[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Beschichten einer um eine Gegenwalze
geführten Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei Vorrichtungen zum Beschichten einer Materialbahn, die ein Auftragwerk mit einer
aus einer Flüssigkeitskammer schöpfenden Auftragwalze ("flooded-nip coater") zum Auftragen
von Beschichtungsmaterial im Überschuß und ein nachfolgendes Dosiersystem enthalten,
ist es bekannt, das Dosiersystem zweistufig auszubilden. Das Dosiersystem enthält
eine Vordosiereinrichtung, mit der ein großer Teil des im Überschuß aufgetragenen
Beschichtungsmaterials, z. B. Streichfarbe, entfernt wird, anschließend wird mit einer
Enddosiereinrichtung bis auf das gewünschte Strichgewicht abgerakelt. Der Einsatz
einer Vordosiereinrichtung hat den Vorteil, daß zum Enddosieren gerade soviel Überschuß
mitgeführt wird, wie für eine ausreichende Spülung am Enddosierelement erforderlich
ist und daß am Enddosierelement durch Egalisierung des unregelmäßigen Überschusses
hinter dem Auftragspalt gleiche Verhältnisse über die gesamte Bahnbreite bestehen.
Man ist dabei bemüht, den Vordosiervorgang so einzustellen, daß eine teilweise Entwässerung
einer dünnen, der Materialbahn nahen Grenzschicht des Beschichtungsmaterials stattfindet,
in der die Festbestandteile (Pigmente und Bindemittel) des Beschichtungsmaterials
weitestgehend immobilisiert sind. Die sich auf diese Weise bildende Schicht wirkt
dann während des Enddosierens als Sperrschicht und verhindert das Eindringen von Festbestandteilen
des Beschichtungsmaterials in die Papierbahn.
[0003] Eine gattungsgemäße Vorrichtung, die dieses Ziel verfolgt, ist in der DE-PS 36 23
402 beschrieben. Dort ist mit Abstand von dem zwischen Auftragwalze und Gegenwalze
befindlichen Auftragspalt ein elastisch abgestütztes Vordosierelement eingesetzt.
Zwischen dem Vordosierelement und dem Auftragspalt befindet sich ein sich keilförmig
verjüngender Leitkörper zur Führung des Beschichtungsmaterials, der vor dem Vordosierelement
mit Öffnungen versehen ist, durch die das abgerakelte Beschichtungsmaterial in Richtung
zur Auftragwalze abläuft.
[0004] In der Praxis hat sich jedoch als Nachteil gezeigt, daß Vordosiereinrichtungen, die
nach dem hydrodynamischen Prinzip, also direkt gegen den Flüssigkeitsdruck auf der
Materialbahn arbeiten (wie in der DE-PS 36 23 402 beschrieben), nur schwer kontrollierbar
sind. Diese elastisch abgestützten Vordosiereinrichtungen benötigen zur Funktion einen
merklichen Anpreßdruck gegen die Flüssigkeit. Es hat sich gezeigt, daß selbst bei
geringstem Anpreßdruck die Entwässerung des Beschichtungsmaterials bereits zu stark
ist, wodurch bei der Enddosierung rheologische Probleme auftreten, die sich im sogenannten
"Überkochen" (engl. "bleeding") und/oder Streifen auf der Materialbahn bemerkbar machen.
Der gewünschte positive Effekt der Entwässerung schlägt dann ins Negative um.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung zu schaffen,
mit der auch bei hohen Bahngeschwindigkeiten eine bessere Abdeckung bei geringerer
Auftragmenge und reduzierten Anpreßkräften an der Enddosiereinrichtung erreicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Nach der Erfindung werden
konstruktiv einfach zwei vorteilhafte Auswirkungen erreicht. Zum einen ist es aufgrund
der unelastischen Abstützung der Vordosiereinrichtung möglich nahezu ohne Druck auf
den aufgetragenen Überschußfilm vorzudosieren. Damit werden die vorhin geschilderten
Nachteile vermieden. Zum anderen wird mit der kammerförmigen Begrenzung des Auftragspaltes
eine Stauwirkung erzielt, die eine Erweiterung des Auftragspaltes ermöglicht. Dies
reduziert die Druckpenetration im Auftragspalt erheblich, so daß weniger Streichfarbe
in das Papier gedrückt wird, ohne daß bei hohen Bahngeschwindigkeiten Unregelmäßigkeiten
im Auftrag (z. B. Lufteinschlüsse) auftreten.
