(19)
(11) EP 0 402 589 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.12.1990  Patentblatt  1990/51

(21) Anmeldenummer: 90106884.1

(22) Anmeldetag:  10.04.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B05C 11/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE ES FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 10.06.1989 DE 3919087

(71) Anmelder: J.M. Voith GmbH
D-89522 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Martin, Eckhard
    D-4224 Hünxe 1 (DE)
  • Wiesse, Joachim
    D-4230 Wesel (DE)

(74) Vertreter: Weitzel, Wolfgang, Dr.-Ing. et al
Friedenstrasse 10
89522 Heidenheim
89522 Heidenheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Streicheinrichtung


    (57) Bei der Streicheinrichtung für Papier oder Karton wird ein als Rakelelement dienendes Rakelstahlband 3 in Form einer Schleife entlang einer die Warenbahn führenden Gegenwalze 1 über Umlenkrollen 8 geführt. Der Antrieb des Rakelbandes erfolgt mittels Aufwickeltrommeln 6 und 7, die von einem Motor antreibbar sind. Der Vorschub des Rakelbandes ist sehr gering, z.B. 2 bis 10 cm/min.
    Dadurch hat man Zeit, einen gründlichen Reinigungsvorgang des Rakelbandes durchzuführen, z.B. mittels Spritzdüsen, Schabern u.ä.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Streicheinrichtung entsprechend dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Streicheinrichtungen dieser Art sind vielfältig im Stand der Technik bekannt, wobei jeweils eine Rakel eingesetzt wird, die die auf die Warenbahn, z.B. Pa­pier oder Karton, aufgetragene Streichmasse glättet. Als Rakel kommt ein runder Rakelstab oder auch eine Streichklinge in Fra­ge. Beide Elemente haben ihre speziellen Einsatzgebiete, jedoch besteht bei der Streichklinge der große Nachteil der starken, zum Teil ungleichmäßigen Abnützung.

    [0002] Vielfach ist jedoch festgestellt worden, daß der Rakelstrich bei einer Streichklinge Unregelmäßigkeiten aufweist, die bei einer Rollrakel nicht vorhanden sind. Man hat durch Profilkorrektur­einstelleinrichtungen, die es gestatten, den Anpreßdruck der Streichklinge örtlich zu verändern, versucht, eine Gleich­mäßigkeit des Strichs herbeizuführen, was nicht immer und voll­ständig gelungen ist.

    [0003] Die Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung anzugeben, bei welcher ein gleichmäßiger Strichauftrag auch über die Be­triebsdauer hinweg erreicht wird.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kenn­zeichnenden Teils des Patentanspruchs 1 gelöst.

    [0005] Man hat erkannt, daß es möglich ist, durch ein seitliches Her­ausführen eines wesentlich längeren Rakelbandes, als es der Ar­beitslänge (dem Arbeitsbereich) der Streichklinge entspricht, dieses stetig zu reinigen und somit Ansetzungen an der Rakel, die zu Streifigkeit führen, auszuschalten.

    [0006] Man hat zwar schon bei Schaberklingen gemäß der schwedischen Pa­tentschrift 436 593 vorgesehen, die Schaberklinge als ein rela­tiv langes Band auszuführen, das über Spulen geführt ist und durch Aufwickeln oder Abwickeln auf die bzw. von den Spulen den Arbeitsbereich der Schaberklinge laufend zu verändern. Dadurch wird der Verschleiß relativ gering, auf jeden Fall aber völlig gleichmäßig gehalten, so daß sich eine sehr hohe Standzeit des Schaberklingenmaterials ergibt.

    [0007] Diese Schaberklingen werden als Kreppschaber eingesetzt, wobei sie praktisch mit ihrer Arbeitskante gegen das Papier, d.h. ge­gen dessen Bewegungsrichtung, eingestellt werden, so daß sich dessen gekreppte Oberfläche ergibt. Diese Schaberklinge kann da­her völlig glatt sein und kann ohne weiteres auf eine Spule auf­gewickelt werden. Auch für die Festlegung in der im Bereich der über die Gegenwalze geführten Bahn angeordneten Halterung beste­hen keine besonderen, erhöhten Anforderungen.

