[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Bremsscheibe für Scheibenbremsen, insbesondere
für Kraftfahrzeuge, der im Oberbegriff des Patentanspruches 1 angegebenen Gattung.
[0002] Eine solche Bremsscheibe ist beispielsweise aus der DE-PS 25 57 649 bekannt. Bei
dieser bekannten Bremsscheibe sind der Innentopf und die Reibscheibe als separate
Gußteile hergestellt. Die Bremsscheibe wird auf dem Innentopf von einer Vielzahl
von Rippen getragen, die in entsprechende Vertiefungen des Innentopfes eingelassen
sind und auf deren radial außen liegenden Enden die Reibscheibe formschlüssig befestigt
ist. Damit die Rippen nicht einzeln eingesetzt werden müssen, ist bereits vorgeschlagen
worden, die Rippen untereinander als Rippenkranz zu verbinden.
[0003] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Bremsscheibe der gattungsgemäßen
Art zu schaffen, die der unterschiedlichen Beanspruchung des Innentopfes und des
Scheibenkranzes besser entspricht, die auf einfache Weise herstellbar ist, und die
darüberhinaus eine Entkopplung hinsichtlich unterschiedlicher Dehnungskoeffizienten
bietet.
[0004] Diese Aufgabe wird bei einer Bremsscheibe der genannten Art durch die kennzeichnenden
Merkmale des Ansprüches 1 gelöst.
[0005] Die wesentlichen Vorteile des Erfindungsgegenstandes sind darin zu sehen, daß der
Innentopf, der selbst bei großer Einwirkung von mechanischer und thermischer Belastung
formstabil sein sollte, aus einem Material mit hoher Zugfestigkeit besteht. Demgegenüber
ist der Scheibenkranz aus einem Material mit geringerer Zugfestigkeit hergestellt,
da derartige Gußwerkstoffe mit geringerer Zugfestigkeit einen relativ großen Anteil
von freiem Graphit aufweisen und dadurch thermisch beständig gegen Brandrisse und
Spannungen sind. Die geringere Festigkeit in dem Scheibenkranz wird durch die hohe
Zugfestigkeit des Innentopfes, insbesondere durch die Herstellung im Verbundguß, wieder
kompensiert. Die unterschiedlichen Temperaturbeaufschlagungen von Scheibenkranz und
Tragring sowie die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der Gußwerkstoffe führen
nicht zu Materialspannungen im Verbindungsbereich, da eine begrenzte Verschiebbarkeit
in radialer Richtung gegeben ist.
[0006] Durch Verbundgießen ist die Bremsscheibe auf einfache Weise herstellbar, denn der
aus einem hochfesten Material gegossene Innenteil wird für das Gießen der Scheibe
auf einen eingelegten Kern gesteckt und dann wird die Form mit dem Material für
den Scheibenkranz gefüllt, wobei das Material des Scheibenkranzes nicht nur in seitliche
Bereiche des Tragringes, sondern auch in die radialen Vertiefungen gelangt.
[0007] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des Erfindungsgegenstandes umfaßt die Bremsscheibe
in an sich bekannter Weise zwei Reibringe, die über eine Vielzahl in axialer Richtung
verlaufender Stege verbunden sind, wobei zumindest einige dieser Stege an ihrem radial
innen liegenden Ende einen Abschnitt aufweisen, mit dem sie in die als Nuten ausgebildeten
radialen Vertiefungen des Tragringes eingreifen. Ein solcher Scheibenkranz bietet
die Möglichkeit, daß die ohnehin vorhandenen Stege zur Drehmomentübertragung benutzt
werden.
[0008] Damit beim Wechsel von Vorwärtsfahrt zu Rückwärtsfahrt und umgekehrt keine sogenannten
Reversiergeräusche auftreten können, ist es zweckmäßig, daß die axial verlaufenden
Flächen der Abschnitte an Wandteilen der Nuten in Drehmomentrichtung spielfrei anliegen
und gegenüber diesen radial beweglich gelagert sind. Auf diese Weise ist die radiale
Beweglichkeit garantiert, Klappergeräusche beim Reversieren der Fahrtrichtung infolge
aneinanderschlagender Metallteile treten jedoch nicht auf.
