[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus maritimen Vorkommen,
bei dem das ungereinigte Gas auf einer Produktionsplattform oder -Schiff anfällt,
einer Entsäuerung und/oder einer Reinigung von Kohlendioxid und von Wasser unterzogen
wird und einem LNG-Tankschiff zur Verflüssigung nach dem Joule-Thomson Effekt zugeführt
wird.
[0002] Erdgasproduktionsplattformen und die zugehörigen Handhabungstechniken sind in der
Erdöl-Erdgas-Zeitschrift (URBAN-Verlag, Neumann-Reichardtstr. 34, D-2000 Hamburg 70)
beschrieben:
- Offshore-Erdgasverflüssigung in der Nordsee
93. Jg., August 1977, Seite 268-271;
- LNG-Transfersystem als Verbindungsleitung zweier schwimmenden Einheiten einer Offshore-Erdgasverflüssigungsanlage,
93. Jg., August 1977, Seite 277-282;
- Erdgasverflüssigungsanlagen auf Produktionsplattformen für die Nordsee
96. Jg., November 1980, Seite 409-413;
- Nutzung marginaler Erdgasvorkommen mit nennenswerten NGL-Anteil durch Erdgasverflüssigung
und Offshore-Tankerverladung
97. Jg., September 1981, Seite 314-320.
[0003] Im weiteren Zeigt die DE-A-32 00 958 ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus maritimen
Lagerstätten, wobei die Verflüssigung vollständig auf dem LNG-Tankschiff vorgenommen
wird, indem Druckerhöhungs- und Kühlsysteme vom Energiesystem des LNG-Tankschiffs
oder von einer auf dem LNG-Tankschiff installierten Energiequelle gespiesen werden.
Es entstehen damit Einschränkungen für das wirtschaftliche Betanken, indem entweder
niedrige Produktionsraten und lange Tankzeiten in Kauf genommen werden oder jedes
LNG-Tankschiff mit im Vergleich zur Fahrantriebsleistung überdimensionierten Energiequellen
ausgerüstet wird. Im weiteren ist die Weiterverarbeitung von nicht verflüssigten
Gasanteilen wie Stickstoff und Methan auf dem LNG-Tankschiff nicht gezeigt.
[0004] Die wirtschaftliche Situation präsentiert sich heute so, dass einerseits mehr als
genügend LNG-Tankschiffe weltweit vorhanden sind und dass andererseits bei der Erdölaufbereitung
wesentlich höhere Forderungen bezüglich Umweltverträglichkeit zu erfüllen sind. So
wird in bestimmten Ländern beim Erdölfördern auf Plattformen im Meer das Abfackeln
von Flash-Gas neuerdings verboten. Plattformen, die beispielsweise 1500 m³/h Oel fördern,
müssen mit 200 t/h Flash-Gas fertig werden, was die Existenz der Plattform in Frage
stellt, wenn Reinjizieren im Oelfeld und Gaspipelines zum Festland nicht möglich sind.
[0005] Hier schafft die Erfindung Abhilfe. Sie löst die Aufgabe, gereinigtes Flash-Gas mit
vorhandenen LNG-Tankschiffen in flüssiger Form bei Atmosphärendruck zu bunkern. Gemäss
der Erfindung wird die Aufgabe gelöst, indem die zur Verflüssigung durch Vorkühlung
und Expansion notwendigen Drücke und Temperaturen für einen Reingasstrom bereits mit
der Leistung von Energieerzeugern der Produktionsplattform oder-Schiff erzeugt sind,
bevor das Gas über eine Hochdruckversorgungsleitung auf das LNG-Tankschiff gelangt,
und indem mindestens ein Kompressor auf dem LNG-Tankschiff die nicht verflüssigten
Restgase über eine Rückführleitung zu Produktionsplattform oder -Schiff zurückfördert.
