[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Glattgarn aus thermoplastischen
Kunststoffäden, insbesondere von glattem Polyestergarn, wonach das Kunststoffgarn
mittels eines Lieferwerkes einem Abzugswerk zugeführt, zwischen Lieferwerk und, Abzugswerk
verstreckt, thermofixiert und schließlich aufgewickelt wird.
[0002] Glattgarne aus thermoplastischen Kunststoffäden und insbesondere Polyesterfäden
werden aus einer Mehrzahl von Filamenten ersponnen. Diese Filamente werden zu einem
Fadenbündel zusammengefaßt, präpariert und unter hoher Geschwindigkeit aufgewickelt.
Das herzustellende Glattgarn erhält seine Gebrauchseigenschaften durch Verstrecken.
Beim Verstrecken wird das Glattgarn üblicherweise über ein erstes Lieferwerk einem
zweiten beheizten Lieferwerk zugeführt und dabei auf ein Verhältnis kleiner 1.1 :
1 vorverstreckt. Auf dem zweiten beheizten Lieferwerk wird das Glattgarn aufgeheizt,
bei Polyester auf etwa 85° C. Von dem zweiten Lieferwerk wird das Glattgarn über
eine Heizplatte einem Abzugswerk zugeführt, dabei endverstreckt und danach aufgewickelt.
Auf der Heizplatte erfolgt die Thermofixierung des Glattgarnes, nämlich die Fixierung
eines Abkochschrumpfes bzw. eines Heißluftschrumpfes mit einer Oberflächentemperatur
zwischen 130° C und 170° C. Dieses Mehrstufenverfahren ist verhältnismäßig aufwendig,
auch in vorrichtungsmäßiger Hinsicht. Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein einfaches und kostengünstiges Verfahren
zum Herstellen von Glattgarn aus thermoplastischen Kunststoffäden, insbesondere von
glattem Polyestergarn, anzugeben und eine zur Durchführung dieses Verfahrens geeignete
Vorrichtung zu schaffen.
[0004] Diese Aufgabe löst die Erfindung bei einem gattungsgemäßen Verfahren dadurch, daß
das Kunststoffgarn zwischen dem Lieferwerk und dem Abzugswerk auf ein Verhältnis
von 1.15 : 1 bis 2.3 : 1 kaltverstreckt und auf dem Abzugswerk thermofixiert wird.
- Kaltverstrecken meint im Rahmen der Erfindung, daß ein Verstrecken des Glattgarnes
auf seine Gebrauchseigenschaften bei einer Fadentemperatur im Bereich der Raumtemperatur
erfolgt und das Streckverhältnis, d. h. das Geschwindigkeitsverhältnis zwischen Lieferwerk
und Abzugswerk, so hoch gewählt ist, daß in dem verstreckten Glattgarn keine unverstreckten
oder weniger hoch als das eingestellte Streckverhältnis verstreckten Stellen vorhanden
sind. Dadurch können im kaltverstreckten Glattgarn Dehnungen zwischen 8 % und 50 %
bei hoher Fadengleichmäßigkeit eingestellt werden, die z. B. an dem Uster% erkennbar
ist. Gleichzeitig erfolgt die Temperaturbehandlung des Glattgarns unmittelbar auf
dem Abzugswerk. Überraschenderweise werden die von Glattgarnen und insbesondere glattem
Polyestergarn verlangten Gebrauchseigenschaften im Zuge der erfindungsgemäßen Behandlung
nicht nur erreicht, sondern darüber hinaus verbessert.
[0005] Weitere erfindungswesentliche Merkmale sind im folgenden aufgeführt. So wird das
Kunststoffgarn vorzugsweise bei Abzugs geschwindigkeiten von 300 m/min bis 1600 m/min,
vorzugsweise von 600 m/min bis 1000 m/min kaltverstreckt, und zwar bei Raumtemperatur.
