[0001] Die Erfindung betrifft ein Erzeugnis und Verfahren zur Beseitigung elektrostatischer
Aufladungen, wobei das Erzeugnis aus einem textilen Flächengebilde, wie beispielsweise
Gewebe, Gewirke, Gestrick, Nähgewirke oder Vliesstoff aus Polyester, Polyvinylchlorid
und/oder Polyakrylnitril, besteht, mit dem die zu entladende Fläche in Berührung gebracht
wird. Die Anwendung erfolgt vorzugsweise bei der Reinigung von Plastoberflächen bzw.
zur Entladung von Warenbahnen, Stoff- und Foliewickel sowie Walzenoberflächen in der
textil-, film-, gummi-, plast- und papierherstellenden bzw. -verarbeitenden Industrie.
[0002] Die Entstaubung von elektrostatisch aufladbaren Plastoberflächen durch Abwischen
mit gewöhnlichen Tüchern gelingt im allgemeinen nicht, da beim Wischvorgang elektrostatische
Aufladungen auf der zu säubernden Oberfläche generiert werden, die nicht nur vorhandene
Staubteilchen hartnäckig binden, sondern auch noch zusätzlich aus der Umgebung anziehen.
[0003] Es ist allgemein bekannt, daß antistatisch wirkende Tenside, die durch Wischen mittels
eines mit diesem imprägnierten Tuches auf die Plastoberfläche aufgetragen werden,
einen Oberflächenleiteffekt erzeugen, durch den die Ladungen in hinreichend kurzer
Zeit abgeleitet werden können. Abgesehen davon, daß sich die Imprägnierung nach längerem
Gebrauch erschöpft bzw. beim Waschen vollständig beseitigt wird, bindet der auf der
Oberfläche erzeugte fettartige Film des Antistatikums zusätzlich Staub und kann auch
andere Eigenschaften der Oberfläche nachteilig beeinflussen, z. B. die Wiedergabequalität
bei Aufzeichnungskörpern.
[0004] Es ist weiterhin bekannt, daß zur Vermeidung von Ladungstrennung beim Reibvorgang
das Wischtuch materialmäßig der zu reibenden Oberfläche angepaßt wird. Beispielsweise
neigen Oberflächen auf Basis von Polyethylenterephthalat, Vinylchlorid-Vinylacetat
als Werkstoffe für Schallplatten oder PVC beim Reiben durch Textilien aus Polyakrylnitril,
Polyester oder PVC wenig oder nicht zur Aufladung. Dennoch können bereits auf den
Oberflächen vorhandene Aufladungen durch diese Maßnahme nicht reduziert werden. Zur
Beseitigung solcher Aufladungen wurde in der DD-PS 261 240 vorgeschlagen, das Wischelement
mit einem passiven Ionisator so zu koppeln, daß leitfähige Spitzen, die beim Wischvorgang
mit der Hand leitend verbunden sind, zur Oberfläche des abzuwischenden Objektes
hin gerichtet sind. Eine solche Maßnahme ist jedoch bei einem textilen Wischtuch nicht
realisierbar, sondern erfordert die Ausbildung eines festen Wischelementes.
[0005] Es ist auch bekannt, daß neben der Anwendung aufwendiger aktiver Hochspannungs-Ionisatoren
oder radioaktiver Ionisatoren aufgeladene Materialien durch passive Ionisation mittels
billiger Influenzionisatoren entladen werden können. Es handelt sich dabei um leitfähige
und geerdete Spitzenkämme oder sehr dünne Drähte, die in einem geringen Abstand über
der zu entladenden Oberfläche angeordnet werden.
[0006] Ein wesentlicher Nachteil dieser Lösung besteht darin, daß diese Spitzenkämme die
Bedienbarkeit der Aggregate, z. B. auch durch Verletzungsgefahr stark einschränken.
