(19)
(11) EP 0 404 971 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.01.1991  Patentblatt  1991/01

(21) Anmeldenummer: 89111633.7

(22) Anmeldetag:  26.06.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E02D 35/00, E04G 23/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(71) Anmelder: Sudbrack, Bernfried, Dr.-Ing.
D-53902 Bad MÀ¼nstereifel (DE)

(72) Erfinder:
  • Sudbrack, Bernfried, Dr.-Ing.
    D-53902 Bad Münstereifel (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
     
    Bemerkungen:
    Ein Antrag gemäss Regel 88 EPÜ auf Hinzufügung der Seite 9 liegt vor. Über diesen Antrag wird im Laufe des Verfahrens vor der Prüfungsabteilung eine Entscheidung getroffen werden (Richtlinien für die PrÀ¼fung im EPA, A-V, 2.2).
     


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes, bei welchem das Gebäude mittels mehrerer Zylinder-Kolbeneinheiten (1) ausgerichtet wird. Die einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten (1) werden jeweils bis zum Erreichen einer jeweils aus der Statik des Gebäudes für den Ort der Zylinderkolbeneinheit (1) vorgegebenen Belastung betätigt, so daß entsprechend der Statik des Gebäudes sowohl während als auch nach dem Ausrichtvorgang eine entsprechende Krafteinleitung auf die Fundamente sichergestellt ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes, bei welchem das Gebäude mittels mehrerer Zylinder-Kolbeneinheiten gehoben, gesenkt und/oder ausgerichtet wird, wobei in einem ersten Verfahrensschritt die Schiefstellung der Gründungsebene des Gebäudes als Ist-Wert ermittelt wird und nachfolgend die Zylinder-Kolbeneinheiten wegabhängig betätigt werden.

    [0002] Verfahren der genannten Art werden insbesondere verwendet, um in Bergbaugebieten auftretende Schieflagen von Gebäuden zu korrigie­ren. Insbesondere in Kohleabbaugebieten ändert sich die Gelände­oberfläche durch das Einbrechen oder Einstürzen von Stollen und das nachfolgende Einsinken des Erdreichs vielfach so stark, daß die Gebäude ganz oder zum Teil geneigt, schiefgestellt oder gekippt werden. Als besonders nachteilig erweist es sich, daß die Änderungen der Geländeoberfläche nicht in gleichmäßiger, ebener Weise erfolgen, sondern daß sich bestimmte Geländebereiche stärker senken, als andere. Dies führt insbesondere bei größeren Gebäuden zu erheblichen Schiefstellungen, welche im Extremfall zum Auftreten von starken Gebäudeschäden führen können. Diese Gebäudeschäden sind besonders durch unterschiedliche Pressungen in horizontaler und vertikaler Richtung hervorgerufen.

    [0003] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, ein Gebäude mittels eines starren Rahmens zu unterfangen und nachfolgend diesen Rahmen mittels hydraulischer Vorrichtungen in eine Waagrechtlage auszurichten. Diese Vorgehensweise ist zum einen auf relativ kleine Gebäude beschränkt, da größere Rahmen in sich instabil werden und zu Verwindungen neigen, so daß eine exakte Ausrichtung des Gebäudes nicht möglich ist. Zum anderen ist es aus baulichen Gründen vielfach nicht möglich entsprechende Rahmen im Kellerbe­reich oder Fundamentbereich eines Gebäudes anzuordnen, sei es, weil die für den Rahmen benötigten Träger nicht in das Kellerge­schoß einbringbar sind oder weil bestimmte Gebäudeteile nicht in ausreichender Weise zugänglich sind. Ein weiterer, wesentlicher Nachteil dieser Vorgehensweise liegt darin, daß zwar eine gleichmäßige Schiefstellung eines Gebäudes ausgeglichen werden kann, nicht jedoch eine Verwindung oder Senkung eines bestimmten Bereichs des Gebäudes. So ist es beispielsweise nicht möglich, in gezielter Weise einen Gebäudeteil auszurichten und/oder einen anderen Gebäudeteil dabei zur Kippung des gesamten Gebäudes abzusenken.

