[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zum Dekantieren einer
Flüssigkeit aus einem ersten in ein zweites Gefäss.
[0002] Schwere Rotweine können beim Lagern einen Bodensatz bilden, der beim Ausschenken
des Weines nicht in das Trinkgefäss gelangen darf. Durch Dekantieren des Weines vor
dem Ausschank in ein Leergefäss z.B. in eine Karaffe wird dies vermieden, da der Bodensatz
in der Flasche verbleibt. Das Dekantieren des Weines erfordert Übung, Konzentration,
eine ruhige Hand und Zeit. Zur Erleichterung des Dekantierens ist eine Wippe bekannt,
die um eine Schwenkachse schwenkbar gelagert ist und in die die volle Weinflasche
eingelegt wird. Mittels einer durch eine Kurbel drehbare Spindel wird die Neigung
der Wippe verändert, damit der Wein allmählich aus der Flasche fliessen kann. Diese
Vorrichtung ist unhandlich. Die Schwenkachse liegt nicht bei der Flaschenmündung,
wodurch die Hand mit der Karaffe dauernd der sich neigenden Flaschenmündung folgen
muss. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Dekantieren des Weines noch zeitraubender
ist als wenn es aus freier Hand vorgenommen wird.
[0003] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine Einrichtung zum Dekantieren
zu schaffen, die bei geringster Übung und zeitlicher Inanspruchnahme ein einwandfreies
Dekantieren erlaubt.
[0004] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe gelöst durch die kennzeichnenden Merkmale des
Anspruchs 1.
[0005] Anhand der beiliegenden schematischen Zeichnung wird die Erfindung beispielsweise
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels,
Fig. 2 eine Seitenansicht zu Fig. 1 in der Ausgangsgleichgewichtslage,
Fig. 3 eine gleiche Darstellung wie Fig. 2 in der Endgleichgewichtslage,
Fig. 4 ein zweites Ausführungsbeispiel in der Ausgangsgleichgewichtslage,
Fig. 5 eine Seitenansicht eines dritten Ausführungsbeispiels in der Ausgangsgleichgewichtslage
und
Fig. 6 einen Vertikalschnitt durch die Mündung von zwei in die Halterung eingelegten
Flaschen.
[0006] Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 ist nach dem Prinzip der Kufenwiege mit den beiden
Kufen 1 und 2 gestaltet, die durch Querstreben 3 bis 8 fest miteinander verbunden
sind. Die Querstrebe 8 ist nach unten gebogen und endseits an Gleitkörpern 9 befestigt,
die auf den Kufen 1 und 2 längsverschieblich gelagert sind. Mittels Stellschrauben
10 sind die Gleitkörper 9 an den Kufen 1 und 2 lös- und feststellbar. Die steigbügelartig
gestaltete Querstrebe 6 bildet an ihrem oberen Ende einen Sattel 11, der als Auflager
für einen Karaffen- oder Flaschenhals dient. Die Querstrebe 4 ist nach unten und die
Querstrebe 3 nach oben gekrümmt. Sie bilden gemeinsam eine Halterung zur Aufnahme
des Ballons einer Karaffe, die (vergl. Fig. 2 und 3) mit ihrem Hals auf dem Sattel
11 abgestützt wird. Die nach unten durchgebogene Querstrebe 8 ihrerseits bildet das
Auflager für eine volle Weinflasche, die ihrerseits mit ihrer Mündung gegen den Sattel
11 abstützbar ist. Für den Gebrauch der Vorrichtung wird die Wiege auf eine horizontale,
ebene Unterlage gestellt und eine Karaffe 12 mit dem Ballon in das durch die Querstreben
3 und 4 gebildete Auflager gelegt und mit ihrer Mündung auf dem Sattel 11 abgestützt.
