(57) Aus einem transparenten, leitfähigen Oxid, insbesondere aus Indium-Zinn-Oxid (=
ITO) bestehende Dünnschichtwiderstände weisen Flächenwiderstandswerte zwischen 1
M-Ohm und mehreren G-Ohm auf, wenn ihre Herstellung durch Sputtern oder Aufdampfen
in einer Atmosphäre mit einem erhöhten Sauerstoffpartialdruck erfolgt. Es können
Dünnfilm-Widerstände aus ITO-Schichten im Bereich von 8 M-Ohm und 40 G-Ohm realisiert
werden, die für integrierte Schaltungen in der Großflächenelektronik Anwendung finden.
[0001] Die Erfindung betrifft Dünnschichtwiderstände mit Flächenwiderstandwerten im Bereich
zwischen 1 M-Ohm (Megaohm) und mehreren G-Ohm (Gigaohm), Verfahren zu ihrer Herstellung,
sowie die Verwendung der verfahren zur Herstellung von solchen Dünnfilmwiderständen
in integrierten Schaltungen.
[0002] Für Anwendungen in der Großflächenelektronik (Large-Area-Microelectronics) werden
neben aktiven Bauelementen, wie Dioden und Transistoren auch Widerstände benötigt.
Dabei müssen Arbeitswiderstände von Verstärkern oder Logikschaltungen in der Größenordnung
des ON-Widerstandes der verwendeten Transistoren liegen. Rückkoppelwiderstände müssen
oft noch wesentlich größer sein. Bei Dünnfilm-Transistoren, sogenannten TFTs, aus
amorphem Silizium ergeben sich dabei sehr hohe Widerstandswerte.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Material anzugeben, aus dem sich Dünnschichtwiderstände
zwischen 1 M-Ohm und mehreren G-Ohm herstellen lassen.
[0004] Aus einem Bericht von H. Steemers und R. Weisfield aus Mat. Res. Soc. Symp. Proc.
Vol. 118 (1988), Seiten 445 bis 449 ist bekannt, Widerstände aus amorphem Silizium
(a-Si:H) herzustellen. Verwendet man hochdotiertes a-Si:H, errreicht man nur Flächenwiderstandswerte
um 10 k-Ohm bei Temperaturkoeffizienten von 2,5 Prozent/°C. Undotiertes a-Si:H erreicht
zwar Flächenwiderstände von bis zu 10¹⁵ Ohm, allerdings bei Temperaturkoeffizienten
von 12 Prozent/°C. Dies ist für praktische Anwendungen unbrauchbar.
[0005] Aus einem Bericht von S. M. Ojha aus Thin Solid Films
57 (1979), Seiten 363 bis 366 ist bekannt, Widerstände aus Cermet zu verwenden. Es
handelt sich dabei um gemeinsam aufgesputterte Schichten aus SiO₂ und einem Metall.
Diese Cermet-Widerstände lassen sich allerdings nur mit Hilfe einer Hochfrequenz-Sputteranlage
herstellen, da die Targets zu hochohmig sind. Da eine Änderung der Targetzusammensetzung
von 20 Prozent zu einer Änderung des Flächenwiderstands um mehrere Zehner-Potenzen
führt, sind solche Widerstände schlecht reproduzierbar herzustellen.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist ein Material für Dünnschichtwiderstände mit Flächenwiderstandswerten
zwischen dem 1 M-Ohm-Bereich bis in den G-Ohm-Bereich, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß es aus einem transparenten, leitfähigen Oxid besteht und durch Sputtern oder
Aufdampfen in einer Atmosphäre mit einem erhöhten Sauerstoffpartialdruck hergestellt
ist. Es liegt im Rahmen der Erfindung, daß dieses Material aus Indium-Zinn-Oxid besteht.
[0007] Wie aus der europäischen Patentanmeldung 0 293 645 bekannt ist, werden Indium-Zinn-Oxid-Schichten
als transparentes, leitfähiges Material für Elektroden für Photodioden in Bildsensorzeilen
auf der Basis von amorphem Silizium verwendet. Dabei werden die Herstellbedingungen
so optimiert, daß die Schichten eine hohe Transparenz und eine möglichst gute elektrisch
Leitfähigkeit aufweisen. Typische Flächenwiderstände von 100 nm dicken ITO-Schichten
liegen um 200 Ohm pro square (entspricht einem spezifischen elektrischen Widerstand
von 20 x 10⁻⁴ Ohm cm); die Transparenz für sichtbares Licht beträgt 90 Prozent. Die
Herstellung von ITO-Schichten erfolgt durch reaktives Sputtern oder reaktives Elektronenstrahlverdampfen.
Dabei wird von einem metallischen oder oxidischen Material ausgegangen und der Sauerstoffgehalt
der abgeschiedenen Schicht durch den Sauerstoffpartialdruck während der Herstellung
eingestellt. Erhöht man den Sauerstoff-Partialdruck, werden die Schichten zwar transparenter,
jedoch hochohmiger. Dieser Effekt nutzt die vorliegende Erfindung aus. Bei dem in
der europäischen Patentanmeldung beschriebenen Verfahren wird dagegen, um den Flächenwiderstand
niedrig zu halten, während der Beschichtung der Sauerstoffpartialdruck im Rezipienten
durch vorübergehendes Abschalten der Sauerstoffzufuhr reduziert.
[0008] Die Erfindung nutzt auch diese Möglichtkeit aus und stellt mit dem gleichen Material
(ITO) und in der gleichen DC (= Gleichstrom)-Sputteranlage mit dem gleichen Target
sowohl Elektroden für Photodioden als auch Widerstände in einer intergrierten Schaltung
her; nur der Sauerstoffpartialdruck muß erhöht bzw. erniedrigt werden, was aber leicht
durchführbar ist.
