[0001] Die Erfindung berifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Reinigen von mit Schadstoffen
beladenem Rauchgas aus Verbrennungsanlagen, insbesondere Müll-Verbrennungsanlagen,
wobei die ggf. im Rauchgas vorhandene Flugasche abgeschieden und das Rauchgas durch
einen ersten Reaktionsbereich geleitet wird, in welchem es mit basischen, im allgemeinen
calciumhaltigen Substanzen, z. B. Calciumhydroxid (Ca(OH)₂) und/oder Kalkstein (CaCO₃)
und/oder Calciumoxid (CaO) in feinverteiler Form naß, quasi-trocken oder trocken in
innige Berührung gebracht wird, wobei Schadstoffe, z. B. Schwefeldioxid (SO₂), Chlorwasserstoff
(HCl) und Fluorwasserstoff (HF) zumindest teilweise aus dem Rauchgas entfernt und
in den calciumhaltigen Substanzen eingebunden werden und das Rauchgas durch einen
zweiten Reaktionsbereich geleitet und dort mit kohlenstoffhaltigen Substanzen, z.
B. Aktivkohle oder Koks, zur Entfernung wenigstens eines Teils der restlichen Schadstoffe,
insbesondere der Schwermetalle, in Berührung gebracht wird und die mit Schadstoffen
beladenen calciumhaltigen Substanzen aus dem Rauchgas entfernt werden.
[0002] Aus der EP-A-0 283 721 / 88102412.9 sind bereits ein Verfahren und eine Einrichtung
bekannt, bei denen mehrstufig gearbeitet wird derart, daß in einem ersten Reaktionsbereich
unter Verwendung basischer Substanzen, insbesondere calciumhaltiger Substanzen, Schwefeloxide
gebunden werden. Diesem ersten Reaktionsbereich sind mit Koks oder dgl. gefüllte
Filter nachge schaltet, die der Abscheidung der Schwermetalle, Dioxine und Furane
sowie des restlichen SO₂, HCl usw. dienen. Diese Filter sind als Festbetten ausgebildet
mit der Folge, daß dazu erhebliche Koksmengen benötigt werden. Zudem ist es bei Verwendung
von Festbetten im allgemeinen erforderlich, eine gröbere Korngröße zu verwenden,
um eine Mindestdurchlässigkeit des Bettes zu gewährleisten. Dies hat zur Folge, daß
der Koks - oder eine andere kohlenstoffhaltige Substanz - verhältnismäßig langsam
mit den Schadstoffen beladen wird, wobei zudem die Adsorptionskapazität des Kokses
nicht immer voll ausgenutzt werden kann.
[0003] Außerdem sind aus DE-A-3 318 880 und DE-A-3 610 942 Verfahren und Einrichtungen bekannt,
bei denen zum Reinigen von Rauchgasen calciumhaltige Substanzen verwendet werden,
die im wesentlichen dazu dienen, SO₂ und ähnliche Schadstoffe aus dem Rauchgas zu
entfernen. Schwermetalle, Dioxine und Furane als Bestandteile von Rauchgasen werden
in diesen Vorveröffentlichungen nicht erwähnt.
[0004] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren und einer Einrichtung der einleitend
beschriebenen Art. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, diese gegenüber dem Anmeldungsgegenstand
der EP-A-0 283 721 / 88102412.9 insbesondere so zu verbessern, daß kleinere Mengen
an Koks oder anderer kohlenstoffhaltigen Substanzen ausreichen, um den gewünschten
Reinigungseffekt zu erzielen. Ferner wird angestrebt, die Menge an mit den Schadstoffen
beladenem Koks oder dgl., die deponiert oder in anderer Weise entsorgt werden muß,
so gering wie möglich zu halten. Dabei soll insbesondere berücksichtigt werden, daß
Schwermetalle, insbesondere Quecksilber, jedenfalls bei trockenen oder quasitrockenen
Verfahren überwiegend durch Adsorption an kohlenstoffhaltigen Substanzen aus dem
Rauchgas entfernt werden können, wobei eine Rückführung des gesamten mit Schwermetall
beladenen Kokses in die Feuerung nicht möglich ist, da sonst eine zunehmende Anreicherung
des Rauchgases mit Schwermetall eintreten würde.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, daß die Berührung zwischen dem
zu reinigenden Rauchgas und den kohlenstoffhaltigen Substanzen innerhalb des zweiten
Reaktionsbereiches im Flugstrom erfolgt und danach wenigstens die kohlenstoffhaltigen
Substanzen aus dem Rauchgas abgeschieden und in wenigstens zwei Fraktionen unterteilt
werden und zumindest Teile der gröberen Fraktion in den Verbrennungsraum und/oder
in einen der Reaktionsbereiche züruckgeführt werden.
