[0001] Die Erfindung betrifft eine verschleißfeste Sinterlegierung auf der Basis von Eisen
als Matrix mit eingelagerten harten Phasen, ihre Herstellung und ihre Verwendung für
insbesondere Ventilsitzringe für den bleifreien und bleihaltigen Kraftstoffbetrieb
von Verbrennugnskraftmaschinen.
[0002] Ventilsitzringe von Verbrennungskraftmaschinen sind vor allem am Auslaßventil hohen
mechanischen Belastungen unter gleichzeitiger Einwirkung der sehr heißen Verbrennungsgase
ausgesetzt und müssen entsprechend aus vor allem verschleißfesten und warmfesten Werkstoffen
bestehen. Sinterwerkstoffe erfüllen diese Bedingungen am besten, so daß heute Ventilsitzringe
meistens aus speziellen Sintermetallegierungen mit gegebenenfalls Zusätzen an harten
Phasen bestehen. Organische Bleiverbindungen als Zusätze an bleihaltigen Kraftstoffen
bilden bei der Verbrennung im Motor Bleiverbrennungsprodukte, die sich insbesondere
auch auf den Ventilsitzringen unter Bildung von Überzügen mit verschleißschützender
und korrosionsschützender Wirkung abscheiden.
[0003] Bei Verwendung bleifreier Kraftstoffe entfällt diese Schutzwirkung, und man mußte
daher bei der Umstellung von bleihaltigen auf bleifreie Kraftstoffe neue Sinterwerkstoffe
mit vor allem verbesserter Verschleißfestigkeit entwickeln. Bewährt haben sich dabei
Sinterwerkstoffe aus gesinterten Schnellstahllegierungen mit in dieser Matrix eingelagerten,
fein verteilten Metallkarbiden.
[0004] Nach beispielsweise der US-PS 4.505.988 sind gesinterte Ventilsitzringe für den bleifreien
Betrieb bekannt, deren Matrix aus einer hochlegierten Stahllegierung besteht, in die
8 bis 14 Volumenprozent harte Phasen fein verteilt eingelagert sind, die aus einem
Gemisch eines Chrom-Wolfram-Cobalt-Eisen-Karbids mit Ferromolybdän bestehen. Die freien
Poren des Sinterwerkstoffes können dabei zusätzlich durch Imprägnation beziehungsweise
Infiltration mit Kupfer oder Kupferlegierungen gefüllt sein.
[0005] Diese Sinterlegierungen sind durch die hohen Anteile an Legierungsmetallen relativ
teuer und aufwendig in der Herstellung. Vor allem aber sind diese speziell für bleifreie
Kraftstoffe entwickelten Ventilsitzringwerkstoffe im Betrieb von bleihaltigen Kraftstoffen
nicht verschleiß- und korrosionsbeständig genug. Ablagerungen von Bleiverbrennungsprodukten
führen bei diesen Sinterwerkstoffen zu Bleioxidkorrosionserscheinungen, und die Vestilsitzringe
werden im Betrieb schnell durchlässig und weisen erhöhten Verschleiß auf. Die für
den bleifreien Betrieb entwickelten Sinterwerkstoffe sind für den Mischbetrieb bei
Verwendung in bleihaltigen und bleifreien Kraftstoffen, wie er in der Praxis üblich
ist, noch nicht ideal geeignet.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen kostengünstigen
und dadurch wirtschaftlichen Sinterwerkstoff für insbesondere Ventilsitzringe für
Verbrennungskraftmaschinen zu schaffen, der im Mischbetrieb mit Belastung durch bleifreien
und durch bleihaltigen Kraftstoff mit vor allem verbesserter Verschleißfestigkeit,
Warmfestigkeit, Warmhärte und Korrosionsbeständigkeit eingesetzt werden kann. Die
Herstellung des Sinterwerkstoffes soll vor allem durch formgenaue Verarbeitbarkeit
einfach und kostengünstig sein.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch einen Sinterwerkstoff gelost, dessen Matrixmetall
aus einem martensitischen Eisen mit 0,6 bis 1,5 Gewichtsprozent Kohlenstoff und 0,2
bis 2 Gewichtsprozent Mangan sowie herstellungsbedingten Verunreinigungen besteht,
und dessen fein verteilt eingelagerte harte Phasen aus 5 bis 20 Gewichtsprozent intermetallischen
Phasen mit Eisen, Molybdän, Chrom und Silizium bestehen. Die bevorzugt eingesetzte
intermetallische Phase besteht dabei aus einer Eisenlegierung mit 20 bis 40 Gewichtsprozent
Molybdän, 5 bis 20 Gewichtsprozent Chrom, 0,5 bis 4 Gewichtsprozent Silizium und Eisen
als Rest. Zur Verbesserung der Warmfestigkeit kann die intermetallische Phase noch
20 bis 30 Gewichtsprozent Kobalt enthalten.
