[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein granuliertes, fotografisches Fixiermittel
und ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Fixiermittels, das rasch aufgelöst
werden kann.
[0002] Fotografische Fixiermittel und Bleichfixiermittel enthalten üblicherweise ein Thiosulfat
als Fixiersubstanz, die nicht entwickeltes Silberhalogenid und durch Bleichen des
metallischen Silbers neuentstandenes Silberhalogenid aus dem fotografischen Material
lösen soll. Als Thiosulfat wird auf Grund seiner schnellen Fixierreaktion weitgehend
Ammoniumthiosulfat [(NH₄)₂S₂O₃] eingesetzt, das aber einen gravierenden Nachteil hat.
Pulver dieser Substanz backen beim Stehen selbst unter Ausschluß von Luftfeuchtigkeit
zu festen Klumpen zusammen, die mühsam zerkleinert werden müssen und schlecht zu
dosieren sind Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn das Ammoniumthiosulfat-Pulver
mit den anderen Bestandteilen des Fixier- oder Bleichfixierbades gemischt wird. Auch
das ersatzweise verwendete Natriumthiosulfat ist nachteilig, da es sich in Wasser
schlecht löst und auf dem Boden des Fixier- oder Bleichfixierbades Krusten bildet.
Um diese Schwierigkeit zu umgehen, wird das Fixier- oder Bleichfixiermittel weitgehend
in einer flüssigen Konfektionierung angeboten und eingesetzte Das hat aber den Nachteil
erhöhter Kosten durch den Wasserballast.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist, eine Konfektionierungsform für Ammoniumthiosulfat zu schaffen,
die fest und doch gut dosierbar ist und sich im Bad schnell löst.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß sich granulierte Fixiermittel herstellen lassen, indem
man ein Thiosulfat gemeinsam mit einem Disulfit und gegebenenfalls weiteren festen
Substanzen so mahlt, daß das Maximum der Teilchendurchmesserverteilungskurve unter
10 µm liegt, die gemahlenen Teilchen einer Pulveragglomeration unterwirft, das Granulat
im Vakuum trocknet, gegebenenfalls mit dem Granulat des Bleichmittels mischt und
wasserdampfdicht verpackt.
[0005] Die so hergestellten Granulate der festen Bestandteile eines fotografischen Fixier-
oder Bleichfixiermitels sind mechanisch stabil, von einheitlicher Korngröße, zeigen
eine große Lösungsgeschwindigkeit und unbegrenzte Haltbarkeit, sind staubfrei und
rieselfähig.
[0006] Als Thiosulfate kommen vorzugsweise Alkali-, insbesondere Natrium-, und Ammoniumthiosulfat
in Frage.
[0007] Als Disulfite kommen Alkali- und Ammoniumdisulfit, insbesondere Natriumdisulfit,
in Betracht.
[0008] Die Zerkleinerung der festen Bestandteile auf Partikelgrößen < 10 µm erfolgt üblicherweise
durch Strahlmahlen. Die Pulveragglomeration wird vorzugsweise in einem Wirbelbett
durchgeführt, wobei man den zu agglomerierenden Partikeln gegebenenfalls Granulierflüssigkeit,
beispielsweise 200 ml Wasser pro kg Pulver zusetzt und gegebenenfalls etwas Bindemittel,
beispielsweise Maisstärke.
[0009] Der mittlere Teilchendurchmesser der Granulate soll vorzugsweise ≧ 150 µm sein und
beträgt insbesondere 150 bis 3000 µm.
[0010] Als weitere Bestandteile der Thiosulfatgranulate kommen Komplexbildner wie Ethylendiamintetraessigsäure
(EDTA) und Mittel zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes wie Natriumcarbonat in
Frage.
[0011] Im Falle von Bleichfixiermitteln werden vorzugsweise von Fixiermittel und Bleichmittel
getrennt Granulate hergestellt und miteinander vermischt.
[0012] Das Granulat des Bleichmittels enthält einen Eisen(III)-komplex oder ein Eisen(III)-komplexsalz,
z.B. ein Ammoniumeisenkomplexsalz der EDTA, der Propylendiamin tetraessigsäure (PDTA),
der Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) oder der Nitrilotriessigsäure (NTA) sowie
gegebenenfalls freien Komplexbildner, z.B. EDTA, PDTA, DTPA oder NTA.