Verändern die zu entladenden Oberflächen technologiebedingt ihre Lage, müssen diese
Kämme nachgeführt werden, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. Außerdem ist die Wirkung
dieser Influenzionisatoren dann nicht gewährleistet, wenn sich unmittelbar hinter
der zu entladenden Oberfläche leitfähige, geerdete Elemente befinden, die das Feld
der Aufladung abschirmen, z. B. bei einer mit Gummi oder Plaste belegten Metallwalze.
[0007] Ziel der Erfindung ist, die aufgezeigten Nachteile zu beseitigen und ein gefährdungsfreies
Arbeiten bei der Herstellung bzw. Verarbeitung von bewegten Flächenbahnen und Flächengebilde,
wie Stoff- oder Foliewickel, sowie eine ausreichende Reinigung von elektrostatisch
aufladbaren Oberflächen zu gewährleisten.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Erzeugnis und ein Verfahren zu schaffen,
mit dem die vorhandenen bzw. durch Reibung erzeugten elektrostatischen Aufladungen
beseitigt werden und das Erzeugnis diese Wirkung permanent besitzt.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß 1 bis 20 % Metallfasern, Metallfilamente,
metallisierte Fasern und/oder Filamente, die einen Durchmesser von maximal 20 um
aufweisen, in dem Flächengebilde gleichmäßig verteilt enthalten sind, wobei der durchschnittliche
Abstand zwischen den einzelnen Metallfasern, Metallfilamente, metallisierte Fasern
und/oder Filamente mindestens 1 mm und maximal 10 mm beträgt.
[0010] In einem Gewebe, Gewirke, Gestrick oder Nähgewirke sind die Metallfasern, Metallfilamente,
metallisierten Fasern und/oder Filamente linien- oder gitterartig angeordnet, wobei
der Abstand in Kett- und/oder Schußrichtung bzw. der Maschenweite zwischen 2 und
15 mm beträgt.
[0011] Bei einem mechanisch oder aerodynamisch gebildeten, thermisch oder hydrodynamisch
verfestigten Faservliestoff liegen die Metallfasern, Metallfilamente, metallisierten
Fasern und/oder Filamente dreidimensional vor, so daß an der Oberfläche des Vliesstoffes
eine Anzahl freier von Luft umgebenen leitfähiger Faserenden vorhanden sind.
[0012] Bei der manuellen und/oder automatischen Entladung elektrostatisch aufgeladener
Objekte und Materialien bzw. der Reinigung von vorzugsweise Plastoberflächen wird
ein geerdetes textiles Flächengebilde in ständigen direkten Kontakt mit der Oberfläche
des zu entladenden Objektes oder in deren unmittelbarer Nähe gebracht.
[0013] Die aufladungsbegrenzende Wirkung beruht darauf, daß bei Annäherung der einzelnen
leitfähigen Fasern oder Filamente an aufgeladene Zonen der Oberfläche des zu entladenden
bzw. zu reinigenden Objektes eine passive Corona-Entladung initiiert wird, durch deren
Ionisationseffekt die Oberflächenladung weitestgehend neutralisiert wird. Bei direkten
Kontakt mit mit der aufgeladenen Oberfläche ist die Wirkung erheblich größer als bei
den Spitzen-Influenz-Ionisatoren.
[0014] Bei der manuellen Benutzung als beispielsweise antistatisches Wischtuch wird der
für einen ausreichenden Influenzeffekt erforderliche Erdungskontakt der leitfähigen
Filamente bereits durch die Berührung mit der Hand hergestellt. Bei der industriellen
Anwendung zur automatischen Entladung ist durch die Montage des Flächengebildes zu
gewährleisten, daß das leitfähige Filamentgitter geerdet ist. Dabei genügt im allgemeinen
ein Erdungswiderstand von = 10⁶ Ohm.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1:
[0015] In einem Vliesbildungsprozeß werden Polyesterfasern leitfähige Fasern (Metallfasern)
mit einem Durchmesser von 20 um im Verhältnis von 95 % zu 5 % zugemischt. Die Bildung
des Wirrvlieses erfolgt aerodynamisch, wobei die Metallfasern, Metallfilamente, metallisierten
Fasern und/oder Filamente gleichmäßig dreidimensional vorliegen. Das abgelegte Vlies
wird mit Hilfe der Faserstoffverwirbelung durch Wasserstrahlen verfestigt. Der Arbeitsmitteldruck
liegt im Bereich von 2 bis 11 MPa und der Durchmesser der Düsen beträgt 0,12 bis
0,15 mm. Die Flächenmasse des Endproduktes beträgt 100 g/m2.
