[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines
Gebäudes, bei welchem das Gebäude mittels mehrerer Zylinder-Kolbeneinheiten gehoben,
gesenkt und/oder ausgerichtet wird, wobei in einem ersten Verfahrensschritt die Schiefstellung
der Gründungsebene des Gebäudes als Ist-Wert ermittelt wird und nachfolgend die Zylinder-Kolbeneinheiten
wegabhängig betätigt werden.
[0002] Verfahren der genannten Art werden insbesondere verwendet, um in Bergbaugebieten
auftretende Schieflagen von Gebäuden zu korrigieren. Insbesondere in Kohleabbaugebieten
ändert sich die Geländeoberfläche durch das Einbrechen oder Einstürzen von Stollen
und das nachfolgende Einsinken des Erdreichs vielfach so stark, daß die Gebäude ganz
oder zum Teil geneigt, schiefgestellt oder gekippt werden. Als besonders nachteilig
erweist es sich, daß die Änderungen der Geländeoberfläche nicht in gleichmäßiger,
ebener Weise erfolgen, sondern daß sich bestimmte Geländebereiche stärker senken,
als andere. Dies führt insbesondere bei größeren Gebäuden zu erheblichen Schiefstellungen,
welche im Extremfall zum Auftreten von starken Gebäudeschäden führen können. Diese
Gebäudeschäden sind besonders durch unterschiedliche Pressungen in horizontaler und
vertikaler Richtung hervorgerufen.
[0003] Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, ein Gebäude mittels eines starren Rahmens
zu unterfangen und nachfolgend diesen Rahmen mittels hydraulischer Vorrichtungen in
eine Waagrechtlage auszurichten. Diese Vorgehensweise ist zum einen auf relativ kleine
Gebäude beschränkt, da größere Rahmen in sich instabil werden und zu Verwindungen
neigen, so daß eine exakte Ausrichtung des Gebäudes nicht möglich ist. Zum anderen
ist es aus baulichen Gründen vielfach nicht möglich entsprechende Rahmen im Kellerbereich
oder Fundamentbereich eines Gebäudes anzuordnen, sei es, weil die für den Rahmen benötigten
Träger nicht in das Kellergeschoß einbringbar sind oder weil bestimmte Gebäudeteile
nicht in ausreichender Weise zugänglich sind. Ein weiterer, wesentlicher Nachteil
dieser Vorgehensweise liegt darin, daß zwar eine gleichmäßige Schiefstellung eines
Gebäudes ausgeglichen werden kann, nicht jedoch eine Verwindung oder Senkung eines
bestimmten Bereichs des Gebäudes. So ist es beispielsweise nicht möglich, in gezielter
Weise einen Gebäudeteil auszurichten und/oder einen anderen Gebäudeteil dabei zur
Kippung des gesamten Gebäudes abzusenken.
