[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Trocknen von klebenden Schlämmen
nach dem Oberbegriff des ersten Anspruchs.
[0002] Unter Schlämme im Sinne dieser Erfindung werden Lackschlämme, Kunststoffschlämme
u. ä. verstanden.
[0003] Bei der Herstellung von Kraftfahrzeugen fällt insbesondere in der Lackiererei wasseremulgierter
Lackschlamm an. In diesem Lackschlamm sind Lösungsmittelreste ebenfalls vorhanden.
Weiterhin können darin Koagulierungsmittel enthalten sein, um die Lackpartikel zusammenkleben
zu lassen und somit besser von dem Wasser zu trennen. Das Wasser dient zum Staubfreihalten
der Lackierkabinen und auch zum Abtransport der beim Lackieren entstehenden Lacknebel.
[0004] Die so entstehenden emulgierten Lackschlämme sind reiner Abfall und enthalten nicht
weniger als 30 % Restfeuchte oder Restwasser. Sie können heutzutage nur dadurch beseitigt
werden, daß sie verbrannt werden oder auf Sondermülldeponien gebracht werden. Beide
Beseitigungsverfahren sind umweltbelastend und sehr stark kostenintensiv.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, hier Abhilfe zu schaffen. Gelöst wird
diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des ersten Anspruchs. Diese Lösung
basiert auf dem Grundgedanken, daß die anfallenden Schlämme dann problemlos zu lagern
sind oder auch weiterverarbeitet werden können, wenn das Wasser und/oder die Lösungsmittel
restlos ausgetrocknet sind. Das Wasser und auch die Lösungsmittelbestandteile können
heutzutage über bekannte Einrichtungen gefahrlos beispielsweise verbrannt werden
und problemlos ausgetrocknet werden.
[0006] Das Austrocknen von klebenden Schlämmen ist theoretisch bekannt. Es konnte jedoch
bisher praktisch nicht durchgeführt werden, da alle zum Trocknen verwendeten Transportbänder,
Trommeln oder Behältnisse während des Trocknungsvorganges mit dem Schlamm verklebten
und damit unbrauchbar wurden. Eine Reinigung scheitert praktisch daran, daß die Klebwirkung
so hoch ist, daß ein Reinigen nur sehr mühselig und unter starker Beanspruchung der
Transportbänder, Trommeln oder Behälter möglich ist. Gerade in Lackschlämmen ist ein
hoher Bestandteil von Materialien, die beste Hafteigenschaften aufweisen, insbesondere
auf Metalle. Dies liegt darin begründet, daß das Trocknen oder Verdampfen der Lösungsmittelbestandteile
aus dem Schlamm bei über 40°C bis 100°C erfolgen muß und dies genau der Temperaturbereich
ist, in dem die Haftwirkung der Lackpartikel einsetzt.
[0007] Bei der Erfindung wird dieses Problem dadurch gelöst, daß das Trägermaterial, auf
dem der zu trocknende Schlamm aufgetragen wird, nach dem Trocknungsprozeß mit dem
Schlamm eine Einheit bildet und entsorgt bzw. auch weiterverarbeitet werden kann.
Das zur Anwendung gelangende Trägermaterial kann aus einfachsten Materialien bestehen,
die je nach Zweck der Weiterverwendung gewählt werden. Beispielsweise kann das Trägermaterial
aus Glasfasern bestehen bzw. aus einer Glasfasermatte. Auch kann als Trägermaterial
Hanf, Sisal oder Papier, auch Recycling-Papier, als Gewebe oder als geschlossene Bahn
verwendet werden.
[0008] Als Anwendungsfälle für den mit einem Trägermaterial zumindest einseitig versehenen
getrockneten Schlamm kommen beispielsweise Unterfütterungen für Sportplätze oder Wege
in Frage. Auch können die getrockneten Schlämme mit Asphalt oder Bitumen beschichtet
werden und so als Baumaterial oder zum Straßenbau benutzt werden. Auch ist es beispielsweise
denkbar, die mit getrocknetem Schlamm versehenen Trägermaterialien als Unterfütterung
für Mülldeponien zum Unterstützen der Abdeckfolie zu verwenden.
[0009] Die Weiterbildung nach Anspruch 2 beschreibt ein kontinuierlich arbeitendes preiswertes
Entsorgungsverfahren. Wird das Trägermaterial bandartig von einer Vorratsrolle abgewickelt,
so kann praktisch ein kontinuierlicher Betrieb durchgeführt werden. In Abhängigkeit
des Bandmaterials und seiner Tragfähigkeit sowie im Hinblick auf die vorgesehene
Weiterverwendung/Weiterverarbeitung wird dann der Schlamm in der Schlammauftragstation
dosiert.
[0010] Als Trocknungseinheit dienen bekannte Öfen, die im günstigsten Fall mit Abwärme arbeiten.
So sind beispielsweise in Wärmekraftwerken 60 % der dort verwandten Primärenergie
auf einfachste Weise für solche Trocknungszwecke verwendbar. Auch steht üblicherweise
Abwärme dort zur Verfügung, wo beispielsweise die Lackschlämme anfallen. Dadurch kann
sofort an Ort und Stelle auf Trägermaterial getrockneter Schlamm hergestellt werden.