[0008] Im Sinne der Erfindung kann aber auch die eingelagerte harte Phase aus einem Gemisch
binärer oder ternärer intermetallischer Phasen aus den Metallen Eisen-Chrom-Molybdän-Silizium
bestehen, und als bevorzugtes Gemisch wird ein Gemisch der intermetallischen Phasen
von Ferro-Molybdän, Molybdän-Silizium und Chrom-Silizium verwendet, das zu 5 bis 20
Gewichtsprozent dem Matrixmetall zugegeben wird.
[0009] Zur Herstellung des Sinterwerkstoffes werden die intermetallischen Phasen zusammen
mit dem Eisenpulver gemischt und in der Form bei einer Preßkraft zwischen 600 und
800 MN/m² zu Ventilsitzringen verpreßt, die dann anschließend 30 bis 60 Minuten bei
1.100 bis 1.300°C unter Schutzgas oder im Vakuum fertiggesintert werden. Zusätzlich
können die Ringe bei 800 bis 900 MN/m² nachverdichtet werden, und es kann sich eine
Vergütungsbehandlung durch einstündiges Austenitisierungsglühen bei etwa 900°C, Abschrecken
in Öl und Anlassen über eine Stunde bei etwa 250°C zur Ausbildung eines möglichst
einheitlichen martensitischen Gefüges anschließen.
[0010] Die erhaltenen Ventilsitzringe wurden in Motorversuchen im Mischbetrieb in bleihaltigen
und bleifreien Kraftstoffen getestet, und es wurden nach Laufzeiten von über 500 Stunden
auch am Auslaßventil keine nennenswerten Verschleißerscheinungen festgestellt. Die
erfindungsgemäßen Ventilsitzringe zeigen im Mischbetrieb ein einheitlich verbessertes
Korrosionsverhalten und damit verbessertes Verschleißverhalten bei gleichzeitig guter
Warmfestigkeit.
[0011] Das Schliffbild zeigt ein überwiegend martensitisches Grundgefüge der Matrix, in
der die angegebenen harten intermetallischen Phasen ungelöst fein verteilt eingelagert
vorliegen. Dadurch wird das Aufreißen der Oberfläche des Sinterwerkstoffes durch wiederholte
Schlagbeanspruchung vermieden und die mechanische Bearbeitbarkeit des Sinterwerkstoffes
nicht beeinträchtigt.
[0012] Das Pulvergemisch als Ausgangsmaterial zum Sintern der Ventilsitzringe besitzt gute
Fließeigenschaften und Verpreßbarkeitseigenschaften bei geringem Ausstoßwiderstand
am Preßwerkzeug. Dadurch wird die Lebensdauer der Preßwerkzeuge erhöht, und es können
Ventilsitzringe maßgenau verpreßt werden. Dadurch ist eine wirtschaftliche Massenfertigung
ohne wesentliche mechanische Nachbearbeitung der Ventilsitzringe möglich.
[0013] Das als Matrixmetall verwendete Eisenpulver ist wasserverdüstes Eisenpulver, dessen
Gehalt an gelöstem 0,6 bis 1,5 Gewichtsprozent Kohlenstoff für die Ausbildung des
martensitischen Gefüges sorgt. Weniger als 0,6 Gewichtsprozent Kohlenstoff im Grundgefüge
würde ein ferritisches Gefüge ergeben, und Gehalte von über 1,5 Gewichtsprozent würden
unter Zementitbildung das Matrixmetall unerwünscht verspröden.
