[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von maßhaltigen Preßlingen gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung.
[0002] Aus der DE-OS 29 24 704 ist eine Einrichtung an einer Presse zur Festlegung der Höhe
von Preßlingen aus pulverförmigem Material bekannt, mit der Auswirkungen von Verformungen
des Pressenrahmens während des Pressens im Hinblick auf die Genauigkeit des Preßlings
eliminiert werden sollen. Hierzu wird vorgeschlagen, die an sich unbewegt bleibenden
Teile eines Längenmeßsystems, mit dem die Positionen der die Preßstempel tragenden
Teile des Preßwerkzeugs verfolgt werden, nicht am Pressenrahmen sondern an dem ortsfest
bleibenden Teil des Preßwerkzeugs zu befestigen.
[0003] Je höher die Anforderungen an die genaue Einhaltung der Geometrie eines Preßlings
sind, umso gravierender wird der Störeinfluß, der durch die elastische Verformung
der Preßstempel während des Pressens entsteht.
[0004] Bei einfachen Preßlingen (z.B. einfache Zylinderform) spielt dieser Effekt keine
nennenswerte Rolle, da man die Preßwerkzeuge ohne Schwierigkeiten so steif bauen kann,
daß keine nennenswerten elastischen Verformungen im vorgesehenen Preßkraftbereich
auftreten. Bei komplizierteren Teilen mit mehreren Absätzen, für die z.B. Mehrplattenadaptorwerkzeuge
eingesetzt werden, wie sie etwa aus der DE 31 42 126 C2 bekannt sind, ist die elastische
Verformung der Stempel nicht mehr ohne weiteres zu vernachlässigen, weil die Werkzeugbauweise
zumindest bei einzelnen Stempeln eine relativ dünnwandige, lange und schlanke Form
erfordert. Ein solcher Stempel ist dann nicht mehr ein praktisch starrer Körper, sondern
verformt sich, wie im Rahmen der Erfindung festgestellt wurde, unter Einwirkung der
Preßkraft elastisch in einem durchaus bemerkenswerten Ausmaß.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu dessen
Durchführung anzugeben, mit dem die Genauigkeit der Preßlingsgeometrie auch bei Preßlingen
mit mehreren Höhenabsätzen weiter verbessert werden kann.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Verfahren, das mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1 ausgestattet und durch die Merkmale des Patentanspruchs 2 in
vorteilhafter Weise ausgestaltbar ist. Eine erfindungsgemäße Vorrichtung ist durch
die Merkmale des Patentanspruchs 3 gekennzeichnet und bevorzugt mit den zusätzlichen
Merkmalen des Patentanspruchs 4 ausgestattet.
[0007] Das der Erfindung zugrundeliegende Problem wäre von vornherein zu vermeiden, wenn
man das Wegmeßsystem zur Feststellung der Lage eines Preßstempels in unmittelbarer
Nähe der Preßfläche des Stempels anbringen würde, da dann nicht die Stempel, tragenden
Bauteile (z.B. Stempelplatten) sondern die Preßflächen selbst in ihre jeweilige Sollposition
gefahren und direkt meßtechnisch verfolgt werden könnten.
[0008] Damit wären elastische Stempelverformungen völlig bedeutungslos. Aus baulichen Gründen
ist man jedoch im allgemeinen nicht in der Lage, das Wegmeßsystem in dieser Weise
zu befestigen. Erfindungsgemäß ist daher vorgesehen, die elastische Verformung der
Preßstempel über eine direkte oder indirekte Messung der Preßkraft zu ermitteln und
die relative Position gegenüberliegender Preßstempel in der Preßendstellung entsprechend
dem/den ermittelten Verformungswert/en zu korrigieren. Die Sollpositionen der die
Stempel tragenden Bauteile, an denen die beweglichen Teile des verwendeten Längenmeßsystems
befestigt sind, ergeben sich dabei zunächst als vorläufige Werte entsprechend der
Geometrie des zu erzeugenden Preßlings unter Berücksichtigung der Länge jedes einzelnen
Stempels. Die Korrektur der Sollpositionen erfolgt dann in der Weise, daß die Preßflächen
der Ober- und Unterstempel etwa um den Betrag der infolge Einwirkung der Preßkraft
hervorgerufenen stärkeren oder schwächeren elastischen Einfederung des oder der Preßstempel
näher bzw. weniger nah zusammengefahren werden. Die Korrekturwerte können dabei anhand
der z.B. in Vorversuchen ermittelten Federkennlinie des jeweiligen Preßstempels und
der während des Pressens gemessenen Preßkraft errechnet werden. Es ist nicht unbedingt
erforderlich, diese Korrektur für alle Stempel durchzuführen. Bei einem Mehrstempelwerkzeug
kann vielfach an solchen Stempeln, die relativ kurz und/oder dickwandig ausgebildet
sind, wegen der nur geringfügigen elastischen Verformung, die ursprüngliche Sollposition
unverändert bleiben, während lediglich der oder die Stempel mit einer weniger steifen
Federkennlinie hinsichtlich ihrer Sollposition im erfindungsgemäßen Sinn korrigiert
werden.
