[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Fließfähigkeit
von Mineralölen und Mineralöldestillaten durch Zusatz von Mischungen aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisaten
und Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisaten.
[0002] Mineralöle und Mineralöldestillate enthalten je nach Herkunft unterschiedliche Mengen
Paraffin gelöst, das sich bei tiefen Temperaturen in Form plättchenförmiger Kristalle,
in denen noch Öl eingeschlossen ist, abscheidet. Hierdurch wird die Fließfähigkeit
von Mineralölen und Mineralöldestillaten erheblich beeinträchtigt. Dies führt z.B.
im Fall von Dieselkraftstoff zur Verstopfung von Filtern mit der Folge, daß die Zufuhr
des Kraftstoffs zu den Verbrennungsaggregaten, wie Motoren oder Düsentriebwerken,
ungleichmäßig erfolgt oder völlig unterbrochen wird. Ebenso können sich Störungen
beim Transport von Heizölen in Verbrennungsanlagen ergeben, wenn derartige Wachsausscheidungen,
bedingt durch tiefe Temperaturen, auftreten.
[0003] Auch das Fördern von Mitteldestillaten durch Rohrleitungen über größere Entfernungen
kann im Winter durch das Ausfallen von Paraffinkristallen beeinträchtigt werden.
[0004] Um die Abscheidung von Paraffinwachs zu kontrollieren, setzt man den Mineralölen
und Mineralöldestillaten, insbesondere den sogenannten Mitteldestillaten Additive
zu, die Größe und Form der Paraffinkristalle verändern, so daß die Mitteldestillate
auch bei tiefen Temperaturen fließfähig bleiben. Die wirtschaftlich wichtigsten Stockpunkterniedri
ger und Fließverbesserer für Mineralöle und Mineralöldestillate sind Copolymerisate
des Ethylens mit Estern des Vinylalkohols, insbesondere mit Vinylacetat. Derartige
Mischpolymerisate und ihre Verwendung sind z.B. in der DE-C 19 14 756 und der DE-A
25 15 805 beschrieben. Aus der veröffentlichten japanischen Patentanmeldung 58 80
386, referiert in C.A.
99 (1983), 21 55 19, ist es bekannt, Terpolymerisate aus Ethylen, Vinylacetat und N-Vinyl-2-Pyrrolidon
als Fließverbesserer zu verwenden.
[0005] In der Praxis hat sich gezeigt, daß die Wirksamkeit dieser Mischpolymerisate als
Fließverbesserer abhängig ist von den Eigenschaften der Mineralöle und Mineralöldestillate,
deren Fließfähigkeit erhöht werden soll. Bei Mitteldestillaten beispielsweise wird
sie u.a. beeinflußt durch den Gesamtgehalt an n-Paraffinen und den Gehalt an n-Paraffinen
bestimmter Kettenlängen. Paraffingehalt und -verteilung werden bestimmt durch die
Anteile leichter, mittelschwerer und schwerer Destillatfraktionen, aus denen das Mitteldestillat
zusammengesetzt ist, sowie durch die Rohölprovenienz.
[0006] Es ist daher verständlich, daß die Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisate trotz ihrer
hervorragenden Eignung die Fließfähigkeit zu erhöhen, nicht immer die erwünschte Wirkung
zeigen. In solchen Fällen behilft man sich dann dadurch, daß man sie in großen Mengen
zusetzt oder daß man das Mineralöl oder das Mineralöldestillat mit niedrig siedenden
Kohlenwasserstoffen vermischt.
[0007] Eine andere Möglichkeit, die Wirksamkeit von Fließverbesserern zu erhöhen besteht
darin, Additivkombinationen einzusetzen. So werden in der DE-A-26 39 672 Mischungen
aus Polymeren mit Ethylenskelett und Coplymeren von C₂- bis C₅₀-Olefinen beschrieben,
die zu einer synergistischen Verbesserung der Fließeigenschaften von Destillatkohlenwasserstoffölen
in der Kälte führen können.