[0006] Die Rauchgasreinigung unter Verwendung von kohlenstoffhaltigen Substanzen im Flugstrom-Verfahren
bietet gegenüber der Anwendung von Festbetten erhebliche Vorteile. So können im Flugstromverfahren
staubförmige Feststoffe, also beispielsweise Koks, verwendet werden, die eine Korngröße
von z. B. maximal etwa 0,5 mm aufweisen. Dadurch werden günstigere Bedingungen hinsichtlich
der Korndiffusion erreicht, die zu einer höheren Geschwindigkeit führen, mit denen
das einzelne Korn mit den Schadstoffen beladen wird. Diese höhere Beladegeschwindigkeit
wird auch zusätzlich dadurch begünstigt, daß im Flugstrom-Verfahren eine größere
Relativgeschwindigkeit zwischen Rauchgas und den einzelnen Kohlenstoffpartikeln vorhanden
ist. Diese größere Relativgeschwindigkeit ist vor allem darauf zurückzuführen, daß
das Rauchgas bei Anwendung des Flugstrom-Verfahrens eine wesentlich höhere Geschwindigkeit
als beim Durchströmen eines Festbettes aufweist. Die Geschwindigkeit bei Anwendung
des Flugstrom-Verfahrens liegt in der Größenordnung von z. B. 10 - 20 m/sec. Aufgrund
dieser Gegebenheiten ist es bei Anwendung des Flugstrom-Verfahrens möglich, mit wesentlich
kleineren Aggregaten und mit wesentlich kleineren Koksmengen als beim Festbett-Verfahren
auszukommen. Darüber hinaus führen die Unterteilung der aus dem Rauchgas hinter dem
zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen Feststoffe in eine gröbere und eine feinere
Fraktion und die Rückführung der gröberen Frak tion zu einer besseren Ausnutzung
des kohlenstoffhaltigen Adsorptionsmittels. Durch die Rückführung der gröberen Fraktion
in den Verbrennungsraum und Verbrennen derselben wird erreicht, daß die Schadstoffe,
soweit sie nicht bereits im ersten Reaktionsbereich abgeschieden werden, sich mit
hoher Konzentration an den Körnern der feineren Fraktion ablagern mit dem Ergebnis,
daß aufgrund der so erzielten hohen Beladung der feinen Fraktion die Menge des mit
den Schadstoffen beladenen Kokses, der zu entsorgen, beispielsweise auf einer Deponie
unterzubringen ist, relativ klein bleibt.
[0007] Im allgemeinen wird die Temperatur des Rauchgases während der Entfernung der Schadstoffe
etwa 100 - 200° C betragen.
[0008] Weiterhin kann so verfahren werden, daß die Unterteilung wenigstens der kohlenstoffhaltigen
Substanzen in wenigstens zwei Fraktionen dadurch erfolgt, daß die Abscheidung dieser
Substanzen aus dem Rauchgas in Abhängigkeit von deren Korngröße durchgeführt wird.
Diese Art der Verfahrensführung hat den Vorteil, daß es nicht erforderlich ist, die
aus dem Rauchgas abgeschiedenen festen Substanzen noch zusätzlich irgendwelchen Klassiervorgängen
zu unterziehen, um sie in die jeweils gewünschten Fraktionen zu unterteilen.
