[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Treffgenauigkeit eines
durch Bahnstörungen beeinflußten, programmiert fliegenden Flugkörpers.
[0002] Üblicherweise werden Flugkörper, die ein bestimmtes Ziel anfliegen sollen, mit einem
Suchkopf ausgerüstet, der in der Lage ist, einerseits das zu bekämpfende Ziel auch
bei Anwesenheit von Störungen zu identifizieren, und andererseits nach der Zielauffassung
das Ziel zu verfolgen und damit für einen Autopiloten ein Führungssignal zu erzeugen.
Ein derartiger Flugkörper bzw. ein Verfahren zur Zielansteuerung eines in seiner
Flug-Endphase längs einer gestreckten Flugbahn selbststeuernden Projektils bzw. Flugkörpers,
aus der heraus nach einer Zielauffassung eine steilere Zielansteuerung erfolgt, wobei
nach Erfassen des anzusteuernden Zielobjektes zunächst noch die gestreckte Flugbahn
beibehalten bleibt, ehe bei weiterer Distanzverkürzung zum Zielobjekt eine Nickwinkel-Steuerung
für den Übergang aus der gestreckten Flugbahn in eine steilere Zielanflugbahn erfolgt,
ist aus der DE 33 03 763 C2 bekannt. Dort wird an Bord des Flugkörpers bzw. Projektils
aus dessen vorgegebenem Flugverhalten bei Übergang in eine vorgebene, gestreckt-geneigte
Flugbahn deren theoretischer Aufschlagzeitpunkt bestimmt, woraus für die steilere
Zielanflugbahn in das Zielobjekt eine Verzögerungs-Zeitspanne für noch vorübergehendes
Beibehalten der gestreckten Flugbahn, ab Zielauffassung bis zum Zeitpunkt des Suchflugbahn-Verlassens
durch Nickwinkel-Umsteuerung in die Zielanflugbahn, an Bord des Projektils bzw. Flugkörpers
abgeleitet wird. Das Projektil bzw. der Flugkörper ist mit einer Zielsucheinrichtung
ausgestattet.
[0003] Die US-A 45 22 356 offenbart aus einem Behälter freigebbare Submunitionen, die jeweils
mit einem Suchkopf ausgerüstet sind.
[0004] Ein Verfahren zur Zielsteuerung von Fernlenkkörpern, insbesondere Torpedos, und
Vorrichtungen zum Ausüben dieses Verfahrens sind aus der DE 18 15 727 C1 bekannt.
Dort wird in Abhängigkeit von durch akustische Ortung ermittelten Zieldaten von einem
vorgegebenen bekannten Lenkverfahren, z.B. Verfolgungskurs, Proportional- oder Zieldeckungs-Navigation,
bei Erreichen eines vorgegebenen Sollwertes für die Annäherung des Lenkkörpers an
das Ziel, auf Verfolgungskurs nach einer Schielhundekurve umgeschaltet, deren Schielwinkel
um einen Winkelbetrag größer als der Vorhaltewinkel für stehende Peilung nach der
Proportionalnavigation und insbesondere größer als ein gegebenenfalls schon bis zum
Sollwert für die Annäherung benutzter Schielwinkel ist. Als Maß für den Annäherungsgrad
wird die Restlaufzeit benutzt, die der Torpedo bei Weiterlaufen auf bisherigem Annäherungskrus
bis zum Erreichen des Zielpunktes benötigen würde, und die Schielwinkelumschaltung
wird bei Erreichen eines vorgegebenen Sollwertes der Restlaufzeit vorgenommen.