Danach wird eine volle, entkorkte Weinflasche 13 mit ihrem Mantel gegen die Querstrebe
8 gelegt und allmählich mit der Mündung zum Mündungsrand der Karaffe 12 geneigt und
dort abgestützt. Das Abstützen kann, wie später gezeigt wird (Fig. 6) mittels eines
Auslaufzapfens erfolgen. Der Krümmungsradius der Kufen 1 und 2 wird in den Fig. 1
bis 3 von links nach rechts kleiner. Dadurch ist die Wiege gegen Belastungen auf der
rechten Seite weniger empflindlich als gegen Belastungen auf der linken Seite. Durch
diese Grobtarierung wird erreicht, dass nach dem Einlegen der leeren Karaffe 12 und
der vollen Weinflasche 13 (Fig. 2) die Wiege eine Ausgangsgleichgewichtslage einnimmt,
in der das Niveau 14 des Weines in der Weinflasche 13 zumindest geringfügig höher
als die Mündung der Karaffe 12 liegt und der Wein allmählich in die Karaffe überströmen
kann. Eine optimale Austarierung wird durch ein Lösen der Stellschrauben 10 und ein
Einjustieren der Querstrebe 8 erreicht. Diese Justierung ist für einen bestimmten
Flaschentyp nur einmal vorzunehmen.
[0007] Wird nach dem Einlegen der Karaffe 12 und der vollen Weinflasche 13 die Vorrichtung
freigegeben, stellt sich die Ausgangsgleichgewichtslage um die Achse 18 ein, in der
das Moment P1 . a1 gleich dem Moment P2 . a2 ist. Da das Flüssigkeitsniveau 14 höher
ist als die Karaffenmündung 12, fliesst der Wein allmählich in die Karaffe 12. Die
am Schwerpunkt der Weinflasche 13 und der Karaffe 12 angreifenden Schwerkräfte P1,
P2 erzeugen mit Bezug auf die Achse 18 entgegengerichtete Momente. Während des Überfliessens
wird das Moment auf der Seite der Karaffe 12 trotz der sich nach links verschiebenden
Achse 18 grösser, wodurch sie sich senkt und das Niveau 14 der Flüssigkeit über der
Karaffenmündung 12 hält. Damit wird ein kontinuierlicher Überlauf der Flüssigkeit
erreicht. Wegen der Verschiebung der Achse 18 erfolgt die stetige Veränderung der
Gleichgewichtslage vergleichsweise langsam und ein Pendeln um die Gleichgewichtslage
wird vermieden. Ist die Endgleichgewichtslage erreicht, liegt die Niveaulinie 14
der Flüssigkeit auf der Höhe der Flaschenschulter, das heisst, des Überganges zum
Flaschenhals 15, so dass der verbleibende Rest 16 mit dem Bodensatz in der Weinflasche
13 verbleibt (Fig. 3). Erweist sich, dass das Weindepot im Weinrest 16 vergleichsweise
klein ist, kann man auf der Karaffenseite mit einem sanften Fingerdruck auf eine
der Kufen 1, 2 die Restflüssigkeit 16 (Fig. 3) weiter in die Karaffe dekantieren bis
sich vorwiegend nur noch der abzutrennende Rückstand in der Weinflasche 13 befindet.
Zur visuellen Kontrolle des Dekantiervorganges ist an der Querstrebe 7 ein Halter
17 für eine Kerze befestigt, mit der die Weinflasche 13 von unten durchleuchtet werden
kann.
[0008] Beim zweiten Beispiel nach Fig. 4 ist eine Brücke 19 fest mit einer im Querschnitt
rechteckigen Blattfeder 20 verbunden. Der Blattfederfuss ist fest und lotrecht in
einem horizontalen Sockel 21 eingespannt. Die Brücke 19 besteht aus zwei parallelen,
voneinander distanzierten Trägern, die durch Querstreben 22 bis 25 fest miteinander
verbunden sind. Sie ist weiter mit einem Auflagesattel 26 versehen, der die gleiche
Funktion wie die Querstrebe 6 beim ersten Beispiel hat. Die Querstreben 24 und 25
dienen als Auflager für die Karaffe 12, die mit ihrem Hals am Sattel 26 abgestützt
ist. Die Querstreben 22 und 23 bilden das Auflager für die Weinflasche 13, die sich
mit ihrer Mündung in jener der Karaffe 12 abstützt. Auch dieses Ausführungsbeispiel
ist derart austariert, dass sich nach dem Einlegen der Karaffe 12 und der Weinflasche
13 eine Ausgangsgleichgewichtslage einstellt, in der sich das Flüssigkeitsniveau
14 über dem Hals der Karaffe 12 befindet. Während des Überfliessens der Flüssigkeit
richtet sich die nach rechts gebogene Blattfeder 20 allmählich auf bis zur lotrechten
Ausrichtung und biegt sich dann langsam gegen die Seite der sich füllenden Karaffe
12. Während dieser Änderung der Gleichgewichtslage liegt das Niveau 14 stets höher
als die Karaffenmündung. Beim Erreichen der Endgleichgewichtslage ist wieder das
Niveau 14 der Restflüssigkeit 16 auf der Höhe des Überganges zum Flaschenhals.