[0014] Zur weiteren Verbesserung der Härte, der Verschleißfestigkeit und der Maßhaltigkeit
kann der Sinterlegierung 1 bis 5 Gewichtsprozent Nickel und/oder 1 bis 3 Gewichtsprozent
Kupfer zugegeben werden. Kleinere Mengen als 1 Gewichtsprozent sind dabei nicht wirksam
genug, und größere Mengen als 3 bis 5 Gewichtsprozent würden die Maßhaltigkeit und
mechanische Bearbeitbarkeit der Sinterwerkstücke verschlechtern. Zusätzlich kann dem
Sinterpulvergemisch Molybdändisulfid und/oder Mangansulfid in Mengen von 1 bis 3 Gewichtsprozent
zugegeben werden. Die Sulfide wirken als Festschmierstoffe, wobei insbesondere das
Mangansulfid die eventuell erforderliche spanabhebende Bearbeitung der Ventilsitzringe
erleichtert.
[0015] Das fertige Sinterwerkstück kann zusätzlich zur Verbesserung vor allem der Wärmeleitfähigkeit
mit Kupfer oder Kupferlegierungen imprägniert beziehungsweise infiltriert werden.
Entsprechend den im Sinterwerkstoff vorliegenden freien Poren liegt dann der Kupfer-
oder Kupferlegierungsgehalt zwischen 10 und 20 Gewichtsprozent.
[0016] Durch die Erfindung ist somit ein Sinterwerkstoff geschaffen, der sich zur Herstellung
von Ventilsitzringen für den Einsatz mit sowohl bleihaltigen als auch bleifreien Kraftstoffen
eignet. In beiden Kraftstoffen ist die Korrosionsbeständigkeit des Sinterwerkstoffes
gleichermaßen gut, und gleichzeitig sorgt die hohe Verschleißfestigkeit und Warmfestigkeit
für eine lange Lebensdauer des Sinterwerkstoffes beim Einsatz als Ventilsitzring.
Das verwendete Matrixmetall ist nur schwach legiert und dadurch preiswert, und die
verwendeten intermetallischen Phasen sind preiswert im Handel erhältlich. Die Verarbeitbarkeit
des erfindungsgemäß zusammengesetzten Sinterpulvergemisches ist gut und dadurch wirtschaftlich.
Einmal besitzt das Sinterpulvergemisch gute Fließ- und Verpreßbarkeitseigenschaften,
so daß sich das Pulvergemisch bei geringem Ausstoßwiderstand und dadurch geringem
Werkzeugverschleiß auch zur vollautomatischen Massenfertigung von Ventilsitzringen
einsetzen läßt. Zum anderen ist auch die Maßhaltigkeit so gut, daß sich gerade Ventilsitzringe
innerhalb der geforderten maßlichen Toleranzen direkt pressen und sintern lassen.
Eine verteuernde Nachbearbeitung entfällt oder wird auf ein Minimum reduziert.
[0017] Während der erfindungsgemäße Sinterwerkstoff bevorzugt als Ventilsitzring für insbesondere
Auslaßventile in im Mischbetrieb arbeitenden Verbrennungskraftmaschinen eingesetzt
werden soll, ist es auch möglich, den erfindungsgemäßen Sinterwerkstoff für die Herstellung
ähnlich belasteter Maschinenteile vor allem in im Mischbetrieb arbeitenden Verbrennungskraftmaschinen
zu verwenden. Insbesondere wegen der guten Verarbeitbarkeitseigenschaften, des geringen
Preises und der ausgezeichneten technologischen Eigenschaften können mit dem erfindungsgemäßen
Sinterwerkstoff gegebenenfalls auch Maschinenteile außerhalb der Anwendung für Verbrennungskraftmaschinen
vorteilhaft hergestellt werden.
[0018] Die Erfindung wird durch ein Ausführungsbeispiel näher erläutert.
[0019] Ausgegangen wird:
A) von einem wasserverdüstem Eisenpulver sowie zugemischtem 0,7 Gewichtsprozent Kohlenstoff
und herstellungsbedingten Verunreinigungen
B) von einer wasserverdüsten intermetallischen Phase in Pulverform aus 30 Gewichtsprozent
Molybdän, 3 Gewichtsprozent Silizium und 10 Gewichtsprozent Chrom sowie Eisen als
Rest.
[0020] 90 Gewichtsteile des Pulvers A) und 10 Gewichtsteile des Pulvers B) sowie 1,5 Gewichtsteile
Mangansulfidpulver und 1,5 Gewichtsteile Molybdändisulfidpulver werden miteinander
gemischt und bei einem Preßdruck von 800 MN/m² in Formen zu Ventilsitzringen auf eine
Preßdichte von 6,85 g/cm³ verpreßt.
