Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Niederbringen von Erdöl- und Gasbohrungen, insbesondere
betrifft sie einen Bohrmeißel, der zum Zerstören von Gestein, zum Vertiefen der Bohrlochsohle
unter gleichzeitiger hydraulischer Einwirkung auf die Bohrlochwandung verwendet wird.
Zugrundeliegender Stand der Technik
[0002] In den bekannten Konstruktionen von Bohrmeißeln dient das Spülungssystem zur Reinigung
der Bohrlochsohle vom zerstörten Gestein, zur hydraulischen Einwirkung auf die BohrLochsohle,
zur Säuberung und Kühlung der Arbeitsfläche des Meißels.
[0003] Während des Bohrens von permeablen Horizonten sind Komplikationen in Form eines Bohrflüssigkeitsverlustes
und der Fluiderscheinung wegen der vorhandenen hydraulischen Verbindung des Bohrlochs
mit permeablen Gesteinen möglich. Zur Verhinderung und Beseitigung derartiger Komplikationen
werden verschiedene Verfahren der gesteuerten Kolmatation angewandt. Die Effektivität
der gesteuerten Kolmatation wird dadurch bestimmt, wie schnell der Aufschluß der permeablen
Schicht durchgeführt wurde. Je kleiner diese Zeit ist, um so höher ist die Effektivität
der gesteuerten Kolmatation. Wird aber eine produktive Schicht aufgeschlossen, so
ist deren Kolmatation gleichzeitig mit dem Aufschluß besonders erwünscht, wobei die
natürlichen Speichereigenschaften von erdöl- und erdgasgesättigten Schichten beibehalten
werden.
[0004] In der Bohrpraxis wird ein Verfahren zur gesteuerten hydromechanischen Kolmatation
von permeablen Schichten angewändt, welches in der Erzeugung eines Schutzschiimes
in der bohrlochnahen Zone bei der Bearbeitung von permeablen Schichten mit Hochdruckstrahlen
besteht.
[0005] Unter der Steuerbarkeit der Kolmatation wird verstanden die Regelung der Energie
der hydromechanischen Einwirkung auf die Bohrlochwandung, des Gehaltes der Bohrspülung
an fester Phase, der strukturell-mechanischen Spülungsparameter je nach den montangeologischen
Bohrbedingungen und Gesteinscharakteristiken sowie der Anforderungen an die Kolmatationsergebnisse
(Tiefe, Festigkeit, Lebensdauer des Kolmatationsschirmes).
[0006] Es ist eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens bekannt, die ein Übergangsstück
und Düsen einschließt, welche in seiner Seitenwand angebracht sind.
[0007] Der mit Hilfe des genannten Verfahrens und der Einrichtung zur Durchführung desselben
erzeugte Schutzschirm setzt wesentlich die Intensität herab oder schließt die Wechselwirkung
der permeablen Schichten mit dem Bohrloch aus und erhöht den Widerstand des Bohrlochs
gegen die hydromechanische Zerstörung bei der Ausführung verschiedener Arbeitsoperationen
im Bohrloch.
[0008] Die mit Hilfe einer solchen Einrichtung durchführbare hydromechanische Kolmatation
gestattet es jedoch nicht, die permeable Schicht gleichzeitig mit deren Aufschluß
zu isolieren, weil die die Bohrlochawände bearbeitende Düse in einem gewissen Abstand
von der Bohrlochsohle angeordnet ist. Deswegen sinkt erstens die Effektivität der
hydromechanischen Kolmatation, und zweitens wird die produktive Schicht verunreinigt
und büßt die natürlichen Speichereigenschaften ein.
[0009] Die beste Variante der Lösung dieses Problems liegt darin, als Einrichtung zur Annäherung
der Kolmatationsdüse an die Bohrlochsohle ein Gesteinzerstörungswerkzeug zu verwenden:
einen Rollenmeißel oder einen stützenfreien Meißel (Spravochnik inzhenera po bureniju
/Handbuch des Bohringenienrs/, A.I.Bulatov, A.G.Avetisov, Nadra, 1985, SS. 305, 308,
Abb. 236, 239b), welcher ein Gehause mit Bestückungselementen zur Sohlenvertiefung
und Bohrlochformierung sowie gegen die Sohle gerichtete Spüldüsen einschließt.
[0010] Ein Nachteil der Konstruktion dieses Meißels ist, daß er zur Durchführung des Prozesses
der gesteuerten Kolmatation unmöglich eingesetzt werden kann, weil der Meißel nur
zur Gesteinszerstörung bestimmt ist. Wenn man aber das Niederbringen eines Bohrlochs
als einen technologischen Prozeß mit einheitlichen technisch-wirtschaftlichen Kennziffern
betrachtet, so wird
?s augenscheinlich, daß beim Einsatz des Gesteinszerstörungswerkzeuges ausschließlich
zum Zerstören des Gesteins bei der bestehenden Bohrtechnologie, den verwendeten Bohrspülungen
und so weiter fast immer unvermeidlich die produktive Schicht verunreinigt wird..
Andere permeable Schichten werden mit dem Bohrloch hydraulisch verbunden sein, was
naturgemäß zur Verteuerung des Bohrlochs und folglich zur Erhöhung der Selbstkosten
des gewonnenen Fluids führt.
Offenbarung der Erfindung
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Bohrmeißel zu schaffen,
bei welchem mindestens eine der Düsen so angeordnet wäre, daß der aus ihr ausströmende
Düsenspülstrahl der Bohrspülung die Bohrlochwandung gleichzeitig mit der Formierung
derselben und Vertiefung der Bohrlochsohle bearbeiten würde.
[0012] Die gestellte Aufgabe ist dadurch gelöst, daß im Bohrmeißel, der ein Gehäuse mit
Bestückungselementen zur Sohlenvertiefung und Formierung der Bohrlochwandung und gegen
die Bohrlochsohle gerichtete Spüldüsen einschließt, erfindungsgemaß mindestens eine
Düse auf die Bohrlochwandung gerichtet und so angeordnet ist, daß der Schnittpunkt
ihrer Achse mit der kalibrierenden Oberfläche des Meißels oberhalb der unteren Reihe
der die Bohrlochwandung formierenden Bestückungselemente liegt.
[0013] Es ist zweckmäßig, den Abstand von dem vorgenannten Schnittpunkt der Düsenachse mit
der kalibrierenden Oberfläche des Meißels längs der Normalen bis zur unteren Reihe
der Bestückungselemente durch den Ausdruck
R:sin A
zu bestimmten, worin bedeuten:
R - Radius des Austrittsquerschnitts der Düse,
Sin A - Winkel zwischen den Achsen von Düse und Meißel.
[0014] Eine solche konstruktive Ausführung gestattet es, das System der Meißelspülung zu
vervollkommnen und ihm eine zusätzliche Funktion der gerichteten hydromechanischen
Kolmatation der Bohrlochwandung unter gleichzeitiger Sohlenvertiefung zu verleihen.
[0015] Das Wesen der vorgeschlagenen Erfindung besteht im folgenden.
[0016] Beim Eindringen in eine permeable Schicht zerstören die Bestückungselemente des unteren
Teils des Meißels das Gestein, während die Bestückungselemente der kalibrierenden
Oberfläche des Meißels das Bohrloch formieren. Auf den formierten Abschnitt der Bohrlochwandung
wirkt ein oder mehrere Düsenspülstrahlen der Bohrspülung ein, welche aus den Düsen
ausströmen. Hierbei wird die hydraulische Verbindung der permeablen Schicht mit dem
Bohrloch herabgemindert oder ausgeschlossen.
[0017] Beim Einsatz von Bohrmeißeln bekannter Konstruktionen wird das Bohren permeabler
Gesteine von einem tiefen (etwa mehrere Meter betragenden) Eindringen von fester Phase
und Spülungsfiltrat in die Schicht begleitet. Dies verschlechtert die Speiohereigenschaften
der produktiven Schichten - Porosität, Permeabilität (besonders Phasenpermeabilität
für Kohlenwasserstoffe). Selbst nach einer langen Aktivierung des Bohrlochs findet
keine Wiederherstellung seiner potentiellen Produktivität statt. Das Vorhandensein
der hydraulischen Verbindung anderer permeablen Schichten mit dem Bohrloch bedingt
die Möglichkeit zur Entstehung von Komplikationen in Form von Verlusten an Bohrspülungen
und Abdichtungsgemischen, Fluiderscheinungen, Festwerden von Bohrgestängen und Futterrohrtouren.
