[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Waffenrohr aus faserverstärktem Kunststoff mit
über die gesamte Rohrlänge in Achs- und Umfangsrichtung orthogonal zueinander verlegten
Fasern, eine senkrecht zur Waffenrohrachse liegende Anzündebene aufweisend, in der
wenigstens ein Anzündrohr mit einem Anzündrohrkopf liegt, wobei dieser Bereich am
Waffenrohr von einem Anzündring umgeben ist.
[0002] Die Verwendung von Waffenrohren aus faserverstärktem Kunststoff ist beispielsweise
bei Panzerabwehrhandwaffen aus der DE 3 048 596-C2 bekannt. Solche Waffenrohre können
kurzzeitig Drücke von 1000 bar und mehr aufnehmen. Bei diesen werden zur Zündung der
Treibladung bevorzugt zwei Bohrungen in der Wand des Waffenrohres angebracht, die
konstruktionsbedingt auf einer gemeinsamen Längenkoordinate nahe beieinander in einer
Ebene senkrecht zur Waffenrohrachse liegen. Diese Ebene wird als Anzündebene bezeichnet.
Durch diese Bohrungen werden neben axial verlaufenden Glasfasern auch zuvor geschlossene
Glasfaser-Ringlagen durchtrennt, wodurch insbesondere die Umfangsfestigkeit bzw.
die radiale Dehnung im Bereich der Anzündebene nicht mehr primär durch die Zugfestigkeit
der Glasfasern, sondern durch die Formstabilität des Glas-Harz-Verbundteiles bestimmt
werden. Bei extremen Druckbelastungen sind Zwischenfaserbrüche, insbesondere im Bereich
zwischen den Bohrungen und in deren Nähe, nicht auszuschließen. Anstelle der bevorzugt
verwendeten Glasfasern können auch Fasern aus Karbon, Aramid od.dgl. verwendet werden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, insbesondere die Umfangsfestigkeit des
Waffenrohrs und dessen Verbund mit dem wenigstens einen Anzündrohr zu erhöhen.
[0004] Die Aufgabe wird von einem Waffenrohr der eingangs genannten Art gelöst, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß im Bereich der Anzündebene auf dem Waffenrohr ein Wulst vorhanden
ist, dessen Kontur - im Querschnitt betrachtet - kreisabschnittsähnlich ist und auf
dem wellenförmig weitere Fasern verlegt sind, die die Anzündebene mit einem Winkel
zwischen 15 und 25° durchstoßen, und das wenigstens eine Anzündrohr nur in der Wand
des Waffenrohres verankert ist und der Anzündrohrkopf eine bezogen auf die Waffenrohrachse
radiale Gleitmöglichkeit im Anzündring aufweist.
[0005] Hierbei hat man sich von der Vorstellung gelöst, daß bei Waffenrohren für Panzerabwehrwaffen
der üblicherweise metallische Anzündring mithelfen soll, Spannungsspitzen in Umfangsrichtung
aufzunehmen. Es hat sich gezeigt, daß es sogar nachteilig sein kann, wenn es für das
Anzündrohr zwei Fixpunkte gibt, einen in der Wand des Waffenrohres und zusätzlich
einen außen im Anzündring. Wegen der unterschiedlichen Ausbreitung der Druckwellen
im Metall und im Fasern-Kunststoff-Verbund kommt es an der Verbindung des Anzündrohres
mit dem Anzündring kurzfristig zu einer ganz erheblichen Beanspruchung; die teilweise
durchtrennten Fasern fallen für die Aufnahme der Zugbelastung aus und alleine die
Scherfestigkeit an der Grenzfläche Fasern/Harz kann dann der kurzfristigen Belastung
möglicherweise nicht standhalten. Der Verbund des Anzündrohres mit dem Waffenrohr
kann zusätzlich noch dadurch beeinträchigt werden, daß wegen eines weiteren Fixpunktes
am Kopf des Anzündrohres weitere Spannungsspitzen und Scherbeanspruchungen auftreten
können. Durch die Kombination der erfindungsgemäßen Maßnahmen werden diese Auswirkungen
vollkommen beseitigt.
[0006] Die direkte starre Verbindung des Kopfes des Anzündrohres mit dem Anzündring verhindert,
solange sie nicht zerstört wird, daß Treibladungsgase im Bereich des Anzündringes
austreten. Eine solche Abdichtung läßt sich jedoch in ganz einfacher Weise auch mit
elastischen Mitteln, beispielsweise einem O-Ring, realisieren. Die Veränderung der
Wickelung um die Anzündbohrung ermöglicht die mechanische Entkopplung zwischen Anzündrohr
und Anzündring.
