[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein thermoreaktives Aufzeichnungsmaterial bestehend
im wesentlichen aus einem Trägermaterial, auf dem ein farbloser Farbstoffbildner und
ein saurer Entwickler aufgebracht sind.
[0002] Das Material ist dadurch gekennzeichnet, daß es als Entwickler eine Mischung aus
einem sauer modifizierten Polymerisat des Acrylnitrils und/oder Methacrylnitrils und
einem Diphenol der Formel

enthält, worin
Y eine Einfachbindung, einen Alkylen- oder Alkylidenrest mit 1-7 C-Atomen, einen
Cycloalkylen- oder Cycloalkylidenrest mit 5-12 C-Atomen, -O-, -S-,

bedeutet,
wobei
R¹/R² = Alkyl, Cycloalkyl, Aralkyl oder Aryl sind,
sowie deren kernalkylierte und kernhalogenierte Derivate.
[0003] Geeignete Alkylreste (auch in den "Kernen") sind solche mit 1-4 C-Atomen, bevorzugt
ist Methyl.
[0004] Geeignete Cycloalkylreste sind Cyclohexylreste. Geeignete Aralkylreste sind Benzylreste.
Geeignete Arylreste sind gegebenenfalls durch Cl oder CH₃ substituierte Phenylreste.
[0005] Unter "Halogen" wird vorzugsweise Chlor verstanden.
[0006] Beispiele für Verbindungen der Formel I sind:
Dihydroxydiphenyle,
Bis-(hydroxyphenyl)-alkane,
Bis-(hydroxyphenyl)-cycloalkane,
Bis-(hydroxyphenyl)-sulfide,
Bis-(hydroxyphenyl)-ether,
Bis-(hydroxyphenyl-ketone,
Bis-(hydroxyphenyl)-sulfoxide,
Bis-(hydroxyphenyl)-sulfone und
α,α′-Bis-(hydroxyphenyl)-diisopropylbenzole
sowie deren kernalkylierte und kernhalogenierte Derivate.
[0007] Geeignete Polymerisate des Acrylnitril und/oder Methacrylnitrils sind solche, die
zur Entwicklung der Farbstoffvorläufer befähigte saure Gruppen enthalten und sich
durch eine hohe Affinität gegenüber den freigesetzten Farbstoffen auszeichnen.
[0008] Als Polymerisate kommen Homopolymerisate und Mischpolymerisate des Acrylnitrils
und Methacrylnitrils mit anderen Vinylverbindungen in Betracht, wobei diese Mischpolymerisate
mindestens 60 mol-% (Meth)Acrylnitrileinheiten aufweisen.
[0009] Als Comonomere sind beispielsweise geeignet: Vinylidencyanid, Vinylfluorid, Vinylpyridin,
Vinylimidazol, Vinylpyrrolidon, Acrylsäure- und Methacrylsäurealkylester und -amide,
Carbonsäure-vinylester, olefinisch ungesättigte Mono- und Di-carbonsäuren, olefinisch
ungesättigte Sulfonsäuren und Alkylbenzolsulfonsäuren und deren Salze und Ester.
[0010] Die Polymerisate enthalten saure Gruppen, vorzugsweise Sulfonat- und Sulfat-Gruppen.
[0011] Derartige Polymere sind beispielsweise ausführlich in DE-A 3 715 724 beschrieben
worden.
[0012] Derartige Polymerisate werden erhalten durch Polymerisation von
60 - 95, insbesondere 70 - 90, Mol-% Acrylnitril und/oder Methacrylnitril,
4 - 25 Mol Acrylsäure- und/oder Methacrylsäure(cyclo)alkylestern und/oder Carbonsäurevinylestern,
0 - 10, insbesondere 1,5 - 7, Mol-% olefinisch ungesättigter Carbonsäure und
0,5 - 10, insbesondere 0,5 - 3, Mol-% Sulfonat-, Sulfonsäure und/oder Sulfonsäureestergruppen
enthaltenden Comonomeren.
[0013] Der Gesamtanteil der Säuregruppen im bevorzugten Polymerisat beträgt mindestens
200, bevorzugt mindestens 400 m Äquivalent/kg Polymerisat.
[0014] Die Lösungsviskostität µ
rel (0,5 % in DMF) beträgt vorzugsweise 1,0 - 6,0. Dies entspricht K-Werten von 10 -
150.
[0015] Außerdem sind geeignet übliche Polyacrylnitrile, wie sie für die Textilfaserproduktion
Verwendung finden. Diese Polymerisate enthalten nur etwa 0,1-1 %, vorzugsweise 0,3-0,6
% an sauren Gruppen (% = Mol-%).
[0016] Die zugesetzte Menge an Diphenolen beträgt 10-50 Gew.-% bezogen auf eingesetztes
Acrylnitrilpolymerisat.
