[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Glühen von dünnem, zu einem Coil aufgewickelten
Stahlblech in einem Ofen mit schützender, Wasserstoff enthaltender Atmosphäre.
[0002] Das Walzen von sehr dünnem Stahlblech, das besonders in der Verpackungsindustrie
gebraucht wird, erfordert eine sehr gute Schmierung durch einen am Blech anhaftenden
Schmierfilm aus Öl oder Fett. Dieser Schmierfilm stört, wenn in der Endphase des Walzens
das Blech rekristallisierend geglüht wird. Das Glühen wird in bekannter Weise in einem
Ofen mit Schutzgasatmosphäre vorgenommen. Diese Öfen sind meist als über das Coil
überstülpbare Hauben ausgeführt.
[0003] Es ist bekannt, das hinter der Walzstraße zu einem Coil aufgewickelte Stahlblech
wieder abzuwickeln und zwecks Reinigung durch ein alkalisches und ein elektrolytisches
Bad zu führen, zu trocknen und danach wieder zum Coil aufzuwickeln und dann das Coil
rekristallisierend zu glühen.
[0004] Dieser Reinigungsprozeß ist sehr aufwendig, aber unumgänglich, weil ohne die Reinigung
beim Erwärmen des Coils Teile des Öles oder Fettes als verkokte Rückstände auf dem
Blech festbrennen würden.
[0005] Diese Rückstände lassen das nach dem Glühen noch erfolgende letzte Nachwalzen nicht
zu, außerdem kann das Blech auch nicht z. B. mit Zinn, anderen Metallen oder organischen
Stoffen beschichtet werden.
[0006] Den alkalischen und elektrolytischen Reinigungsprozeß kann man nur bei dickeren Blechen,
die eine Dicke von über 0,5 mm haben, einsparen. Bei dicken Blechen ist beim Walzen
keine so gute Schmierung erforderlich. Es reicht deshalb eine Emulsion aus Wasser
und leicht abdampfendem Fett oder Öl aus. Die an der Oberfläche haftenden wenigen
Fett- oder Ölbestandteile werden beim Erwärmen abgedampft, so daß die Oberfläche des
Bleches auch ohne besonderes Reinigungsverfahren ausreichend rein oder sauber ist.
[0007] Es ist bekannt, dem Schutzgas Wasserstoff zuzusetzten, um einen schnelleren Wärmeübergang
und damit eine verkürzte Auf- und Abkühlzeit zu erreichen. Bei diesen bekannten Verfahren
wird der Ofen von Anfang an bis zur Rekristallisationstemperatur mit gleicher, meist
maximaler Heizleistung betrieben.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum rekristallisierenden
Glühen von sehr dünnem Stahlblech zu beschreiben, bei dem das Abwickeln des Coils
und das besondere Reinigen des Bleches im abgewickelten Zustand, insbesondere im alkalischen
und elektrolytischen Bad, eingespart wird, wobei die übliche Zeitdauer des Glühens
annähernd erhalten bleiben soll.
[0009] Diese Aufgabe wird durch das im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 beschriebene
Verfahren gelöst, Weiterbildungen sind in den Ansprüchen 2 und 3 beschrieben.
[0010] Die gesamte Zeit, die zum Glühen benötigt wird, ist um so kürzer, je höher der Gehalt
an Wasserstoff im Schutzgas ist. Bei hohem Gehalt sorgt der Wasserstoff nicht nur
für einen schnelleren Wärmeübergang, sondern auch für eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit
bei der Bildung von Methan.
[0011] Da oberhalb einer Temperatur von 450 °C nur noch wenige vom Fett oder Öl herrührende
Rückstände auf dem Stahlblech vorhanden sind, kann hier der Ofen mit von herkömmlichen
Verfahren bekannten Auf heiz-und Abkühlgeschwindigkeiten betrieben werden. Die Zeit
ist dann ausreichend lang, so daß bei erhöhtem Wasserstoffgehalt der Schutzgasatmosphäre,
der Wasserstoff mit den wenigen Rückständen ausreichend reagiert.
[0012] Der überraschend starke Reinigungseffekt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann
so erklärt werden, daß durch das langsame Erwärmen viele leicht flüchtigen Bestandteile
des Öles oder Fettes abdampfen. Die schwerer verdampfbaren Bestandteile reagieren
mit dem Wasserstoff und bilden Methan. Größere abzuleitende Mengen an Methan wurden
bei Versuchen gemessen.
[0013] Es hat sich herausgestellt, daß bei den bekannten Verfahren zum Glühen in einer Wasserstoff
enthaltenden Schutzgasatmosphäre die Zeit, in der das Öl oder Fett teilweise abdampfen
kann und in der der Wasserstoff auf die schwerer verdampfbaren Reste chemisch einwirkt,
zu kurz ist, um einen Schmierfilm aufzulösen.
[0014] Der reinigende Effekt des Verfahrens ist besser als bei Anwendung der herkömmlichen
alkalischen Reinigungsverfahren. Ein besonderer Vorteil des neuen Verfahrens besteht
auch darin, daß lediglich brennbare Gase oder Dämpfe entstehen, die leicht in Feuerungsanlagen
mit verbrannt werden können, dagegen stellt das alkalische Reinigungsverfahren ein
weitaus größeres Entsorgungsproblem dar.
[0015] Bei in einem alkalischen Bad gereinigtem und in herkömmlicher Weise unter HNX-Gas
geglühtem Stahlband werden in der Regel auf einem Quadratmeter Oberfläche als Rückstände
60 bis 120 mg Eisenauflage und rund 170 mg Kohlenstoffauflage gemessen. HNX-Gas ist
ein Gemisch aus 6 % Wasserstoff und über 90 % Stickstoff.
[0016] Bei einem Versuch nach der Erfindung, bei dem unter reiner Wasserstoffatmosphäre
geglüht wurde, wurden rund 1 mg Eisenauflage und rund 1 mg Kohlenstoffauflage gemessen.
Zur Schmierung wurde Palmfett und Tinoil verwandt.
[0017] Mit diesem Versuch wurde bewiesen, daß das Verfahren nach der Erfindung nicht nur
in der Wirtschaftlichkeit, sondern auch in der Reinigungsqualität den bekannten Verfahren
weit überlegen ist.
1. Verfahren zum Glühen von dünnem Stahlblech mit einer Dicke von weniger als 0,5
mm, das zu einem Coil aufgewickelt, in einem Ofen mit Wasserstoff enthaltender schützender
Atmosphäre rekristallisierend geglüht wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Coil
im Walzfett oder Walzöl enthaltendem Zustand in den Ofen eingebracht wird und in diesem
bis zu einem Temperaturbereich, der zwischen 300 °C und 450 °C liegt, erwärmt wird
und 450 °C erst nach einer Zeit von 5 Stunden oder länger überschritten werden und
daß das Schutzgas mindestens im über 250 °C liegenden bis zum Glühbereich sich erstreckenden
Erwärmungsbereich mindestens 20 % Wasserstoff enthält, wobei die Temperaturangaben
sich auf die Außenflächen des Coils beziehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas im gesamten
Erwärmungsbereich oder in Teilbereichen davon über 80 % Wasserstoff enthält.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmungsgeschwindigkeit
oberhalb 450 °C bis zum Erreichen der Rekristallisationstemperatur mehr als 2 °C
pro Minute beträgt.