[0005] Derartige mit einem Suchkopf ausgerüstete Projektile weisen einen großen elektromechanischen
Aufwand auf, weshalb sich die DE 35 22 154 A1 die Aufgabe gestellt hat, eine manövrierbare
Suchzünder-Submunition zum Bekämpfen von gepanzerten Zielobjekten in einem Zielgebiet
derart auszulegen, daß die Submunition trotz technologisch bescheidenerer Ausstattung
verglichen mit üblichen endphasen-lenkbaren Submunitionen noch eine gute Leistung,
d.h. Wirkung im Ziel erbringt, die besser ist als bei einer an einem Fallschirm gebremst
absteigenden Submunition. Diese Aufgabe wird dort dadurch gelöst, daß die Submunition
als Sturzflug-Projektil mit strukturfestem Sensor und mit einem aerodynamischen Stellsystem
zum Hervorrufen einer kreisenden Taumelbewegung während des steilen Hinabstürzens
in das Zielgebiet sowie zu sensorgeführter Endphasen-Kurskorrektur für direkten Gleiflug
zum dedektierten Zielobjekt ausgebildet ist.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu schaffen, mit welchem eine Zielansteuerung eines ortsfesten oder eines beweglichen
Zieles mit hoher Treffgenauigkeit möglich ist, ohne daß der Flugkörper mit einem Suchkopf
ausgerüstet ist, wobei eine hohe Treffgenauigkeit auch dann erzielt wird, wenn auf
den programmiert fliegenden Flugkörper Bahnstörungen wie z.B. starke Bodenwinde einwirken.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Soll-Flugbahn des in der
Flugbahn-Endphase beschleunigten Flugkörpers vor und während der Beschleunigung zur
Kompensation der Bahnstörungen mit einem Bahnvorhalt versehen wird. Dabei wird der
vorausliegende Flugweg vorzugsweise in einem Bahnextrapolationsmodell nach Maßgabe
der idealen Sollposition und der aktuellen Istposition des Flugkörpers und nach Maßgabe
weiterer Flugzustandsgrößen vorherberechnet, wobei aus dem sich hierbei ergebenden
vorhergesagten Treffehler in einer Bahnextrapolations-Einheit über eine Regeleinheit
zur Verringerung des Trefffehlers Bahnkorrekturen der Sollbahn ermittelt werden.
Um bei Durchführung des Verfahrens einen sehr kleinen Trefffehler zu erzielen, wird
die Bahnextrapolation vorzugsweise in mehreren Iterationen durchgeführt. Hierbei,
d.h. bei der in mehreren Iterationen durchgeführten Bahnextrapolation wird vorzugsweise
das künftige Beschleunigungsprofil des Flugkörpers berücksichtigt, so daß sich unter
Einschluß künftiger Flugbahnstörungen und unter Beachtung aktueller externer Flugbahnstörungen
eine Sollflugbahn mit minimalem Treffehler ergibt. Die auf diese Weise optimierte
Sollbahn dient einem Autopiloten des Flugkörpers als Referenz bzw. Sollvorgabe.
[0008] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
nachfolgend anhand der Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
Fig.1 eine Blockschaltung zur Verdeutlichung des Verfahrens zur Verbesserung der Treffgenauigkeit
eines programmiert fliegenden Flugkörpers, und
Fig.2 eine grafische Darstellung des Einflusses einer Bahnstörung auf die Flugbahn
des programmiert fliegenden Flugkörpers bzw. auf seine Treffgenauigkeit.
[0009] Verfügt ein Flugkörper nicht über einen Suchkopf, weil dieser bspw. aus Kostengründen
eingespart werden soll, oder weil der Suchkopf nicht geeignet wäre, das zu bekämpfende
Ziel zu erkennen, oder weil die geodätische Lage des zu bekämpfenden Zieles durch
vorherige Aufklärung bekannt ist, was insbesondere bei stationären Zielen wie Brücken,
Gebäuden o.dgl. der Fall ist, so kann sich der Flugkörper nur auf einer programmierten
Flugbahn zum zu bekämpfenden Ziel bewegen. Dabei wird angenommen, daß der programmiert
fliegende Flugkörper sowohl seine ideale Sollbahn, die ihn zum zu bekämpfenden Ziel
führt, aus vorprogrammierten Daten oder durch Übermittlung über einen sogen. Data-link
kennt, als auch über Sensoren und/oder über eine inertiale Navigationseinheit verfügt,
die dem Flugkörper jeweils seine Istposition liefert. Dieser Sachverhalt ist in Fig.1
in einer Blockdarstellung schematisch gezeichnet. Ein Bahnextrapolationsmodell 10
ist mit einer Regeleinheit 12 zu einem in sich geschlossenen System verbunden, was
durch die beiden Pfeile 14 und 16 angedeutet ist. Das Bahnextrapolationsmodell 10
weist zwei Eingänge 18 und 20 sowie einen Ausgang 22 auf. Der Eingang 18 ist mit dem
Ausgang 24 einer Referenzeinheit 26 verbunden, was durch den Pfeil 28 angedeutet ist.