    [0008] Im Falle von Streichklingen ist eine solche einfache Ausführung nicht möglich, da diese in Richtung der Bewegung (Bahnlauf) der Papierbahn angestellt werden, so daß für die Festlegung der Schaberklinge besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen. Auch das Aufwickeln eines längeren Rakelbandes scheint nicht ohne weiteres möglich zu sein.

    [0009] Nachfolgend wird die Erfindung anhand den Figuren der Zeichnung erläutert; dabei stellt

    Fig. 1 prinzipmäßig eine Draufsicht auf eine Streichein­richtung,

    Fig. 2 prinzipmäßig eine Seitenansicht dazu,

    Fig. 3 eine weitere Einzelheit des Rakelbandes,

    Fig. 4 eine Einzelheit dazu, ebenfalls im Querschnitt,

    Fig. 5 eine andere Ausführungsform prinzipmäßig in Drauf­sicht,

    Fig. 6 eine weitere Einzelheit dazu und

    Fig. 7 eine weitere Ausführungsform prinzipmäßig in Daraufsicht

    dar.

    [0010] An dem an der Gegenwalze 1 angeordneten Rakelbalken 2 ist je­weils eine als Streichklingenband ausgebildete Rakel 3 in einer Rakelhalterung 4 so gelagert bzw. gehalten, daß es sich in einer Längsrichtung bewegen, aber in der Querrichtung dazu nicht aus­weichen kann. Das Rakelband 3 bildet eine Schleife, an deren En­den jeweils ein Seil 5 befestigt ist, das über eine Aufwickel­trommel 6 bzw. 7 geführt ist. Jede dieser Trommeln ist durch einen Motor, z.B. Elektromotor, vorzugsweise Schrittmotor, an­treibbar. Der die hier nicht dargestellte Warenbahn führenden Gegenwalze 1 nahe Teil der Schleife des Rakelbandes 3 ist paral­lel zu dieser Gegenwalze geführt und - wie aus Figur 2 oder 3 ersichtlich - über Vorsprünge 11 oder Noppen 10 mittels einer Führungsleiste 15 in Richtung ihrer Breitenerstreckung unbeweg­lich in der Rakelhalterung 4 gehalten. Einfache Vorsprünge 11 können auch durch Anlöten oder -schweißen an der einen Längskan­te des Rakelbandes ausgebildet sein. Die Führungsleiste 15′ braucht nicht in der Rakelhalterung 4 festschraubbar ausgebildet zu sein, sondern kann über ihre Länge durch einen Hydraulik-­Druckschlauch 19 tangential zur Gegenwalze 1 oder etwas weg von dieser belastet werden, um somit mit ihren Führungsflächen 17 auf die Noppen 10 gegen die Kraft von einer Reihe zylindrischer Schraubenfedern 40 gedrückt zu werden. Dadurch wird eine sichere Festlegung des Rakelbandes 3 an der Halterung erreicht, wobei gegen die Gegendruckleiste 14 der Halterung 4 gedrückt wird (siehe Fig. 4).

    [0011] Durch Aufwickeln des Rakelbandes 3 auf eine der Trommeln 7 oder 6 bzw. umgekehrt mit einer sehr geringen Geschwindigkeit von z.B. 2 bis 10 cm/min ist eine gründliche Reinigung des Rakel­bandes möglich.