[0009] Die Anzahl der Rippen, die in Vertiefungen des Tragringes eingreifen und somit an
der Drehmomentübertragung beteiligt sind, kann nach den Erfordernissen, die an die
Bremsscheibe gestellt werden, bestimmt sein. Eine Anzahl von zwanzig Rippen, die
über den Kreisumfang gleichmäßig verteilt angeordnet sind, hat sich als günstig erwiesen.
In weiterer Ausgestaltung ist zwischen jeweils zwei benachbarten Stegen, die in den
Tragring eingreifen, ein zusätzlicher Steg vorgesehen, dessen radial inneres Ende
außerhalb des Tragringes liegt. Durch diese zusätzlichen Stege wird zum einen die
Festigkeit des Scheibenkranzes erhöht, darüberhinaus wirken diese Stege als zusätzliche
Schaufeln zur Förderung von Kühlluft in den zwischen den Reibringen und Stegen gebildeten
Kanälen.
[0010] Um die Freigängigkeit zum Ausgleich der unterschiedlichen Dehnung in radialer Richtung
zu gewährleisten, ist es von Vorteil, daß die sich gegenüberliegenden Flächen des
Scheibenkranzes und des Tragringes in radialer Richtung einen Abstand von ca. 3
mm aufweisen. Es ist außerdem zweckmäßig, den Scheibenkranz in axialer Richtung spielfrei
auf dem Tragring zu fixieren, was auf einfache Weise dadurch erreicht wird, daß die
Mittel zur axialen Fixierung durch den Tragring seitlich flankierende Abschnitte der
Stege des Scheibenkranzes gebildet sind.
[0011] Als besonders geeignetes Material für den Innentopf hat sich Grauguß mit einer Zugfestigkeit
von mindestens 250 N/mm² (GG 25) oder Grauguß mit einer Zugfestigkeit von 300 N/mm²
(GG 30) erwiesen. Für besonders hohe Beanspruchungen kann der Innentopf auch aus Grauguß
mit Kugelgraphit mit einer Zugfestigkeit von mindestens 400 N/mm³ (GGG 40) bestehen.
Der Innentopf besteht vorzugsweise aus einem Stahl geeigneter Qualität, der sich
durch Tiefziehen, Fließdrücken oder ähnliche Verformungsvorgänge in die erforderliche
Form überführen läßt. Als Material für den Innentopf ist insbesondere Sinterstahl
vorteilhaft, der in einem geeigneten pulvermetallurgischen Verfahren geformt wird.
Für den Scheibenkranz, der durch das Zusammenwirken mit den Reibbelägen insbesondere
einer großen thermischen Belastung ausgesetzt ist, soll das Material ein Grauguß mit
hohem Kohlenstoffanteil sein. Als Material für den Scheibenkranz wird daher Grauguß
mit einer Zugfestigkeit von 100 oder 150 N/mm² (GG 10 oder GG 15) vorgeschlagen.
[0012] Die erfindungsgemäße Bremsscheibe für Scheibenbremsen ist nachstehend anhand der
Zeichnungen näher erläutert. In der Zeichnung zeigt:
Fig. 1 einen radialen Schnitt durch eine erste Ausführungsform der Bremsscheibe,
Fig. 2 einen Schnitt längs der Linie II-II in Fig. 1,
Fig. 3 einen Schnitt längs der Linie III-III in Fig. 2,
Fig. 4 einen Schnitt längs der Linie IV-IV in Fig. 2.
