[0001] Die Erfindung betrifft triacetinhaltige textile Gleitmittel, ein Verfahren zur Reduzierung
der Viskosität textiler Gleitmittel sowie die Verwendung von Triacetin als Stellmittel
in textilen Gleitmitteln.
[0002] Bei der Herstellung von synthetischen Fasermaterialien wird unmittelbar nach der
Bildung der Filamente die Oberfläche der Fäden mit sogenannten Faserpräparationen
behandelt ("Chemiefasern/Textil-Industrie"
1977, 328 - 335). Es ist allgemein bekannt, daß ohne eine solche Präparierung Synthesefasern
weder hergestellt noch in der textilen Weiterverarbeitung verwendet werden können.
Das Aufbringen eines Glättemittels ist notwendig, weil die ursprüngliche Oberfläche
der meisten polymeren Fasermaterialien hohe Reibungskräfte verursacht, so daß durch
die ständigen Kontakte mit beispielsweise Leitorganen während der Herstellungs- und
Verarbeitungsprozesse ein Abscheuern der Fasern erfolgt, was letztlich zu Filament-
oder Garnbrüchen führen kann. Des weiteren nehmen polymere Filamentmaterialien im
allgemeinen nur wenig Wasser auf. Sie neigen daher dazu, zu isolieren und elektrische
Aufladungen hervorzurufen. Selbst wenn die Fasern mit einem Glättemittel versehen
sind, können trotzdem noch durch Reibung elektrostatische Aufladungen entstehen und
das Abstoßen eines Filaments vom anderen kann den Verarbeitungsprozeß erschweren,
wenn nicht sogar unmöglich machen.
[0003] Schmälzen sollen eine optimale Garnherstellung aus losen oder vorgeordneten Fasermaterialien
gewährleisten und müssen daher insbesondere die Haft- und Gleiteigenschaften von
Synthesestapelfasern, Naturfasern und/oder Mischungen von natürlichen und synthetischen
Fasermaterialien verbessern (Chwala/Anger: "Handbuch der Textilhilfsmittel", Kap
3.7, Verlag Chemie, Weinheim 1977).
[0004] Viele Faserpräparationen und Schmälzen, die als Hauptwirksubstanzen Glättemittel,
Antistatika und/oder Emulgatoren enthalten, sind fest, pastös oder zähflüssig. Da
aus verarbeitungstechnischen Gründen flüssigen Faserpräparationen und Schmälzen der
Vorzug gegeben wird, werden Faserpräparationen und Schmälzen mit Stellmitteln (Verdünnungsmitteln)
in eine flüssige Form überführt. Je höher der für die gewünschte Viskosität benötigte
Gehalt an Stellmitteln ist, um so mehr nimmt jedoch die Wirksamkeit, insbesondere
die Gleitmittelwirksamkeit, der Präparationen und Schmälzen ab. Üblicherweise werden
als Stellmittel Glykole und/oder Alkylglykole eingesetzt eingesetzt, die jedoch hinsichtlich
ihrer Toxikologie nicht unbedenklich sind.
[0005] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe bestand daher in der Entwicklung von Faserpräparationen
und Schmälzen, die eine für die Applikation geeignete Viskosität besitzen, die die
Gelneigung von Faserpräparationen und Schmälzen verhindern, zumindest jedoch erheblich
reduzieren und die Fasermaterialien ausgezeichnete Glätteeigenschaften und eine sehr
gute Antistatik verleihen. Des weiteren wird an die zu entwickelnden Faserpräparationen
und Schmälzen die Bedingung gestellt, physiologisch unbedenklich zu sein.
[0006] Überraschenderweise wurde gefunden, daß die an die Faserpräparationen und Schmälzen
gestellten hohen Anforderungen von triacetinhaltigen Faserpräparationen und Schmälzen
erfüllt werden.
[0007] Gegenstand der Erfindung sind dementsprechend textile Gleitmittel auf Basis von Glättemitteln,
Antistatika und/oder Emulgatoren, welche dadurch gekennzeichnet sind, daß diese als
Stellmittel Triacetin enthalten.