[0009] Bei Anwendung eines trockenen oder quasi-trockenen Verfahrens im ersten Reaktionsbereich
können die basischen Substanzen, die dem ersten Reaktionsbereich zugeführt werden
bzw. die Umsetzungsprodukte dieser basischen Substanzen auch durch den zweiten Reaktionsbereich
geführt werden, so daß sie mit wenigstens einem Teil der kohlenstoffhaltigen Substanzen
gemeinsam aus dem Rauchgasstrom abgeschieden werden. Aufgrund der Tatsache, daß die
basischen Substanzen ganz überwiegend eine wesentlich kleinere Korngröße aufweisen
als die kohlenstoffhaltigen Substanzen, werden die basischen Substanzen in diesem
Fall zum weitaus größten Teil mit der feinkörnigen Fraktion der kohlenstoffhaltigen
Substanzen aus dem Rauchgas entfernt werden, so daß die Grobfraktion der nach dem
zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen Feststoffe im wesentlichen kohlenstoffhaltige
Substanzen, also beispielsweise Koks, enthält. Im allgemeinen wird, jedenfalls bei
Anwendung eines trockenen oder quasi-trockenen Verfahrens im ersten Reaktionsbereich,
die Korngröße der basischen Substanzen eine Größenordnung von 5 - 10 µm nicht oder
nur wenig überschreiten.
[0010] Es ist aber auch möglich, das Verfahren so durchzuführen, daß die basischen Substanzen
in Strömungsrichtung des Rauchgases vor dem Reaktionsbereich, in welchem dem Rauchgas
frische, kohlenstoffhaltige Substanzen zugesetzt werden, zumindest teilweise abgeschieden
werden. Dies würde normalerweise bedeuten, daß das Abscheiden der basischen Substanzen
bzw. der Umsetzungsprodukte derselben zwischen den beiden Reaktionsbereichen erfolgt.
[0011] Unabhängig davon, ob die basischen Substanzen oder zumindest der überwiegende Teil
derselben bereits vorher aus dem Rauchgas abgeschieden werden oder ob die basischen
Substanzen bzw. deren Umsetzungsprodukte auch noch den zweiten Reaktionsbereich passieren,
können gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung die Bestandteile der gröberen
Fraktion der in Strömungsrichtung hinter dem zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen
Substanzen zumindest teilweise in den zweiten Reaktionsbereich zurückgeführt werden.
Darüber hinaus ist es möglich, die Bestandteile der feineren Fraktion der in Strömungsrichtung
hinter dem zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen Substanzen zumindest teilweise
in den ersten und/oder in den zweiten Reaktionsbereich zurückzuführen. Dies dient
dazu, eine möglichst hohe Beladung bzw. weitgehende Umsetzung der Substanzen zu bewirken,
bevor sie aus dem System herausgeführt und beispielsweise deponiert werden. Eine Rückführung
wenigstens eines Teils der vorhandenen Fraktion in den ersten Reaktionsbereich wird
insbesondere dann in Betracht kommen, wenn die basischen Substanzen bzw. deren Umsetzungsprodukte
erst nach dem zweiten Reaktionsbereich aus dem Rauchgas abgeschieden werden.
[0012] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Einrichtung zur Reinigung von Schadstoffe
enthaltendem Rauchgas aus Verbrennungsanlagen mit einem Elektrofilter zur Abscheidung
von Flugasche, einem in Strömungsrichtung dahinter angordneten ersten Reaktorbereich,
der mit basischen Substanzen in feinverteilter Form naß oder trocken beschickt wird,
und einem in Strömungsrichtung des Rauchgases dahinter angeordneten zweiten Reaktorbereich,
der mit einer kohlenstoffhaltigen Substanz, insbesondere Koks, beschickt wird. Die
Erfindung schlägt vor, den zweiten Reaktorbereich als Flugstromreaktor auszubilden
und in Strömungsrichtung des Rauchgases hinter dem zweiten Reaktorbereich hintereinander
wenigstens zwei Abscheider anzuordnen, in denen die im Rauchgas befindlichen festen
Substanzen in Abhängigkeit von ihrer Korngröße abgeschieden werden derart, daß zunächst
die gröberen Partikel und danach die feineren Partikel aus dem Rauchgas abgetrennt
werden. Dabei kann der Abscheider für die gröberen Partikel als Zyklon, der Abscheider
für die feineren Partikel als Elektrofilter oder als Tuchfilter ausgebildet sein.
