[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 und
die Verwendung eines so behandelten Stahles gemäß dem Patentanspruch 3.
[0002] In der DE-OS 36 31 078 ist dargestellt, daß die Funktion von Suchzünder-Submunition
relativ große Durchbrechungen in der Munitionshülle bedingt, um darin beispielsweise
Sensoren aufzunehmen, die in einem bestimmten Funktionsstadium aus dem Inneren der
Hülle durch die Wandung hindurch nach außen bewegt werden müssen. Da solche Submunitions-Hüllen
jedoch beim Abschuß aus einem Waffenrohr extrem hohen Beschleunigungen ausgesetzt
und zusätzlich durch axial gestapelte weitere Submunitionen belastet werden, besteht
die Gefahr einer bleibenden Verformung in der Umgebung dieser konstruktiven Schwachstellen,
so daß es nach dem Abschuß nicht mehr möglich ist, die Sensoren durch die Wandungs-Durchbrechungen
nach außen in ihre Funktionsstellung zu bewegen; mit der Folge, daß die Submunition
nicht funktionstüchtig wird. Diese Gefahr ist desto größer, da im Interesse einer
Nutzlast-Optimierung Submunitions-Hüllen mit möglichst geringer Wandstärke angestrebt
werden müssen, was die Verformungsgefahr in der Umgebung von Durchbrechungs-Schwachstellen
noch erhöht.
[0003] Um eine ausreichende Formstabilität zu gewährleisten, wäre es grundsätzlich möglich,
bekannte höchstfeste Stähle wie z. B. den Vergütungsstahl X 41 CrMoV 51 einzusetzen,
wie er in dem Fachbuch "Werkstoffkunde-Stahl" Band 2 (Anwendung), Herausgeber: Verein
Deutscher Eisenhüttenleute, Springer-Verlag 1985, Seiten 224 bis 227 beschrieben
ist. Ein solcher Spezialstahl weist zwar die extreme Zugfestigkeit in der Größenordnung
bis 1900 N/mm² auf, er ist jedoch zu teuer für die Fertigung eines Wegwerf-Massenartikels
wie im Falle der Suchzünder-Submunition.
[0004] Vergleichsweise preisgünstig ist dagegen ein gängiger genormter Vergütungsstahl,
wie er im Prospekt der Firma Stahlwerke Südwestfalen AG, Hüttental-Geisweid, Druckschrift
Nr. 500, Ausgabe Juli 1971, Seite 82, als 30 CrNiMo 8 beschrieben ist. Seine Zugfestigkeit
ist, in Abhängigkeit von der zwischen 500°C und 650°C betragenden Anlaßtemperatur,
mit Werten zwischen 900 und 1450 N/mm² jedoch zu niedrig für die bei Suchzünder-Submunition
auftretenden beschriebenen mechanischen Beanspruchungen. Das bestätigt sich aus der
nach DIN 17200 (Bild 5 auf Seite 13) entnehmbaren Anhaltsangabe über den Einfluß der
Anlaßtemperatur auf Zugversuchs-Kennwerte, wo die unterste Anlaßtemperatur mit 550°C
angegeben ist.
[0005] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, für
einen handelsüblichen, genormten und preiswert verfügbaren Vergütungsstahl ein Wärmebehandlungs-Verfahren
zu derartiger Steigerung seiner Festigkeit anzugeben, daß die Beanspruchbarkeit der
erwähnten höchstfesten Sonderstähle erreicht wird; so daß ein preiswerter Ausgangsrohstoff
für den geschmiedeten Metall-Rohling verfügbar wird, der einer mechanischen Bearbeitung
zu einer extrem maßgenauen und mechanisch höchst-beanspruchbaren Submunitionshülle
unterzogen werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Wärmebehandlungs-Verfahren
gemäß dem Kennzeichnungsteil des Ansprüches 1 abläuft und ein dadurch auf eine Festigkeit
in der Größenordnung um 1800 N/mm² gesteigerter handelsüblicher Vergütungsstahl für
die Erstellung der beschriebenen Submunitions-Hülle verwendet wird.
[0007] Dabei wird hinsichtlich der einzelnen Vergütungs-Wärmebehandlungsmaßnahmen als solcher
auf die gängigen Mittel und Maßnahmen der Legierungsstahl-Vergütung zurückgegriffen,
vgl. insbesondere Kapitel D 8.3.5 "Verarbeitungseigenschaften" im erwähnten Fachbuch
"Werkstoffkunde-Stahl" oder die Kapitel "Weichglühen", "Umwandlungsglühen", "Spannungsfreiglühen"
und "Vergüten" auf den Seiten 227 ff im "Handbuch der Sonderstahlkunde" von E. Houdremont,
3. Auflage, 1. Band, Springer-Verlag 1956. Die Besonderheit des erfindungsgemäßen
Wärmebehandlungsverlaufes, der die überraschende Festigkeitssteigerung eines für
derartige Beanspruchungen gar nicht angebotenen Vergütungsstahles erbringt, liegt
nach der erfindungsgemäßen Lösung also darin, nach gestufter Vorerwärmung (wobei die
Haltezeit auf den Temperaturstufen unkritisch ist, wenn nur sichergestellt ist, daß
auf jeder Temperaturstufe der Rohling durch und durch die angegebene Temperatur angenommen
hat) und nach einem Austenitisieren und Abschrecken, entgegen der üblichen Anlaß-Behandlung
von Vergütungsstählen bei etwa 500°C (um Martensit zerfallen und Eisenkarbid ausscheiden
zu lassen), nun nur ein wie bei Werkzeugstählen übliches Entspannen bei entsprechend
niedrigeren Temperaturen vorzunehmen, um tetragonale Verzerrungen des Martensit abzubauen,
die beim vorangegangenen Härten entstanden.