[0008] Weiterer Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zur Reduzierung der Viskosität textiler
Gleitmittel, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß textile Gleitmittel auf Basis
von Glättemitteln, Antistatika und/oder Emulgatoren mit Triacetin vermischt werden.
[0009] Ferner ist die Verwendung von Triacetin als Stellmittel in textilen Gleitmitteln
Erfindungsgegenstand.
[0010] Der Begriff "textile Gleitmittel" umfaßt insbesondere Faserpräparationen und Avivagemittel,
beispielsweise Schmälzen ("Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie", Band 23,
Seiten 5 - 6, Verlag Chemie Weinheim 1983).
[0011] Das erfindungsgemäß einzusetzende Triacetin kann in an sich bekannter Weise, beispielsweise
gemäß EP 33 929 durch Umsetzung von Glycerin mit Essigsäure und Essigsäureanhydrid,
gegebenenfalls in Anwesenheit von Katalysatoren, hergestellt werden.
[0012] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen textilen Gleitmittel, insbesondere Faserpräparationen
und Schmälzen werden Glättemittel und/oder Antistatika und/oder Emulgatoren und/oder
gegebenenfalls weitere Additive und/oder gegebenenfalls Wasser bei 18 bis 25 °C mit
Triacetin vermischt. Bevorzugt werden textile Gleitmittel, die
35 bis 95 Gew.-% Glättemittel, Emulgatoren, Antistatika und/oder Netzmittel
1 bis 40 Gew.-% Triacetin
0 bis 10 Gew.-% Additive, z. B.
pH-Wert-Regulantien, Fadenschlußmittel, Bakterizide und/oder Korrosionsschutzmittel
und
0 bis 50 Gew.-% Wasser
enthalten. Textile Gleitmittel mit
35 bis 95 Gew.-% Glättemitteln, Emulgatoren, Antistatika und/oder Netzmitteln
5 bis 30 Gew.-% Triacetin
0 bis 10 Gew.-% Additiven und
0 bis 30 Gew.-% Wasser
werden besonders bevorzugt.
[0013] Die erfindungsgemäßen textilen Gleitmittel können als Glättemittel, beispielsweise
Mineralöle, Fettsäureester mit 8 bis 22 C-Atomen im Fettrest und 1 bis 22 C-Atomen
im Alkoholrest, beispielsweise Palmitinsäuremethylester, Isobutylstearat und/oder
Talgfettsäure-2-ethylhexylester, Polyolcarbonsäureester, beispielsweise Kokosfettsäureester
von Glycerin und/oder alkoxylierten Glycerinen, Silikone, beispielsweise Dimethylpolysiloxan
und/oder Polyalkylenglykole, beispielsweise Ethylenoxid/Propylenoxid-Mischpolymere
mit mittleren Molekulargewichten zwischen 600 und 6.000 (Chemiefasern/Textil-Industrie
1977 335) enthalten. Als Emulgatoren, Netzmittel und/oder Antistatika kommen anionische,
kationische und/oder nichtionische Tenside in Betracht, wie Mono- und/oder Diglyceride,
beispielsweise Glycerinmono-und/oder Glycerindioleat, alkoxylierte, vorzugsweise
ethoxylierte und/oder propoxylierte Fette, Öle, Fettalkohole mit 8 bis 24 C Atomen
und/oder C₈₋₁₈-Alkylphenole, beispielsweise Rizinusöl mit 25 Mol Ethylenoxid (EO)
und/oder C₁₆₋₁₈-Fettalkohol mit 8 Mol Propylenoxid und 6 Mol EO, gewünschtenfalls
alkoxylierte C₈₋₂₄-Fettsäuremono- und/oder -diethanolamide, beispielsweise gegebenenfalls
ethoxyliertes Ölsäuremono- und/oder -diethanolamid, Talgfettsäuremono- und/oder -diethanolamid
und/oder Kokosfettsäuremono- und/oder diethanolamid, Alkali- und/oder Ammoniumsalze
