[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Druckverfahren für Pigmente in Verbindung
mit einem Bindersystem auf textilen Flächengebilden aus flammhemmenden, schwer-entflammbaren
oder nicht-entflammbaren, synthetischen Fasern.
[0002] Pigmentdruckverfahren zur coloristischen Musterung von flächigem Textilgut sind in
der Praxis allgemein bekannt und werden seit langer Zeit weltweit ausgeübt. Dabei
werden die jeweiligen Pigmente zusammen mit einem Bindersystem meist aus wäßrigen
Druckpasten auf die Textilbahn aufgedruckt und sodann getrocknet. Eine nachfolgende
Trockenhitzebehandlung zur Aushärtung des vorzugsweise aus Kunstharzen bestehenden
Bindersystems und damit Fixierung der aufgebrachten Farbmittel schließt den Druckprozeß
ab.
[0003] Beim Einsatz der bislang üblichen Bindersysteme hat es sich nun aber gezeigt, daß
flammhemmende oder schwer- bzw. nicht-entflammbare Fasermaterialien - oder zu diesem
Zweck speziell ausgerüstete, von Natur aus sonst brennbare Fasern - diese ihre flammwidrige
Eigenschaft an den mit der Druckfarbe bedeckten Stellen verlieren, oder daß das für
diesen Fasertyp charakteristische Verhalten, welches in vielen Fällen für den beabsichtigten
konkreten Objektsektor direkt vorgeschrieben ist, zumindest so weit in Mitleidenschaft
gezogen wird, daß das erforderliche Sicherheitsniveau nicht mehr gegeben ist. Ein
derartiger negativer Befund, der ursächlich auf das bei der Colorierung verwendete
konventionelle Pigmentbindersystem zurückgeht, trifft auch dann zu, wenn z.B. entflammbare
Fasern nach dem Bedrucken eine flammhemmende Ausrüstung erhalten.
[0004] Vor allem aber verlieren synthetische Fasern, die schon aufgrund einer individuellen
Modifikation ihres chemischen Aufbaus von sich aus flammwidrig sind, diese auf die
besonderen Bedürfnisse ausgerichtete Eigenschaft:
[0005] Die Herstellung solcher Fasern ist u.a. in der deutschen Patentschrift DE-C-23 46
787 geschildert. Bei den zugrundeliegenden Faseraufbausubstanzen handelt es sich in
diesem Fall um lineare Phthalsäureester mit in der Polymerenkette einkondensierten,
phosphorhaltigen Struktureinheiten, die von Carboxyphosphinsäuren (Phospholanen) hergeleitet
sind.
Weitere Beispiele für hochtemperaturbeständige bzw. feuerfeste Fasertypen sind solche
auf Basis von aromatischen Polyamiden (Aramid) aus aromatischen Diaminen (wie m-Phenylendiamin)
und Arylendicarbonsäuren (wie Isophthalsäure), oder auf Basis von Polybenzimidazolen
(PBI-Fasern), welche aus aromatischen Tetraminen und Isophthalsäureestern aufgebaut
sind (vgl. Römpps ChemieLexikon, 8. Auflage, Seiten 257 bzw. 3279).
[0006] Wenn man die gegenwärtig im Handel befindlichen und für den Textildruck empfohlenen
Bindersysteme betrachtet, dann muß man feststellen, daß ausnahmslos alle diesbezüglichen
Produkte leicht brennbar sind.
[0007] Neben dem Einfluß des Bindersystems auf das Brennverhalten spielt natürlich auch
der Bedeckungsgrad, d.h. die Menge der auf die Warenoberfläche aufgebrachten Substanzen,
eine gewisse Rolle.
[0008] Die Aufgabe der untenstehend erläuterten Erfindung war es also, die flammwidrigen
Eigenschaften von Textilen, bestehend aus flammhemmenden oder schwer- bzw. nicht-entflammbaren
Fasern, im Anschluß an das Bedrucken mit Pigmenten und einem Bindersystem beizubehalten,
oder die flammwidrigen Eigenschaften einer dem Bedrucken mit Pigmenten und Bindersystem
nachfolgenden Flammfest-Ausrüstung nicht zu beeinträchtigen.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Verwendung eines Pigmentbindersystems
auf Basis von Polymerisaten und/oder Copolymerisaten des Vinylidenchlorids.
[0010] Vorzugsweise sind als Bindemittel für das beanspruchte Verfahren Copolymerisate mit
einem Polyvinylidenchlorid-Gehalt zwischen 70 und 90 Gew.-% zu nennen, insbesondere
solche auf Basis von Vinylidenchlorid und Butylacrylat.