[0018] Bei der hydromechanischen Einwirkung des aus der Düse des Meißels ausströmenden Strahls
der Bohrspülung auf die Bohrlochwandung gleicn nach deren Formierung ist das Eindringen
der Ingredienzien der Bohrspülung gering, und durch Perforation oder Dekolmatation
wird die Schicht mit einer maximalen, potentiell möglichen Produktivitat in die Aktivierung
überführt. Dazu ist es erforderlich, daß der untere Rand des einwirkenden Strahls
sich auf dem Niveau der Bestückungselemente befindet, welche die Bohrlochwandung formieren.
Dabei soll der Mittelpunkt des Strahls höher als diese Elemente liegen, nämlich um
die Größe
R : sind A,
worin bedeuten:
R - Radius des Austrittsquerschnitts der Düse,
sind A - Winkel zwischen den Achsen von Düse und Meißel.
[0019] Wird der Strahl niedriger gerichtet, so zerstören die genannten Bestückungselemente
den gebildeten Kolmatationsscnirm. Wenn aber höher, so dringen das Filtrat und die
feste Phase der Bohrspülung in der Zeitspanne zwischen der Formierung der Bohrlochwände
und der gesteuerten Kolmatation des Bohrlochs in eine beträchtliche Tiefe ein.
[0020] Die Anwendung der erfindungsgemäßen technischen Lösung gestattet es, die Gefahr von
Komplikationen im Bohrloch zu verhindern. Das Bohren kann unter Regelung des Sohlenfließdrucks
in Übereinstimmung mit den Charakteristiken des Kolmatationsschirmes durchgeführt
werden. Möglich ist das Gleichgewichts- und das Depressionsbohren, was die Kennziffern
der Arbeit des Msißels stark erhöht.
[0021] Der erfindungsgemäße Meißel realisiert das asymmetrische Spülschema, weil zumindest
eine Düse auf die Bohrlochwandung gerichtet ist. Zugleich sind Abhandlungen bekannt,
die der Untersuchung der Effektivität des asymmetrischen Schemas der Spülung des Meißels
gewidmet sind, worin festgestellt worden ist, daß dies zu einem besseren Bohrkleinaustrag
aus der Zerstörungszone in den Ringraum und zum Wachstum der Kennziffern der Arbeit
des Meißels um 20 bis 30% beiträgt. Die Vereinigung der Funktionen der Gesteinszerstörung
und der gesteuerten Kolmatation des Bohrlochs in einer Konstruktion verbessert somit
die Kennziffern der Arbeit des Meißels im ganzen.
[0022] Durch die Anwendung der Erfindung wird es möglich, die Metallintensität um 20 bis
30% aufgrund der einfacheren Konstruktion der Bohrlöcher bei Verringerung der Einbautiefe
oder Eliminierung von Futterrohrtouren herabzumindern, die Aufwendungen für die Herstellung
und chemische Behandlung von Bohrspülungen um 30 bis 40% beim Bohren unter den Bedingungen
des Gleichgewichts oder der Depression zu senken, die Erdöl- und Gasabgabe der produktiven
Schichten um 10 bis 20% zu erhöhen, die Bewässerung der Produktion bei lang andauerndem
Betrieb um 20 bis 30% zu reduzieren, ohne Komplikationen eine große Dicke von produktiven
Schichten in der Größenordnung von 1000 bis 1500 m und mehr ohne deren Uberdeckung
mit Futterrohrtouren aufzuschließen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0023] Die genannten Ziele und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der nachfolgenden
konkreten Beschreibung einer Ausführungsform des Bohrmeißels und anhand von beigefügten
Zeichnungen besser verständlich, in denen es zeigt:
Fig. 1 den Bohrmeißel mit Rollen, gemäß der Erfindung;
Fig. 2 den stützenfreien Bohrmeißel, gemäß der Erfindung.
Beste Ausführungsform der Erfindung
[0024] Der erfindungagemäße Bohrmeißel kann eine verschiedene konstruktive Ausführung seiner
Bestückungselemente besitzen, welche die übliche Technologie der Sohlenvertiefung
und der Bohrlochformierung gewährleisten.
[0025] In Fig. 1 ist ein Bohrmeißel gezeigt, der aus einem Gehäuse 1 und Rollen 2 mit Bestückungselementen
3, die an der Sohlenvertiefung teilnehmen, und mit Bestückungselementen 4, die an
der Formierung der Bohrlochwandung teilnehmen, besteht. Im Gehäuse 1 sind Spüldüsen
befestigt, von denen mindestens eine 5 auf die Bohrlochwandung gerichtet ist.