[0009] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung, insbesondere Verfahren zu ihrer Realisierung,
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Die Erfindung wird im folgenden anhand von zwei Ausführungsbeispielen noch näher
erläutert.
1. Ausführungsbeispiel:
[0011] Hergestellt wird eine ITO-Schicht mit einem Flächenwiderstand von 200 M-Ohm. Dabei
wird ein metallisches Target bestehend aus 90 Gewichtprozent Indium und 10 Gewichtprozent
Zinn verwendet und die Schicht in der DC-Sputteranlage (BAK 600 von Balzers) mit
einem Gasgemisch aus 3 x 10⁻³ mbar Argon und 5 x 10⁻³ mbar Sauerstoff aufgesputtert.
Das Substrat wird dabei auf Raumtemperatur gehalten; die Sputterleistung beträgt
800 W. Nach 49 Minuten Sputterzeit beträgt die Schichtdicke 95 nm und der Flächenwiderstand
200 M-Ohm.
2. Ausführungsbeispiel:
[0012] Eine weitere ITO-Schicht mit einem Flächenwiderstand von 1,5 G-Ohm wird in Abänderung
der Parameter zum 1. Ausführungsbeispiel dadurch hergestellt, daß der Sauerstoffpartialdruck
auf 2.6 x 10⁻³ mbar und die Sputterleistung auf 750 W eingestellt wird. Nach 8 Minuten
Sputterzeit beträgt die Schichtdicke 35 nm und der Flächenwiderstand 1.5 G-Ohm.
[0013] Da es möglich ist, Dünnfilmwiderstände mit Geometrieverhältnissen (Länge/Breite)
von 1/25 bis 25/1 herzustellen, ist es auch möglich, mit erfindungsgemäßen ITO-Schichten
Widerstände zwischen 8 M-Ohm und 40 G-Ohm zu realisieren. Durch Erhöhung des Partialdruckes
dürften auch noch größere Widerstandswerte zu erreichen sein.
1. Dünnschichtwiderstände mit Flächenwiderständen im Bereich zwischen 1 M-Ohm und
mehreren G-Ohm, bestehend aus einem transparenten, leitfähigen Oxid, hergestellt
durch Sputtern oder Aufdampfen in einer Atmosphäre mit einem erhöhten Sauerstoffpartialdruck.
2. Dünnschichtwiderstände nach Anspruch 1, bestehend aus Indium-Zinn-Oxid (ITO).
3. Verfahren zum Herstellen von Dünnschichtwiderständen aus Indium-Zinn-Oxid (ITO)
nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Indium-Zinn-Oxid durch Sputtern mit einem metallischen Indium-Zinn-Target
in einem Edelgas-Sauerstoff-Gasgemisch hergestellt wird.
4. Verfahren zum Herstellen von Dünnschichtwiderständen aus Indium-Zinn-Oxid (ITO)
auf integrierte Halbleiterschaltungen enthaltenden Substraten nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) ein Target aus einer Indium/Zinn-Legierung mit 98 bis 90 Gewichtsprozent Indium
und 2 bis 10 Gewichtsprozent Zinn verwendet wird,
b) die Beschichtung in einer DC-Magnetron-Sputteranlage vorgenommen wird,
c) ein Gasgemisch aus 2 x 10⁻³ mbar bis 1 x 10⁻¹ mbar Argon und 2 x 10⁻³ mbar bis
2 x 10⁻² mbar Sauerstoff verwendet wird,
d) die Substrate auf einer Temperatur zwischen Raumtemperatur und 80°C gehalten werden,
und
e) die Sputterleistung im Bereich von 600 bis 3000 Watt eingestellt wird.
5. Verfahren zum Herstellen von Dünnschichtwiderständen aus Indium-Zinn-Oxid mit einem
Flächenwiderstand von 200 M-Ohm bei einer Schichtdicke von 95 nm nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) ein Target aus einer Indium/Zinn-Legierung mit 90 Gewichtsprozent Indium und 10
Gewichtsprozent Zinn verwendet wird,
b) die Beschichtung in einer DC-Magnetron-Sputteranlage vorgenommen wird,
c) ein Gasgemisch aus 3 x 10⁻³ mbar Argon und 5 x 10⁻³ mbar Sauerstoff verwendet wird,
d) die Substrate auf Raumtemperatur gehalten werden und
e) die Sputterleistung im Bereich von 750 bis 850 Watt eingestellt wird.
6. Verfahren zum Herstellen von Dünnschichtwiderständen aus Indium-Zinn-Oxid mit einem
Flächenwiderstand von 1,5 G-Ohm bei einer Schichtdicke von 35 nm nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) ein Target aus einer Indium/Zinn-Legierung mit 90 Gewichtsprozent Indium und 10
Gewichtsprozent Zinn verwendet wird,
b) die Beschichtung in einer DC-Magnetron-Sputteranlage vorgenommen wird,
c) ein Gasgemisch aus 3 x 10⁻³ mbar Argon und 2,6 x 10⁻³ mbar Sauerstoff verwendet
wird,
d) die Substrate auf Raumtemperatur gehalten werden und
e) die Sputterleistung im Bereich von 750 W eingestellt wird.
7. Verwendung der Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6 zur Herstellung von Dünnfilmwiderständen
in integrierten Schaltungen mit transparenten Indium-Zinn-Oxid-Elektroden aufweisenden
Photodioden.