[0001] Die Erfindung betrifft akustische Sensoreinrichtungen mit Störschallunterdrückung
zum Erfassen des von einem Objekt ausgesendeten Nutzschalls und insbesondere Sensoreinrichtungen,
die auf einem geräuscherzeugenden Aggregat angeordnet sind. Infolge des vom Trägeraggregat
der Sensoreinrichtung am Sensorort erzeugten Störpegels ist die Auffaßreichweite,
d. h. die Reichweite zur akustischen Entdeckung und Ortung des oder der Sensoren der
Einrichtung für den jeweils zu messenden Objektschall begrenzt.
[0002] Passive Unterdrückungsmaßnahmen für den Störschall haben naturgemäß den Nachteil,
daß neben dem Störschall auch der von einem Objekt kommende, aufzufassende Nutzschall
geschwächt wird. Auch die in der Literatur beschriebenen aktiven Antischallsysteme,
die zur Geräuschminderung in der Umgebung eines Aufpunktes das dort vorliegende Schallfeld,
gleich welcher Herkunft, insgesamt durch Überlagerung eines gegenphasigen Schallfeldes
schwächen oder sogar kompensieren, vermindern in nachteiliger Weise sowohl Störals
auch Nutzschall, da Objektschall und Störquellenschall antischallmäßig gleich behandelt
werden. Selbst wenn man entweder von der Störquelle oder vom den Nutzschall aussendenden
Objekt über soviel Information verfügt, daß man durch frequenzselektive Maßnahmen,
z.B. den Einsatz adaptiver Digitalfilter, oder Synchronisationsmaßnahmen zwischen
Nutz- und Störschallsignalen unterscheiden kann, kann zwar eine gezieltere Schwächung
des Störschalls gelingen, eine entsprechende Schwächung des Nutzsignals durch den
Antischall läßt sich jedoch auch dann nicht verhindern.
[0003] Bei der Erzeugung von Kompensationsschwingungen bzw. Antischallsignalen wurden bereits
Regelschaltungen verwendet, denen das von einem Sensor aufgenommene Signal zugeführt
wurde und die eine Antischallquelle aufgrund dieses Signals einstellten. Ein Beispiel
hierfür findet sich in der DE-PS 30 25 391. In der dort beschriebenen Vorrichtung
wird der Regelschaltung elektro-akustisch ein Sollwert zugeführt, der das zeitlich
schwankende Nutzsignal darstellt und dem sich das über den Luftweg von außen kommende
Störsignal überlagert. Die resultierende Schwingung, die mit einem Mikrofon aufgenommen
wird, wird mittels eines linearen Filters gewichtet und fortlaufend mit dem Sollwert
verglichen. Bei geeigneter Frequenzauslegung des Rückkopplungszweiges und der Nutzsignalübertragung
gelingt eine Minderung der störenden Schwingung und eine mehr oder weniger befriedigende
Erhaltung des Nutzsignals im resultierenden Signal. Diese Schaltung arbeitet aber
nicht, wenn neben dem Störsignal auch das Nutzsignal auf dem Luftweg eingestrahlt
wird.
[0004] Auch die DE 31 33 107 A1 löst die obigen Probleme nicht. Im dort vorgeschlagenen
Personenschallschutz sind zwei Mikrophone mit unterschiedlicher Richtcharakteristik
zu einer Seite ausgerichtet. Wegen der unterschiedlichen Richtcharakteristik unterscheiden
sich Stör- und Nutzsignalbeiträge in den von den Mikrophonen gelieferten elektrischen
Signalen, wenn Stör- und Nutzschall aus unterschiedlichen Richtungen einfallen. Beide
Signale werden auf einen Differenzverstärker gegeben, dessen Ausgangssignal einem
Endverstärker zugeführt wird und das erfaßte und selektierte Nutzsignal darstellt,
das in eine Ohrmuschel eingespeist wird. Eine wirksame Unterdrückung des Störschalls
bei möglichst weitestge hender Erhaltung des Nutzsignalanteils ist letztlich nur
mit Hilfe manueller unterschiedlicher Einstellung der beiden Mikrophonverstärker
möglich.