[0013] Das Granulat des Bleichmittels wird vorzugsweise genauso hergestellt wie das Granulat
des Fixiermittels und hat insbesondere einen mittleren Teilchendurchmesser im gleichen
Bereich.
[0014] Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße Mittel 35 bis 85 Gew.-% Thiosulfat, 5 bis
15 Gew.-% Disulfit und, im Falle eines Bleichfixiermittels, 30 bis 50 Gew.-% Eisen(III)-komplex
oder Eisen(III)-komplexsalz.
Beispiel 1
Herstellung eines Bleichfixierbad-Granulats zur Verarbeitung von Colornegativpapier.
[0015] Das Bleichfixierbad-Granulat wird durch Mischen von zwei Einzelgranulaten A und B
hergestellt. Pro Liter gebrauchsfertige Lösung werden die folgenden Stoffmengen eingesetzt:
1. Granulat A: |
|
1.1 Ammoniumthiosulfat |
75,0 g |
1.2 Ammoniumcarbonat |
2,6 g |
1.3 Natriumdisulfit |
13,5 g |
|
91,1 g |
2. Granulat B: |
|
2.1 Ammonium-Eisen-EDTA |
57,0 g |
2.2 EDTA-Säure |
0,8 g |
|
57,8 g |
Herstellung von Granulat A:
[0016] Die unter A aufgeführten Chemikalien werden - im angegebenen Mischungsverhältnis
- in einer sog. Alexandermuhle auf etwa 1 mm Korngröße zerkleinert und danach in
einer Luftstrahlmühle auf eine Teilchengröße von 5 µm, gemahlen. Danach wird das Mahlgut
in Portionen von etwa 500 Gramm auf einem handelsüblichen Wirbelschicht-Granulator
(Strea-1-Laborgerät der Firma Aeromatic, Bubendorf/Schweiz) granuliert.
[0017] Dazu werden 50 ml Wasser als Granulierflüssigkeit innerhalb von etwa 2 min in das
Wirbelbett eingesprüht. Danach wird durch Erwärmen der Fluidisierungsluft auf 70°C
etwa 6 min lang getrocknet, bis die Produkttemperatur 60°C erreicht hat. Das Gutkorn
wird von etwa 5 % Unterkorn (< 0,15 mm) durch Absieben abgetrennt. Anschließend
wird im Vakuum bei Raumtemperatur nachgetrocknet
[0018] Das erhaltene, farblose Produkt klumpt nicht und ist nichtstaubend und rieselfähig.
Herstellung von Granulat B:
[0019] Die unter B aufgeführten Chemikalien werden gemischt und im selben Granulator (wie
bei A) durch Aufsprühen von 50 gew.-%iger Ammoniumeisen-EDTA-Lösung, die überschüssiges
Ammoniak enthält, in etwa 7 min granuliert. Auf 600 g der Mischung B werden 200 ml
dieser Lösung bei Raumtemperatur aufgesprüht.
[0020] Anschließend wird im selben Gerät durch Erwärmen der Fluidisierungsluft auf 70°C
10 min lang getrocknet, bis die Produkttemperatur 55°C erreicht hat. Nach Absieben
von wenig Überkorn wird 3 bis 4 Stunden im Vakuum bei Raumtemperatur getrocknet. Das
erhaltene rotbraune und rieselfähige Produkt ist staubfrei und nichtklumpend.
Mischen:
[0021] Zur Herstellung des gebrauchsfertigen Mischgranulats werden die Granulate A und B
gemischt. Dabei ergibt die Mischung aus 91,1 g Granulat A und 57,8 g Granulat B die
für 1 Liter Bleichfixierbad erforderliche Menge Mischgranulat.
Eigenschaften des fertigen Mischgranulats:
[0022] Wie die Einzelgranulate ist das Mischgranulat rieselfähig, frei fließend und nichtstaubend.
Unter Rühren löst es sich in Wasser bei Raumtemperatur in 45 Sekunden zu einer dunkelroten
Lösung auf Diese unterscheidet sich nicht von einer zweiten Probe, die aus der gleichen
Menge der entsprechenden pulverförmigen Chemikalien hergstellt wurde.
