[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Mehrscheibenisolierglas mit Randumfassung, z.B.
als Kantenschutz, das aus wenigstens zwei im Abstand parallel angeordneten etwa gleich
großen Scheiben besteht und wobei der Randverbund durch eine in den Randbereich zwischen
den Scheiben eingebrachte Dichtmasse gebildet ist, insbesondere ein Brandschutzglas
mit wenigstens einer vorgespannten Scheibe oder einer Scheibe aus Glaskeramik.
[0002] Mehrscheibenisolierglas besteht aus mindestens zwei Glascheiben, die durch einen
am Rand zwischengefügten Steg auf Abstand gehalten werden. Der Steg bzw. Abstandshalter
wird üblicherweise durch ein im allgemeinen aus Metall bestehendes Hohlprofil gebildet,
in dem sich ein Trocknungsmittel befindet, welches über Öffnungen mit dem Zwischenraum
zwischen den Scheiben in Verbindung steht. Der Steg bzw. Abstandshalter ist etwas
nach innen versetzt, so daß in den Randbereich zwischen die Scheiben eine Dichtmasse
eingebracht werden kann, die den Zusammenhalt der Scheiben und gleichzeitig die Abdichtung
des Zwischenraumes gegenüber der Atmosphäre bewirkt. Für besonders hochwertige Abdichtungen
wird zusätzlich zwischen Abstandshalter und Glas eine Dichtung, üblicherweise aus
Butylkautschuk/ Polyisobuten, als Wasserdampfdiffusionssperre eingesetzt (z.B. DE-PS
36 37 064).
[0003] Da die seitlich/außenliegenden Kanten des Glases bei unsachgemäßer Behandlung beschädigt,
verkratzt oder zerbrochen werden können, z.B. wenn ein Fremdkörper wie ein Stein,
Nagel oder dergleichen zwischen Glaskante bzw. -rücken und Unterlage (Klotzung) gelangt
oder wenn das Glas unsanft oder auf eine sehr unebene harte Unterlage abgesetzt wird,
ist es bekannt, die Kanten durch eine umlaufende als Kantenschutz wirkende Randumfassung
vor Beschädigungen zu schützen. Als Kantenschutz bekannt sind Profilleisten aus Kunststoff,
durch die der Rand der Verglasung eingefaßt ist, z.B. beschrieben in DE-PS 24 54 530,
DE-PS 32 29 421 oder DE-OS 36 19 780.
[0004] Diese profilleisten sind jedoch verhältnismäßig teuer und müssen genau der jeweiligen
Dicke des Scheibenverbundes angepaßt sein, so daß eine verhältnismäßig aufwendige
Lagerhaltung für Profilleisten mit den unterschiedlichen lichten Weiten erforderlich
ist. Es hat sich ferner gezeigt, daß die an sich wünschenswerte Anbringung der Profilleisten
unmittelbar nach der Produktion der Verglasung bei manchen Dichtmassen, z. B. solchen
auf Silicon-Basis, nicht möglich ist und daß auch die umständliche nachträgliche
Anbringung bei manchen Dichtmassen zu Langzeitschäden führt.
[0005] Bei Brandschutzverglasungen kommen häufig Druckausgleichssysteme, wie sie z.B. in
DE-OS 36 37 064 beschrieben sind, zur Anwendung. Diese Druckausgleichssysteme bestehen
aus einem Ventil, welches sich im Brandfall öffnet und dadurch den innerhalb der Isolierverglasung
durch die Temperaturerhöhung sich aufbauenden erhöhten Gasdruck abläßt, bevor dieser
die Scheiben zum Bersten bringt. Für Scheiben mit Druckausgleichssystemen können Profilleisten
als Kantenschutz nur dann verwendet werden, wenn sie mit Bohrungen versehen werden,
die mit den Öffnungen der Druckausgleichssysteme korrespondieren, was produktionstechnisch
aufwendig ist.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Mehrscheibenisolierglas mit einer preiswerten,
als Kantenschutz geeigneten Randumfassung zu finden, mit der bei gleicher Größe auch
unterschiedlich dicke Scheiben eingefaßt werden können, die bei der Verwendung jeder
Dichtmasse unmittelbar nach der Herstellung des Scheibenverbundes angebracht werden
kann, die keine Langzeitschäden verursacht und die auch problemlos bei Verglasungen
mit Druckausgleichssystemen Verwendung finden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das in dem Patentanspruch 1 beschriebene Mehrscheibenisolierglas
gelöst.