[0005] Die vorgeschlagene Regelung des Differenzsignals nach Tiefpassfilterung liefert
nur bei bestimmten Störfrequenzen einen wirkungsvollen Beitrag, indem die am Tiefpaßfilter
entstehende Spannung mit Hilfe einer Regelschaltung zum Verstärker des Mikrophons
zurückgeführt wird, das hauptsächlich Störschallanteile erfaßt, und die Verstärkung
so lange nachgeregelt wird, bis die Tiefpaßfilterung unter einen vorbestimmten Wert
abgesunken ist. Abgesehen davon, daß diese Maßnahme nur für ausschließlich tieffrequente
Störschallanteile und ausschließlich höherfrequente Nutzschallanteile geeignet ist,
kann nicht verhindert werden, daß bei Differenzbildung unvermeidlicherweise in beiden
Signalen vorhandene Nutzsignalbeiträge herausfallen. Selbst wenn die Mikrofonverstärker
manuell eingestellt werden, kann dies nicht völlig unterbunden werden.
[0006] Eine solche manuelle Einstellung eignet sich im übrigen nur für den persönlichen
Schallschutz mittels Ohrmuscheln und nicht für eine Sensoreinrichtung zur Erfassung
und Ortung von Objektschall.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine akustische Sensoreinrichtung zur
Erfassung von Nutzsignalen eines aussendenden Objekts anzugeben, die, obwohl sie auf
oder in der Nähe einer geräuscherzeugenden Störquelle angeordnet ist, eine weitgehende
Schwachung des Störschalls der Störquelle gewährleistet, wobei der vom Objekt ausgesendete
Nutzschall aber möglichst keine Schwächung erfährt und so mit verbesserter Reichweite
aufgefaßt werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0009] Die erfindungsgemäße Sensoreinrichtung unterscheidet im Gegensatz zum Stand der
Technik durch den vorgesehenen Dop pelsensor, dessen zwischen Störquelle und aufzufassendem
Objekt positionierte Einzelsensoren auf die Störquelle bzw. das Objekt gerichtet sind,
bereits bei der Schallmessung zwischen Nutzschall, der im wesentlichen von vorn einfällt,
und Störschall, der im wesentlichen von hinten einfällt. Benutzt man nur einen der
beiden Sensoren zur Regelung, ist eine richtungsabhängige Störschallunterdrückung
möglich und aufwendige frequenzselektive Maßnahmen zur nachträglichen Differenzierung
zwischen Objektschall und Störschall in der Signalverarbeitung können entfallen.
[0010] Da die Aufgaben der Antischallregelung und der Nutzschallauffassung erfindungsgemäß
auf einen Regelkreis- und einen Auffaßsensor aufgeteilt sind, kann die Störschallunterdrükkung
in der nur mit dem Regelkreissensor verbundenen Regelschaltung effektiv und schaltungstechnisch
einfach erfolgen. Wegen der Richtwirkung der beiden Sensoren wird durch diese Regelung
der Objektschallanteil im vom Auffaßsensor gelieferten Signal nur äußerst wenig, der
Störschallanteil dagegen durch die aktive Minderung mittels Antischall wirksam geschwächt,
so daß die Auffaßreichweite der gesamten Sensoreinrichtung vergrößert ist.
[0011] Im Gegensatz zu den Entgegenhaltungen ermöglicht die erfindungsgemäße Sensoreinrichtung
durch die völlige Trennung von Regelkreissensor und Nutz- bzw. Objektschallsensor
für Störschall aller möglichen Frequenzen und Nutzschall auch gänzlich unbekannter
Herkunft ohne aufwendige frequenzselektive Maßnahmen die Erfassung der Nutzsignale
mit großer Reichweite durch eine effektive, richtungsabhängige Störschallunterdrückung.
[0012] In der einfachsten Ausführung werden als Doppelsensor zwei antiparallele Richtmikrofone
vorzugsweise mit nierenförmiger Richtcharakteristik benutzt. Es ist jedoch auch möglich,
z.B. den Auffaßsensor nicht exakt nach vorn auszurichten und andere, speziell für
das Schallfeld vom Objekt ausgelegte Richtcharakteristiken zu verwenden. Dies gilt
auch für den die Störquelle erfassenden Regelkreissensor.
[0013] Die erfindungsgemäße Einrichtung eignet sich in besonderer Weise für auf Störgeräusche
erzeugenden Trägeraggregaten angeordnete Sensoren, wobei diese erheblich unempfindlicher
gegenüber dem Störpegel ihres eigenen Trägeraggregats werden. Jedoch erbringt die
erfindungsgemäße Sensoreinrichtung auch verbesserte Auffaßreichweiten gegenüber anderen
Störquellen, die Störschall im wesentlichen aus einer rückwärtigen Richtung einstrahlen.
