[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Schlackenführung in einem Blasstahlkonverter
mit wenigstens einer Blaslanze, deren entsprechend einem gewünschten Ablauf des Frischvorganges
gesteuerter Abstand von der Badoberfläche in Abhängigkeit von dem bei ausgewählten
Frequenzen durch die Schlacke gemessenen Schallpegel des Blasgeräusches gegebenenfalls
unter Anpassung der zugeführten Sauerstoffmenge korrigiert wird.
[0002] Da der Frischvorgang in einem Blasstahlkonverter im wesentlichen durch Schlackenreaktionen
bestimmt wird, kommt der Bildung und Aufrechterhaltung einer reaktionsfähigen, schäumenden
Schlacke und damit der Steuerung des die Schlackenführung erheblich beeinflussenden
Abstandes der Blaslanze von der Badoberfläche bzw. der durch die Blaslanze zugeführten
Sauerstoffmenge eine erhebliche Bedeutung zu. Während zu Blasbeginn eine vergleichsweise
hohe Eisenoxidation und eine geringe Kohlenstoffoxidation zur Auflösung des zugesetzten
Kalks angestrebt werden, muß mit fortschreitender Blaszeit auf eine zunehmende Entkohlung
Bedacht genommen werden, und zwar unter Wahrung einer entsprechenden Entkohlungsgeschwindigkeit,
um einerseits einen vorteilhaften Schlackenstand sicherzustellen und anderseits einen
Schlackenauswurf zu vermeiden. Aus diesem Grunde wird der Lanzenabstand von der Badoberfläche
nach dem Beginn des Blasvorganges mit dem Ansteigen des Schlackenstandes verringert.
Da die sich bildende Schlacke das Blasgeräusch dämpft, kann der durch die Schlacke
gemessene Schallpegel des Blasgeräusches zur Schlackenführung ausgewertet werden,
zumal der insbesondere bei bestimmten Frequenzen gemessene Schallpegel des durch
die Schlacke gedämpften Blasgeräusches auch von der Zusammensetzung der Schlacke abhängt.
Der bei bestimmten Frequenzen gemessene Schallpegel des durch die Schlacke gedämpften
Blasgeräusches kann daher zur Steuerung des Lanzenabstandes von der Badoberfläche
eingesetzt werden, um eine dem jeweiligen Blasverlauf angepaßte, dünnflüssige, reaktionsfähige
Schlacke einzustellen. Da der Schlackenzustand jedoch von vielen Einflußgrößen abhängt
und ständigen Änderungen unterworfen ist, reicht diese Lanzensteuerung ausschließlich
in Abhängigkeit von dem Schallpegel des durch die Schlacke gedämpften Blasgeräusches
nicht zur notwendigen Vermeidung von Schlackenauswürfen aus.
[0003] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Schlackenführung
in einem Blasstahlkonverter der eingangs geschilderten Art mit einfachen Mitteln so
zu verbessern, daß nicht nur eine vorteilhafte, reaktionsfähige Schlacke sichergestellt,
sondern auch die bei einer solchen Schlackenführung sonst auftretende größere Auswurfwahrscheinlichkeit
unterdrückt werden kann.
[0004] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, daß die Istwerte des bei den einzelnen
Frequenzen gemessenen Schallpegels zu einer resultierenden Kenngröße zusammengefaßt
werden, daß die Differenz zwischen dieser resultierenden Kenngröße und einer vorgegebenen,
aufgrund des ihr zuordbaren Schallpegels einen wahrscheinlichen Auswurf festlegenden
Vergleichsgröße ermittelt und gegebenenfalls nach einer Verknüpfung mit anderen die
Wahrscheinlichkeit eines Schlackenauswurfes beeinflussenden Parametern nach Wahrscheinlichkeitsregeln
als Maß einer Auswurfwahrscheinlichkeit mit wenigstens einer vorgegebenen Wahrscheinklichkeitsgrenze
verglichen wird, bei deren Überschreitung eine Kor rektur des Blaslanzenabstand bzw.
der zugeführten Sauerstoffmenge erfolgt, und daß bei einem festgestellten Schlakkenauswurf
die vorgegebene Vergleichsgröße an Hand der dabei aus den Istwerten des Schallpegels
erhaltenen Kenngröße korrigiert wird.
[0005] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die bei einer Mehrzahl von Schlackenauswürfen
jeweils aus den Schallpegeln ermittelten Kenngrößen sich in einem bestimmten Bereich
häufen, so daß in diesem Kenngrößenfeld ein Zentrum bzw. ein Schwerpunkt angegeben
werden kann, der aufgrund der ihm zuordbaren Schallamplituden der einzelnen Frequenzen
einen wahrscheinlichen Auswurf festlegt. Werden daher die zu einem beliebigen Zeitpunkt
während des Blasvorganges für die ausgewählten Frequenzen ermittelten Schallamplituden
zu einer entsprechenden Kenngröße zusammengesetzt und mit einer dem Schwerpunkt des
Kenngrößenfeldes entsprechenden Vergleichsgröße verglichen, so kann aufgrund der
Differenz zwischen der einem erwarteten Auswurf zugehörigen Vergleichsgröße und der
ermittelten Kenngröße eine Auswurfwahrscheinlichkeit zum Meßzeitpunkt angegeben werden.
Beim Überschreiten einer der Lanzensteuerung zugrundegelegten Grenze der Auswurfwahrscheinlichkeit
durch den ermittelten Wert der Auswurfwahrscheinlichkeit kann somit der Lanzenabstand
von der Badoberfläche bzw. die durch die Blaslanze zugeführte Sauerstoffmenge verringert
werden, um die Auswurfwahrscheinlichkeit entsprechend herabzusetzen. Tritt trotz dieser
Korrekturmaßnahmen, die bei der Vorgabe abgestufter Wahrscheinlichkeitsgrenzen auch
abgestuft vorgenommen werden können, ein Auswurf auf, so kann aufgrund der bei diesem
Auswurf gemessenen Istwerte des Schallpegels die Vergleichsgröße durch eine entsprechende
Verlagerung des Schwerpunktes bzw. Zentrums des die Vergleichsgröße bestimmenden,
Schlackenauswürfe betreffenden Kenngrößenfeldes korrigiert werden. Durch ein wiederholtes
Korrigieren der zunächst vorgewählten, beispielsweise angenommenen oder experimentell
bestimmten Vergleichsgröße wird somit eine Schlackenführung möglich, die mit großer
Wahrscheinlichkeit einen Schlackenauswurf vermeidet, ohne auf eine schaumige, reaktionsfähige
Schlacke verzichten zu müssen.
[0006] Die Verknüpfung der bei den ausgewählten Frequenzen bestimmten Schallamplituden
zu einer Kenngröße kann vorteilhaft dadurch erfolgen, daß die einzelnen Schallamplituden
in einem Vektorraum mit je einer Frequenz zugeordneten Raumachsen zu einem Kenngrößenvektor
zusammengesetzt werden, wobei die Größe des Differenzvektors zwischen diesem Kenngrößenvektor
und dem der Vergleichsgröße zugehörigen Vektor als Maß der Wahrscheinlichkeit eines
vom Schallpegel abhängigen Schlakkenauswurfes bestimmt wird. Selbstverständlich hängt
die Auswurfwahrscheinlichkeit nicht nur von dem bei bestimmten Frequenzen ermittelten
Schallpegel, sondern auch von anderen Einflußgrößen, z. B. dem Abstand der Blaslanze
von der Badoberfläche, der in der Zeiteinheit zugeführten Sauerstoffmenge, der bis
zum Meßzeitpunkt insgesamt zugeführten Sauerstoffmenge und dem Zustand der Konverterausmauerung
ab, so daß durch eine Berücksichtigung der Häufigkeitsverteilung von Schlackenauswürfen
in Abhängigkeit von diesen Parametern die Vorhersage eines Auswurfes erheblich verbessert
werden kann. Zu diesem Zweck kann das auf den Schallpegel bezogene Maß der Auswurfwahrscheinlichkeit
nach Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung mit von anderen Parametern abhängigen
Auswurfwahrscheinlichkeiten zu einer resultierenden Wahrscheinlichkeit verknüpft
werden, die naturgemäß die Genauigkeit der möglichen Schlackenführung verbessert.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren wird an Hand der Zeichnung näher erläutert, die eine
Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens zur Schlackenführung in einem Blasstahlkonverter
in einem schematischen Blockschaltbild zeigt.