[0004] Aus der EP-B1-43078 ist ein Verfahren bekannt, bei welchem eine Vielzahl von Zylinder-Kolbeneinheiten
verwendet wird, mittels derer das Gebäude so gehoben, gesenkt und/oder ausgerichtet
werden kann, daß die aufgetretenen Bodensenkungen ausgeglichen werden. Bei diesem
Verfahren erfolgt eine Messung der von den einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten zurückgelegten
Wege, so daß unter Berücksichtigung einer vor der Ausrichtung erfolgten Aufnahme der
Schiefstellung der Gründungsebene des Gebäudes für die einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten
die erforderlichen Hebe- oder Absenkwege bestimmbar sind, welche zur Ausrichtung des
Gebäudes notwendig sind. Dieses Verfahren erweist sich in vielen anderen Fällen, insbesondere
bei kleineren oder leichteren Gebäuden als ausreichend. Es gibt jedoch eine Vielzahl
von Anwendungsfällen, in welchen eine rein wegabhängige Ausrichtung des Gebäudes im
Bereich der einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten nicht ausreichend ist. Insbesondere
bei größeren Gebäuden, welche sich durch die Senkung des Geländes in sich verwunden
haben, reicht es nicht aus, das Gebäude nur wegabhängig geradezustellen, da die Anforderungen,
welche durch die Statik des Gebäudes gegeben sind, nicht in ausreichender Weise berücksichtigt
werden können.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu schaffen, welches bei einfachem Aufbau und einfacher Handhabbarkeit die Ausrichtung
eines Gebäudes so ermöglicht, daß dieses auch im Hinblick auf die statischen Anfor
derungen wieder in eine exakte Lage gebracht werden kann.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß jede der Zylinder-Kolbeneinheiten
bis zum Erreichen einer jeweils aus der Statik des Gebäudes für den Ort der Zylinder-Kolbeneinheit
vorgegebenen Belastung betätigt wird.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch eine Reihe erheblicher Vorteile
aus. Während bei dem bisher bekannten Verfahren lediglich eine wegabhängige Geradstellung
oder Ausrichtung des Gebäudes erfolgte, ist es erfindungsgemäß nunmehr möglich, die
Ausrichtung, Hebung oder Senkung des Gebäudes so vorzunehmen, daß an den jeweiligen
Gebäudestellen die durch die Baustatik vorgegebene Belastung vorliegt. Es ist damit
sichergestellt, daß die Gebäudeteile, welche zur Einleitung der Kräfte in den Boden
vorgesehen sind, diese Kräfte auch in entsprechender Weise aufnehmen können. Demgegenüber
erfolgt eine entsprechend geringere Belastung der Gebäudeteile, welche beispielsweise
nicht tragend sind oder nur in geringer Weise belastet werden. Es ist somit möglich,
beispielsweise die Aussenmauern eines Kellergeschosses so auf der Gründungsebene
zu lagern, daß die Kräfteeinleitung so erfolgt, wie dies bei der ursprünglichen Errichtung
des Gebäudes der Fall war. Es werden somit Beschädigungen des Gebäudes vermieden,
welche durch eine ungleichmäßige Ausrichtung und/oder eine nicht an die Statik des
Gebäudes angepaßte Krafteinleitung hervorgerufen würden.
[0008] Da erfindungsgemäß eine Vielzahl von Zylinder-Kolbeneinheiten vorgesehen ist, können
vielfältige Auflage- oder Krafteinleitungspunkte geschaffen werden, an welchen das
Gebäude während der Ausrichtung abgestützt ist. Da erfindungsgemäß nicht nur eine
wegabhängige, sondern auch eine kraftabhängige Abstützung während des Hebens, Senkens
oder Ausrichten erfolgt, können Gebäudeschäden vermieden werden, da insbesondere
keine oder nur geringe Scherkräfte aufgebracht werden. Weiterhin ist es erfindungsgemäß
möglich, komplexe Desorientierungen der Gründungsebene des Gebäudes auszugleichen,
beispielsweise Verwindungen oder Verbiegungen.
[0009] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es somit möglich, die bei der ursprünglichen
Statik, welche dem Bauantrag des Gebäudes zugrundegelegt wird, vorgenommene Aufteilung
in vertikale und horizontale Scheiben zu berücksichtigen, welche die jeweiligen Kräfte
übertragen, weiterleiten oder direkt in die Fundamente abgeben. Es ist somit möglich,
die Elastizität des gesamten Gebäudes, d. h. das Vermögen des Gebäudes, Verformungen
mitzumachen, beizubehalten bzw. wieder herzustellen. Diese Elastizität ergibt sich
aus der einerseits geringen Elastizität einzelner starrer Scheiben aus Mauerwerk oder
Stahlbeton und andererseits der Möglichkeit, bleibende Verformung an Stellen aufzunehmen,
an welchen die Kräfte von Scheibe zu Scheibe übertragen werden. Risse in dem Gebäude
lassen sich somit vermeiden, wobei sowohl Risse im Bereich der Übertragung zweier
starrer Scheiben, welche weniger kritisch sind, als auch Risse, welche die Kraftübertragung
einer einzelner Scheibe stören, vermieden werden können.
