[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Hydrierung von Kohle, Schweröl, Bitumen
oder dergleichen. Bei Temperaturen zwischen 250 und 350
oC, vorzugsweise zwischen 380 und 480
oC und Drücken zwischen 50 und 700 bar, vorzugsweise zwischen 100 und 325 bar, Abscheidung
des Heißabschlammes, insbesondere bei Temperaturen unterhalb der Hydriertemperatur,
wobei der Heißabschlamm mit Gas gestrippt wird.
[0002] Flüssige Kohlenwasserstoffe werden nach verarbeitungs- und produktionsspezifischen
Bedingungen in Produkte unterschiedlicher Siedebereiche, wie z. B. Gas, Flüssiggas,
Benzin, Mittelöl, Schweröl und Rückstand in atm. Destillen aufgearbeitet. Die Sumpfprodukte
der Destillen, s. g. Rückstände, werden entweder zu leichten Produkten konvertiert
und wie oben beschrieben in Produkt und Rückstände aufgetrennt oder als Brennstoff
eingesetzt (Heizöl-S) und zu Bitumen weiterverarbeitet.
[0003] Nach dem Stand der Technik werden die Rückstände in Vakuumanlagen bei ca. 400 - 450
°C und 20 - 10 mbar distilliert. Dieses Verfahren ist z. B. in jeder Raffinerie üblich.
[0004] Eine andere Möglichkeit zur Trennung von Kohlenwasserstoffen bietet die Extraktion.
Dabei werden die Eigenschaften der unterschiedlichen Löslichkeit von Flüssigkeiten
genutzt. Das Extraktionsmittel löst das Extrakt aus einem Stoffgemisch. Das Extraktionsmittel
wird durch die Abtrennung des Extraktes regeneriert und im Kreislauf eingesetzt. Die
Trennung kann ebenfalls über Extraktion oder über Distillation erfolgen.
[0005] Als Besonderheit zur Trennung von paraffinischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen
und Kohlenwasserstoffgruppen von Asphalten ist die überkritische Extraktion bekannt.
Dabei werden als Extraktionsmittel überwiegend Komponenten in überkritischem Zustand
eingesetzt, d. h. das die Partialdrücke bei Gemischen die krit. Daten überschreiten
müssen.
[0006] Als Beispiel hierzu die kritischen Daten von einigen Kohlenwasserstoffen:
|
TKr |
PKr |
H₂ |
- 240 |
13 |
Methan |
- 82 |
46 |
Äthan |
35 |
49 |
Propan |
97 |
42 |
n-Butan |
152 |
34 |
[0007] Bekannte Verfahren zeigen bei der praktischen Anwendung erhebliche Nachteile.
[0008] So sind die Nachteile bei Einsatz von Vakuumdestillationsanlagen darin zu sehen,
daß
- die Erzeugung des Vakuum ein erheblicher Dampfeinsatz erfordert und Abwasserprobleme
nach sich zieht,
- durch das Vakuum Sicherheitsprobleme bei Undichtigkeiten im System (O₂-Einbruch,
Explosionsgefahr) entstehen,
- durch die hohe Temperatur Verkokungsprobleme durch ungesättigte Kohlenwasserstoffe
entstehen, die einerseits auf die Produktqualität Einfluß nehmen und andererseits
zu Betriebsstörungen führen. In der Regel kann deshalb eine max. Temperatur von 450
°C nicht überschritten werden.
- durch die erzeugten hochviskosen Sumpfprodukte Austragsprobleme mangels erforderlichem
NPSH-Wert an der Austragspumpe entstehen,
- durch die hohen Geschwindigkeiten am Eintritt (ca. 120 m/s) Verschleißprobleme
in Ventilen und an der Kolonne entstehen und schließlich zur Panzerung der Systeme
führt,
- durch das Vakuum aufgrund der geringen Dämpfedichte großer Apparatedurchmesser
gewählt werden müssen, um die Dämpfegeschwindigkeit auf technisch vertretbare Werte
(Flüssigkeitsentriß, Druckverlust) zu begrenzen, was zu hohen Investkosten führt.
[0009] Die Nachteile des Extraktionsverfahrens liegt darin, daß
- bei diesen Verfahren stoffcharakteristische Eigenschaften angesprochen werden und
somit zu jedem Extrakt ein spezielles Extraktionsmittel gefunden werden muß, d. h.,
universell einsetzbare Extraktionsmittel gibt es nicht,
- die Regenerierung des Extraktmittels stoffabhängig und Apparateintensiv ist. Sie
kann durch Extraktion, Destillation und Druckänderung verbunden mit Temperaturänderungen
erfolgen,
- durch den Regenerationsaufwand ist ein erheblicher Apparateaufwand verbunden mit
hohen Investitionskosten erforderlich,
- durch die Löslichkeitsgleichgewichte ist immer ein Extraktionsmittelverlust vorhanden,
der zu hohen Betriebsmittelkosten führen kann.
[0010] Die aufgezeigten Nachteile beim Einsatz von Vakuum- und Extraktionsanlagen können
durch den Einsatz der Erfindung beseitigt werden.