[0013] In Fig. 1 ist eine Bremsscheibe 1 im radialen Schnitt dargestellt, die aus einem
Innentopf 2 und einem darauf befestigten Scheibenkranz 3 besteht. Der Scheibenkranz
3 umfaßt zwei Reibringe 4 und 5, die über eine Vielzahl von sich zwischen diesen erstreckenden
Stegen 6 miteinander verbunden sind. Der Innentopf 2 weist an seinem Außenumfang einen
Tragring 7 auf, der sich in den radial innen liegenden Bereich des Scheibenkranzes
3 zwischen den Reibringen 4 und 5 erstreckt. Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, ist ein
radialer Abstand zwischen dem Tragring 7 und einer entsprechenden Ausnehmung 8 des
Steges 6 vorhanden, durch den eine radiale Freigängigkeit zum Ausgleich der unterschiedlichen
Wärmedehnung von Innentopf 2 und Scheibenkranz 3 gewährleistet ist. Die Bewegungsrichtung
bei Dehnung durch Wärmeeinwirkung ist mit den Pfeilen 9 angegeben.
[0014] Fig. 2 zeigt einen Schnitt längs der Linie II-II in Fig. 1. Aus dieser Darstellung
ist ersichtlich, daß der Tragring 7 radiale Vertiefungen 10 in Form von sich in axialer
Richtung erstreckender Nuten aufweist, in die die radial innen liegenden Abschnitte
11 von Stegen 12 des Scheibenkranzes 3 eingreifen. Die radial innere Begrenzung der
Abschnitte 11 ist vom Grund der Vertiefung 10 in einem bestimmten Abstand, beispielsweise
3 mm, angeordnet, durch den die radiale Freigängigkeit der beiden Teile zueinander
gewährleistet ist. In Drehrichtung der Bremsscheibe 1 gesehen, liegen die inneren
Abschnitte 11 der Stege 12 mit in axialer Richtung verlaufenden Flächen 13 an Wandteilen
14 der Nuten bzw. Vertiefungen 10 spielfrei an. Zwischen jeweils zwei benachbarten
Stegen 12 ist ein weiterer Steg 6 angeordnet, so daß zwischen den Stegen 6 und 12
eine Vielzahl von Kühlkanälen 15 zum Durchtritt von Luft gebildet sind. Ebenso wie
die Stege 12 besitzen die Stege 6 einen radialen Abstand zur entsprechenden Fläche
des Tragringes 7. In Fig. 2 ist mit den Linien I-I, III-III und IV-IV die jeweilige
Darstellung der Fig. 1, 3 und 4 angegeben.
[0015] Der Innentopf 2 wird mit dem an seinem Außenumfang vorgesehenen Tragring 7 als Gußteil
hergestellt, wobei wegen der erforderlichen Festigkeit als Material ein Grauguß mit
einer Zugfestigkeit von mindestens 250 N/mm² in Betracht kommt. Der Innentopf 2 wird
in die Gußform für den Scheibenkranz 3 eingelegt, und es erfolgt im sogenannten Verbundgießverfahren
das Gießen des Scheibenkranzes 3, wodurch Material des Scheibenkranzes in die radialen
Vertiefungen 10 des Tragringes 7 gelangt und somit der Tragring 7 und die Stege 12
des Scheibenkranzes 3 wie Zähne ineinandergreifen.
[0016] In Fig. 3 ist ein Schnitt längs der Linie III-III in Fig. 2 in vergrößerter Darstellung
gezeigt. Aus dieser Ansicht ist das untere Ende der radialen Vertiefung 10 sowie der
innerhalb der Vertiefung 10 befindliche Abschnitt 11 des Steges 12 zu sehen. Im übrigen
stimmen die verwendeten Bezugszeichen mit denjenigen der entsprechenden Teile in
Fig. 1 und Fig. 2 überein.