    [0004] Aus der EP-B1-43078 ist ein Verfahren bekannt, bei welchem eine Vielzahl von Zylinder-Kolbeneinheiten verwendet wird, mittels derer das Gebäude so gehoben, gesenkt und/oder ausgerichtet werden kann, daß die aufgetretenen Bodensenkungen ausgeglichen werden. Bei diesem Verfahren erfolgt eine Messung der von den einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten zurückgelegten Wege, so daß unter Berücksichtigung einer vor der Ausrichtung erfolgten Aufnahme der Schiefstellung der Gründungsebene des Gebäudes für die einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten die erforderlichen Hebe- oder Absenkwege bestimmbar sind, welche zur Ausrichtung des Gebäudes notwendig sind. Dieses Verfahren erweist sich in vielen anderen Fällen, insbesondere bei kleineren oder leichteren Gebäuden als ausreichend. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Anwendungsfällen, in welchen eine rein wegabhängige Ausrichtung des Gebäudes im Bereich der einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten nicht ausreichend ist. Insbesondere bei größeren Gebäuden, welche sich durch die Senkung des Geländes in sich verwunden haben, reicht es nicht aus, das Gebäude nur wegabhängig geradezustellen, da die Anforderungen, welche durch die Statik des Gebäudes gegeben sind, nicht in ausreichender Weise berücksichtigt werden können.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der ein­gangs genannten Art zu schaffen, welches bei einfachem Aufbau und einfacher Handhabbarkeit die Ausrichtung eines Gebäudes so er­möglicht, daß dieses auch im Hinblick auf die statischen Anfor­ derungen wieder in eine exakte Lage gebracht werden kann.

    [0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß jede der Zylinder-Kolbeneinheiten bis zum Erreichen einer jeweils aus der Statik des Gebäudes für den Ort der Zylinder-Kolbeneinheit vorge­gebenen Belastung betätigt wird.

    [0007] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch eine Reihe erheblicher Vorteile aus. Während bei dem bisher bekannten Verfahren lediglich eine wegabhängige Geradstellung oder Ausrich­tung des Gebäudes erfolgte, ist es erfindungsgemäß nunmehr möglich, die Ausrichtung, Hebung oder Senkung des Gebäudes so vorzunehmen, daß an den jeweiligen Gebäudestellen die durch die Baustatik vorgegebene Belastung vorliegt. Es ist damit sicherge­stellt, daß die Gebäudeteile, welche zur Einleitung der Kräfte in den Boden vorgesehen sind, diese Kräfte auch in entsprechender Weise aufnehmen können. Demgegenüber erfolgt eine entsprechend geringere Belastung der Gebäudeteile, welche beispielsweise nicht tragend sind oder nur in geringer Weise belastet werden. Es ist somit möglich, beispielsweise die Aussenmauern eines Kellerge­schosses so auf der Gründungsebene zu lagern, daß die Kräfteein­leitung so erfolgt, wie dies bei der ursprünglichen Errichtung des Gebäudes der Fall war. Es werden somit Beschädigungen des Gebäudes vermieden, welche durch eine ungleichmäßige Ausrichtung und/oder eine nicht an die Statik des Gebäudes angepaßte Kraft­einleitung hervorgerufen würden.

    [0008] Da erfindungsgemäß eine Vielzahl von Zylinder-Kolbeneinheiten vorgesehen ist, können vielfältige Auflage- oder Krafteinlei­tungspunkte geschaffen werden, an welchen das Gebäude während der Ausrichtung abgestützt ist. Da erfindungsgemäß nicht nur eine wegabhängige, sondern auch eine kraftabhängige Abstützung während des Hebens, Senkens oder Ausrichten erfolgt, können Gebäude­schäden vermieden werden, da insbesondere keine oder nur geringe Scherkräfte aufgebracht werden. Weiterhin ist es erfindungsgemäß möglich, komplexe Desorientierungen der Gründungsebene des Gebäudes auszugleichen, beispielsweise Verwindungen oder Verbie­gungen.

