[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen martensitaushärtbaren Stahl, insbesondere für
die Herstellung von Kunststofformen, sowie dessen Verwendung.
[0002] Martensitaushärtbare Stähle mit 18 % Ni, 8 % Co, 5 % Mo und bis zu 1 % Ti, bei welchen
ein Teil des Nickelgehaltes durch Mangan ersetzbar ist, weisen eine hohe Zugfestigkeit
auf , sind jedoch wegen ihrer für die Aushärtung erforderlichen hohen Kobalt- und
Molybdängehalte teuer. Kobalt- und molybdänfreie Stähle mit einem Gehalt von 12 %
Mn, 5 % Ni und 4 % Ti können zwar ausgehartet werden, jedoch weisen diese Stähle eine
erschwerte Martensitbildung auf, haben daher für die praktische Verwendung als Werkstoff
für Kunststofformen zu hohe Restaustenitgehalte, wobei auch die hohen Titankonzentrationen
zu unwirtschaftlich langen Auslagerungszeiten führen.
[0003] Für die Herstellung von Kunststofformen werden vorwiegend der Kunststofformenstahl
DIN Werkstoff Nr. 1.2311 oder eine schwefelhaltige Variante DIN Werkstoff Nr. 1.2312
verwendet. Diese Stahle können vom Erzeuger auf eine Zugfestigkeit von 900 bis hochstens
1100 N/mm² vergütet und in diesem Zustand zu Formen bzw. Werkzeugen verarbeitet werden,
um Maßänderungen oder Oberflächenbeeinträchtigungen bei einer Wärmebehandlung von
fertigbeschichteten Werkzeugen zu vermeiden.
[0004] Dabei ist einerseits auf Grund der in steigendem Maße erschwerten Bearbeitbarkeit
des Werkstoffes dessen Festigkeit limitiert, andererseits tritt ein hoher Werkzeugverschleiß
bei der Zerspanung von Rohkörpern mit hoheren Festigkeitswerten, z.B. 1050 N/mm

