[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus pulverförmigen
Massen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens.
[0002] Aus der DE 29 51 716 C2 ist ein Verfahren zum Pressen von Formkörpern mit mindestens
einer Stufe aus Metallpulver bekannt, mit dem Formkörper von konstanter Höhe und Dichte
erzeugt werden können. Zu diesem Zweck wird der Verlauf der Preßkraft der Preßstempel
wegabhängig gemessen und gespeichert und mit vorgegebenen wegabhängigen Sollwerten
verglichen. Die Höhengenauigkeit der Preßlinge wird dabei durch mechanische Anschläge
und den fest einstellbaren Hub des Oberstempels gewährleistet. Die gleichbleibende
Dichte wird innerhalb bestimmter Genauigkeitsgrenzen dadurch ermöglicht, daß das Füllvolumen
der Preßform im nächsten Arbeitszyklus verringert wird, wenn der Preßkraftvergleich
eine Sollwertüberschreitung ergeben hat. Bei einer Sollwertunterschreitung wird umgekehrt
verfahren.
[0003] Auf diese Weise kann auf Veränderungen der Eigenschaften des verwendeten Metallpulvers
oder sonstige Änderungen (z.B. Auftreten bestimmter mechanischer Schwingungen), die
letztlich die Schüttdichte des Pulvers und damit die Preßeigenschaften der in die
Preßform eingefüllten Pulverschüttung beeinflussen, reagiert werden. Allerdings kann
hierbei die Korrektur immer nur beim nächsten Preßling wirken, da bei dem Preßling,
bei dem die Sollwertabweichungen festgestellt wurden, keine Änderung des Füllvolumens
der Preßform mehr möglich ist. Das bekannte Verfahren bringt jedoch gegenüber dem
bis dahin bekannten Stand der Technik deutliche Verbesserungen hinsichtlich der gleichzeitigen
Einhaltung von Dichte und Formgenauigkeit der Preßlinge mit sich. Bei besonders hohen
Anforderungen an die Genauigkeit der Preßlinge reicht dieses Verfahren jedoch nicht
immer aus und kann wegen der unvermeidlichen Totzeit des angewandten Regelungsverfahrens
zu beträchtlichem Ausschuß führen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu dessen
Durchführung anzugeben, das hinsichtlich der Formgenauigkeit der Preßlinge noch engere
Toleranzen zuläßt und gleichzeitig die Gefahr der Ausschußproduktion weiter vermindert.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1; vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen 2 bis
4 angegeben. Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens weist erfindungsgemäß
die Merkmale des Patentanspruchs 5 auf.
[0006] Grundlage der Erfindung ist die Erkenntnis, daß die Formteilgenauigkeit eines aus
einem Pulvermaterial hergestellten Preßlings nicht allein davon abhängt, daß die die
Form prägenden Ober- und Unterstempel in eine Position gebracht werden, in der ihre
Preßflächen relative Abstände voneinander aufweisen, die denen des zu erzeugenden
Preßlings entsprechen.
[0007] Jeder Preßling ist nämlich in einem gewissen Umfang elastisch, federt also nach dem
Ausformen aus der Preßform auf. Die Größe dieser Auffederung ist abhängig von der
Dichte des Preßlings und damit mittelbar von der angewandten Preßkraft. Prinzipiell
gilt, daß die Auffederung um so stärker ist, je größer die Preßkrafat ist. Der Zusammenhang
zwischen Dichte und Preßkraft ist jedoch nicht linear und ist vom eingesetzten Pulvermaterial
abhängig. Wenn bei der Herstellung an sich formgleicher Preßlinge die Preßstempel
in der Preßendstellunng in exakt die gleiche Position zueinander gebracht werden,
ist daher noch keineswegs sichergestellt, daß sich auch zwei exakt gleich große Preßlinge
ergeben. Wird nämlich bei dem einen infolge größerer Schüttdichte der Pulverfüllung
eine größere Preßkraft als bei dem anderen angewandt, so ergeben sich auf jeden Fall
unterschiedliche Teile, weil die Auffederung nach dem Ausformen der Preßlinge unterschiedlich
ausfallen muß.
[0008] Diese Erkenntnis hat sich die Erfindung zunutze gemacht, indem sie vorsieht, daß
die Auffederung des Formteils bei der endgültigen Festlegung der Endposition der Preßstempel
in der Preßendstellung berücksichtigt wird. Hierzu muß die angewandte Preßkraft an
dem betreffenden Stempel gemessen werden und entsprechend der Federcharakteristik
des Preßlings an dieser Stelle (z.B. bei einem gestuften Preßling an jedem Höhenabsatz)
ein Federweg ermittelt werden. Je größer die zu erwartende Auffederung ausfällt, um
so näher müssen die Preßflächen gegenüberliegender Stempel zueinander gefahren werden.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß der Verlauf der Preßkraft in Abhängigkeit vom
Verfahrweg mindestens eines, im Extremfall eines jeden Stempels, der einen maßgenauen
Teil des Preßlings erzeugen soll, erfaßt und mit einem wegabhängigen Toleranzband
verglichen wird.
[0009] Sobald die Preßkraft das Toleranzband verläßt, wird eine entsprechende Korrektur
der ursprünglich vorgesehenen Sollposition des betreffenden Stempels bestimmt. Vorteilhafterweise
wird diese Korrektur noch während der Verdichtung des Preßlings ausgeführt, bei dem
die Abweichung festgestellt wurde.
[0010] Da die Ursachen für das geänderte Preßverhalten der in der Preßform befindlichen
Pulverschüttung im allgemeinen nicht sprunghaft wechseln, kann es vielfach auch ausreichen,
wenn die ermittelte Korrekturgröße erst beim nächsten zu pressenden Formteil berücksichtigt
wird.
[0011] In Weiterbildung der Erfindung kann ein zweites wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft
für die in Frage kommenden Preßstempel vorgesehen sein, bei dessen Verlassen von der
Steuerung eine entsprechende ausgleichende Änderung des Füllvolumens der Preßform
im nächsten Arbeitszyklus veranlaßt wird. Dieses zweite Toleranzband ist in jedem
Fall breiter als das erste und überdeckt dieses vollständig. Auf diese Weise lassen
sich noch größere Veränderungen der Schüttdichte der Pulverfüllung in ihren Auswirkungen
auf die Preßlingsgeometrie ausgleichen.
[0012] Schließlich kann auch ein nochmals breiteres wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft
vorgesehen sein, bei dessen Verlassen die Presse abgeschaltet wird. Bei einem Überschreiten
der maximal zulässigen Preßkraft kann z.B. eine Kaltverschweißung von Stempeln ursächlich
gewesen sein, so daß durch das Stillsetzen der Presse ein größerer Werkzeugschaden
vermieden wird. Umgekehrt könnte beim Unterschreiten der minimalen Preßkraft die Preßform
z.B. aufgrund einer Störung in der Pulverversorgung unzureichend oder überhaupt nicht
gefüllt worden sein, so daß auch in einem solchen Fall die Presse abgeschaltet werden
muß, um Beschädigungen des Formwerkzeugs zu vermeiden.
[0013] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in Figur 1 bis
3 hinsichtlich der grundsätzlichen Verfahrensweise noch einmal näher erläutert.
[0014] Das in eine Matrize 1 eingefüllte Eisenpulver 2 wird mit einem Oberstempel 3 und
einem Unterstempel 4 so weit verdichtet, bis der Abstand zwischen Oberstempel 3 und
Unterstempel 4 der zu erzeugenden Höhe des Preßteils 2 entspricht. Dieser Zustand
ist in Figur 1 dargestellt. In Abhängigkeit von der erreichten Dichte des Eisenpulvers
ergibt sich eine Preßkraft, der eine bestimmte Auffederung des Preßteils 2 zugeordnet
werden kann, die eintritt, wenn das Preßteil 2 aus der Form freigelegt wird. Der Kurvenverlauf
der Preßkraft in Abhängigkeit von der Auffederung ist in vorangegangenen Versuchen
für das verwendete Eisenpulver ermittlet worden. In der Regel kann diese Kurve in
dem für das Toleranzband relevanten Abschnitt mit ausreichender Näherung linearisiert
werden. Wie in Figur 2 dargestellt ist, werden die Stempel 3 und 4 um den Betrag dieser
Auffederung weiter aufeinander zu bewegt. Bei dieser Vorgehensweise ergibt sich nach
dem Freilegen des Preßteils 2 durch die eintretende Auffederung genau die Höhe dese
Preßteils 2, die gefordert wurde (Figur 3).
1. Verfahren zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus pulverförmigen Massen, insbesondere
aus Metallpulver, auf einer Presse in einer Preßform mit mindestens einem Ober- und
mindestens einem Unterstempel, bei dem die Preßstempel in der Preßendstellung auf
vorgegebene Sollpositionen gefahren werden und wobei während des Pressens der Verlauf
der Preßkraft mindestens eines der Stempel in Abhängigkeit vom Verfahrweg erfaßt und
jeweils mit einem vorgegebenen wegabhängigen Toleranzband der Preßkraft verglichen
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einem Überschreiten des Toleranzbandes die Sollposition des betreffenden Stempels
in der Preßendstellung so verändert wird, daß die Höhe des Preßlings in der Preßendstellung
um einen Betrag verringert wird, der der mit der größeren Preßendkraft einhergehenden
erhöhten Auffederung des Preßlings nach seinem Ausformen entspricht, und bei einem
Unterschreiten des Toleranzbandes umgekehrt verfahren wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sollwertveränderung der Endposition des Preßstempels während desselben Arbeitszyklus
vorgenommen wird, in der die Sollwertabweichung der Preßkraft festgestellt wurde.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein zweites wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft vorgegeben wird, das das
erste Toleranzband vollständig überdeckt, daß beim Überschreiten dieses zweiten Toleranzbandes
eine Verringerung des Füllvolumens der Preßform im nächsten Arabeitszyklus vorgenommen
wird und daß bei einem Unterschreiten umgekehrt verfahren wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein drittes wegabhängiges Toleranzband der Preßkrafat vorgegeben wird, das das
erste Toleranzband und gegebenenfalls das zweite Toleranzband vollständig überdeckt,
und daß die Presse selbsttätig abgeschaltet wird, sobald die tatsächliche Preßkraft
außerhalb des dritten Toleranzbandes liegt.
5. Presse zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit mindestens je einem
Ober- und Unterstempel, von denen mindestens einer durch Kraftmittel relativ zu dem
anderen verfahrbar ist, mit mindestens einer Meßeinrichtung zur Feststellung der Position
der Stempel, mit mindestens einer Meßeinrichtung zur wegabhängigen Feststellung der
Preßkraft mindestens eines der Stempel und mit einer mit den Meßeinrichtungen verbundenen
elektronischen Steuerung für das Verfahren der Stempel,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der elektronischen Steuerung Korrekturwerte für die Stempelposition in der
Preßendstellung preßkraftabhängig abrufbar oder errechenbar sind, die dem gegenüber
der Sollpreßkraft veränderten Auffederungsverhalten des Preßlings entsprechen.