[0008] Zweckmäßigerweise wird zwischen die mechanische Grundbearbeitung des senkgeschmiedeten
Metall-Rohlings und dessen Fertigbearbeitung ein Abbau der mechanischen Spannungen
im Metallrohling durch die gleiche Wärmebehandlung, wie für die abschließende Vergütung
auf Festigkeit, vorgenommen, jedoch mit dem Unterschied, daß das Anlassen bei niedriger
Temperatur nun ersetzt ist durch ein Weichglühen bei einer Temperatur oberhalb der
üblichen Anlaß-Temperatur von Vergütungsstahl. Nach der daraufhin erfolgenden Endbearbeitung
wird durch die beschriebene abschließende Festigkeits-Vergütung die Maßhaltigkeit
des Werkstückes praktisch nicht mehr beeinflußt, so daß allenfalls noch bestimmte
Paß-Flächen geschliffen oder poliert werden müssen, wo lokal engste Abmessungs-Toleranzen
zu gewährleisten sind.
[0009] Auf jeden Fall wird durch die erfindungsgemäße Behandlung die bisher angebotene Zugfestigkeit
eines preiswerten handelsüblichen Vergütungsstahles von der angebotenen Obergrenze
bei 1450 N/mm²auf die Größenordnung von 1800 N/mm² und mehr gesteigert, also in die
Festigkeits-Größenordnung der teueren höchstfesten Sonderstähle wie X 41 CrMoV 51.
[0010] Dabei ist auch verfahrenstechnisch von Vorteil, daß das zweistufige Vorwärmen vor
dem Austenitisieren sowohl des vorbearbeiteten wie auch dann des endbearbeiteten massiven
Metallkörpers hinsichtlich der Stufen-Haltezeiten unkritisch ist.
[0011] Bei einem Metall-Rohling aus Stahl DIN 17200-30 CrNiMo8 sollen die Legierungsbestandteile
innerhalb bestimmter genormter unterer und oberer Grenzen liegen, wie in nachstehender
Tabelle angegeben.
[0012] Vorwärmen, ein sich an das Vorwärmen anschließendes Austenitisieren, ein an das Austenitisieren
anschließendes Abschrecken und ein an das Abschrecken anschließendes Weichglühen
erfolgt. Das Vergüten auf Festigkeit erfolgt vorzugsweise mit einer Anlaßtemperatur
um 220°C.
[0013] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise ein Metallrohling aus 30 CrNiMo
8 gemäß DIN 17 200 verwendet. Bei diesem Vergütungsstahl liegen die einzelnen Legierungsbestandteile
- wie aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich ist - innerhalb bestimmter unterer
und oberer Grenzen:
Tabelle
[0014] (Vergütungsstahl 30 CrNiMo 8 gemäß DIN 17 200; die Zahlenwerte sind Massenanteile
in %)
C 0,26 bis 0,34
Si ≦0,40
Mn 0,30 bis 0,60
P ≦0,035
S ≦0,03
Cr 1 ,80 bis 2,20
Mo 0,30 bis 0,50
Ni 1,80 bis 2,20
[0015] Es wurde festgestellt, daß überraschend hohe Festigkeitswerte erzielt werden, wenn
ein Metallrohling aus 30 CrNiMo 8 gemäß DIN 17 200 verwendet wird, dessen Legierungsbestandteile,
insbesondere sein Kohlenstoff-Anteil, jeweils an den entsprechenden Obergrenzen, und
dessen übrige nichtmetallische Elemente an den entsprechenden Untergrenzen liegen.
Erfindungsgemäß wird - wie bereits erwähnt worden ist - insbesondere der C-Gehalt
an der in der Tabelle angegebenen Obergrenze gewählt. Dadurch wird die Härtbarkeit
gewährleistet. Die Elemente S und P werden jedoch reduziert, um bei hohen Festigkeitswerten
noch ausreichende Zähigkeitswerte zu gewährleisten. Im konkreten Fall liegt die Zugfestigkeit
bei ( 1650 + 150 ) N/mm². Ebenso bewirkt die Begrenzung der nichtmetallischen Einschlüsse
ausreichende Zähigkeitswerte bei hohen Festigkeite des Vergütungsstahls- wie ausgeführt
worden ist. Es wurde festgestellt, daß ein in seiner Analyse auf die oben angegebenen
Werte eingeschränkter 30 CrNiMo 8 -Vergütungsstahl mit einer Festigkeit von 1600
bis 1800 N/mm² im Vergleich zu bekannten höchstfesten Vergütungsstählen mit gleicher
Festigkeit, wie 32 CrMoV 12 10, 50 CrMo 4, 56 NiCrMov 12 5 die besten Zähigkeitswerte
aufweist. Ein nach den oben beschriebenen Verfahren hergestellter Metallgegenstand
kann in vorteilhafter Weise für Submunitionshüllen von Suchzündermunition verwendet
werden.