Die Referenzeinheit 26 besitzt einen Eingang 30, durch den in die Referenzeinheit
26 vorprogrammierte Daten eingegeben werden.
[0010] Der Ausgang 22 des Bahnextrapolationsmodelles 10 ist mit einem Eingang 32 eines Autopiloten
34 verbunden, was durch die Verbindungslinie 36 verdeutlicht ist. Der Autopilot 34
weist einen zweiten Eingang 38 und einen Ausgang 40 auf, wobei der Ausgang 40 des
Autopiloten 34 mit einem Stellsystem 42 verbunden ist. Das Stellsystem 42 ist mit
der durch den Block 44 verdeutlichten Flugkörperdynamik verbunden. Der Ausgang 46
der Flugkörperdynamik 44 stellt die Flugbahn des Flugkörpers dar. Diese Flugbahn wird
durch die durch den Pfeil 48 angedeuteten Flugbahn-Störungen, bei denen es sich bspw.
um Windböen, Bodenwind o.dgl. handelt, beeinflußt. Sensoren 50 dienen zum Detektieren
der Flugbahn bzw. der Flugbahnstörungen, wobei der Ausgang 52 der Sensoren 50 mit
dem zweiten Eingang 38 des Autopiloten 34 verbunden ist. Außerdem ist der Ausgang
52 der Sensoren 50 mit einer inertialen Navigationseinheit 54 verbunden, an deren
Ausgang 56 die jeweilige Istposition des Flugkörpers gegeben ist. Durch den Eingang
20 des Bahnextrapolationsmodelles 10 wird also die Istposition des Flugkörpers und
durch den Eingang 18 des Bahnextrapolationsmodells 10 wird die ideale Sollbahn des
Flugkörpers eingegeben. Der Ausgang 22 des Bahnextrapolationsmodelles 10 stellt die
Sollbahn des Flugkörpers dar, während der Pfeil 14 zwischen dem Bahnextrapolationsmodell
10 und der Regeleinheit 12 den Treffehler darstellt.
[0011] Je nach der Genauigkeit der Sensoren 50 gelingt es mit Hilfe des Autopiloten 34 und
mit Hilfe des Stellsystemes 42, die Flugkörperdynamik so zu beeinflussen, daß die
reale Flugbahn des Flugkörpers trotz der äußeren Störungen - die durch den Pfeil 48
angedeutet sind - zum zu bekämpfenden Ziel führt.
[0012] Soll der Flugkörper zur Erhöhung der Auftreffgeschwindigkeit am zu bekämpfenden
Ziel in der Endphase der Flugbahn zur Verbesserung der Wirksamkeit des Flugkörpers
stark beschleunigt werden, so ergeben sich bei einem Flugkörper ohne Suchkopf die
folgenden in Fig.2 verdeutlichten Probleme:
1. Bei der Bewegung des Flugkörpers in einem Windfeld ergibt sich ein resultierender
inertialer Geschwindigkeitsvektor v als Überlagerung, d.h. als Vektorsumme des Geschwindigkeitsvektors
va gegenüber ruhender Luft und des Windgeschwindigkeitsvektors vw . In Fig.2 ist eine Vektordarstellung in einer Horizontalebene x-y gezeichnet, entsprechendes
gilt selbstverständlich auch für die zu dieser Horizontalebene senkrechte Vertikalebene.
Ergibt sich nun in einem stationären Zielanflug der inertiale Bahnwinkel b₁ als resultierende
Flugrichtung zum Ziel mit der Geschwindigkeit va1 und der Windgeschwindigkeit vw zur resultierenden Geschwindigkeit v₁, so ändert sich bei Schuberhöhung die Geschwindigkeit
va1 zur Geschwindigkeit va2, wobei der Windgeschwindigkeitsvektor vw gleich bleibt. Das bedeutet jedoch, daß die aus va2 und vw resultierende Geschwindigkeit v₂ als neue inertiale Geschwindigkeit auftritt, die
mit der x-Achse einen von b₁ abweichenden Winkel b₂ einschließt. Es ergibt sich also
ein Winkelfehler Δb als Differenz zwischen den beiden genannten Winkeln b₁ und b₂
in der Zielpunktrichtung und folglich eine Verringerung der Treffgenauigkeit, da
Bahnkorrekturen des beschleunigten Flugkörpers im Ergebnis zu großen Ablagen führen.