[0014] Weiterhin können sowohl bei Kenntnis der Stör- und/oder Nutzsignale als auch bei
völlig unbekannten Schallobjekten und/oder Störquellen die Sensoren auf gleiche oder
entsprechend unterschiedliche Frequenzbereiche abstimmbar sein, wobei der letztlich
im Nutzsignal vorhandene Dämpfungsabstand zwischen Stör- und Objektschall noch verbessert
werden kann.
[0015] Ferner ist es von Vorteil, wenn die aus Antischallquelle, Regelschaltung und dem
im Einstrahlbereich der Antischallquelle liegenden Doppelsensor bestehende Antischalleinheit
insgesamt schwenkbar ist, so daß die jeweils optimale Ausrichtung zwischen Störquelle
und Objekt einstellbar ist.
[0016] Es können auch verschiedene richtungs- und in Bezug auf die Sensoren frequenzselektive
derartige Einheiten kombiniert werden, die ein umfassendes Ergebnis verschiedenster
aufzufassender Objekte und Störquellen liefern.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, wobei diese
ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen akustischen Sensoreinrichtung zeigt.
[0018] Der in der Figur schematisch dargestellte, aus zwei anti parallelen Richtmikrofonen
M1 und m2 bestehende Doppelsensor ist auf einem nicht näher dargestellten geräuscherzeugenden
Aggregat, z.B. irgendeinem Gerät oder Fahrzeug, so angeordnet, daß er den Störschall
p
S von dieser Störquelle S von hinten empfängt und den Objektschall, d.h. den Nutzschall
p
N von vorn aufnimmt.
[0019] Das zur Störquelle S hin gerichtete Mikrofon M1 ist an eine Regelschaltung R angeschlossen,
die wiederum eine Antischallquelle A einstellt. Die Antischallquelle A ist so zwischen
der Störquelle S und dem Doppelsensor angeordnet, daß letzterer im Einstrahlbereich
der Antischallquelle liegt.
[0020] Das in das Antischallsystem einbezogene Mikrofon M1 empfängt den Störschall p
S ungeschwächt und den Objektschall p
N infolge der Richtcharakteristik dem Vor-Rück-Verhältnis des Mikrofons entsprechend
abgeschwächt. Der vom Mikrofon M1 festgestellte Schall, im wesentlichen der Störschall
p
S, wird der Regelschaltung R zugeführt, die mit Hilfe dieses Schallsignals die Antischallquelle
A so einstellt, daß diese den zur Kompensation von p
S notwendigen Antischall p
A erzeugt.
[0021] Die Regelschaltung R, die das ihr zugeführte Störschallsignal unter Ansteuerung
der Antischallquelle auf Null regelt, besteht aus Filternetzwerken und Verstärkern,
die so bemessen sind, daß der Regelkreis im vorgesehenen Frequenzbereich stabil bleibt.
[0022] Das zum aufzufassenden Objekt hin und von der Störquelle S weg gerichtete Mikrofon
2 übernimmt die eigentliche Sensoraufgabe und empfängt den zu erfassenden Objektschall
p
N ungeschwächt und den Störschall p
S entsprechend der Richtwirkung abgeschwächt.
[0023] Die Analyse des Regelkreises aus dem Mikrofon M1, der Regelschaltung R und der Antischallquelle
A liefert für das von M2 gemessene Sensorsignal U die folgende Beziehung:
U
∼ p
N(1-H/r²) + p
S(1-H)/r , (1)
in der H die Open-Loop-Verstärkung des Regelkreises ist und r das wie in der Antennentechnik
definierte Vor-Rück-Verhältnis beider Richtmikrofone angibt.
[0024] Die Beziehung (1) zeigt, daß aufgrund des Vor-Rück-Verhältnisses r der Mikrofone
der Regelkreisdurchgriff auf p
N und p
S unterschiedlich ausfällt, so daß in gewünschter Weise der Objektschall p
N nur wenig, der Störschall p
S dagegen stark gemindert wird.
[0025] Es erfolgt demnach die Minderung der Schallanteile am Aufpunkt in Abhängigkeit von
deren Einfallsrichtung. Damit ist die Voraus-Auffaßreichweite der akustischen Sensoreinrichtung
durch eine aktive Minderung des von hinten kommenden Störschalls mittels Antischall
vergrößert. Die akustische Sensoreinrichtung wird somit unempfindlicher gegen den
Störpegel ihres eigenen Trägeraggregats.