[0009] Beim Ausführungsbeispiel nach Fig. 5 ist die Brücke 19 gleich ausgebildet wie beim
Beispiel nach Fig. 4. Sie ist indessen an einem sich nach oben erstreckenden U-Bügel
27 befestigt, der an einer ortsfesten Achse 28 schwenkbar angelenkt ist. Auch diese
Vorrichtung nimmt nach dem Einlegen der leeren Karaffe 12 und der vollen Weinflasche
13 eine Ausgangsgleichgewichtslage ein, in der das Flüssigkeitsniveau 14 über der
Mündung des Karaffenhalses liegt, so dass die Flüssigkeit hinüber strömen kann. Die
Brücke 19 und der Bügel 27 bilden eine Hebelwaage. An dieser sind die Querstreben
22 bis 25 die Waagschalen. Während des Überfliessens des Weines verändern sich allmählich
die Momente um die Achse 28, bis die Endgleichgewichtslage erreicht ist. In dieser
verbleibt, wie in Fig. 3 gezeigt ist, ein Rest 16 des Weines in der Weinflasche 13.
[0010] Auch bei den Ausführungsformen nach Fig. 4 und 5 kann nach Erreichen der Endgleichgewichtslage
durch manuelles Eingreifen der Dekantiervorgang fortgesetzt werden, wenn dies die
Verhältnisse verlangen.
[0011] Bei beiden in Fig. 4 und 5 gezeigten Beispielen wird zur besseren Austarierung bei
der als Waagebalken wirkenden Brücke 19 der rechte, die Weinflasche 13 tragende Hebelarm
kürzer als der linke ausgebildet.
[0012] Sind die drei Ausführungsbeispiele derart austariert, dass in der Ausgangsgleichgewichtslage
das Flüssigkeitsniveau 14 des Weines unter der Karaffenmündung liegt, kann ein Anschlag
vorgesehen werden (in Fig. 5 strichpunktiert angedeutet), der eine Ausgangslage erzwingt,
in der das Flüssigkeitsniveau 14 über der Karaffenmündung liegt. Dabei ist vorzusehen,
dass beim Überfliessen des Weines die Einrichtung vom Anschlag frei kommt und der
Endgleichgewichtslage zustreben kann. Bei der Veränderung der Gleichgewichtslage muss
das Flüssigkeitsniveau 14 stets über der Karaffenmündung gehalten werden.
[0013] Obwohl bei allen Beispielen als Leergefäss eine Karaffe gezeigt und beschrieben ist,
kann an deren Stelle eine saubere, leere Weinflasche oder dgl. verwendet werden.
[0014] Bei allen drei Beispielen erwies sich das Aufsetzen eines an sich bekannten Ausschankzapfens
21 auf die Weinflasche 13 als vorteilhaft. Dieser Ausschankzapfen weist einen konischen
Stopfen 30 auf, der von einem Auslaufrohr 31 achsial durchsetzt ist. An der oberen
Innenseite des Auslaufrohrs 31 ist ein Belüftungsrohr 32 längs geführt, dessen Aussendurchmesser
wesentlich kleiner als der Innendurchmesser des Auslaufrohres 31 ist. Die Aussenseite
des Stopfens 30 ist durch eine mit dem Auslaufrohr 31 fest verbundene Blende 33 abgedeckt.