    [0009] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es somit möglich, die bei der ursprünglichen Statik, welche dem Bauantrag des Gebäudes zugrundegelegt wird, vorgenommene Aufteilung in verti­kale und horizontale Scheiben zu berücksichtigen, welche die jeweiligen Kräfte übertragen, weiterleiten oder direkt in die Fundamente abgeben. Es ist somit möglich, die Elastizität des gesamten Gebäudes, d. h. das Vermögen des Gebäudes, Verformungen mitzumachen, beizubehalten bzw. wieder herzustellen. Diese Elastizität ergibt sich aus der einerseits geringen Elastizität einzelner starrer Scheiben aus Mauerwerk oder Stahlbeton und andererseits der Möglichkeit, bleibende Verformung an Stellen aufzunehmen, an welchen die Kräfte von Scheibe zu Scheibe übertragen werden. Risse in dem Gebäude lassen sich somit vermeiden, wobei sowohl Risse im Bereich der Übertragung zweier starrer Scheiben, welche weniger kritisch sind, als auch Risse, welche die Kraftübertragung einer einzelner Scheibe stören, vermieden werden können.







    [0010] Sollebene eine weitere, nachfolgend schrittweise zu erreichende Sollebene bestimmt werden. In gleicher Weise können eine Vielzahl von Sollebenen vorgegeben werden, so daß auch größere Senkungen des Gebäudes ausgeglichen werden können.

    [0011] Erfindungsgemäß werden mit einem speziell entwickelten Computer­programm die notwendigen Hubwege des Gebäudes errechnet, nachdem die Ursprungs- Schieflage und die jeweilige Drehachse bestimmt wurden.

    [0012] Die Festlegung der Koordinaten der einzelnen Hubpunkte des Gebäudes erfolgte in der Hebungsstatik. An den Punkten, an denen aus der Statik die Kräfte in die Fundamente geleitet werden, werden Hubkammern vorgesehen, in denen die jeweiligen Zylinder-­Kolbeneinheiten eingesetzt werden. Die Lage der Hubpunkte ergibt sich dabei aus der Ausbildung der zu hebenden festen Schreiben des Gebäudes und aus der Druckfestigkeit der Bausubstanz über den Hubkammern. Gleichzeitig wird in der Hebungsstatik die Größe der Kräfte ermittelt, die in den einzelnen Hubpunkten abgetragen oder aufgebracht werden soll.

    [0013] Da erfindungsgemäß die einzelnen Hubeinheiten bzw. Zylinder-­Kolbeneinheiten unterschiedlich angesteuert werden können und unterschiedliche Kräfte aufbringen können, ist eine Einzelweg­steuerung und eine Einzelkraftsteuerung an den jeweiligen Hubpunkten möglich.

    [0014] Erfindungsgemäß erfolgt die Ansteuerung der einzelnen Zylinder-­ Kolbeneinheiten über einen Zentralrechner, in welchem zugleich die jeweiligen Kraft- und/oder Wegwerte gespeichert und mit den Istwerten verglichen werden. Dabei ist es weiterhin möglich, die Bewegung des Gebäudes zu dokumentieren.

    [0015] Die Aufnahme der Messwerte, aus welchen sich die jeweilige Lage des Gebäudes bestimmen läßt, erfolgt bevorzugterweise über ein Schlauchwaagensystem, welches entweder an den Schnittbereichen benachbarter Teilebenen oder an den Aussenbereichen oder Aussen­kanten der Teilebenen in seinen Messpunkten festgelegt ist.

    [0016] Erfindungsgemäß ist es somit möglich, durch die Einzelwegsteue­rung jeder Hubeinheit in jedem Hubpunkt unterschiedlich hohe Kräfte aufzubringen.

    [0017] Zum Beginn der Ausrichtung des Gebäudes, d. h. beim Anfahren der Hubeinheiten ergeben sich zwei mögliche Vorgehensweisen. Die erste Vorgehensweise besteht darin, über eine Druckregelung in der Hydraulik die jeweilige Kraft einzustellen, welche durch die Hubeinheit aufgebracht werden soll und welche in der Erhebungs­statik für jeden Hubpunkt ermittelt wurde. Es ist jedoch auch möglich, sämltiche Hubeinheiten bzw. Zylinder-Kolbeneinheiten weggesteuert und parallel in die Höhe zu verschieben, beispiels­weise um einen Betrag von einem Millimeter. Dadurch steht das gesamte Gebäude, ohne daß relative Verschiebungen in der Grund­fläche stattgefunden haben, auf den Zylinder-Kolbeneinheiten. Nachfolgend ist es möglich, die einzelnen Kräfte, die in den Hubpunkten abgetragen werden, zu ermitteln und mittels des Zen­ tralrechners grafisch darzustellen. Sofern nunmehr Zwängungen zu erkennen sind, können diese durch weggesteuertes Nachfahren oder Ablassen der einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten so weitergeleitet werden, daß sich bereits zu Beginn der Hebung eine normale Span­nungsverteilung einstellt.

    [0018] Während der weggesteuerten Hebung ist zu beobachten, daß sich die geweiligen Auflagerkräfte verlagern. Dadurch, daß die Kräfte kontinuierlich gemessen werden, können derartige Umlagerungen erkannt und frühzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, daß während der Hebung die gewünschte Kräftever­teilung eingehalten wird.

    [0019] Zu Beginn des letzten Hubes wird erfindungsgemäß die bis dahin ausgeglichene Tieflage des Gebäudes durch einen Vermesser über­prüft. Dadurch ist es mögich, notwendige Korrekturen für den letzten Hubgang nochmals zu berücksichtigen und in den Zentral­rechner einzugeben, um neue Hubhöhen zu berechnen und diese auto­matisch an die Microprozessoren der einzelnen Hubeinheiten oder Zylinder-Kolbeneinheiten weiterzuleiten.

    [0020] Nach Abschluß der höhenmäßigen Hebung des Gebäudes erfolgt eine Überprüfung der Kraftabtragung im Gebäude. Dabei ist es möglich, Lastspitzen weiterzuverteilen und die Lastabtragung in den einzelnen Scheiben des Gebäudes zu optimieren.

    [0021] Erfindungsgemäß ist somit eine Ausrichtung des Gebäudes möglich, ohne daß Auswirkungen auf das statische Gefüge des Gebäudes zu befürchten sind.

    [0022] Erfindungsgemäß ist es auf besonders einfache Weise möglich, die Ausrichtung des Gebäudes sowohl hinsichtlich des Kraftweges, als auch hinsichtlich der Kraftabtragung nachzuvollziehen und zu protokollieren. Die somit erzeugte Hebungskinematik ist prüfbar und kann ggfs. durch einen Prüfstatiker testiert werden. Dieses Testat bedeutet, daß während der Hebung in das Gefüge des Hauses oder Gebäudes keine Eingriffe vorgenommen wurden, die eine Ver­schlechterung der Bausubstanz herbeigeführt haben. Vielmehr ist es erfindungsgemäß möglich, nach dem Verfahren den Baukörper oder das Gebäude optimal auf die neuen Fundamente abzusetzen.

    [0023] Das erfindungsgemäße Verfahren erfüllt somit die Anforderungen der Prüfstatik an ein Verfahren für derartig komplexe Aufgaben.

    [0024] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich weiterhin durch ein hohes Maß an Sicherheit während des Hebenvorganges aus, da Last­spitzen, welche sich bei der Hebung einstellen können, rechtzei­tig erkannt und abgeleitet werden können.

    [0025] Ein weiterer, hinsichtlich der Sicherheit des Verfahrens wesent­licher Vorteil liegt darin, daß eine Vielzahl einzelner Zylinder-­Kolbenelemente verwendet werden, so daß bei Ausfall eines Elementes die Sicherheit des Hebevorganges nicht beeinträchtigt wird. Insbesondere bei Stromausfall oder bei fehlerhafter Datenübertragung, jedoch auch bei mechanischen Fehlern in der Hydraulik können durch die Überwachung der jeweiligen Belastungs­ werte der Hubeinheiten Fehler sofort erkannt und durch Unter­brechung des Hebevorganges eine Gefährdung des Gebäudes vermieden werden. Weiterhin werden erfindungsgemäß parallel mit der Hebung unter den Wangen der Hubkammern mechanisch nachfahrende Ische­beckkeile angeordnet, welche sofort die Last übernehmen können, falls die Zylinderkolbeneinheit ausfällt.