[0011] Zwar ist in der DE-OS 31 23 535 beschrieben, daß die Abtrennung der gewünschten
Komponente durch Strippung mit Gas erfolgen kann. Dabei erfolgt die erforderliche
Partialdruckveränderung der Dämpfe zur Abtrennung der Produkte durch das erzeugte
Vakuum. Das bekannte Verfahren arbeitet jedoch nicht optimal. Der Erfindung liegt
daher die Aufgabe zugrunde, daß aus der DE-OS 31 23 535 bekannte Verfahren zu verbessern.
Nach der Erfindung wird das dadurch erreicht, daß die erforderliche Partialdruckveränderung
der Dämpfe zur Abtrennung der Produkte durch das eingesetzte Gas erzeugt wird. Die
Verdampfungswärme kann mit der Eintrittstemperatur der Flüssigkeit und/oder vorzugsweise
mit der Eintrittstemperatur des Gases bereitgestellt werden.Vorteilhafterweise erfolgt
die Abtrennung unter Erniedrigung der Temperatur bei konstantem Druck (Kondensation).
[0012] In der Zeichnung ist das erfindungsgemäße Verfahren schematisch dargestellt:
[0013] Zum Strippbehälter 1 werden die im Ofen 4 und 5 vorgewärmten Ströme 6 als Flüssigkeit
und 7 als Gas vermischt und die abzutrennenden Komponenten als Produkt abgestrippt.
Diese gelangen dann mit dem Gas als Strom 8 über Kopf und werden im Kondensator 2
auskondensiert. Im Trennbehälter 3 erfolgt die Trennung des Einsatzgases vom Produkt.
Das Produkt verläßt den Trennbehälter als Strom 9 , die Gase verlassen den Trennbehälter
als Strom 10 über Kopf.
[0014] Der Rückstand verläßt den Strippbehälter 1 als Strom 1].
[0015] Das Verfahren arbeitet im
- Temperaturbereich zwischen 250 °C - 600 °C und im
- Druckbereich zwischen 1,2 bar - 150 bar.
[0016] Als Gas kann jedes Raffineriegas, Erdgas od. Stadtgas eingesetzt werden, vorzugsweise
H₂-haltiges Gas zwischen 20 - 100 Vol.-% H₂ die als Abfallgase in Raffinerien und
Petrochemischen Betrieben zwangsweise anfallen.
[0017] Der Vorteil des Verfahrens besteht darin, daß im Vergleich zu Vakuumanlagen
- keine Abwasserprobleme entstehen, da der Strahlerdampf entfällt,
- keine Sicherheitsprobleme durch O₂-Einbruch auftreten, da das Verfahren mit Überdruck
arbeitet,
- die Temperaturbegrenzung von ca. 450 °C aufgehoben ist und keine Verkokungsprobleme
auftreten, da Wasserstoff zur Absättigung der ungesättigten Komponenten in Überschuß
vorhanden ist,
- der Sumpfaustrag stellt keine Probleme dar, da im Behälter genügend Druck zur Abregelung
vorhanden ist, um selbst Viskositäten bis ca. 3.000 m Pa s mühelos abzuregeln. Bei
Vakuumkolonne scheitert der Austrag bei ca. 800 m Pa s durch Abriß der Saugpumpe,
- die Verschleißprobleme durch hohe Geschwindigkeit nicht auftreten,
- die Apparateabmessungen, bedingt durch den Prozeßdruck von > 1,2 bar, sind klein
und somit können auch Investitionskosten eingespart werden,
- die aufgeführten Nachteile des Extraktionsverfahrens entfallen ganz, da bei diesem
Verfahren nicht die Veränderung des Flüssigkeits-Flüssigkeitsgleichgewichts, sondern
das der Gas-/Dämpfe-Flüssigkeitsgewichts ausgenutzt wird.
[0018] Insgesamt wird der Apparate- und Maschinenaufwand erheblich reduziert.
Beispiel 1:
[0019] In einer Hydrieranlage wurde der anfallende Rückstand versuchsweise durch die im
Bild 2 dargestellte Strippanlage behandelt.
[0020] Der mit ca. 420 °C anfallende Hydrierrückstand 11 (ein Feststoff-Asphaltgemisch
mit ca. 40 % Öl < 500 °C siedend) wird von 40 bar auf 10 bar im Behälter 1 entspannt.
[0021] Prozeßbedingt fällt im vorgeschalteten Prozeß ein H₂-reiches Entspannungsgas 14
an, das im Ofen 5 auf 450 °C erwärmt und in den Sumpf des Entspannungsbehälters 1
gefahren wird.
[0022] Das Entspannungsgas geht mit dem abgestrippten Öl über Kopf des Behälters als Strom
15 und wird im Kühler 9 auf 30 °C abgekühlt. Dabei kondensiert das abgestrippte Öl.
Im Behälter 3 wird dieses Öl 17 von Entspannungsgas 16 getrennt.
[0023] Der Rückstand 12 wird standgeregelt aus dem Behälter 1 ausgeschleußt. Die Rückstandsqualität
wird durch Erhöhung oder Senkung der Entspannungsgastemperatur nach dem Ofen eingestellt.