auf.
[0005] Aufgabe der Erfindung war daher, einen Stahl anzugeben, der insbesondere für die
Erzeugung von Kunststofformen geeignet ist und welcher Stahl im vergüteten Zustand
eine Festigkeit von mindestens 1050 N/mm² sowie eine Harte von mindestens 38 HRC bei
verbesserter Isotropie der mechanischen Werte aufweist, leicht spanabhebend bearbeitbar
sowie entsprechend polierbar ist und in diesem Zustand ohne thermische Nachbehandlung
eingesetzt werden kann. Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Stahl mit
einer Zusammensetzung gemäß Anspruch 1 vorgeschlagen.
[0006] Die herkommlichen martensitaushärtbaren Stähle kommen wegen ihres hohen Legierungsgehaltes
und der damit verbundenen Kosten, wegen der aufwendigen Herstelltechnologie für die
Kunststofformen und/oder wegen der schlechten Bearbeitbarkeit durch spanabhebende
Formgebung mit hohem Werkzeugverschleiß nur begrenzt in Frage. Beim erfindungsgemäßen
Stahl bzw. beim erfindungsgemäß zu verwendenden Stahl handelt es sich um eine Eisenbasislegierung
mit den im Anspruch 1 angegebenen Komponenten. Im Stahl sind im Hinblick auf eine
synergistische Wirkung die Legierungselemente in erfindungsgemäß ensprechender Konzentration
enthalten, um gute Bearbeitbarkeit bei geringem Werkzeugverschleiß auch im ausgehärteten,
hohe Zugfestigkeit und Härte des Materials aufweisenden Zustand zu erreichen, wobei
gleichzeitig die Isotropie der mechanischen Werte, die Polierbarkeit bzw. erreichbare
Oberflächenqualität und die Standzeit der Kunststofformen verbessert werden. Es können
dadurch auch große Kunststoffformen hergestellt werden, weil keinerlei thermische
Nachbehandlung bzw. Auslagerung der bearbeiteten Form , die Verzugserscheinungen bewirken
kann, erforderlich ist.
[0007] In der erfindungsgemäßen Legierung ist ein Kohlenstoffgehalt im Bereich von mindestens
0,06 % und hochstens 0,2 %, vorzugsweise 0,08 % bis 0,18 %, insbesondere 0,1 % bis
0,15 %, für ein Erreichen der entsprechenden Matrixfestigkeit - und Härte wichtig.
Gehalte unter 0,06 % C erniedrigen die erreichbare Festigkeit, Gehalte über 0,2 %
C führen zur Versprödung des Materials. Siliziumkonzentrationen unter o,15 % bewirken
einen schlechten Reinheitsgrad und solche über 0,8 % einen Abfall der Zähigkeit des
Werkstoffes trotz Anstieges der Härte. Mangan wirkt austenitstabilisierend, insbesondere
jedoch sulfidbildend, sodaß bei entsprechender Mangan- und Schwefelkonzentration die
Zerspanungseigenschaften des Werkstoffes durch Sulfideinschlüsse verbessert werden.
Bei Schwefelgehalten von 0,12 % bis 0,4 % ist eine Mangankonzentration von 1,4 % bis
3,6 % für eine Sulfidausscheidung mit entsprechender Morphologie und ein gewünschtes
Ausmaß einer Austenitstabilisierung gegeben, wobei die günstigsten Werte bei 0,15
bis 0,25 % Schwefel und 1,8 bis 2,2 % Mangan gefunden wurden. Sulfide bzw. Sulfideinschlüsse
können nach einer Warmumformung zu einer Zeilenstruktur des Werkstoffes und zu einer
Anisotropie der mechanischen Eigenschaften führen und weiters Kolkverschleiß des
Werkzeuges bei einer spanabhebenden Bearbeitung verursachen. Bei Zirkon- und Titangehalten
von 0,01 bis 0,1 %, vorzugsweise von 0,02 bis 0,06 %, insbesondere von 0,03 bis 0,05
% wird die Sulfidmorphologie günstig beeinflußt, sodaß dadurch bei verbesserter Zerspanungseigenschaft
des Werkstoffes eine gesteigerte Isotropie seiner mechanischen Eigenschaften und
eine Verringerung des Werkzeugverschleisses bei der Bearbeitung erreicht werden. Kalziumgehalte
bis 0,01 %, insbesondere in einem Bereich von 0,002 bis 0,006 %, bewirken ein Einformen
von Tonerdespinelleinschlüssen und eine günstige Sulfidmorphologie in der erfindungsgemäß
zusammengesetzten Schmelze. Durch diese Einschlußmodifizierung wird die Isotropie
der mechanischen Eigenschaften und die Bearbeitbarkeit des Werkstoffes weiter verbessert,
insbesondere erfolgt dabei eine wesentliche Verschleißminderung bzw. Standzeiterhöhung
der spanabhebenden Werkzeuge. Vanadingehalte von 0,03 bis 0,15 %, insbesondere von
0,05 bis 0,1 %, erbringen einen Sekundärhärteanstieg bei der Wärmebehandlung und bewirken
eine Kornfeinung und damit verbunden eine hohe Materialzähigkeit. Niob erhält sich
ähnlich wie Vanadin, jedoch ist die kornfeinende Wirkung durch die hohe Kohlenstoffaktivität
des Niobs stärker ausgeprägt, wobei Konzentrationen von 0,03 bis 0,12 % verbesserte
und Gehalte von 0,05 bis 0,08 % die günstigsten Ergebnisse erbringen. Der erfindungsgemäße
Stahl ist weiters mit Kohlenstoff, Mangan, Nickel, Kupfer und Aluminium legiert, welche
Elemente beim Erwärmen auf eine Temperatur von über 800° C im Austenit gelöst und
durch rasche Abkühlung auf Raumtemperatur in Lösung gehalten werden. Ein Wiedererwärmen
bzw. Auslagern bei Temperaturen um 500° C führt zu einem Ausscheiden der Legierungselemente
aus dem Martensit bzw. zur Bildung intermetallischer Phasen oder Verbindungen, die
einen Anstieg der Härte des Werkstoffes bewirken. Bei Mangangehalten von 1,4 bis 3,6
% und Nickelgehalten von 2,8 bis 4,3 % wirken dabei Kupferkonzentrationen von 0,1
bis 4,0 % und Aluminiumkonzentrationen von 0,1 bis 4,0 % festigkeits- und härtesteigernd.
Um jedoch bei einem gewünschten Härte- und Festigkeitsanstieg auf mindestens 38 HRC,
insbesondere 40 HRC,bzw mindestens 1100 N/mm², insbesondere 1200 N/mm