alkoxylierter, vorzugsweise ethoxylierter und/oder propoxylierter, gegebenenfalls
endgruppenverschlossener C₈₋₂₂-Alkyl- und/oder C₈₋₂₂-Alkenylalkoholsulfonate, Umsetzungsprodukte
aus gegebenenfalls alkoxylierten C₈₋₂₂-Alkylalkoholen mit Phosphorpentoxid oder Phosphoroxychlorid
in Form ihrer Alkali-, Ammonium- und/oder Aminsalze, beispielsweise Phosphorsäureester
von ethoxyliertem C₁₂
/₁₄-Fettalkohol, neutralisiert mit Alkanolaminen, Alkali- und/oder Ammoniumsalze von
C₈₋₂₂-Alkylsulfosuccinaten, beispielsweise Natriumdioctylsulfosuccinat und/oder Aminoxiden,
beispielsweise Dimethyldodecylaminoxid. Bei dieser beispielhaften Aufzählung von
Glättemitteln, Emulgatoren, Antistatika und/oder Netzmitteln muß berücksichtigt werden,
daß eine Vielzahl der genannten Substanzen nicht nur eine Funktion, sondern mehrere
Funktionen besitzen: Beispielsweise kann ein Glättemittel gleichzeitig auch als Antistatikum
und/oder als Emulgator wirken.
[0014] Als fakultative Bestandteile enthalten die erfindungsgemäßen triacetinhaltigen textilen
Gleitmittel Fadenschlußmittel, z. B. Polyacrylate, Fettsäuresarcoside und/oder Mischpolymerisate
mit Maleinsäureanhydrid (Melliand Textilberichte
1977, 197) und/oder Polyurethane gemäß DE 38 30 468, pH-Wert-Regulantien, beispielsweise
C₁₋₄-Carbonsäuren und/oder C₁₋₄-Hydroxycarbonsäuren, wie Essigsäure und/oder Glykolsäure,
Alkalihydroxide, wie Kaliumhydroxid und/oder Amine wie Triethanolamin, Bakterizide
und/oder Korrosionsschutzmittel.
[0015] Üblicherweise werden triacetinhaltige Schmälzen auf Synthesestapelfasern, Naturfasern
oder Mischungen aus natürlichen und synthetischen Fasermaterialien aufgesprüht. Die
Auftragsmenge der Schmälzen in unverdünnter Form oder in Mischung mit Wasser liegt
zwischen 0,1 und 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Fasermaterialien.
[0016] Die Applikation triacetinhaltiger Faserpräparationen erfolgt in bekannter Weise unmittelbar
nach Austritt der Kapillaren aus der Spinndüse. Die Faserpräparationen, die eine Temperatur
zwischen 18 und 60 °C haben, werden mit Hilfe von Auftragswalzen oder mittels Dosierpumpen
über geeignete Applikatoren aufgebracht. Die Auftragsmenge der Faserpräparationen
in unverdünnter Form oder in Form wäßriger Emulsionen liegt zwischen 0,3 und 2 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht der Fadenbündel. Nach der Behandlung mit den Präparationen
werden die Fadenbündel auf Spinnspulen aufgewickelt.
[0017] Die wäßrigen Emulsionen triacetinhaltiger Faserpräparationen enthalten üblicherweise
5 bis 30 Gew.-% der unverdünnten Faserpräparation.
[0018] Aufgrund ihrer niedrigen Viskosität werden die erfindungsgemäßen Faserpräparationen
vorzugsweise unverdünnt auf polymere Filamentmaterialien, beispielsweise Polypropylen-,
Polyester-und/oder Polyamidfilamente appliziert.
[0019] Im Vergleich zu den bekannten, stellmittelhaltigen textilen Gleitmitteln hat die
Verwendung von Triacetin als Stellmittel in textilen Gleitmitteln keinen negativen
Einfluß auf die glättende und antistatische Wirksamkeit solcher textiler Gleitmittel.