[0011] Wenn insbesondere als Trägermaterialband ein Vlies verwendet wird, kann die Weiterbildung
nach Anspruch 3 zur Anwendung gelangen. Dadurch wird sichergestellt, daß der durch
das oberste Trägermaterialband durchtropfende Schlamm von dem darunterliegenden Trägermaterialband
aufgenommen wird.
[0012] Die Weiterbildung nach Anspruch 4 hat den Vorteil, daß damit am Ende ein von beiden
Seiten mit Trägermaterial versehenes Produkt entsteht. Dies hat den Vorteil, daß bei
einer Weiterverarbeitung der getrocknete Schlamm nicht so leicht ausbrechen kann.
Hierdurch kann ferner eine homogene Oberfläche erreicht werden.
[0013] Die Weiterbildung nach Anspruch 5 eignet sich insbesondere dann, wenn der getrocknete
Schlamm als ebene Unterlage oder Platte zur Verfügung stehen soll, um so der Weiterverarbeitung
zugeführt zu werden. Hierbei findet die Formgebung dann statt, wenn der Schlamm soweit
angetrocknet ist, daß keine Haftung mehr an der formgebenden Oberfläche stattfinden
kann.
[0014] Die Weiterbildung nach Anspruch 6 ist immer dann vorteilhaft, wenn nur ein einziges
Trägermaterialband verwendet werden soll, dieses undurchlässig für den Schlamm ist
aber nicht genügend Festigkeit aufweist, um die notwendige Zugspannung bis zum Ende
des Trocknungsprozesses aufzubringen.
[0015] Die Weiterbildung nach Anspruch 7 stellt eine Armierung des nach dem Trocknungsprozeß
gewonnenen Produktes dar.
[0016] Auch ist es möglich, die Schlämme durch Zusätze für ihren späteren Verwendungszweck
zu verbessern.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher
erläutert.
Es stellen dar:
Fig. 1 einen schematisierten Querschnitt durch die erfindungsgemäß aufgebaute Entsorgungsanlage;
Fig. 2 eine Weiterbildung der Anlage nach Fig. 1;
Fig. 3 eine Variante der Anlage nach Fig. 1.
Fig. 4 eine perspektivische Darstellung einer getrockneten Schlammplatte.
[0018] Die Anlage besteht aus einer Schlammaustragstation 1, den beiden Vorratsrollen 2
sowie einem Trocknungsofen 3. Die Schlammaustragstation 1 besteht aus einer Zubringerleitung
4, durch die der Schlamm als wässerige Lösung angeliefert wird. Von dort gelangt der
Schlamm 5 in einen trichterförmigen Austragsbehälter 6. Am Ende des Austragsbehälters
6 ist eine Dosiereinrichtung 7 angebracht.
[0019] Zwei vlies- oder siebartige Trägermaterialbänder 8 und 9 sind als Vorratsrollen 2
gelagert und werden über jeweils eine Umlenktrommel 10 und 11 zu der Schlammaustragstation
1 geführt. Die Umlenktrommeln 10 und 11 arbeiten mit Spannrollen 12 und 13 zusammen
und dienen so zum Einstellen der Spannung im Trägerband. Ab der Schlammaustragstation
1 verlaufen die beiden Bänder parallel untereinander. Das der Schlammaustragstation
1 nächstliegende Trägermaterialband 8 wird über die Dosiereinrichtung 7 mit Klärschlamm
beladen. Das parallel darunter laufende Trägermaterialband 9 nimmt den durch das
Trägermaterialband 8 durchtropfenden Schlamm 5 auf.
[0020] Sodann werden beide parallel laufenden Trägermaterialbänder 8 und 9 in den Trocknungsofen
1 geleitet. Dieser Trocknungsofen 1 wird über den Einlauf 14 mit Warmluft im Bereich
zwischen 40°C und 100°C beschickt. Mit Hilfe eines Gebläses 15 wird die Warmluft mit
den abgetrockneten flüchtigen Bestandteilen aus dem Schlamm abgeführt. Je nach Art
der abgetrockneten flüchtigen Bestandteile wird die so beladene Warmluft weiterbehandelt,
beispielsweise in eine Nachverbrennungseinrichtung geführt. Dort werden die Abluft-,
Gas-, Lösungsmittel- und sonstigen Dämpfe gefahrlos verbrannt. Aufgrund der enthaltenen
Wasserdampfmenge kann der NOX-Anteil im Nachverbrennungsprozeß je nach Verbrennungsart
stark gemindert werden.
[0021] Während des Trocknungsprozesses in dem Trocknungsofen 3 verklebt der zu trocknen
beginnende Schlamm untereinander und auf dem Trägermaterialband 8 und 9.
[0022] Nach Verlassen des Trocknungsofens laufen die beiden beladenen Trägermaterialbänder
8 und 9 über die Antriebsrollen 16 und 17, die gleichzeitig die Spannung in den Trägermaterialbändern
ab den Umlenkrollen 10 und 11 aufrechterhalten.
[0023] Sodann kann das Trägermaterialband je nach weiterer Verwendung geschnitten und zu
Platten gestapelt werden oder anderweitig gelagert werden.
[0024] Selbstverständlich ist es möglich, zwischen der Schlammaustragstation 1 und dem
Ausgang des Trocknungsofens 3 mehrere Trägermaterialbänder parallel untereinander
zu führen, wenn die Gefahr besteht, daß von dem unteren Trägermaterialband 9 noch
weiterer flüssiger Schlamm abtropft.
[0025] In Fig. 2 ist eine Alternative zu der Anlage nach Fig. 1 dargestellt. Ergänzend ist
hier eine weitere Trägermaterialbandrolle 20 vorgesehen, deren Trägermaterialband
21 über entsprechende Umlenk- und Spannrollen 22 und 23 über eine Andrückrolle 24
auf die Oberfläche des noch feuchten aber nicht mehr klebenden Schlammes in den Trocknungsofen
3 eingedrückt wird.
[0026] Dadurch wird der zu trocknende und getrocknete Schlamm auf seiner Ober- und Unterseite
von einem Trägermaterial gehalten. Hierbei kann das Trägermaterial auch noch seitlich
überstehen, so daß der getrocknete Schlamm von allen Seiten von Trägermaterial eingeschlossen
ist. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn der Schlamm während des Trocknungsprozesses
über Kalandriereinrichtungen in eine vorgegebene gleichmäßige Form gebracht werden
soll.
[0027] In Fig. 3 ist im Gegensatz zu der Ausführung nach Fig. 1 und 2 nur ein einziges undurchlässiges
Trägermaterialband 8 vorgesehen. hierbei notwendig werden, daß von der Schlammauftragstation
1 bis zum Ausgang des Trocknungsofens 3 ein Stützband vorgesehen werden muß, damit
das Trägermaterialband 8 nicht durchhängt. Hierzu wird das endlos umlaufende Stützband
30 vorgesehen, welches aus Sicherheitsgründen noch mit einem Haftverhinderer, beispielsweise
Öl, auf seiner dem Trägermaterialband 8 zugewandten Oberfläche benetzt ist. Dadurch
wird sicher verhindert, daß während des Trockungsprozesses eine Verbindung zwischen
dem Stützband 30 und dem Trägermaterialband 8 eintritt.
[0028] Fig. 4 zeigt in perspektivischer Ansicht einen Schnitt durch eine nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellte, getrocknete Schlammplatte 40. Diese Platte 40 besteht aus
getrocknetem Schlamm 5′, der von einem oberen Trägermaterialband 41 und einem unteren
Trägermaterialband 42 bedeckt ist. Innerhalb des getrockneten Schlammes 5′ befindet
sich ein Armierungsgewebe 43, beispielsweise Draht- oder Kunststoffgewebe, welches
vor oder während des Trocknungsprozesses in den noch feuchten Schlamm eingebettet
wird.
1. Verfahren zum Entsorgen von klebenden Schlämmen, insbesondere Lackschlämme oder
Kunststoffschlämme, die umweltunverträgliche und unter Wärmeeinwirkung verdunstbare
Bestandteile enthalten,
dadurch gekennzeichnet, daß der feuchte Schlamm auf ein Trägermaterial aufgetragen
wird und daran anschließend derart getrocknet wird, daß der Schlamm auf dem Trägermaterial
festklebt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Trägermaterial als Band von einer Vorratsrolle abgewickelt
wird und zu einer Schlammauftragstation geleitet wird, daß das Trägermaterial dort
gespannt und anschließend der Schlamm dosiert aufgetragen wird, daß der Schlamm mit
dem Trägermaterial durch eine Trocknungseinheit geführt wird und daß anschließend
das mit dem getrockneten Schlamm beklebte Trägermaterial abgelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei Trägermaterialbänder zumindest zwischen
der Schlammauftragstation und dem Ausgang der Trockeneinheit parallel untereinander
geführt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß nach der Schlammauftragstation vor Einlauf in die Trocknungseinheit
weiteres Trägermaterial auf die Oberfläche des aufgetragenen Schlammes aufgelegt wird.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in der Trocknungseinheit Kalibriereinrichtungen vorhanden
sind, die den trocknenden Schlamm in seiner Breite und/oder Dicke kalibrieren.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in dem Bereich der Schlammauftragstation bis zu dem Ausgangsbereich
der Trocknungseinheit unter dem Trägermaterialband ein mit einem Haftverhinderer versehenes
Stützband geführt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in oder nach der Schlammauftragstation in den aufgetragenen
noch feuchten Schlamm ein zur Armierung dienendes Material eingebracht wird.
8. Platte aus getrocknetem Schlamm, bestehend aus einem auf einem Trägermaterialband
aufgetrockneten und daran haftenden Schlammschicht mit einer in der Schlammschicht
eingebetteten siebartigen Armierung.