[0010] Sollebene eine weitere, nachfolgend schrittweise zu erreichende Sollebene bestimmt
werden. In gleicher Weise können eine Vielzahl von Sollebenen vorgegeben werden, so
daß auch größere Senkungen des Gebäudes ausgeglichen werden können.
[0011] Erfindungsgemäß werden mit einem speziell entwickelten Computerprogramm die notwendigen
Hubwege des Gebäudes errechnet, nachdem die Ursprungs- Schieflage und die jeweilige
Drehachse bestimmt wurden.
[0012] Die Festlegung der Koordinaten der einzelnen Hubpunkte des Gebäudes erfolgte in der
Hebungsstatik. An den Punkten, an denen aus der Statik die Kräfte in die Fundamente
geleitet werden, werden Hubkammern vorgesehen, in denen die jeweiligen Zylinder-Kolbeneinheiten
eingesetzt werden. Die Lage der Hubpunkte ergibt sich dabei aus der Ausbildung der
zu hebenden festen Schreiben des Gebäudes und aus der Druckfestigkeit der Bausubstanz
über den Hubkammern. Gleichzeitig wird in der Hebungsstatik die Größe der Kräfte ermittelt,
die in den einzelnen Hubpunkten abgetragen oder aufgebracht werden soll.
[0013] Da erfindungsgemäß die einzelnen Hubeinheiten bzw. Zylinder-Kolbeneinheiten unterschiedlich
angesteuert werden können und unterschiedliche Kräfte aufbringen können, ist eine
Einzelwegsteuerung und eine Einzelkraftsteuerung an den jeweiligen Hubpunkten möglich.
[0014] Erfindungsgemäß erfolgt die Ansteuerung der einzelnen Zylinder- Kolbeneinheiten
über einen Zentralrechner, in welchem zugleich die jeweiligen Kraft- und/oder Wegwerte
gespeichert und mit den Istwerten verglichen werden. Dabei ist es weiterhin möglich,
die Bewegung des Gebäudes zu dokumentieren.
[0015] Die Aufnahme der Messwerte, aus welchen sich die jeweilige Lage des Gebäudes bestimmen
läßt, erfolgt bevorzugterweise über ein Schlauchwaagensystem, welches entweder an
den Schnittbereichen benachbarter Teilebenen oder an den Aussenbereichen oder Aussenkanten
der Teilebenen in seinen Messpunkten festgelegt ist.
[0016] Erfindungsgemäß ist es somit möglich, durch die Einzelwegsteuerung jeder Hubeinheit
in jedem Hubpunkt unterschiedlich hohe Kräfte aufzubringen.
[0017] Zum Beginn der Ausrichtung des Gebäudes, d. h. beim Anfahren der Hubeinheiten ergeben
sich zwei mögliche Vorgehensweisen. Die erste Vorgehensweise besteht darin, über eine
Druckregelung in der Hydraulik die jeweilige Kraft einzustellen, welche durch die
Hubeinheit aufgebracht werden soll und welche in der Erhebungsstatik für jeden Hubpunkt
ermittelt wurde. Es ist jedoch auch möglich, sämltiche Hubeinheiten bzw. Zylinder-Kolbeneinheiten
weggesteuert und parallel in die Höhe zu verschieben, beispielsweise um einen Betrag
von einem Millimeter. Dadurch steht das gesamte Gebäude, ohne daß relative Verschiebungen
in der Grundfläche stattgefunden haben, auf den Zylinder-Kolbeneinheiten. Nachfolgend
ist es möglich, die einzelnen Kräfte, die in den Hubpunkten abgetragen werden, zu
ermitteln und mittels des Zen tralrechners grafisch darzustellen. Sofern nunmehr
Zwängungen zu erkennen sind, können diese durch weggesteuertes Nachfahren oder Ablassen
der einzelnen Zylinder-Kolbeneinheiten so weitergeleitet werden, daß sich bereits
zu Beginn der Hebung eine normale Spannungsverteilung einstellt.
