[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzenpresse mit zwei drehbar gelagerten, gegenläufig
rotierbaren und durch einen Preßwalzenspalt voneinander getrennten Walzen, insbesondere
zur Druckzerkleinerung königen Gutes.
[0002] Es ist ein Verfahren zur Zerkleinerung bzw. Mahlung spröden Mahlgutes bekannt (EP-PS
0 084 383), bei dem das Mahlgut, z. B. nicht vorzerkleinerter Zementklinker, im Walzenspalt
einer Hochdruck-Walzenpresse unter hohem Druck gepreßt wird, was teils zur Partikelzerstörung,
teils zur Erzeugung von Anrissen im Partikelin neren führt und sich sichtbar in der
Bildung von Agglomeraten (sogenannten Schülpen) äußert, die sich mit vergleichsweise
geringem Energieaufwand desagglomerieren bzw. auflösen lassen und die infolge der
Anwendung des hohen Preßdruckes unter Zerstörung des Korngefüges bereits fertig
feines Gut enthalten, so daß das bekannte Verfahren insgesamt durch einen niedrigen
spezifischen Energiebedarf gekennzeichnet ist.
[0003] Beim Betrieb der Hochdruck-Walzenpresse zum Verdichten bzw. zur Druckbehandlung körnigen
Gutes muß das dem Walzenspalt zugeführte Aufgabegut von den gegenläufig angetriebenen
Walzen erfaßt und durch Reibung in den Walzenspalt eingezogen werden. Dabei werden
die einzelnen Partikel des durch Reibung in den Bereich des engsten Walzenspaltes
eingezogenen Mahlgutes in einem Gutbett, d. h. in einer zwischen den beiden Walzenoberflächen
zusammengedrückten Materialschüttung bei Anwendung des extrem hohen Druckes gegenseitig
zerquetscht, so daß man hierbei von der sogenannten Gutbettzerkleinerung spricht.
Das Guteinzugsvermögen der Walzen würde ansich verbessert werden, wenn das Aufgabegut
in einer solchen Menge aufgegeben wird, daß sich über dem Walzenspalt im Aufgabeschacht
eine hohe Aufgabegutschüttung bildet.
[0004] Ist jedoch das Aufgabegut zur Hochdruck-Walzenpresse zumindest zum Teil schon sehr
feinkörnig, indem zum frischen Aufgabegut z. B. große Mengen der Grieße eines der
Walzenpresse gegebenenfalls über eine Feinmühle nachgeschalteten Sichters rezirkuliert
werden, so können das Guteinzugsvermögen der Walzen verschlechtert und die Durchsatzleistung
der Walzenpresse vermindert werden. Insbesondere bei hohen Füllständen und niedrigen
Schüttgewichten des dem Aufgabeschacht der Walzenpresse zugeführten Aufgabegutes,
verstärkt hervorgerufen durch große Mengen bereits relativ feiner rezirkulierter
Grieße zum Gutaufgabeschacht der Walzenpresse, kann außerdem das Problem entstehen,
daß die durch die Hochdruckpressung aus der Aufgabegutschüttung gepreßte Luft nicht
mehr entweichen kann, was die Materialpressung und die mit der Gutbettzerkleinerung
ansich erzielbare Energieersparnis beeinträchtigt und zu einem ungleichmäßigen Betrieb
der Walzenpresse führt. Das Guteinzugsproblem sowie Entlüftungsproblem im Walzenspalt
der Walzenpresse wird noch dadurch verstärkt, daß die Schüttdichte der rezirkulierten
Grieße in der Regel erheblich niedriger liegt als die Schüttdichte des frischen Aufgabegutes
bzw. daß die Porosität der Sichtergrieße größer ist als diejenige des frischen Aufgabegutes.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Walzenpresse zu schaffen, bei der
die oben geschilderten energieverzehrenden, durchsatzmindernden und betriebsstörenden
Materialpreßschwierigkeiten im Walzenspalt deutlich reduziert sind.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung mit den Maßnahmen des Kennzeichnungsteils
des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Bei der Gutbettzerkleinerung im Walzenspalt einer Hochdruck-Walzenpresse hat die
Porosität des locker in den Gutaufgabeschacht eingeschütteten körnigen Gutes einen
entscheidenden Einfluß auf das Guteinzugsvermögen der Walzen, auf den Massendurchsatz
sowie auf das Betriebsverhalten der Walzenpresser (ruhiger oder schwingender Betrieb).