[0011] Die jeweiligen Einsatzmengen der in Betracht gezogenen Polymerisate und/oder Copolymerisate
bewegen sich zwischen 100 und 200 Gewichtsteilen pro Kilo der Druckpaste.
[0012] Nun ist es zwar aus der europäischen Patentanmeldung EP-A-0 286 202 bereits bekannt,
daß derartige überwiegend Polyvinylidenchlorid aufweisende Copolymerisate im Zusammenwirken
mit flammhemmenden Substanzen, wie z.B. halogenierte Wachse, Metallsalze u.ä., als
Bestandteil einer Latexzubereitung zur flammhemmenden Papierausrüstung in Form von
Beschichtungen oder aber auch zum Bondieren von flammfesten Fasern (z.B. Glasfasern)
herangezogen werden können. Es ist aber bislang nirgendwo auf das Problem eingegangen
worden, daß herkömmliche, im Pigmentdruck eingesetzte, im allgemeinen selbst brennbare
Bindersysteme das substratspezifische Verhalten von flammhemmenden Fasern verschlechtern
- ja sogar aufheben, und daß damit der verlangte Sicherheitsstandard nicht mehr gewährleistet
ist.
[0013] Bei der gegebenen Sachlage war es daher nicht ohne weiteres zu erwarten gewesen,
daß die von der EP-A-0 286 202 her bekannte Brauchbarkeit der besagten Copolymerisate
des Vinylidenchlorids ohne Einschränkung auch auf den Druck von Pigmenten auf flammwidrige
Fasermaterialien übertragbar ist, da einmal das dort beschriebene Beschichtungsprinzip
eine Vollausrüstung des Substrats darstellt, die außerdem zwingend durch weitere flammhemmende
Substanzen unterstützt wird, und umso mehr als gemäß diesem Stand der Technik an keiner
Stelle ein Hinweis zu erblicken ist, der auf eine eigenständig flammhemmende Wirkung
bei dem als Latex eingesetzten Polyvinylidenchlorid bzw. Copolymerisaten davon schließen
läßt.
[0014] In der praktischen Ausführung weicht das erfindungsgemäße Verfahren nicht vom üblichen
Pigmentdruck ab:
[0015] Die Druckpasten mit dem erfindungsgemäßen Bindersystem werden vorzugsweise mit körperarmen,
synthetischen Verdickungsmitteln oder aber mit Emulsionsverdickungen verdickt. Als
Weichmacher für die Griffverbesserung der bedruckten Ware dienen die dafür üblichen
Produkte, wie z.B. Dioctylphthalat, in Mengen von 30 - 50 Gewichtsteilen pro Kilo
der Druckfarbe.
[0016] Unabhängig von der Zusammensetzung der Druckfarbe kommen als Pigmente nach dem beanspruchten
Verfahren im Prinzip alle unter dem Gattungsbegriff "C.I. Pigments" im COLOUR INDEX,
3. Auflage 1971 sowie Ergänzungen 1975, 1982 und 1987 aufgelisteten anorganischen
und besonders organischen Verbindungsklassen in Frage.
[0017] Die so zubereiteten, Pigmente aufweisenden Druckpasten werden entsprechend bekannten
Techniken auf das Textilmaterial gedruckt, das erzeugte Dessin wird getrocknet und
dann wie üblich durch Trockenhitze fixiert.
[0018] Die nachfolgenden Beispiele geben die allgemeine Arbeitsweise in der Form von Richtrezepten
wieder. Sie können den betrieblichen Erfordernissen entsprechend in weiten Grenzen
verändert werden. Die jeweiligen Prozentangaben beziehen sich stets auf das Gewicht
der so bezeichneten Substanzen.
Beispiel 1
[0019] Für die Zubereitung einer Druckfarbe werden 72 % einer praxisüblichen Öl-in-Wasser-Emulsion
vorgelegt. In diesen Ansatz werden nacheinander 2 % Pigment Orange 43 (C.I.-Nr. 71105),
20 % eines Binders auf Basis eines Copolymerisats aus Vinylidenchlorid und Butylacrylat,
welches 70 % Polyvinylidenchlorid-Gehalt aufweist, 5 % Dioctylphthalat als Weichmacher,
sowie 1 % einer wäßrigen Ammoniaklösung (20 %ig) unter lebhaftem Rühren eingetragen.