keinen unerwünschten Zähigkeitsverlsut des Materials zu bewirken, sind Gehalte an
Kupfer + Aluminium von 0,9 bis 4,1 % vorzusehen. Die besten Ergebnisse wurden bei
der erfindungsgemäßen Legierung mit Gehalten von 1,8 bis 2,2 % Mangan, 3,4 bis 3,6
% Nickel, 0,4 bis 2,4 % Kupfer, 0,1 bis 2,1 % Aluminium gefunden, wenn der Wert von
Kupfer und Aluminium zwischen 1,5 und 2,5 % lag. Chrom als die Austenitbildung hinderndes
Element soll eine Konzentration von 0,9 %, vorzugsweise 0,5 %, nicht übersteigen,
weil bei hoheren Gehalten die Ausscheidungsvorgänge der erfindungsgemäßen Legierungen
nachteilig beeinflußt werden. Auch Molybdän und Wolfram, insbesondere kombiniert,
wirken ab Konzentrationen von 1,0 % bzw. 1,5 % ungünstig, obwohl diese Elemente in
hoheren Gehalten in üblichen martensitaushärtbaren Stählen als festigkeits-und härtesteigernde
Komponenten oftmals erforderlich sind.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1:
[0009] Ein Stahl A mit einer Zusammensetzung gemäß der Tabelle 1 wurde auf eine Festigkeit
von 1271 N/mm² und eine Härte von 40 HRC ausscheidungsgehärtet. Eine spanabhebende
Bearbeitung erfolgte durch Drehen ( Trockenschnitt) mit folgenden Parametern:
Schneidstoff : WSP SB20 SPUN 12 03 08
Schnittgeschwindigxeit V = 180 m /min
Schnittiefe: a = 2,0 mm
Vorschub: s = 0,220 mm/U
[0010] Nach einer Schnittzeit von 20 Minuten wies das Werkzeug eine Verschleißmarkenbreite
von VB = 0,15 mm auf. Im gleichen Test mit gleichen Parametern wurden die Stähle gemäß
DIN Werkstoff Nr. 1.2311 und Werkstoff Nr. 1.2312 mit einer Festigkeit von 1250 N/m

bearbeitet, wobei die Verschleißmarkenbreite der Werkzeuge 0,26 mm bzw. 0,24 mm betrug.
Im Vergleich mit Werkstoff Nr. 1.2312 waren bei Untersuchungen der mechanischen Eigenschaften
und der erreichten Oberflächenqualität beim Polieren die erhaltenen Werte der Legierung
A wesentlich verbessert.
Beispiel 2:
[0011] Ein Stahl B mit den Legierungskonzentrationen gemäß Tabelle 1 wurde auf eine Festigkeit
von 1264 N/m

und eine Härte von über 40 HRC ausscheidungsgehärtet. Wiederum ist im Vergleich mit
Stählen gemäß Werkstoff Nr. 1.2311 und Werkstoff Nr. 1.2312 erfolgte ein Fräsen von
Proben mit hartmetallbestückten Schlagzahnfräsern bei folgenden Bedingungen:
Schnittgeschwindigkeit: V = 118 m /min
Vorschub: s = 0,24 mm/Zahn
Schnittiefe: a = 2,0 mm
[0012] Die Verschleißmarkenbreite V der Werkzeuge bei einem zerspanten Volumen von 350 cm³
betrug bei Stahl B 0,23 mm, bei Werkstoff Nr.1.2311 0,35 mm und bei WErkstoff Nr.
1.2312 0,33 mm.
Beispiel 3:
[0013] Vergleichende Erprobungen erfolgten beim Tieflochbohren mit hartmetallbestückten
Einlippenbohrern ( Durchmessser 10 mm ) an einem Stahl C gemäß Tabelle 1 mit einer
Festigkeit von 1280 N/mm²(40,5 HRC) und den Werstoffen Nr. 1.2311 bzw. Nr. 1.2312
mit einer Festigkeit von 1040 bzw. 1080 N/mm