Das Luftvolumen bzw. die Lockerporosität des Aufgabegutes sollte möglichst klein
sowie örtlich und zeitlich konstant sein. Erfindunsgemäß wird dies erreicht durch
die Anordnung wenigstens einer zusätzlichen Walze (Vorverdichterwalze), die oberhalb
wenigstens einer der beiden Pressenwalzen gegen diese mit einer Preßkraft gepreßt
wird, die niedriger liegt als diejenige Preßkraft, mit der die beiden Preßwalzen gegeneinander
auf das in deren Walzenspalt eingezogene Gut gepreßt werden. Durch die Vorverdichterwalze
wird das Aufgabegut vor dessen Einzug in den Preßwalzenspalt vorverdichtet, d. h.
die Porosität des Aufgabegutes wird vor dessen Einzug in den Preßwalzenspalt verringert,
z. B. von einer Porosität 60 bis 70 % auf eine Porosität von z. B. 30 bis 40 %, die
dann im Preßwalzenspalt selbst unter Anwendung der Hochdruckpressung auf z. B. 20
bis 25 % reduziert werden kann.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Anwendung wenigstens einer Vorverdichterwalze wird das
Guteinzugsvermögen der beiden Pressenwalzen selbst entscheidend verbessert; der
im Preßwalzenspalt auftretende angewandte Maximaldruck, mit dem das Gut bei der Gutbettzerkleinerung
gepreßt wird, wird schneller und sicherer erreicht; infolge des Einzuges bereits vorverdichteten
Gutmaterials in den Preßwalzenspalt läuft die Walzenpresse ruhiger mit weniger Schwingungen;
höhere Umfangsgeschwindigkeiten der beiden Pressenwalzen sind möglich; insgesamt sind
höhere Durchsatzleistungen der Walzenpresse erzielbar; der Zerkleinerungserfolg ist
gesteigert; letztendlich ist der spezifische Energiebedarf der erfindungsgemäßen
Walzenpresse reduziert.
[0009] Alle diese Vorteile werden ohne großen maschinellen Aufwand erreicht. So ist es
nicht einmal unbedingt erforderlich, daß die Vorverdichter walze/-walzen mit einem
eigenen Drehantrieb versehen ist/sind. Denn die angedrückte Vorverdichterwalze kann
auch ohne weiteres von der zugehörigen Pressenwalze durch Reibung über das vorverdichtete
Gut selbst angetrieben werden.
[0010] Um insbesondere das in den Gutaufgabeschacht der Walzenpresse eingeschüttete Feingut,
z. B. rezirkulierte Sichtergrieße, vor Einzug in den Preßwalzenspalt vorverdichten
zu können, wird nach einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgeschlagen, daß im Gutaufgabeschacht
Grobgut und Feingut durch eine Zwischenwand voneinander getrennt sind und daß durch
die Vorverdichterwalze speziell das Feingut hoher Porosität vorverdichtet wird,
wonach das vorverdichtete Feingut zusammen mit dem Grobgut im Bereich des engsten
Walzenspaltes der beiden Preßwalzen der Hochdruckpressung unterworfen wird.
[0011] Die Erfindung und deren weitere Merkmale und Vorteile werden anhand der in den Figuren
schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0012] Es zeigt:
Fig. 1 eine erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen Walzenpresse mit einer Vorverdichterwalze;
Fig. 2 eine zweite Ausführungsform der Walzenpresse mit Vorverdichterwalze und mit
voneinander getrennter Zuführung von Grobgut und Feingut im Gutaufgabeschacht, und
Fig. 3 eine dritte Ausführungsform der Walzenpresse mit zwei Vorverdichterwalzen.