[0018] Während der weggesteuerten Hebung ist zu beobachten, daß sich die geweiligen Auflagerkräfte
verlagern. Dadurch, daß die Kräfte kontinuierlich gemessen werden, können derartige
Umlagerungen erkannt und frühzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen,
daß während der Hebung die gewünschte Kräfteverteilung eingehalten wird.
[0019] Zu Beginn des letzten Hubes wird erfindungsgemäß die bis dahin ausgeglichene Tieflage
des Gebäudes durch einen Vermesser überprüft. Dadurch ist es mögich, notwendige Korrekturen
für den letzten Hubgang nochmals zu berücksichtigen und in den Zentralrechner einzugeben,
um neue Hubhöhen zu berechnen und diese automatisch an die Microprozessoren der einzelnen
Hubeinheiten oder Zylinder-Kolbeneinheiten weiterzuleiten.
[0020] Nach Abschluß der höhenmäßigen Hebung des Gebäudes erfolgt eine Überprüfung der Kraftabtragung
im Gebäude. Dabei ist es möglich, Lastspitzen weiterzuverteilen und die Lastabtragung
in den einzelnen Scheiben des Gebäudes zu optimieren.
[0021] Erfindungsgemäß ist somit eine Ausrichtung des Gebäudes möglich, ohne daß Auswirkungen
auf das statische Gefüge des Gebäudes zu befürchten sind.
[0022] Erfindungsgemäß ist es auf besonders einfache Weise möglich, die Ausrichtung des
Gebäudes sowohl hinsichtlich des Kraftweges, als auch hinsichtlich der Kraftabtragung
nachzuvollziehen und zu protokollieren. Die somit erzeugte Hebungskinematik ist prüfbar
und kann ggfs. durch einen Prüfstatiker testiert werden. Dieses Testat bedeutet, daß
während der Hebung in das Gefüge des Hauses oder Gebäudes keine Eingriffe vorgenommen
wurden, die eine Verschlechterung der Bausubstanz herbeigeführt haben. Vielmehr ist
es erfindungsgemäß möglich, nach dem Verfahren den Baukörper oder das Gebäude optimal
auf die neuen Fundamente abzusetzen.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren erfüllt somit die Anforderungen der Prüfstatik an
ein Verfahren für derartig komplexe Aufgaben.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich weiterhin durch ein hohes Maß an Sicherheit
während des Hebenvorganges aus, da Lastspitzen, welche sich bei der Hebung einstellen
können, rechtzeitig erkannt und abgeleitet werden können.
[0025] Ein weiterer, hinsichtlich der Sicherheit des Verfahrens wesentlicher Vorteil liegt
darin, daß eine Vielzahl einzelner Zylinder-Kolbenelemente verwendet werden, so daß
bei Ausfall eines Elementes die Sicherheit des Hebevorganges nicht beeinträchtigt
wird. Insbesondere bei Stromausfall oder bei fehlerhafter Datenübertragung, jedoch
auch bei mechanischen Fehlern in der Hydraulik können durch die Überwachung der jeweiligen
Belastungs werte der Hubeinheiten Fehler sofort erkannt und durch Unterbrechung
des Hebevorganges eine Gefährdung des Gebäudes vermieden werden. Weiterhin werden
erfindungsgemäß parallel mit der Hebung unter den Wangen der Hubkammern mechanisch
nachfahrende Ischebeckkeile angeordnet, welche sofort die Last übernehmen können,
falls die Zylinderkolbeneinheit ausfällt.