[0008] Abweichend von den bisher bekannten Ausführungsformen der Randumfassung, die aus
einem vorgeformten, verhältnismäßig starren U-förmigen Profil bestehen, besteht die
als Kantenschutz dienende Randumfassung für das erfindungsgemäße Mehrscheibenisolierglas
im Rohzustand aus einem flachen, flexiblen Band, das erst durch das Aufbringen auf
den Rand des Glases seine endgültige Form erhält. Das Band ist ferner gasdurchlässig.
Dadurch ist es erstmals möglich, auch solche Verglasungen direkt nach der Produktion
mit dem Kantenschutz zu versehen, bei denen die Dichtmasse unter Aufnahme von Reaktionspartnern
aus der Luft, im allgemeinen Wasserdampf, vernetzt. Bei diesen Mehrscheibenisoliergläsern
handelt es sich insbesondere um Brandschutzisolierglas mit wenigstens einer vorgespannten
Scheibe oder einer Scheibe aus Glaskeramik, bei denen aus Gründen des Brandschutzes
Dichtmassen auf Siliconbasis verwendet werden. Auch die bei der Vernetzung der Dichtmasse
freiwerdenden Reaktionsprodukte, im Fall des genannten Brandschutzisolierglases im
allgemeinen Essigsäure, können durch das Kantenschutzband nach außen abgeführt werden.
[0009] Die Befestigung des Bandes an der Scheibe kann derart erfolgen, daß die Glaskanten
und der Rand der Scheibe mit einem Klebstoff, z.B. der Dichtmasse an sich, bestrichen
werden, worauf das Band angedrückt wird; bevorzugt wird jedoch, wenn das Band (einseitig)
mit einer selbstklebenden Schicht versehen ist. Ist die ganze Breite des Bandes selbstklebend
ausgerüstet, ist darauf zu achten, daß entweder der Klebstoff gasdurchlässig z.B.
porös ist oder daß der Klebstoff nur punktuell, z.B. in einem Punkt- oder Streifenraster
aufgetragen ist, so daß zwischen den Klebstoffinseln genügend nicht beschichtete Bandfläche
vorhanden ist, die den Gasdurchtritt ermöglicht.
[0010] Eine weitere vorteilhafte Ausführung besteht darin, an der Stelle, die der Dichtmasse
gegenüberliegt, d.h. normalerweise in der Mitte des Bandes, eine klebstofffreie Zone
vorzusehen. Diese klebstofffreie Zone kann breiter oder schmaler sein als der vom
Dichtmittel ausgefüllte Zwischenraum zwischen den Scheiben. Es muß bei einer schmaleren
Zone nur sichergestellt sein, daß der Gasdurchtritt noch in ausreichendem Maße möglich
ist.
[0011] Als Material für das Band sind textile Substrate, insbesondere Gewebe- oder Filzbänder,
aber auch Bänder aus Vlies geeeignet. Die textilen Substrate können aus organischen
Fasern oder Fäden aus Baumwolle, Viskose, Wolle oder Kunststoff z.B.Polyestern usw.
bestehen, wobei auch besonders brandfeste Fasern z.B. aus nachchloriertem PVC, Verwendung
finden können. Geeignet sind insbesondere auch textile Substrate aus anorganischen
Fasern, z.B. Glasfasern, weil sie preiswert und nichtbrennbar sind.
[0012] Außer Bändern können auch Folien oder Papierstreifen Verwendung finden, die ebenfalls
vorteilhafterweise selbstklebend ausgerüstet sein können. Besitzen die Folien oder
das Papier keine ausreichende Gasdurchlässigkeit, so können sie mit Perforationen
versehen werden, die einen Gasaustausch ermöglichen. Die Größe der Perforationen sollte
so bemessen werden, daß keine oder möglichst wenig unausgehärtete Dichtmasse durchtreten
kann. Besonders vorteilhaft sind Mikroperforationen, bei denen die Öffnungen so klein
sind, daß zwar Wasserdampf, aber keine Wassertropfen durchtreten können. Als Material
für die Folien sind insbesondere Celluloseacetatfolien geeignet; Papier wie auch das
Folienmaterial kann auch in an sich bekannter Weise mit Verstärkungsfasern, z.B.