[0008] Nach der US-A-36 60 057 setzt man Mischungen aus einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat
und einem festen Kohlenwasserstoff, der frei von n-Paraffinen ist, als Fließverbesserer
ein.
[0009] Als Fließverbesserer für Erdölmitteldestillate werden in der US-A-40 19 878 Gemische
offenbart, die aus einem Ethylen enthaltenden Polymerisat, Bienenwachs, Ozokerit
und/oder einem langkettigen alpha-Olefin bestehen.
[0010] Obgleich die bekannten Substanzen und Substanzgemische in vielen Fällen die Fließfähigkeit
von Mineralölen und Mineralöldestillaten unterschiedlicher Herkunft und Zusammensetzung
bei niedrigen Temperaturen zum Teil sogar deutlich verbessert haben, fehlen dennoch
Additive mit möglichst vielseitiger, im Idealfall universeller Anwendbarkeit.
[0011] Es bestand daher die Aufgabe, Additive bereitzustellen, die gegenüber den bekannten
Fließverbesserern eine noch größere Anwendungsbreite haben. Sie sollen die Fließfähigkeit
auch solcher Öle erhöhen, bei denen die bekannten Additive keine oder nur geringe
Wirkung zeigen.
[0012] Die Erfindung besteht in einem Verfahren zur Verbesserung der Fließfähigkeit von
Mineralölen und Mineralöldestillaten. Es ist dadurch gekennzeichnet, daß man den
Mineralölen bzw. Mineralöldestillaten Mischungen aus einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymerist
und einem Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat zusetzt.
[0013] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß das erfindungsgemäße Verfahren die Ausscheidung
von Paraffinen aus Mineralölen und Mineralöldestillaten wirksam unterdrückt und gegebenenfalls
ausgeschiedene Paraffinkristalle in Schwebe hält. Die nach dem neuen Verfahren eingesetzten
Additive wirken damit einem Ansteigen der Viskosität der Kohlenwasserstoffgemische
bei sinkenden Temperaturen entgegen und setzen den Stockpunkt herab. Die beanspruchte
Arbeitsweise hat sich zur Verbesserung der Fließfähigkeit von Mineralölen und deren
Destillationsprodukten, unabhängig von ihrer qualitativen und quantitativen Zusammensetzung,
bewährt. Von besonderer Bedeutung ist, daß sich die beiden Komponenten synergistisch
verstärken. Die Wirksamkeit des Polymerisatgemisches ist also größer als die Summe
der Wirksamkeit seiner Bestandteile.
[0014] Die erfindungsgemäß eingesetzten Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisate enthalten 20
bis 40 Gew.-% Vinylacetat. Besonders bewährt haben sich Copolymerisate mit 25 bis
35 Gew.-% Vinylacetat. Ihre nach der deutschen Norm DIN 53 019 in einem Rotationsviskosimeter
(Hersteller: Fa. Haake) bei 140°C gemessenen Viskosität beträgt 30 bis 1000 mPa.s,
insbesondere 30 bis 250 mPa.s.
[0015] Je 100 CH₂-Gruppen weisen sie 1 bis 10 und vorzugsweise 2 bis 7 CH₃-Gruppen in den
Seitenketten auf, die nicht aus dem Acetatrest des Vinylacetats herrühren. Die Bestimmung
der Anzahl CH₃-Gruppen erfolgt dabei durch H-NMR-Spektroskopie.
[0016] Die Herstellung der Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisate ist bekannt. Sie kann z.B.
durch Polymerisation des Monomergemisches bei Drücken von 5 bis 15 MPa und Temperaturen
von 70 bis 150°C in Gegenwart Radikale bildender Initiatoren erfolgen. Als Reaktionsmedium
kann ein organisches Lösungs- oder Suspensionsmittel wie Toluol eingesetzt werden.