[0006] Die Vorteile der Erfindung sind darin zu sehen, dass zum einen die Energie für eine
spätere Verflüssigung bereits auf Produktionsplattform oder -Schiff aufgebracht wird
und die Investition für die dafür notwendige Anlage unabhängig von der Anzahl und
Grösse der LNG-Tankschiffe nur einmal getätigt werden muss. Zum anderen ist auch bei
einer befristeten Benutzung von LNG-Tankschiffen deren Einsatz wirtschaftlich gerechtfertigt,
da die Anlagenveränderungen auf den Schiffen mit später wieder demontierbaren Skids
auf dem Oberdeck erreicht werden.
[0007] Das Erdgas selbst kann sowohl aus einer Erdgasquelle als auch aus einer Bohrung mit
Erdölbegleitgas stammen.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand von einem schematisch dargestellten Ausführungsbeispiel
beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht von Produktionsplattform oder -Schiff für eine
Bohrstelle mit Erdölbegleitgas mit den Verbindungsleitungen zu einem LNG-Tankschiff;
Fig. 2 ein Fliessbild für die Gasverarbeitung entsprechend der Anordnung in Fig.
1.
[0009] In den Figuren ist eine Produktionsplattform oder -Schiff A über dem Meeresboden
dargestellt, der Rohöl mit Begleitgas in einer Leitung 1 zugeführt wird und die in
einer Produktion 2 aufbereitetes Oel nach Zwischenlagerung im Tank 9 über eine Leitung
3 abgibt. Das vorgereinigte Gas wird über eine Zuleitung 4 einer Kohlendioxidreinigung
6, einer eventuellen Entsäuerung 7 und einer Dehydrierung 8 unterworfen und einem
LNG-Tankschiff C zur Verflüssigung nach dem Joule-Thomson-Effekt zugestellt. Erfindungsgemäss
werden die zur Verflüssigung durch Expansion notwendigen Drücke und Temperaturen einem
Reingasstrom 11 durch eine Kompressions- und Kühleinheit 10 erteilt, deren Leistung
von Energieerzeugern 12 auf Produktionsplattform oder -Schiff A gespeist ist; im weiteren
wird das verdichtete Gas bei Drücken, die in der Regel höher sind als der kritische
Druck des Gasgemisches, über eine Hochdruckversorgungsleitung 25, die direkt oder
über Auftriebskörper oder Bojen B zum LNG-Tankschiff geführt ist, einer Expansionsgruppe
30 zur Erzeugung von bei etwa 1 bar flüssigen LNG zugeführt; schliesslich werden die
nicht-verflüssigten Restgase 36, 37 mit einer Kompressorgruppe 40 verdichtet und gekühlt
über eine ähnlich wie die Hochdruckversorgungsleitung 25 geführte Rückführleitung
26 bei ungefähr 30 bar auf Produktionsplattform oder -Schiff A zurückgebracht.
[0010] Die Kompressions- und Kühleinheit 10 besteht aus Kompressoren 13, 14 mit Antrieb
und Energieerzeuger 12, aus Kühlern 17, 22 mit Kühlmedien 23, 24 und aus Flüssigkeitsabscheidern
15, 16, die abgeschiedene Flüssigkeitsbestandteile über eine Rücklaufleitung 5 in
den Produktionsbereich 2 zurückfördern. Die Expansionsgruppe 30 besteht im wesentlichen
aus einem Vorkühler 28 mit nachgeschalteter Expansionsstufe 31 und Flüssigkeitsabscheider
29, der den gasförmigen Teil als Kühlmedium über den Vorkühler 28 in die Rückführleitung
26 einspeist und der den Flüssiganteil einer Cold Box 27, die in diesem Fall zwei
Expansionsstufen 32, 33 mit nachgeschalteten Abscheidern 34 aufweist und aus der
das flüssige LNG abgezogen wird, zugeführt. Die nicht-verflüssigten Restgase aus der
Cold Box 27 werden von den Kompressoren 41, 42 über Zuleitungen 36, 37, 39 abgesogen
und verdichtet über Zuleitung 38 durch einen Nachkühler 48 mit Kühlmedium 49 in eine
Rückführleitung 26 geführt. Die Kompressorgruppe 40 ist zweigehäusig 41, 42 und wird
von einer Gegendruckdampfturbine 43 angetrieben, um den Raumbedarf für Nassdampfleitungen
und für den Kondensator 46 in vernünftigen Grenzen zu halten. Der Dampf wird vom Dampfkessel
des LNG-Tankschiffes C über eine Zuleitung 44 eingespeist. Das Kondensat wird in einem
Kondensatkühler 50 durch ein flüssiges Kühlmedium 53 unterkühlt. Der Transport erfolgt
für das Kondensat durch eine Kondensatpumpe 51 mit Leitung 47 zum Dampfkessel zurück
und für das Kühlmedium 53 durch eine Flüssigkeitspumpe 52. Der Prozess kann durch
die Kühlwirkung der Verdampfer 60, 70, 80 von geschlossenen Kältekreisläufen unterstützt
werden, die vor der ersten Kompression des Reingases 11 und/oder als Zwischenkühler
bei der Kompression und/oder als zusätzlicher Vorkühler vor der ersten Expansionsstufe
31 zugeschaltet sind.
1. Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus maritimen Vorkommen, bei dem das ungereinigte
Gas auf einer Produktionsplattform oder -Schiff (A) anfällt, einer Entsäuerung (7)
und/oder einer Reinigung von Kohlendioxid (6) und von Wasser (8) unterzogen wird und
einem LNG-Tankschiff (C) zur Verflüssigung nach dem Joule-Thomson Effekt zugeführt
wird, dadurch gekennzeichnet, dass die zur Verflüssigung durch Vorkühlung und Expansion
notwendigen Drücke und Temperaturen für einen Reingasstrom (11) bereits mit der Leistung
von Energieerzeugern (12) der Produktionsplattform oder-Schiff (A) erzeugt sind, bevor
dieser über eine Hochdruckversorgungsleitung (25) auf das LNG-Tankschiff gelangt,
und dass mindestens ein Kompressor (41,42) auf dem LNG-Tankschiff (C) die nicht-verflüssigten
Restgase über eine Rückführleitung (26) zu Produktionsplattform oder-Schiff (A) zurückfördert.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Kompressor
(13, 14) auf der Produktionsplattform oder dem Produktionsschiff (A) installiert
ist, der den höchsten Zustandsdruck für das im System geförderte Gas erzeugt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb der Kompressoren
(13,14) auf Produktionsplattform oder-Schiff (A) zur Druckerhöhung des Reingases (11)
durch eine Gasturbine (12) erfolgt, deren Brennkammer auch nicht-verflüssigte Restgase
(26) zugeführt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem
LNG-Tankschiff (C) vorhandene Dampfkesselanlagen zum Antrieb der Kompressoren (41,
42) für nicht-verflüssigte Restgase (26) über Gegendruckdampfturbinen (43) verwendet
sind.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
eine Expansionsstufe (32, 33) in einer Cold Box (27) verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem
LNG-Tankschiff (C) selbsttragende Baugruppen auf dem Oberdeck befestigt werden, die
eine Expansionsgruppe (30) für das Ausfällen von LNG und/oder eine Kompressorgruppe
(40) mit Antrieb (43) für das Rückfördern der nicht-verflüssigten Restgase enthalten.
7. Verfahren zum Gewinnen von Erdgas nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass zur Unterstützung des Verfahrens geschlossene Kältekreisläufe eingesetzt werden,
deren Verdampfer (60, 70) auf der Produktionsplattform oder dem Produktionsschiff
(A) dem Reingas (11) zusätzlich Wärme entziehen, um schwerere Komponenten für die
Aufrechterhaltung des Prozesses auszufällen und um Kompressionsarbeit zu sparen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass zur Unterstützung
des Verfahrens geschlossene Kältekreisläufe eingesetzt werden, deren Verdampfer (80)
auf dem LNG-Tankschiff (C) dem verdichteten Gas zur Verflüssigung vor der Cold Box
(27) zusätzlich Wärme entziehen.