[0016] Nachfolgend werden die wesentlichen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Herstellung eines durch Zerspanung bearbeitbaren höchstfesten Metallgegenstandes detaillierter
beschrieben, bei denen es sich um die Weichvergütung und um die Vergütung auf Festigkeit
des Metallgegenstandes aus dem an sich bekannten Vergütungsstahl 30 CrNiMo 8 handelt.
I. Weichvergütung des Metallrohlings zum Spannungsabbau:
[0017]
1. Aufstellen einer Anzahl von Metallrohlingen in einer dafür vorgesehenen Vorrichtung,
2. zweistufiges Vorwärmen-
1. Vorwärmstufe bei Temperaturen um 300°C,
2. Vorwärmstufe bei Temperaturen um 550°C,
3. Austenitisieren bei Temperaturen um 840 bis 850°C während einer Dauer von ca. 40
min in einem Salzbad,
4. Abschrecken in einen Salzbad, das eine Temperatur von ca. 160 bis 170°C aufweist;
Verweildauer im Salzbad ca. 30 bis 40 min; Restabkühlung an Luft,
5. Weichglühen bei einer Temperatur von ca. 700°C während einer Zeitdauer von ca.
60 min in einen Salzbad; anschließend Abkühlung durch langsames Abheizen,
6. Waschen.
II. Vergüten des bearbeiteten Metallgegenstandes auf Festigkeit:
[0018]
1. Aufstellen der bearbeiteten Metallgegenstände in einer dafür vorgesehenen Vorrichtung
(-wie oben unter Pkt. I.1),
2. zweistufiges Vorwärmen (-wie oben unter. Pkt.I.2),
3. Austenitisieren (-wie oben unter Pkt.I.3),
4. Abschrecken (-wie oben unter Pkt.I.4),
5. Waschen,
6. Härteprüfung z.B. mittels Vickers-Verfahren DIN 50133 HV 30 oder mittels Rockwell-Verfahren
DIN 50103,
7. Anlassen bei einer Temperatur um 220°C während einer Verweildauer von ca. 3 h in
einer Luft-Ofenatmosphäre; anschließend Abkühlung an Luft,
8. Härteprüfung z.B. nach dem Vickers-Verfahren HV 30 oder nach dem Rockwell-Verfahren
mit jeweils mindestens drei Eindrücken.
1. Verfahren zur Festigkeitssteigerung eines spanend bearbeiteten Metallrohlings aus
Vergütungsstahl DIN 17200-3OCrNiMo8 durch mehrstufige Wärmebehandlung,
dadurch gekennzeichnet,
daß der vorbearbeitete und spannungsfrei geglühte Rohling Legierungsanteile an der
Obergrenze der genormten Spanne, bei Beschränkung nichtmetallischer Beimengungen
auf die Untergrenze der genormten Spannen, aufweist und nach seiner mechanischen
Endbearbeitung auf Festigkeit vergütet wird, indem er zunächst auf etwa 300°C und
dann weiter auf etwa 500°C vorgewärmt wird, von wo aus er zum Austenitisieren in einem
Salzbad über ca. 40 Minuten bei einer Temperatur von 840°C bis 850°C gehalten und
daraus dann in einem Salzbad von ca. 160°C bis 170°C über etwa 30 bis 40 Minuten abgeschreckt
und dann zur Restabkühlung der Umgebungsluft ausgesetzt wird; mit abschließendem
bloßen Entspannungs-Anlassen über ca. drei Stunden bei einer Temperatur zwischen
etwa 200°C und 250°C an Luft-Ofenatmosphäre.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der vorbearbeitete Rohling, vor seiner mechanischen Endbearbeitung mit anschließender
Festigkeits-Vergütung und Entspannungs-Anlassung, einem Entspannungs-Glühen unterzogen
wird, das die gleichen Wärmebehandlungsschritte wie die Festigkeits-Vergütung aufweist,
aber abschließend anstelle des Entspannungs-Anlassens ein Entspannungs-Glühen bei
ca. 700°C während ca. 60 Minuten in einem Salzbad erfährt, aus dem heraus dann der
Rohling durch langsames Abheizen zur mechanischen Endbearbeitung mit abschließender
Festigkeits-Vergütung abgekühlt wird.
3. Verwendung eines nach dem Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 in seiner Festigkeit
gesteigerten handelsüblichen Vergütungsstahles zur Herstellung einer trotz konstruktiv
bedingter lokaler Schwachstellen hoch-beanspruchbaren Suchzünder-Submunitionshülle.