Die Schnittgeschwindigkeit betrug jeweils 48 m/min, der Vorschub S = 0,125 mm/U.
Die Bohrleistung bzw. der Bohrweg war in Stahl C 3171 mm , wogegen im werkstoff Nr.
1.2311 2018 mm und im Werkstoff Nr. 1.2312 2163 mm erreicht wurden, was eine ca. 47%
höhere Bohrleistung beim erfindungsgemäßen Stahl C bedeutet.
Tabelle 1
| Chemische Zusammensetzung |
| Stahl |
C |
Mn |
S |
Cr |
Ni |
V |
Nb |
Cu |
Al |
Zr |
Ti |
Co |
Si |
Mo |
| A |
0,14 |
2,19 |
o,25 |
o,22 |
3,52 |
0,09 |
0,06 |
2,05 |
0,42 |
0,03 |
0,04 |
0,003 |
0,63 |
0,28 |
| B |
0,11 |
1,97 |
0,18 |
0,51 |
3,43 |
0,1 |
0,04 |
1,23 |
1,o3 |
0,07 |
0,03 |
- |
0,28 |
0,40 |
| C |
0,08 |
1,62 |
0,16 |
0,43 |
3,69 |
0,07 |
0,08 |
0,79 |
1,34 |
0,04 |
0,06 |
0,005 |
0,31 |
- |
| Werkstoff Nr.1.2311 |
0,41 |
1,45 |
0,008 |
1,92 |
0,63 |
- |
- |
0,18 |
0,001 |
- |
- |
- |
0,32 |
0,23 |
| Werkstoff Nr. 1.2312 |
0,39 |
1,52 |
0,09 |
1,87 |
0,28 |
- |
- |
0,21 |
0,002 |
- |
- |
- |
0,28 |
0,19 |
1. Martensitaushärtbarer Stahl, insbesondere für die Herstellung von Kunststofformen,
welcher aus in Gew.-%
Kohlenstoff 0,06 - 0,2
Silizium 0,15 - 0,8
Mangan 1,4 - 3,6
Schwefel 0,12 - 0,4
Chrom 0 - 0,9
Nickel 2,8 - 4,3
Vanadin 0,03 - 0,15
Kupfer 0,1 - 4,0
Aluminium 0,1 - 4,0
Aluminium + Kupfer 0,9 - 4,1
Niob 0,03 - 0,12
Zirkon 0,01 - 0,1
Kalzium 0 - 0,01
Titan 0,01 - 0,1
Molybdän 0 - 1,0
Wolfram 0 - 1,0
Mo +

0 - 1,5
Rest Eisen und herstellungsbedingten Verunreinigungen besteht.
2. Martensitaushärtbarer Stahl gemäß Anspruch 1, welcher aus in Gew.-%
Kohlenstoff 0,08 - 0,18
Silizium 0,25 - 0,40
Mangan 1,6 - 2,8
Schwefel 0,15 - 0,3
Chrom 0 - 0,5
Nickel 3,3 - 3,7
Vanadin 0,05 - 0,1
Kupfer 0,3 - 3,0
Aluminium 0,1 - 2,8
Aluminium + Kupfer 1,0 - 3,1
Niob 0,04 - 0,09
Zirkon 0,02 - 0,06
Titan 0,02 - 0,06
Kalzium 0 - 0.008
Molybdän 0 - 0,8
Wolfram 0 - 0,8
Molybdän +

0 - 1,0
Rest Eisen und herstellungsbedingten Verunreinigungen besteht.
3. Martensitaushärtbarer Stahl gemäß Anspruch 1, welcher aus in Gew.-%
Kohlenstoff 0,10 - 0,15
Silizium 0,25 - 0,35
Mangan 1,8 - 2,2
Schwefel 0,15 - 0,25
Chrom 0 - 0,5
Nickel 3,4 - 3,6
Vanadin 0,05 - 0,1
Kupfer 0,4 - 2,4
Aluminium 0,1 - 2,1
Aluminium + Kupfer 1,5 - 2,5
Niob 0,05 - 0,08
Zirkon 0,03 - 0,05
Titan 0,03 - 0,05
Kalzium 0,002 - 0.006
Molybdän 0 - 0,8
Wolfram 0 - 0,8
Molybdän +

0 - 1,0
Rest Eisen und herstellungsbedingten Verunreinigungen besteht.
4. Martensitaushärtbarer Stahl, insbesondere für die Herstellung von Kunststofformen,
welcher zusätzlich in Gew.-%
0,12 - 0,4, vorzugsweise 0,15 - 0,30, insbesondere 0,15 - 0,25 Schwefel
0.01 - 0,1, vorzugsweise 0,02 - 0,06, insbesondere 0,05 - 0,08 Zirkon,
0,01 - 0,1, vorzugsweise 0,02 - 0,06,insbesondere 0,05 - 0,08 Titan,
0.001 -0.01 Kalzium, enthält.
5. verwendung eines martensitaushärtbaren Stahles gemäß Anspruch 1 oder 2 oder 3 als
Werkstoff zur Herstellung von Kunststofformen.