[0026] Das antiparallele Paar von Richtmikrofonen M1, M2 weist im Ausführungsbeispiel Mikrofone
mit jeweils nierenförmiger Richtcharakteristik auf. Es sind jedoch auch keulenartige
Richtcharakteristiken möglich, wobei auch unterschiedliche Charakteristiken für
die beiden Sensoren gewählt werden können, um eine jeweils optimale Ausrichtung auf
das Objektschallfeld und den Störschall zu erzielen. Das gleiche gilt auch für die
Frequenzbereiche der einwärts und auswärts gerichteten Sensoren, die vorzugsweise
unabhängig voneinander frequenzmäßig abstimmbar sind.
[0027] Die in der Figur schematisch dargestellte Einheit aus Doppelsensor, Regelschaltung
und Antischallquelle ist vorzugsweise insgesamt schwenkbar installiert, um die Einstellung
auf verschiedene Einfallsrichtungen zu ermöglichen.
[0028] Werden verschiedene richtungs- und/oder frequenzselektive Einrichtungen der beschriebenen
Art miteinander kombiniert, so kann die universelle Verwendbarkeit der erfindungsgemäßen
Sensoreinrichtung für die unterschiedlichsten Aufgaben und Schallbedingungen noch
weiter verbessert werden.
1. Akustische Sensoreinrichtung zum Erfassen des von einem Objekt ausgesendeten Nutzschalls
zur Auffassung des Objekts mit möglichst großer Reichweite, in der
(a) ein Doppelsensor (M1, M2) zwischen einer Störquelle (S) und dem Objekt angeordnet
ist,
(b) einer (M2) der beiden Sensoren so ausgerichtet ist, daß er den im wesentlichen
von vorn einfallenden Nutzschall vom Objekt erfaßt, und der andere Sensor (M1) so
ausgerichtet ist, daß er den im wesentlichen von hinten einfallenden Störschall von
der Störquelle erfaßt,
(c) der den Störschall erfassende Sensor (M1) mit einer Regelschaltung (R) verbunden
ist, die eine an sich bekannte Antischallquelle (A) einstellt, wobei diese zwischen
dem Doppelsensor und der Störquelle (S) angeordnet ist und Antischall nach vorn abstrahlt,
(d) die Regelschaltung (R) so ausgelegt ist, daß sie das ihr vom Störschallsensor
(M1) zugeführte Störschallsignal unter Ansteuerung der Antischallquelle (A) auf Null
regelt, und in der
(e) am nicht an den Regelkreis angeschlossenen nach vorn gerichteten Sensor (M2)
ein Nutzschallerfassungssignal (U) abgegriffen wird, in dem bedingt durch die Richtwirkung
der Sensoren und einen damit verbundenen unterschiedlichen Durchgriff des aus dem
Störschallsensor (M1), der Regelschaltung (R) und der Antischallquelle (A) bestehenden
Regelkreises auf Stör- und Nutzschall eine starke Schwächung des Störschalls, jedoch
nur eine geringe Schwächung des Nutzschalls durch den erzeugten Antischall vorliegen.
2. Akustische Sensoreinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Doppelsensor als antiparalleles Paar von Richtmikrofonen (M1, M2) ausgebildet
ist, von denen das eine (M2) auswärts auf das Objekt hin gerichtet ist und das andere,
an die Regelschaltung (R) angeschlossene Mikrofon (M1) einwärts auf die Störquelle
(S) und die davor angeordnete Antischallquelle (A) gerichtet ist.
3. Akustische Sensoreinrichtung nach Anspruch 2.
dadurch gekennzeichnet,
daß die Richtmikrofone eine nierenförmige Richtcharakteristik aufweisen.
4. Akustische Sensoreinrichtung nach einem der Ansprüche 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Sensoren des Doppelsensors wahlweise gleiche oder verschiedene Richtcharakteristiken
aufweisen.
5. Akustische Sensoreinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Sensoren des Doppelsensors wahlweise auf gleiche oder verschiedene
Frequenzbereiche abstimmbar sind.
6. Akustische Sensoreinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die aus dem Doppelsensor (M1, M2), der Regelschaltung (R) und der Antischallquelle
(A) bestehende Einrichtung als schwenkbare Einheit ausgebildet ist.
7. Akustische Sensoreinrichtung, bestehend aus einer Kombination verschiedener richtungs-
und/oder frequenzselektiver Einrichtungen aus Doppelsensor (M1, M2), Regelschaltung
(R) und Antischallquelle (A) nach einem der vorhergehenden Ansprüche.