[0007] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte, da besonders vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung.
[0008] Mit der Abstützung der Vordosiereinrichtung auf der Auftragwalze nach Anspruch 2
wird die Gleichmäßigkeit des Vordosierspaltes über die Bahnbreite sichergestellt.
Die Verstellbarkeit nach Anspruch 3 ermöglicht eine Einstellung des Vordosierspaltes
unabhängig vom Auftragspalt. Bei der Anordnung der angeströmten Stirnfläche nach Anspruch
4 trägt der wirksame Flüssigkeitsdruck zur gleichmäßigen Auflage der Vordosiereinrichtung
auf der Auftragwalze bei, und es wird verhindert, daß hydrodynamische Kräfte die Vordosiereinrichtung
von der Auftragwalze abheben.
[0009] Während die Ansprüche 5 und 6 Merkmale enthalten, die die Wartung vereinfachen, lassen
sich mit den als Kühlkanäle dienenden Hohlräumen nach Anspruch 7 Farbablagerungen
vermeiden. Mit dem Leitblech nach Anspruch 8 wird der Farbauftrag mit der Auftragwalze
weiter vergleichmäßigt.
[0010] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Beschichtungsvorrichtung,
Fig. 2 einen vergrößerten Ausschnitt von Fig. 1 mit dem Vordosierelement.
[0011] Die Beschichtungsvorrichtung weist ein Auftragwerk 1 mit einer umlaufenden Auftragwalze
2 auf, die in bekannter Weise aus einer mit einem Zulauf 3 in Verbindung stehenden
Flüssigkeitskammer 4 Beschichtungsmaterial in einen Auftragspalt 5 fördert, der sich
zwischen der Auftragwalze 2 und einer Gegenwalze 6 befindet, um die die Materialbahn
7 geführt ist. An der Einlaufseite ist ein bis in den Auftragspalt 5 reichendes Leitblech
8 angeordnet, das an seiner der Auftragwalze 2 zugewandten Seite entsprechend dem
Umfang der Auftragwalze 2 gekrümmt und mit einem geringen Abstand von dieser angeordnet
ist, so daß ein Förderspalt 9 frei bleibt. Die der Auftragwalze 2 abgewandte Seite
des Leitbleches 8 bildet eine Rücklauffläche für überschüssiges Material 10, das über
eine Rücklaufleitung 11 einer Sammelleitung 12 zugeführt wird.
[0012] Im Anschluß an das Auftragwerk 1 folgt in Bahnlaufrichtung ein Dosiersystem 13, das
aus einer Vordosiereinrichtung 14 und einer Enddosiereinrichtung 15 besteht. Die in
der Fig. 2 detaillierter dargestellte Vordosiereinrichtung 14 weist als Grundkörper
16 ein sich über die Arbeitsbreite erstreckendes flaches Hohlprofil (z.B. aus mit
Korrosionsschutz beschichtetem Aluminium) auf, dessen Hohlräume 17 als Kühlkanäle
von einer Kühlflüssigkeit durchströmt werden. Der in etwa tangential zur Auftragwalze
2 angeordnete Grundkörper 16 ist an seiner der Gegenwalze 6 abgewandten Seite auf
einem Träger 18 eines schwenkbaren Rahmens 19 in etwa tangential zur Auftragwalze
2 in Richtung zur Gegenwalze 6 verschiebbar gelagert. Die andere Seite reicht bis
in den Bereich des Auftragspalts 5 und stützt sich dort mit von Abströmöffnungen 20
unterbrochenen Vorsprüngen 21 fest und unelastisch auf der Auftragwalze 2 ab. Die
Vorsprünge 21 sind an ihrer auf der Auftragwalze 2 aufliegenden Fläche verschleißarm
beschichtet oder es befinden sich dort separate Verschleißplättchen.
[0013] Die der Gegenwalze 6 zugewandte Stirnfläche 16.1 des Grundkörpers 16 - sie bildet
die Anströmfläche für das aus dem Auftragspalt 5 austretende Beschichtungsmaterial
- verläuft unter einem Winkel größer als 90° zur Tangente in der Auflagelinie des
Grundkörpers 16 an die Auftragwalze 2 geneigt und bildet somit mit der Gegenwalze
5 einen spitzwinkelig zulaufenden Vordosierspalt 22. Die Stirnfläche 16.1 des Grundkörpers
16 schließt den Auftragspalt 5 auslaufseitig kammerförmig ab, wobei nur der schmale
Vordosierspalt 22 und Abströmkanäle 23 entlang der Oberfläche der Auftragwalze 2 freibleiben.
