(19)
(11) EP 0 405 053 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.01.1991  Patentblatt  1991/01

(21) Anmeldenummer: 90102374.7

(22) Anmeldetag:  07.02.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E04F 15/08, E04F 13/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 30.06.1989 DE 8907980 U

(71) Anmelder: HMW FUGENTECHNIK-VERTRIEB Marianne Reher-Wedi
48282 Emsdetten (DE)

(72) Erfinder:
  • Reher-Wedi, Marianne
    D-4407 Emsdetten (DE)

(74) Vertreter: Hoffmeister, Helmut, Dr. Dipl.-Phys. 
Patentanwalt, Postbox 38 28
48021 Münster
48021 Münster (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Fliese für Wand- und Bodenbeläge und Verfahren zu ihrer Herstellung


    (57) Die Erfindung betrifft eine Fliese für Wand- und Boden­beläge, die aus einer keramischen Platte (1) mit einer auf der Sichtseite angeordneten farbgebenden Glasur (2) besteht. Auf mindestens einer der Seitenfläche ist eine ausgehärtete, pigmentierte Lackschicht (3) angeordnet, deren Farbe vorzugsweise der Farbe der Glasur (2) ent­spricht.
    Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Her­stellung einer Fliese, bei dem durch einen ersten Brand eine keramische Platte erzeugt, diese mit einer farbge­benden Glasur beschichtet und in einem zweiten Brand die Glasur gehärtet wird. Nach dem zweiten Brand wird auf mindestens eine der Seitenflächen eine pigmentierte Lack­schicht aufgebracht und diese gehärtet.
    Durch die Erfindung wird die aufwendige Herstellung von abgerundeten oder hinterschnittenen Fliesen für Stufen­und Kantenbereiche vermieden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Fliese für Wand- und Boden­beläge, bestehend aus einer keramischen Platte mit einer auf der Sichtseite angeordneten farbgebenden Glasur, und ein Verfahren zur Herstellung der Fliese.

    [0002] Derartige Fliesen werden üblicherweise hergestellt, in dem durch einen sogenannten Biskuitbrand die keramische Platte erzeugt, diese durch Spritzen glasiert und dann einem zweiten Brand, dem Glasur- oder Glattbrand, zuge­führt wird. Die keramische Platte selbst besteht aus Ton oder einem ähnlichen Material.

    [0003] Nachteilig sind bei diesen bekannten Fliesen die Seiten­kanten nicht von der Glasur bedeckt, so daß hier der keramische Träger sichtbar bleibt. Bei der Verfliesung einer Fläche stellt dies kein Problem dar, da die Seiten­flächen in der Fuge liegen und durch die zur Verfugung verwendeten Massen verdeckt werden.

    [0004] In Kantenbereichen, in denen zwei Fliesen winklig aufein­andertreffen, oder bei Stufenkanten oder dergleichen deckt das Fugenmaterial nicht ab. Bei Verwendung der oben geschilderten Fliesen würde hierdurch die offenlie­gende Seitenfläche das Aussehen der Fliesenarbeit beein­trächtigt. Außerdem ergeben sich Nachteile bei der Rei­nigung, weil die unglasierte Tonfläche aufgrund ihrer porigen Oberfläche nicht gut sauberzuhalten ist. Bisher wurde dieses Problem dadurch gelöst, daß für den Eckbereich speziell an einer Seite abgerundete Fliesen verwandt wurden. Diese werden jedoch seit geraumer Zeit aus Kostengründen kaum noch hergestellt. Die seitdem ver­wandten an mindestens einer Seite hinterschnittenen Fliesen haben den Nachteil, daß dieser Randbereich extrem dünn ausfällt. Er ist damit sehr empfindlich und kann leicht beschädigt werden. Auch die Herstellung der hinterschnittenen Fliesen ist teuer und bedingt ebenso wie die Verwendung der abgerundeten Fliesen eine aufwen­dige gesonderte Lagerhaltung.

    [0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die geschil­derten Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden und eine Fliese für Stufen- und Kantenbereiche anzuge­ben, die preiswert herstellbar und leicht handhabbar ist.

    [0006] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß diese Aufga­be durch eine auf einer oder mehreren Seitenflächen der Fliese angeordnete ausgehärtete Lackschicht gelöst werde kann.

    [0007] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher eine Fliese für Wand- und Bodenbeläge, die aus einer kera­mischen Platte mit einer auf der Sichtseite angeordneten farbgebenden Glasur besteht und die dadurch gekennzeich­net ist daß auf mindestens einer Seitenfläche eine ausgehartete pigmentierte Lackschicht angeordnet ist. Die Farbe der Lackschicht entspricht vorzugsweise der Farbe der Glasur, und es wird damit praktisch die Wirkung einer Glasur auf der Seitenfläche erzielt.

    [0008] Die Lackschicht paßt sich homogen der Glasur an. Ihre Herstellung ist sehr preisgünstig. Da sie nach Fertig­ stellung der üblichen, für eine Flächenbedeckung vorge­sehenen Fliesen je nach Bedarf aufgebracht werden kann, wird der Aufwand für die Lagerhaltung unterschiedlicher Fliesen stark reduziert. Es war überraschend, daß eine Lackschicht ist ästhetischer und technischer Hinsicht den Anforderungen genügt, von denen man bisher annahm, daß sie nur durch eine Glasur erfüllt werden könnte.