[0008] Gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel wird die in einen Blasstahlkonverter
1 eingreifende Blaslanze 2 in einem vertikal verstellbaren Wagen 3 gehalten, dessen
Stelltrieb mit 4 bezeichnet ist. Die Blaslanze 2, die über eine Versorgungsleitung
5 mit einer nicht dargestellten Sauerstoffquelle verbunden ist, durchsetzt eine dem
Blasstahlkonverter 1 zugeordnete Abgashaube 6, aus der ein Schalleitrohr 7 zu einem
Schallaufnehmer 8 führt, der zum Schutz gegen eine unzulässige thermische Beanspruchung
und eine übermäßige Verschmutzung mit Stickstoff gespült werden kann, der über die
Stickstoffleitung 9 zugeführt wird. Das Ausgangssignal des Mikrofones 10 des Schallaufnehmers
8 wird durch einzelne Frequenzfilter 11, 12, 13 und 14 in ausgewählten Frequenzbereichen
zugeordnete Signale aufgeteilt, deren Schallpegel in einer Auswerteschaltung 15 durch
eine Mittelung mehrerer nacheinander gemessener Schallamplituden bestimmt und miteinander
zu einer resultierenden Kenngröße verknüpft werden, und zwar durch das vektorielle
Zusammensetzen der einzelnen je einer Frequenz bzw. einem Frequenzbereich zugeordneten
Schallpegel zu einem Summenvektor in einem orthogonalen Vektorraum mit je einer Raumachse
für die einzelnen Frequenzen bzw. Frequenzbereiche. Zu diesem Summenvektor wird in
der Auswerteschaltung 15 ein Differenzvektor zu einem über eine Eingabe 16 einlesbaren
Vergleichsvektor bestimmt, der jenen auf die einzelnen Frequenzen bezogenen Schallpegeln
zugeordnet ist, bei denen aufgrund einer angenommenen oder experimentell bestimmten
Häufigkeitsverteilung von Schlackenauswürfen ein Schlackenauswurf erwartet werden
muß. Die Länge dieses Differenzvektors kann somit als Maß für die bei einem gemessenen
Schallpegel zu erwartende Auswurfwahrscheinlichkeit gewertet werden, weil eben die
Auswurfwahrscheinlichkeit mit abnehmendem Abstand zwischen den Endpunkten des Vergleichs-
und des Summenvektors zunimmt. Der jeweilige Wert der Auswurfwahrscheinlichkeit ergibt
sich dabei an Hand der ermittelten oder angenommenen Häufigkeitsverteilung der Auswürfe
in Abhängigkeit von der Größe des Differenzvektors.
[0009] Zur experimentellen Bestimmung eines Vergleichsvektors können die Istwerte des für
die einzelnen Frequenzen jeweils bei mehreren Auswürfen gemessenen Schallpegels zu
Summenvektoren zusammengesetzt werden, wobei von den sich um ein Zentrum häufenden
Endpunkten dieser Summenvektoren der in diesem Zentrum befindliche Schwerpunkt ermittelt
wird, der dann die Vergleichsgröße bzw. den Vergleichsvektor bestimmt.
[0010] Da nicht nur der für ausgewählte Frequenzen gemessene Schallpegel des durch die
Schlacke gedämpften Blasgeräusches zur Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines Schlackenauswurfes
herangezogen werden kann, sondern auch andere die Wahrscheinlichkeit eines Schlackenauswurfes
beeinflussende Parameter, werden zur Verbesserung der Genauigkeit der Schlackenführung
neben den für ausgewählte Frequenzen bestimmten Schallpegeln noch der Abstand a der
Blaslanze 2 von der Badoberfläche 17 und die zugeführte Sauerstoffmenge gemessen.