Ferner sieht die Erfindung vor, daß das Kunststoffgarn bei einer Oberflächentemperatur
des Abzugswerkes zwischen 90° C und 250° C in Abhängigkeit eines zu erzielenden Abkochschrumpfes
bzw. Heißluftschrumpfes zwischen 2 % und 40 % thermofixiert wird. Nach einem Vorschlag
der Erfindung mit selbständiger Bedeutung ist vorgesehen, daß als Kunststoffgarn
ein Polyestergarn verwendet wird, welches aus einem Fadenbündel von unverstreckten
orientierten Fäden und vor einer Spinndüse mit einer Abzugsgeschwindigkeit von mindestens
2500 m/min abgezogenen Polyesterfäden, vorzugsweise aus einem Polyester-POY (Partial
Oriented Yarn) mit einem Titer von 40 dtex bis 600 dtex besteht. Zweckmäßigerweise
wird sein unverstrecktes Polyestergarn mit einer Doppelbrechung von mindestens 0.023
und einer Bruchdehnung zwischen 55 % und 180 % kaltverstreckt. - Unter die Erfindung
fällt auch die Herstellung lediglich eines glatten, kaltverstreckten Filamentenfadens
aus Polyester bzw. Polyester-POY.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist ferner eine Vorrichtung, die zur Durchführung des beanspruchten
Verfahrens besonders geeignet ist und sich durch einfachen und funktionsgerechten
Aufbau auszeichnet. Diese Vorrichtung weist in ihrem grundsätzlichen Aufbau eine Abwickelspule,
ein Lieferwerk, ein Abzugswerk und eine Aufwickelspule auf. Das Abzugswerk ist beheizbar
bzw. besitzt eine beheizbare Oberfläche zum Thermofixieren des Kunststoff- bzw. Polyestergarnes,
wobei die Heiztemperatur einstellbar ist. Dem Abzugswerk kann eine Separierrolle für
das das Abzugswerk umschlingende Kunststoff- bzw. Polyestergarn zugeordnet sein,
um das Kunststoff- bzw. Polyestergarn im Wege des Kaltverstreckens gleichzeitig einer
Temperaturbehandlung zwecks Einstellung des Kochschrumpfes bzw. des Heißluftschrumpfes
zu unterziehen. Tatsächlich gelingt im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens und
mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ein einstufiges Kaltverstrecken mit simultaner
Thermofixierung von Kunststoffgarnen bzw. Polyestergarn. Folglich steht ein einfaches
und kostengünstiges Verfahren zum Herstellen von Glattgarnen bzw. glattem Polyestergarn
zur Verfügung, welches in anlagentechnischer Hinsicht wenig aufwendig und besonders
funktionssicher ist.
[0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. Die einzige Figur zeigt eine Vorrichtung zum Herstellen
von glattem Polyestergarn 1 aus Polyester-POY. Polyester-POY steht für einen Polyesterfaden
mit einem Titer von etwa 40 dtex bis 6000 dtex, welcher mit einer Geschwindigkeit
von etwa 2500 m/min bis 6000 m/min, bevorzugt 2700 m/min bis 4500m/min, schmelzgesponnen
wurde. Die Vorrichtung weist eine Abwickelspule 2, ein Lieferwerk 3, ein Abzugswerk
4 und eine Aufwickelspule 5 auf. Zwischen dem Lieferwerk 3 und dem Abzugswerk 4 wird
das Polyestergarn 1 mit einem Verzugsverhältnis größer 1.1 : 1 kaltverstreckt. Auf
dem Abzugswerk 4 wird das kaltverstreckte Polyestergarn 1 gleichzeitig thermofixiert.
Dazu weist das Abzugswerk 4 eine beheizbare Oberfläche auf. Die Heiztemperatur ist
einstellbar. Durch gleichzeitige Temperaturbehandlung des Polyestergarnes 1 auf dem
Abzugswerk 4 kann der Kochschrumpf bzw. der Heißluftschrumpf zwischen 2 % bis 40 %
je nach gewählter Oberflächentemperatur des Abzugswerkes 4, die zwischen 90° C bis
250° C liegen kann, gestellt werden
[0008] Dem Abzugswerk 4 ist eine Separierrolle 6 für das das Abzugswerk 4 umschlingende
Polyestergarn 1 zugeordnet.
