinander abgestimmt sein. Insbesondere
die Phasenlage der gyrierenden Elektronen wird im Steuerresonator 2 und in der nachfolgenden
Driftzone 4 geeignet vorbereitet ("Prebunching"), sodass die Elektronen optimal mit
dem im Resonator schwingenden elektromagnetischen Wechselfeld zusammenwirken. Dies
garantiert einen optimalen Wirkungsgrad.
[0032] Ein wichtiger Faktor bei dieser optimalen Einstellung, ist die korrekte Abstimmung
auf die Richtung der Resonatorlängsachse. Dies stellt nun aber ein Problem dar, wenn
zwei nichtzusammenfallende Resonatorlängsachsen vorliegen, wie dies bei der Erfindung
der Fall ist. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform wird dieses Problem so gelöst,
dass der Winkel α so klein wie möglich gehalten wird. Wenn nun in beiden Resonatoren
6 und 7 gleichzeitig ein Wechselfeld angeregt werden soll, so wird die Phasenlage
der Elektronen so eingestellt, dass sie optimal für die Winkelhalbierende (des kleineren
der beiden Winkel α und 180°-α) zwischen den beiden Resonatorlängsachsen 10 und 11
ist. Auf diese Weise regen die Elektronen beide Wechselfelder etwa gleich stark an.
Eine weitestgehende Gleichverteilung der Energie auf die beiden Resonatoren 6 und
7 kann durch zusätzliches Verkippen der Spiegel in der oben beschriebenen Art erreicht
werden.
[0033] In Fig. 2 ist andeutungsweise eine Anordnung mit minimalem Winkel α gezeigt. Er wird
bestimmt einerseits durch den Abstand der beiden Spiegel 12a und 12b resp. 12c und
12d eines Resonators 6 resp. 7, andererseits durch den Durchmesser der benachbarten
Spiegel 12a und 12c resp. 12b und 12d und den für die Auskopplung der elektromagnetischen
Strahlung benötigten Raum zwischen der Wand des Gefässes 13 und dem Rand des jeweiligen
Spiegels.
[0034] Als Orientierungshilfe für den Winkel α soll folgendes Zahlenbeispiel dienen. Bei
einem Spiegelabstand von 800 mm und einem Spiegeldurchmesser von 65 mm wird ein Innendurchmesser
des Gefässes (Bohrung) von etwa 145 mm benötigt. Aus konstruktiv-mechanischen Gründen
(Flanschanschlüsse) lässt sich so ein minimaler Winkel α in der Grössenordnung von
30° realisieren.
[0035] Der Winkel α kann natürlich auch durch Vergrössern des Spiegelabstandes verkleinert
werden. Da wegen des in axialer Richtung divergierenden Wechselfeldes dann auch etwas
grössere Spiegel und Fenster erforderlich sind, kann damit auch mehr Leistung ausgekoppelt
werden. Diese technischen Vorteile sind von Fall zu Fall gegen die ökonomischen Nachteile
des grösseren Raumbedarfs und der höheren Herstellungskosten abzuwägen.
[0036] Was bisher für den Fall von Resonatoren gleicher Frequenz gesagt wurde, gilt sinngemäss
auch für die im folgenden erläuterten Varianten mit unterschiedlicher Frequenz.
[0037] Eine erste Variante besteht darin, dass z.B. der Resonator 7 bei einer Frequenz schwingt,
welche sich prozentual nur wenig von derjenigen des Resonators 6 unterscheidet. Die
entsprechende Frequenzverschiebung wird z.B. so erreicht, dass der Spiegelabstand
eines der beiden nahezu gleichen Resonatoren 6, 7 um maximal eine halbe Wellenlänge
des angeregten Wechselfeldes verschoben wird.
[0038] Wie gross der Frequenzunterschied zahlenmässig ist, hängt im wesentlichen vom freien
Spektralbereich des Resonators ab. Wenn die beiden Spiegel 12a, 12b des Resonators
6 einen Abstand von z.B. 400 mm haben und das elektromagnetische Wechselfeld eine
Wellenlänge von 1 mm hat, so haben 800 halbe Wellenlängen zwischen den Spiegeln Platz.
Der relative, freie spektrale Bereich ("free spectral range") beträgt somit etwa 1/800
d.h. ca. 0.1 % der Resonanzfrequenz.