[0013] Nach Fig. 1 weist die erfindungsgemäße Walzenpresse zwei drehbar gelagerte, gegenläufig
rotierbare und durch einen Preßwalzenspalt voneinander getrennte Walzen (10, 11)
auf. Der Walzenpresse wird zu zerkleinerndes bzw. zu mahlendes Aufgabegut (12),
nämlich z. B. nicht vorzerkleinerter Zementklinker mit einer Korngröße bis beispielsweise
100 mm, zusammen mit Feingut, bestehend z. B. aus rezirkulierten Grießen eines nachgeschalteten
Sichters, über einen Gutaufgabeschacht (13) aufgegeben. Die Korngröße eines wesentlichen
Teils des Aufgabegutes (12) kann größer sein als die Weite des engsten Walzenspaltes
von z. B. 20 mm zwischen den beiden Pressenwalzen (10, 11), die einen Durchmesser
von beispielsweise 900 mm haben können. Die auf das Gut drückende Preßkraft (10a,
10b) der Walzen der Walzenpresse beträgt mehr als 2 MN/m Walzenlänge, beispielsweise
6 bis 9 MN/m. Das Aufgabegut (12) wird im Spalt zwischen den Walzen (10, 11) durch
eine kombinierte Einzelkornzerkleinerung und Gutbettzerkleinerung zerkleinert. Zur
Durchführung des letztgenannten Zerkleinerungsprinzips wird das Aufgabegut in so
großer Menge dem Walzenspalt der Presse zugeführt, daß das zu zerkleinernde und durch
Reibung in den Walzenspalt eingezogene Gut die Walzen (10, 11) auseinanderdrückt
und die Teilchen des Aufgabegutes sich im Walzenspalt in einer Schüttung bzw. in
einem Gutbett gegenseitig zerquetschen. Das Gut tritt aus dem Walzenspalt zerkleinert
und teilweise agglomeriert, d. h. zu Schülpen (14) verpreßt aus, deren Anteil an
bis zur gewünschten Endfeinheit reduzierten Partikeln (z. B. etwa 25 % kleiner 90
µm) bereits relativ hoch sein kann. Die Schülpen (14) werden dann desagglomeriert
und in einem nicht dargestellten Sichter gesichtet, dessen Grobkornfraktion (Grieße)
zum Gutaufgabeschacht (13) der Walzenpresse rezirkuliert wird.
[0014] Das Luftvolumen bzw. die Lockerporosität des locker in den Gutaufgabeschacht (13)
eingeschütteten körnigen Gutes (12) beträgt z. B. 60 bis 70 %. Um diese Porosität
des Aufgabegutes vor dessen Einzug in den Preßwalzenspalt der Walzenpresse möglichst
klein sowie örtlich und zeitlich konstant zu machen, ist nach dem Ausführungsbeispiel
der Fig. 1 erfindungsgemäß oberhalb der Pressenwalze (11) am unteren Ende des Gutaufgabeschachtes
(13) eine zusätzliche Walze bzw. Vorverdichterwalze (15) angeordnet, deren Durchmesser
kleiner ist als der Durchmes ser der Pressenwalzen (10, 11). Die Vorverdichterwalze
(15) wird gegen die Pressenwalze (11) mit einer Preßkraft (15a) gedrückt, die niedriger
liegt als die Preßkraft (10a) bzw. (10b), mit der das in den Walzenspalt der Pressenwalzen
(10, 11) durch Reibung eingezogene Gut gepreßt wird. Das durch die Vorverdichterwalze
(15) vorverdichtete Gut (16) weist eine Porosität von z. B. nur noch 30 bis 40 %
auf, während die Porosität in der durch Hochdruckpressung erzeugten Schülpe (14) dann
auf z. B. etwa 22 % reduziert ist.
[0015] Infolge der Vorverdichtung des Aufgabegutes (12) mittels der Vorverdichterwalze (15)
wird das Guteinzugsvermögen im Spalt zwischen den Walzen (10, 11) erheblich verbessert,
der bei der Gutbettzerkleinerung im Bereich des engsten Walzenspaltes auftretende
Maximaldruck wird schneller und sicherer erreicht, die Umfangsgeschwindigkeit der
Walzen (10, 11) ist steigerbar, die Massendurchsatzleistung der erfindungsgemäßen
Walzenpresse ist ebenfalls gesteigert, ebenso das Zerkleinerungsergebnis, weil energieverzehrende
Luftpolster im Preßgut bei der Durchführung der Gutbettzerkleinerung weitestgehend
vermieden sind. Der mit der Gutbettzerkleinerung verbundene vorteilhafte niedrige
spezifische Energiebedarf (kWh/t) kann mit der erfindungsgemäßen Walzenpresse voll
ausgenutzt werden.
[0016] Zum Ausführungsbeispiel der Fig. 1 wird noch bemerkt, daß sich der Gutaufgabeschacht
(13) und die Vorverdichterwalze (15) auch noch (z. B. spiegelbildlich) oberhalb der
Pressenwalze (10) anordnen ließen. Drehzahl, Anpreßdruck und Einzugsverhalten (Reibwert)
der Vorverdichterwalze(n) lassen sich an das entsprechende Aufgabegut optimal anpassen.
