[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geripptem Betonstahl, wobei
ein Stahldraht durch Warmwalzen hergestellt und dabei mit Schrägrippen sowie ggf.
Längsrippen (insbesondere nach DIN 488) versehen wird, und wobei der auf diese Weise
warmgerippte Stahldraht kalt einer Reckung unterworfen sowie dadurch in bezug auf
die Streckgrenze und die Dehnung eingestellt wird. Wesentlich für dieses Verfahren
ist, daß die rippenbildende Formgebung beim Walzen erfolgt und eine sogenannte Warmrippung
ist. Demgegenüber erfolgt die Reckung als Kaltreckung. Es versteht sich, daß io die
Streckgrenze und die Dehnung so eingestellt werden, daß die vorgeschriebenen, normierten
Werte eingehalten sind. - Die Erfindung betrifft fernerhin eine Anlage zur Durchführung
eines solchen Verfahrens.
[0002] Bei dem großtechnisch ausgeführten, bekannten Verfahren, von dem die Erfindung ausgeht,
resultiert das Recken aus einer Torsionsverformung mit Hilfe einer Torsionsmaschine,
die diskontinuierlich arbeitet. Die diskontinuierliche Verfahrensführung stört den
betrieblichen Ablauf. Für die einzustellende Streckgrenze sowie für die einzustellende
Reckung müssen verhältnismäßig große, unvermeidbare Toleranzen zugelassen oder berücksichtigt
werden. Insbesondere sind die Werte für die Streckgrenze und die Reckung über die
Länge eines Betonstahls nach Maßgabe der unterschiedlichen Reckungsabschnitte, die
zu der diskontinuierlichen Verfahrenweise gehören, wenig gleichmäßig. Die Dauerschwingungsfestigkeit
des so gereckten Be tonstahls ist häufig unbefriedigend. Es besteht bei Schwingungsbeanspruchungen
Dauerbruchgefahr. Andererseits verlangt die Praxis in zunehmendem Maße auch hohe Werte
für die Dauerschwingungsfestigkeit. - Wegen der beschriebenen Probleme wird, um bei
Beton stahl die vorgeschriebenen Werte für die Streckgrenze und die Dehnung einzuhalten,
häufig von der beschriebenen Kaltreckung durch Torsion Abstand genommen und werden
die vorgeschriebenen physikalischen Eigenschaften durch Microlegierung eingestellt,
insbesondere durch Zugabe von Vanadium. Das führt zu befriedigenden Ergebnissen.
Das ist jedoch wegen der Notwendigkeit, Vanadium zuzulegieren, aufwendig, zumal die
Vanadium-Preise in der Tendenz seit vielen Jahren steigen und weitere Steigungen zu
erwarten sind.
[0003] In neuerer Zeit ist über Versuche berichtet worden, die nicht zum Stand der Technik
gehören und die sich bemühen, das Microlegieren durch ein kontinuierliches Recken
zu ersetzen (Werkzeitschrift "Report" der Hamburger Stahlwerke Gesellschaft mit beschränkter
Haftung vom 22. Juni 1989, Seite 11). Diese Versuche wurden mit einer Reckmaschine
durchgeführt, die zwei mit unterschiedlicher Umfangsgeschwindigkeit arbeitende Reckscheiben
aufweisen. Die Erfindung schließt an diese Versuche an.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs beschriebene Verfahren so
zu führen, daß die Streckgrenze und die Dehnung sehr genau eingestellt werden können
und auch weitere physikalische Eigenschaften des Betonstahls, insbesondere sein Dauerschwingungsverhalten,
verbessert werden. Der Erfindung liegt fernerhin die Aufgabe zugrunde, eine Anlage
anzugeben, mit der das erfindungsgemäße Verfahren auf besonders einfache Weise und
zuverlässig durchführbar ist.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß der Stahldraht kontinuierlich
gereckt wird und dazu über zumindest zwei angetriebene Reckscheiben (oder Reckwalzen)
geführt wird, die mit unter schiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten auf dem Stahldraht
arbeiten, daß über die Umfangsgeschwindigkeitsdifferenz der beiden Reckscheiben der
Reckgrad gesteuert wird und daß über die Reckgeschwindigkeit die Streckgrenze und