[0039] Ein mögliches Anwendungsgebiet von Gyrotrons mit sich nur wenig unterscheidenden
mm-Wellen ist das Aufheizen eines Plasmas bei der Kernfusion. Insbesondere können
auf diese Weise eng benachbarte Bereiche des Plasmas aufgeheizt werden.
[0040] Eine zweite Variante sieht einen Resonator 7 mit einer Frequenz vor, welche in einem
harmonischen Verhältnis zu derjenigen des Resonators 6 steht. Das eine Wechselfeld
schwingt also mit einer Frequenz, welche das mehrfache derjenigen des anderen Wechselfeldes
beträgt. Vorzugsweise beträgt das Verhältnis 2:1.
[0041] Bisher wurde stets davon ausgegangen, dass die beiden Resonatoren 6 und 7 gleichzeitig
in Betrieb sind. Ein erfindungsgemässes quasi-optisches Gyrotron kann aber durchaus
auch mit nur einem der beiden Resonatoren betrieben werden. Dies wird insbesondere
dann Vorteile bringen, wenn die beiden Resonatoren unterschiedliche Frequenzen haben,
welche je auf eine bestimmte Anwendung abgestimmt sind. Mit einem äusserst geringen
Zusatzaufwand kann so ein breiter Anwendungsbereich abgedeckt werden. Die vorhandenen
Hilfsapparaturen werden dabei besser ausgenutzt.
[0042] Wenn nur einer der beiden Resonatoren in Betrieb ist, so wird der andere durch Verkippen
eines seiner Spiegel stillgelegt. Ausserdem wird die Phasenlage der Elektronen optimal
auf den laufenden Resonator abgestimmt. Dies garantiert einen optimalen Wirkungsgrad.
[0043] Der Winkel α ist in diesem Fall grundsätzlich keiner Einschränkung unterworfen. Insbesondere
können die beiden Resonatorlängsachsen 10 und 11 ohne weiteres senkrecht zueinander
ausgerichtet werden (α = 90°), was bedienungsmässig äusserst vorteilhaft ist.
[0044] Die Resonatorlängsachsen 10, 11 liegen entweder in der selben Ebene (welche senkrecht
zur Elektronenstrahlachse steht), oder sind in Richtung der Elektronenstrahlachse
leicht verschoben. Wie die geometrische Anordnung im konkreten Fall sein soll, hängt
von verschiedenen Faktoren ab. U.a. sind folgende Punkte von Bedeutung:
1. Grundsätzlich müssen alle Leistungsresonatoren zwischen den beiden Spulen in Helmholtz-Anordnung
Platz finden.
2. Jeder Resonator 6, 7 muss einen gewissen Abstand zu den Behältern 9a, 9b wahren,
damit das im Prinzip seitlich nicht begrenzte Wechselfeld nicht zu stark gestört wird.
3. Wenn die Resonatorlängsachsen um einen geeigneten Abstand verschoben werden, kann
erreicht werden, dass die Elektronen für beide Resonatoren die richtige Phasenlage
haben.
[0045] Aufgrund der beschränkten Breite des Spaltes zwischen den Spulen, werden die Resonatorlängsachsen
im wesentlichen in einer gemeinsamen Ebene liegen.
[0046] In den anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen sind zwar immer nur quasi-optische
Gyrotrons mit zwei Leistungsresonatoren gezeigt worden. Es ist aber klar, dass sich
gemäss der Erfindung Gyrotrons mit drei oder sogar noch mehr Leistungsresonatoren
realisieren lassen.
[0047] In dem anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispiel wird bei jedem Spiegel
elektromagnetische Strahlung ausgekoppelt. Dies ist jedoch nicht unerlässlich für
die Erfindung. In gewissen Anwendungen kann es durchaus erwünscht sein, bei einem
oder mehreren Resonatoren nur bei einem Spiegel Leistung auszukoppeln. In diesem Fall
ist nur hinter einem der beiden Spiegel ein HF-Fenster angeordnet.
[0048] Wenn in der vorliegenden Beschreibung von mm-Wellen gesprochen wird, so ist dies
in keinem Fall einschränkend zu verstehen. Damit wird einfach ein Wellenlängenbereich
bezeichnet, welcher typischerweise Wellenlängen von etwa 1 mm umfasst und durchaus
ein bis zwei Dekaden breit ist.
[0049] Es sei darauf hingewiesen, dass der Steuerresonator 2 in Fig. 1 nicht Teil der Erfindung
ist. Er kann durchaus auch weggelassen werden, wenn das resultierende "Prebunching"
nicht gewünscht wird.