Glas- oder Kunststoffasern versetzt sein.
[0013] Weiterhin ist es auch möglich, Bänder aus offenporigen Schaumgummi- oder Schaumkunststoffstreifen
zu verwenden oder Bänder aus porösen oder gelochten Folien. Die Schaumstreifen und
die Folien müssen weichmacherfrei sein, da sich gezeigt hat, daß die üblicherweise
verwendeten Weichmacher langfristig die Haftung zwischen Scheibe und der Silicondichtmasse
beeinträchtigen. Bei Dichtmassen, die weichmacherunempfindlich sind, braucht dieses
Erfordernis nicht beachtet zu werden; die Bänder sind dann jedoch nicht mehr universell
einsetzbar.
[0014] Die Bänder können auch metallisiert sein, was mitunter optische und technische Vorteile
bieten kann.
[0015] Die Stärke der Bänder soll so bemessen werden, daß die Bänder einerseits einen ausreichenden
Schutz für die Kante der Scheibe bewirken, daß sie aber andererseits noch flexibel
genug sind, um sich ohne Schwierigkeiten um die Kanten bzw. den Rand der Scheibe legen
lassen. Je nach dem verwendeten Material kommen dabei Stärken von 0,05 bis 15 mm
für das Band infrage. Bei der Verwendung von textilen Bändern aus organischen Fasern
liegen die Bandstärken etwa zwischen 0,1 und 1,0 mm, bei der Verwendung von textilen
Bändern aus anorganischen Fasern etwa zwischen 0,1 und 0,8 mm; Folien und Papier werden
im allgemeinen mit Stärken von 0,05 bis 0,8 mm eingesetzt und Schaumfolien sollen,
je nach mechanischer Härte des Schaumes, etwa zwischen 0,2 und 15 mm dick sein. Die
Breite der Bänder soll so groß sein, daß die Bänder bzw. Kanten der Scheiben sicher,
d.h. ohne Gefahr des Ablösens des Bandes vom Scheibenrand, umfaßt werden. Die Breite
soll jedoch nicht so groß sein, daß das Band nach dem Einbau der Scheibe in den Fensterrahmen
aus dem Rahmenfalz hervorsieht. Im allgemeinen soll das Band den Rand der Scheibe
um jeweils etwa 15 mm umgreifen. Dabei kann das Band auch unsymmetrisch angeordnet
sein, wenn dies für wünschenswert gehalten wird. Eine Bandbreite kann bei verschiedenen
Scheiben mit unterschiedlichen Dicken Verwendung finden, da bei einer Variation der
Scheibendicke um z.B. 5 mm der Überstand des Bandes auf den Scheibenflächen sich nur
um je 2,5 mm ändert.
[0016] Die Erfindung wird in der Abbildung anhand von Ausführungsbeispielen weiter erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 einen Querschnitt durch ein Zweischeibenisolierglas mit Randumfassung.
Fig. 2 und Fig. 3 Aufsichten auf Abschnitte von als Randumfassung geeigneten Bändern.
[0017] Das in Fig. 1 dargestellte Zweischeibenisolierglas besteht aus den beiden Glasscheiben
1 und 2, die durch ein als Abstandshalter dienendes Hohlprofil 3 in dem gewünschten
Abstand voneinander gehalten werden. In dem Hohlprofil 3 befindet sich ein Trocknungsmittel
4 in Granulatform. Der Gasaustausch zwischen dem Trocknungsmittel 4 und dem Zwischenraum
6 zwischen den Scheiben 1 und 2 erfolgt über Perforationen 5. Das Hohlprofil 3 ist
gegenüber dem Scheibenrand etwas zurückversetzt, um eine Fuge für die Aufnahme der
Dichtmasse 7, mittels derer die Scheiben 1 und 2 miteinander verklebt und nach außen
abgedichtet werden, zu bilden. Als Dichtmasse 7 wird bevorzugt eine mit der Luftfeuchtigkeit
reagierende und dadurch vernetzende Silicondichtmasse verwendet, bei der die Reaktion
mit der Luftfeuchtigkeit unter Abgabe von Essigsäure verläuft. Als zusätzliche Gasdiffusionssperre
zwischen Außenluft und dem Scheibenzwischenraum 6 sind zwischen Hohlprofil 3 und den
Scheiben 1 und 2 Dichtstreifen 8 und 8′ aus Butylkautschuk vorgesehen. Die als Kantenschutz
dienende Randumfassung 9 besteht aus einem Baumwollgewebeband, das mit einer gasdurchlässigen
Klebstoffschicht versehen ist und um die Kanten der Scheiben 1 und 2 sowie über die
Dichtmasse 7 geklebt ist. Die Klebstoffschicht ist nicht gesondert dargestellt. Als
Klebstoff für die Randumfassung 9 sind alle denkbaren Klebstoffe geeignet, solange
sie eine ausreichend feste Verbindung der Randumfassung 9 mit den Glasscheiben ermöglichen
und bei Kontakt mit der Dichtmasse 7 keine schädlichen, den Scheibenverbund beeinträchtigenden
Reaktionen eingehen. Die Randumfassung 9 ist unterschiedlich weit um die Kanten herumgezogen
und übergreift den Scheibenrand auf der rechten Seite weiter als auf der linken Seite.