[0023] Das Mischgranulat ist, luft- und feuchtigkeitsdicht verpackt, unbegrenzt haltbar.
Die photographische Wirksamkeit entspricht völlig einem Bleichfixierbad, das aus
nichtgranuliertem Chemikalien nach demselben Ansatzrezept hergestellt wurde.
Beispiel 2
[0024] Herstellung eines Fixierbad-Granulats zur Verarbeitung von Colornegativ- oder Schwarzweißfilm.
[0025] Zur Herstellung eines Granulats für 1 Liter gebrauchsfertige Lösung werden folgende
festen Chemikalien im angegebenen Verhältnis gemischt:
1. Ammoniumthiosulfat |
140.0 g |
2. EDTA-Säure |
1,2 g |
3. Natriumdisulfit |
13,9 g |
4. Ammoniumcarbonat |
30,0 g |
[0026] Die Mischung wird nach Vorzerkleinerung in der sog. Alexandermühle in einer Luftstrahlmühle
auf eine mittlere Teilchengröße von etwa 5 µm gemahlen.
[0027] Etwa 700 g einer solchen Mischung werden in dem oben beschriebenen Stea 1-Granulator
durch Aufsprühen von 110 ml Wasser innerhalb von 5 min granuliert. Das Aufsprühen
wird mehrmals unterbrochen, damit eine gleichmäßige Korngrößenverteilung erzielt
wird. Das erhaltene Granulat wird anschließend durch Erwärmen der Fluidisierungsluft
auf 55°C 10 min lang getrocknet. Geringe Mengen Über- und Unterkorn werden abgesiebt.
Es schließt sich eine 2-stündige Trocknung im Vakuum bei Raumtemperatur an.
[0028] Das farblose Granulat ist staubfrei, rieselfähig und nichtklumpend. Eingeschweißt
in alukaschierte Beutel, ist es unbegrenzt haltbar. In Wasser löst es sich unter Rühren
innerhalb von etwa 10 sec zu einer farblosen und klaren Lösung vom pH-Wert 7,3 auf.
[0029] In der photografischen Wirkung entspricht diese Lösung völlig einer zweiten, die
aus den gleichen Chemikalien ohne Granulation nach demselben Ansatzrezept hergestellt
wurde.
1. Granuliertes fotografisches Fixier- oder Bleichfixiermittel, dessen Körner gemeinsam
ein Thiosulfat und ein Disulfit enthalten.
2. Granuliertes fotografisches Bleichfixiermittel nach Anspruch 1, enthaltend zusätzlich
ein Granulat eines Eisen-(III)-komplexes oder Eisen(III)-komplexsalzes.
3. Granuliertes fotografisches Fixier- oder Bleichfixiermittel nach Ansprüchen 1
und 2, wobei die Granulate mittlere Teilchendurchmesser von mindestens 150 µm aufweisen.
4. Granuliertes fotografisches Fixier- oder Bleichfixiermittel nach Ansprüchen 1
und 2, wobei die Granulate mittlere Teichendurchmesser von 150 bis 3000 µm aufweisen.
5. Granuliertes fotografisches Fixier- oder Bleichfixiermittel nach Anspruch 1, dessen
Granulat 35 bis 85 Gew.-% Thiosulfat und 5 bis 15 Gew.-% Disulfit enthält.
6. Granuliertes fotografisches Fixier- oder Bleichfixiermittel nach Anspruch 2, dessen
Granulat 30 bis 50 Gew.-% Eisen(III)-komplex oder Eisen(III)-komplexsalz enthält.
7. Verfahren zur Herstellung eines fotografischen Fixier- oder Bleichfixiermittels
in granulierter Form, das ein Thiosulfat enthält, dadurch gekennzeichnet, daß man
das Thiosulfat gemeinsam mit einem Disulfit und gegebenenfalls weiteren festen Substanzen
so mahlt, daß das Maximum der Teilchendurchmesserverteilungskurve unter 10 µm liegt,
die gemahlenen Teilchen einer Pulveragglomeration unterwirft, das Granulat im Vakuum
trocknet, gegebenenfalls mit dem Granulat des Bleichmittels mischt und wasserdampfdicht
verpackt.