[0014] Der Vordosierspalt 22 läßt sich durch Verschieben des Grundkörpers 16 auf dem Träger
18 sehr genau und unabhängig vom Auftragspalt 5 zwischen Auftragwalze 2 und Gegenwalze
6 einstellen. Er ist an seiner engsten Stelle wesentlich enger als der Auftragspalt
5.
[0015] Der Grundkörper 16 ist an seiner der Auftragwalze 2 zugewandten Seite in deren Bereich
entsprechend zu deren Umfang gekrümmt ausgebildet und wird mit den Vorsprüngen 21
so auf Abstand gehalten, daß die Abströmkanäle 23 entstehen, durch die überschüssiges
Beschichtungsmaterial abfließen kann, damit sich kein Druck zwischen der Auftragwalze
2 und dem Grundkörper 16 aufbaut, der diesen abheben würde. Ein Abheben des Grundkörpers
15 von der Auftragwalze 2 wird auch durch die stumpfwinkelig zur Tangente an die Auftragwalze
2 angeordnete Stirnfläche 16.1 vermieden, da so der sich im Vordosierspalt 22 aufbauende
Flüssigkeitsdruck den Grundkörper 16 an die Walze 2 andrückt. Damit wird gleichzeitig
gewährleistet, daß der Grundkörper 16 gleichmäßig auf der Auftragwalze 2 aufliegt
und somit ein über die Arbeitsbreite gleichmäßiger Vordosierspalt 22 entsteht. Alternativ
kann der Grundkörper 16 direkt auf der Auftragwalze 2 aufliegen. Dann enthält seine
aufliegende Seite Bohrungen oder Schlitze, die Abströmkanäle bilden. Um ein sicheres
Anlegen des Grundkörpers 16 an der Auftragwalze 2 zu sichern, ist auf seiner der Auftragwalze
2 abgewandten Seite ein vorgespanntes Federblech 24 befestigt, das den Grundkörper
16 gegen die Auftragwalze 2 andrückt. Das durch den Abströmkanal 23 abfließende überschüssige
Beschichtungsmaterial wird über eine Kammer 25 der Sammelleitung 12 zugeführt.
[0016] Die den Vordosierspalt 22 begrenzende Anströmfläche des Grundkörpers 16 kann direkt
von dessen Stirnfläche 16.1 gebildet sein. In diesem Fall ist es vorteilhaft, die
der Gegenwalze 6 benachbarte Kante, die die engste Stelle des Vordosierspaltes 22
begrenzt, als Verschleißteil auszubilden; z.B. dadurch, daß an dieser Stelle ein austauschbarer
Draht eingelegt ist. In der Ausführungsform nach Fig. 2 wird die Anströmfläche von
einem kurzen Blade 26 gebildet, das beim Ausführungsbeispiel von Permanentmagneten
27 gehalten wird. Das Blade 26 ist so bei einem Verschleiß austauschbar.
[0017] Im Anschluß an die Vordosiereinrichtung 14 folgt eine auf bekannte Weise aufgebaute
Enddosiereinrichtung 15, die an einem getrennt vom Rahmen 18 schwenkbaren Rahmen befestigt
ist. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel enthält die Enddosiereinrichtung 15 als Dosierelement
ein Schabermesser 28, das mit seinem Fuß in einem Klemmbalken 29 festgeklemmt ist
und von einer Abstützleiste 30 abgestützt ist. Zwischen der Schabermesserspitze und
der Papierbahn 7 besteht im Betrieb der Enddosierspalt 28.1. Anstelle des Schabermessers
28 können auch andere bekannte Enddosierelemente eingesetzt werden, z.B. eine angetriebene
Rakelstange oder eine Schaberleiste, wie sie in der DE-PS 33 38 323 beschrieben ist.