    [0012] Gemäß Fig. 5 wird ein sehr langes Rakelband 5 verwendet, das je­weils auf Trommeln 19, 20, die zu beiden Seiten des Rakelbandes 2 angeordnet sind, aufwickelbar ist. Dabei werden die Trommeln im gleichen Maße des Aufwickelns des Rakelbandes 3′ in Richtung ihrer Rotationsachse, also in Richtung der Breite des Rakelban­des, gleichmäßig verschoben, z.B. indem sie auf einer Gewinde­spindel 24 rotierbar angeordnet sind (s. Fig. 6). Dadurch kann das Rakelband trotz der Noppen oder Vorsprünge auf die Trommeln aufgewickelt werden, d.h. praktisch in Form einer Schrauben- oder Schneckenlinie. Der Antrieb der Trommeln 19, 20 erfolgt dann am besten über einen Zahnrädersatz 21, 22 von einem Elek­tromotor 23 aus über Spindel 25, für die ein im Lagersockel 28 gehaltenes Lager 27 vorgesehen ist. Die Gewindespindel führt über ihren Zapfen 26 und ein Lager 29 die Spindel 25. Die Spin­del 25 weist wiederum ein Lager 29 für einen unteren Zapfen 26 der Gewindespindel 24 auf.

    [0013] In Fig. 7 ist eine Anordnung dargestellt, bei welcher das Rakel­band 3˝ eine vollständige, geschlossene Schleife bildet, wobei diese durch Verbindung der beiden Enden des Rakelbandes mittels Schloß 30 gebildet ist. Die Schleife kann gespannt werden durch die Spannrolle 8′ mittels Kolbenstange 36 und im Zylinder 35 ge­führten Kolben 37. Als Antriebsmittel ist ein Zahnriemen 31 vor­gesehen, der über Umlenk-Riemenscheiben 33 und angetriebene Rie­menscheibe 32 sowie Spannrolle 34 in einer Schleife geführt ist. Die Verbindung von Zahnriemen 31 und Rakelband 3˝ ist in der Nä­he des Spannschlosses 30 angedeutet bzw. vorgesehen. Dies ist eine sehr günstige Anordnung, weil man nur einen einzigen An­trieb für die Riemenscheibe 32 braucht, der allerdings versier­bar ausgebildet sein muß.

    [0014] Es werden vorzugsweise außerhalb des Arbeitsbereichs 39 des Ra­kelbandes bzw. der Gegenwalze 1 Reinigungseinrichtungen zur Rei­nigung des Rakelbandes vorgesehen. Der erste Reinigungseffekt tritt durch einen Überstand 38 der Gegenwalze 1 auf, an welchem das Rakelband durch seine geradlinige Führung 4 anliegt und der von der Warenbahn freigehalten bleibt. Verkrustungen, die sich im Bereich der Anliegekanten des Rakelbandes an der Warenbahn bilden können, werden hier durchgehend abgeschabt.

    [0015] Als weitere Reinigungs-Einrichtungen kommen die üblicherweise bekannten, wie Druckstrahlen, die aus Düsen auf das Rakelband gespritzt werden, sowie ferner Schaber in Frage. Auf diese Weise wird nach dem Reversieren des Rakelbandes (Umkehr der Vorschub­richtung desselben) jeweils ein gereinigter Teil des Rakelbandes neu in den Arbeitsbereich eingeführt.

    [0016] Der Vorschub des Rakelbandes beträgt dabei etwa 10 bis 15 cm/min. Vorzugsweise wird das Rakelband natürlich schon vor dem Aufwickeln auf die Trommeln 6, 7 bzw. 19, 20 gereinigt.


    Ansprüche

    1. Streicheinrichtung mit einer als Streichklinge ausgebilde­ten Rakel, die in einer von einem Rakelbalken getragenen Rakelhalterung gehalten ist, zum Streichen von vorzugsweise von einer Gegenwalze geführten Bahnen aus Papier oder Kar­ton, gekennzeichnet durch

    a) ein Rakelband (3, 3′, 3˝), das in seinem Arbeitsbe­reich - entlang der Gegenwalze - in einer geradlinigen Führung (15, 17) verschieblich gehalten und mit großen, an den Arbeitsbereich anschließenden Überlän­gen ausgebildet ist, in welchen anschließenden Teilen das Rakelband zumindest teilweise gebogen geführt ist, um es auf einen Bereich, dessen Länge höchstens 1,6mal größer als die geradlinige Rakelführung (14, 15; 15′) ist, am Rakelbalken (2) zu beschränken, und

    b) Antriebsmittel (6; 19; 31, 32) zum Vorschub des Rakel­bandes in seiner Längsrichtung einschließlich insbe­sondere seines in der geradlinigen Führung (14, 15, 15′) jeweils befindlichen Teils.