[0021] Das angeschlossene Sintern erfolgt über 35 Minuten bei 1.190°C in einer Schutzgasatmosphäre
aus 80 % Stickstoff und 20 % Wasserstoff. Die Sinterdichte des Sinterwerkstoffes beträgt
6,9 g/cm³, und anschließend erfolgt das Nachpressen auf eine Dichte von 7,25 g/cm³
bei einem Druck von 850 MN/m².
[0022] Zur Wärmebehandlung werden die Sinterkörper eine Stunde bei 900°C austenitisiert,
in Öl abgeschreckt und eine Stunde bei 250°C in Luft angelassen.
[0023] Das Schliffbild zeigt in 1.500-facher Vergrößerung das Gefüge der erfindungsgemäßen
Sinterlegierung. Das Matrixmetall 1 ist martensitisch und enthält neben den ungefüllten
Poren 2 die eingelagerten intermetallischen harten Phasen 3.
[0024] Die Warmhärte des Sinterwerkstoffes beträgt
bei Raumtemperatur 330 HB
und bei 600°C 200 HB
[0025] Die Ventilsitzringe wurden im Motortest über 500 Stunden entsprechend einer Laufleistung
von 80.000 km sowohl in bleihaltigem Kraftstoff als auch in bleifreiem Kraftstoff
geprüft.
[0026] In beiden Fällen wiesen die Auslaßventilsitzringe nur geringe, nicht störende Verschleißerscheinungen
auf und waren nach dem Test voll funktionsfähig.
1. Verschleißfeste Sinterlegierung auf der Basis von Eisen als Matrix mit eingelagerten
harten Phasen für die Herstellung von Ventilsitzringen für den Betrieb mit bleihaltigen
und bleifreien Kraftstoffen von Verbrennungskraftmaschinen, dadurch gekennzeichnet,
daß das Eisen martensitisch ist und 0,6 bis 1,5 Gewichtsprozent Kohlenstoff und 0,2
bis 2 Gewichtsprozent Mangan enthält, und daß die fein verteilt eingelagerten harten
Phasen (3) 5 bis 20 Gewichtsprozent betragen und aus intermetallischen Phasen mit
Eisen, Molybdän, Chrom und Silizium bestehen.
2. Sinterlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die eingelagerte intermetallische
Phase (3) aus einer Eisenlegierung mit 20 bis 40 Gewichtsprozent Molybdän, 5 bis 20
Gewichtsprozent Chrom, 0,5 bis 4 Gewichtsprozent Silizium und Eisen als Rest besteht.
3. Sinterlegierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die intermetallische
Phase 20 bis 30 Gewichtsprozent Kobalt enthält.
4. Verschleißfeste Sinterlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
intermetallische Phase (3) aus einem Gemisch von Ferro-Molybdän, Molybdän-Silizium
und Chrom-Silizium besteht.
5. Verschleißfeste Sinterlegierung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sinterlegierung 1 bis 5 Gewichtsprozent Nickel und/oder 1
bis 3 Gewichtsprozent Kupfer enthält.
6. Verschleißfeste Sinterlegierung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sinterlegierung 1 bis 3 Gewichtsprozent Molybdändisulfid (MoS₂)
und/oder 1 bis 3 Gewichtsprozent Mangansulfid (MnS) enthält.
7. Verfahren zur Herstellung der Sinterlegierung nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß 5 bis 20 Gewichtsteile intermetallische Phase
(3) mit 80 bis 95 Gewichtsteilen Eisenlegierung (1) und gegebenenfalls 1 bis 5 Gewichtsteilen
Nickelpulver, 1 bis 3 Gewichtsteilen Kupferpulver, 1 bis 3 Gewichtsteilen Molybdändisulfid
(MoS₂) und/oder 1 bis 3 Gewichtsteilen Mangansulfid (MnS) homogen vermischt wird,
daß das Pulvergemisch in Formen bei 600 bis 800 MN/m² zu Formteilen verpreßt wird,
daß die Formteile 30 bis 60 Minuten bei 1.100 bis 1.300°C in Schutzgas gesintert werden,
und daß die Sinterformteile bei 800 bis 900 MN/m² nachverdichtet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die fertiggepreßten Formteile
durch Austenitisierung über eine Stunde bei 900°C, durch Abschrecken in Öl und einstündiges
Anlassen bei 250°C wärmebehandelt werden.
9. Sinterlegierung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die freien Poren (2) der Sinterlegierung mit Kupfer oder einer Kupferlegierung
durch Infiltration ausgefüllt sind.