[0007] Das erfindungsgemäße Anbringen des Anzündrohrs in Waffenrohr und Anzündring läßt
erheblich größere Fertigungstoleranzen des Durchmessers von Waffenrohr und Anzündring
zu. Insbesondere bei Fertigung auf NC-Bearbeitungsmaschinen führt dies zu erheblich
längeren Werkzeugstandzeiten.
[0008] Vor Ausbildung des wellenförmigen Verlaufs der Faser-Rovings wird bevorzugt der Bereich
des Waffenrohrs, in dem später der Anzündring angeordnet wird, zunächst mit einigen
zusätzlichen, im wesentlichen in Umfangsrichtung verlaufenden Auftragslagen versehen,
etwa in der Breite des Anzündringes, größenordnungsmäßig fünfmal so breit wie der
Durchmesser der Bohrung für das Anzündrohr im Waffenrohr. Auf diesen Bereich werden
dann weitere Faser-Rovings aufgebracht, derart, daß ein ringförmiger Wulst entsteht,
der - in einem Axialschnitt durch das Waffenrohr betrachtet eine kreisabschnittsähnliche
äußere Kontur aufweist. Diese Ausbildung des Wulstes ermöglicht es, auf ihm dann näherungsweise
sinusförmig die Fasern abzulegen, wobei die "Wellenlänge" größer oder kleiner als
der Rohrumfang sein soll, um einen Versatz der einzelnen Faserlagen gegeneinander
sicherzustellen. Wenn die Wellenlänge zu groß gewählt wird, werden zahlreiche Fasern
beim Bohren des Lochs für das Anzündrohr zerschnitten; die Zahl der zwischen den Bohrungen
durchgehenden, geschlossenen Ringlagen wird geringer, und damit entsprechend die
Festigkeit. Ist bei gleicher Wellenlänge die Amplitude zu groß, d.h. der zwischen
Rohrachse und Fasern in der Anzündebene gemessene Winkel ist kleiner 65°, so tritt
infolge radialer Dehnung zwischen den wellenförmig und den darunter in Umfangsrichtung
verlegten Fasern eine so große Scherung auf, daß das beide Lagen verbindende Harz
ihr nicht mehr standhält. Günstig ist ein Winkel zwischen 15 und 25°, bevorzugt 20
o, den die Fasern beim Durchstoßen der Anzündebene mit dieser bilden. Die Faserverstärkung
des Waffenrohres, das bevorzugt für Panzerabwehrwaffen, insbesondere Panzerabwehrwaffen,
verwendet wird, ist vorzugsweise aus Glasfasern. Es können aber auch andere Fasern,
wie eingangs angegeben, vorgesehen werden.
[0009] Die Erfindung ist in der Zeichnung in einem Ausführungsbeispiel schematisch dargestellt
und im folgenden weiter beispielhaft beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 Bewicklung eines Waffenrohres im Bereich der Anzündebene;
Fig. 2 Schnitt durch ein in ein Waffenrohr eingesetztes Anzündrohr.
[0010] In der Ansicht eines Ausschnittes des Waffenrohres 1 gemäß Fig. 1 ist von der orthogonalen
Glasfaserverstärkung nur die mittlere Lage 2 in Achsrichtung 3 angedeutet; auf die
Darstellung der darüberliegenden Umfangslage wurde der Übersichtlichkeit wegen verzichtet.
Die Anzündebene 4 liegt etwa in der Mitte des langgestreckten Waffenrohres 1 einer
Panzerabwehrwaffe. Diesem Bereich kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als
üblicherweise zwei eng benachbarte Bohrungen zur Aufnahme von zwei voneinander unabhängigen
Zündern vorgesehen sind und dabei Glasfasern zerschnitten werden. Das wirkt sich besonders
auf die Glasfasern in Umfangsrichtung aus, ganz besonders zwischen den beiden Bohrungen
und in deren Nachbarschaft.
[0011] Erfindungsgemäß wird der Bereich um die zwei Anzündbohrungen 5 in einer Breite B
speziell bewickelt. Der Wert B ist in der Praxis - abweichend von der zeichnerischen
Darstellung - bevorzugt etwa fünfmal so groß wie der Durchmesser (z.B. etwa 3 mm)
einer Bohrung 5 und entspricht etwa der Breite des Anzündringes, der über den Bohrungen
5 auf dem Waffenrohr 1 befestigt werden muß. Charakteristisch ist der wellenförmige
Verlauf im Bereich der Anzündebene 4. Bevor mit der speziellen Wicklung 19 begonnen
wird, wird ein Wulst 18 erzeugt, dessen äußere Kontur 6 näherungsweise die Form eines
Kreisabschnittes hat, wie im Ausschnitt X der Fig. 1 zu erkennen ist. Über den Wulst
18 werden dann wellenförmig die Glasfasern 7 gelegt, wobei die "Wellenlänge" L, von
der nur ein Viertel gezeigt ist, so auf den Umfang π. D des Waffenrohres 1 abgestimmt
sein soll, daß der Umfang nicht ein ganzzahliges Vielfaches dieser Wellenlänge ist.