Ferner bewirkt Triacetin, das toxikologisch und ökologisch unbedenklich ist, eine
deutliche Reduzierung der Gelneigung von textilen Gleitmitteln.
Beispiele
[0020] Die Viskositäten wurden mittels eines Ubelhode-Viskosimeters bestimmt.
[0021] Es wurden Faserpräparationen folgender Zusammensetzung verwendet:
Faserpräparation A
[0022] 90 Gew.-% Kokosfettsäuremonoester von mit 10 Mol EO ethoxyliertem Glycerin
[0023] 10 Gew.-% Triacetin
[0024] Die Viskosität der Präparation betrug bei 20 °C 146 mm²/sec, die Viskosität einer
20 Gew.-%igen wäßrigen Emulsion bei 20 °C 31 mm²/sec.
Faserpräparation B
[0025] 80 Gew.-% Kokosfettsäuremonoester von mit 10 Mol EO ethoxyliertem Glycerin
[0026] 20 Gew.-% Triacetin
[0027] Die Viskosität der Präparation betrug bei 20 °C 115 mm²/sec, die Viskosität einer
20 gew.-%igen wäßrigen Emulsion bei 20 °C 23 mm²/sec.
Faserpräparation C
[0028] 70 Gew.-% Kokosfettsäuremonoester von mit 10 Mol EO ethoxyliertem Glycerin
[0029] 30 Gew.-% Triacetin
[0030] Die Viskosität der Präparation betrug bei 20 °C 90 mm²/sec, die Viskosität einer
20 gew.-%igen wäßrigen Emulsion bei 20 °C 7,5 mm²/sec.
Spinnpräparation D (Vergleich)
[0031] 100 Gew.-% Kokosfettsäuremonoester von mit 10 Mol EO ethoxyliertem Glycerin
[0032] Die Viskosität betrug bei 20 °C 187 mm²/sec, die Viskosität einer 20 gew.-%igen wäßrigen
Emulsion bei 20 °C 73 mm²/sec.
Anwendungsbeispiele
[0033] Auf präparationsfreiem Polypropylenmultifilament (142 dtex) wurden die unverdünnten
Spinnpräparationen A bis D, die eine Temperatur von 20 °C hatten, über eine Dosierpumpe
aufgetragen (Ölauflage: 0,5 Gew.-%).
[0034] Bei der Auswertung der Versuche wurden folgende Parameter bestimmt:
[0035] Dynamische Reibungskoeffizienten gegen Stahl bei einer Geschwindigkeit von 100 m/min,
gemessen am Rothschild F-Meter (Klima: 20°C, 65 % relative Feuchte)
elektrostatische Aufladung an Stahl bei einer Geschwindigkeit von 100 m/min, gemessen
an Eltex Induktivvoltmeter (Klima: 20 °C, 65 % relative Feuchte)
[0036] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Tabelle 1
Faserpräparation |
dynamische Reibungskoeffizienten |
elektrostatische Aufladung kV/m |
A |
0,485 |
4,5 |
B |
0,480 |
4,5 |
C |
0,480 |
4,5 |
D (Vergleich) |
0,475 |
4,5 |
1. Stellmittelhaltige textile Gleitmittel auf Basis von Glättemitteln, Antistatika
und/oder Emulgatoren dadurch gekennzeichnet, daß diese als Stellmittel Triacetin
enthalten.
2. Textile Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß diese 1 bis 40
Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 30 Gew.-% Triacetin enthalten.
3. Verfahren zur Reduzierung der Viskosität textiler Gleitmittel, dadurch gekennzeichnet,
daß textile Gleitmittel auf Basis von Glättemittel, Antistatika und/oder Emulgatoren
mit Triacetin vermischt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß textile Gleitmittel mit
- bezogen auf die Gesamtpräparation - 1 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise mit 5 bis 30 Gew.-%
Triacetin vermischt werden.
5. Verwendung von Triacetin als Stellmittel in textilen Gleitmitteln.