[0009] Ein erheblicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu sehen, daß
es in der Lage ist, Teile mit präziser Preßlingsgeometrie zu liefern, auch wenn die
Preßkräfte und somit die Größe der elastischen Verformung der Preßstempel während
der laufenden Produktion stärkeren Schwankungen unterliegen, die z.B. durch Veränderungen
der Preßbarkeit des verwendeten Pulvers begründet sind.
[0010] Anhand des in der einzigen Abbildung dargestellten einfachen Ausführungsbeispiels
wird die Erfindung nachfolgend näher erläutert.
[0011] Das Bild zeigt schematisch einen Schnitt durch ein Preßwerkzeug in der Preßendstellung
mit einem ringförmigen Preßling 1 aus Stahlpulver. Der Preßling 1, der von einer mantelförmigen
Matrize 2 umgeben ist, weist im Querschnitt drei Stufen auf. Aus diesem Grunde sind
zur Pulververdichtung drei koaxial ineinander geführte, unabhängig voneinander verfahrbare
Unterstempel 3, 4, 5 vorgesehen, die die gestufte Unterseite formen, während die glattflächige
Oberseite des Preßlings 1 von einem einzigen Oberstempel 6 geformt wird. Um eine exakte
Preßlingsgeometrie zu erhalten, müssen in der Preßendstellung die Abstände der Preßflächen
von Oberstempel 6 und den Unterstempeln 3, 4, 5 genau auf die Höhe der Preßlingsstufen
eingestellt werden. Zu diesem Zweck sind Wegmeßsysteme vorgesehen, die schematisch
als Maßstab 7 und Zeiger 8, 9, 10 dargestellt sind. Der Maßstab 7 ist starr mit dem
den Unterstempel 5 tragenden Bauteil 11 verbunden, während die Zeiger 8, 9 und 10
in entsprechender Weise an die die Unterstempel 3 und 4 bzw. den Oberstempel 6 tragenden
Bauteile 12 und 13 bzw. 14 angekoppelt sind. Da die Abstände der Zeiger 8, 9, 10 von
der Preßfläche der Stempel 3, 4 und 6 sowie der Abstand der Preßfläche des Unterstempels
5 von dem Nullpunkt des Maßstabs 7 bekannt sind, können die Sollpositionen der Zeiger
8, 9 und 10 leicht ermittelt werden, bei denen die Abstände der Unterstempel 3, 4,
5 von Oberstempel 6 genau der Höhenstufung des Preßlings 1 entspricht. Allerdings
handelt es sich noch um vorläufige Sollpositionen, da bei ihrer Ermittlung von theoretisch
starren Preßstempeln 3, 4, 5, 6 ausgegangen wurde. Tatsächlich tritt jedoch eine elastische
Verformung aller Stempel 3, 4, 5, 6 ein.
[0012] Während in diesem Beispiel der Oberstempel 6 relative kurz und sehr massiv ausgeführt
werden konnte, so daß dessen elastische Verformung praktisch vernachlässigt werden
kann, sind die Verformungen der Unterstempel 3, 4, 5 wegen ihrer Baulänge und vergleichsweise
dünnwandigen Ausführung zu beachten. Insbesondere der Unterstempel 5, in dessen Mitte
noch ein Dorn 15 geführt ist, weist einen hohen Schlankheitsgrad auf.