[0018] Die Figuren 2 und 3 zeigen Abschnitte von als Randumfassung geeigneten Bändern vor
dem Anbringen an der Scheibe und zwar auf die Klebstoffseite gesehen. Das Band gemäß
Figur 2 besteht aus einem Gewebeband; die selbstklebende Beschichtung ist in schräg
zur Bandlaufrichtung verlaufenden Streifen 10 aufgebracht. Die zwischen den Klebstoffstreifen
10 liegenden klebestofffreien Bereiche des Bandes erlauben einen ausreichenden Gasdurchtritt,
so daß die Vernetzung des Dichtmittels und die Abfuhr der bei der Vernetzung entstehenden
Reaktionsprodukte sichergestellt ist. In Figur 3 ist ein Band dargestellt, das aus
einer praktisch gasundurchlässigen Folie, insbesondere einer Celluloseacetatfolie
besteht und einseitig vollständig mit einer selbstklebenden Beschichtung versehen
ist. Der Gasaustausch zwischen der Dichtmasse und der Atmosphäre erfolgt hier über
die Perforationen 11, die mittig in dem Band angeordnet sind und die bei Anbringen
des Bandes an der Scheibe in dem Bereich des Dichtmittels verlaufen. Die Klebstoffschicht
ist hier nicht gesondert dargestellt.
[0019] Die mit der Erfindung verbundenen Vorteile bestehend insbesondere darin, daß die
als Kantenschutz geeignete Randumfassung preiswert herstellbar ist, daß das als Randumfassung
verwendete Band vor dem Aufbringen auf die Kanten in Rollenform gelagert werden kann,
daß eine Bandbreite für unterschiedlich dicke Verglasungen einsetzbar ist, was die
Lagerhaltung vereinfacht und vor allem, daß die Randumfassung unmittelbar nach der
Herstellung der Verbundscheibe auch bei solchen Dichtmaterialien einsetzbar ist, die
zum Vernetzen noch längere Zeit einen Gasaustausch mit der Atmosphäre benötigen,
sowie für Verglasungen mit Druckausgleichssystemen.
1) Mehrscheibenisolierglas mit Randumfassung, das aus wenigstens zwei im Abstand parallel
angeordneten etwa gleich großen Scheiben besteht und wobei der Randverbund durch eine
in den Randbereich zwischen den Scheiben eingebrachte Dichtmasse gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Randumfassung aus einem die Kanten der Scheiben umschließenden flexiblen gasdurchlässigen
Band besteht.
2) Mehrscheibenisolierglas nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Band auf seiner dem Glas zugewandten Seite mit einer gasdurchlässigen selbstklebenden
Schicht versehen ist.
3) Mehrscheibenisolierglas nach den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Band auf seiner der Dichtmasse gegenüberliegenden Seite klebstofffrei ist.
4) Mehrscheibenisolierglas nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Band aus einem textilen Substrat, insbesondere einem Filz oder einem Gewebe
besteht.
5) Mehrscheibenisolierglas nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das textile Substrat aus Baumwolle und / oder Polyester besteht.
6) Mehrscheibenisolierglas nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das textile Substrat ganz oder teilweise aus anorganischen Fasern, insbesondere
Glasfasern besteht.
7) Mehrscheibenisolierglas nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Band aus einer porösen oder gelochten Folie besteht.
8) Mehrscheibenglas nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Band aus einem offenporigen weichmacherfreien Schaumkunststoff- oder -gummistreifen
besteht.