[0026] Weiterhin sind bedingt durch die Vielzahl der angeordneten Hubkammern, welche für
die maximale Belastungsaufnahme der Statik der Baugenehmigung berechnet wurden, die
einzelnen Zylinderkolbeneinheiten oder Hubeinheiten oft nur zur Hälfte ihrer Nennlast
ausgelastet, so daß bei Lastumlagerungen die frei werdenden Kräfte übertragen werden
können. Derartige Lastumlagerungen können sich daraus ergeben, daß Fundamentbereiche,
die aus der Lage der Hubkammern stärker belastet werden, sich senken. Aus dem dabei
sofort auftretenden und zu registrierenden Druckabfall der jeweiligen Hubeinheit ist
dieser Vorgang sofort zu erkennen und es ist möglich, mit einem Nachfahren auf den
vorherigen Druck zu reagieren.
[0027] Im folgenden wird eine praktische Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
1. Einmessen der Gründungsfläche:
[0028] Die Gründungsfläche des Gebäudes bezogen auf die Unterkante der Kellergeschoßdecke
wird von aussen mit einem Feinnausrichtellement aufgenommen. Dabei wird festgestellt,
wie sich die ursprüngliche Gründungsebene während der Bergsenkung verändert hat. Die
vorhandene Gründungsfläche wird in einzelne aneinander hängende Teilebenen aufgeteilt.
Die Lage der einzelnen Teilebenen zueinander ist ein wichtiger Parameter für die Steuerung
der Lastverteilung in den Fundamenten.
[0029] Bei einer Einzelwegsteuerung von Teilebenen zum Erreichen einer statisch richtigen
Lastverteilung in den Fundamenten wird so gesteuert, daß die gegenseitige Verdrehung
der Gründungsfläche möglichst rückgängig gemacht wird.
[0030] Aus der Lage der vorgefundenen Gründungsfläche wird eine theoretische erste Soll-Ebene
für das Heben und Senken angegeben, indem die mittlere Neigungen und die Lage der
Drehachse für die Hebung bzw. Senkung angegeben wird.
[0031] Bei der dem erfindungsgemäßen Verfahren zugrundeliegenden Anlage kann die Drehachse
innerhalb der baulichen Anlage oder des Gebäudes liegen.
[0032] Die somit ermittelte erste theoretische Soll-Ebene wird bei erfolgreichen Einzelsteuerungen
von Teilebenen jeweils neu festgelegt, nachdem ein erster Hebungsschritt erfolgt ist.
[0033] Die Geometrie die Gründungsfläche und die Lastverteilung in den Fundamenten wird
schrittweise dem ursprünglichen Zustand angenähert, so daß eine Heilung der Schädung
aus der Bergsenkung vorgenommen wird.
2. Umsetzung der Ergebnisse aus Statik und geometrischem Hebungsplan in die Bauausführungspläne:
[0034] Die Lage und Anordnung der Hubkammern wird sowohl aus den Erfordernissen der Statik
abgeleitet, als auch aus dem geometrischen Hebungsplan, nachdem zusammenhängende
Hebungseinheiten gebildet werden müssen, die einen gesonderte Steuerung der Teilebenen
zulassen. Die Teilebenen werden bei der Steuerung der Lastverteilung in den Fundamenten
um ihre Drehachse mit der Nachbarebene so gehoben oder gesenkt, daß der durch Bergsenkung
erzwungene Weg so weit wie möglich rückgängig gemacht wird. Dabei wird solange gesteuert,
bis die richtige Kraftverteilung erreicht wird.
[0035] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren soll nicht die verdrehte Gründungsfläche in eine
Ebene überführt werden, vielmehr wird eine nach der Statik korrespondierende Lastverteilung
erreicht, wobei gegen die Richtung der Bewegung aus der Bergsenkung gehoben oder abgesenkt
wird.
[0036] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht, daß der Hebe- oder Absenkvorgang mit der
gesamten Anlage erforderlichenfalls abgebrochen wird und nur mit einer Teilebene
und nur mit neuen Steuerungsparametern weitergefahren wird. Danach werden die neuen
Istwerte automatisch im Zentralrechner übernommen und es wird mit der gesamten Anlage
weiterge fahren.