    [0026] Weiterhin sind bedingt durch die Vielzahl der angeordneten Hubkammern, welche für die maximale Belastungsaufnahme der Statik der Baugenehmigung berechnet wurden, die einzelnen Zylinderkol­beneinheiten oder Hubeinheiten oft nur zur Hälfte ihrer Nennlast ausgelastet, so daß bei Lastumlagerungen die frei werdenden Kräfte übertragen werden können. Derartige Lastumlagerungen können sich daraus ergeben, daß Fundamentbereiche, die aus der Lage der Hubkammern stärker belastet werden, sich senken. Aus dem dabei sofort auftretenden und zu registrierenden Druckabfall der jeweiligen Hubeinheit ist dieser Vorgang sofort zu erkennen und es ist möglich, mit einem Nachfahren auf den vorherigen Druck zu reagieren.

    [0027] Im folgenden wird eine praktische Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.

    1. Einmessen der Gründungsfläche:



    [0028] Die Gründungsfläche des Gebäudes bezogen auf die Unterkante der Kellergeschoßdecke wird von aussen mit einem Feinnaus­richtellement aufgenommen. Dabei wird festgestellt, wie sich die ursprüngliche Gründungsebene während der Bergsenkung verändert hat. Die vorhandene Gründungsfläche wird in einzelne aneinander hängende Teilebenen aufgeteilt. Die Lage der einzelnen Teilebenen zueinander ist ein wichtiger Parameter für die Steuerung der Lastverteilung in den Fundamenten.

    [0029] Bei einer Einzelwegsteuerung von Teilebenen zum Erreichen einer statisch richtigen Lastverteilung in den Fundamenten wird so gesteuert, daß die gegenseitige Verdrehung der Grün­dungsfläche möglichst rückgängig gemacht wird.

    [0030] Aus der Lage der vorgefundenen Gründungsfläche wird eine theoretische erste Soll-Ebene für das Heben und Senken ange­geben, indem die mittlere Neigungen und die Lage der Drehachse für die Hebung bzw. Senkung angegeben wird.

    [0031] Bei der dem erfindungsgemäßen Verfahren zugrundeliegenden Anlage kann die Drehachse innerhalb der baulichen Anlage oder des Gebäudes liegen.

    [0032] Die somit ermittelte erste theoretische Soll-Ebene wird bei erfolgreichen Einzelsteuerungen von Teilebenen jeweils neu festgelegt, nachdem ein erster Hebungsschritt erfolgt ist.

    [0033] Die Geometrie die Gründungsfläche und die Lastverteilung in den Fundamenten wird schrittweise dem ursprünglichen Zustand angenähert, so daß eine Heilung der Schädung aus der Bergsenkung vorgenommen wird.

    2. Umsetzung der Ergebnisse aus Statik und geometrischem Hebungsplan in die Bauausführungspläne:



    [0034] Die Lage und Anordnung der Hubkammern wird sowohl aus den Erfordernissen der Statik abgeleitet, als auch aus dem geo­metrischen Hebungsplan, nachdem zusammenhängende Hebungsein­heiten gebildet werden müssen, die einen gesonderte Steue­rung der Teilebenen zulassen. Die Teilebenen werden bei der Steuerung der Lastverteilung in den Fundamenten um ihre Drehachse mit der Nachbarebene so gehoben oder gesenkt, daß der durch Bergsenkung erzwungene Weg so weit wie möglich rückgängig gemacht wird. Dabei wird solange gesteuert, bis die richtige Kraftverteilung erreicht wird.

    [0035] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren soll nicht die verdrehte Gründungsfläche in eine Ebene überführt werden, vielmehr wird eine nach der Statik korrespondierende Lastverteilung erreicht, wobei gegen die Richtung der Bewegung aus der Bergsenkung gehoben oder abgesenkt wird.