die Dehnung gesteuert werden. - Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß bei
einem kontinuierlichen linearen Recken die Möglichkeit besteht, bei vorgegebenem
Reckgrad durch die Reckgeschwindigkeit in den Prozeß in dem Sinne optimierend einzugreifen,
daß sehr genaue Werte für die Streckgrenze und die Dehnung vorgegeben und eingehalten
werden können. Dabei ist neben der Reckgeschwindigkeit nach wie vor der Reckgrad
eine Einflußgröße, die variiert werden kann. Überraschenderweise zeichnen sich die
so hergestellten Betonstähle auch durch eine sehr hohe Dauerschwingungsfestigkeit
aus. Insoweit soll die Reckgeschwindigkeit zwar so gewählt werden, daß die vorgegebenen
Werte für die Streckgrenze und die Dehnung eingehalten werden, jedoch soll die Reckgeschwindigkeit
innerhalb dieser Bedingung so niedrig wie möglich gewählt werden. - Reckgrad bezeichnet
die Längung, die der Stahldraht bzw. eine Längeneinheit des Stahldrahtes bei der Reckung
erfährt, in Prozent. Reckgeschwindigkeit bezeichnet die bleibende Längenänderung des
Stahldrahtes bzw. einer Längeneinheit des Stahldrahtes im Bereich zwischen den beiden
Reckscheiben in der Zeiteinheit. Beide Größen können erfindungsgemäß durch Einflußnahme
auf die Umfangsgeschwindigkeiten der Reckscheiben eingestellt und eingehalten werden.
Im Rahmen der Erfindung werden keine absoluten Zahlen für die Reckgeschwindigkeit
angegeben, weil die optimalen absoluten Zahlen auch von dem Reckgrad und dem Krümmungsradius
abhängen, den der Stahldraht bei der Umschlingung der Reckscheiben erfährt. Mit der
Lehre, daß über die Reckgeschwindigkeit die Streckgrenze und die Dehnung gesteuert
werden, lassen sich die absoluten Werte für die Reckgeschwindigkeit bei vor gegebenem
Durchmesser der Reckscheiben unschwer experimentell ermitteln. Im Sinne einer Optimierung
ist es zweckmäßig, den Stahldraht mit einem Mindestkrümmungsradius von 500 mm über
die Reckscheiben zu führen. Das gilt für alle übliche Stahldrahtdicken. Diese Maßnahme
stellt sicher, daß sich eine störende, in bezug auf den Stahldrahtquerschnitt unsymmetrische
Biegekaltverformung der linearen Reckung nicht überlagert. Um die Zahlenwerte in bezug
auf den Reckgrad und die Reckgeschwindigkeit genau einzuhalten, wird nach bevorzugter
Ausführungsform der Erfindung der Stahldraht schlupffrei über die Reckscheiben geführt.
Das kann auf verschiedene Weise erreicht werden, z. B. durch aufvulkanisierte gummielastische
Auflagen auf der Lauffläche der Reckscheiben, durch Formschlußausbildungen, die mit
den Rippen auf den Stahldrähten korrespondieren. Das kann auch auf andere Weise erreicht
werden, unter Umständen auch durch Mehrfachumschlingung der Reckscheiben. Es ist
jedoch stets vorteilhaft, den Stahldraht rippenschadenfrei über die Reckscheiben
zu führen. Auch insoweit erweisen sich gummielastische Auflagen und angepaßte Formschlußausbildungen
als vorteilhaft. - Arbeitet man in der beschriebenen Weise, so ist nicht nur sichergestellt,
daß die Streckgrenze und die Dehnung, wie vorgegeben, sehr genau eingestellt und
eingehalten werden können. Man erzielt, wie bereits betont, auch eine überraschende
Reduzierung der Dauerbruchempfindlichkeit. Tatsächlich gehen im Rahmen der bekannten
Maßnahmen die Dauerbrüche häufig auch von Microrissen im Oberflächenbereich der Stahldrähte
aus, die ihrerseits auf Schäden an den Rippen oder auf anderen Fehlern beruhen. Die
Bildung von insoweit störenden Microrissen läßt sich erfindungsgemäß durch Einstellung
der Reckgeschwindigkeit weitgehend vermeiden, wobei nichtsdestoweniger die Streckgrenze
und die Dehnung sehr genau gesteuert werden können.