[0017] Die als zweiter Bestandteil des Fließverbesserergemisches verwendeten Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpoly
merisate enthalten 15 bis 50 Gew.-%, insbesondere 20 bis 35 Gew.-% Vinylacetat und
0,5 bis 10 Gew.-%, insbesondere 1,0 bis 5,0 Gew.-% N-Vinylpyrrolidon. Ihre in der
gleichen Weise wie bei den Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisaten gemessene Viskosität
beträgt 100 bis 5000 mPa.s und insbesondere 150 bis 1500 mPa.s.
[0018] Die Herstellung von Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisaten ist bekannt.
Sie erfolgt z.B. durch Polymerisation des Monomerengemisches bei Drücken oberhalb
von 5 MPa und Temperaturen oberhalb 60°C in Gegenwart Radikale bildender Initiatoren
in Autoklaven. Als Reaktionsmedium wendet man organische Lösungsmittel an, die ≧ 5
Gew.-% Ethylen lösen. Geeignet sind Methanol, t-Butanol, Benzol, Dioxan (vgl. FR 1
392 354).
[0019] Das Gewichtsverhältnis der beiden Polymerisate im Additivgemisch kann innerhalb
weiter Grenzen variiert werden. Es hat sich bewährt, Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat
und Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat im Gewichtsverhältnis von
1 : 1 bis 100 : 1 einzusetzen. Bevorzugt werden Mischungen, die Copolymerisat und
Terpolymerisat im Gewichtsverhältnis von 3 : 1 bis 20 : 1 enthalten.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren verbessert sowohl die Fließfähigkeit von Mineralölen
als auch von Mineralöldestillaten. Unter dem Begriff Mineralöle werden hierbei insbesondere
Rohöle und Destillationsrückstände, wie schweres Heizöl, verstanden. Als Mineralöldestillate
werden Kohlenwasserstofffraktionen mit einer Siedetemperatur zwischen etwa 150 und
400°C bezeichnet. Hierzu gehören beispielsweise Petroleum, leichte Heizöle und Dieselkraftstoffe.
Von besonderer Bedeutung sind die Mitteldestillate wie Heizöl EL und Dieselkraftstoff.
[0021] Das Gemisch aus den beiden Polymerisaten wird Mineralölen bzw. den Mineralöldestillaten
in Form von Lösungen, die 20 bis 70 Gew.-% (bezogen auf die Lösung) der Polymerisate
enthalten, zugesetzt. Als Lösungsmittel geeignet sind aliphatische oder aromatische
Kohlenwasserstoffe oder Kohlenwasserstoffgemische, z.B. Benzinfraktionen. Besonders
geeignet ist Kerosin. Die Polymerisatmenge, bezogen auf Mineralöl bzw. Mineralölfraktionen,
soll 0,001 bis 2, vorzugsweise 0,005 bis 0,5 Gew.-% betragen.
[0022] Die Polymerisatgemische können allein oder auch zusammen mit anderen Additiven verwendet
werden, z.B. mit anderen Stockpunkterniedrigern oder Entwachsungshilfsmitteln, mit
Korrosionsinhibitoren, Antioxidantien, Schlamminhibitoren und Zusätzen zur Erniedrigung
des Cloud-Points.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
[0024] Die Beispiele 1 bis 4 betreffen das erfindungsgemäße Verfahren. In den Beispielen
5 bis 7 werden die Ergebnisse von Vergleichsversuchen wiedergegeben, die bei Einsatz
von Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisaten allein (Beispiele 5 und 6) und eines Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisats
allein (Beispiel 7) erhalten werden.
[0025] Die Wirksamkeit der untersuchten Verfahren zur Verbesserung der Fließfähigkeit wird
an Hand des "Kalt-Filter-Verstopfungspunkt-Test" (CFPP-Test) beschrieben. Die Durchführung
des Tests erfolgt nach DIN 51428. Sie ist auch im J. of the Inst. of Petr. Bd. 52,
Juni 1966, Seite 173 bis 185, publiziert.
[0026] Zur Prüfung werden drei Mitteldestillate M1, M2 und M3 eingesetzt. Sie werden durch
die in Tabelle 1 zusammengestellten Eigenschaftswerte gekennzeichnet.