     
    2. Streicheinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsmittel (6; 19; 31, 32) am über den Arbeits­bereich hinausgehenden Teil des Rakelbandes (3, 3′, 3˝) an­greifen.
     
    3. Streicheinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß als aus dem Rakelband mindestens fast eine Schleife bildende Einrichtungen je mindestens eine Umlenk­rolle (8) an jeder Seite des Rakelbalkens (2) vorgesehen ist.
     
    4. Streicheinrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an den Enden der Schleife Seile (5), Bänder oder Drähte befestigt sind, die über Aufwickeltrommeln (6, 7) geführt sind.
     
    5. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, daß das Rakelband (3, 3′, 3˝) zur Halterung in der Rakelführung (15, 17) gegen eine Bewegung in Breitenrichtung des Rakelbandes hin zur Gegenwalze bzw. Warenbahn, aber in Querrichtung dazu für seine freie Bewe­gung Noppen (10) oder sonstige Vorsprünge (11) aufweist, die in einer zu den Längskanten des Rakelbandes parallelen Reihe bzw. parallel dazu allgemein angeordnet sind.
     
    6. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß ein Rakelband (3′) größerer Lange als das Dreifache der Länge des Rakelbalkens beträgt, je­weils links und rechts am Rakelbalken (2) auf eine in Rich­tung der Breite des Rakelbandes (3′) kontinuierlich axial verschiebbare und rotierbar antreibbare Trommel (19) auf­wickelbar ist.
     
    7. Streicheinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine Gewindespindel (24) zentral als Träger für die Trommeln (19, 20) vorgesehen ist.
     
    8. Streicheinrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Antrieb für die Trommeln (19, 20) eine untere, zen­trale Spindel (25) vorgesehen ist, die rotierbar gelagert ist und an die ein Drehantrieb (21, 22, 23) angekoppelt ist und die eine Lagerstelle (29) für einen unteren Zapfen (26) der Gewindespindel (24) aufweist.
     
    9. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß das Rakelband (3˝) zumindest der wesentliche Teil einer geschlossenen Schleife in Form eines Polygonzuges ist, von dem die beiden langen Züge einander gegenüberliegen und von denen der eine im Arbeitsbereich des Rakelbandes angeordnet ist und der andere mit einem An­triebsmittel (31, 32) gekoppelt ist.
     
    10. Streicheinrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsmittel ein Zahnriementrieb ist, wobei der Zahnriemen (31) mit der Schleife (3˝) verbunden ist.
     
    11. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 9 oder 10, da­durch gekennzeichnet, daß die Rakelbandschleife an min­destens einer Stelle von einer nachstellbaren Spannrolle (8′) umgelenkt ist.
     
    12. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, da­durch gekennzeichnet, daß der gerade geführte Teil des Ra­kelbandes über den Arbeitsbereich hinaus zu beiden Seiten bis zum Ende der Gegenwalze (1) sich erstreckt, wobei die Gegenwalze (1) länger ausgeführt ist als der Arbeitsbereich des Rakelbandes.
     
    13. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, da­durch gekennzeichnet, daß außerhalb des Arbeitsbereichs des Rakelbandes Reinigungseinrichtungen zur Reinigung des Rakelbandes vorgesehen sind.
     
    14. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß die Rakelführung (4) eine min­destens in Richtung der Breite des Rakelbandes bewegliche Klemmleiste (15) aufweist, die mittels Pneumatik- oder Hy­draulikdruck-Zylindern oder -Schlauch mit ihren Führungs­flächen (17) an die Noppen (10) oder Vorsprünge (11) des Rakelbandes andrückbar ist.
     
    15. Streicheinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, da­durch gekennzeichnet, daß das Rakelband (3, 3′, 3˝) samt seiner Antriebsmittel (6, 7; 19, 20; 31, 32) auf dem Rakel­balken (2) gelagert ist.
     




    Zeichnung