    [0036] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht, daß der Hebe- oder Absenkvorgang mit der gesamten Anlage erforderlichen­falls abgebrochen wird und nur mit einer Teilebene und nur mit neuen Steuerungsparametern weitergefahren wird. Danach werden die neuen Istwerte automatisch im Zentralrechner übernommen und es wird mit der gesamten Anlage weiterge­ fahren.

    [0037] Nach der Ausarbeitung der theoretischen Vorgaben wird an Ort und Stelle die praktische Durchführbarkeit festgestellt, wobei es möglich ist, Änderungen sofort einzuarbeiten.

    [0038] Als Ergebnis dieses Verfahrensschrittes sind detaillierte Ausführungspläne für die Hubkammern und Hilfseinrichtungen erstellbar.

    3. Anfahren zum Heben und Senken:



    [0039] Um die absolute Bewegung der Fundamente unter den einzelnen Hubeinheiten zu kontrollieren, werden an den Schnittpunkten benachbarter Teilebenen und an den Aussenecken Messpunkte eines Schlauchwagensystems angebracht. Mit Hilfe der Einzel­hebersteuerung werden die einzelnen Hubeinheiten einheitlich auf eine Lastabtragung von 10 Tonnen pro Hubeinheit auf Kontakt angefahren. Anschließend wird parallel mit einem Weg von einem Millimeter angehoben. Dabei wird die Kraftabtra­gung in den einzelnen Hubpunkten gemessen.

    [0040] Um mögliche Konsulidierungssetzungen bei der Umlagerung von der Flächen- auf die Punktlast der Hubeinheiten zu erfassen, wird sowohl die Kraftabtragung als auch die Messpunkte der absoluten Wege an der Schlauchwaage beobachtet. Die beiden ermittelten Werte korrespondieren miteinander, da beim Abgehen der Fundamente auch eine Verminderung der abgetrage­ nen Kräfte in der Teilebene eintritt. Bei Beendigung der Konsulidierungssetzungen beginnt der eigentliche Hebungs- und Absenkungsvorgang.

    4. Heben und Senken mit kontrollierter Lastverteilung:



    [0041] Die maximale Hubhöhe an der höchsten Stelle ergibt sich aus der mittleren Schieflage und der Entfernung der Drehachse der Ebenen von dem Gebäude. Die maximale Hubhöhe wird in Teilhebungen unterteilt, wobei die Hubhöhe je Teilhebung höchstens 15 cm beträgt. Nachfolgend wird die jeweilige Kolben-Zylindereinheit umgesetzt. Die Hebung wird in 1 % Schritten durchgeführt, so daß der maximale Einzelhub an der höchsten Stelle 1,5 mm beträgt.

    [0042] Die Ablesung der Kraftverteilung wird für 5 % Intervale durchgeführt. Bei kritischen Stellen ist eine kontinuier­liche Ablesung möglich. Die abgelesenen Werte werden in einem Diagramm aufgetragen, wobei Abweichungen von der Soll-­Verteilung zu einer entsprechenden Anhebung oder Absenkung der Teilebenen führt, bis die optimale Kraftverteilung erreicht wird. Nachdem die maximale Hubhöhe von 15 cm erreicht ist, werden die einzelnen Hubvorrichtungen umge­setzt. Dabei werden die seitlich angesetzten mechanischen Hebekeile so angezogen, daß der Druck in der jeweiligen Hubeinheit abfällt. Nachfolgend wird diese Hubeinheit auf Null abgelassen und auf ein horizontales Widerlager vertikal gestellt. Danach wird mit dem Druck vor dem Umsetzen wieder angefahren. Die neuen Nullhöhen werden vom Zentralrechner übernommen.

    [0043] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf das beschrie­bene Ausführungsbeispiel beschränkt. Vielmehr ergeben sich für den Fachmann im Rahmen der Erfindung vielfältige Abwandlungs- und Modifikationsmöglichkeiten.

    [0044] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist anhand der Zeichnung näher erläutert. Die einzige Figur zeigt eine schematische Darstellung einer Kolben-Zylindereinheit.