[0017] Fig. 4 zeigt eine ähnliche Darstellung wie in Fig. 3, es ist dies jedoch der Schnitt
längs der Linie IV-IV in Fig. 2. Aus dieser Darstellung wird deutlich, daß der Tragring
7 sich um ein beträchtliches Stück in den Zwischenraum zwischen den Reibringen 4 und
5 des Scheibenkranzes 3 erstreckt. Der Steg 6 hat eine Ausnehmung 8, durch die die
radiale Freigängigkeit der beiden Teile zueinander gewährleistet ist. Seitlich neben
dem Tragring 7 weist der Steg 6 flankierende Abschnitte 16 auf, die seitlich an dem
Tragring 7 anliegen und damit zu einer Fixierung in axialer Richtung führen. Im übrigen
sind die Darstellung und die verwendeten Bezugszeichen gleich denjenigen zu den bereits
beschriebenen Fig. 1 bis 3.
1. Bremsscheibe für Scheibenbremsen, insbesondere für Kraftfahrzeuge, mit einem mindestens
einen Reibring umfassenden und aus einem Gußwerkstoff bestehenden Scheibenkranz, der
auf einem ebenfalls aus einem Gußwerkstoff bestehenden Innentopf befestigt ist, derart,
daß der Scheibenkranz gegenüber dem Innentopf radial elastisch gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innentopf (2) einen Tragring (7) mit radialen Vertiefungen
(10) aufweist, in die Teile des Scheibenkranzes (3) radial begrenzt verschiebbar
und in Drehmomentrichtung formschlüssig eingreifen, und daß der Innentopf (2) aus
einem Material mit höherer Zugfestigkeit besteht als das Material des Scheibenkranzes
(3) und der Scheibenkranz (3) mittels Verbundgießen auf dem Innentopf (2) befestigt
ist.
2. Bremsscheibe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Scheibenkranz (3) zwei Reibringe (4, 5) umfaßt, die
über eine Vielzahl in axialer Richtung verlaufender Stege (6, 12) verbunden sind,
wobei zumindest einige dieser Stege (12) an ihrem radial innen liegenden Ende einen
Abschnitt (11) aufweisen, mit dem sie in die als Nuten ausgebildeten radialen Vertiefungen
(10) des Tragringes (7) eingreifen.
3. Bremsscheibe nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die axial verlaufenden Flächen (13) der Abschnitte (11)
an Wandteilen (14) der Nuten in Drehmomentrichtung spielfrei anliegen und gegenüber
diesen radial beweglich gelagert sind.
4. Bremsscheibe nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß über den gesamten Kreisumfang des Scheibenkranzes (3)
gleichmäßig verteilt zwanzig Stege (12) angeordnet sind und jeder dieser Stege (12)
in eine dieser radialen Vertiefungen (10) des Tragringes (7) eingreift, wobei vorzugsweise
zwischen jeweils zwei benachbarten Stegen (12), die in den Tragring (7) eingreifen,
ein zusätzlicher Steg (6) vorgesehen ist, dessen radial inneres Ende außerhalb des
Tragringes (7) liegt.
5. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die sich gegenüberliegenden Flächen des Scheibenkranzes
(3) und des Tragringes (7) in radialer Richtung einen Abstand von ca. 3 mm aufweisen.
6. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der Scheibenkranz (3) Mittel zu seiner axialen Fixierung
auf dem Tragring (7) aufweist, wobei diese Mittel durch den Tragring (7) seitlich
flankierende Abschnitte (16) der Stege (6) gebildet sind.
7. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innentopf (2) aus einem Grauguß mit einer Zugfestigkeit
von mindestens 250 N/mm² (GG 25), vorzugsweise Grauguß mit einer Zugfestigkeit von
300 N/mm² (GG 30) besteht.
8. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innentopf (2) aus einem Grauguß mit Kugelgraphit mit
einer Zugfestigkeit von mindestens 400 N/mm² (GGG 40) besteht.
9. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innentopf (2) aus einem im pulvermetallurgischen Verfahren
geformten Sinterstahl besteht.
10. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innentopf (2) aus einem durch Tiefziehen oder Fließdrücken
verformten Stahl besteht.
11. Bremsscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der
Scheibenkranz (3) aus einem Material mit hohem Kohlenstoffanteil besteht, vorzugsweise
aus Grauguß mit einer Zugfestigkeit von 100 oder 150 N/mm².