Zur Entladung beispielsweise bewegter Flächenbahnen bzw. aufgewickelter Flächengebilde,
wie Stoff- oder Foliewickel wird das metallhaltige textile Flächengebilde an einer
geerdeten Leiste befestigt und über der zu entladenden bewegten Fläche quer zur Bewegungsrichtung
so angeordnet, daß es mit dieser Fläche ständigen Kontakt hat bzw. ohne bis auf wenige
Zentimeter an diese angenähert ist.
Beispiel 2:
[0016] Ein Gewebe aus Polyesterseiden enthält Kettfäden aus metallisierten Glasseiden in
einem Abstand von 2,5 bis 3 mm. In den Zwischenräumen befinden sich Kettfäden aus
Polyester seiden. Die Flächenmasse des Gewebes beträgt 150 g/m2. Die Anwendung erfolgt
beispielsweise als Staubtuch zur Reinigung von Schallplatten, Möbel- oder sonstigen
Plastoberflächen durch den direkten Wischvorgang. Dabei wird durch die im Gewebe
linien- oder gitterartig angeordneten metallisierten Fäden eine Corona-Entladung
initiiert, durch die die elektrostatische Aufladung weitestgehend neutralisiert wird.
1. Erzeugnis zur Beseitigung elektrostatischer Aufladungen, welches aus einem textilen
Flächengebilde, beispielsweise Gewebe, Gewirke, Gestrick, Nähgewirke oder Vliesstoff,
aus Polyester, Polyvinylclorid und/oder Polyakrylnitril besteht, dadurch gekennzeichnet,
daß 1 bis 20 % Metallfasern, Metallfilamente, metallisierte Fasern und/oder Filamente,
die einen Durchmesser von maximal 20 um aufweisen, im Flächengebilde gleichmäßig verteilt
enthalten sind, wobei der Abstand zwischen den einzelnen Metallfasern, Metallfilamenten,
metallisierten Fasern und/oder Filamenten mindestens 1 mm und maximal 15 mm beträgt.
2. Erzeugnis nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Gewebe, Gewirke,
Gestrick oder Nähgewirke die Metallfasern, Metallfilamente, metallisierte Fasern
und/oder Filamente in Längs- und/oder Querstreifen angeordnet sind, wobei der Abstand
in Kett- und/oder Schußrichtung bzw. die Maschenweite zwischen 2 und 15 mm beträgt.
3. Erzeugnis nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in einem mechanisch oder
aerodynamisch gebildeten, thermisch oder hydrodynamisch verfestigten Faservlies die
Metallfasern, Metallfilamente, metallisierte Fasern und/oder Filamente dreidimensional
verteilt vorliegen, so daß an der Oberfläche eine Anzahl freier von Luft umgebenen
leitfähiger Faserenden vorhanden sind.
4. Verfahren zur Beseitigung elektrostatischer Aufladungen an Plastoberflächen, bewegten
Flächenbahnen und aufge wickelten Flachengebilden, wie Stoff- oder Foliewickel, dadurch
gekennzeichnet, daß die zu entladende Oberfläche in ständigen direkten Kontakt oder
in die unmittelbare Nähe eines Metallfasern, Metallfilamente, metallisierte Fasern
und/oder Filamente enthaltenden textilen Flächengebilde gebracht wird, so daß bei
Annäherung der einzelnen leitfähigen Metallfasern oder Filamente an aufgeladene
Zonen der Oberfläche eine passive Corona-Entladung initiierte und durch den Ionisationseffekt
die Oberflächenladung weitestgehend neutralisiert wird.