Das Belüftungsrohr 32 überragt das Auslaufrohr 31 im Inneren der Weinflasche 13. Es
ist am inneren Ende gegenüber den herkömmlichen Auslaufzapfen durch einen einstückigen
Rohrfortsatz oder ein flexibles Schlauchstück 34 bis in den Bereich der Flaschenschulter
verlängert, derart, dass sein freies Ende bei stark geneigter Weinflasche 13 im Bereich
der gefangenen Luftblase 35 liegt. Ein flexibles Schlauchstück hat den Vorteil, dass
es sich während des Lufteintritts selbständig nach oben krümmt. Damit wird ein pulsierender
Austritt des Weines aus der Weinflasche 13 vermieden und ein vollkommen gleichförmiges
Ausströmen erreicht. Eine Durchwirbelung des auslaufenden Weines durch eintretende
Luftblasen wird vermieden.
1. Einrichtung zum Dekantieren einer Flüssigkeit aus einem ersten in ein zweites Gefäss
(12, 13), dadurch gekennzeichnet, dass eine erste und eine zweite Halterung (3, 4,
8, 11; 22 bis 26) zur Aufnahme des ersten bzw. zweiten Gefässes (12, 13) miteinander
derart in Wirkverbindung sind, dass nach dem Einlegen der beiden Gefässe (12, 13)
in die entsprechenden Halterungen (3, 4, 8, 11; 22 bis 26) eine Ausgangslage eintritt,
dass während des Überfliessens der Flüssigkeit ins zweite Gefäss die Gleichgewichtslage
stetig bis zu einer Endgleichgewichtslage ändert, in der sich der überwiegende Teil
der Flüssigkeit im zweiten Gefäss (12) befindet.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Wirkverbindung
die an den Halterungen (3, 4, 8, 11; 22 bis 26) angreifenden Schwerkräfte (P1, P2)
entgegengerichtete Momente (P1 . a1; P2 . a2) erzeugen und entsprechend ihrem Verhältnis
unterschiedliche Gleichgewichtslagen bewirken, dass die Halterungen (3, 4, 8, 11;
22 bis 26) nach dem Einlegen eines ersten bzw. zweiten Gefässes (12, 13) derart austariert
sind, dass sich die Ausgangslage einstellt in der der Einlauf des zweiten Gefässes
(12) unter dem Spiegel (14) der Flüssigkeit im ersten Gefäss (13) liegt und einen
Überlauf der Flüssigkeit ermöglicht und dass sich die Gleichgewichtslage durch die
überfliessende Flüssigkeit selbsttätig von der Ausgangslage in die Endgleichgewichtslage
verschiebt.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Halterungen
(22 bis 23) als Waageschalen an einer Waage, vorzugsweise an einer Hebel- oder Federwaage
(Fig. 4, 5) angeordnet sind.
4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Waage eine Hebelwaage
mit einem Waagebalken ist und dass die erste Halterung am kürzeren und die zweite
Halterung am längeren Hebel des Waagebalkens gelagert ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Halterungen
(3, 4, 8, 11) an einer Wiege angeordnet sind.
6. Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wiege eine Kufenwiege
ist.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die
Halterungen (3, 4, 8, 11; 22 bis 26) derart gestaltet sind, dass die Öffnung des ersten
Gefässes (13) mittelbar oder unmittelbar in die Öffnung des zweiten Gefässes (12)
hineingreift und ein Überlaufen der Flüssigkeit ermöglicht.
8. Einrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Kufenradius
auf der Seite der ersten Halterung (8) kleiner als auf der Seite der zweiten Halterung
(3, 4, 11) ist.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die
erste Halterung (8) höhenverstellbar ist.
10. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass nahe
aber unter der ersten Halterung (8) eine Beleuchtungseinrichtung (17) vorhanden ist.
11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch einen an sich
bekannten auf das erste Gefäss (13) steckbaren Zapfen (29) mit einem Auslaufrohr (31)
und einem Belüftungsrohr (32), wobei sich das Belüftungsrohr (32) im aufgesteckten
Zustand im Bereich der Flaschenschulter gegen deren nach oben weisende Wand erstreckt.