[0026] Die Düse 5 ist solcherweise angeordnet, daß der Schnitt punkt ihrer Achse mit der
kalibrierenden Oberfläche 6 des Meißels oberhalb der unteren Reihe 7 der Bestückungselemente,
die die Bchrlochwandung formieren, liegt. Der Abstand von dem Schnittpunkt der Achse
der Düse 5 mit der kalibrierenden Oberfläche 6 des Meißels längs der Normalen bis
zur unteren Reihe 7 der Bestückungselemente wird durch den Ausdruck
R : sin A,
bestimmt, worin bedeutend
R - Radius des Austrittsquerschnitts der Düse,
sind A - Winkel zwischen den Achsen von Düse und Meißel.
[0027] In Fig. 2 ist ein Bohrmeißel gezeigt, bei dem die Bestückungselemente 3, 4 unmittelbar
am Gehäuse 1 befestigt sind und in ständigem Kontakt mit der Oberfläche der Bohrlochsohle
während des Bohrens stehen. Diese Konstruktion des Meißels ist somit stützenfrei.
[0028] Der Bohrmeißel arbeitet folgenderweise.
[0029] Beim Bohrvorgang bohren die Bestückungselemente 3 das Gestein ab, während die Bestückungselemente
4 die Bohrlochwandung formieren. Gleichzeitig mit dem Beginn der Formierung der Bohrlochwandung
(Einwirkung auf das Gestein der unteren Reihe 7 der Bestückungselemente der kalibrierenden
Oberfläche 6), wirkt auf diesen Abschnitt des Bohrlochs ein Flüssigkeitsstrahl ein,
welcher aus der auf die Bohrlochwandung gerichteten Düse 5 ausströmt.
[0030] Bei einem Radius des oberen Querschnitts der verwendeten Düse gleich 6 mm und einem
Winkel zwischen den Achsen von Düse und Meißel von 45° entspricht die Anordnung von
dem Schnittpunkt der Düsenachse bis zur unteren Reihe der Bestückungselemente dem
Ausdruck

[0031] Folglich beträgt die Breite des Ringes des durch die Düse bearbeiteten Bohrlochabschnittes
2x8,5
= 17 mm. Wenn man diese Größe kennt, kann man das Bohrregime beim Gesteinsbohren zur
Erreichung der erforderlichen Parameter der Kolmatation des Bohrlochs regeln.
[0032] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Konstruktion des Bohrmeißels gestattet es also,
die Prozesse der Gesteinszerstörung und der Sohlenvertiefung mit der gesteuerten hydromechanischen
Kolmatation der Bohrlochwände zu vereinigen.
Gewerbliche Verwertbarkeit
[0033] Die Erfindung kann beim Niederbringen von Erdöl- und Gasbohrungen sowie beim Bau
von Bohrungen in Untergrundgasspeichern unter verschiedenen montangeologischen Verhältnissen
angewendet werden.
[0034] Am effektivsten ist sie anzuwenden beim Aufschluß eines großen erdöl- und erdgasführenden
Stockwerkes (1500 m und mehr); bei in einem Profil vorhandenen Schichten mit anomal
hohen und anomal niedrigen Schichtdrücken; beim Bohren von Schichten mit aggressiven
Fluiden (Schwefelwaaserstoff, Kohlendioxidgas u.a.); bei hohen Druckgradienten zwischen
fluidhaltigen Schichten (0,3...0,6 MPa/m); bei naher Anordnung im Bohrlochprofil wasserführender
und erd- ölführender Schichten; bei geringer Dicke (etwa 1 m) oder bei Fehlen von
Isolierdämmen; bei im Profil vorhandenen Gesteinen geringer Festigkeit, die zum Einsturz
neigen; bei im aufzuschließenden Profil vorhandenen in bezug auf das Festwerden gefährdeten
Intervallen; beim Bohren von Gesteinen mit einem niedrigen Hydrofrac-Gradienten (0,0160...
0,0165 MPa/m).
[0035] Der erfindungsgemäße Bohrmeißel gestattet es, unter gleichzeitiger Erzeugung eines
Kolmatationsschirmes zu bohren und die permeablen Schichten vom Bohrloch zu isolieren.