[0037] Nach der Ausarbeitung der theoretischen Vorgaben wird an Ort und Stelle die praktische
Durchführbarkeit festgestellt, wobei es möglich ist, Änderungen sofort einzuarbeiten.
[0038] Als Ergebnis dieses Verfahrensschrittes sind detaillierte Ausführungspläne für die
Hubkammern und Hilfseinrichtungen erstellbar.
3. Anfahren zum Heben und Senken:
[0039] Um die absolute Bewegung der Fundamente unter den einzelnen Hubeinheiten zu kontrollieren,
werden an den Schnittpunkten benachbarter Teilebenen und an den Aussenecken Messpunkte
eines Schlauchwagensystems angebracht. Mit Hilfe der Einzelhebersteuerung werden
die einzelnen Hubeinheiten einheitlich auf eine Lastabtragung von 10 Tonnen pro Hubeinheit
auf Kontakt angefahren. Anschließend wird parallel mit einem Weg von einem Millimeter
angehoben. Dabei wird die Kraftabtragung in den einzelnen Hubpunkten gemessen.
[0040] Um mögliche Konsulidierungssetzungen bei der Umlagerung von der Flächen- auf die
Punktlast der Hubeinheiten zu erfassen, wird sowohl die Kraftabtragung als auch die
Messpunkte der absoluten Wege an der Schlauchwaage beobachtet. Die beiden ermittelten
Werte korrespondieren miteinander, da beim Abgehen der Fundamente auch eine Verminderung
der abgetrage nen Kräfte in der Teilebene eintritt. Bei Beendigung der Konsulidierungssetzungen
beginnt der eigentliche Hebungs- und Absenkungsvorgang.
4. Heben und Senken mit kontrollierter Lastverteilung:
[0041] Die maximale Hubhöhe an der höchsten Stelle ergibt sich aus der mittleren Schieflage
und der Entfernung der Drehachse der Ebenen von dem Gebäude. Die maximale Hubhöhe
wird in Teilhebungen unterteilt, wobei die Hubhöhe je Teilhebung höchstens 15 cm beträgt.
Nachfolgend wird die jeweilige Kolben-Zylindereinheit umgesetzt. Die Hebung wird in
1 % Schritten durchgeführt, so daß der maximale Einzelhub an der höchsten Stelle 1,5
mm beträgt.
[0042] Die Ablesung der Kraftverteilung wird für 5 % Intervale durchgeführt. Bei kritischen
Stellen ist eine kontinuierliche Ablesung möglich. Die abgelesenen Werte werden in
einem Diagramm aufgetragen, wobei Abweichungen von der Soll-Verteilung zu einer entsprechenden
Anhebung oder Absenkung der Teilebenen führt, bis die optimale Kraftverteilung erreicht
wird. Nachdem die maximale Hubhöhe von 15 cm erreicht ist, werden die einzelnen Hubvorrichtungen
umgesetzt. Dabei werden die seitlich angesetzten mechanischen Hebekeile so angezogen,
daß der Druck in der jeweiligen Hubeinheit abfällt. Nachfolgend wird diese Hubeinheit
auf Null abgelassen und auf ein horizontales Widerlager vertikal gestellt. Danach
wird mit dem Druck vor dem Umsetzen wieder angefahren. Die neuen Nullhöhen werden
vom Zentralrechner übernommen.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. Vielmehr ergeben sich für den Fachmann im Rahmen der Erfindung vielfältige
Abwandlungs- und Modifikationsmöglichkeiten.
[0044] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist anhand der Zeichnung
näher erläutert. Die einzige Figur zeigt eine schematische Darstellung einer Kolben-Zylindereinheit.
[0045] Eine Kolben-Zylindereinheit 1 ist mit einem Weggeber 2 verbunden. Die Versorgung
der Kolben-Zylindereinheit 1 erfolgt über eine Versorgungseinheit 3, bestehend aus
einem Motor 4, der eine nicht dargestellte, in einer Ölwanne 5 befindliche Pumpe antreibt.
Zwischen der Kolben-Zylindereinheit 1 und der Versorgungseinheit 3 ist eine Steuereinheit
6 angeordnet. Zwischen der Steuereinheit 6 und der Kolben-Zylindereinheit 1 befindet
sich ein Druckmesser 7. Die vom Weggeber 2, bzw. vom Druckmesser 7 kommenden analogen
Meßwerte werden durch Analog-Digital-Wandler 8,9 in die digitale Signale umgesetzt,
die ihrerseits dem Einzelregler 10 zugeführt werden. Der Einzelregler 10 gibt seinerseits
die Daten an den Zentralregler 11 weiter und erhält von diesem auch seine Anweisungen,
die er seinerseits an die Steuereinheit 6 weitergibt. An dem Zentralregler 11 sind
eine Vielzahl von Einzelreglern, vergleichbar dem Einzelregler 10 anschließbar. In
der schematischen Skizze sind nur drei derartiger Anschlüsse dargestellt.
1. Verfahren zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes oder Gebäudeteils,
bei welchem das Gebäude bzw. das Gebäudeteil mittels mehrerer Zylinder-Kolbeneinheiten
gehoben, gesenkt und/oder ausgerichtet wird, wobei in einem ersten Verfahrensschritt
die Tiefstellung der Gründungsebene des Gebäudes als Ist-Wert ermittelt wird und nachfolgend
die Zylinder-Kolbeneinheiten wegabhängig betätigt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß jede der Zylinder-Kolbeneinheiten bis zum Erreichen einer jeweils aus der Statik
des Gebäudes für den Ort der Zylinder-Kolben-einheit vorgegebenen Belastung betätigt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ursprüngliche Gründungsebene
des Gebäudes bzw. Gebäudeteils in einzelne aneinander hängende Teilebenen unterteilt
wird und daß die einzelnen Teilebenen mittels der zugeordneten Zylinder-Kolben-einheiten
unabhängig voneinander ausgerichtet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß für jede Teilebene eine
theoretische erste Sollebene durch Bestimmung der mittleren Neigung und der Lage
der Drehachse bestimmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Erreichen der ersten
Sollebene weitere, nachfolgend schrittweise zu erreichende Sollebenen bestimmt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lage
der jeweiligen Zylinder-Kolbeneinheit in Abhängigkeit von den statischen Auflagerpunkten
des Gebäudes und in Abhängigkeit von den einzelnen Teilebenen der Gebäudeteile festgelegt
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Zylinder-Kolbeneinheiten
unabhängig voneinander betätigbar sind.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zylinder-Kolbeneinheiten
über einen Zentralrechner gesteuert und/oder geregelt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß jede der
Zylinder-Kolbeneinheiten über einen eigenen Hydraulik-Regelkreis betätigt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zur Überwachung
der Bewegung des Gebäudes an den Schnittbereichen benachbarter Teilebenen Messpunkte
eines Schlauchwaagesystems angeordnet werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß zum Beginn
der Ausrichtung des Gebäudes jede der Zylinder-Kolbeneinheiten mit einer Belastung
von 10 to belastet wird und das möglicherweise auftretende Konsulidierungssetzungen
vor Beginn des eigentlichen Ausrichtvorgangs ausgeglichen werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß in jedem
Ausrichtschritt eine maximale Hebung von 15 cm erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Hebung in 1 %-Schritten
der maximalen Hebung erfolgt.
13. Vorrichtung zum Heben, Senken und/oder Ausrichten eines Gebäudes oder Gebäudeteiles
unter Verwendung von hydraulischen Zylinder-Kolben-Einheiten, welche einzeln und/oder
gruppenweise zusammengefasst steuerbar sind zur Durchführung des Verfahrens nach einen
oder mehrern der Ansprüche 1 - 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Kolben-Zylinder-Einheit
(1) mit einem Druckmesser (7) ausgerüstet ist.