[0013] Zur Ermittlung der Verformungen werden daher mit nicht dargestellten Kraftmeßeinrichtungen,
die z.B. als piezzoelektrischer Aufnehmer, Dehnungsmeßstreifen oder sonstiges Meßsystem
ausgebildet sein können, die Preßkräfte an den Unterseiten der Unterstempel 3, 4,
5 gemessen. Eine nicht dargestellte elektronische Steuerung, der die gemessenen Werte
zugeführt werden, errechnet daraus anhand der Federkennlinien der Unterstempel 3,
4, 5 die in Vorversuchen bestimmt oder berechnet wurden, die tatsächlich vorliegende
Verformung der Unterstempel 3, 4, 5. Die vorläufigen Sollpositionen der Unterstempel
3, 4, 5 werden dann um diesen Verformungsbetrag korrigiert, d.h. die Preßkraft der
Unterstempel 3, 4, 5 wird so lange erhöht, bis die Abstände der Preßflächen der Unterstempel
3, 4, 5 zu derjenigen des Oberstempels 6 unter Berücksichtigung der elastischen Stempelverformungen
genau den gewünschten Höhenstufungen des Preßlings 1 entsprechen.
[0014] Es ist grundsätzlich möglich, die Korrektur der Stempelsollpositionen jeweils erst
im nächsten Preßzyklus vorzunehmen. Dies ergibt im Regelfall immer noch eine ausreichend
genaue Preßlingsgeometrie, da die Störeinflüsse sich im allgemeinen nicht sprunghaft
um größere Beträge verändern. Besonders vorteilhaft ist jedoch eine Regelung, die
aufgrund der aktuell in demselben Preßzyklus gemessenen Preßkräfte erfolgt.
1. Verfahren zum Herstellen von maßhaltigen Preßlingen aus pulverförmigen Massen,
insbesondere aus Metallpulver, auf einer Presse in einer Matrize unter Einwirkung
mindestens je eines Unter- und eines Oberstempels, wobei die Lage der die Stempel
tragenden Bauteile und/oder der Matrize relativ zu einem Fixpunkt gemessen wird und
die Stempel tragenden Bauteile jeweils in eine Sollposition zueinander gefahren werden,
die unter Berücksichtigung der Stempellängen den Sollabmessungen des Preßlings in
Preßrichtung entsprechen,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Preßendstellung die Sollposition mindestens eines der Stempel tragenden
Bauteile in Preßrichtung um einen Betrag korrigiert wird, der der elastischen Verformung
des bzw. der Stempel infolge der Einwirkung der Preßkraft entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Preßkraft an mindestens einem der Stempel während des Preßzyklus gemessen
und zur Berechnung der korrigierten Sollposition in demselben Preßzyklus benutzt wird.
3. Presse zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer Matrize (2), mit
mindestens je einem relativ zueinander bewegbaren Ober- (6) und Unterstempel (3, 4,
5), mit Meßeinrichtungen (7, 8, 9, 10) zur Feststellung der Position von durch Kraftmittel
verfahrbaren, die Stempel (3, 4, 5, 6) tragenden Bauteilen (11, 12, 13, 14) und mit
einer regelungstechnisch damit verbundenen elektronischen Steuerung zum Verfahren
der die Stempel (3, 4, 5, 6) tragenden Bauteile (11, 12, 13, 14) sowie mit mindestens
einer mit der elektronischen Steuerung verbundenen Meßeinrichtung zur direkten oder
indirekten Messung der Preßkraft an mindestens einem der Stempel (3, 4, 5, 6),
dadurch gekennzeichnet,
daß in der elektronischen Steuerung Korrekturwerte für die durch die Preßkraft hervorgerufene
elastische Verformung des bzw. der Stempel (3, 4, 5, 6) abrufbar oder anhand der Federkennlinie
des betreffenden Stempels (3, 4, 5, 6) errechenbar sind.
4. Presse nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßeinrichtung ein piezzoelektrischer Aufnehmer oder ein Dehnungsmeßstreifen
ist.