So wird erreicht, daß auch für diese Wicklung 19 die Glas faserverteilung über den
Umfang gleichmäßig ist. Der Winkel α, unter dem die Fasern 7 die Anzündebene 4 kreuzen,
ist bevorzugt 20°.
[0012] Die Fig. 1 ist insofern idealisiert, als nur die wichtigen tragenden, nicht zerschnittenen
Fasern 7 um die Bohrungen 5 eingezeichnet sind. An sich wird zuerst gleichmäßig wellenförmig
gewickelt und dann erst werden die Bohrungen 5 zur Aufnahme der Anzündrohre hergestellt.
Die zerschnittenen und deshalb nicht tragenden Fasern in der wellenförmigen Lage 19
sind in der Fig. 1 zur Verdeutlichung weggelassen worden. Man erkennt, daß eine Bohrung
5 von den Fasern 7 näherungsweise wie von einer Raute umgeben ist, was bei einer Ausdehnung
des Rohres in radialer Richtung, also einem Zug, der eine Verlängerung der Raute bewirkt,
gleichzeitig zu einem Schmälerwerden der Raute und damit zu einem Anpressen der Fasern
an das Anzündrohr führt.
[0013] Fig. 2 zeigt die Verbindung des Anzündrohres 10 mit dem Waffenrohr 1 unter dem Anzündring
12 in der Anzündebene. Dabei ist nicht mehr die Bewicklung des Rohres 1 dargestellt;
die meisten Glasfasern verlaufen im wesentlichen in Umfangsrichtung und parallel zur
Achse des Waffenrohres 1; es ist aber wichtig, daß um das Anzündrohr 10 auch ein Teil
der Fasern (größenordnungsmäßig etwa 15%) wellenförmig, bezogen auf die Anzündebene,
verläuft.
[0014] Das Anzündrohr 10 ist mit einem Schraubgewinde 13 formschlüssig fest mit dem Waffenrohr
1 verbunden, indem es in dessen Wand 11 eingeschraubt ist. Zwischen dem Anzündring
12 und dem Waffenrohr 1 ist eine verhältnismäßig dicke elastische Schicht 14 (ein
Schaumstoff oder eine Klebstoffschicht). Wichtig ist ein Gleitspalt 15 zwischen dem
Anzündrohrkopf 17 und dem Anzündring 12. Bei dieser Konstruktion genügt eine O-Ring
16, um den Austritt von Treibladungsgasen zu verhindern; er verliert seine Dichtwirkung
nicht, wenn es zu einer Gleitbewegung des Kopfes 17 des Anzündrohres 10 in dem Anzündring
12 kommt.
1. Waffenrohr aus faserverstärktem Kunststoff, mit über die gesamte Rohrlänge in Achs-
und Umfangsrichtung orthogonal zueinander verlegten Fasern (2), eine senkrecht zur
Waffenrohrachse (3) liegende Anzündebene (4) aufweisend, in der wenigstens ein Anzündrohr
(10) mit einem Anzündrohrkopf (17) liegt, wobei dieser Bereich am Waffenrohr (1)
von einem Anzündring (12) umgeben ist, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich der Anzündebene (4) auf dem Waffenrohr (1) ein ringförmiger Wulst
(18) vorhanden ist, dessen äußere Kontur (6) - im Schnitt durch die Waffenrohrachse
(3) betrachtet - kreisabschnittsähnlich ist, und auf dem wellenförmig weitere Fasern
(7) verlegt sind, die die Anzündebene (4) mit einem Winkel (α) zwischen 15 und 25°
durchstoßen und das wenigstens eine Anzündrohr (10) nur in der Wand (11) des Waffenrohres
(1) verankert ist und der Anzündrohrkopf (17) eine bezogen auf die Waffenrohrachse
(3) radiale Gleitmöglichkeit (15) im Anzündring (12) aufweist.
2. Waffenrohr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Anzündrohr (10) in
dem Waffenrohr (1) mittels eines Schraubgewindes (13) formschlüssig gehalten ist.
3. Waffenrohr nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Kopf
(17) des Anzündrohres (10) und dem Anzündring (12) eine elastische Dichtung, vorzugsweise
ein O-Ring (16), vorhanden ist.
4. Waffenrohr nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem
Anzündring (12) und dem Waffenrohr (1) eine elastische Schicht (14) vorgesehen ist.