Zu diesem Zweck sind dem Wagen 3 zur Lagerung der Blaslanze 2 ein Weggeber 18 und
der Versorgungsleitung 5 ein Geber 19 für die Durchflußmenge an Sauerstoff zugeordnet,
so daß über Rechnerstufen 20, 21, die diesen Gebern 18 und 19 zugeordnet sind, die
den jeweiligen Meßwerten zugehörigen Wahrscheinlichkeitswerte aufgrund der in den
Rechnerstufen 20 und 21 abgespeicherten, auf die jeweiligen Meßwerte bezogenen Häufigkeitsverteilung
der Auswürfe bestimmt werden können, um durch eine Verknüpfung der jeweils nur einen
Parameter berrücksichtigenden Wahrscheinlichkeitswerte zu einer resultierenden Wahrscheinlichkeit
nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu gelangen, wie dies in der Verknüpfungsstufe
22 unter Anwendung der Bayesschen Regel für die Abhängigkeit der Auswurfwahrscheinlichkeit
von dem Lanzenabstand a, der Sauerstoffdurchflußmenge je Zeiteinheit, der insgesamt
bis zum Meßzeitpunkt zugeführten Sauerstoffmenge und von dem Alter des Konverters
und damit dem Zustand der Konverterauskleidung durchgeführt wird, wofür neben den
Rechnerstufen 20 und 21 eine Schaltstufe 23 vorgesehen ist, die die Abhängig keit
der Auswurfwahrscheinlichkeit von der Anzahl der mit der Konverterauskleidung bereits
gefahrenen Schmelzen vorgibt.
[0011] Die über die Verknüpfungsstufe 22 erhaltene, resultierende Wahrscheinlichkeitsgröße
kann dann in einer Steuereinrichtung 24 mit wenigstens einem über eine Eingabe 25
eingelesenen Grenzwert der zulässigen Auswurfwahrscheinlichkeit verglichen werden,
um beim Überschreiten dieses Grenzwertes den Lanzenabstand a bzw. die zugeführte Sauerstoffmenge
zu verringern, indem über die Steuereinrichtung 24 der Stelltrieb 4 für den Wagen
3 angesteuert wird. Zur Steuerung der zugeführten Sauerstoffmenge dient ein Stelltrieb
26 für ein Steuerventil 27 in der Sauerstoff-Versorgungsleitung 5.
[0012] Tritt trotz dieser Korrekturmaßnahmen ein Schlackenauswurf auf, so können über eine
Befehlsschaltung 28 die Istwerte der beim Auswurf gemessenen Schallpegel zur Korrektur
der Vergleichsgröße in die Auswerteschaltung 15 eingelesen werden, was bei einer
wiederholten Korrektur der über die Eingabe 16 vorgegebenen Vergleichsgröße eine
Schlackenführung mit einer geringen Auswurfwahrscheinlichkeit erlaubt.
[0013] Da die Schallpegelmessungen in den Pausen der Stickstoffspülung des Schallaufnehmers
8 durchgeführt werden müssen, ist eine Ablaufsteuerung 29 vorgesehen, die die Stickstoffzufuhr
über ein mit einem Stelltrieb 30 versehenes Schaltventil 31 abwechselnd mit der Meßwertübernahme
durch die Auswerteschaltung 15 steuert.
Verfahren zur Schlackenführung in einem Blasstahlkonverter (1) mit wenigstens einer
Blasslanze (2), deren entsprechend einem gewünschten Ablauf des Frischvorganges gesteuerter
Abstand (a) von der Badoberfläche (17) in Abhängigkeit von dem bei ausgewählten Frequenzen
durch die Schlacke gemessenen Schallpegel des Blasgeräusches gegebenenfalls unter
Anpassung der zugeführten Sauerstoffmengen korrigiert wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Istwerte des bei den einzelnen Frequenzen gemessenen Schallpegels zu einer
resultierenden Kenngröße zusammengefaßt werden, daß die Differenz zwischen dieser
resultierenden Kenngröße und einer vorgegebenen, aufgrund des ihr zuordbaren Schallpegels
einen wahrscheinlichen Auswurf festlegenden Vergleichsgröße ermittelt und gegebenenfalls
nach einer Verknüpfung mit anderen die Wahrscheinlichkeit eines Schlackenauswurfes
beeinflussenden Parametern nach Wahrscheinlichkeitsregeln als Maß einer Auswurfwahrscheinlichkeit
mit wenigstens einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeitsgrenze verglichen wird, bei deren
Überschreitung eine Korrektur des Blaslanzenabstandes bzw. der zugeführten Sauerstoffmenge
erfolgt, und daß bei einem festgestellten Schlackenauswurf die vorgegebene Vergleichsgröße
an Hand der dabei aus den Istwerten des Schallpegels erhaltenen Kenngröße korrigiert
wird.