[0009] Im folgenden werden die Gebrauchseigenschaften von erfindungsgemäß behandeltem Glattgarn
anhand verschiedener Beispiele tabellarisch dargestellt:
1. POY, 2800 m/min Spinnabzug |
TITER dtex |
154.9 |
BRUCHLAST cN |
324 |
CV-BRUCHLAST % |
2.19 |
BRUCHDEHNUNG % |
163.30 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
2.34 |
USTER N % |
0.70 |
HI % |
0.40 |
1.1 Kaltverstreckung |
VV |
1:2.005 |
Temp. Galette |
170° C |
TITER dtex |
79.05 |
BRUCHLAST cN |
343.5 |
CV-BRUCHLAST % |
1.64 |
BRUCHDEHNUNG % |
27.89 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
5.67 |
Festigkeit cN/dtex |
4.32 |
USTER N % |
1.07 |
HI % |
0.40 |
ANFÄRBUNG |
4.0 |
2. POY, 3200 m/min Spinnabzug |
TITER dtex |
139.8 |
BRUCHLAST cN |
326 |
CV-BRUCHLAST % |
3.36 |
BRUCHDEHNUNG % |
128.84 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
2.85 |
USTER N % |
0.83 |
HI % |
0.44 |
2.1 Kaltverstreckung |
VV |
1:1.772 |
Temp. Galette |
170° C |
TITER dtex |
80.4 |
BRUCHLAST cN |
353.5 |
CV-BRUCHLAST % |
1.80 |
BRUCHDEHNUNG % |
26.30 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
7.28 |
FESTIGKEIT cN/dtex |
4.39 |
USTER N % |
0.63 |
HI % |
0.36 |
KOCHSCHRUMPF % |
5.65 |
ANFÄRBUNG |
4.0 |
3. POY, 4300 m/min Spinnabzug |
TITER dtex |
118.4 |
BRUCHLAST cN |
343 |
CV-BRUCHLAST % |
3.25 |
BRUCHDEHNUNG % |
87.53 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
4.17 |
USTER N % |
0.79 |
HI % |
0.60 |
3.1 Kaltverstreckung |
VV |
1:1.504 |
Temp. Galette |
170° C |
TITER dtex |
82.4 |
BRUCHLAST cN |
340.5 |
CV-BRUCHLAST % |
1.94 |
BRUCHDEHNUNG % |
27.17 |
CV-BRUCHDEHNUNG % |
6.10 |
FESTIGKEIT cN/dtex |
4.12 |
USTER N % |
0.60 |
HI % |
0.41 |
ANFÄRBUNG |
4.0 |
1. Verfahren zum Herstellen von Glattgarn aus thermoplastischen Kunststoffäden, insbesondere
von glattem Polyestergarn, wonach das Kunststoffgarn mittels eines Lieferwerkes einem
Abzugswerk zugeführt, zwischen Lieferwerk und Abzugswerk verstreckt, thermofixiert
und schließlich aufgewickelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunststoffgarn zwischen dem Lieferwerk und dem Abzugswerk mit einem Verzugsverhältnis
von 1.15 : 1 bis 2.3 : 1 kaltverstreckt und auf dem Abzugswerk thermofixiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunststoffgarn bei Abzugsgeschwindigkeiten
von 300 m/min bis 1600 m/min, vorzugsweise von 600 m/min bis 1000 m/min kaltverstreckt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunststoffgarn
bei Raumtemperatur kaltverstreckt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunststoffgarn
bei einer Oberflächentemperatur des Abzugswerkes zwischen 90° C und 250° C in Abhängigkeit
eines zu erzielenden Abkochschrumpfes bzw. Heißluftschrumpfes zwischen 2 % und 40
% thermofixiert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Kunststoffgarn
ein Polyestergarn verwendet wird, welches aus einem Fadenbündel von unverstreckten
orientierten Fäden und von einer Spinndüse mit einer Abzugsgeschwindigkeit von mindestens
2500 m/min abgezogenen Polyesterfäden, vorzugsweise aus einem Polyester-POY mit einem
Titer von 40 dtex bis 6000 dtex besteht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein unverstrecktes
Polyestergarn mit einer Doppelbrechung von mindestens 0.023 und einer Bruchdehnung
zwischen 55 % und 180 % kaltverstreckt wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6, mit
einer Abwickelspule, einem Lieferwerk, einem Abzugswerk und einer Aufwickelspule,
dadurch gekennzeichnet, daß das Abzugswerk (4) eine beheizbare Oberfläche zum Thermofixieren
des Kunststoff- bzw. Polyestergarnes aufweist und die Heiztemperatur einstellbar
ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß dem Abzugswerk (4) eine
Separierrolle (6) für das das Abzugswerk umschlingende Kunststoff- bzw. Polyestergarn
(1) zugeordnet ist.