    [0045] Eine Kolben-Zylindereinheit 1 ist mit einem Weggeber 2 verbunden. Die Versorgung der Kolben-Zylindereinheit 1 erfolgt über eine Versorgungseinheit 3, bestehend aus einem Motor 4, der eine nicht dargestellte, in einer Ölwanne 5 befindliche Pumpe antreibt. Zwischen der Kolben-Zylindereinheit 1 und der Versorgungseinheit 3 ist eine Steuereinheit 6 angeordnet. Zwischen der Steuereinheit 6 und der Kolben-Zylindereinheit 1 befindet sich ein Druckmesser 7. Die vom Weggeber 2, bzw. vom Druckmesser 7 kommenden analogen Meßwerte werden durch Analog-Digital-Wandler 8,9 in die digitale Signale umgesetzt, die ihrerseits dem Einzelregler 10 zugeführt werden. Der Einzelregler 10 gibt seinerseits die Daten an den Zentralregler 11 weiter und erhält von diesem auch seine Anwei­sungen, die er seinerseits an die Steuereinheit 6 weitergibt. An dem Zentralregler 11 sind eine Vielzahl von Einzelreglern, ver­gleichbar dem Einzelregler 10 anschließbar. In der schematischen Skizze sind nur drei derartiger Anschlüsse dargestellt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäu­des oder Gebäudeteils, bei welchem das Gebäude bzw. das Gebäudeteil mittels mehrerer Zylinder-Kolbeneinheiten gehoben, gesenkt und/oder ausgerichtet wird, wobei in einem ersten Verfahrensschritt die Tiefstellung der Gründungsebene des Gebäudes als Ist-Wert ermittelt wird und nachfolgend die Zylinder-Kolbeneinheiten wegabhängig betätigt werden, dadurch gekennzeichnet, daß jede der Zylinder-Kolbeneinhei­ten bis zum Erreichen einer jeweils aus der Statik des Gebäudes für den Ort der Zylinder-Kolben-einheit vorgegebe­nen Belastung betätigt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ursprüngliche Gründungsebene des Gebäudes bzw. Gebäudeteils in einzelne aneinander hängende Teilebenen unterteilt wird und daß die einzelnen Teilebenen mittels der zugeordneten Zylinder-Kolben-einheiten unabhängig voneinander ausgerich­tet werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß für jede Teilebene eine theoretische erste Sollebene durch Be­stimmung der mittleren Neigung und der Lage der Drehachse bestimmt wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Erreichen der ersten Sollebene weitere, nachfolgend schritt­weise zu erreichende Sollebenen bestimmt werden.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Lage der jeweiligen Zylinder-Kolbeneinheit in Abhängigkeit von den statischen Auflagerpunkten des Gebäudes und in Abhängigkeit von den einzelnen Teilebenen der Gebäudeteile festgelegt wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Zylinder-Kolbeneinheiten unabhängig von­einander betätigbar sind.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Zylinder-Kolbeneinheiten über einen Zentralrechner gesteuert und/oder geregelt werden.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn­zeichnet, daß jede der Zylinder-Kolbeneinheiten über einen eigenen Hydraulik-Regelkreis betätigt wird.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß zur Überwachung der Bewegung des Gebäudes an den Schnittbereichen benachbarter Teilebenen Messpunkte eines Schlauchwaagesystems angeordnet werden.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß zum Beginn der Ausrichtung des Gebäudes jede der Zylinder-Kolbeneinheiten mit einer Belastung von 10 to belastet wird und das möglicherweise auftretende Konsulidie­rungssetzungen vor Beginn des eigentlichen Ausrichtvorgangs ausgeglichen werden.
     
    11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn­zeichnet, daß in jedem Ausrichtschritt eine maximale Hebung von 15 cm erfolgt.
     
    12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Hebung in 1 %-Schritten der maximalen Hebung erfolgt.
     
    13. Vorrichtung zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes oder Gebäudeteiles unter Verwendung von hydrauli­schen Zylinder-Kolben-Einheiten, welche einzeln und/oder gruppenweise zusammengefasst steuerbar sind zur Durchführung des Verfahrens nach einen oder mehrern der Ansprüche 1 - 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Kolben-Zylinder-Einheit (1) mit einem Druckmesser (7) ausgerüstet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht