[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von Thallium aus Werkblei durch
Einrühren von Chloriden und Abzug einer Thallium enthaltenden Salzschlacke.
[0002] Pyrometallurgisch erzeugtes Werkblei enthält Thallium in einer Menge, die vom Thallium-Gehalt
der Einsatzstoffe und dem Verfahren der Verhüttung abhängig ist. Beim Schachtofen-Verfahren
mit vorgeschalteter Sinter-Röstung wird ein großer Teil des in den Ausgangsmaterialien
enthaltenen Thalliums verflüchtigt und mit dem Flugstaub aus dem Verfahren entfernt.
Im Schachtofen geht dann nochmals ein Teil des Thalliums in die Schlacke, so daß das
Werkblei nur geringe Mengen an Thallium enthält. Bei den neueren Verfahren der direkten
Bleigewinnung aus sulfidischen Erzen ohne vorhergehende separate Röstung werden die
Flugstäube rezirkuliert, und die Ausschleusung von verflüchtigtem Thallium in den
Flugstäuben entfällt. Das in diesen Verfahren erzeugte Werkblei kann bis zu etwa 250
ppm enthalten. Ein solches Verfahren der direkten Bleigewinnung ist zum Beispiel in
der EP-PS 003 853 beschrieben. Je nach Anforderung an die Qualität des Feinbleis muß
der Thallium-Gehalt des Werkbleis auf bestimmte Werte gesenkt werden.
[0003] Aus V. Tafel "Lehrbuch der Metallhüttenkunde", 2. Auflage, 1953, Band 2, Seite 649,
ist es bekannt, daß der Thallium-Gehalt von Werkblei durch Einrühren von Zinkchlorid
gesenkt werden kann, wobei eine etwa 5 % Tl, 11 % Zn, 1,4 % As und 7 % Cl enthaltende
Chloridschmelze erzeugt wird, die stark mit metallischem Blei (50 %) vermischt ist.
[0004] Aus der JP-B-81/50 788 ist es ebenfalls bekannt, Thallium durch Einrühren von Zinkchlorid
aus dem Werkblei zu entfernen. Zinkchlorid ist sehr hygroskopisch, stellt deshalb
hohe Anforderungen an die Lagerung, und die Gefahr von Explosionen bei der Zugabe
in das Werkblei ist groß. Außerdem wird der Zinkgehalt vom Werkblei aufgenommen und
dieses dadurch verunreinigt bzw. ist nach der Thalliumentfernung eine Nachraffination
erforderlich.
[0005] Aus der JP-B-86/6134 ist es bekannt, Thallium durch Einrühren von Bleichlorid, Ammoniumchlorid
oder einer Mischung beider Salze aus dem Werkblei zu entfernen. Ammoniumchlorid verflüchtigt
sich jedoch schon bei relativ niedrigen Temperaturen. Bleichlorid ist sehr teuer,
verdampft leicht und enthält nur einen geringen Cl-Anteil.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der bekannten Verfahren zu
vermeiden und eine weitgehende Entfernung von Thallium aus dem Werkblei in möglichst
wirtschaftlicher und technisch einfacher Weise zu ermöglichen.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß Eisenchlorid in einer
Menge von 0,1 bis 0,5 Gew.-% - gerechnet als wasserfreies FeCl₂, bezogen auf das Werkblei
- in das Werkblei eingerührt wird. Das Eisenchlorid kann aus Eisen-II-Chlorid oder
einer Mischung aus Eisen-II-Chlorid und Eisen-III-Chlorid bestehen. Bei höheren Thallium-Gehalten
des Werkbleis und bei einer Raffination auf sehr niedrige Thallium-Gehalte erfolgt
die Zugabe im oberen Bereich. Geringe Gehalte an oder Zusätze von Bleichlorid, Zinkchlorid,
Ammoniumchlorid oder Kupferchlorid sind möglich. Das Eisenchlorid kann in trockener
Form oder Kristallwasser-haltig eingesetzt werden. Das Einrühren des Eisenchlorids
in das geschmolzene Werkblei und das Rühren des Werkbleis erfolgt nach den bei der
Blei-Raffination üblichen und bekannten Methoden. Die zur Erzielung des gewünschten
Restgehaltes an Thallium im Werkblei erforderliche Rührzeit wird empirisch ermittelt.
Sie ist abhängig vom Ausgangsgehalt an Thallium im Werkblei, von der Größe des Raffinierkessels
und vom Rührwerk. Die gebildete Salzschlacke kann flüssig von der Oberfläche des Werkbleis
entfernt werden oder sie kann vorher trocken gerührt werden. Es ist auch eine zweistufige
Arbeitsweise möglich.
[0008] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß Eisen-II-Chlorid eingerührt wird.
Eisen-II-Chlorid hat gegenüber Eisen-III-Chlorid eine höhere Zersetzungstemperatur
und ist weniger hygroskopisch und besitzt einen sehr viel niedrigeren Dampfdruck.
[0009] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß FeCl₂ aus der Aufarbeitung von
Abfallsäure aus Beizbädern eingerührt wird. Dieses Eisenchlorid liegt weitgehend als
FeCl₂ x 4 H₂O vor. Dieses Eisenchlorid ist zur Entfernung des Thalliums sehr gut geeignet
und stellt ein billiges Abfallprodukt dar.
[0010] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß die Temperatur des Werkbleis 470°C
± 40°C beträgt. In diesem Temperaturbereich werden sehr gute Ergebnisse erzielt.
[0011] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß nach dem Einsetzen des Eisenchlorids
das Rühren des Werkbleis mit fallender Temperatur erfolgt. Das Eisenchlorid wird zunächst
bei höherer Temperatur des Werkbleis eingerührt und dann wird mit fallender Temperatur
des Werkbleis bis zur Beendigung der Reaktion weitergerührt. Dadurch werden besonders
gute Ergebnisse erzielt.
[0012] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß das Eisenchlorid nach der Vakuum-Entzinkung
des Werkbleis eingesetzt wird. Das Werkblei hat nach der Vakuum-Entzinkung eine sehr
günstige Temperatur für den Einsatz des Eisenchlorids. Ein geringer Rest-Zinkgehalt
des Werkbleis nach der Vakuum-Entzinkung bis 0,1 % Zn ist für die Reaktion vorteilhaft.
[0013] Eine Ausgestaltung besteht darin, daß die Behandlung zweistufig durchgeführt wird.
In der zweiten Stufe wird auf jeden Fall frisches Eisenchlorid eingerührt. Die gebildete
Salzschlacke muß in beiden Stufen rechtzeitig abgehoben werden, da sonst eine gewisse
Rücklösung von Thallium aus der Salzschlacke in das Blei erfolgt. Diese zweistufige
Arbeitsweise kann zu besonders niedrigen Restgehalten führen.
[0014] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß die abgezogene Salzschlacke der
zweiten Stufe in die erste Stufe eingesetzt wird. Dadurch wird in der ersten Stufe
eine Salzschlacke mit relativ hohem Thallium-Gehalt erhalten, wodurch eine Aufarbeitung
zur Gewinnung von Thallium erleichtert wird.
[0015] Das Thallium kann aus den Salzschlacken nach bekannten Verfahren gewonnen werden.
[0016] Aus der DE-OS 36 31 196 ist es bekannt, Thallium durch Zugabe von Metallchloriden
bzw. Chlorgas in mehreren Stufen bei Temperaturen zwischen 350 und 450°C unter Anwendung
eines geringen Gesamtüberschusses, bezogen auf den Thalliumgehalt, zu entfernen, wobei
nach jeder Stufe die Metallschmelze von den entstandenen Thallium-haltigen Chloridschmelzen
vollständig befreit wird. Für einen Endgehalt an Thallium von unter 10 ppm wird eine
zwei- bis vierfache Äquivalentmenge an Chlorid, bezogen auf den stöchiometrischen
Bedarf, zugesetzt. Als Metallchloride sollen viele Chloride zweiwertiger Metalle zugesetzt
werden können, wie z.B. die des Magnesiums, Mangans, Eisens, Kobalts und Nickels.
Diesen Chloriden wird jedoch keine wesentliche Bedeutung zugemessen, da vorzugsweise
Zinkchlorid und Chlorgas eingesetzt werden - wobei sich mit dem Chlorgas dann Bleichlorid
bildet - und da in den Beispielen nur Zinkchlorid bzw. eine Mischung von Zinkchlorid
und Bleichlorid eingesetzt werden.
[0017] Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0018] In einem Tiegel wurden 3,6 kg Werkblei eingeschmolzen und auf 450 °C erhitzt. Der
Thallium-Gehalt im Werkblei betrug 250 ppm. Es wurden 20 g FeCl₂ x 4 H₂O eingerührt
und die Schmelze 30 min lang gerührt. Danach wurden 23 g Salzschlacke abgezogen. Der
Thallium-Gehalt des Bleis betrug 35 ppm. Der Salzschlicker enthielt 1,94 % Tl, 15,30
% Fe, 59,70 % Pb, 11,10 % Zn und 17,8 % Cl. In die verbleibende Bleischmelze wurden
nochmals 20 g FeCl₂ x 4 H₂O eingerührt und die Schmelze weitere 30 min gerührt. Danach
wurden 22 g Salzschlacke abgezogen. Das Blei enthielt noch 8 ppm Tl. Die Salzschlacke
enthielt 1,04 % Tl, 13,60 % Fe, 54,20 % Pb, 4,70 % Zn und 15,3 % Cl. Die zur Bilanzierung
fehlenden Mengen an Tl, Fe und Cl hafteten am Tiegelrand bzw. waren verdampft.
Beispiel 2
[0019] 530 kg Werkblei wurden in einem mit Rührwerk ausgerüsteten Versuchskessel eingeschmolzen
und auf 470°C aufgeheizt. Das Blei enthielt 130 ppm Thallium. 1865 g FeCl₂ x 4 H₂O
wurden in die Schmelze eingerührt. Unter ständigem Rühren wurde die Schmelze zunächst
weiter aufgeheizt und dann abgekühlt. Dabei bildete sich eine Salzschlacke, die zunächst
vollständig geschmolzen war und dann beim Abkühlen teigig wurde.
[0020] Der Thallium-Gehalt im Blei änderte sich in Abhängigkeit von der Temperatur und der
Rührzeit wie folgt:
Temperatur |
Zeit |
Tl-Gehalt |
(°C) |
(min) |
(ppm) |
470 |
0 |
130 |
499 |
8 |
31 |
496 |
13 |
24 |
473 |
20 |
21 |
437 |
32 |
17 |
Es wurden 2 400 g Salzschlacke abgezogen, die 1,83 % Tl, 50,3 % Pb, 0,69 % Zn und
18,3 % Fe enthielten.
[0021] Die Bleischmelze wurde wieder auf 475°C aufgeheizt und weitere 1 000 g FeCl₂ x 4
H₂O wurden zugegeben und eingerührt. Die Schmelze wurde wieder unter ständigem Rühren
zunächst aufgeheizt und dann abgekühlt. Danach wurden weitere 1 440 g Salzschlacke
abgezogen, die 0,58 % Tl, 50,8 % Pb, 0,17 % Zn und 19,1 % Fe enthielten.
[0022] Der Thallium-Gehalt des Bleis veränderte sich wie folgt:
(Der erhöhte Tl-Gehalt am Anfang beruhte auf der Rücklösung von noch vorhandener Salzschlacke
nach der ersten Behandlungsstufe.)
Temperatur |
Zeit |
Tl-Gehalt |
(°C) |
(min) |
(ppm) |
475 |
0 |
24 |
500 |
7 |
11 |
493 |
27 |
12 |
456 |
50 |
13 |
Beispiel 3
[0023] 147 kg Werkblei wurden in einem mit Rührwerk ausgerüsteten Versuchskessel eingeschmolzen
und auf 460°C aufgeheizt. Das Blei enthielt 96 ppm Thallium und 380 ppm Zink. 900
g FeCl₂ x 4 H₂O wurden eingerührt. Nach 30 min. Rühren wurden 1,3 kg bleihaltige Salzschlacke
mit 0,85 % Thallium abgezogen. Das Blei enthielt noch 3,2 ppm Thallium und <5 ppm
Zink.
Beispiel 4
[0024] 140 kg Werkblei wurden in einem mit einem Rührwerk ausgerüsteten Versuchskessel eingeschmolzen
und auf 470°C aufgeheizt. Das Blei enthielt 77 ppm Thallium und 320 ppm Zink. 920
g der Salzschlacke aus Beispiel 3 wurden eingerührt. Nach 30 min. Rühren wurden 950
g Salzschlacke mit 1,66 % Tl abgezogen. Das Blei enthielt 10 ppm Tl und <5 ppm Zink.
[0025] Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, daß eine weitgehende Entfernung des Thalliums
möglich ist unter Verwendung eines relativ billigen und einfach zu handhabenden Zusatzstoffes,
der außerdem keine Verunreinigung des Bleis ergibt. Die Zugabemenge führt zu einer
guten Entfernung des Thalliums aus dem Werkblei, ohne daß ein unnötig großer Überschuß
eingesetzt wird.
1. Verfahren zum Entfernen von Thallium aus Werkblei durch Einrühren von Chloriden
und Abzug einer Thallium enthaltenden Salzschlacke, dadurch gekennzeichnet, daß Eisenchlorid
in einer Menge von 0,1 bis 0,5 Gew.-% - gerechnet als wasserfreies FeCl₂, bezogen
auf das Werkblei - in das Werkblei eingerührt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Eisen-II-Chlorid eingerührt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß FeCl₂ aus der Aufarbeitung
von Abfallsäuren aus Beizbädern eingerührt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des Werkbleis 470°C ± 40°C beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem
Einsetzen des Eisenchlorids das Rühren des Werkbleis mit fallender Temperatur erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Eisenchlorid
nach der Vakuum-Entzinkung des Werkbleis eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung
zweistufig durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die abgezogene Salzschlacke
der zweiten Stufe in die erste Stufe eingesetzt wird.