Das beim Enddosieren abgeschabte überflüssige Beschichtungsmaterial wird von der Wanne
31 aufgefangen und über einen Ablaufkanal 32 und die Kammer 25 ebenfalls der Sammelleitung
12 zugeführt. Im Betrieb läßt sich bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung die Spaltweite
des Auftragspalts 5 auch bei hohen Bahngeschwindigkeiten (1000-2000 m/min) vorteilhaft
auf Werte zwischen 1 und 3 mm vergrößern, ohne daß Lufteinschlüsse das Strichbild
negativ beeinflussen. Durch die Stauwirkung im Auftragspalt 5 durch das Vordosierelement
14 wird eine Vergleichmäßigung des im Überschuß aufgetragenen Beschichtungsmaterials
(z. B. Streichfarbe) bewirkt, wozu auch das Leitblech 8 durch die Trennung des in
den Auftragspalt 5 zulaufenden Beschichtungsmaterials von dem rücklaufenden Beschichtungsmaterial
beiträgt.
[0018] Der im Auftragspalt 5 aufgetragene Überschußfilm wird anschließend mit der Vordosiereinrichtung
14 auf eine wesentlich geringere Überschußmenge reduziert, die danach mit dem Enddosierelement
(Schabermesser 28) bis auf das gewünschte Strichgewicht abgerakelt wird. Es hat sich
für die Gleichmäßigkeit des Strichauftrages als vorteilhaft erwiesen, wenn die Öffnungsweiten
der verschiedenen Spalte 5 bzw. 22 bzw. 28.1 etwa im folgenden Verhältnis zueinander
stehen: Auftragspalt 5 : Vordosierspalt 22 : Enddosierspalt 28.1 ungefähr 50 : 10
: 1.
Mit der Vordosiereinrichtung 14 nach der Erfindung wird nahezu kein Druck beim Vordosieren
auf den aufgetragenen Überschußfilm ausgeübt, da die Vordosiereinrichtung 14 nicht
gegen den Flüssigkeitsdruck arbeitet, sondern fest und somit unelastisch abgestützt
ist. So werden die eingangs beschriebenen Probleme beim Enddosieren aufgrund zu starker
Entwässerung, wie Überkochen und Streifenbildung, vermieden. Durch die Kühlung mittels
der Kühlkanäle durch die Hohlräume 17 werden Ablagerungen von Beschichtungsmaterial
verhindert.
1. Vorrichtung zum Beschichten einer um eine Gegenwalze geführten Materialbahn, insbesondere
einer Papier- oder Kartonbahn, mit einer aus einer Flüssigkeitskammer schöpfenden
Auftragwalze, die mit der Gegenwalze einen Auftragspalt bildet, und mit einem Dosiersystem
mit einer Enddosiereinrichtung und einer in Bahnlaufrichtung davor angeordneten Vordosiereinrichtung,
die mit der Gegenwalze einen Vordosierspalt bildet,
gekennzeichnet durch eine unelastisch abgestützte Vordosiereinrichtung (14), die bis in den Bereich des
Auftragspaltes (5) reicht und diesen auslaufseitig kammerförmig begrenzt, wobei zur
Gegenwalze (6) der Vordosierspalt (22) und zur Auftragwalze (2) ein Abströmkanal (23)
freibleiben.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Vordosiereinrichtung (14) auf der Auftragwalze (2) abstützt.
3. Vorrrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vordosiereinrichtung (14) in Richtung zur Gegenwalze (6) verstellbar ausgebildet
ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die vom Beschichtungsmaterial angeströmte Stirnfläche (16.1) der Vordosiereinrichtung
(14) unter einem Winkel größer als 90° zur Tangente an die Auftragwalze (2) in der
Auflagelinie verläuft.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die angeströmte Stirnfläche (16.1) von einem austauschbaren Blade (26) gebildet
wird.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß an in die der Gegenwalze (6) benachbarte Kante der angeströmten Stirnfläche (16.1)
der Vordosiereinrichtung (14) ein austauschbares Verschleißteil, insbesondere ein
Draht, eingelegt ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Vordosiereinrichtung (14) einen Grundkörper (16) mit als Kühlkanäle dienenden
Hohlräumen (17) enthält.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß einlaufseitig an der Auftragwalze (2) ein Leitblech (8) angeordnet ist, das bis
in den Auftragspalt (5) reicht.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Spaltweiten von Auftragspalt (5) : Vordosierspalt (22) : Enddosierspalt
(28.1) ungefähr 50 : 10 : 1 beträgt.