[0017] Als Farbstoffvorläufer sind die üblicherweise für Druck- und Thermokopierzwecke verwendbaren
Farbstoffbildner zu verwenden mit Ausnahme derjenigen die nur durch Luftoxidation
in Farbstoffe überführt werden können.
[0018] Beispiele für solche Verbindungen sind Carbinolbasen bzw. Carbinolbasenderivate von
Diaryl- und Triarylmethanfarbstoffen und Fluorane.
[0019] Zur Herstellung der wärmeempfindlichen Materialien, z. B. Papier, werden die sauer
modifizierten Acrylnitrilpolymerisate zusammen mit einem Diphenol der Formel (I)
und zusammen oder getrennt mit einem Bindemittel, z. B. Polyvinylalkohol, Hydroxyethylcellulose,
Gummiarabicum, Polyvinylpyrrolidon oder Casein vermahlen.
[0020] Das Polymerisat und das Diphenol können auch getrennt vermahlen und die Dispersionen
später vermischt werden.
[0021] Zur besseren Farbstoffbildung ist es zweckmäßig, den Polymerisaten sogenannte Sensibilisatoren,
wie aromatische Sulfonamide, Carbonamide, Anilide, p-Hydroxybenzosäureester, p-Hydroxyterephthalsäureester,
Diphenylsulfone, p-Benzyldiphenyle, Phenylsalicylsäureester, Terephthalsäuredibenzylester,
Isophthalsäuredibenzylester, in Mengen von 0,1 bis 200 %, bezogen auf das Polymerisat,
zuzusetzen.
[0022] Solche Sensibilisatoren sind z.B. beschrieben in JP-A 57-191089, 58-98285, 58-205793,
58-205795, 58-209591, 58-209592, 58-211493, 58-211494, 59-9092.
[0023] Das Polymerisat kann auch vorher mit den Zusätzen behandelt, z.B. vermahlen werden.
Die Farbgeber werden getrennt mit den Bindemitteln vermahlen. Die Dispersionen des
Akzeptors werden mit den Dispersionen des Farbgebers vermischt und mittels einer Rakel
auf das Trägermaterial, vorzugsweise Cellulosepapier, so aufgetragen und getrocknet,
daß dabei ein Auftragsgewicht von 5 bis 8 g pro m² resultiert. Je nach Reaktivität
des Farbgebers ist es auch möglich, Polymerisat und Farbgeber zusammen mit dem Bindemittel
zu vermahlen und wie beschrieben aufzutragen. Außerdem können zur Stabilisierung der
Farbbildner Basen, beispielsweise aliphatische Amine oder Carbonate, zugesetzt werden.
[0024] In einer anderen Verfahrensweise ist es auch möglich das thermoreaktive Papier aus
einer Mischung eines Acrylnitrilpolymerisat mit Diphenol und den oben beschriebenen
Zusätzen mit Zellstoff, Leimungsmittel und Aluminiumsulfat in einem Blattbildner
zu erzeugen und mit dem Farbbildner zu beschichten.
[0025] Überraschenderweise wird im übrigen durch die erfindungsgemäße Kombination von Diphenolen
und Acrylnitrilpolymeren die Sublimationsneigung des gebildeten Farbstoffs verringert.
[0026] Bei den in dem Beispiel angegebenen Prozentangaben handelt es sich um Gewichtsprozente.
Beispiel
[0027] In einer Kugelmühle werden 35 g eines feinpulvrigen Polyacrylnitrilpolymerisats,
hergestellt aus 94 % Acrylnitril, 0,5 % Methallylsulfonsäure und 5,5 % Acrylsäuremethylester,
mit 14 g Bisphenol A, 41 gBenzolsulfonanilid, 3,5 g CaCl₂ und 275 g einer 2 %igen
wäßrigen Polyvinylalkohollösung und unter Zusatz von 1,3 g Distearylphosphorsäureester
vermahlen. Eine zweite Dispersion wird aus 50 g eines Farbbildners der Formel

und 250 g einer 8 %igen wäßrigen Polyvinylalkohollösung hergestellt. Man mischt die
Dispersion des Farbbildners mit der des Entwicklers im Verhältnis 7 zu 72, stellt
einen pH-Wert von 9 ein und trägt die Mischung auf Cellulosepapier so mittels einer
Rakel auf und trocknet sie, daß man ein Auftragsgewicht von 6 -7 g/m² erhält. Mit
einem beheizten Stift erhält man auf dem Papierblatt eine farbstarke schwarze Schrift,
die sich durch eine hohe Stabilität gegen Fette und Weichmacher auszeichnet.