Letzterer hat den Vorteil, daß sich auf dem Filtergewebe eine Schicht aus den abgeschiedenen
feinen Substanzen bildet, durch die das Rauchgas hindurchströmen muß, so daß diese
Schicht einen zusätzlichen Filter bildet, der im Rauchgas eventuell noch vorhandene
Restbestandteile an Schadstoffen bindet.
[0013] Die beiden Reaktorbereiche können auch zu einer Baueinheit zusammengefaßt sein.
[0014] In der Zeichnung sind die Fließbilder zweier Ausführungsbeispiele dargestellt.
[0015] In beiden Ausführungsbeispielen ist jeweils ein Kessel 1 vorgesehen, in welchem
Müll 2 verbrannt wird. Dabei entstehen grobe Asche 3 und Rauchgas 4. Die grobe Asche
3 wird aus dem Kessel getrennt vom Rauchgas entfernt. Das Rauchgas 4, welches viele
Schadstoffe enthält, wird zunächst durch einen Elektrofilter 5 geführt, in welchem
Flugasche 6 abgeschieden wird. Das entstaubte Rauchgas 7 wird, gegebenenfalls unter
Zwischenschaltung von Wärmetauschern, die in der Zeichnung nicht dargestellt sind,
einem ersten Reaktorbereich 8 zugeführt, in welchem calciumhaltige Substanzen, z.
B. Calciumhydroxid (Ca(OH)₂) oder Kalkstein (CaCO₃) oder Calciumoxid (CaO) allein
oder in Mischung in das Rauchgas 7 eingegeben werden. Diese basischen Substanzen 9
können naß oder trocken, jedenfalls in feinverteilter Form in den Reaktor 8 eingesprüht
oder eingeblasen und darin mit dem entstaubten Rauchgas 7 verwirbelt werden. Zur
innigen Vermischung des Rauchgases 7 mit der basischen Substanz 9 sind in dem Reaktorbereich
8 Einbauten 10 vorhanden, die zu einer mehrfachen Umlenkung des Rauchgases 7 führen.
[0016] Bei der Behandlung des Rauchgases 7 mit der calciumhaltigen Substanz 9 im Reaktorbereich
8 werden insbesondere die Schadstoffe Schwefeldioxid (So₂), Chlorwasserstoff (HCl)
und Fluorwasserstoff (HF) zum überwiegenden Teil, d.h. bis auf geringe Reste, aus
dem Rauchgas 7 entfernt und in der calciumhaltigen Substanz 9 eingebunden. Die dabei
ablaufenden Umsetzungen sind bekannt. Sie brauchen nicht besonders erläutert zu werden.
Aus dem Reaktorbereich 8 tritt ein von den vorgenannten Schadstoffen weitgehend befreites
Rauchgas 11 aus, in welchem sich die Umsetzungsprodukte der basischen Substanz 9 und
nicht umgesetzte Teile dieser Substanz befinden.
[0017] Beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 tritt dieses Gemisch aus Rauchgas 11 und den
vorstehend beschriebenen festen Substanzen in einen zweiten Reaktorbereich 12 ein,
dem eine staubförmige, kohlenstoffhaltige Substanz 13, beispielsweise Koks trocken
zugeführt wird. Dies kann in der Weise geschehen, daß die staubförmige kohlenstoffhaltige
Substanz 13 in das Rauchgas 11 eingeblasen wird. Der zweite Reaktorbereich 12 ist
ebenfalls mit Einbauten 14 versehen, durch die das Rauchgas 11 mehrfach umgelenkt
wird. Dies dient einer innigen Vermischung von Rauchgas 11 und kohlenstoffhaltigen
Substanzen 13 und auch der Erhöhung der Relativgeschwindigkeit zwischen Rauchgas und
den Partikeln der festen kohlenstoffhaltigen Substanzen.
[0018] Im zweiten Reaktorbereich 12 findet eine adsorptive Anlagerung der restlichen Bestandteile
an SO₂, HCl und HF an den kohlenstoffhaltigen Substanzen 13 statt. Außerdem werden
im Reaktorbereich 12 auch organische Verbindungen, insbesondere Dioxine und Furane,
sowie Schwermetalle adsorptiv an der kohlenstoffhaltigen Substanz 13 angelagert.
[0019] Beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 verläßt demzufolge ein Gemisch 15 den zweiten
Reaktorbereich 12, welches aus dem weitgehend gereinigten Rauchgas 11 und den festen
Substanzen besteht, bei denen es sich um die mit Schadstoffen beladenen kohlenstoffhaltigen
Substanzen 13 sowie um die Umsetzungsprodukte der basischen, im allgemeinen calciumhaltigen
Substanz 9 sowie um Reste dieser basischen Substanz 9, die nicht umgesetzt worden
sind, handelt. Dieses Gemisch 15 wird in einen Zyklonabscheider 16 geführt, in welchem
die gröberen Partikel der Feststoffe aus dem Rauchgas 15 abgeschieden und als gröbere
Fraktion 17 aus dem Zyklon 16 herausgeführt werden. Das weitgehend schadstofffreie
und von den größeren Feststoffpartikeln 17 befreite Rauchgas 18, welches jedoch noch
Anteile an feinen, staubförmigen Partikeln enthält, wird in einen Elektrofilter oder
einen Tuchfilter 19 geführt, in welchem das Abscheiden der feinen Feststoffpartikel
aus dem Rauchgas 18 erfolgt. Diese feinen Feststoffpartikel werden als feine Feststofffraktion
20 aus dem Filter 19 entfernt. Das weitgehend gereinigte und entstaubte Rauchgas 21
wird über einen Kamin an die Atmosphäre abgegeben.
[0020] Der feine Staub 20 kann auf eine Deponie gegeben werden. Es hat sich jedoch als zweckmäßig
herausgestellt, zur Erzielung einer größtmöglichen Beladung insbesondere der kohlenstoffhaltigen
Substanz mit Schadstoffen einen Teil der feinen Fraktion 20 zurückzuführen. So kann
gemäß dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1 ein Teil 34 der feinen Fraktion 20 in den
ersten Reaktorbereich 8 zurückgeführt und dort gegebenenfalls zusammen mit der frischen,
basischen Substanz in den ersten Reaktorbereich 8 eingeblasen werden. Die im Zyklon
16 aus dem Rauchgas 15 abgetrennte grobe Fraktion 17 wird beim Ausführungsbeispiel
gemäß Fig. 1 in den Verbrennungsraum 1 zurückgeführt und zusammen mit dem Müll 2
verbrannt.
[0021] Die beiden Reaktorbereiche 8 und 12 können in gleicher oder ähnlicher Weise ausgebildet
sein, so daß sie auch zu einer Baueinheit 35 zusammengefaßt sein können, wie dies
strichpunktiert in Fig. 1 der Zeichnung angedeutet ist.
[0022] Da der für die Abscheidung der Grobfraktion 17 vorgesehene Zyklon 16 im allgemeinen
auch einen Teil der feinen Feststoffe aus dem Rauchgas abtrennen wird, kann unterhalb
des Zyklonabscheiders 16 ein Feinsieb angeordnet sein, mit welchem aus der Grobfraktion
17 noch die feinen Partikel ausgesiebt werden, um deponiert oder gegebenenfalls auch
rückgeführt zu werden. Dieses Sieb ist in der Zeichnung nicht dargestellt.
