(19)
(11) EP 0 403 040 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.12.1990  Patentblatt  1990/51

(21) Anmeldenummer: 90250140.2

(22) Anmeldetag:  31.05.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B30B 11/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE ES FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 15.06.1989 DE 3919847

(71) Anmelder: MANNESMANN Aktiengesellschaft
D-40027 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Hinzmann, Gerd, Dr.-Ing.
    D-4057 Brüggen (DE)
  • Nies, Norbert, Dipl.-Ing.
    D-4040 Neuss 21 (DE)
  • Radewahn, Siegfried
    D-4050 Mönchengladbach (DE)

(74) Vertreter: Meissner, Peter E., Dipl.-Ing. et al
Meissner & Meissner, Patentanwaltsbüro, Postfach 33 01 30
D-14171 Berlin
D-14171 Berlin (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung masshaltiger Presslinge


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vor­richtung zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus pulverförmigen Massen, insbesondere aus Metallpulver, auf einer Presse in einer Preßform mit mindestens einem Ober- und mindestens einem Unterstempel, bei dem die Preßstempel in der Preßendstellung auf vorgegebene Sollpositionen gefahren werden und wobei während des Pressens der Verlauf der Preßkraft mindestens eines der Stempel in Abhängigkeit vom Verfahrweg erfaßt und jeweils mit einem vorgegebenen wegabhängigen Toleranz­band der Preßkraft verglichen wird. Um ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, das hinsichtlich der Formgenauigkeit der Preßlinge noch engere Toleranzen zuläßt und gleichzeitig die Gefahr der Ausschußpro­duktion weiter vermindert, wird vorgeschlagen, daß bei einem Überschreiten des Toleranzbandes die Soll­position des betreffenden Stempels in der Preßend­stellung so verändert wird, daß die Höhe des Preßlings in der Preßendstellung um einen Betrag verringert wird, der der mit der größeren Preßendkraft einhergehenden erhöhten Auffederung des Preßlings nach seinem Aus­formen entspricht, und bei einem Unterschreiten des Toleranzbandes umgekehrt verfahren wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus pulverförmigen Massen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.

    [0002] Aus der DE 29 51 716 C2 ist ein Verfahren zum Pressen von Formkörpern mit mindestens einer Stufe aus Metallpulver bekannt, mit dem Formkörper von konstanter Höhe und Dichte erzeugt werden können. Zu diesem Zweck wird der Verlauf der Preßkraft der Preßstempel wegabhängig gemessen und gespeichert und mit vorgegebenen wegabhängigen Sollwerten verglichen. Die Höhengenauigkeit der Preßlinge wird dabei durch mechanische Anschläge und den fest einstellbaren Hub des Oberstempels gewährleistet. Die gleichbleibende Dichte wird innerhalb bestimmter Genauigkeitsgrenzen dadurch ermöglicht, daß das Füllvolumen der Preßform im nächsten Arbeitszyklus verringert wird, wenn der Preßkraftvergleich eine Sollwertüberschreitung ergeben hat. Bei einer Sollwertunterschreitung wird umgekehrt verfahren.

    [0003] Auf diese Weise kann auf Veränderungen der Eigenschaften des verwendeten Metallpulvers oder sonstige Änderungen (z.B. Auftreten bestimmter mechanischer Schwingungen), die letztlich die Schüttdichte des Pulvers und damit die Preßeigenschaften der in die Preßform eingefüllten Pulverschüttung beeinflussen, reagiert werden. Allerdings kann hierbei die Korrektur immer nur beim nächsten Preßling wirken, da bei dem Preßling, bei dem die Sollwertabweichungen festgestellt wurden, keine Änderung des Füllvolumens der Preßform mehr möglich ist. Das bekannte Verfahren bringt jedoch gegenüber dem bis dahin bekannten Stand der Technik deutliche Verbesserungen hinsichtlich der gleichzeitigen Einhaltung von Dichte und Formgenauigkeit der Preßlinge mit sich. Bei besonders hohen Anforderungen an die Genauigkeit der Preßlinge reicht dieses Verfahren jedoch nicht immer aus und kann wegen der unvermeidlichen Totzeit des angewandten Regelungsverfahrens zu beträchtlichem Ausschuß führen.

    [0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu dessen Durchführung anzugeben, das hinsichtlich der Formgenauigkeit der Preßlinge noch engere Toleranzen zuläßt und gleichzeitig die Gefahr der Ausschußproduktion weiter vermindert.