[0006] In der Ausführungsform, bei der warmgerippter Stahldraht über einen Windungsleger
aus der Walzhitze heraus mit einer bleibenden Tordierungsverformung von 360°C pro
Windung abgelegt wird und mit dieser Tordierungsverformung im kalten Zustand von einem
Schlaghaspel abgezogen wird, besteht im Rahmen der Erfindung die Möglichkeit, der
beschriebenen vorteilhaften linearen Reckung eine Torsionsreckung zu überlagern. Dazu
lehrt die Erfindung, daß der von dem Schlaghaspel abgezogene Stahldraht vor der Zuführung
zu der ersten Reckscheibe einer Rückverformung unterworfen wird, die die Trodierungsverformung
aufhebt oder weitgehend reduziert.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren hat sich besonders bewährt für die speziellen Stähle,
die in den Ansprüchen 6 und 7 behandelt sind, wenn die in diesen Ansprüchen angegebenen
Verfahrensparameter eingehalten werden. Werden diese eingehalten, so lassen sich im
allgemeinen Betriebsverhältnisse verwirklichen, bei denen mit einer Umfangsgeschwindigkeit
der Reckscheiben von mindestens 1,0 m/sek. bis maximal 8,0 m/sek. gearbeitet wird.
Es versteht sich, daß die Umfangsgeschwindigkeit in diesem Bereich in Abhängigkeit
vom Drahtdurchmesser optimierend eingestellt wird.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist auch eine Anlage, die für die Durchführung des beschriebenen
Verfahrens besonders geeignet ist. Insoweit wird auf die Zeichnung verwiesen, die
eine schematische Darstellung einer solchen Anlage zeigt.
[0009] Man erkennt in der Zeichnung eine Einlaufreckscheibe 1, eine Ablaufreckscheibe 2
und ein Motor/Getriebe-Aggregat 3 bzw. 4 an jeder der Reckscheiben 1 bzw. 2. Die Reckscheiben
1 bzw. 2 besitzen einen Radius von zumindest 500 mm. Sie sind über das Motor/Getriebe-Aggregat
3 bzw. 4 mit vorgebbarer Umfangsgeschwindigkeit und vorgeb barer Umfangsgeschwindigkeitsdifferenz
antreibbar. Der Stahldraht 5 ist um die beiden Reckscheiben 1 bzw. 2 S-förmig geführt.
Er ist der Einlaufreckscheibe 1 mit einem tangentialen Einlaufabschnitt 6 zuführbar
und von der Ablaufreckscheibe 2 mit einem tangentialen Ablaufabschnitt 7 abführbar.
Angedeutet wurde, daß der warmgerippte Stahldraht 5, der über einen Windungsleger
aus der Walzhitze heraus mit einer bleibenden Torsionsverformung von 360° pro Windung
abgelegt wurde, mit dieser Tordierungsverformung im kalten Zustand von einem Schlaghaspel
8 abgezogen wird. Im Bereich des tangentialen Einlaufabschnittes 6 dieses Stahldrahtes
befindet sich eine Rückverformungseinrichtung 9 für diese Torsionsverformung. Die
Rückverformungseinrichtung 9 arbeitet mit Rückverformungsrollen 10. Es versteht sich,
daß die Reckscheiben 1 bzw. 2 so ausgelegt sind, daß sie den Stahldraht 5 schlupffrei
führen. Die Auslegung ist fernerhin so getroffen, daß die Rippen des Stahldrahtes
5 auf den Reckscheiben 1 bzw. 2 und in der Rückverformungseinrichtung 9 keinen Schaden
nehmen.