Beispiele 1 bis 8:
[0027] In den folgenden Beispielen werden die nachstehend charakterisierten Polymerisate
allein oder als Mischung eingesetzt.
A: ein Ethylen-Vinylactat-Copolymerisat mit einem Vinylacetat-Gehalt von 30,5 Gew.-%
und einer Viskosität von 30 mPa.s bei 140°C.
B: ein Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat mit einem Vinylacetat-Gehalt von 29,8 Gew.-%
und einer Viskosität von 80 mPa.s bei 140°C.
C: ein Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat mit einem Vinylacetatgehalt
von 23,2 Gew.-%, einem N-Vinylpyrrolidongehalt von 1,4 Gew.-% und einer Viskosität
von 230 mPa.s bei 140°C.
[0028] Der Vinylacetatgehalt in den Polymerisaten wird nach der Pyrolysemethode bestimmt.
Hierzu werden 200 mg des Polymerisats mit 300 mg reinem Polyethylen in einem Pyrolysekolben
5 Minuten auf 450°C erhitzt und die Spaltgase in einem 250 ml-Rundkolben aufgefangen.
Die entstandene Essigsäure wird mit einer NaJ/KJO₃-Lösung umgesetzt und das freiwerdende
Jod mit Na₂S₂O₃-Lösung titriert.
[0029] Der N-Vinylpyrrolidongehalt im Polymerisat wird aus dem nach Dumas bestimmten Stickstoff-Gehalt
des Polymers berechnet.
[0030] Tabelle 2 enthält Angaben zur Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Verbesserung
der Fließfähigkeit von Mineralölen und Mineralöldestillaten.
Tabelle 1:
Kennzeichnung der Prüföle |
|
M 1 |
M 2 |
M 3 |
Cloud Point (nach DIN 51 597) (°C) |
+ 1 |
- 2,2 |
+ 3 |
CFPP (°C) |
- 5 |
- 4 |
- 2 |
Pour Point (°C) |
- 6 |
- 15 |
- 9 |
Wax Appearance Temperature (°C) |
- 4,0 |
- 6,0 |
- 3,0 |
Gehalt an n-Paraffinen (%) |
41 |
- |
37 |
Siedeanalyse (°C) |
|
|
|
Siedeanfang |
176 |
184 |
190 |
20 % |
- |
217 |
234 |
90 % |
- |
350 |
350 |
Siedeende |
381 |
377 |
373 |

1.) Verfahren zur Verbesserung der Fließfähigkeit von Mineralölen und Mineralöldestillaten,
dadurch gekennzeichnet, daß man den Mineralölen bzw. Mineralöldestillaten Mischungen
aus einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat und einem Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat
zusetzt.
2.) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat
20 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise 25 bis 35 Gew.-% Vinylacetat enthält, eine bei 140°C
gemessene Viskosität von 30 bis 1000, vorzugsweise 30 bis 250 mPa.s besitzt und je
100 CH₂-Gruppen 1 bis 10, vorzugsweise 2 bis 7 CH₃-Gruppen in den Seitenketten aufweisen,
die nicht aus dem Acetatrest des Vinylacetats herrühren.
3.) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das das Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat
15 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 35 Gew.-% Vinylacetat, 0,5 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise
1,0 bis 5,0 Gew.-% N-Vinylpyrrolidon enthält und eine bei 140°C gemessene Viskosität
von 100 bis 5000 mPa.s, insbesondere 150 bis 1500 mPa.s besitzt.
4.) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat
und Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat im Gewichtsverhältnis von
1 : 1 bis 100 : 1, vorzugsweise 3 : 1 bis 20 : 1 eingesetzt werden.
5.) Mineralöl oder Mineralöldestillat mit verbessertem Fließverhalten, dadurch gekennzeichnet,
daß es 0,001 bis 2, vorzugsweise 0,005 bis 0,5 Gew.-% einer Mischung aus einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat
und einem Ethylen-Vinylacetat-N-Vinylpyrrolidon-Terpolymerisat enthält.