[0024] In nachfolgenden Tabellen 1 u. 2 (siehe Anlage 1) ist die Produktqualität und die
Rückstandsqualität beim Betrieb einer Vakuumkolonne und einer Strippanlage gegenübergestellt.
[0025] Die Ergebnisse zeigen, daß unter den Versuchsbedingungen gleichwertige Produkte und
Rückstandsqualitäten erzeugt werden können.
Beispiel für eine Prozeßanlage:
[0026] Eine Rückstands-Strippanlage für einen Produktionsprozeß würde 1- oder mehrstufig
mit Wärmerückgewinnung ausgeführt werden. Zur Darstellung wird als Beispiel eine zweistufige
Strippanlage beschrieben (s. Bild 3).
[0027] Der aufzuarbeitende Rückstand 11 gelangt über einen Wärmetauscher im Gegenstrom zum
aufgearbeiteten Rückstand 26 und einem Ofen 24 in den ersten Strippbehälter 1 . Hier
wird in dem Sumpf das im Wärmetauscher 7 und Ofen 5 aufgewärmte Strippgas 14 geleitet.
[0028] Das mit Öl angereicherte Strippgas 15 verläßt über Kopf den ersten Strippbehälter
1 und wird in den Wärmetauscher 7 und den Kühler 9 soweit abgekühlt, daß das Öl im
Behälter 3 kondensiert. Das Kondensat 17 wird standgeregelt abgefahren. Das verbleibende
Strippgas 16 geht druckgeregelt in die zweite Stufe.
[0029] Der jetzt teilweise entölte Rückstand 12 gelangt über ein Standregelventil in den
zweiten Strippbehälter 2 . Das Strippgas aus der ersten Stufe 19 wird wieder über
einen Wärmetauscher 8 und einen Ofen 6 in den Sumpf des Strippbehälters 2 geleitet.
Ggf. können hier noch andere Prozeßgase 18 eingeleitet werden.
[0030] Das ölhaltige Strippgas 20 verläßt über Kopf den Behälter 2 und wird im Wärmetauscher
8 und im Kühler 10 soweit abgekühlt, daß das Öl im Behälter 4 kondensiert. Dieses
Kondensat 22 wird standgeregelt dem Öl aus der ersten Stufe 17 beigemischt und verläßt
als Produkt 23 die Anlage.
[0031] Der entölte Rückstand 13 wird im Wärmetauscher 25 abgekühlt.
[0032] Wenn in ausreichender Menge Prozeßgase zum Strippen vorhanden sind 14 , 18 wird das
Strippgas aus dem Kondensatbehälter 4 druckgeregelt 21 zur Gasaufbereitung ausgeschleust.
Ansonsten würde ein Kompressor 27 das Gas wieder zur ersten Strippstufe transportieren.
Die Anlage würde somit als Kreisprozeß betrieben. Dadurch sind ausschließlich die
Strippgasverluste in 14 abzudecken.
Anlage 1 Versuchsergebnisse zu Bild 2
[0033]
Tabelle 1
Vergleich der Siedelagen der Produktöle |
Vol.-% |
Vakuumflash |
Strippkondensat |
|
Temperatur |
0 |
212 |
193 |
10 |
242 |
261 |
20 |
256 |
285 |
30 |
270 |
302 |
40 |
289 |
316 |
50 |
291 |
333 |
60 |
299 |
350 |
70 |
314 |
365 |
80 |
333 |
385 |
90 |
356 |
417 |
100 |
435 |
504 |
Dichte (kg/m³) |
968 |
1.009 |
Feststoffgehalt (Gew.-%) |
0,03 |
0,02 |
Tabelle 2
Vergleich der Rückstandsqualitäten |
|
Vakuumkolonne |
Strippung |
Viskosität (Pa s) |
0,62 |
0,522 |
Fließgrenze (Pa) |
16 |
27 |
Asche (Gew.-%) |
13 |
21 |
Erweichungspunkt (°C) |
159 |
160 |
Feststoffe (Gew.-%) |
44 |
43 |
Festoffe u. Asphaltene (Gew.-%) |
56 |
55 |
1. Verfahren zur Hydrierung von Kohle, Schweröl, Bitumen oder dergleichen bei Temperaturen
zwischen 250 und 550oC, vorzugsweise zwischen 380 und 480oC und Drücken zwischen 50 und 700 bar, vorzugsweise zwischen 100 und 325 bar, Abscheidung
des Heißschlammes, insbesondere bei Temperauren unterhalb der Hydriertemperatur,
wobei der Heißabschlamm mit Gas gestrippt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die erforderliche
Partikaldruckveränderung der Dämpfe zur Abtrennung der Produkte durch das eingesetzte
Gas erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdampfungswärme mit
der Eintrittstemperatur der Flüssigkeit und/oder mit der Eintrittstemperatur des
Gases bereitgestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß im Strippbehälter
eine Temperatur zwischen 250 bis 600 oC und/oder ein Druck von 1 bis 150 bar herrscht.