1. Verfahren zur Herstellung von geripptem Betonstahl, wobei ein Stahldraht durch
Warmwalzen hergestellt und dabei mit Schrägrippen sowie ggf. Längsrippen (insbesondere
nach DIN 488) versehen wird, und wobei der auf diese Weise warmgerippte Stahldraht
kalt einer Reckung unterworfen sowie dadurch in bezug auf die Streckgrenze und die
Dehnung eingestellt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahldraht kontinuierlich gereckt wird und dazu über zumindest zwei angetriebene
Reckscheiben (oder Reckwalzen) geführt wird, die mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten
auf dem Stahldraht arbeiten, daß über die Umfangsgeschwindigkeitsdifferenz der beiden
Reckscheiben der Reckgrad gesteuert wird und daß über die Reckgeschwindigkeit die
Streckgrenze und die Dehnung gesteuert (bzw. eingestellt) werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahldraht mit einem
Mindestkrümmungsradius von 500 mm über die Reckscheiben geführt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahldraht
schlupffrei über die Reckscheiben geführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahldraht
rippenschadenfrei über die Reckscheiben geführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 in der Ausführungsform, bei der der
warmgerippte Stahldraht über einen Windungsleger aus der Walzhitze heraus mit einer
bleibenden Tordierungsverformung von 360° pro Windung abgelegt wird und mit dieser
Tordierungsverformung im kalten Zustand von einem Schlaghaspel abgezogen wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der von dem Schlaghaspel abgezogene Stahldraht vor der Zuführung
zu der ersten Reckscheibe einer Rückverformung unterworfen wird, welche die Tordierungsverformung
aufhebt oder weitgehend reduziert.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem
Stahldraht gearbeitet wird, der in dem Analysenrahmen
Kohlenstoff : 0,14 bis 0,22%,
Silicium : 0,15 bis 0,40%,
Mangan : 0,60 bis 1,30%,
Rest Eisen und zulässige Spuren- und Begleitelemente,
liegt, daß mit einem Reckgrad von maximal 6% die Reckung durchgeführt wird und daß
die Reckgeschwindigkeit so gewählt wird, daß der gereckte Betonstahl eine Streckgrenze
größer als 500 N/mm² und eine Dehnung von zumindest 15% aufweist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem Stahldraht gearbeitet
wird, der die Analyse
Kohlenstoff : 0, 18%,
Silicium : 0,24%,
Mangan : 0,80%,
Rest Eisen und zulässige Spuren- und Begleitelemente,
aufweist, daß mit einem Reckgrad von 5,7% die Reckung durchgeführt wird und daß die
Reckgeschwindigkeit so gewählt wird, daß der gereckte Betonstahl eine Streckgrenze
von etwa 521 N/mm² und eine Dehnung von 18,3% aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß mit einer
Umfangsgeschwindigkeit der Reckscheiben von mindestens 1,0 m/sek bis maximal 8,0 m/sek
gearbeitet wird.
9. Anlage für die Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet
durch
eine Einlaufreckscheibe,
eine Ablaufreckscheibe und
zumindest ein Motor/Getriebe-Aggregat,
wobei die Reckscheiben einen Radius von zumindest 500 mm aufweisen und über das Motor/Getriebe-Aggregat
mit vorgebbarer Umfangsgeschwindigkeit und vorgebbarer Umfangsgeschwindigkeitsdifferenz
antreibbar sind, und wobei der Stahldraht um die beiden Reckscheiben S-förmig geführt
sowie der Einlaufreckscheibe mit einem tangentialen Einlaufabschnitt zuführbar und
von der Ablaufreckscheibe mit einem tangentialen Ablaufabschnitt abführbar ist.
10. Anlage nach Anspruch 9 in der Ausführungsform für das Verfahren gemäß Anspruch
5, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich des tangentialen Einlaufabschnittes eine
Rückverformungseinrichtung für die Torsionsverformung angeordnet ist, die mit Rückverformungsrollen
arbeitet.