[0023] Beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 passiert das Rauchgas 11 nach Verlassen des
ersten Reaktorbereiches 8 zunächst einen Elektrofilter 22. In diesem werden die basischen
Substanzen bzw. dere Umsetzungsprodukte 23 abgeschieden und beispielsweise auf eine
Deponie gegeben. Das von den Produkten 23 zu mindest weitgehend befreite Rauchgas
24 tritt danach in den zweiten Reaktorbereich 12 ein, in welchem es, wie bereits im
Zusammenhang mit Fig. 1 beschrieben, mit einer kohlenstoffhaltigen Substanz 13 behandelt
wird, die in den zweiten Reaktorbereich 12 eingeblasen wird. Den Reaktor 12 verläßt
ein Gemisch 25 aus weitgehend gereinigtem Rauchgas und mit den Schadstoffen beladener
kohlenstoffhaltiger Substanz. Dieses Gemisch 25 wird in den Zyklonabscheider 26 eingeführt,
in welchem die gröberen Partikel 27 der Feststoffe aus dem Rauchgas entfernt werden.
Die aus diesen gröberen Partikeln gebildete Fraktion 27 wird zumindest überwieged
in den Kessel 1 zurückgeführt und dort zusammen mit dem Müll 2 verbrannt. Das von
den grobkörnigen Feststoffen 27 gereinigte Rauchgas 29, welches noch die feinkörnigen
Feststoffe enthält, wird in den Elektrofilter oder Tuchfilter 28 geführt, in welchem
die feinen Partikel 30 aus dem Rauchgas 29 abgeschieden werden. Wenigstens ein Teil
der feinen Fraktion 30 wird deponiert. Ein anderer Teil wird über eine Zweigleitung
31 zurückgeführt und der kohlenstoffhaltigen Substanz 13 zugefügt, welche in den zweiten
Reaktorbereich 12 eingeblasen wird. Diese Maßnahme dient ebenfalls dazu, eine möglichst
große Beladung mit Schadstoffen der Fraktion 30 aus den feinen Partikeln zu erzielen.
[0024] Da die aus den gröberen Partikeln bestehende Fraktion 27, die im Zyklonabscheider
26 aus dem Rauchgas 25 abgeschieden worden ist, in jedem Fall in viel geringerem Umfange
mit Schadstoffen beladen ist als die Feinfraktion 30, wird die gröbere Fraktion 27
zumindest überwiegend in den Kessel 1 zurückgeführt und dort mit dem Müll 2 verbrannt.
Es ist aber auch möglich, einen Teil der gröberen Fraktion über die Leitung 32 ebenfalls
in den zweiten Reaktorbereich 12 zurückzuführen, um auch eine stärkere Beladung wenigstens
eines Teils der Partikel der gröberen Fraktion 27 zu erzielen.
1. Verfahren zum Reinigen von mit Schadstoffen beladenem Rauchgas aus Verbrennungsanlagen,
insbesondere Müllverbrennungsanlagen, bei welchem die gegebenenfalls vorhandene Flugasche
aus dem Rauchgas abgeschieden und das Rauchgas durch einen ersten Reaktionsbereich
geleitet wird, in welchem es mit basischen Substanzen, z. B. Calciumhydroxid (Ca(OH)₂)
und/oder Kalkstein (CaCO₃) und/oder Calciumoxid (CaO) in feinverteilter Form naß
oder trocken in innige Berührung gebracht wird, wobei Schadstoffe, z. B. Schwefeldioxid
(SO₂), Chlorwasserstoff (HCl) und Fluorwasserstoff (HF), wenigstens teilweise aus
dem Rauchgas entfernt und in den calciumhaltigen Substanzen eingebunden werden und
das Rauchgas durch einen zweiten Reaktionsbereich geleitet und dort mit kohlenstoffhaltigen
Substanzen, z. B. Aktivkohle oder Koks, zur Entfernung zumindest eines Teils der restlichen
Schadstoffe, insbesondere der Schwermetalle, in Berührung gebracht wird und die mit
Schadstoffen beladenen, basischen Substanzen aus dem Rauchgas entfernt werden, dadurch
gekennzeichnet, daß die Berührung zwischen zu reinigendem Rauchgas und den kohlenstoffhaltigen
Substanzen innerhalb des zweiten Reaktionsbereichs im Flugstrom erfolgt und danach
wenigstens die festen kohlenstoffhaltigen Substanzen aus dem Rauchgas abgeschieden
und in wenigstens zwei Fraktionen unterteilt werden und zumindest Teile der gröberen
Fraktion in den Verbrennungsraum und/oder einen der Reaktionsbereiche zurückgeführt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die frischen, kohlenstoffhaltigen
Substanzen überwiegend in einer Korngröße von 0 - 0,5 mm verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die basischen Substanzen
überwiegend in einer Korngröße von 0 - 10 µm verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rauchgas mit einer Geschwindigkeit
von 10 - 20 m/sec. durch den zweiten Reaktionsbereich geleitet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rauchgas bei einer Temperatur
von 100 - 200° C behandelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens die kohlenstoffhaltigen
Substanzen in wenigstens zwei nacheinander erfolgenden Schritten aus dem Rauchgas
abgeschieden wird und im jeweils folgenden Schritt feinkörnigeres Material als im
vorhergehenden Schritt abgeschieden wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die basischen Substanzen
mit wenigstens einem Teil der kohlenstoffhaltigen Substanzen gemeinsam aus dem Rauchgas
abgeschieden werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die basischen Substanzen
in Strömungsrichtung des Rauchgases vor dem Reaktionsbereich, in welcher dem Rauchgas
frische, kohlenstoffhaltige Substanzen zugesetzt werden, zumindest teilweise abgeschieden
werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestandteile der gröberen
Fraktion der in Strömungsrichtung hinter dem zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen
Substanzen zumindest teilweise in den zweiten Reaktionsbereich zurückgeführt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestandteile der feineren
Fraktion der in Strömungsrichtung hinter dem zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen
Substanzen zumindest teilweise in den ersten Reaktionsbereich zurückgeführt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestandteile der feineren
Fraktion der in Strömungsrichtung hinter dem zweiten Reaktionsbereich abgeschiedenen
Substanzen zumindest teilweise in den zweiten Reaktionsbereich zurückgeführt werden.
12. Einrichtung zur Reinigung von Schadstoffe enthaltendem Rauchgas aus Verbrennungsanlagen,
insbesondere Müllverbrennungsanlagen, mit einem ersten Reaktorbereich, in den basische
Substanzen in feinverteilter Form naß oder trocken eingeführt werden, und einem in
Strömungsrichtung des Rauchgases dahinter angeordneten zweiten Reaktorbereich, in
den kohlenstoffhaltige Substanzen, insbesondere Koks, in feinverteilter Form eingeführt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Reaktorbereich (12) als Flugstromreaktor
ausgebildet ist und im Anschluß an den zweiten Reaktorbereich (12) hintereinander
wenigstens zwei Abscheider (16, 19; 26, 28) angeordnet sind, in denen die im Rauchgas
(15; 25) befindlichen festen Substanzen in Abhängigkeit von ihrer Korngröße abgeschieden
werden derart, daß zunächst die gröberen Feststoffpartikel (17; 27)und danach die
feineren Feststoffpartikel (20; 30) abgetrennt werden, und daß von wenigstens einem
(16; 26) dieser beiden Abscheider eine Leitung zum Verbrennungsraum (1) und/oder zu
einem der beiden Reaktionsbereiche (9; 12) verläuft.
13. Einrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Abscheider für die
gröberen Partikel als Zyklon (16; 26) und der Abscheider für die feineren Partikel
als Elektrofilter (19; 28) oder Tuchfilter ausgebildet sind.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden
Reaktorbereichen (8; 12) ein Elektrofilter (22) angeordnet ist.
15. Einrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß vom Zyklon (26) eine
Leitung (32) zum zweiten Reaktorbereich (12) geführt ist.
16. Einrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß vom Abscheider (28)
für die feineren Partikel (30) eine Leitung (31) zum zweiten Reaktorbereich (12)
geführt ist.
17. Einrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß vom Abscheider (19)
für die feineren Partikel (20) eine Leitung (34) zum ersten Reaktorbereich (8) geführt
ist.
18. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 - 17, dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Reaktorbereiche (8; 12) zu einer Baueinheit (35) zusammengefaßt sind.