[0017] Beim Ausführungsbeispiel der Fig. 2 sind im Gutaufgabeschacht (13) Grobgut (17),
z. B. zu zerkleinernder frischer Zementklinker, und Feingut (18), z. B. rezirkulierte
Sichtergrieße, Hüttensand oder dergleichen, durch eine Zwischenwand (19) voneinancer
getrennt. Durch die gegen die Pressenwalze (11) gedrückte Vorverdichterwalze (15)
wird speziell das Feingut (18) hoher Porosität vorverdichtet und die Porosität des
vorverdichteten Materials (16) kann der Porosität des Grobgutes (17) angenähert werden,
so daß in den Walzenspalt zwischen den Pressenwalzen (10, 11) durch Reibung ein Aufgabegut
mit immer gleichmäßiger und reduzierter Porosität eingezogen wird, wodurch der möglichst
stoß- bzw. schwingungsfreie Betrieb der erfindungsgemäßen Walzenpresse begünstigt
ist. Schräg oberhalb der Vorverdichterwalze (15) kann als deren Verschleißschutz
mit Vorteil ein Verschleißschutzblech (20) angeordnet sein.
[0018] Als Unterschied zum Ausführungsbeispiel der Fig. 2 sind beim Ausführungsbeispiel
der Fig. 3 bei der erfindungsgemäßen Walzenpresse zwei Vorverdichterwalzen (15) und
(21) nebeneinanderliegend und sich gegenläufig frei drehend angeordnet, von denen
die Vorverdichterwalze (15) gegen die Pressenwalze (11) und die Vorverdichterwalze
(21) gegen die Pressenwalze (10) gedrückt werden. Die Vorverdichterwalzen (15) verdichtet
das Feingut (18) und die Vorverdichterwalze (21) verdichtet das Grobgut (17). Beide
Vorverdichterwalze (15) und (21) sind durch im Gutaufgabeschacht (13) angeordnete
Verschleißschutzbleche (22, 23) gegen Verschleiß geschützt.
[0019] Die Erfindung ist nicht nur auf Walzenpressen zur Druckzerkleinerung, insbesondere
Gutbettzerkleinerung körnigen Gutes beschränkt, sondern anwendbar auch für Walzenpressen,
deren Zielrichtung in der Herstellung von Agglomeraten besteht, z. B. für Brikettwalzenpressen
oder auch Glattwalzenpressen zur Herstellung von Agglomeraten.
1. Walzenpresse mit zwei drehbar gelagerten, gegenläufig rotierbaren und durch einen
Preßwalzenspalt voneinander getrennten Walzen insbesondere zur Druckzerkleinerung
körnigen Gutes, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich oberhalb wenigstens einer der beiden Pressenwalzen (10 bzw. 11) wenigstens
eine Vorverdichterwalze (15 bzw. 21) zur Vorverdichtung des Aufgabegutes vor dessen
Einzug in den Preßwalzenspalt angeordnet ist.
2. Walzenpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Pressenwalze (10 bzw. 11) je eine eigene Vorverdichterwalze zugeordnet
ist und daß beide Vorverdichterwalzen (15 bzw. 21) zueinander benachbart gegenläufig
rotierbar oberhalb des Preßwalzenspaltes angeordnet sind.
3. Walzenpresse nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wenigstens eine Vorverdichterwalze (15 bzw. 21) im bzw. am unteren Ende
des Gutaufgabeschachtes (13) angeordnet ist.
4. Walzenpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die wenigstens eine Vorverdichterwalze (15 bzw. 21) einen kleineren Durchmesser
aufweist als die Pressenwalzen (10, 11).
5. Walzenpresse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Gutaufgabeschacht (13) Grobgut (17) und Feingut (18) durch eine Zwischenwand
(19) voneinander getrennt sind und daß durch die Vorverdichterwalze/-walzen insbesondere
das Feingut vorverdichtet wird.
6. Walzenpresse nach einem der Ansprüch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß oberhalb der Vorverdichterwalze/-walzen ein Verschleißschutz (20 bzw. 22, 23)
angeordnet ist.
7. Walzenpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorverdichterwalze/-walzen (15 bzw. 21) mit einer niedrigeren Preßkraft
gegen die zugehörige Pressenwalze gepreßt ist/sind, als diejenige Preßkraft, mit
der die beiden Pressenwalzen gegeneinander auf das in deren Walzenspalt eingezogene
Gut gepreßt sind.
8. Walzenpresse nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorverdichterwalze/-walzen (15 bzw. 21) mit einem eigenen Drehantrieb in
Veroindung steht/stehen.