[0050] Abschliessend kann gesagt werden, dass die Erfindung ein quasi-optisches Gyrotron
schafft, welches einerseits eine grosse Gesamtleistung abgegen kann und andererseits
einen breiten Anwendungsbereich bei minimalem apparativem Aufwand besitzt.
1. Quasi-optisches Gyrotron zur Erzeugung von elektromagnetischer Strahlung in Form
von mm-Wellen, bei welchem
a) auf einer Elektronenstrahlachse (1) laufende Elektronen durch ein statisches, parallel
zur Elektronenstrahlachse (1) ausgerichtetes Magnetfeld zur Gyration gezwungen werden
und
b) in einem Resonator (6) hoher Leistung, welcher zwei, auf einer senkrecht zur Elektronenstrahlachse
(1) ausgerichteten ersten Resonatorlängsachse (11) liegende Spiegel (12a, 12b) umfasst,
ein elektromagnetisches Wechselfeld hoher Leistung anregen, sodass bei den Spiegeln
(12a, 12b) elektromagnetische Strahlung in Form von mm-Wellen ausgekoppelt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
c) mindestens ein weiterer Resonator (7) hoher Leistung vorgesehen ist, welcher mindestens
eine weitere Resonator (7) ebenfalls zwei, auf einer weiteren Resonatorlängsachse
(11) liegende weitere Spiegel (12c, 12d) umfasst, wobei die weitere Resonatorlängsachse
(11) ebenfalls senkrecht zur Elektronenstrahlachse (1) liegt und dabei so ausgerichtet
ist, dass erste und weitere Resonatorlängsachse (11) um einen gegebenen Winkel (α)
grösser null gegeneinander verdreht sind.
2. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste
und die mindestens eine weitere Resonatorlängsachse (10) im wesentlichen in einer
gemeinsamen, senkrecht zur Elektronenstrahlachse ausgerichteten Ebene liegen.
3. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
a) die Resonatorlängsachsen (10, 11) des ersten und des mindestens einen weiteren
Resonators (6, 7) einen aufgrund der Durchmesser der Spiegel (12a, 12b, 12c, 12d)
minimal möglichen Winkel (α) einschliessen und
b) dass die Spiegel (12a, 12b, 12c, 12d) des ersten und des mindestens einen weiteren
Resonators (6, 7) so justiert sind, dass in den Resonatoren gleichzeitig je ein elektromagnetisches
Wechselfeld angergt wird und bei allen Spiegeln (12a, 12b, 12c, 12d) elektromagnetische
Strahlung in Form von mm-Wellen ausgekoppelt wird.
4. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Resonator
(6, 7) mindestens einen, gegenüber der Resonatorlängsachse (10, 11) beweglichen Spiegel
(12a, 12c) zum Einstellen einer Güte und einer Resonanzfrequenz des Resonators (6,
7) aufweist.
5. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Resonatoren
(6, 7) so ausgebildet sind, dass die darin angeregten Wechselfelder mit Frequenzen
schwingen, welche in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen.
6. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Resonatoren
(6, 7) so ausgebildet sind, dass die darin angeregten Wechselfelder mit Frequenzen
schwingen, welche sich prozentual nur wenig unterscheiden.
7. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die beweglichen
Spiegel (12a, 12c) gegenüber der jeweiligen Resonatorlängsachse so eingestellt sind,
dass stets nur in einem Resonator (6, 7) ein elektromagnetisches Wechselfeld angeregt
werden kann.
8. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
a) genau ein weiterer Resonator (7) vorgesehen ist und dass
b) der Winkel (α) zwischen den Resonatorlängsachsen etwa 30° beträgt.
9. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
a) die Resonatoren (6, 7) hoher Leistung zwischen zwei koaxial zur Elektronenstrahlachse
(1) ausgerichteten Spulen (8a, 8b) in Helmholtz-Anordnung zur Erzeugung des statischen
Magnetfeldes angeordnet sind und dass
b) zur Erhöhung des Wirkungsgrades des Gyrotrons ein Steuerresonator (2) so angeordnet
ist, dass die Elektronen zuerst den Steuerresonator (2) und eine Driftzone (4) durchlaufen,
bevor sie in die Resonatoren (6, 7) eintreten.
10. Quasi-optisches Gyrotron nach Anspruch 8 und 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Phasenlage der Elektronen so justiert wird, dass sie in Bezug auf eine Winkelhalbierende
der Resonatorlängsachsen (10, 11) optimal ist.