    [0009] Für bestimmte Einsatzzwecke, bei denen zwei Seiten der Fliese nicht in einer Fuge liegen, ist bei der erfin­dungsgemäßen Fliese vorteilhaft die Lackschicht auf zwei benachbarten aneinandergrenzenden Seitenflächen angeord­net.

    [0010] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsge­mäßen Fliese enthält die Lackschicht ein Bindemittel auf Basis eines Polyvinylchloridmischpolymerisats oder sie ist auf Acrylharzbasis hergestellt. Derartige Lacke haben sich für den gegebenen Einsatzzweck als besonders vorteilhaft erwiesen. Sie können durch Aufbringen eines entsprechenden Lacks hergestellt werden, der bei Raum­temperatur aushärtet. Die Lackschicht ist beständig gegenüber vielen Beanspruchungen, wie sie in Bereichen auftreten, in denen Fliesenbeläge üblicherweise einge­setzt werden. So wird sie z.B. im Sanitärbereich durch Reinigungsmittel, Körperpflegemittel, Kosmetika und der­gleichen nicht angegriffen.

    [0011] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstel­lung einer erfindungsgemäßen Fliese, bei dem durch einen ersten Brand eine keramische Platte erzeugt, diese mit einer farbgebenden Glasur beschichtet und in einem zweiten Brand die Glasur gehärtet wird. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß nach dem zweiten Brand auf mindestens eine der Seitenflächen eine pigmentierte Lackschicht aufgebracht und diese gehärtet wird. Das Auf­bringen der Lackschicht kann unmittelbar nach Herstellung der Fliesen erfolgen. Zur Reduzierung der Lagerhaltung wird jedoch die Lackschicht vorteilhaft erst bei Bedarf entsprechender Fliesen aufgebracht.

    [0012] Wenn es sich aufgrund der Verlegung der Fliesen ergibt, daß zwei Seitenflächen sichtbar bleiben, wird die Lackschicht vorteilhaft auf zwei benachbarte aneinander grenzende Seitenflächen aufgebracht.

    [0013] Aus den oben genannten Gründen wird vorteilhaft ein Lack aufgebracht, der ein Bindemittel auf Basis eines Poly­vinylchloridmischpolymerisats enthält. Eine vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich auch dadurch, daß ein Lack auf Acrylharzbasis aufge­bracht wird.

    [0014] Das Aufbringen der Lackschicht kann nach an sich bekann­ten Verfahren erfolgen, z.B. durch Streichen, Spritzen, Fluten, Tauchen, Walzen oder Rakeln. Hierbei ist darauf zu achten, daß sich eine gleichmäßige Lackschicht er­gibt, die nahtlos an die auf der Sichtseite aufgebrachte Glasur angrenzt. Weiterhin ist selbstverständlich darauf zu achten, daß die Sichtseite der Fliese nicht mit Lack­material verschmutzt wird.

    [0015] Die Lackschicht kann vorteilhaft erst nach dem Verlegen der Fliesen aufgebracht werden. Hierbei hat es sich als günstig erwiesen, die Lackschicht aufzubringen, bevor das beim Verlegen der Fliesen verwendete Fugen- und Kleb­material völlig ausgehärtet ist.

    [0016] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Die Figur zeigt eine erfindungsgemäße Fliese in perspektivischer Dar­stellung.

    [0017] Auf einer keramischen Platte 1 ist eine farbgebende Gla­sur 2 angeordnet. Die eine Seite der Fliese ist durch eine ausgehärtete, pigmentierte Lackschicht 3 angedeckt, wobei die Farbe der Lackschicht der Farbe der Glasur 2 entspricht.


    Ansprüche

    1. Fliese für Wand- und Bodenbeläge, bestehend aus einer keramischen Platte (1) mit einer auf der Sichtseite angeordneten farbgebenden Glasur (2), dadurch ge­kennzeichnet, daß auf mindestens einer Seitenfläche eine ausgehärtete, pigmentierte Lackschicht (3) ange­ordnet ist.
     
    2. Fliese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackschicht (3) auf zwei benachbarten, aneinander grenzenden Seitenflächen angeordnet ist.
     
    3. Fliese nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­net, daß die Lackschicht (3) ein Bindemittel auf Basis eines Polyvinylchloridmischpolymersats enthält.
     
    4. Fliese nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich net, daß die Lackschicht (1) auf Acrylharzbasis herge­stellt ist.
     
    5. Verfahren zur Herstellung einer Fliese nach einem der Ansprüche 1 - 4, bei dem durch einen ersten Brand eine keramische Platte erzeugt, diese mit einer farb­gebenden Glasur beschichtet und in einem zweiten Brand die Glasur gehärtet wird, dadurch gekennzeich­net, daß nach dem zweiten Brand auf mindestens eine der Seitenflächen eine pigmentierte Lackschicht (3) aufgebracht und diese gehärtet wird.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackschicht (3) auf zwei benachbarte aneinan­ der grenzende Seitenflächen aufgebracht wird.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeich­net, daß ein Lack aufgebracht wird, der ein Bindemit­tel auf Basis eines Polyvinylchloridmischpolymerisats enthält.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeich­net, daß ein Lack auf Acrylharzbasis aufgebracht wird.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackschicht (3) durch Strei­chen, Spritzen, Fluten, Tauchen, Walzen oder Rakeln aufgebracht wird.
     
    10.Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackschicht nach dem Verlegen der Fliese aufgebracht wird.
     
    11.Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackschicht aufgebracht wird, bevor das beim Verlegen der Fliesen verwendete Fugen- oder Klebma­terial völlig ausgehärtet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht