[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Schaltventil, bei dem nach einer Initiierung ein
Energiespeicher einen Schalter oder einen Ventilkörper in einem Gehäuse erst verzögert
so bewegt, daß ein Schaltzustand verändert oder der Strömungsquerschnitt für ein Fluid
monoton verändert wird.
[0002] Ein solches Schaltventil an einer Mine ist beispielsweise aus der DE 31 31 691 C2
bekannt. Es soll verhindern, daß nach dem Verlegen der Mine Luft und/oder Wasser in
den Hohlraum über der Abdeckung gelangen kann, wenn sich die zunächst eingestülpte
Abdeckhaube ausgestülpt hat, was nur dann einwandfrei erfolgen kann, wenn zunächst
Luft über das Ventil in den Hohlraum einströmt. Gegen Ende des Ausstülpens der Abdeckhaube
wird bei diesem Wirkkörper durch einen sich dabei spannenden Schließfaden eine zunächst
eingeklemmte Kugel gegen einen Ventilsitz gezogen und der Belüftungskanal verschlossen.
[0003] Der Schaltzeitpunkt des Ventils, die Zeit, die nach der Initiierung (beim Auseinanderfliegen
aus dem Wurfbehälter) bis zum Öffnen oder Schließen vergehen soll, ist bei den bekannten
Ventilen nur in geringem Maße veränderbar, insbesondere kann der Schaltzeitpunkt
nicht später liegen, als bis die Abdeckhaube voll ausgestülpt ist, weil sonst keine
Energie zum Schalten mehr zur Verfügung stehen würde. Damit ein halbwegs sicheres
Schließen überhaupt bewirkt wird, muß der Zeitpunkt sogar noch vor dem endgültigen
Aufrichten liegen. Außerdem ist der Schließvorgang und die Dichtheit des Ventils auch
nachträglich noch störbar, beispielsweise wenn das Zugelement durch Umgebungseinflüsse
überlastet wird. Das Ventil ist an den Minen schwierig zu montieren und in der Wirksamkeit
zu überprüfen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ventil zu entwikkeln, das nach einer
vorgebbaren Zeit nach einer Initiierung automatisch schaltet, beispielsweise von einem
offenen Zustand in einen Schließzustand dauerhaft und sicher übergeht, wobei die Schaltzeit
unabhängig von der Fluidströmung durch das Ventil sein soll.
[0005] Die Aufgabe wird von einem Schaltventil gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß im Gehäuse ein mit einem Hilfsfluid ausgefüllter Raum vorhanden ist, der an einer
Seite von einem Verdrängerelement begrenzt ist, das Verdrängerelement so mit dem
Energiespeicher gekoppelt ist, daß eine vom Energiespeicher bewirkte Änderung der
Stellung des Schalters oder des Ventilkörpers zu einer Volumenverkleinerung des mit
dem Hilfsfluid ausgefüllten Raumes führt, und eine mit einer Drossel verbundene Austrittsstelle
aus dem mit dem Hilfsfluid ausgefüllten Raum vorhanden ist.
[0006] Der Grundgedanke der Erfindung ist, daß eine allein durch die Drossel (Austrittsgeschwindigkeit)
und die Geometrie des Schaltventils (Volumen des Hilfsfluids) bestimmte Zeitbasis
vorhanden ist, d.h. die durch die Drossel strömende Menge Hilfsfluid bestimmt den
Schaltzeitpunkt nach der Initiierung, und die Autonomie wird dadurch erreicht, daß
ein interner Energiespeicher (üblicherweise identisch mit dem Kraftelement zur Bewegung
des Schaltkörpers bzw. des Ventilkörpers) dafür sorgt, daß die durch die Bewegung
des Hilfsfluids festgelegten Zeiten von außen her kaum zu beeinflussen sind und für
lange Zeiten sichere reproduzierbare Werte gewahrleisten.
[0007] Bei der Ausgestaltung des Schaltventils sind zahlreiche Varianten möglich, der bewegbare
Ventilkörper kann beispielsweise ein elektrisches Umschalten bewirken oder monoton
den Strömungsquerschnitt für ein Fluid ändern, und es ist möglich, ein breites Zeitintervall
abzudecken. Wählbar sind als Parameter insbesondere die Art der Drossel, die Viskosität
des Hilfsfluids, das Volumen des Hilfsfluids und der Druck auf das Hilfsfluid. Die
damit überbrückbaren Intervalle liegen im Bereich unter einer Sekunde bis in den Bereich
von einigen Minuten. Aber auch größere Intervalle könnten realisiert werden, sofern
im Einzelfall entsprechend größere Schaltventile einsetzbar sind.
[0008] Von besonderem Vorteil ist auch die Stabilität und die Langzeitfunktionsfähigkeit
der Einrichtung; solche Eigenschaften werden in hohem Maße von militärischem Gerät
gefordert.
[0009] Das einstellbar verzögerte Schalten (Schließen oder Öffnen) des Ventils nach seiner
Initiierung ist völlig unabhängig vom augenblicklichen Arbeitszustand des Ventils,
d.h. unabhängig davon, ob gerade ein Fluid strömt oder nicht. Diese Eigenschaft ist
besonders erwünscht bei seinem Einsatz in Abdeckhauben von Minen, weil dann das Ventil
hinreichend lange offen gehalten werden kann und der Raum über der Hohlladung der
Mine ganz mit Luft gefüllt werden kann und somit das Ausstülpen der Abdeckhaube auch
ganz vollendet werden kann.
[0010] Beispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und im folgenden weiter
beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 Schnitt durch ein Belüftungsventil in einer Abdeckhaube auf einer Antitankmine;
Fig. 2 Schnitt durch ein Zeitglied an einer Seemine.
[0011] Wenn bei dem Belüftungsventil gemäß Fig. 1 die an der Kolbenstange 1 befestigte
Dichtplatte 2 durch eine Feder 3 gegen einen mit einem O-Ring 4 versehenen Ventilsitz
5 am Gehäuse 6 gepreßt wird, ist ein Durchtritt von Fluid durch die hohle Kolbenstange
1 unterbrechbar. Im Schließzustand (wie dargestellt) schaut die Kolbenstange 1 über
die Oberkante 7 des Gehäuses 6 hinaus. Wird die Kolbenstange 1 von oben her belastet,
weicht sie nach unten aus, dabei spannt sich die Feder 3 und Fluid, wie Luft, Wasser
oder dgl., kann durch das Ventil über die seitlichen Langlöcher 8 an der Kolbenstange
1 durchtreten. Charakteristisch ist der mit einem Hilfsfluid 9 gefüllte Raum 10. Er
hat die Form eines hohlen Zylindermantels, wobei seine Mantelflächen von der Innenwand
des Gehäuses 5 und von der Außenwand der Kolbenstange 1, die untere Begrenzung durch
das Gehäuse 5 und die obere Begrenzung von einem ringartigen Kolben 11 gebildet werden,
der außen an der Kolbenstange 1 befestigt ist. Der mit einem Hilfsfluid 9 ausgefüllte
Raum 10 kann als ein Raum eines Gleichgangzylinders aufgefaßt werden und der ringartige
Kolben 11 als zugehöriger Gleichgangkolben. Wenn die Kolbenstange 1 und damit der
ringartige Kolben 11 nach unten gedrückt werden, wird das Hilfsfluid 9 über eine Kapillare
12 in einen Raum 13 oberhalb des ringartigen Kolbens gepreßt. Die Geschwindigkeit
mit der der ringartige Kolben 11 nach unten nachgibt und dabei das Volumen des mit
dem Hilfsfluid 9 gefüllten Raumes 10 verkleinert, hängt nur davon ab, wie schnell
das Hilfsfluid 9 durch die Kapillare 12 strömt. In dem Schnitt ist noch erkennbar,
wie das Hilfsfluid 9, vorzugsweise ein Silikonöl, über eine Befüllschraube 14 eingefüllt
werden kann.
[0012] Dieses beispielhaft beschriebene Schaltventil ist besonders geeignet als Belüftungsventil
in aufstülpbaren Hauben von Minen oder anderen militärischen Wirkkörpern. Bei der
Lagerung und dem Transport befinden sich die Minen übereinandergestapelt in zylindrischen
Behältern und der Boden der vorangehenden Mine bzw. der Behälterdeckel drückt auf
die Kolbenstange, d.h. während der Lagerung und auch noch unmittelbar nach der Verteilung
ist das Ventil offen. Sobald der Druck von oben auf den Ventilkörper weggefallen
ist, beginnt sich das Ventil unter der Einwirkung der gespannten Feder zu schließen.
Unabhängig davon entfaltet sich die Abdeckhaube über der Hohlladung. Die Schaltzeit
ist dabei so eingestellt (größenordnungsmäßig 2 bis 3 Sekunden), daß das Belüftungsventil
kurze Zeit länger geöffnet ist, nachdem sich die Abdeckhaube schon voll entfaltet
hat. Nach der Schaltzeit bleibt das Ventil aufgrund einer entsprechend robusten Feder
zuverlässig weiter geschlossen. Bei besonders tiefen Temperaturen ist die Zeit, während
der das Hilfsfluid aus dem Raum 10 in den Raum 13 strömt wegen der höheren Viskosität
vergrößert; diese Verlängerung ist aber auch erwünscht, da bei diesen Temperaturen
das Ausstülpen der Abdeckhauben auch langsamer gehen kann.
[0013] Soll der Schaltzeitpunkt weitgehend temperaturunabhängig sein, wird die Kapillare
durch eine Düse als Drossel ersetzt. Die Strömungsgeschwindigkeit durch eine Drossel
ist weitgehend viskositätsunabhängig. Bei vielen Einmalanwendungen ist kein Gleichgangzylinder
erforderlich, weil das Hilfsfluid meist nicht aufgefangen werden muß. Das erfindungsgemäße
Schaltventil auf einer Abdeckhaube einer Mine ergibt reproduzierbare und prüfbare
Schließzeiten und ist von hoher Zuverlässigkeit.
[0014] Fig. 2 zeigt einen Schnitt durch den Boden einer Seemine, die noch teilweise in einem
Rohr steckt. Nach Verlassen des Behälters 20 wird der Schlagbolzen 21 von der Feder
22 seitlich herausgestoßen, und ab diesem Zeitpunkt kann die gespannte Tellerfeder
23 auf den Kolben 24 drücken, weil für den sich auf den Bolzen 21 abstützenden Zapfen
25 das Gegenlager weggefallen ist. Durch den Druck des Kolbens 24 auf das Hilfsfluid
26 wird es über die Kapillare 27 nach außen gepreßt. Schließlich kann der Zapfen 25
die Kurzschlußleitung 28 unterbrechen, abscheren, einen Stecker ziehen oder einen
Schalter betätigen oder über andere Bauelemente weitere Funktionen auslösen, was zur
Scharfstellung der Mine führt. Flüssigkeitsvolumen und Drosselstelle sind so aufeinander
abgestimmt, daß sich ein Verzögerungszeitintervall von etwa 15 Minuten ergibt.
1. Schaltventil, bei dem nach einer Initiierung ein Energiespeicher (3,23) einen
Schalter oder einen Ventilkörper (1) in einem Gehäuse (6) erst verzögert so bewegt,
daß ein Schaltzustand verändert oder der Strömungsquerschnitt für ein Fluid monoton
verändert wird, dadurch gekennzeichnet, daß im Gehäuse (6) ein mit einem Hilfsfluid
(9, 26) ausgefüllter Raum (10) vorhanden ist, der an einer Seite von einem Verdrängerelement
(11, 24) begrenzt ist, das Verdrängerelement (11, 24) so mit dem Energiespeicher
(3, 23) gekoppelt ist, daß eine vom Energiespeicher (3, 23) bewirkte Änderung der
Stellung des Schalters oder des Ventilkörpers (1) zu einer Volumenverkleinerung des
mit dem Hilfsfluid (9, 26) ausgefüllten Raumes (10) führt und eine mit einer Drossel
(12, 23) verbundene Austrittsstelle aus dem mit dem Hilfsfluid (9, 26) ausgefüllten
Raum (10) vorhanden ist.
2. Schaltventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilkörper eine
Kolbenstange (1) ist, die mit einer Feder (3) gegen einen Ventilsitz (5) preßbar ist
und dadurch der Durchtritt eines Fluids durch das Ventil unterbrechbar ist, im Gehäuse
(6) um die Kolbenstange (1) ein ringartiger, mit einem Hilfsfluid (9) ausgefüllter
Raum (10) vorhanden ist, außen an der Kolbenstange (1) ein ringartiger Kolben (11)
vorgesehen ist, der den ringartigen Raum (10) von einer Seite abschließt und der in
dem ringartigen Raum (10) dichtend gleiten kann, und in dem ringartigen Kolben (11)
oder in der Wand des mit dem Hilfsfluid (9) ausgefüllten Raumes (10) wenigstens eine
als Drossel (12) ausgebildete Austrittsöffnung vorhanden ist.
3. Schaltventil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfsfluid-Austrittsöffnung
eine Kapillare (12) ist.
4. Schaltventil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfsfluid-Austrittsöffnung
eine Düse ist.
5. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Ventilkörper eine hohle Kolbenstange (1) ist.
6. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verdrängerelement (11) als Gleichgangzylinder mit einer als Drossel (12) ausgebildeten
Hilfsfluid-Austrittsöffnung im Kolben (11) ausgebildet ist.
7. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verdrängerelement als Kolben (11) in einem Gleichgangzylinder ausgebildet ist, und
die beiden durch den Kolben (11) voneinander abgetrennten Räume (10, 13) außen durch
eine Leitung mit einer Drossel verbunden sind.
8. Schaltventil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Hilfsfluid über die Drossel aus dem Gehäuse austritt.
9. Verwendung des Schaltventiles nach einem der Ansprüche 1 bis 8 als Belüftungsventil
in einer Abdeckhaube von Hohlladungsminen oder anderen militärischen Wirkkörpern.
10. Verwendung des Schaltventiles nach einem der Ansprüche 1 bis 8 als Zeitschalter
zum Scharfstellen in Minen, insbesondere Seeminen, oder sonstigen militärischen Wirkkörpern.