    [0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1; vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen 2 bis 4 angegeben. Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens weist erfindungsgemäß die Merkmale des Patentanspruchs 5 auf.

    [0006] Grundlage der Erfindung ist die Erkenntnis, daß die Formteilgenauigkeit eines aus einem Pulvermaterial hergestellten Preßlings nicht allein davon abhängt, daß die die Form prägenden Ober- und Unterstempel in eine Position gebracht werden, in der ihre Preßflächen relative Abstände voneinander aufweisen, die denen des zu erzeugenden Preßlings entsprechen.

    [0007] Jeder Preßling ist nämlich in einem gewissen Umfang elastisch, federt also nach dem Ausformen aus der Preßform auf. Die Größe dieser Auffederung ist abhängig von der Dichte des Preßlings und damit mittelbar von der angewandten Preßkraft. Prinzipiell gilt, daß die Auffederung um so stärker ist, je größer die Preßkrafat ist. Der Zusammenhang zwischen Dichte und Preßkraft ist jedoch nicht linear und ist vom eingesetzten Pulvermaterial abhängig. Wenn bei der Herstellung an sich formgleicher Preßlinge die Preßstempel in der Preßendstellunng in exakt die gleiche Position zueinander gebracht werden, ist daher noch keineswegs sichergestellt, daß sich auch zwei exakt gleich große Preßlinge ergeben. Wird nämlich bei dem einen infolge größerer Schüttdichte der Pulverfüllung eine größere Preßkraft als bei dem anderen angewandt, so ergeben sich auf jeden Fall unterschiedliche Teile, weil die Auffederung nach dem Ausformen der Preßlinge unterschiedlich ausfallen muß.

    [0008] Diese Erkenntnis hat sich die Erfindung zunutze gemacht, indem sie vorsieht, daß die Auffederung des Formteils bei der endgültigen Festlegung der Endposition der Preßstempel in der Preßendstellung berücksichtigt wird. Hierzu muß die angewandte Preßkraft an dem betreffenden Stempel gemessen werden und entsprechend der Federcharakteristik des Preßlings an dieser Stelle (z.B. bei einem gestuften Preßling an jedem Höhenabsatz) ein Federweg ermittelt werden. Je größer die zu erwartende Auffederung ausfällt, um so näher müssen die Preßflächen gegenüberliegender Stempel zueinander gefahren werden. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß der Verlauf der Preßkraft in Abhängigkeit vom Verfahrweg mindestens eines, im Extremfall eines jeden Stempels, der einen maßgenauen Teil des Preßlings erzeugen soll, erfaßt und mit einem wegabhängigen Toleranzband verglichen wird.

    [0009] Sobald die Preßkraft das Toleranzband verläßt, wird eine entsprechende Korrektur der ursprünglich vorgesehenen Sollposition des betreffenden Stempels bestimmt. Vorteilhafterweise wird diese Korrektur noch während der Verdichtung des Preßlings ausgeführt, bei dem die Abweichung festgestellt wurde.

    [0010] Da die Ursachen für das geänderte Preßverhalten der in der Preßform befindlichen Pulverschüttung im allgemeinen nicht sprunghaft wechseln, kann es vielfach auch ausreichen, wenn die ermittelte Korrekturgröße erst beim nächsten zu pressenden Formteil berücksichtigt wird.

    [0011] In Weiterbildung der Erfindung kann ein zweites wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft für die in Frage kommenden Preßstempel vorgesehen sein, bei dessen Verlassen von der Steuerung eine entsprechende ausgleichende Änderung des Füllvolumens der Preßform im nächsten Arbeitszyklus veranlaßt wird. Dieses zweite Toleranzband ist in jedem Fall breiter als das erste und überdeckt dieses vollständig. Auf diese Weise lassen sich noch größere Veränderungen der Schüttdichte der Pulverfüllung in ihren Auswirkungen auf die Preßlingsgeometrie ausgleichen.

    [0012] Schließlich kann auch ein nochmals breiteres wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft vorgesehen sein, bei dessen Verlassen die Presse abgeschaltet wird. Bei einem Überschreiten der maximal zulässigen Preßkraft kann z.B. eine Kaltverschweißung von Stempeln ursächlich gewesen sein, so daß durch das Stillsetzen der Presse ein größerer Werkzeugschaden vermieden wird. Umgekehrt könnte beim Unterschreiten der minimalen Preßkraft die Preßform z.B. aufgrund einer Störung in der Pulverversorgung unzureichend oder überhaupt nicht gefüllt worden sein, so daß auch in einem solchen Fall die Presse abgeschaltet werden muß, um Beschädigungen des Formwerkzeugs zu vermeiden.

    [0013] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in Figur 1 bis 3 hinsichtlich der grundsätzlichen Verfahrensweise noch einmal näher erläutert.

    [0014] Das in eine Matrize 1 eingefüllte Eisenpulver 2 wird mit einem Oberstempel 3 und einem Unterstempel 4 so weit verdichtet, bis der Abstand zwischen Oberstempel 3 und Unterstempel 4 der zu erzeugenden Höhe des Preßteils 2 entspricht. Dieser Zustand ist in Figur 1 dargestellt. In Abhängigkeit von der erreichten Dichte des Eisenpulvers ergibt sich eine Preßkraft, der eine bestimmte Auffederung des Preßteils 2 zugeordnet werden kann, die eintritt, wenn das Preßteil 2 aus der Form freigelegt wird. Der Kurvenverlauf der Preßkraft in Abhängigkeit von der Auffederung ist in vorangegangenen Versuchen für das verwendete Eisenpulver ermittlet worden. In der Regel kann diese Kurve in dem für das Toleranzband relevanten Abschnitt mit ausreichender Näherung linearisiert werden. Wie in Figur 2 dargestellt ist, werden die Stempel 3 und 4 um den Betrag dieser Auffederung weiter aufeinander zu bewegt. Bei dieser Vorgehensweise ergibt sich nach dem Freilegen des Preßteils 2 durch die eintretende Auffederung genau die Höhe dese Preßteils 2, die gefordert wurde (Figur 3).


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus pulverförmigen Massen, insbesondere aus Metallpulver, auf einer Presse in einer Preßform mit mindestens einem Ober- und mindestens einem Unterstempel, bei dem die Preßstempel in der Preßendstellung auf vorgegebene Sollpositionen gefahren werden und wobei während des Pressens der Verlauf der Preßkraft mindestens eines der Stempel in Abhängigkeit vom Verfahrweg erfaßt und jeweils mit einem vorgegebenen wegabhängigen Toleranzband der Preßkraft verglichen wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die einem Überschreiten des Toleranzbandes die Sollposition des betreffenden Stempels in der Preßendstellung so verändert wird, daß die Höhe des Preßlings in der Preßendstellung um einen Betrag verringert wird, der der mit der größeren Preßendkraft einhergehenden erhöhten Auffederung des Preßlings nach seinem Ausformen entspricht, und bei einem Unterschreiten des Toleranzbandes umgekehrt verfahren wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Sollwertveränderung der Endposition des Preßstempels während desselben Arbeitszyklus vorgenommen wird, in der die Sollwertabweichung der Preßkraft festgestellt wurde.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein zweites wegabhängiges Toleranzband der Preßkraft vorgegeben wird, das das erste Toleranzband vollständig überdeckt, daß beim Überschreiten dieses zweiten Toleranzbandes eine Verringerung des Füllvolumens der Preßform im nächsten Arabeitszyklus vorgenommen wird und daß bei einem Unterschreiten umgekehrt verfahren wird.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein drittes wegabhängiges Toleranzband der Preßkrafat vorgegeben wird, das das erste Toleranzband und gegebenenfalls das zweite Toleranzband vollständig überdeckt, und daß die Presse selbsttätig abgeschaltet wird, sobald die tatsächliche Preßkraft außerhalb des dritten Toleranzbandes liegt.
     
    5. Presse zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit mindestens je einem Ober- und Unterstempel, von denen mindestens einer durch Kraftmittel relativ zu dem anderen verfahrbar ist, mit mindestens einer Meßeinrichtung zur Feststellung der Position der Stempel, mit mindestens einer Meßeinrichtung zur wegabhängigen Feststellung der Preßkraft mindestens eines der Stempel und mit einer mit den Meßeinrichtungen verbundenen elektronischen Steuerung für das Verfahren der Stempel,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in der elektronischen Steuerung Korrekturwerte für die Stempelposition in der Preßendstellung preßkraftabhängig abrufbar oder errechenbar sind, die dem gegenüber der Sollpreßkraft veränderten Auffederungsverhalten des Preßlings entsprechen.
     




    Zeichnung