2. Ein zur Geschwindigkeitserhöhung dienendes Triebwerk des Flugkörpers wird typischerweise
seine Schubkraft in Flugkörper-Längsrichtung, d.h. in Richtung des Vektors va entwickeln. Befindet sich der Flugkörper vor der Beschleunigungsphase im Schiebeflug,
so bewegt er sich inertial in der in Fig.2 dargestellten Horizotalebene x-y nicht
in der Flugkörper-Längsrichtung sondern in einer von der Windgeschwindigkeit vw abhängigen resultierenden Bahnrichtung, die durch den Autopiloten 34 (s. Fig.1)
in Zielpunktrichtung gedreht wird. Wird nun der Flugkörper beschleunigt, so wird er
nicht in der inertialen Bahnrichtung zum Ziel sondern in seiner Flugkörper-Längsrichtung
beschleunigt und kann nur unter unrealistischen Manövereingriffen des Autopiloten
34 zum zu bekämpfenden Ziel korrigiert werden, was ebenfalls zu einer Verringerung
der Treffgenauigkeit führt. Entsprechendes gilt selbstverständlich auch für die Bewegung
in der Vertikalebene.
[0013] Die beiden genannten Probleme, die zur Verschlechterung der Treffgenauigkeit führen,
lassen sich lösen, wenn die Sollbahn des Flugkörpers, die durch die Verbindungslinie
36 zwischen dem Bahnextrapolationsmodell 10 und dem Autopiloten 34 in Fig.1 angedeutet
ist, vor und während der Beschleunigung des Flugkörpers mit einem Bahnvorhalt versehen
wird, der den in Fig.2 für die Horizontalebene skizzierten Fehler durch Flugbahn-Störungen
(s. Pfeil 48 in Fig.1) kompensiert. Dazu wird im Bahnextrapolationsmodell 10 der
vorausliegende Flugweg nach Maßgabe der idealen Sollposition ( Eingang 18 des Bahnextrapolationsmodelles
10 in Fig.1) und nach Maßgabe der aktuellen Istposition ( Eingang 20 des Bahnextrapolationsmodelles
10 in Fig.1), und nach Maßgabe weiterer Flugzustandsgrößen vorherberechnet. Aus dem
sich ergebenden vorhergesagten Treffehler werden in der Bahnextrapolations-Einheit
über die Regeleinheit 12 Bahnkorrekturen der Sollbahn ermittelt, die zu einer Verringerung
des Treffehlers führen. Bei dieser vorzugsweise in mehreren Iterationen verlaufenden
Bahnextrapolation wird das künftige Beschleunigungsprofil des Flugkörpers berücksichtigt,
so daß eine Sollflugbahn entsteht, die unter Einschluß künftiger Bahnstörungen und
unter Beachtung aktueller externer Flugbahnstörungen zu einer Minimierung des Treffehlers
führt. Diese optimierte Sollbahn ( Verbindungslinie 36 in Fig.1) dient dem Autopiloten
34 als Referenz bzw. Sollvorgabe.
1. Verfahren zur Verbesserung der Treffgenauigkeit eines durch Bahnstörungen beeinflußten,
programmiert fliegenden Flugkörpers,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Soll-Flugbahn des in der Flugbahn-Endphase beschleunigten Flugkörpers vor
und während der Beschleunigung zur Kompensation der Bahnstörungen mit einem Bahnvorhalt
versehen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der vorausliegende Flugweg in einem Bahnextrapolationsmodell nach Maßgabe der
idealen Sollposition und der aktuellen Istposition und nach Maßgabe weiterer Flugzustandsgrößen
vorherberechnet wird, wobei aus dem sich hierbei ergebenden vorhergesagten Treffehler
in einer Bahnextrapolations-Einheit über eine Regeleinheit zur Verringerung des Treffehlers
Bahnkorrekturen der Sollbahn ermittelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bahnextrapolation in mehreren Iterationen durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei der in mehreren Iterationen durchgeführten Bahnextrapolation das künftige
Beschleunigungsprofil des Flugkörpers berücksichtigt wird, so daß sich unter Einschluß
künftiger Bahnstörungen und unter Beachtung aktueller externer Flugbahnstörungen eine
Sollflugbahn mit minimalem Treffehler ergibt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die optimierte Sollbahn einem Autopiloten des Flugkörpers als Referenz bzw. Sollvorgabe
dient.