[0020] Die so erzeugte Druckpaste wird im Flachfilmdruck auf ein Gewebe aus einer flammhemmenden,
durch Integration einer organischen Phosphorverbindung in die Molekülkette modifizierten
Polyesterfaser gemäß DE-C-23 46 787 aufgedruckt, bei 100 - 130°C getrocknet und anschließend
bei 130°C, vorzugsweise durch Behandlung mittels Heißluft, während 3 Minuten unter
Kondensation des Bindemittels fixiert.
[0021] Man erhält einen orangefarbenen Druck, der die Erfordernisse hinsichtlich DIN-Norm
4102, Teil 1, Klasse B1 und B2 "Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen" erfüllt.
Beispiel 2
[0022] Eine Druckfarbe der nachstehenden Zusammensetzung erhält man, wenn als synthetische
Verdickung 83 % einer 2 %igen Aufschäumung einer unvernetzten, hochmolekularen Polyacrylsäure,
neutralisiert mit Ammoniak, vorgelegt und dann unter kräftigem Rühren 3 % Pigment
Yellow 83 (C.I.-Nr. 21108), 10 % eines Binders auf Basis eines Vinylidenchlorid/Butylacrylat-Copolymerisats,
das 90 % Polyvinylidenchlorid enthält, 3 % Dioctylphthalat als Weichmacher, sowie
1 % einer wäßrigen Ammoniaklösung (20 %ig) zugefügt werden.
[0023] Mit dieser Druckpaste wird im Rotationsfilmdruck auf Gewebe aus schwer entflammbaren
Polyesterfasern (lineare Polyterephthalsäureester mit einkondensierten phosphorhaltigen
Kettengliedern) bedruckt und zur Fixierung wie im Beispiel 1 thermisch nachbehandelt.
[0024] Man erhält einen gelben Druck, der den Sicherheitsbestimmungen nach DIN-Norm 4102,
Teil 1, Klasse B2 "Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen" Rechnung trägt.
[0025] Wird der obige Druck noch einer üblichen Nachwäsche unterworfen, dann sind bei der
nachherigen Brennprobe auch die Vorschriften von Klasse B1 der vorstehenden DIN-Norm
beachtet.
Beispiel 3
[0026] Man stellt sich eine Druckfarbe wie folgt her:
81 % einer herkömmlichen Öl-in-Wasser-Emulsion werden vorgelegt und darin werden in
der angegebenen Reihenfolge 2 % Pigment Blue 15:1 (C.I.-Nr. 74160), 15 % eines Binders
auf Basis von 90 % Polyvinylidenchlorid mit Butylacrylat als Copolymer, sowie 2 %
Diammoniumphosphat als Katalysator unter Rühren gleichmäßig verteilt.
[0027] Die resultierende Druckpaste wird im Rotationsfilmdruck auf ein Gewebe aus schwer
entflammbaren Polyesterfasern (lineare Polyterephthalsäureester mit einkondensierten
phosphorhaltigen Kettengliedern) aufgetragen und zur Hitzefixierung wie im Beispiel
1 nachbehandelt.
[0028] Man erhält einen blauen Druck, der den Anforderungen an die Schwerentflammbarkeit
von textilen Erzeugnissen entspricht. Ersetzt man aber im vorliegenden Beispiel die
dort angewendete Bindermenge durch einen Binder auf Basis eines Copolymerisats aus
Acrylsäurebutylester mit Vinylacetat, so erzielt man einen blauen Druck, der beim
Brandschacht-Test nicht mehr die Voraussetzungen laut der erwähnten DIN-Norm bezüglich
des Brandverhaltens erreicht. Auch eine Nachwäsche bringt da keine Verbesserung.
1. Druckverfahren für Pigmente in Verbindung mit einem Bindersystem auf textilen Flächengebilden
aus flammhemmenden, schwer-entflammbaren oder nicht-entflammbaren, synthetischen
Fasern, dadurch gekennzeichnet, daß ein Pigmentbindersystem auf Basis von Polymerisaten
und/oder Copolymerisaten des Vinylidenchlorids verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Pigmentbindersystem
ein Copolymerisat aus Vinylidenchlorid und Butylacrylat verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Polyvinylidenchlorid-Gehalt
der verwendeten Copolymerisate zwischen 70 und 90 Gew.-% beträgt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Weichmacher für die genannten Pigmentbindersysteme Dioctylphthalat verwendet
wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß als Textilien solche bestehend aus linearen Phthalsäureesterfasern mit einkondensierten
phosphorhaltigen Kettengliedern bedruckt werden.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß als Textilien solche bestehend aus Fasertypen auf Basis von aromatischen Polyamiden
oder Polybenzimidazolen oder Kombinationen davon bedruckt werden.